a) Phosphate Plain & Zaer Mountains: Khouribga and Surroundings & Moulay Bouazza, Mountains near Oulmes
b) Middle-Atlas: Ifrane, Ras Elma, Sefrou
c) Jebel Zerhoun: Kasbah Nesrani in Spring
Am Montag verließen wir Ben Guerir früh, frühstückten auf einer Autobahnraststätte kurz hinter Ben Guerir und fuhren in Settat ab. Dann ging es auf kleinen, schlechten, nicht oder nur auf Arabisch ausgeschilderten Straßen durch grüne, hügelige Landschaft quer über die Phosphatebene via Sidi Hajjaj nach Khouribga. Dort zeigte ich meinem Vater die Gartenstadt mit ihrem europäischen Erscheinungsbild inklusive Stadion, das praktischerweise offenstand. Erst war der Platzwart zwar nicht begeistert, dass wir einfach durchs Eingangstor latschten, aber Ausländer mit Interesse am marokkanischen Fußball durften dann doch mal ein paar Fotos machen – beim Spiel das ich im Stade du Phosphat guckte, war es nämlich dunkel und die Hintertortribüne und die Sitze waren auch noch nicht fertig.
Wir fuhren dann über Oued Zem den Schildern nach Moulay Bouazza am westlichen Rand des Mittleren Atlas an der Grenze zum Zaer-Gebirge entlang. In Moulay Bouzza gibt es auch ein Stadion – allerdings ein etwas gammliges, staubiges für die unteren Amateurklassen – und diverse einfache Restaurants (Tajine mit Rindfleisch und Gemüse nur 20 Dh.). Der Sicherheitsmann von der einzigen Bank im Ort erklärte uns dann sehr gut den Weg nach Oulmes: der direkteste Weg ist nämlich schwer zu fahren, da er sich – teils ausgewaschen, teils bröckelig und verengt – kurvenreich die malerischen, von Pflanzen durchsetzten Berge entlang schlängelt. Mitunter führt die Straße ohne Leitplanken an tiefen Schluchten in denen gut gefüllte Wadis entlang fließen vorbei.
Ab Oulmes ist die Straße weniger spektakulär, aber die Landschaft bleibt noch viele Kilometer so toll. In Meknes fuhren wir auf die Autobahn und in Fès wieder ab. Dort erwarteten uns bereits Khadija und die Kinder. Zum Abendessen schaute auch noch ein anderer Arabisch-Student, der Kanadier Travis, vorbei. Also wieder einmal eine lustige Runde, die auch nicht durch den Stromausfall im Haus, den erst ein Elektriker beheben konnte, gestört wurde...
Dienstag hieß es noch mal Kasbah-Klettereien und danach Verwandtschaft in Fès abklappern. Am späten Vormittag fuhren mein Vater und ich den direktesten Weg zum 40km westlich von Fès gelegenen Jebel Zerhoun. Dort schafften wir den oberhalb des Dorfes Sidi Ali beginnenden, schweren Aufstieg zur Kasbah Nesrani in einer knappen Stunde. Jetzt wo ich zum dritten Mal auf dieser Kasbah war (während meines Studienaufenthaltes war ich erst im Herbst mit Khadijas Söhnen hochgeklettert, dann im Winter mit zwei Wuppertaler Groundhoppern), in der Vorwoche eine definitiv von einem aus dem syrischen Raum stammenden Architekten realisierte Kasbah (Kasbah Amergou, 70km von Kasbah Nesrani entfernt) besucht habe und das Hintergrundwissen zu Festungen aus der Almohadenzeit (11., 12./13. Jh.) von einem marokkanischen Archäologen bekommen habe, bin ich mir auch sicher, dass die Erklärung für den Namen der Burg (Kasbah Nesrani = Christen-Festung) geschichtsrevisionistischer Schwachsinn aus der Kolonialzeit ist: von wegen die Portugiesen hätte die Hütte da auf den Berg gesetzt. Die sind wohl nie soweit ins Landesinnere gekommen und v.a. haben die nie in diesem Stil gebaut wie dort auf dem Jebel Zerhoun. Viel sinniger ist die Erklärung, das zuerst die Römer dort auf einem Quellheiligtum (es entspringen etwa sieben Quellen auf dem Berg unter der Festung) eine Festung gebaut haben, die dann nach der Aufgabe von Volubilis (eindrucksvolle Ruinenstadt 20km westlich) verfiel und im Mittelalter unter den Almohaden erneuert wurde. Ungewöhnlich für die Almohaden ist bei genauem Hinsehen allerdings auch hier bei der Kasbah Nesrani der Baustil der Türme: die sind entweder abgerundete Ecktürme oder in einem Fall sogar ein regelmäßig runder Turm und auch das verwendete Material, nämlich mit Mörtel verkleisterte, massive Kalksteine – wie es halt eben in einigen europäischen Ländern und Großsyrien üblich war. Wahrscheinlich zeichnet sich für diese tolle Burganlage also auch ein syrischer Architekt (vllt. derselbe wie in Amergou) verantwortlich. Übrigens ist die Kasbah mit der umliegenden Berg- und Hügellandschaft jetzt im Frühjahr besonders schön, da sehr grün und von blühenden Pflanzen durchzogen.
Zurück in Fès hielten Rita und ich Khadija auf Trab, da die Jungs bei Freunden waren und ich somit mit Rita spielen musste: die wird mit zunehmenden Alter nicht nur immer besser in Fremdsprachen (in dem Jahr in dem ich sie nicht gesehen habe, hat sie richtig ordentlich Englisch und Französisch gelernt; sie ist das einzige von den vier Kindern, das wirklich was in der Schule macht) sondern auch immer sportlicher; den Gummifußball schoss sie dermaßen durch den Innenhof, dass die Holztüren laut krachten – und für ein paar Taekwondo-Übungen sollte ich auch noch herhalten. Dass sie gerade mit diesem Sport in einem der Trainingszentren in Fès-Batha angefangen hat, hat sicher mit ihrer länger in der Sportart aktiven Tante Fayza zu tun, die wir dann am Abend besuchen. Wir trafen uns alle im Haus der Eltern, wo ihr Vater Abdellah und seine Frau uns zum Abendessen einluden. Fayza bedauerte zwar, dass sie an keinem der Wochenenden etwas mit uns unternehmen konnte und auch heute oder am Tag drauf sich nicht auf Arbeit (mittlerweile in Fès-Bensouda und nicht mehr bei der belgischen Drecksfirma in El Aouamra bei Larache) freinehmen konnte, aber freute sich uns jetzt wieder zu sehen. Mittlerweile hat sie sich übrigens mit ihrem Freund, den sie letzten Sommer kennengelernt hatte, verlobt, sodass meine Eltern und ich jetzt eine Hochzeitseinladung für August diesen Jahres bekommen haben, die wir aber wahrscheinlich leider nicht wahrnehmen können. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Marokkanerinnen will sie auch nach Eheschließung Kontakt zu allen in ihrem Freundeskreis halten – viele Frauen brechen mit der Verlobung den Kontakt zu mindestens ihren männlichen Freunden und Bekannten ab – sodass es kein Problem sein sollte, sich mit ihr und ihrem dann Ehemann mal im nächsten oder übernächsten Jahr zu treffen. Ich soll sogar auf ihrer Hochzeit einen Posten übernehmen: nämlich der Fahrer des Wagens des Brautpaares sein, welcher mit einem hochpreisiger Mietwagen an der Spitze der hupend durch die Stadt fahrenden Kolonne fährt! Nur die Gags, dass wir uns nervigen Leuten gegenüber (wenn man als Marokkanerin mit einem Ausländer unterwegs ist, wird man oft angeglotzt oder direkt blöd ausgefragt) als Ehepaar ausgegeben haben, sind jetzt natürlich vorbei...
Auf dem Weg zurück ins Riad von Khadija schafften wir es noch dank Zaki im Marjane-Supermarkt aufzufallen, weil er (wir waren ohne Wagen rein), einem Ehepaar den noch leeren Einkaufswagen klaute, woraufhin sie erstmal die halbe Non-Food-Abteilung absuchen mussten, ehe sie Zaki erwischt hatten...
Mittwoch stand dann schon wieder der Abschied von Marokko an, doch bevor es nach Deutschland zurückging, reisten wir ersteinmal nach London weiter. Am Vormittag saßen wir noch ein bisschen mit der Gastfamilie und ihren neuen Gästen aus Florida zusammen, bevor Mohammed zur Arbeit ging, schnitt sich der Friseur-Geselle noch an uns warm; sinnvollerweise ließen wir uns bei der Sonneneinstrahlung in Marokko erst am letzten Tag die Haare schneiden – in England holt man sich im März nämlich keinen Sonnenbrand am Kopf...
Khadija machte noch Mittagessen für uns und nachdem wir herzlich verabschiedet wurden, fuhren wir noch ein paar Stunden in Ifrane, Ras Elma und Sefrou herum, ehe wir am Flughafen das Auto zurückgaben – der Hertz-Mitarbeiter war anscheinend nur wegen meinen auf Arabisch vorgebrachten Ausreden so freundlich und erließ uns die 5€ Aufpreis wegen der fälligen Wagenwäsche und Innenreinigung – und ohne Verspätung gen London-Stansted starteten.
Statistik:
- Tageskilometer: 2.900 (Mo: 520km Auto, Di: 120km Auto, Mi: 260km Auto u. 2.000km Flugzeug)
- Saisonkilometer: 43.740 (29.690 Auto/ 7.600 Flugzeug/ 4.430 öffentliche Verkehrsmittel/ 1.480 Fahrrad/ 20 Schiff, Fähre)
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