Sonntag, 22. November 2009

WE173II: Joaos goldener Treffer in Nessa und einseitiges Bundesligavolleyball in Spergau

VfB Nessa 1928 0:1 TSV Leuna 1919
Samstag, 21. November 2009 - Anstoßzeit 14.00
Landesklasse, Staffel 6 (8. Liga, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 0:1 nach 91 Min. (45/46) - Halbzeit 0:1
Tor: 0:1 25. Joao Pires
Verwarnungen: Franke, Erdmenger, Hietzscholdt, (VfB), Hase, Hammerschmidt (TSV); Platzverweise: keine
Spielort: Sportplatz Obernessa (Kap. 700 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 170 (davon ca. 45 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Spiel lebte von Spannung und Kampf)
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Photos and English version: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157622850463816/

Der Hintergrund der beiden aufeinandertreffenden Mannschaften ist wirklich unterschiedlich. TSV Leuna 1919 stammt aus einer 6.500-Einwohner zählenden Industriestadt zwischen Halle und Leipzig, benachbart mit Merseburg und bekannt durch die Leunawerke – Nessa ist eine Gemeinde von etwas über 900 Einwohnern südlich von Weißenfels und nördlich von Zeitz ohne bekannte Einrichtungen oder Sehenswürdigkeiten. Aus dem Ortsteil, wo sich der Sportplatz befindet, stammt übrigens der umstrittene Kernphysiker Kurt Diebner. Im sportlichen Bereich war Leuna zu DDR-Zeiten bekannt geworden und dank ordentlicher Leistungen im Amateurbereich und einer hervorragend sanierten Stadionanlage bis heute im Süden Sachsen-Anhalts bekannt geblieben. Nessa spielt auf einem recht netten Sportplatz am Rande eines großen Hügels unterhalb einer Schule mit schönen, sozialistischen Wandmalereien. Mangels größerer Erfolge ist die Bekanntheit des Vereins selbst im Burgenlandkreis nicht besonders hoch, doch in den letzten Jahren wurden solide Ergebnisse in der Landesklasse erzielt (letzte Saison war es am Besten: fünfter Platz und das punktgleich mit dem vierten und dritten – 3. war übrigens Leuna) und neben der fast schon obligatorischen 2. Herrenmannschaft gibt es mittlerweile auch eine Jugendmannschaft (im Mittelfeld der C-Jugend Kreisliga) sowie eine Frauenmannschaft (hinterer Bereich der Frauenkreisliga) im Spielbetrieb.

Die Tabellennachbarn (11. gegen 10. von 14, beide jeweils drei Punkte vor einem Abstiegsplatz) schenkten sich von Beginn an nichts. Es wurde nicht wirklich übertrieben hart gespielt, aber mit richtig Elan und Kampf. Da wurde natürlich nicht immer der Ball getroffen… Aber selbst wenn er getroffen wurde, wurde meist nichts herausragendes mit angestellt. Technische Fertigkeiten am Ball zeigte ausschließlich Leuna, doch selbst Nino zeigte fürchterlich unplatzierte Torschüsse. Torschüsse hatte Leuna ohnehin weniger als sonst üblich. Nach 25 Minuten ausgeglichenem und weder gutem noch schlechtem Spiel, erzielte Pires geschickt aus der Drehung heraus das 1:0. Schön ins lange Eck, nichts zu machen für den Torwart: sehr gut! Bis zur Pause sollte das Spiel auch ausgeglichen bleiben, wobei man Nessa nur einen Pfostentreffer und einen halb aufs Eck kommenden Ball, den Ronny Golloiuch sauber hielt, als gute Aktionen anrechnen konnte: andere Torschussversuche landeten stets fünf bis 20 Meter neben dem Tor.

Vom Feuer des Grills holten wir uns in der Pause ein paar gute Bratwürste zu Standardpreisen (der Eintritt von 2,50€ war relativ niedrig für die Klasse, was mit fehlenden Tribünen zu erklären ist, und eigentlich O.K.) – und Feuer kam noch mehr rein, in Halbzeit zwei: auf dem Platz in Form von harten Zweikämpfen und auf den Rängen in Form von Böllern. Joao Pires war einer der wenigen Spieler, der ohne Meckern und Holzen auskam, und setzte immer wieder gefährliche Akzente vorm Nessaer Tor. Umgekehrt wurden keine Akzente gesetzt: wie Nessa bisher in 12 Spielen 18 Tore erzielen konnte, ist mir ein Rätsel bei der Schusstechnik. Da konnte sich unsere Abwehr sogar Fehler erlauben. Ungewöhnlich bei Leunas Abwehrarbeit war diesmal das häufige Eingreifen von Nino Hammerschmidt, der diesmal hinten viel besser als vorne spielte. Eine Chance zum 0:2 versagte den Leunaern in der 90. dann das Schiedsrichtergespann, dass ein Foul an Nino im Strafraum als Schwalbe auslegte. Meine Frage an den Schiri, wie es bei ihm mit dem Alkoholgenuss stünde, war aber noch freundlich. Der berüchtigte Leunaer Fußballchaot neben mir beschwerte sich dann lautstark und vulgär vom Graswall herab. Ein Armutszeugnis für den ohnehin in allen Spielphasen schwachen Linienrichter (gemeint ist der mit den wenigeren Haaren) war natürlich, dass er seinerseits ausfällig wurde. Aber irgendwie war ohnehin auffällig: immer wieder wurde auf Zurufe, besonders von Heimfans, reagiert und dann so gepfiffen, wie die Zuschauer es wollten, und in der 90. pöbelten etliche Leuna-Fans eine halbe Minute lang und der eine selbst nach anderthalb Minuten noch, und der Schiri pfeift dann auch schon fast pünktlich ab, was bei den foulbedingten Unterbrechungen nicht in Ordnung war. Mir und dem Rest des wie immer um die 45 Leute zählenden Gästeanhangs war es natürlich egal. Der Abpfiff wurde bejubelt und die Mannschaft, die zwar schon viel bessere Spiele abgeliefert hat, aber sich heute durch Kampfgeist den Sieg gegen ein genauso aktives, aber vor dem Tor und in der Technik schwächeres Nessa, verdient hatte, wurde mit Applaus bedacht. Besonders applaudieren musste man übrigens Joao Pires, der nicht nur das einzige Tor erzielte, sondern auch am aktivsten nach vorne unterwegs war, aber auch Torwart Golloiuch, der die Bälle, die nicht kläglich versemmelt wurden, noch vor der Linie abfing.

Was nach dem Spiel auf den Straßen los war, war übrigens auch nicht schlecht: die Unfallstatistik der Polizei des Saalekreises zeigt zwar eindeutig, dass aufgrund des hohen Durchschnittsalters der Bevölkerung die totale und prozentuale Mehrheit der Unfallverursacher 60 Jahre und älter ist, aber natürlich bleibt die U-25 aus althergebrachten Gründen weiterhin der zweite Unsicherheitsfaktor. Da helfen auch keine behördlichen Schikanen – für welche Vergehen schon der Führerscheinentzug droht, ist mitunter lächerlich und die Abzocke von Versicherern will ich ja mal gar nicht erst näher beleuchten – da wird lauter Blödsinn gemacht: gleich mehrere Wheelie-fahrende Quadfahrer, ein Autofahrer, der einen Mopedfahrer zur Seite drängen wollte, damit er die Linksabbiegephase noch ausnutzen kann, und in Leuna am Glockenkreisverkehr der absolute Knaller: da will so ein Spast vorm Kreis überholen und folgt dabei der Markierung für die Straßenbahn, statt der für die Autos, fährt die Schienen entlang und landet dadurch im 15cm tieferen Gleisbett, was er dann 50 Meter bis zur nächsten Querungsmöglichkeit durchpflügt. Da ein anderer Fahrer noch völlig hirnlos abbremste – wohl um zu gucken, ob etwas passiert war; aber der Fahrer im Gleisbett fuhr ja weiter: von daher sinnlos! – wurde er von einem anderen beinahe angefahren: das waren ohne Scheiß keine 5cm Abstand mehr!
Also kurz gesagt: da wurden an diesem Samstagnachmittag alle besoffenen Vollidioten rausgelassen!

* * * * *

VC Bad Dürrenberg/ Spergau 0:3 SC Charlottenburg (Berlin)
Samstag, 21. November 2009 - Anstoßzeit 19.30
1. Volleyballbundesliga (Profi- und Halbprofiliga)
Ergebnis: 0:3 nach 67 Min. – Sätze: 15-25, 13-25, 19-25
Besondere Vorkommnisse: keine
Spielort: Jahrhunderthalle Spergau (Kap. 1.100 Sitzplätze)
Zuschauer: 823 (davon ca. 15 Gästefans)
Unterhaltungswert: 3,0/10 (Langweilig, da völlig einseitig)
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Photos and English version: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157622726090277/

Nachdem wir uns eine Stunde zuhause aufhielten, fuhren wir einen Teil der Strecke, den wir schon Richtung Nessa gefahren waren, wieder zurück. Genauer gesagt, das Teilstück nach Spergau. Dort war wieder Volleyball in der Jahrhunderthalle angesagt. Der achte spielte gegen den fünften, wobei letzterer klar favorisiert war, da er eine teils international hochkarätige Truppe hat, die zwar schon mehrfach überraschend gepatzt hat, aber ansonsten finanziell wie spielerisch meilenweit den Sachsen-Anhaltern überlegen ist.

Was ich zum Spiel schreiben soll, weiß ich nicht. Nein, Mann: ich weiß es wirklich nicht! Da gibt es eigentlich nichts zu schreiben! Einzig die Fans sind erwähnenswert: Der Pirates-Fanblock scheint immer größer zu werden und auch immer lauter, wobei das Getrommel leider ziemlich monoton ist. Gut hörbare Sprechchöre oder optische Aktionen (nur ab und an halten von 50 Mann mal 15 ihren Schal hoch) wären echt mal wünschenswert. Aber immerhin wird die Mannschaft konstant und laut angefeuert. Respekt, wie die Fancrew es diesmal wieder konsequent durchgezogen hat! Was die Gäste anging, so muss man ihre Truppe als extrem groß für deutsches Volleyball bezeichnen. Die Fahrt von Berlin nach Spergau sollte für einen Autobesitzer eigentlich locker machbar sein an einem Samstagabend, sodass ich eigentlich 15 Fans lächerlich finden müsste, aber wir sind ja beim Volleyball und hierzulande fährt leider kaum einer auswärts zu Volleyballspielen. 15 war seit ewigen Zeiten (Leipzig mit 300 und auch mal eine Busladung Königswusterhausener) die beste Zahl von Gästen. Und ein Großteil war ausdauernd im Anfeuern, was ein klein wenig einfallsreicher war, als bei der Piratencrew.

Statistik:
Ground Nr. 376 (ein neuer Ground; diese Saison: 45 neue)
Sportveranstaltungen Nr. 922 und 923 (diese Saison: 65)
Tageskilometer: 90 (Fahrrad)
Saisonkilometer: 13.530 (11.620 Auto/ 1.520 Fahrrad/ 390 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 42
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 173

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