Sonntag, 15. März 2015

W448IV-VI(MOR15;1-3): Rückkehr nach Fés, Ittihad Zemmouri Khémisset und Handball unter freiem Himmel auf Betonboden

Association Sportive Taza جمعية تازة 
15:13 (6:8)
Mouloudia Missour جمعية المولودية ميسور
- Datum: Sonntag, 1. März 2015 – Beginn: 11.30
- Wettbewerb: Botola al-Qism al-Watani al-Awwal, al-Majmoua al-Awwal (بطولة القسم الوطني الاول المجموعة الاولى = 2. Marokkanische Handballliga, Staffel 1; 1. Amateurliga)
- Ergebnis: 15-13 nach 60 Minuten (30/30); Halbzeitstand: 6-8
- Torfolge: 2-0, 2-3, 3-3, 3-4, 4-4, 4-5, 6-5, 6-8; 9-8, 9-10, 10-10, 10-11, 13-11, 13-12, 15-12, 15-13
- Gelbe Karten: Nr. 3, 13, 17 (Taza); Nr. 3 (Missour)
- Zeitstrafen: Nr. 3 (Taza = 2 Minuten); Nr. 8 (Missour = 2 Minuten)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Municipal de Taza, Terrain du Handball (الملعب البلدي بتازة; Kap. 500 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 70 (keine Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Also dass man auf Betonboden und windschiefe Tore noch vernünftig Handball spielen kann... Und eng und emotional war das Spiel auch!)

Ittihad Zemmouri Khémisset الاتحاد الزموري للخميسات  
1:0 (0:0)
Difaâ Hassani d’El Jadida الدفاع الحسني الجديدي
- Datum: Samstag, 28. Februar 2015 – Beginn: 15.30
- Wettbewerb: GNF Botola 1 (البطولة الوطنية الاحترافية = 1. Marokkanische Profiliga)
- Ergebnis: 1-0 nach 98 Minuten (48/50); Halbzeitstand: 0-0
- Tor: 1-0 55. Mohammed Jaouad
- Verwarnungen: Nr. 16 (IZK); Nr. 5 (DHJ)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade 18 Novembre (ملعب 18 نونبر; Kap. 3.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 2.000 (davon Gästefans: ca. 100)
- Unterhaltungswert: 6,5/10 (Mittelmäßiges Spiel, zunehmend gute Stimmung)  
Photos with English Commentary:
a) Football: Ittihad Zemmouri Khemisset defeat Difaa Hassani El Jadida 
b) Handball: Association Sportive Taza defeat Mouloudia Missour 

c): Sightseeing Fes: Old Town of Fés 
d) Zemmour: Oued Beht Cave
e) Taza & Tazekka: Friouato Cave, Landscape near Jebel Tazekka
   
Vor fast genau einem Jahr hatte ich mein Auslandssemester in Fés beendet und mich von meiner Gastfamilie verabschiedet. Am letzten Februarwochenende 2014 ging dann die Reise mit dem Auto gen Süden, bis nach Mauretanien, und dann von dort wieder nach Norden, den Atlantik entlang bis zum Fährhafen in Ceuta. Die einzige von meiner Gastfamilie, die ich noch auf der Rückreise besuchen konnte, war Fayza, da sie zu der Zeit noch in Larache am Atlantik in der Nähe von Ceuta gearbeitet hatte.

Diesmal ging es v.a. darum, noch mal ein paar Tage bei meiner Gastfamilie mit Khadija und ihren Kindern Mohammed, Hamza, Zakariya und Rita – ihr Mann Driss weilte leider mal wieder zur Arbeit in Algerien – zu verbringen. Außerdem wollte ich einige mir noch unbekannte Ecken des Landes sehen. Und ein paar interessante neue Grounds stehen auch noch auf der Liste, da z.B. mehrere Erstligisten in neue bzw. sanierte Stadien gezogen sind.  
Freitag holte mich mein Vater in Bonn ab. Dann ging es weiter nach Weeze, wo mitten in der Pampa an der niederländischen Grenze ein ehemaliger britischer Militärflughafen zu einem zivilen Flugplatz mit einer Handvoll Flüge pro Tag (zu Massentourismusdestinationen und auch irgendwelchen anderen sinnlosen Kleinstflughäfen), umgebaut. Auch Fés hat einen sehr kleinen Flughafen, ist aber zweifelsohne ein Massentourismusziel und natürlich auch anderseits bei den vielen Marokkanern in NRW ein beliebtes Ziel, sodass die Ryan-Air-Maschine richtig voll war.

Pünktlich war der Vogel trotzdem – das ist auch fast das einzige, das man der Billig-Airline nicht zum Vorwurf machen kann, wobei das bei den Provinzflughäfen mit ihren 12 Starts und Landungen am Tag auch kein Kunststück ist: wenn man wie die Lufthansa auf Flughäfen operiert, die in einer halben Stunde 12 Starts und Landungen sehen, dann handelt man sich halt viel leichter eine Verspätung ein – nur der Mietwagen hielt auf. Bei Hertz war ein richtiger Stau am Schalter. Genial war dann aber wieder, dass wir für 30€ am Tag einen Dacia Duster bekamen. Also genau dasselbe Auto, das wir privat fahren. 2011 hatten wir schon mal einen Mietwagen in Marokko – damals besaßen wir einen Dacia Sandero Stepway und genau denselben Wagen bekamen wir am Flughafen in Casablanca von Hertz überreicht!

Ich fand ohne Probleme zum Parkplatz in Fés-Batha wo uns Hamza schon erwartete. Natürlich sind wir auf dem Weg noch in eine Polizeistreife gelaufen und Hamza konnte sich nicht ausweisen, da Perso beim Sportverein liegen gelassen. Aber mal eine klare Ansage auf Arabisch von mir, dass mit Hamza alles in Ordnung ist und wir wirklich Gäste seiner Familie sind und der Polizist ermahnte Hamza nur noch, dass er stets ein Ausweisdokument bei sich tragen sollte. Der Rest der Familie empfing uns jedenfalls freudig im Haus in der Altstadt. Dort übernachteten wir dann auch die folgenden vier Tage.  
Am Samstag fuhren wir erst relativ spät los nachdem wir uns noch lange beim Frühstück unterhalten hatten und auch kurz die neuen amerikanischen Gäste kennengelernt hatten. Unglaublich, wie viele Amis in Marokko unterwegs sind und bei Khadija’s Homestay landen und wie viele von den Amis mit Kleinkindern herumreisen...

Hamza hatte als einziger Zeit mit uns zufahren und hetzte nach der Schule zum Essen nach Hause und dann mit uns zum Parkplatz. Wenig intelligent war, dass er so viel gegessen hatte, dass es ihm in Oued Beht hochkam und wir schnell anhalten mussten, damit er nicht den ganzen Mietwagen vollkotzt... Praktischerweise mussten wir genau unter dem Treppenaufgang zur Höhle Oued Beht anhalten. Die ist nirgendwo verzeichnet oder ausgeschildert, aber eine kleine, ganz interessante Höhle in einem eindrucksvollen Felsen hoch über einem grünen Flusstal in ebenso grüner, jetzt sogar mit orangen Blumen durchzogener, Hügellandschaft.

In Khémisset trieben wir in der Straße zum Stadion einen guten kleinen Imbiss mit Tajine auf. Dort lief auf Flachbildglotze das 13.30-Spiel in Khenifra. Wir gingen dann in dessen Halbzeit bzw. nach unserem Mittagessen rüber zur Kasse des Stadions von Khémisset und besorgten uns Tribünenkarten. Die Gegentribüne des Stadions 18. November – am 18.11.1956 erlangte Marokko von Frankreich und Spanien (beide Länder hatten das Land unter sich aufgeteilt) die Unabhängigkeit – ist zwar schöner mit ihren Arkaden hinter den roten und grünen Sitzen die den Vereinsschriftzug IZK (Ittihad Zemmouri Khémisset) bilden, aber auf der im Mittelsektor überdachten und mit blauen Sitzen und in den Außensektoren mit roten Sitzen versehenen Haupttribüne hat man nicht lauter Bekloppte um sich herum. Im Gegenteil: der Einsatzleiter sprach uns plötzlich höflich an und schickte uns in den Mittelteil unterhalb der Presseplätze. Aufgrund der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen wegen des IS-Terrors – während Iran, Libanon und Co. Terroristen nach Syrien schicken um dort mit Assads kriminellen Banden zu kämpfen, schicken die Maghreb-Staaten (also v.a. Tunesien und Marokko) Terroristen zum genauso kriminellen IS; doch im Gegensatz zur Gegenseite ist das nicht staatlich legitimiert – mussten wir erst mal unseren Personalien abgeben und konnten uns dann aber sehr nett auf Hocharabisch mit dem Polizisten und seinem Assistenten unterhalten, die beide sehr positiv auf Deutschland zu sprechen waren und auch etwas Deutsch konnten.

Das Spiel zwischen Khémisset und El Jadida begann und es waren nur 10 Gästefans und knapp 1.000 Heimfans zugegen, doch kaum war der Stimmungsboykott in der 15. Spielminute aufgehoben, schon strömten noch nach und nach so viele Zuschauer herein, dass mindestens 2.000 (davon 100 Gästefans) anwesend waren. Die Gästefans sangen fast geschlossen und sehr ausdauernd durch, bei den Heimfans waren es so etwa 300-500 auf der Gegenseite die richtig abgingen.

Auf dem Feld passierte nicht so viel in den Strafräumen, doch beide Teams erarbeiteten sich Chancen, wobei der Gast seiner Favoritenrolle absolut nicht gerecht wurde. Außer einem Lattentreffer hatten sie auch kaum eine Torchance in der ersten Halbzeit und nach dem Seitenwechsel war es v.a. die Heimelf die aktiv wurde. In einem besser werdenden Spiel gelang IZK auch der Siegtreffer nach einer knappen Stunde. Durch das überraschende 1:0 verbesserte sich Khémisset vom letzten auf den vorletzten Tabellenplatz. Und wir fuhren wieder denselben 125km langen Weg auf der Landstraße zurück nach Fés.  
Sonntag hatte dann leider gar keiner Zeit, sodass wir zu zweit zu einer tollen Tour nach Taza und dem Tazekka Nationalpark aufbrachen. Zuerst fuhren wir nach Taza rein und suchten den Sportkomplex auf. Ich hatte ja mal letztes Jahr dort ein Fußballspiel im Stadion gesehen, doch außer einem Fußballstadion gibt es auch noch Tennisplätze, Petangefelder, Basketballcourts und auch ein Handballstadion. Alles unter freiem Himmel, alles ohne Überdachungen und v.a. alles in ziemlich schlechtem Zustand...

Der Handballplatz von Taza ist so ziemlich das Übelste was mir je untergekommen ist und die Anlage ist auch in der ganzen Liga berüchtigt. Gegen eine sechsstufige Betontribüne ohne Geländer aber dafür mit riesen Zwischenräumen sage ich ja nichts, aber wenn die dann auf einen eingezäunten Betonplatz mit windschiefen Toren mit löchrigen Netzen schaut... In Deutschland würde da keiner Handball spielen – aber hier spielte die 2. Liga!

Natürlich ist die 2. Liga mit ihren acht regional unterteilten Staffeln eine reine Amateurliga. Aber trotzdem war der Anfahrtsweg der Gäste aus Missour im hinteren Mittleren Atlas ganze 200km lang. Die Gäste benahmen sich auch so, wie ich das von den Berberprolls aus dieser Ecke kenne: unablässiges Meckern und Pöbeln. Wie die Schiris hier mit so wenigen Strafen auskommen konnten ist mir schleierhaft, allerdings waren generell ein paar Fehlentscheidungen dabei.

Das Spiel war sehr eng und spannend, aber natürlich langsam. Es war auch nicht übertrieben hart. Niemals führte bis zur 55. eine der beiden Mannschaften mit mehr als zwei Toren und mehrfach wechselte die Führung. Bei Pause stand es 6:8, doch gleich nach der Pause ging Taza wieder in Führung. In der Schlussphase zeichnete sich dann ein Sieg für Taza ab, der wenige Minuten vor Schluss in Form der 15:12 Führung und der angrenzenden Pöbeleien mit Betreuern und Trainern auf dem Platz manifestiert wurde. Es fiel noch das 15:13, dann wurde abgepfiffen und bei der erneuten Pöbelei von der asozialen Gastmannschaft ging auch mal die Polizei dazwischen und mehrere Fans der Heimmannschaft – das waren insgesamt aber leider auch nur so etwa 70 – liefen ebenfalls pöbelnd auf den Platz um v.a. dem Arschloch von Gästetrainer noch mal zu sagen, dass er ein Arschloch ist...

Als sich das Ganze beruhigte, gingen wir Essen in einem der Tajine-Restaurants an der Hauptstraße. Wir fuhren dann an der ummauerten Altstadt vorbei ins Gebirge hoch. Der Jebel Tazekka Nationalpark, dessen schroffe aber stark bewaldete Berghänge und -gipfel mit Höhlen durchzogen sind, ist wohl der schönste Nationalpark Marokkos. Spektakuläre Straßen schlängeln sich hier – teils ohne jede Sicherung – an tiefen Schluchten entlang. Mit der Friouato-Höhle gibt es hier auch eine ganz spektakuläre Sehenswürdigkeit. In einen schroffen Berg führt mindestens 18km lang ein Höhlensystem mit Stalagmiten, Stalagtiten, unterirdischen Wasserläufen und allem was sonst noch zu einer Höhle gehört hinein. Die riesige Vorhöhle in die 550 Stufen hinabführen kann man für 10 Dirham besuchen, die ersten 1,5km bis zu einer großen, wassergefüllten Höhle kann man dann nur mit Führer (300 Dirham pro Gruppe) und vernünftiger Kleidung (Overall, Helm, Stirnlampe) besuchen. Nach dieser Höhle ist aufgrund der nicht vorhandenen Sicherung und erforderlicher Tauchgänge und ähnlich waghalsiger Sachen, die Speläologen gerne machen, Schluss. Bis zu diesem Punkt braucht man aber auch schon mindestens 45 Minuten, die einen u.a. durch zwei Engstellen, in denen man fast stecken bleibt, über steile Treppen und blanke Felsen sowie über schmale Planken die über Wasserläufe, deren Tiefe nicht erkennbar ist, gelegt sind, führen. Wir waren nach etwa 100 Minuten wirklich guter Kletterpartien wieder draußen und fuhren die Runde im Nationalpark, vorbei an Korkeichen und anderen interessanten Bäumen, vorbei an tiefen Schluchten und schroffen Bergen, vorbei an der seltsamen Ansiedlung Bab Bou Ider mit ihren europäischen Häusern mit Satteldächern und der schönen Sportanlage, zu Ende.  
Statistik:
- Grounds: 1.300 (Sa: 1 neuer, So: 1; diese Saison: 146 neue)
- Sportveranstaltungen: 2.304 (Sa: 1, So: 1; diese Saison: 192)
- Tageskilometer: 2.720 (Fr: 2.000km Flug, 180km Auto; Sa: 250km Auto, So: 290km Auto)
- Saisonkilometer: 37.800 (26.250 Auto/ 5.600 Flugzeug/ 4.430 öffentliche Verkehrsmittel/ 1.480 Fahrrad/ 20 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 19 [letzte Serie: 13, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 448

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