Montag, 12. August 2019

W680II: Manheim alt und neu

FC Viktoria 1919 Manheim ............................... 4
FC Borussia Buir ................................................ 0
- Datum: Samstag, 10. August 2019 – Beginn: 18.00
- Wettbewerb: Stadtmeisterschaft Kerpen, Gruppenphase (Kreisliga B, Rhein-Erft, Staffel 2; 9. Liga, 5. Amateurliga gegen Kreisliga C, Rhein-Erft, Staffel 4; 10. und unterste Liga, 6. Amateurliga)
- Ergebnis: 4-0 nach 60 (30/30) Minuten – Halbzeit: 1-0
- Tore: NN
- Gelbe Karten: 1x Manheim, 1x Buir
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Sportplatz Manheim neu (Kapazität: 3.000 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 60 (davon ca. 10 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 4,5/10 Burg Zievel Photos with English commentary:
a) Local Cup Competition: Viktoria Manheim vs. Borussia Buir + Pictures of Deserted Old Manheim Village and New Manheim Village
b) Rureifel: Kallmuth, Reiferscheidt etc.

Meine gute Freundin Conny hatte es für ein paar Tage nach Bonn verschlagen und nachdem sie ihre Verpflichtungen abgehakt hatte, fuhren wir am Freitagabend ins verregnete Siebengebirge zur mittlerweile sehr touristischen und auf Parkplatzabzocke ausgelegten Löwenburg hinaus.

Der Samstag war wetter- und besichtigungsmäßig besser: wir fuhren einige Stunden durch die Eifel, wobei ich ein paar der besuchten Dorfkirchen noch nicht von innen fotografiert hatte. Unsere Sightseeing-Auswahl kann ich als Ausflug von Bonn, Köln oder Aachen aus auch generell empfehlen: Hardtburg (derzeit aber Innenbereich gesperrt), Burg Zievel, Satzvey (Burg, Fachwerkhäuser und Kirche), Kirchen von Kallmuth, Keldenich, Rinnen und Sistig (eine der sehenswertesten Kirchen in Deutschland überhaupt!), Reifferscheidt (Burg, Kapelle und Kirche), Kloster Steinfeld und Bad Münstereifel (gesamte Altstadt). Manheim Nachdem ich Conny zum Bahnhof gebracht hatte, ging es noch nach Manheim bei Kerpen. Zuerst in das alte Dorf: ein paar wenige Bewohner harren hier noch in den wenigen bewohnbaren Häusern aus, ehe sie dann auch gehen müssen, wenn die Bagger ankommen. Es ist schon ein seltsames Bild: das halbe Dorf ist abgerissen, die Kirche entweiht, die restlichen Häuser sind verrammelt wegen der vielen Asozialen und Diebe die hier her kommen und auch der Fußballplatz von Viktoria Manheim 1919 ist abgeruppt – denn bis 2022 soll der Ort für den angrenzenden Tagebau abgebaggert werden. Ein hartes und unschönes Schicksal – die links-grünen Extremisten, die da durch den Ort latschten und wohl irgendwelche Lager am Waldrand aufgeschlagen hatten, unterstütze ich trotzdem nicht. Auch die in der Presse zu lesende Darstellung, der Ort sehe so „schockierend wie nach einem Krieg“ aus ist Müll: wo sind hier bitte Einschusslöcher und rumstehendes Kriegsgerät? Man hat anscheinend selbst in dieser Gegend das Maß beim Vergleich verloren: dabei gab es im Nachbardorf Blatzheim vor nur wenig mehr als 100 Jahren selbst in der Vorkriegszeit Kriegszustände. Siehe Wikipedia zu Blatzheim: „Der neue Pfarrer August Kugelmeier, der am 1. August 1913 seinen Dienst in Blatzheim antrat, sah den Bau dieser [neuen geplanten] Kirche als eine wichtige und schnell umzusetzende Aufgabe. Auf Widerstand stieß er damit jedoch beim Kirchenvorstand, vertreten durch den stellvertretenden Vorsitzenden Baron von Loë und beim Bürgermeister Reichert. Diese wollten den Bau zwar nicht verhindern, sich dafür jedoch noch einige Jahre mehr Zeit lassen. Als Grund hierfür machten sie geltend, dass sich neben der Kirche ein Friedhof auf Grundstücken der Gemeinde befand [... u]nterstellt wurde Kirchenvorstand und Bürgermeister aber auch, dass sie den Bau hinauszögerten, um mehr Zinsen aus den für den Bau zurückgelegten Geldern einnehmen zu können. [Der Kirchenstreit] entwickelte sich zusehends zu einem Streit zwischen den Wohlhabenden des Ortes ... und der restlichen Bevölkerung [...] und es kam zu Demonstrationen und gewalttätigen Ausschreitungen, bei denen Häuser beschmiert und Scheunen in Brand gesteckt wurden und schließlich auch vor dem Gebrauch von Schusswaffen nicht zurückgeschreckt wurde. Diese Unruhen hielten über mehrere Wochen an und auch nach ihrem Ende blieb das Thema im Ort heftig umstritten. Erst mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges trat es dann in den Hintergrund.“ Wieder einmal ein tolles Beispiel, was für ein verrohtes und verkommenes Pack unsere Groß- und Urgroßelterngeneration hervorgebracht hat und dass Deutschland wirklich erst in den 1950er-/60er-Jahren zivilisiert wurde.

Sowohl der SV Blatzheim 1928 als auch der FC Viktoria 1919 Manheim spielen auf der neuen Kunstrasenanlage in Manheim neu. Dieser etwas einfallslos benannte Ort ist eine etwas halbfertig wirkende und baulich extrem hässliche Häuseransammlung zwischen Blatzheim und Kerpen, 5km von Manheim („alt“) entfernt. Seit 2012 wurden fast alle Einwohner Manheims umgesiedelt und auch z.B. komplette Gräber oder kleine historische Dinge wie Wegekreuze umgesetzt. Ein solches Wegekreuz steht völlig deplatziert vor dem Sportplatz, der von gewaltigen Graswällen umgeben ist. Das ist dem Lärmschutzwahn geschuldet, doch ohne diese Wälle wäre der Platz total öde.

Heute fanden dort zwei Spiele der Kerpener Stadtmeisterschaft statt. Ich schaute, da freier Eintritt war, aber nur das erste Spiel. Dort trat Manheim (gesprochen wie die Großstadt mit 2 n auch: Mannheim) gegen Borussia Buir (gesprochen Bühr) an. Eine Klasse liegt zwischen den beiden Teams, Manheim war sehr deutlich überlegen, doch traf in der ersten Hälfte nur einmal und auch nur mit Hilfe des unsicheren Gästetorwarts, dem ein Weitschuss durch die Arme rutschte. Nach der Pause hatte auch Buir mal zwei Torchancen (vor der Pause waren es genau 0), doch Manheim legte u.a. mit einer Bogenlampe aus spitzem Winkel nach. Am Ende 4:0, eher noch zu niedrig und kein sonderlich gutes Spiel. Aber eine wirklich interessante Gegend und somit ein weiterer lohnender Ausflug! Viktoria Manheim 1919 4:0 Borussia Buir Statistik:
- Grounds: 2.482 (1; diese Saison: 39 neue)
- Sportveranstaltungen: 3.706 (1; diese Saison: 57)
- Tourkilometer: 250 (250km Auto)
- Saisonkilometer: 48.070 (44.140 Flugzeug/ 3.850 Auto, davon 1.680 Mietwagen/ 40 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre / 0 Bus, Bahn, Straßenbahn)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 59 [letzte Serie: 71, Rekordserie: 178]
- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 31 des Jahres 2006 (31.7.-6.8.), d.h. seit 680

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