Montag, 8. Juli 2013

W362III: Einmal links in den Schotterweg an den Rand des Nadelwaldes zum Cricket-Ground – typisch Brandenburg!

Havelländischer Cricket Club Werder ---------------- 131/7
Berlin Cricket Club 2nd XI ------------------------------ 130/9
- Datum: Sonntag, 7. Juli 2013 – First Ball Bowled: 11.00
- Wettbewerb: Cricket Verbandsliga Ost (2. und unterste Spielklasse im Cricket)
- Ergebnis: Werder besiegt Berlin mit 2 Wickets, Spielzeit ca. 390 Minuten bzw. 50:33.4 Overs
- Batting Statistics Werder: k.A.
- Batting Statistics Berlin: k.A.
- Bowling Statistics Werder: k.A.
- Bowling Statistics Berlin: k.A.
- Spielort: Cricketanlage Bliesendorf (Kap. 1.500 Stehplätze)
- Zuschauer: zwischen 2 und 13 (davon keine Gästefans)
- Unterhaltungswert: 5,0/10 (Anfangs eher mäßig, doch als Werder am Schlag war, entwickelte sich ein erfreulich gutes Spiel) DSC09363  Cricket Ground of Bliesendorf, Werder/ Havel Photos with English Commentary:
a) German 2nd Cricket Division, Eastern Group (50 overs): Havelländischer Cricket Club Werder v Berlin Cricket Club 2nd XI
b) Werder Havel Old Town, Wiesenburg Palace, Schwielowsee Palace, Pine Woods of Brandenburg: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157627313932555/detail/

Das war doch mal wieder typisch Brandenburg: auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gibt es nur zwei Cricketvereine, die sich am Spielbetrieb des Deutschen Cricket Bundes, in der Oststaffel zusammen mit den vier West-Berliner Vereinen, beteiligen. Natürlich befinden sich diese Clubs in Sachsen und Brandenburg: erwartungsgemäß spielen die Sachsen in Dresden und die Brandenburger natürlich nicht in Potsdam, denn das wäre bei Brandenburg nicht ungewöhnlich genug. Werder/ Havel ist nämlich die Gemeinde für Randsportarten: der Ortsteil Phöben ist für Pferdepolo bekannt, in Bliesendorf wird Cricket gespielt.

Der Platz in der 450-Einwohner-Gemeinde ist erst seit einem Jahr in Nutzung und hat mit einer sandigen Pitch und etwas zu hohem, unebenen Gras im Infield und Outfield keinen idealen Belag. Diese bessere Wiese liegt von einem Wildzaun umgeben am Rande des typischen Nadelwaldes, der von einzelnen Robinien und Eichen durchsetzt ist. Neben dem Cricket-Ground liegt auch ein ausbautenloser, von Bäumen komplett umgebener Fußballplatz, dessen Vereinsheim auch von den Cricketleuten genutzt wird. Dass die Sportgruppe Bliesendorf, die nicht am Spielbetrieb teilnimmt, den Platz gegen Wildtiere einzäunt ist ja richtig – dass die Türen abgeschlossen werden ist aber eine schwachsinnige Unverschämtheit: man muss, um auf dem Rasen zu bolzen, über den Zaun klettern.

Die Sportanlagen erreicht man, wenn man auf Höhe des Ortsschildes nach links in den unbefestigten Waldweg einbiegt. Entweder schreckt der beschwerliche Anfahrtsweg die Fanmassen ab, oder es interessieren sich wirklich nur 15 Leute für Cricket in Werder, von denen 14 eine Position beim Spiel haben... Die oben angegebene Zuschauerzahl von 2 bis 13 resultiert aus dem Aufkreuzen von einigen Dorfbewohnern, die erst nach ein, zwei Stunden dann abgehauen sind. Anja und ich haben die einzigen beiden dauerguckenden Zuschauer auch mal für eine Stunde alleine gelassen, als wir nebenan Bolzen waren...

Das Spiel war für die zweite Ebene aber erfreulich gut. Der erste Spielabschnitt wusste allerdings nicht so zu überzeugen, denn Berlin II war zuerst am Schlag und konnte erst zum Ende des Innings deutlich zulegen. Einmal schafften sie sogar einen 6-Punkte-Schlag. 130 war aber natürlich trotzdem ein schwaches Resultat nach 50 Overs.
Das zweite Innings begann dann ab dem vierten Over richtig gut zu werden, den HCC Werder gelangen immer wieder 4er und auch ein 6-Punkte-Schlag. Einmal wechselten die Schlagleute drei Mal hintereinander die Position. Nach nur 35 Overs und zweieinhalb Stunden hatten sie das Target von 130 übertroffen.
Die Mannschafts-Schlagrate ist bei Werder mit 3,7 Runs (Punkte) per Over (6 Würfe) erheblich höher gewesen als bei Berlin II (2,6). Die Schläge waren geschickter und weiter (trotz allen Missgeschicken, die natürlich immer noch regelmäßig passierten), die Positionswechsel erfolgten schneller und beim Fielding und Bowling (also den Ball auf den gegnerischen Schlagmann werfen: was Berlin da an Fehlwürfen zeigte, war schon schlimmer als bei Werder die schon nicht mit Wides und No Balls geizten) verhielten sie sich auch geschickter als die Berliner. Insgesamt gesehen war das Niveau gar nicht so schlecht und v.a. sah man, warum Werder den Aufstiegsplatz in die 1. Liga belegt und hier klar gewann!

Der Spielbesuch hat sich also absolut gelohnt, denn auch die Atmosphäre muss ich loben: entspannt auf der Wiese rumlümmeln, dabei Picknicken wie in England in den unteren Ligen dort auch, ab und an kommt man auch mal auf vernünftigem Niveau ins Gespräch mit den gerade nicht auf dem Feld stehenden Spielern – die Leute sind beim Cricket halt schon intelligenter als normalerweise beim Fußball oder Handball... – und wenn es doch zu lange zum zugucken ist, wird nebenan Fußball gespielt! DSC09460 Havelländischer Cricket Club Werder v Berliner Cricket Club 2nd XI Ein bisschen Sightseeing gab es natürlich auch. Vor dem Spiel fuhren wir am Schwielowsee herum und schauten das leerstehende Schloss Petzow mit gegenüberliegender Kirche und Landschaftspark (alles 19. Jahrhundert) an.

Danach, wir kannten die Altstadt von Werder/ Havel ja schon, fuhren wir im uns ebenfalls bekannten Bad Belzig von der Autobahn ab und besuchten das spektakuläre Renaissanceschloss Wiesenburg. Das Dorf drumherum ist nicht so toll, aber die Bausubstanz des durch Privatwohnungen und ein Museum in sinnvoller Nutzung befindlichen Schlosses sowie der angrenzende Landschaftspark sind wirklich klasse.

Der Bahnhof von Wiesenburg liegt 2km außerhalb und der Bahnübergang wurde umgebaut, sodass wir einen nicht ausgeschilderten, asphaltierten Feldweg ins südliche Nachbardorf nehmen mussten, um noch den auf der Straßenkarte markierten Ort Serno (Landkreis Wittenberg) zu erreichen. Aber seit wann in Brandenburg Feldwege asphaltiert werden?! Diese sandigen unbefestigten Feldwege sind doch die viel tolleren Abkürzungen! Solche Wege fuhren wir dann allerdings durch die Wälder bei Grochewitz, um nach der Besichtigung von Serno, das wegen der Kirche mit dem Ersatzglockengeläut als „kleine Sehenswürdigkeit“ geführt wird, wieder zur Autobahn zu kommen. DSC09490 Wiesenburg palace Statistik:
- Grounds: 960 (heute 1 neuer; diese Saison: 192 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.840 (heute 1, diese Saison: 263)
- Tageskilometer: 360 (360km Auto)
- Saisonkilometer: 58.080 (47.340 Auto/ 6.500 Flugzeug/ 3.880 Fahrrad/ 210 Bahn, Bus, Tram/ 90 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 117 [letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 362

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