Donnerstag, 8. Oktober 2020
W0019IV: Riskantes Rugbyspiel im französischen Jura
US Oyonnax Rugby ................................................. 34
US Montalbanaise .................................................... 16
- Datum: Samstag, 3. Oktober 2020 – Beginn: 18.00
- Wettbewerb: D2 (Division 2, 2. französische Profi-Rugbyliga / Rugby Union, 15er-Rugby)
- Ergebnis: 2-2 nach 72 Minuten (35/37) – Halbzeit: 1-0
- Punkte: 0-3 3. Pourteau (Freekick), 5-3 6. Tyrell (Versuch), 7-3 6. Bourhis (Erhöhung), 7-6 12. Pourteau (Freekick), 10-6 16. Bourhis (Freekick), 10-11 40.+1 Loubière (Versuch), 10-13 40.+1 Pourteau (Erhöhung), 13-13 44. Bourhis (Freekick), 13-16 46. Porteau (Freekick), 18-16 48. Hamilton (Versuch), 20-16 48. Bourhis (Erhöhung), 25-16 66. Bettencourt (Versuch), 27-16 66. Bourhis (Erhöhung), 32-16 76. Tyrell (Versuch), 34-16 76. Bourhis (Erhöhung)
- Gelbe Karten: keine
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Stade Charles Mathon (Kap.: 11.400, davon 10.000 Sitzplätze / wegen der Coronahysterie derzeit auf 5.000 Sitzplätze beschränkt)
- Zuschauer: 4.338 (Gästefans: ca. 20)
- Unterhaltungswert: 8,0/10 Photos with English commentary:
a) Rugby Union: Oyonnax vs. Montauban (D2, 2nd professional division of France)
b) Sightseeing: Pont de Roide, Présilly (Jura), La Tour du Meix
Auch Rugby ist in Deutschland ein zu einer einzigen Peinlichkeit verkommener Randsport. Immer nur jammern, dass Fußball und andere Sportarten – aber natürlich an erster Stelle der Fußball, auf dessen Popularität man nun mal neidisch ist – sich in unserer Fallzahlen- und Hygienediktatur Rechte erkämpft hat (wenn auch sehr spät), für die man zu blöd ist, einzustehen. Bis Ende des Jahres wird in Deutschland nur 10er-Rugby – eine Notlösung, die unterklassig in manchen Nationen ohnehin üblich ist – anstelle von Rugby Union (mit 15 Spielern) gespielt. Hintergrund ist die idiotische, aber natürlich bereits mit wenig Fantasie umgehbare Schwachsinnsregelung einzelner Bundesländer, dass nur 30 Leute gleichzeitig Sport machen dürfen. Außerdem liegt es auch direkt an Vereinen. Ich zitiere totalrugby: „Vom Landersverband NRW organisiert, startete am Wochenende auch der sogenannte „Tackle Corona Cup“, der den regionalen Spielbetrieb in diesem Winter mit einem Zehner-Rugby-Wettbewerb ersetzen soll. Nach einem Rückzieher in allerletzter Minuten nicht dabei, sind die Rugger aus Paderborn. Diese sahen das Corona-Risiko nach den Vorfällen in Heusenstamm und Frankfurt als zu groß an...“ (Quelle: http://www.totalrugby.de/content/view/10333/42/). Bei so einem hirnrissigen Schwachsinn können die Franzosen nur mit dem Kopf schütteln. Je nach Fallzahlen und Stadion gucken bei den Profispielen bis zu 5.000 maskierte Fans zu. Also besorgten wir uns online Karten für ein Spiel der zweiten Profiliga in Oyonnax im französischen Jura. Ohnehin ist selbst die 2. französische Liga qualitativ und von der Stimmung her hochwertiger als die mit drittklassigen ausländischen Söldnern überflutete und einigen deutschen enthusiastischen Athleten aufgestockte 1. deutsche Rugbyliga.
Nach dem Frühstück in Strasbourg/ Schiltigheim brachen wir also in Richtung Süden auf. Erster Besichtigungspunkt war nach über zwei Stunden Fahrt die Festung von Pont de Roide. Der schöne Bau oberhalb des Ortes im Gebirge ist über eine extrem enge und kurvenreiche Straße erreichbar. Im Ort selber gibt es ein paar ansehnliche Villen, eine gehörte mal einem Typen aus der Familie Peugeot. Bekanntester Einwohner des Ortes ist jedoch der Schwerverbrecher Jules Bonnot (sehr lesenswert: https://de.wikipedia.org/wiki/Jules_Bonnot), der als Erfinder des Fluchtwagens gilt...
Nach weiteren zwei Stunden, die weitestgehend über Landstraßen führten, besichtigten wir die Burgruine Présilly (Présilly im Jura, Departement Nr. 39 – es gibt noch zwei weitere Orte gleichen Namens!) Diese liegt außerhalb des Dorfes und besteht aus der eigentlichen, Graben umgebenen Burg mit massiven Mauern und interessantem, so z. B. in Deutschland nicht vorzufindenden Torturm, sowie einem rekonstruierten Bauernhof mit Holzhäusern und einem historischen Taubenturm.
Wenige Kilometer weiter gibt es in La Tour du Meix eine weitere Burgruine. Interessant ist der Aufstieg durch einen Wald, dessen Bäume extrem mit Moos bewachsen sind. So etwas habe ich in Europa noch nie gesehen! Diese Art von Bewuchs sieht aber in einem europäischen Mittelgebirge natürlich anders aus, als in den Tropen auf Samoa oder so, wo es Vergleichbares häufig gibt. Die Burg ist aber nicht so gut erhalten, bietet zur einer Seite hin aber einen schönen Weitblick. Nun wurde der Sturm immer schlimmer, Böen bis 70 km/h und nun auch ab und an Regenschauer. In Oyonnax bekamen wir dann wie geplant einen Parkplatz am Stadion, doch von den drei in der Nähe liegenden Gaststätten hatte nur McDonalds offen – und der ist noch teurer als bei uns und ich hätte lieber was Besseres gehabt. Dafür gab es aber eine Schwarze, die so gutes Englisch sprach, wie ich es noch nie von einem Franzosen gehört habe, und die auch den Bestellvorgang mit Kreditkarte entsprechend erklären konnte, den ich auf Französisch nicht kapiert hatte...
Das Stadion ist nach einem im Zweiten Weltkrieg gefallenen Rugbyspieler des Vereins, Charles Mathon, benannt. Der hufeisenförmige Bau hat recht ansprechend gestaltete, moderne und komplett überdachte Tribünen. Von der einen Hintertortribüne sieht man nicht nur die Anzeigetafel, sondern hat auch einen Blick in die Stadt – Oyonnax ist leider eine der hässlichsten Städte Frankreichs. Außer zum Rugby oder anderen Sport gucken, braucht man hier wirklich nicht hinzufahren. Es sei denn, man interessiert sich für die französische Kunststoffindustrie...
Vor dem Eingangstor legt man Masken an, dann folgt eine Kontrolle, danach eine unsinnige Handdesinfektion. Da es für nur 4€ gute Stoffmasken mit Wappen im Fanshop gab, kaufte ich mir eine. Bisher hatte ich dauernd nur billigste Einwegmasken wochenlang genutzt – das ist mal endlich eine gescheite. Bei Hansa Rostock waren die (dort auch fast doppelt so teuren) ständig ausverkauft, TSV Leuna hat ja leider keine...
Das Spiel, welches fast 5.000 Zuschauer maskiert verfolgten – wobei die Mehrheit die Masken korrekt trug, aber sich auch keiner groß um freie Nasen oder Ähnliches kümmerte – war wie erwartet hervorragend. Da der Wind durchs Stadion pfiff, mussten ruhende Bälle (Freischüsse und Erhöhungen) von zwei Leuten ausgeführt werden: einer legte sich auf den Rasen und hielt den Ball mit der Hand fest auf dem Tee (Plasteteil) und der Kicker schoss dann wie üblich. Gleich zu Beginn ging der Gast aus Montauban mit 0:3 durch einen solchen Freekick in Führung, kurz darauf ein erster Versuch mit Erhöhung zum 7:3. Je ein Freekick für jedes Team genial verwandelt und es stand nach einer Viertelstunde 10:6. Großer Kampf und tolle Szenen blieben punktlos bis kurz vor der Pause, dann ein genialer Spielzug der Gäste und ein noch genialerer Erhöhungsschuss aus spitzem Winkel und enormer Distanz zum 10:13. Dann wieder zwei Freekicks, 13:16 und ab der 48. riss Oyonnax dann das Spiel an sich. Montauban kam nicht mehr durch und die Gastgeber legten nun etliche Versuche, die sie auch alle mit einer Conversion veredelten. 34:16 war der doch recht deutliche Endstand dieser starken Partie!
Zum Rugby in Frankreich muss noch gesagt werden, dass die Nationalmannschaft zumindest im 15er-Rugby (Rugby Union, die gängigste Spielvariante) zur Weltspitze gehört und dementsprechend die oberen beiden Profiligen (darunter gibt es noch zwei Halbprofiligen, erst darunter fangen die Amateurligen an – in Deutschland gibt es z. B. unter der 4. Liga nichts mehr) Weltklasse-Wettbewerbe sind. Oyonnax spielte auch einige Jahre erste Liga, ist nun auch mit Aufstiegschancen dabei. 2015 war ihr Stadion das erste, damals noch Erstliga-Stadion, mit einem Kunstrasen. Das liegt daran, das Oyonnax das kühlste Klima der Rugby-Profistandorte Frankreichs hat. So im Jura, unweit der Alpen, spielt kaum jemand so hochklassig. Im Süden Frankreichs ist Rugby noch beliebter als Fußball, während es in der Mitte und im Norden klar hinterm Fußball zurückhängt. Im ganzen Grand Est gibt es z. B. nach dem Bankrott vom Zweitligsten Strasbourg keinen Verein oberhalb der Amateurebene (5. Liga) mehr! Man beachte auch die Karte der Erstligavereine: https://en.wikipedia.org/wiki/Top_14#Current_teams Erste Liga hätte ich auch gerne geguckt, zumal mein Vater und ich schon mal 1. Liga Rugby League (13er-Rugby) in Perpignan gesehen hatten. Allerdings ist es derzeit wegen der Einschränkungen wegen der Chinesengrippe fast unmöglich Karten zu kaufen.
In Frankreich wird das mittlerweile schon viel vernünftiger gehandhabt als bei uns. Was kein Risikogebiet nach französischer Definition ist, darf bis zu 5.000 Zuschauer zulassen beim Sport unter freiem Himmel – bei Risikogebieten sind dann nur noch 1.000 oder 500 erlaubt. Aber selbst 5.000 sind bei Clubs wie Stade Français (Paris) zu wenig – momentan sind dort auch nur 1000 Dauerkartenbesitzer zugelassen, da Paris ja auch für Macron ein Risikogebiet ist und nicht nur für unsere Fachidioten vom Robert-Koch-Institut.
Ich habe übrigens bei dieser Tour nicht weiter beachtet, was diese Virologie-Fachidioten da für Fantasiezahlen veröffentlicht haben und was die beim AA dann für Reisewarnungen veröffentlicht haben. Die Anzahl der zugelassenen Spielbesucher war eine viel sinnvollere Faustregel: 5.000 Karten für Oyonnax bedeuten somit, dass das Departement Ain (Nummer 01) kein Risikogebiet ist. Die Region Grand Est, in der wir übernachteten und in der wir am Tag darauf Fußball guckten, wird derzeit auch von unseren beknackten Politikern und Wissenschaftlern nicht als Risikogebiet gebrandmarkt. Statistik:
- Grounds: 2.733 (1; diese Saison: 75 neue)
- Sportveranstaltungen: 3.966 (1; diese Saison: 84)
- Tourkilometer: 820km (820km Auto)
- Saisonkilometer: 18.970 (17.480 Auto, davon 0 Mietwagen/ 1.420 Fahrrad/ 70 Bus, Bahn, Straßenbahn / 0 Flugzeug/ 0 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 41 [letzte Serie: 13, Rekordserie: 178]
- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 22 des Jahres 2020 (25.-31.05.), d.h. seit 19 Wochen in Folge [letzte Serie und Rekordserie: 711 Wochen von KW 31/2006 bis KW 11/2020].
US Montalbanaise .................................................... 16
- Datum: Samstag, 3. Oktober 2020 – Beginn: 18.00
- Wettbewerb: D2 (Division 2, 2. französische Profi-Rugbyliga / Rugby Union, 15er-Rugby)
- Ergebnis: 2-2 nach 72 Minuten (35/37) – Halbzeit: 1-0
- Punkte: 0-3 3. Pourteau (Freekick), 5-3 6. Tyrell (Versuch), 7-3 6. Bourhis (Erhöhung), 7-6 12. Pourteau (Freekick), 10-6 16. Bourhis (Freekick), 10-11 40.+1 Loubière (Versuch), 10-13 40.+1 Pourteau (Erhöhung), 13-13 44. Bourhis (Freekick), 13-16 46. Porteau (Freekick), 18-16 48. Hamilton (Versuch), 20-16 48. Bourhis (Erhöhung), 25-16 66. Bettencourt (Versuch), 27-16 66. Bourhis (Erhöhung), 32-16 76. Tyrell (Versuch), 34-16 76. Bourhis (Erhöhung)
- Gelbe Karten: keine
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Stade Charles Mathon (Kap.: 11.400, davon 10.000 Sitzplätze / wegen der Coronahysterie derzeit auf 5.000 Sitzplätze beschränkt)
- Zuschauer: 4.338 (Gästefans: ca. 20)
- Unterhaltungswert: 8,0/10 Photos with English commentary:
a) Rugby Union: Oyonnax vs. Montauban (D2, 2nd professional division of France)
b) Sightseeing: Pont de Roide, Présilly (Jura), La Tour du Meix
Auch Rugby ist in Deutschland ein zu einer einzigen Peinlichkeit verkommener Randsport. Immer nur jammern, dass Fußball und andere Sportarten – aber natürlich an erster Stelle der Fußball, auf dessen Popularität man nun mal neidisch ist – sich in unserer Fallzahlen- und Hygienediktatur Rechte erkämpft hat (wenn auch sehr spät), für die man zu blöd ist, einzustehen. Bis Ende des Jahres wird in Deutschland nur 10er-Rugby – eine Notlösung, die unterklassig in manchen Nationen ohnehin üblich ist – anstelle von Rugby Union (mit 15 Spielern) gespielt. Hintergrund ist die idiotische, aber natürlich bereits mit wenig Fantasie umgehbare Schwachsinnsregelung einzelner Bundesländer, dass nur 30 Leute gleichzeitig Sport machen dürfen. Außerdem liegt es auch direkt an Vereinen. Ich zitiere totalrugby: „Vom Landersverband NRW organisiert, startete am Wochenende auch der sogenannte „Tackle Corona Cup“, der den regionalen Spielbetrieb in diesem Winter mit einem Zehner-Rugby-Wettbewerb ersetzen soll. Nach einem Rückzieher in allerletzter Minuten nicht dabei, sind die Rugger aus Paderborn. Diese sahen das Corona-Risiko nach den Vorfällen in Heusenstamm und Frankfurt als zu groß an...“ (Quelle: http://www.totalrugby.de/content/view/10333/42/). Bei so einem hirnrissigen Schwachsinn können die Franzosen nur mit dem Kopf schütteln. Je nach Fallzahlen und Stadion gucken bei den Profispielen bis zu 5.000 maskierte Fans zu. Also besorgten wir uns online Karten für ein Spiel der zweiten Profiliga in Oyonnax im französischen Jura. Ohnehin ist selbst die 2. französische Liga qualitativ und von der Stimmung her hochwertiger als die mit drittklassigen ausländischen Söldnern überflutete und einigen deutschen enthusiastischen Athleten aufgestockte 1. deutsche Rugbyliga.
Nach dem Frühstück in Strasbourg/ Schiltigheim brachen wir also in Richtung Süden auf. Erster Besichtigungspunkt war nach über zwei Stunden Fahrt die Festung von Pont de Roide. Der schöne Bau oberhalb des Ortes im Gebirge ist über eine extrem enge und kurvenreiche Straße erreichbar. Im Ort selber gibt es ein paar ansehnliche Villen, eine gehörte mal einem Typen aus der Familie Peugeot. Bekanntester Einwohner des Ortes ist jedoch der Schwerverbrecher Jules Bonnot (sehr lesenswert: https://de.wikipedia.org/wiki/Jules_Bonnot), der als Erfinder des Fluchtwagens gilt...
Nach weiteren zwei Stunden, die weitestgehend über Landstraßen führten, besichtigten wir die Burgruine Présilly (Présilly im Jura, Departement Nr. 39 – es gibt noch zwei weitere Orte gleichen Namens!) Diese liegt außerhalb des Dorfes und besteht aus der eigentlichen, Graben umgebenen Burg mit massiven Mauern und interessantem, so z. B. in Deutschland nicht vorzufindenden Torturm, sowie einem rekonstruierten Bauernhof mit Holzhäusern und einem historischen Taubenturm.
Wenige Kilometer weiter gibt es in La Tour du Meix eine weitere Burgruine. Interessant ist der Aufstieg durch einen Wald, dessen Bäume extrem mit Moos bewachsen sind. So etwas habe ich in Europa noch nie gesehen! Diese Art von Bewuchs sieht aber in einem europäischen Mittelgebirge natürlich anders aus, als in den Tropen auf Samoa oder so, wo es Vergleichbares häufig gibt. Die Burg ist aber nicht so gut erhalten, bietet zur einer Seite hin aber einen schönen Weitblick. Nun wurde der Sturm immer schlimmer, Böen bis 70 km/h und nun auch ab und an Regenschauer. In Oyonnax bekamen wir dann wie geplant einen Parkplatz am Stadion, doch von den drei in der Nähe liegenden Gaststätten hatte nur McDonalds offen – und der ist noch teurer als bei uns und ich hätte lieber was Besseres gehabt. Dafür gab es aber eine Schwarze, die so gutes Englisch sprach, wie ich es noch nie von einem Franzosen gehört habe, und die auch den Bestellvorgang mit Kreditkarte entsprechend erklären konnte, den ich auf Französisch nicht kapiert hatte...
Das Stadion ist nach einem im Zweiten Weltkrieg gefallenen Rugbyspieler des Vereins, Charles Mathon, benannt. Der hufeisenförmige Bau hat recht ansprechend gestaltete, moderne und komplett überdachte Tribünen. Von der einen Hintertortribüne sieht man nicht nur die Anzeigetafel, sondern hat auch einen Blick in die Stadt – Oyonnax ist leider eine der hässlichsten Städte Frankreichs. Außer zum Rugby oder anderen Sport gucken, braucht man hier wirklich nicht hinzufahren. Es sei denn, man interessiert sich für die französische Kunststoffindustrie...
Vor dem Eingangstor legt man Masken an, dann folgt eine Kontrolle, danach eine unsinnige Handdesinfektion. Da es für nur 4€ gute Stoffmasken mit Wappen im Fanshop gab, kaufte ich mir eine. Bisher hatte ich dauernd nur billigste Einwegmasken wochenlang genutzt – das ist mal endlich eine gescheite. Bei Hansa Rostock waren die (dort auch fast doppelt so teuren) ständig ausverkauft, TSV Leuna hat ja leider keine...
Das Spiel, welches fast 5.000 Zuschauer maskiert verfolgten – wobei die Mehrheit die Masken korrekt trug, aber sich auch keiner groß um freie Nasen oder Ähnliches kümmerte – war wie erwartet hervorragend. Da der Wind durchs Stadion pfiff, mussten ruhende Bälle (Freischüsse und Erhöhungen) von zwei Leuten ausgeführt werden: einer legte sich auf den Rasen und hielt den Ball mit der Hand fest auf dem Tee (Plasteteil) und der Kicker schoss dann wie üblich. Gleich zu Beginn ging der Gast aus Montauban mit 0:3 durch einen solchen Freekick in Führung, kurz darauf ein erster Versuch mit Erhöhung zum 7:3. Je ein Freekick für jedes Team genial verwandelt und es stand nach einer Viertelstunde 10:6. Großer Kampf und tolle Szenen blieben punktlos bis kurz vor der Pause, dann ein genialer Spielzug der Gäste und ein noch genialerer Erhöhungsschuss aus spitzem Winkel und enormer Distanz zum 10:13. Dann wieder zwei Freekicks, 13:16 und ab der 48. riss Oyonnax dann das Spiel an sich. Montauban kam nicht mehr durch und die Gastgeber legten nun etliche Versuche, die sie auch alle mit einer Conversion veredelten. 34:16 war der doch recht deutliche Endstand dieser starken Partie!
Zum Rugby in Frankreich muss noch gesagt werden, dass die Nationalmannschaft zumindest im 15er-Rugby (Rugby Union, die gängigste Spielvariante) zur Weltspitze gehört und dementsprechend die oberen beiden Profiligen (darunter gibt es noch zwei Halbprofiligen, erst darunter fangen die Amateurligen an – in Deutschland gibt es z. B. unter der 4. Liga nichts mehr) Weltklasse-Wettbewerbe sind. Oyonnax spielte auch einige Jahre erste Liga, ist nun auch mit Aufstiegschancen dabei. 2015 war ihr Stadion das erste, damals noch Erstliga-Stadion, mit einem Kunstrasen. Das liegt daran, das Oyonnax das kühlste Klima der Rugby-Profistandorte Frankreichs hat. So im Jura, unweit der Alpen, spielt kaum jemand so hochklassig. Im Süden Frankreichs ist Rugby noch beliebter als Fußball, während es in der Mitte und im Norden klar hinterm Fußball zurückhängt. Im ganzen Grand Est gibt es z. B. nach dem Bankrott vom Zweitligsten Strasbourg keinen Verein oberhalb der Amateurebene (5. Liga) mehr! Man beachte auch die Karte der Erstligavereine: https://en.wikipedia.org/wiki/Top_14#Current_teams Erste Liga hätte ich auch gerne geguckt, zumal mein Vater und ich schon mal 1. Liga Rugby League (13er-Rugby) in Perpignan gesehen hatten. Allerdings ist es derzeit wegen der Einschränkungen wegen der Chinesengrippe fast unmöglich Karten zu kaufen.
In Frankreich wird das mittlerweile schon viel vernünftiger gehandhabt als bei uns. Was kein Risikogebiet nach französischer Definition ist, darf bis zu 5.000 Zuschauer zulassen beim Sport unter freiem Himmel – bei Risikogebieten sind dann nur noch 1.000 oder 500 erlaubt. Aber selbst 5.000 sind bei Clubs wie Stade Français (Paris) zu wenig – momentan sind dort auch nur 1000 Dauerkartenbesitzer zugelassen, da Paris ja auch für Macron ein Risikogebiet ist und nicht nur für unsere Fachidioten vom Robert-Koch-Institut.
Ich habe übrigens bei dieser Tour nicht weiter beachtet, was diese Virologie-Fachidioten da für Fantasiezahlen veröffentlicht haben und was die beim AA dann für Reisewarnungen veröffentlicht haben. Die Anzahl der zugelassenen Spielbesucher war eine viel sinnvollere Faustregel: 5.000 Karten für Oyonnax bedeuten somit, dass das Departement Ain (Nummer 01) kein Risikogebiet ist. Die Region Grand Est, in der wir übernachteten und in der wir am Tag darauf Fußball guckten, wird derzeit auch von unseren beknackten Politikern und Wissenschaftlern nicht als Risikogebiet gebrandmarkt. Statistik:
- Grounds: 2.733 (1; diese Saison: 75 neue)
- Sportveranstaltungen: 3.966 (1; diese Saison: 84)
- Tourkilometer: 820km (820km Auto)
- Saisonkilometer: 18.970 (17.480 Auto, davon 0 Mietwagen/ 1.420 Fahrrad/ 70 Bus, Bahn, Straßenbahn / 0 Flugzeug/ 0 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 41 [letzte Serie: 13, Rekordserie: 178]
- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 22 des Jahres 2020 (25.-31.05.), d.h. seit 19 Wochen in Folge [letzte Serie und Rekordserie: 711 Wochen von KW 31/2006 bis KW 11/2020].
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