Sonntag, 15. März 2015

W449I-V(MOR15;4-8): Bandbreite Marokkanischer Sehenswürdigkeiten; eine syrische Burg, spanische Festungen, Halfagrassteppen, Palmenoasen und Hochgebirge

Photos with English Commentary:
a) Rif Mountains: KASBAH AMERGOU (12th Century Castle in Syrian Style), GURUGU NATIONAL PARK (Castillo de Tazuda, Fuerte de Gurugu)
b) Eastern Region: Oujda Town Centre, Figuig Oasis, Bouarfa Town
c) Tifilalt: Ziz Gorges, Aoufous Kasbah, Maâdid Kasbah
d) Anti-Atlas: Kasbahs and Landscape in Alnif, Tazarine, Nekob, Ait Semgane, Tasla 
e) Agadir Region: Foum Zguid, Talate, Tasetiffte, Alugoum, Tisgui Ida Oubaloul, Isafen, Timkite 
Den Montag verbrachten wir noch bei meiner Gastfamilie in Fés. Nach dem Frühstück kam uns die Idee, mal kurz bei Jim vorbeizuschauen, der ja u.a. das Riad besitzt, das Khadija bewirtschaftet. Außerdem hat er auch sein „Moroccan Host Network“ und eine Sprachschule für Marokkanisch-Arabisch. Er freute sich sehr, mich mal wieder zu sehen und nach mehr als einer Stunde Unterhaltung – zum ersten Mal in Marokko mal wieder auf Englisch statt Arabisch – fuhren mein Vater und ich gen Norden.

Wir hatten nur einen Besichtigungspunkt geplant und der ist auch aufwendig genug. Wir fuhren bis Karia Ba Mohammed, nahmen dann einen anderen Weg als geplant und zweigten auf die sehr schlechte Straße nach Moulay Bouchta ab. In Moulay Bouchta war gerade Markt und ein Lieferant erklärte uns nicht nur den Weg zur Burg, sondern schickte uns auch gleich in ein temporäres Restaurant, da wir nach Essen fragten. Dort wurde in einem Zelt an der Straße Fisch gebraten und dazu scharfes Gemüse, Brot und Wasser gereicht.

Auf der Landesstraße R408 von Moulay Bouchta zur Landesstraße R501 (Karia Ba Mohamed nach Ouezzane) muss man dann innerorts (von der R501 kommend links) eine Piste hochfahren. Den Weg zum Jebel Amergou erfragt man am besten im Ort. Nachdem sich die Piste etwa 1km teils recht steinig und immer wieder von einzelnen Bäumen flankiert die Hangkante entlang windet, sieht man links oben auf dem Berg die Burgruine. Nach einem weiteren Kilometer kommt man an zwei uralten Bäumen vorbei in ein kleines Dorf namens Douar Amergou. Dort parkt man auf der Freifläche bei den Bäumen unterhalb der Moschee das Auto und latscht ins Dorf hinter und an der letzten Biegung nach oben. Oder man lässt sich für sagen wir mal 50 Dirham von einem Mann aus dem Dorf auf den Jebel Amergou führen. Wir trafen jedenfalls auf Hassan, der uns freundlich und kompetent nach oben führte und von hochtrabenden Plänen zur Tourismusentwicklung (die Piste asphaltieren, einen Parkplatz anlegen, Wegweiser aufstellen und Leute mit Werbung anlocken, damit so viele Inlands- und ausländische Touris kommen, dass man einen Gasthof aufmachen kann) erzählte.

Ganz oben auf dem Berg befinden sich die stattlichen Ruinen einer Burg, die als Kasbah Amergou bzw. Qalaah Amergou (Kasbah wie auch Qalaah heißt „Burg“, wobei ersteres vorwiegend im Maghreb und letzteres in der Levante benutzt wird) bekannt ist. Erbaut wurde sie im 12. Jahrhundert von einem offensichtlich syrischen Architekten für die Almohadendynastie als Militärfestung nach dem Vorbild der Saladinsburg (Qala’h Salah ad-Din) bei al-Haffah in Syrien. Zum Vergleich hier ein Link zu meinen Bildern von der Saladinsburg: https://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623535528251/ – Auf dem Bergsporn von Amergou hat man eine fantastische Sicht auf den nahegelegenen Stausee und über die anderen Berge hinweg in eine grüne Landschaft bis nach Taounate. Nicht nur landschaftlich, auch baulich ist die Burg Amergou herausragend, denn es gibt keine zweite Festungsanlage in Marokko mit runden Türmen. Die Wehrtürme rund bzw. halbrund zu mauern (und nicht eckig mit Lehm zu stampfen wie bei den Kasbahs der Berber) ist nicht nur für bestimmte europäische Burgen typisch, sondern auch für die syrischen. Burgen die im heutigen Libanon, Jordanien, Israel oder Palästina stehen fallen auch unter den syrischen Bautyp, dessen (vermutlich) einziges Beispiel in Marokko wie gesagt diese Qalaah Amergou ist.

Nachdem wir eine halbe Stunde durch die mittels Mauern in drei Bereiche gegliederte, wirklich sehr schöne Burg mit massiven Mauern und runden Türmen gelaufen sind, stiegen wir ab und gaben Hassan in Ermangelung eines kleineren Scheins 100 Dirham, was ihn sehr freute. Aber insgesamt waren die Leute in diesem Ort auch ausgesprochen freundlich und keineswegs so aufdringlich wie woanders in der Region.

Auf einer etwas anderen Route fuhren wir nach Fès zurück. Da gab es am Abend endlich wieder Blödsinn mit Zakaria und mir: Fußball im Innenhof mit einem Gummiball den wir solange krachend vor die Holztüren (also Tore) donnerten, bis die kleinen Kinder der Amifamilie, die auch derzeit zugast bei Khadijas Homestay ist, pennen gehen mussten...  
Dienstag ging die große Tour los. Mein Vater und ich verabschiedeten uns früh am Morgen von der Familie und fuhren auf der Autobahn bis Guercif durch und zweigten dann gen Nador ab. Vor Nador ging es via Segangane den Jebel Gurugu Nationalpark, Marokkos zweitschönster nach dem Jebel Tazekka Nationalpark, hoch. Bei meinem Besuch letztes Jahr hatte ich zu knapp Zeit vorm Handball in Nador um mehr als die beeindruckende Berglandschaft, durch die sich enge Asphalt- und Schotterwege an Berghängen unter Nadelbäumen in Sichtweite von gezackten und zerklüfteten Felsformationen entlang winden, zu fotografieren. Jetzt wollten wir so viele wie möglich von den fünf oder sechs spanischen Festungen die dort stehen besuchen. OK, am Ende wurden es nicht mehr als zwei, aber egal – wenn man alle abklappern will, braucht man bei den beschissenen Zufahrten und den Fußwegen locker zehn Stunden...

Die erste Festung war ganz typisch für das spanisch kolonisierte Nordafrika: ein runder Turm mit Zinnen, ein paar eckige Nebengebäude bzw. deren Mauerreste und alles aus verputztem Beton und schön auf einem Bergkegel thronend. Diese Festung hieß Castillo de Tazuda oder Fuerte Tazuda. Nur 2km weiter fuhren wir auf eine Piste, die erst nach 50m einen Aussichtspunkt zu bieten hat und dann nach 1km oben an der größten Festung des Gurugu Gebirges herauskommt. Wir liefen allerdings den Kilometer, da uns ab dem Aussichtspunkt die Piste so eng und steinig vorkam, dass wir mit dem Mietwagen trotz Allrad nichts riskieren wollten. Gerade in einem fast menschenleeren Nationalpark braucht man keine Schäden in die Mietkarre zu fahren... Jedenfalls heißt dieses Fort Fuerte Gurugu oder Arabisch auch „Khandaq Almany“ (Deutscher Graben), da es ein besonderes, wohl von einem deutschen Festungsarchitekten entworfenes Grabensystem aufweist. Den Großteil der Festungsmauern hat man innerhalb des verschachtelten Grabensystems, in das man nur an einer Stelle – der mit dem besten Ausblick in die Berglandschaft des westlichen Rifs – hineinklettern kann.

Nach dieser eindrucksvollen Festung sahen wir zwar noch zwei weitere bekannte, verpassten dann aber die Abzweige bzw. Aufstiegsmöglichkeiten und fuhren dann aufgrund der fortgeschrittenen Zeit durch Nador. Dort sahen die meisten Restaurants so teuer aus, dass wir noch 10km nach Sirouane weiterfuhren und da in einem ganz ordentlichen kleinen Restaurant trotz zweier großer Cola als Getränk dazu für weniger als 8€ gute Tajine mit Pommes und prima Thunfischsalat bekamen. Aber was die Bekanntheit dieser Festungen angeht: wie auch die am Montag besuchte „syrische“ Burg Amergou und die von mir letztes Jahr zwei Mal besuchte Kasbah Nesrani; die Festungen im Gurugu-Gebirge werden in keinem Marokkoreiseführer erwähnt, obwohl sie für jeden Burgenfreund oder Fan von Festungsbauwerken wirklich interessant sind. Man sollte dabei bedenken, dass es auch von einem neutralen Standpunkt aus eine absolute Frechheit ist, dass niemand Werbung für v.a. die Burg Amergou macht, deren qualitätsvolle Baukunst einmalig in Marokko ist: man kann doch im Reiseführer warnen, dass man entweder Allrad braucht oder 3km laufen muss um an den Fuß des Burgberges zu kommen! Und die Festungen im Gurugu-Park sind ja teilweise noch ziemlich einfach zugänglich!

Wir fuhren dann um den Stausee Mohamed V herum nach Taourirt und via El Aioun (nicht mit dem gleichnamigen Ort in der Westsahara verwechseln!) nach Oujda. Oujda ist zwar eine ganz sympathische Stadt, aber dadurch dass sie sehr untouristisch ist und trotz der überwiegend armen Bevölkerung auch eine zahlenmäßig gar nicht so kleine Oberschicht existiert, ist sie recht unübersichtlich und teuer. Bis wir getankt, eingekauft und in ein Hotel eingecheckt hatten (die Klitsche in der Straße nahe des Bahnhofes gegenüber der Altstadt war mit 200 Dirham noch zu teuer: in vielen Städten würde ein solches unteres Mittelmaß 150Dh. kosten) verging weit über eine Stunde.

Nach dem Einkaufen im Marjane (die kleinen Läden hatten kein vernünftiges Angebot, also fuhren wir den reichen Leuten mit dicken Autos ins nette Shoppingcenter nach) gab es noch ein Erlebnis, das gar nicht unangenehm war, aber auf das ich natürlich lieber verzichtet hätte: Oujda ist ein Hotspot für Flüchtlinge, die in Algerien nicht versorgt werden und daher die Grenze illegal passieren und in Marokko bestenfalls eine Grundversorgung aber ohne jede Verdienstmöglichkeiten bekommen, sodass man in Oujda viel angebettelt wird. Meist sind das Schwarzafrikaner, doch beim Einpacken ins Auto wurde ich von einer Frau, etwa so alt wie ich, auf syrisch-gefärbten Hocharabisch angesprochen, ob ich „marokkanischer Bruder“ nicht etwas Geld für syrische Flüchtlinge hätte. Vom Äußeren her hätte sie mit schwarzem Kopftuch und langer Jacke auch eine Einheimische sein können, aber als ich misstrauisch fragte, von woher genau aus Syrien sie stamme und sie dann meinte „bei Idlib“, war ich mir langsam sicherer, dass sie keine Marokkanerin ist, die asozialerweise behauptet Kriegsflüchtling zu sein um Mitleid zu erregen und Almosen einzusacken. Ich meinte dann nur noch: „Was heißt bei Idlib? Idlib-Stadt oder Saraqib oder Jisr?“ Sie daraufhin lächelnd: „Du kennst Saraqib (beta’ref Saraqib)?“ – Bei den Geographiekenntnissen der meisten Marokkaner, die höchstens Damaskus und Aleppo kennen, und mit ihrem freundlichen Bedanken statt dem wie in Marokko üblichen Fordern nach (noch) mehr „vielen Dank und Gott segne dich, mein marokkanischer Bruder“ (muss mich wohl für nen Berber gehalten haben, bei meinem komischen Akzent und hellen Äußeren) für meine 20-Dirham-Spende, war aber klar, dass sie die Wahrheit sagte. Aber so was ist zum Kotzen, wenn man Leute aus einem Ort, den man kennt da man dort mal Fußball geguckt und dabei sogar Freunde gefunden hat und eingeladen wurde und nach wie vor noch Kontakt hat (mein Kumpel aus Saraqib lebt aber schon seit Ende 2010 in Deutschland zum Studium), beim Betteln am Arsch der Welt trifft!  
Mittwoch ging es recht früh von Oujda aus nach Süden. Man passiert südlich der östlichsten Großstadt Marokkos ein bergiges, bewaldetes Bergbaugebiet, das auf den seltsamen Namen Jerada (Heuschrecke) hört. Durch Jerada selbst fuhren wir nicht durch, da wir den direkten Weg gen Ait Beni Mathar nahmen. Ab dort wird die Landschaft öde und extrem leer. Nach über 100km Nichts bzw. Halfagrassteppe und Halbwüste kommt dann ein Dorf namens Tandrara, wo nach Osten nichts abgeht, da die umstrittene und geschlossene algerische Grenze direkt daneben verläuft und nach Westen nur noch Pisten über das fast menschenleere Plateau du Rekkam verlaufen. Der Polizeiposten am Ortseingang war sehr freundlich und bat uns einen Kollegen ins 80km entfernte Bouarfa mitzunehmen. Kurz vor Bouarfa sollte es sich als sehr geschickt herausstellen, diesen Polizisten namens Soufiane mitgenommen zu haben: ich war mit 70 statt der erlaubten 60 in den Ort eingefahren und ein Polizist namens Zakaria hielt mich deswegen an. Soufiane meinte gleich, er solle uns doch einfach durchlassen, aber Zakaria belehrte mich erstmal in bestem Hocharabisch, dass er mir bei der nächsten Verkehrsübertretung eine Geldstrafe auferlegen muss. Nach einer Entschuldigung meinerseits für mein zu hohes Tempo, fuhren wir in der Tat ohne etwas zahlen zu müssen weiter und ließen Soufiane in der Ortsmitte der sehr gepflegten Kleinstadt Bouarfa heraus.

Von Bouarfa fährt man eine schöne Strecke von etwas mehr als 100km nach Figuig, wobei man kurz vorm Ortsanfang bei einer sehr freundlich Kontrolle Passdaten sowie eine Telefonnummer angeben muss und dann sogar noch die Gendarmerie-Nummer bekommt, die man bei einem Problem anrufen solle. Die beiden Polizisten waren so gut drauf, dass sie meinem Vater noch während der minutenlangen Datenaufnahme einen ihrer Feldstecher gaben, dass er sich mal die Berglandschaft angucken solle – eigentlich dürften die beiden dieses fürs Militär genormte Hochpräzisionsteil, das z.B. zum Überwachen illegaler Grenzübertritte oder Verkehrsbewegungen dient, nicht mal so aus der Hand geben... Jedenfalls liegt die Kleinstadt Figuig mit ihren 12.000 Einwohnern total am Arsch des Landes: von zwei Seiten von Algerien eingeklemmt, dessen Grenzen zu Marokko aufgrund beiderseitiger Blödheit und Sturheit geschlossen sind. Drumherum schroffe Berge und der Ort selbst verteilt sich recht malerisch zwischen von Lehmmauern und -türmen umgebenen Palmoasen, die die Lebensgrundlage dort bilden. Bekannt ist der Ort in sportlicher Hinsicht für einen Erstligisten im Volleyball: Auswärtsspiele sind da schon was Geiles, mal eben 1.500km nach Tanger oder Rabat fahren für Volleyball... Figuig ist weitestgehend gepflegt aber unübersichtlich und an den Rändern sind die Palmoasen sehr struppig und teils verlassen. Auffällig ist hier (das gilt aber in Marokko für jeden Ort östlich von Fés, selbst für die Region Taza und für Oujda so wie so), dass es so gut wie keine Touristen gibt. Das hat den Vorteil, das trotz der Strukturschwäche der „Region Orientale“ die Leute weder so aufdringlich noch so ausländerfeindlich wie in etlichen anderen Gegenden Marokkos sind. Ganz im Gegenteil: gerade Dienstleister sind ausgesprochen freundlich. Wir aßen Tajine in einem kleinen Restaurant, in dem eine junge Frau bediente, die wirklich sehr freundlich und gut gelaunt war. Als ich von den geforderten 71 auf 80 Dirham aufrunden wollte, meinte sie nur „vielen Dank, aber das ist zu viel, mach ein bisschen weniger“, sodass wir uns auf 75 einigten.

Wir fuhren schon nach anderthalb Stunden in Figuig wieder nach Bouarfa zurück. Dort kauften wir nur was zum Abendessen (leider ist in Bouarfa anscheinend ziemliche Mangelwirtschaft) ein und mussten aufgrund der Grenznähe noch mal Passdaten abgeben. Wir fuhren durch ganz interessante Halbwüstenlandschaft mit kahlen, imposant geformten Tafelbergen bis Boudnib, was sich als das letzte Scheißkaff herausstellte. Kam zwar recht gepflegt daher, aber statt einer richtigen Tankstelle anzusteuern musste man sich zu einem Laden durchfragen, der Öle und andere Schmierstoffe sowie auch Kraftstoffe aus Kanistern verkaufte. Statt der üblichen 9,2 oder 9,3 Dirham kostete hier ein Liter Diesel auch stolze 11 Dirham (1,07€) – aber wenigstens bekam man mit einem prima Trichter die Plörre aus umfunktionierten Olivenölflaschen in den Tank gefüllt. Was wir dann nicht akzeptierten war der Preis für eine Übernachtung auf dem Campingplatz in der Oase. Irgend so ein scheiß Franzose führt da ein „Camping de Rekkam“ und verlangt da pro Person 220Dh. für eine Nacht im Zelt mit Verpflegung. Doof wie der war, wollte der nicht auf mein Handeln eingehen, aber solche Spaste wie der sind eh nicht mal ansatzweise integriert. Wir fuhren also über 70km weiter bis in einen Vorort von Er-Rachidia, wo es eine Petrom-Tankstelle mit angeschlossenem Hotel gibt, und checkten dort nach dem Volltanken für 250 Dh. (24€) pro Person ein. Eigentlich wären es 280 Dh. (die waren schon etwas grenzwertig, auch wenn das Hotel nicht schlecht ist) gewesen, aber wenn man auf Arabisch ganz scheinheilig fragt „OK, ähm... gibt es noch ein Hotel in der Stadt, dass so etwa 200 Dirham pro Zimmer nimmt?“ geht der Chef schnell runter im Preis...  
Donnerstag setzten wir die Fahrt von Er-Rachidia aus fort. Zuerst nach Süden via Aoufous, wo es einen tollen Palmenhain in einer der spektakulären Schluchten des Flusses Ziz (nach dem heißt übrigens eine Tankstellenkette) und einige verfallene Lehmbauten (kleine Kasbahs) gibt, und via Maâdid wo es ebenfalls eindrucksvolle aber verfallene Lehmkasbahs zu sehen gibt, bis Rissani. Dort bogen wir nach Alnif ab. Ob die Spaste mit den Wohnmobilen (fürchterlich wie viele Franzosen, Deutsche, Schweizer und Spanier mit diesen Karren in Marokko und v.a. dem Hohen und Anti-Atlas rumkurven) durch die Furt gekommen sind? Mit unserem Dacia war das ja kein Problem, eine 30cm tiefe Flussquerung zu passieren, die aufgrund eines Brückenschadens auf der einzigen Einfahrt von Osten her nötig ist. Alnif ist insgesamt leider heruntergekommen und voller Bettler.

Tazarine ist da sehr viel angenehmer, wobei das Touristen-Restaurant etwas zu teuer war. Nekob machte dann einen noch sehr viel besseren Eindruck: sehr viele, meist gut erhaltene bzw. sehr gepflegte Lehmbauten wie Kasbahs und Ksars in schöner Landschaft und freundliche Leute. Auf dem Weg nach Ouarzazate, den wir etwas ausdehnten aufgrund der reichlichen Zeit, passierten wir noch einige verfallene Kasbahs (befestigte Häuser), Ksars (Wehrdörfer) und Agadirs (befestigte Getreidespeicher). In einem namenlosen Ort zwischen Nekob und Tansikht und dann auf der Nebenroute in Ait Semgane und Tasla befanden sich die besten Beispiele.

Wir erreichten Ouarzazate wie geplant in der Dämmerung kurz vor 19 Uhr und checkten im Hotel Zaghrou ein, dass ich sehr empfehlen kann, obwohl es sich direkt an unserer Budgetgrenze für eine Nacht (300 Dirham, d.h. 29€) bewegt. Aber hier ist Frühstück in diesem Preis inbegriffen und wenn man noch mal etwa 140 Dh. für zwei Leute hinlegt, bekommt man sogar ein hervorragendes warmes Abendessen (Tajine, Brouchette oder Couscous) im Restaurant serviert.  
Freitag bewegten wir uns dann, südlicher als anfangs angedacht, auf spektakulären Umwegen bzw. Nebenwegen gen Agadir. Wir fuhren die bereits bekannte Strecke von Ouarzazate bis Tazenakht, wo hinter dem Ort eine enge und schlechte Asphaltstraße nach Foum Zguid abgeht. Der Weg bis Foum Zguid ist ein ruhiges, dünn besiedeltes Tal mit schroffen Felswänden und steinigen Wadis, die ab und an von Oasendörfern mit Lehmbauten und Palmenhainen gesäumt sind. Von diesen Oasendörfern sind v.a. Talate, Tasetiffte und Alugoum lohnend. In all diesen Orten fällt übrigens auf, dass die Leuten zurückhaltend und freundlich sind.

Foum Zguid hat dann ein paar wenige Lehmbauten zu bieten und ist ansonsten ein ungepflegtes Kaff mit vielen Betongebäuden. Die Strecke von dort nach Tata ist von Dünen und Felsen gesäumt, sehr leer da fast völlig unbesiedelt und schnell zu fahren. In Tata, eine ehemalige Militär-Stadt die mit ihren heute rund 50.000 Einwohnern aufgrund ihrer geschickten Kommunalpolitik mit vielen internationalen Projekten im Energie-, Dienstleistungs- und Medizinsektor bekannt ist, gingen wir in einer kleinen Klitsche essen: das Besitzerehepaar waren ein Harratin (d.h. seine Vorfahren waren schwarze Sklaven) und eine Sahraouia (also eine aus der Sahara).

Wir bogen dann in die Berge in Richtung Ighrem/ Taroudante ein und passierten einige interessante Berberdörfer, die ebenfalls sehr ruhig und angenehm waren. Tisgui Ida Oubaloul liegt toll an einem breiten, steinigen Wadi. Isafen liegt deutlich oberhalb des Wadis halb in den Bergen. Timkite hat eine schöne Speicherburg (ein Agadir) zu bieten. In Ighrem selbst gab es nichts zu sehen und Taroudant kannten wir schon, sodass wir nach Agadir durchfuhren, dort 19h ankamen und nach einem Einkauf in dasselbe Hotel wie letztes Jahr eincheckten: nur 16,30€ für ein Doppelzimmer – zugegebenermaßen aber auch recht einfach und Klo/Bad auf dem Gang...  
Statistik:
- Tageskilometer: 2.630 (Mo: 210km Auto, Di: 590km Auto, Mi: 770km Auto, Do: 560km Auto, Fr: 600km Auto)
- Saisonkilometer: 40.410 (28.880 Auto/ 5.600 Flugzeug/ 4.430 öffentliche Verkehrsmittel/ 1.480 Fahrrad/ 20 Schiff, Fähre)

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