Montag, 13. Oktober 2014

W428V: Erste Auslandsfahrt von Wesseling aus – in Spa und den Ostkantonen

Royal Spa FC ...................................................................... 2
Stade Disonais ..................................................................... 6
- Datum: Sonntag, 12. Oktober 2014 – Anstoß: 15.00
- Wettbewerb: Premiere Provinciale de Liege (1. Provinzklasse Lüttich = 5. Spielklasse, 2. Amateurliga Belgiens)
- Ergebnis: 2-6 nach 91 Min. (45/46) – Halbzeit: 1-3
- Tore: 0-1 6. (7), 0-2 17. (10), 1-2 23. (Nr. 7), 1-3 45. (7), 1-4 59. (18), 2-4 62. (18), 2-5 83. (11), 2-6 91. (20)
- Verwarnungen: Nr. 8, 18 (Spa)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade de la Géronstère (Kap. 2.600, davon 1.300 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 150 (davon ca. 40 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Unterhaltsames Spiel, Spa hat besser gegengehalten als gedacht)  
Photos with English Commentary:
a) Amateur Football in Belgium: Royal Spa FC suffers another defeat, this time on the hands of Stade Disonais
b) Belgium (The Eastern Cantons): Castles and Palaces in Burg-Reuland, Reinhardstein, Franchimont, Eupen and Raeren

Wesseling liegt näher an der Grenze als Merseburg, von daher sind Tagesausflüge ins Ausland noch einfacher zu machen. Von Merseburg aus war immer Tschechien und dann Polen das Ziel, hier sind es nun gleich vier Länder – Belgien, Niederlande, Luxemburg und Frankreich – wobei außer Luxemburg und mit Abstrichen Frankreich das alles nicht so attraktiv ist. Da waren Tschechien und Polen schon besser.

Wie auch in den Niederlanden hatte ich bisher nur einmal Fußball in Belgien gesehen – und das war sogar erste Liga. Aber warum nicht mal für die 5. Liga über die Grenze fahren, wenn in einer der interessanteren Gegenden des Landes in einem der schönsten und ältesten Stadien der Region gekickt wird?  
Was die Route anging: die A1 nach Süden, dann auf die B51 nach Rheinland-Pfalz rein und einem Wegweiser nach „Burg-Reuland (B)“ nach, der in einen asphaltierten Feldweg zeigt. Ohne zu es merken war man dann in Belgien: kein Grenzschild und alles Deutsch beschriftet. Burg-Reuland hat oberhalb des Dorfes eine schöne Burg zu bieten, die zwar nicht offen war, aber um deren ganz gut erhaltenen Mauern man herumlaufen konnte.

Über kleine Nebenwege fuhr ich nach Norden, wo ein luxemburgischer Adliger vor ein paar Jahrhunderten ein Schloss hingeknallt hat. Chateau de Reinhardstein ist dann schon in dem Bereich Belgiens, wo überwiegend Französisch gesprochen wird. Das Schloss selbst liegt in einer schönen, leicht gebirgigen und waldreichen Landschaft – es verteilt sich auf mehrere Gebäudeteile mit teils abseitig auf kleinen Felsen stehenden Wohntürmen und dem mittig in einem kleinen Tal auf einem weiteren Felsen stehenden Hauptschloss mit drei Türmen und Wohngebäuden.

Eine sehenswerte Burgruine ist Franchimont bei Theux, wenige Kilometer nördlich von Spa. Die ist fünfeckig mit fünf Ecktürmen angelegt und auch die Kasematten, die mit steilen Treppen unter die Erde gehen, sind zu besichtigen.

In Spa selbst sieht es so aus, wie überall in Belgien: schmuddelige graue Häuser, dazwischen mal ein paar besser gemachte aus dem 18./19. Jahrhundert. Eines der schönsten Gebäude der Stadt ist ein schlossartiger Verwaltungsbau neben dem Stadion.  
Das Stadion Géronstère ist eines der ältesten Belgiens (wohl 1920er) und hat eine tolle, hohe, überdachte, symmetrische Tribüne mit pavillonartigen Ausbauten an den Seiten, Sportlerheim und Kabinen im Sockel, und sieben Reihen blauer und weißer Holzbänke. Gegenüber sind zugewucherte Stehstufen, auf denen mehrere alte Kastanien wachsen. Hinter den Toren stehen Bäume. Um den Platz geht eine massive Reling herum. Das Kassenhaus erinnert eher an England, aber 5€ Eintritt sind jetzt nicht so hoch wie sonst oft in Belgien. Das Land hat ein ausgeprägtes Ligensystem mit Reserveligen, sodass Spa eigentlich nicht in der 5. Liga von 8 spielt, sondern von 12. Wenn sie so weiter spielen, können sie allerdings in der Tat „nur“ in die 4. Provinzklasse (8. Liga) abrutschen, da die anderen vier Ligen nur für Reservemannschaften sind.

Dass bei dem Verein einiges nicht rund läuft, ist weniger am Zustand der Anlage zu merken, als vielmehr daran, dass die Pommesbude geschlossen hatte. Aber dafür gab es tolle Hotdogs: Würstchen im Brötchen, klar, aber außer Ketchup und Gurkenscheiben wurde da Sauerkraut draufgeknallt. Ob die Belgier wissen, dass das dunkelgelbe Gestreusel auf einem Hotdog eigentlich Röstzwiebeln seien sollen?

Ich hatte eben Probleme im Verein Royal Spa FC angedeutet und es gibt in erster Linie wohl welche mit dem Niveau der Spieler, denn hier muss die Reserve auf dem Platz der ersten Mannschaft gerückt sein. Die Spiele von Spa in dieser Saison: 0-13, 0-7, 1-7 (beim Vorletzten, was dessen einziger Sieg ist), 0-5, 0-11, 0-7, 2-10, 0-6, 0-10. Macht 0 Punkte, 3:76 Tore und den 16. Platz. Die Gastmannschaft aus Dison steht im Mittelfeld und kam sicher mit der Erwartung eines einfachen Sieges nach Spa.

So einfach sollte es dann aber doch nicht werden: Dison war zwar klar besser, hier klappte auch das Passspiel und die Offensivaktionen waren im Minutentakt auf das Tor von Spa gerichtet, aber nach einer schnellen 0:2 Führung ließen sie die Gastgeber kommen. Durch Abstimmungsfehler zwischen Torwart und Verteidigung gelang einem Spieler von Royal Spa auch eine Bogenlampe über den Torwart zum 1:2. Mit dem Pausenpfiff köpfte Dison jedoch zum 1:3 ein. Nach der Pause folgte auf das erwartete 1:4 überraschend ein weiterer guter Spielzug von Spa, der zum 2:4 sorgte. Erst in der Schlussphase konnte Dison noch ein besseres Ergebnis erzielen, in dem sie zwei Mal die Abwehr ausspielten. Dieses 2:6 war aber immerhin die niedrigste Niederlage des Royal Spa FC in dieser 10 Spieltage alten Saison!  
Nach dem Spiel klapperte ich noch ein paar Schlösser ab: in Eupen gibt es gleich zwei, wobei eines sehr hässlich verbaut ist und das andere mit modernen Anbauten versehen obwohl der Baukörper sonst dem einer Renaissance-Wasserburg entspricht. Sehenswerter ist Raeren, wo die Schlossgebäude zwar alle in grau gehalten sind, aber verspielte Türme haben. Etwas abseits steht auch ein wuchtiger Wohnturm.

In dieser mehrsprachigen Region war es übrigens interessant, Autoradio zu hören. Die Sender in NRW sind ja fast alle entweder total niveaulos (wer dachte die Moderatoren und ihr Programm auf MDR Jump seien schon doof, muss mal 1live hören...) oder stinklangweilig – höchstens wenn Funkhaus Europa wieder für jede in Deutschland lebende ausländische Gemeinde muttersprachliches Programm hat, kann man mal von interessantem Radio reden: Funkhaus hat aber leider zu viele Sprachprogramme und zu wenig Mucke – aber wenn man in den Ostkantonen herumfährt, kann man je nach Empfang wechseln zwischen den niederländisch-, französisch und deutschsprachigen belgischen Sendern, wobei letztere es fertig bringen, Amateurfußballergebnisse bis in die unterste Reserve-Provinzklasse Lüttich zu bringen und dabei die Mannschaften auch alle deutsch auszusprechen und zudem über alle sportlichen Aktivitäten der Ostkantonsvereine (ob Radrennen, Wasserball oder 3. Frauen-Volleyballliga) zu informieren. Besonders im Bereich südöstlich von Spa bekommt man auch luxemburgische Sender mit älterer Rockmusik und Abhandlungen zu philosophischen Werken – französische Originalzitate und dazu Anmerkungen im luxemburgischen Dialekt – oder passendem Kommentar eines Moderators zu einer Promi-Nachrichten wie in etwa „wat ass dat fir e Schäiss?“  
Statistik:
- Grounds: 1.203 (heute 1 neuer; diese Saison: 49 neue)
- Sportveranstaltungen: 2.188 (heute 1; diese Saison: 76)
- Tageskilometer: 310 (310km Auto)
- Saisonkilometer: 16.360 (11.640 Auto/ 3.600 Flugzeug/ 1.020 Fahrrad/ 80 öffentliche Verkehrsmittel/ 20 Schiff, Fähre) - Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 158 [letzte Serie: 10, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 428

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