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Montag, 17. Februar 2014

W394II: Sonntags zum Handball nach Tanger

-------- Renaissance Sportif Tanger (نادي النهدة طنجة) --------
.................................. 22:31 (13:18) ......................................
Renaissance Sportive Berkane (نادي النهضة الرياضية البركانية)
Datum: Sonntag, 16. Februar 2012 – Anwurf: 12.00
Wettbewerb: Ligue Excellence du Handball, Poule Nord [بطولة المغربية لكرة اليد القسم الممتاز] (Marokkanische Superliga Nord, d.h. Nordstaffel der 1. Marokkanischen Handballliga; Halbprofiliga)
Ergebnis: 22-31 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 13-18
Tore: k.A.
Siebenmeterquote: RST 80% (4 von 5); RSB 80% (4 von 5)
Gelbe Karten: RST 3, RSB 2
Zwei-Minuten-Strafen: RST = 12 Minuten; RSB = 12 Minuten
Platzverweise: keine
Spielort: Salle Omnisport Tanger-Dradeb, ex Oued Yahoud [قاعة الدرادب او الوادي اليهود] (Kap. 600 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 200 (davon ca. 4 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,5/10 (Sehr gutes Handballspiel, das leider zu früh entschieden wurde)  
Photos with English and Arabic Commentary:
a) Handball: Nahda Tanger v Nahda Berkane 
b) Tanger Old Town and Hercules Grotto 

Sonntag ging es kurzfristig doch mal wieder nach Norden: dieses Mal schaffte ich es endlich nach Tanger zum Handball, wobei eher die Stadtbesichtigung im Vordergrund stand, da es sich nur um ein Spiel des kleineren Erstligisten Nahda Tanger handelte.

Es ging schon kurz nach 5 Uhr mit Khadija, Driss, Rita und Zaki los. Die Anfahrt erfolgte komplett über Landstraßen: über Jorf Melha, Ouezzane, die extrem beschädigte Querverbindung nach Arbaoua, El-Aouamra – dort stieg noch Fayza zu; sechs Leute in einem Fünfsitzer sind ja kein Problem in Marokko, zumal sie ohnehin viel zu wenig frei bekommt – sowie Larache und Asilah.  
Die Sporthalle befindet sich in einem Dreieck zwischen dem alten Fußballstadion Marchane (500m), in dem leider derzeit kein Wettkampfbetrieb stattfindet, und der Altstadt (600m). Früher hieß sie Qa‘ah Oued Yahoud (Judentaler Sportsaal) nun heißt sie nach der neuen Siedlung Dradeb: Qa’ah Moughata Dradeb. In keinem anderen arabischen Land (OK, evtl. teilweise noch in anderen Maghreb-Staaten, aber auch da habe ich immer andere Lehnübersetzungen gelesen) sagt man Qa’ah Moughata (= abgedeckter Saal) – denn niemand versucht das „Salle Couverte“ der Franzosen so Wort für Wort zu übersetzen. Das in Algerien dauernd verwendete „Qa’ah Riyadhiya Mutanawi’ah“ ist allerdings auch sehr Französisch: „Salle du Omnisports“. Ungebildete Marokkaner können deshalb übrigens nichts mit dem arabischen Standard-Begriff „Sala Riyadhiya“ (Sporthalle, von Englisch „sports hall“) anfangen…

Wie auch immer: die Sporthalle ist relativ klein, hat nur eine Tribüne (fünf Reihen flache Schalensitze in grün und gelb) aber eine ordentliche Konstruktion – und war schlecht besucht, wobei ich eigentlich mit noch weniger als den knapp 200 gerechnet hätte. Ich zeige ja immer gerne, wie es bei interessanteren Ansetzungen als dieser zugeht: also einfach mal um die Ecke bei Tihad Tanger, die leider schon Samstagabend spielten, zuschauen, wie es dort zumindest ab und an bei den wichtigen Spielen abgeht; http://www.youtube.com/watch?v=YweTyt7FNJQ

Eigentlich war auch dieses Spiel heute recht wichtig: schließlich war der amtierende Meister aus Berkane zu Gast und das merkte man auch: selbst Driss, der interessanterweise viel weniger Interesse und Ahnung vom Sport als seine Frau Khadija (sie spielte auch früher im Verein Basketball) hat, gefiel das Spiel. Berkane lag allerdings nach dem 1:1 nach 2 Minuten ununterbrochen vorne, was im Laufe der zweiten Halbzeit dem Spielniveau einen leichten Abbruch tat, da sie nur noch das Nötige machten um Tanger auf Distanz zu halten. Teilweise wurde auch recht heftig eingestiegen – besonders dann, wenn lange Bälle einen Konter einleiten sollten, was zumindest bei Tanger regelmäßig daneben ging, und in heftigen Bodenkämpfen um den Ball endete. Einmal bekam der Gästetorwart zu Unrecht zwei Minuten, da ein Tanger-Stürmer beim Torwurf mit dem Kinn voraus in seine Fußabwehr lief.

Der Neun-Tore-Sieg war absehbar und verdient, da selbst in den chaotischen Spielphasen mit zwei Mann Überzahl für Tanger der Gast ohne zu Wackeln durchspielte. Das starke Auftreten von Nahda Berkane mit souveränen Tempogegenstößen, wuchtigen Würfen vorm Kreis und einer sehr starken Torhüterleistung war ausschlaggebend für das 22:31 – nicht die ein oder anderen Schwäche bei Renaissance Tanger. Beide Teams spielten klar besser als Maghreb Fès und Hilal Nador am Vortag!

Der erwähnte Schlussmann ist übrigens ein schwarzafrikanischer Profi, weswegen es nach einer Weile Diskussionen zur politisch korrekten Bezeichnung des Gästetorwarts zwischen meinen beiden Sitznachbarn gab:
Faiza [applaudiert nach einer starken Parade]: Super, der Torwart!
Zaki [applaudiert auch]: Yo, echt topp wie der Bimbo (âzî) hält!
Faiza: Was hast du grad gesagt?
Zaki: Der hält echt topp, Tante!
Faiza: OK, da hast du Recht. Aber keine Schimpfworte, ja?!
Zaki: Wieso? Ich hab keinen beschimpft!
Fayza: Du hast „âzî“ gesagt. Eine Schande ist das!
Zaki: Ich hab ihn gelobt – das war nur ne ganz normale Beschreibung dass der halt schwarz ist...
Fayza: Verstehe ich ja, aber wieso sagst du nicht „Schwarzer“ (aswad) oder „Afrikaner“ (ifriqy)?!
Zaki: Weil Bimbo (âzî) lustiger klingt…
In Sachen Besichtigung hatten wir dann vier Programmpunkte. Vorm ersten Punkt, der Altstadt, konnte ich mir gerade noch verkneifen einen im Einsatzwagen rumlümmelnden Soldaten der Hilfskräfte (zwischen THW und Polizei im Aufgabenbereich, rekrutiert mit Vorliebe den letzten ungebildeten Abschaum) zu fotografieren, der eine arabische Übersetzung von Adolf Hitlers „Mein Kampf“ mit auffälligem Hakenkreuz-Cover las…

Die Altstadt ist nicht all zu groß und von spanischen Bauten aus dem frühen 20. Jahrhundert durchsetzt. Es gibt auch noch Stadtmauern und eine Festung oberhalb des modernen Hafen. In der Altstadt liegen mehrere, teils sehr schön gekachelte Moscheen und auch einige europäische Kirchen (spanisch, englisch etc.) die entsprechend aussehen wie direkt aus den Herkunftsländern ihrer Gemeinden nach Tanger umgesetzt. Besonderheiten scheint es in Sachen Architektur in der Tanger Medina aber nicht zu geben.

Das Mittagessen in der Altstadt war unter aller Sau: es wird massiv konkurriert und betrogen unter den Restaurantbesitzern; der Arsch bei dem wir waren, berechnete Driss die Flasche Leitungswasser und das Brot (normalerweise beides gratis) und den einen Salat doppelt. Aus den 160 Dirham wurden schnell 140 – wobei das natürlich immer noch zu hoch war, da er nur den dreisten Betrug mit dem bewusst doppelt abgerechneten Salat zurücknahm, da ihn Fayzas Schlagfertigkeit beeindruckte. Da er als älterer Mann nicht von einer jungen Frau zurechtgewiesen werden will, dass er richtig rechnen und nicht den Preis in die Höhe treiben solle, baute er sich auf dass er die Rechnung noch mal durchsieht aber sie was erleben könne wenn sie sich ohne Grund beschwert hätte – woraufhin sie nur meinte: „Drohst du mir? Meinst du ich habe Angst vor dir, weil du ein Mann bist? Ich fürchte nur Gott und sonst nichts!“ – So ein Spruch mag zwar aus der Zeit gefallen klingen wenn man ihn ins Deutsche übersetzt, aber im arabischen Raum hat der ein ganz anderes Gewicht…

Danach fuhren wir durch schöne Klippenlandschaft am Atlantik (Cap Spartel) zur Herkuleshöhle, die direkt am Meer liegt aber für 5 Dirham Eintritt etwas zu überlaufen ist. Die römischen Ruinen von Cotta (nicht viel mehr als niedrige Mauerreste) befinden sich mittlerweile auf dem Gelände des Königspalastes und sind deshalb nicht mehr zu besichtigen. Mal wieder eine Schwachsinnsaktion des fetten marokkanischen Monarchen.

In Larache schloss sich der Kreis der Rundfahrt und wir tranken noch günstig Kaffee, wobei es Fayza auch in diesem Café verstand, sich beim Besitzer unbeliebt zu machen: erst war es nur eine Katze die bettelte und der Gast am Nachbartisch mit seinem Fischgericht war gegangen, sodass die sehr tierliebe Fayza nicht anders konnte, als ein paar Reste unter den Tisch zu werfen. Nach drei Minuten waren da allerdings 3 Katzen anzutreffen und nach einer weiteren Handvoll Fischresten schnurrten gleich mal 6 Katzenviecher um sie herum…

Die Rückfahrt erfolgte über die schnellere Strecke Bel Ksiri/ Sidi Kacem (wo ich aber normalerweise zwei bis drei Mal an den Checkpoints angehalten werde wenn ich alleine unterwegs bin, doch heute nicht einmal stoppen musste da ja vier Marokkaner mit mir mitfuhren) sodass wir schon 22.15 wieder zurück in Fès waren.  
Statistik:
- Grounds: 1.074 (heute 1; diese Saison: 103 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.986 (heute 1; diese Saison: 130)
- Tageskilometer: 650 (650km Auto)
- Saisonkilometer: 36.010 (34.880 Auto/ 1.080 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre/ 10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: - [letzte Serie: 2, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 394

Dienstag, 10. Dezember 2013

W384I-II: Von zwei völlig unterschiedlichen Fußballstadien, dem marokkanischen Stonehenge und kuriosen Verstößen gegen einheimische Sitten…

----- Ittihad Riadi Tanger (نادي الإتحاد الرياضي لطنجة) -----
...................................... 1:1 (0:1) .....................................
Jeunesse sportive de Kasbat Tadla (نادي شباب قصبة تادلة)
- Datum: Sonntag, 8. Dezember 2013 – Anstoß: 14.30
- Wettbewerb: Botola 2/ GNF 2 [2 البطولة الوطنية المغربية] (Zweite Marokkanische Fußballliga, Halbprofiliga)
- Ergebnis: 1-1 nach 99 Min. (49/50) – Halbzeit: 0-1
- Tore: 0-1 27. (6), 1-1 67. (8, Handelfmeter)
- Verwarnungen: Nr. 9, 15 (IRT); Nr. 1, 5, 11 (JSKT)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Grand Stade de Tanger, Stade Ibn Battouta [ملعب ابن البطوطة] (Kap. 45.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 10.000 (darunter ca. 15 Gäste-Fans)
- Unterhaltungswert: 9,0/10 (Wirklich gutes Spiel und hervorragende Stimmung)

Hassania Athletique Sidi Slimane (حسنية سيدي سليمان)
................................... 2:0 (2:0) ....................................
-- Wafae Deroua Ouled Ziane (وفاء الدروة اوﻻد زيان) --
- Datum: Samstag, 7. Dezember 2013 – Anstoß: 14.30
- Wettbewerb: GNF Amateur 2, Groupe Nord-Ouest [بطولة القسم الوطني الثاني هواة] (d.h. 4. Marokkanische Liga; 2. Amateurliga, Gruppe Nord-West)
- Ergebnis: 2-0 nach 99 Min. (49/50) – Halbzeit: 2-0
- Tore: 1-0 34. (10), 2-0 44. (8)
- Verwarnungen: Nr. 5, 7, 9, 11, 14 (HASS); Nr. 9, 10 (AWFOZ)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Hassania/ Stade Municipal de Sidi Slimane [ملعب الحسنية / ملعب البلدي بسيدي سليمان] (Kap. 1.750, davon 750 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 800 (darunter keine Gäste-Fans?)
- Unterhaltungswert: 6,0/10 (Nach guter erster Hälfte folgte eine mäßige zweite; die Stimmung war über weite Strecken gut) اتحاد طنجة مع شباب قصبة تادلة : بطولة القسم الثاني في الملعب الطنجة الكبير Photos with English and Arabic Commentary:
a) ITIHAD RIADI TANGIER 1:1 JEUNESSE KASBA TADLA (GRAND STADE IBN BATOUTA) 
b) HASSANIA SIDI SLIMANE 2:0 WAFAE DEROUA OULED ZIANE (STADE MUNICIPALE) 
c) North-Western Morocco: Larache, Lixus, Asilah, Cromlech M’zouga 
d) Zemmouri Mountains/ Khemissét: Moulay Yacoub 

Videos on My Video.De:
a) Some Match Scenes of Hassania Sidi Slimane v Wafae Deroua Ouled Ziane 
b) Support and Match Scenes of Tihad Riadi Tanger v Chabab Kasbah Tadla (1) 
c) Support and Match Scenes of Tihad Riadi Tanger v Chabab Kasbah Tadla (2) 

Videos on YouTube:
a) Hassania Sidi Slimane Support in 2010
b) SUPPORT OF TIHAD TANGER ULTRAS IN MATCH AGAINST JSKT  دوري الهواة القسم الثاني: حسنية سيدي سليمان ووفاء دروة اوﻻد زيان Kaum ist der eine Gast aus den USA weg, kommen die nächsten. Die Familie ist sehr lustig und die Eltern sympathisch – aber hier wird es natürlich jetzt dauernd laut und über die Idee, mit einem hyperaktiven Sechsjährigen und einer dussligen Zweijährigen um die halbe Welt zu reisen (Island, Italien, Thailand, nun Marokko), kann man auch streiten… Aber egal: beide sind Ex-Banker, die ihr teures Reihenhaus in Kalifornien vermieten und mit diesem Geld um die Welt gurken, wobei sie schön ihrer Pflicht den bekloppten Jungen zu beschulen nachkommen. Wie alle Amerikaner die ich hier kennengelernt habe, sind Ryan und Emily sehr interessiert an den historischen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten und auch der Landeskultur. Die beiden haben aber von allen diesen Amis die meisten Schwierigkeiten in Marokko nicht aufzufallen: Kaum hatten sie die Story aus Tetouan gehört, wollte Ryan mich vor der ganzen Familie mit der am Freitag zum Coucous-Essen gekommenen Fayza verkuppeln (zum Glück ist sie keine durchschnittlich strenge Marokkanerin, sonst hätte sie es nicht lustig gefunden) und schon am Tag der Ankunft gab es fragende Blicke. Denn Khadija ist ja sehr herzlich und da sie so viele ausländische Gäste hat, ist sie an Unwissende gewöhnt, sodass sie gar nichts bemängelte als Ryan sie ebenso wie Emily umarmte und rechts und links auf die Wange küsste – aber als ich den Amis mal tags darauf erklärte, dass sie das selbst bei mir nicht macht und mich nur ab und zu umarmt, da es nur unter Verwandten und Verschwägerten üblich ist, dass sich Frauen und Männer so nahe kommen, waren sie doch etwas peinlich berührt und bedankten sich für den Hinweis.

Interessant ist, dass die ganze Familie Fußball den anderen Sportarten vorzieht. So schauten sie sich auch das Freitagsspiel im Fernsehen interessiert mit uns an. Maghreb Fes ging früh in Führung und sammelte dann fleißig gelbe Karten. Der Ausgleich fiel durch einen Elfmeter, MAS beendete die Partie in Safi zu zehnt. Immer noch nicht gewonnen seit Ende September, aber wenigstens wieder einen Punkt geholt!

Auf Groundhoppingtour ging ich aber trotzdem ohne sie, da Mohammed sie zum Spiel von Wydad Fès gegen Salé eingeladen hatte. Hamza dachte, ich sei nur Sonntag weg und fragte mich ob ich mitkommen will oder was anderes gucke – das hab ich beim Mittagessen dann so kommentiert:
„Ich guck nicht nochmal so ein scheiß Spiel bei scheiß Wydad Fes!“
Hamza hat sich übelst gefeiert und Fayza ist fast der Löffel in den Coucous gefallen: „Hhhhhhk, was kennst du denn für Worte?! [lachend] Schäm dich!“
Khadija: „Er redet schon wie ein richtiger Marokkaner: WAF ist halt Scheiße!“

Also scheiß auf WAF: ich hatte schon fest das ganze Wochenende für Tanger und Umgebung eingeplant. Das passte wiederum Fayza sehr gut in den Kram, denn sie hat jetzt endlich nach all den Praktika und (trotz weit überdurchschnittlichen Noten) dauernden erfolglosen Bewerbungen einen Job: als Lebensmittelprüferin bei einer Landwirtschaftsfirma im nahe Tanger am Atlantik liegenden Larache! ليكسوس : مدينة العرائش الأثرية Für die meisten marokkanischen Familien ist es ein Problem, wenn eine unverheiratete Tochter oder Schwester mit einem unverheirateten (auch noch etwa gleichalten) Mann auf Tour gehen will – aber da ich schon über zwei Monate hier bin, die Verwandtschaft mich kennt und ich bei ihnen vollstes Vertrauen genieße, kam die Diskussion nicht mal ansatzweise auf. So holte ich Fayza am Samstagvormittag ab – muss ich erwähnen, dass sie (wie alle marokkanischen Verabredungen bisher) pünktlich war? – und wir fuhren erst mal über Moulay Yacoub, wo wir nur die Berglandschaft fotografierten, und Sidi Qasem nach Sidi Slimane.

Sidi Slimane ist eine total gesichtslose 80.000 Einwohner Landstadt mit einem versifften Stadion. Der Fluss, der durch den Ort plätschert ist völlig verdreckt. Der Rastplatz am Ortsrand ist halbwegs sauber, sodass wir da erst mal ihre Sandwiches aßen. Dass die angehende Lebensmittelprüferin das Essen ordentlich in Folie verpackt mitgenommen hat, erst den Picknicktisch abwischt ehe sie sich setzt und v.a. den Abfall bis zum nächsten Müllcontainer am Ortseingang mitnimmt, sorgte bei den in der Nähe sitzenden Unterschichtlern für fragende Blicke. Ich glaube, die waren so ungebildet, dass sie nicht mal unserer Unterhaltung folgen konnten, da Hocharabisch zu komplex ist für das Pack, dass den Rastplatz immer so zumüllt damit die nächsten von ihrer Sorte dort unter den berühmt-berüchtigten unhygienischen „südländischen“ Bedingungen (die Fayza übrigens mehr abschrecken als mich) essen können…

Das städtische Stadion liegt direkt neben einem Schwimmbad und einem Reitplatz. Tritt man durch das Eingangstor, kann man sich entweder an den rund um das Spielfeld gezogenen, zwei Meter hohen Metallzaun stellen, oder auf eine der beiden Tribünen setzen. Die neunreihige wellblechüberdachte mit den in Vereinsfarben gestrichenen Stahlträgern macht echt was daher, aber hier stehen die Ultras drunter. Neutrale wie wir gehen besser auf die unüberdachte, graue, dreizehnreihige Tribüne. Hier sind mehr Erwachsene, denen es noch egaler ist als den Kindern und Jugendlichen wenn eine Frau und ein Ausländer hier aufkreuzen. Einige grüßten mich höflich, wobei es auffällig war, dass sie meine Begleiterin ignorierten. Auf dem Land sind die Sitten halt anders als in der Stadt und die zwei anderen Frauen, die zu dem Spiel kamen, trugen keine Städterinnenkleidung wie Fayza (hohe Stiefel, Jeans und europäische lange Blusen zum bunten Kopftuch), sondern lange, weitestgehend einfarbige Umhänge mit gleichfarbigem Kopftuch und einfachste Latschen…

Hassania Sidi Slimane – der Vereinsname bezieht sich auf die Beni Hassan, die im 14. Jahrhundert die berberischen Marokkaner arabisierten – hatte ich schon mal in einem schönen Kick in Casablanca gesehen. Nun spielten sie gegen Deroua Ouled Ziane, einem 10.000 Einwohner Nest zwischen Casa und Berrechid (direkt hinterm Flughafen Mohammed V!), dessen Club den Vereinsnamen Wafae trägt: politisch heißt das „Treue“ oder „Loyalität“, es gibt auch die religiöse Bedeutung „Aufrichtig im Glauben“ oder die allgemeine Bedeutung „Ehrlichkeit“ – dass die beiden letzteren Bedeutungen Wafae zu einem beliebten Mädchennamen machen, muss ich hier noch erwähnen; dass die einzige Marokkanerin mit diesem Namen, die ich kenne, gerade die Scheidung von ihrem Ollen, der sich nicht sehr „Wafae“ ihr gegenüber verhalten hat, eingereicht hat, führe ich mal besser nicht weiter aus...

Die Fans von Hassania haben nicht den besten Ruf, v.a. seitdem sie sich vorletzte Saison beim Abstiegsspiel in Zaio nach einem aussichtslosen Rückstand ab der 70. eine wahre Schlacht mit den dortigen Fans geliefert hatten, was zu einem Spielabbruch führte… Hinter uns gab es z.B. auch einen jungen Mann, der in seiner selbstgedrehten Zigarette nicht nur Tabak hatte – aber der Haufen Dorfjugendliche unter dem Wellblechdach ist eigentlich echt lustig: haben Flaggen und Doppelhalter dabei und supporten recht ausdauernd im Ultrastyle. Die melodiösen Gesänge (stark war, hier das für Kenitra typische „ma nesma7 fik“ und das eine stets von scheppernden Becken begleitete Lied von Raja abgeändert zu hören) sind oft des Reimes wegen arabische Texte die mit italienischem, spanischen, französischen und englischen Vokabular durchsetzt sind, das in der normalen Umgangssprache nicht genutzt wird. Verstanden habe ich wenig, doch ob ein Lied vulgär war oder nicht, konnte ich immer an Fayzas Kopfbewegungen ablesen, die mir nur leider Übersetzungen von Pöbeleien verweigerte…

Ohne Gästefans und ohne Mannschaftsbus (nur in drei Privatautos da der Busfahrer zeitlich nicht konnte) erschien Ouled Ziane und war von Beginn an trotz besserer Tabellensituation unterlegen. Der Platz war, sagen wir mal, nicht in bestem Zustand oder ich zitiere einfach Fayza: „Lustiger Platz – heute gibt es Beach-Soccer!“ Es wächst dort nicht ein Grashalm und der Lehmboden ist extrem sandig und entsprechend staubig. Allerdings ist die staubige Sandschicht nicht so tief wie am Strand, sodass der Platzwart die Eckfahnen mit einem Hammer in den Lehmboden prügeln musste…

So kam halt erwartungsgemäß ein nur mittelmäßiges Spiel mit vielen Problemen in der Ballbehandlung und etliche Ausrutschern und unabsichtlichen Fouls zustande. Chancen hatte fast nur die Heimelf und die wusste sie dann auch nach einer reichlichen halben Stunde zu nutzen: Freistehend vergab der eine und als der Torwart der Gäste nach der Parade den abgeprallten Ball sichern wollte, schob ein weiterer nicht ausreichend gedeckter Sidi Slimane-Kicker ein. Zehn Minuten später wurde die Abwehr mit einem geschickten Heber ausgehebelt und der Mittelstürmer konnte mit einem weiteren geschickten Heber den Torwart überwinden.

Nach der Pause war leider Ergebnisverwalten angesagt: das Spiel wurde auch etwas rauer, aber der Schiedsrichter hatte das Ganze gut im Griff. Der Endstand von 2:0 war verdient, aber ärgerlich torarm für diese sonst offensivere Liga. دوري الهواة القسم الثاني: حسنية سيدي سليمان ووفاء دروة اوﻻد زيان Weiter ging es mit einem Zwischenstopp in Sidi Yahya El-Gharb: mit den Gebetszeiten nervte sie überhaupt nicht, aber ein richtiges Gebet auf der Fahrt wollte sie dann doch verrichten, sodass sie mich bat die Moschee in dieser Landstadt anzusteuern. Sie sollte dort übrigens die einzige Frau sein, da in Marokko die Moscheen fast nur von Männern besucht werden und Frauen abgeschottet zuhause beten. Zu meinem Erstaunen, gab es noch einige andere außer mir, die auf dem Parkplatz des Gotteshauses auf betende Mitfahrer wartenden. Darauf hinterher angesprochen meinte Fayza nur was mit „ist doch kein Problem: freier Wille und muss jeder selbst für sich entscheiden ob er betet oder nicht oder sich an alle Regeln hält oder nur an einige“ – doch das ist in der Theologie des Islam im Allgemeinen und auch in seiner Anwendung Marokko eine sehr unüblich moderate Einstellung: mit der Begründung „freier Wille“ wird keiner der Leute im Auto sitzen geblieben sein…

In Rabat, der Hauptstadt und ihrem früheren Studienort, holten wir Hausrat von ihr ab und ich bekam von ihr in einem Imbiss ein ordentliches Abendessen mit Rinderhack-Tajine ausgegeben, da ich das Wohnheim nicht betreten durfte, weil dort nur Frauen wohnen. Die beiden Freundinnen machten sich dann hinterher im Imbiss mit mir bekannt: auch die beiden sind sehr gebildete Naturwissenschaftlerinnen bzw. Ingenieurinnen, die kein Problem damit haben z.B. geologische Forschungen durchzuführen die sie zu Gesteinsproben führen, die man auf X-Millionen Jahre datieren kann, und trotzdem fest an die religiösen Überlieferungen mit den viel zu gering gehaltenen Zahlen zum Zeitraum der Schöpfung zu glauben: dann hat Gott halt die Erde vor X-Millionen Jahren geschaffen…

Nachdem wir Larache im dichten Nebel gegen 23 Uhr erreichten, sollte eine neunzigminütige Hotelodyssee beginnen. Fayza hatte schon nach dem Bewerbungsgespräch letzte Woche Stress, da sie mit ihrem Bruder Abderrazzaq in einem Kaffeehaus voller Besoffener und Bekiffter, die sie als einzigen weiblichen Gast dauernd anstarrten, sechs Studenten auf den Nachtbus zurück nach Fès warten mussten. Jedenfalls kann sie die Wohnung erst Montag nach dem ersten Arbeitstag beziehen und ihr einziger Kontakt in ihrem neuen Wohnort ist bisher nur der Kollege Hisham und der hatte Gäste in seiner kleinen Bude, sodass er ihr nur den Hausrat abnehmen konnte. Der Biologe ist auch eher konservativ, von wegen warum sie nicht mit ihrem Bruder gekommen sie und was sie eigentlich mit einem Ausländer zu schaffen habe, was sie locker konterte: „Was soll das? Mein Bruder muss arbeiten und er hier ist Karim, der Ehemann meiner Schwester!“

Beim ersten Hotel in der Preislage max. 100 Dh. pro Einzelzimmer die nächsten dummen Fragen – denn es gab nur noch ein einziges (Doppel-)Zimmer was wir natürlich nicht nehmen konnten. „Ach ihr seid nicht verheiratet? Wieso verreist dann ihr zusammen?“ Sie [diesmal bis auf den Punkt mit der Uni eine ehrliche Antwort]: „Wir sind Freunde und kennen uns aus der Uni, er hilft mir beim Umzug von Fès nach Larache.“ Er: „Na gut, ich ruf mal den Kollegen vom Hotel Malabata an“. Nach mehreren Telefonaten war klar, dass wir nur noch in der Innenstadt oder im Motel am Stadtrand etwas kriegen könnten.

In der Innenstadt liefen wir dann jedes der Billighotels (50 bis 100 Dh. pro Person) ab, doch alle acht waren ausgebucht. Es gab nämlich einen Volkslauf und eine zweite Leichtathletikveranstaltung am Sonntag. So war nur noch im teuersten Hotel der Stadt etwas frei, wo der Hotelier nicht von den 240 Dh. runtergehen wollte.

Einer laberte uns dann an ob wir nicht sein Appartement mieten wollten und auf seiner Broschüre sah das auch gut aus und da es getrennte Betten und ein separates Bad gab, wollte Fayza sogar verhandeln: „Wir sind Studenten, 250 Dh. ist zu viel für uns.“ Er: „Na gut dann sagen wir mal 200. Habt ihr den Ehevertrag dabei?“ Sie: „Wieso? Das ist doch eine Privatunterkunft und kein Hotel und wir haben getrennte Betten?!“ Er: „Ach, nicht verheiratet, was? OK: 220 und ich sorge dafür, dass die Bullen nicht kommen.“ Sie: „Genug, wir suchen was anderes – ich weiß nicht, warum du schlecht von uns denkst, aber ich lass mich nicht provozieren!“

Das Motel am Stadtrand hätte zwei Einzelzimmer gehabt und der Besitzer wagte es nicht mal eine einzige Nachfrage zu stellen, doch seine primitive Bude war mit 200 Dh. pro Zimmer und Nacht überteuert und Fayza ekelte sich vor den heruntergekommenen Gemeinschaftsklos, sodass wir noch mal zu ihrem Kollegen Hisham fuhren. In seinem Viertel sind viele Häuser nicht bezugsfertig und die wenigen Nachbarn, die er fragen konnte, hatten entweder dasselbe Problem - „Sorry, ich hab Gäste und die beiden können doch nicht auf dem Boden im Flur schlafen“ - oder waren auf Hisham sauer und völlig unkooperativ: „Es ist nach Mitternacht, Junge! Sag mal hackt’s uns jetzt noch wach zu klingeln?!“

Fayza reichte es dann und sie schlug vor im Auto zu schlafen, sodass Hisham uns zu einem Stellplatz führte. Der Wächter war sehr freundlich und stellte nicht mal Fragen, warum ein Deutscher und eine Marokkanerin im Auto übernachten. Aber ich fragte sie beiläufig, ob es nicht eigentlich auch ein Problem ist, dass wir hier im Auto schlafen – auf engem Raum, dicht nebeneinander und unter ein und derselben Wolldecke – wenn es uns doch verboten ist, ein und dasselbe Hotelzimmer zu teilen. Ihre Antwort war interessanterweise: „Selbst wenn da Knast drauf stehen würde – ich hab kein Problem neben dir zu schlafen, da ich dir vertrauen kann. Ich hab eher damit eines, dass sich normale Marokkaner und selbst die gebildeten Staatsmänner derartig in die Angelegenheiten von Leuten einmischen und ihnen keine Möglichkeit zur Selbstbestimmung lassen wollen.“ دوري الهواة القسم الثاني: حسنية سيدي سليمان ووفاء دروة اوﻻد زيان * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * العرائش Knapp 7 Stunden später machten wir uns auf, zahlten dem Wächter 20 Dirham und fingen schon am frühen Morgen an, die nächsten ungeschriebenen aber fest in der Gesellschaft verankerten Regeln zu brechen. Kein Laden hatte offen, aber schon die ersten Kaffeehäuser und die bieten gutes Frühstück an: z.B. Omelette mit Käse, Oliven, Brot und Minztee für nur etwa 1,50€. Allerdings gehen dort fast nur Männer hin und in wenigen Cafés gibt es abgetrennte Familienecken wo Frauen willkommen sind – selbst in diesem Kaffeehaus mit gehobenem Ambiente wurden wir also schön blöd angeglotzt von den fünf, sechs gutgekleideten und offensichtlich besser situierten Männern. Obwohl man seinem Gesichtsausdruck ablesen konnte „was machen eigentlich ein Ausländer und eine Marokkanerin hier?!“ war der Kellner freundlich, da Fayza sehr selbstbewusst auftrat. Das Glotzen der Gäste hörte auch sofort auf, als sie mich hörbar fragte, ob ich das Schild über dem Eingang gesehen hätte auf dem „Café nur für Männer“ stand und ich „nein, und du?“ meinte…

Ihr neuer Wohnort ist eine schön auf (leider heute im Nebel hängenden) Klippen am Atlantik errichtete Kleinstadt. Es gibt viel spanische Architektur, wobei besonders die Kirche „Nuestra Señora Pilar“ und das Hotel España hervorstechen. Es gibt auch mehrere Festungsanlagen, darunter eine völlig zugemüllte oberhalb des Hafens. Am Stadtrand befinden sich auf einem spärlich bewachsenen Hügel die Ruinen der römischen Stadt Lixus, die auf phönizischen Siedlungsresten (Liks) steht und Arabisch „Lukkous“ genannt wird. Wir liefen eine Stunde lang mit einem Archäologen, dem Fayza auf seine dämliche Frage „Bist du Marokkanerin?“ antwortete „Ja natürlich und das ist mein deutscher Ehemann!“, durch die auf dem ganzen Hügel verteilten Mauerreste: es gibt Thermen, Fischlagerstätten, Wasserversorgungssysteme, ein Theater (das ist der landschaftlich wie bautechnisch spektakulärste Teil der Ruinenstadt), Latrinen, eine Basilika, einen Tempel und ein Forum zu sehen.

Weiter in Richtung Asilah, dann gen Tetouan, aber schon schnell zweigten wir nach Mzoura auf eine unebene, enge Asphaltstraße ab. In diesem kleinen, ärmlichen Dorf gibt es einen als „Stonehenge Marokkos“ bezeichneten Steinkreis zur Himmelsbeobachtung. Die Anlage ist eine Gruppe von 167 Dolmen (aufrechte Steine von meist nur 50cm, teilweise aber 5m Höhe) die vor 7.000 Jahren um einen (Grab?)Hügel herum errichtet wurde. Sie diente astronomischen Beobachtungen und Berechnungen.

Asilah hat eine schöne, kleine Altstadt zu bieten: arabische Stadtbefestigung, spanische Gebäude und Wohntürme, mittelalterliche arabische Häuser die weiß gestrichen und mit knallig bunten Türen versehen in engen Gassen zusammenstehen. Auch die moderne Bebauung ist ansprechend und schön mit Parks und unglaublich sauberen öffentlichen Plätzen durchzogen. Selbst in der Altstadt gab es keinerlei Müll. Die Lage am Meer wusste auch zu gefallen.

Die Zeit wurde knapp und wir sahen zu nach Tanger zu kommen. Eigentlich wollten wir noch was besichtigen, aber zur Herkuleshöhle und den daneben befindlichen römischen Ruinen von Cotta gibt es keinen Hinweis und die Altstadt liegt am Nordende der Stadt, während wir gerade am Südende im dichten Verkehr hingen. Während sie in die Moschee in Bab Al-Andalous I fürs Mittagsgebet ging, holte ich was zu essen in einem sehr schlecht sortierten Atacadao im selben Viertel. Wir picknickten dann im Andalous-Park wie viele Einheimische auch, wobei sie eine der wenigen war, die ihre Verpackungen einsammelte und zum 300m entfernten Müllcontainer brachte und die einzige, die einer völlig zerlumpt im Park herumlaufenden Fünfjährigen einen unserer Joghurts und den bei kleinen Kindern üblichen Wangenkuss gab, was sie mir gegenüber kommentierte „Merkst du, wie sich Marokkaner für ihre Mitmenschen interessieren? Alle lassen Müll rumliegen und keiner gibt so einem armen Kind etwas zu Essen ab!“ Da konnte ich ihr natürlich nur Recht geben, zumal auch in einigen arabischen Staaten der Umgang dahingehend besser ist (u.a. Golfregion) – aber es gibt einige Länder (ganz besonders Indien) wo das alles viel schlimmer in dieser Hinsicht ist als hier in Marokko… اتحاد طنجة مع شباب قصبة تادلة : بطولة القسم الثاني في الملعب الطنجة الكبير Das alte Stade Marchane benutzen nur noch die Jugend- und Frauenteams von Ittihad Riadi, dazu natürlich noch diverse Amateurteams, denn in Tanger gibt es einen Mangel an Sportanlagen. Andererseits gibt es eine sehr rege und vielseitige Sportszene: im Fußball sind sie zwar abgestürzt, aber im Basketball und Handball gut, im Cricket die Hochburg Marokkos und man kann von Golf über Pétanque bis Kung Fu fast alles (auch auf Wettkampfniveau) ausüben.

Die Zweitligafußballer sind seit dieser Saison ins 45.000 Zuschauer fassende Grand Stade, das nach Ibn Batouta benannt ist, umgezogen. Das ist für die Afrikameisterschaft 2015 errichtet worden und ist eines der größten und modernsten marokkanischen Stadien. Das Stadion könnte sich kaum mehr von jenem in Sidi Slimane am Samstag unterscheiden: saubere, bequeme Schalensitze in blau, gelb und grau die sich auf zwei niedrige Kurven, eine hohe unüberdachte und zweirängige Gegentribüne und eine ebenfalls zweirängige, enorme und mit einem Dach versehen Haupttribüne verteilen. Die Klos sind auf europäischem Standard, erstaunlich sauber und ordentlich nach Männern und Frauen getrennt (oft gibt es keine Frauenklos obwohl immer wenigstens eine Handvoll Frauen im Stadion ist). Selbst einen Gebetsraum gibt es und topp-moderne Presseplätze und Imbissstände (niemand ging mit einem Tablett durch die Reihen, sodass man sich an der Fressbude anstellen musste wie in Deutschland).

Der Namensgeber Ibn Batouta ist eine interessante Persönlichkeit des 14. Jahrhunderts und in der Stadt Tanger geboren. Manche bezeichnen ihn als Karl May der arabischen Welt, aber er war ganz sicher kein halbseidener Scharlatan wie dieser Western-Sachse. Bei seinen Reiseberichte mag er kräftig übertrieben haben, OK – aber ein größerer Teil seiner Beschreibungen sind nicht als erfunden abzutun und die Mode in den Geisteswissenschaften, alles und jedes über das gesunde wissenschaftlich-kritische Maß anzuzweifeln, muss man auch nicht gut finden. Einige seiner Beschreibungen sind aber definitiv übertrieben bis erfunden, mit großer Sicherheit war er jedoch auf der arabischen Halbinsel, Groß-Syrien, Süd-Asien (Indien, Malediven etc.) und den westafrikanischen Ländern (Mali etc.) unterwegs. In Marokko wird steif und fest behauptet er sei der größte Reisende des Mittelalters gewesen – Fakt ist zumindest, dass selbst wenn man die zweifelhaften Routen (u.a. die China-Tour ist wohl erlogen – von wem auch immer er die Reisebeschreibungen abgeschrieben hat) abzieht, er immer noch mehr Kilometer zurücklegte als der leistungsstärkste nicht-arabische Reisende Marco Polo, dem man mittlerweile auch in Historikerkreisen abspricht, alle Touren so erlebt zu haben. Aber eigentlich wiederfährt das so 99% aller frühen Forschungsreisenden – schlappe 300 bis 2.000 Jahre nach ihren Expeditionen und Reisen: außer Ibn Djubayr, weil der es irgendwie richtig drauf hatte…

Der Reisebericht von diesem Sohn der Stadt nach dem die Spielstätte heißt, liest sich übrigens teilweise ziemlich lustig aufgrund der augenfälligen Divise „Übertreiben heißt Veranschaulichen“:
Zum Beispiel über die Malediven, auf denen er mit 99% Sicherheit wirklich war, schreibt er u.a. Folgendes:
„Während meines Aufenthalts auf den Inseln besaß ich etliche Sklavinnen und vier Frauen, zwischen denen ich in jeder Nacht hin- und herwechselte, solange ich dort blieb. Die Bewohner der Inseln sind fromm, rechtschaffen und friedliebend. Sie essen nur erlaubte Dinge, und ihre Gebete werden erhört. Ihre Körper sind schwach. Sie haben keinen Sinn für den Krieg, ihre Waffe ist vielmehr das Gebet. Als ich dort Kadi [= Richter] war, befahl ich einmal, einem Dieb die Hand abzuschneiden. Da fielen manche von den Anwesenden im Gericht in Ohnmacht.“ (Siehe: Ibn Battuta, C.H. Beck). اتحاد طنجة مع شباب قصبة تادلة : بطولة القسم الثاني في الملعب الطنجة الكبير Wieder zurück zum Spielbesuch: Die Fans sind nicht so schwächlich wie Malediver und unheimlich zahlreich. 10.000 für eine Zweitligapartei ist weit überm Durchschnitt und ein Drittel davon supportete durchgängig in der Kurve unter der funktionsfähigen (!) Anzeigetafel. Die Gesänge waren vom allerfeinsten: melodiös, ausdauernd, kompliziert im Test und trotzdem laut. Schon nach wenigen Minuten wusste ich, warum ich die viel zu teuren 50 Dh.-Karten für die Haupttribüne holte: alle Frauen saßen auf der Haupttribüne (wo selbst die Sicherheitskräfte freundlich waren und niemand irgendwie blöd glotzte), da sie alle so ängstlich wie Fayza im Bezug auf Feuerwerk sind. Und auf den billigen Plätzen (mit 30 Dh. immer noch zu teuer für Liga 2) gab es zum Intro gleich mal Rauchkerzen in Vereinsfarben, Stoffbänder und ein arabisches Spruchband „30 Rauchkerzen, 1.000 Tränen“ (reimt sich im Arabischen in etwa auf dem Niveau wie „Pyromanie – jetzt oder nie“). Kassenrollen kamen geflogen, mehrere Leuchtraketen wurden abgefeuert und noch vor der Pause gab es einige Bengalos in mehreren Farben zu bestaunen.

Das Spiel fand auf erfreulich hohem Niveau statt. Von der ersten Minute an spielte Tihad Tanger, die sich nur im hinteren Mittelfeld befinden und ein paar Punkte weniger als der Gegner aus Kasbah Tadla auf dem Konto haben, nach vorne und versuchte ein Tor zu erzielen. Die erfreulich offensive Spielweise wurde aber nicht belohnt, sondern führte zu Fehlern die Konter provozierten. Kasbah Tadla bekam dann einen Freistoß kurz vor der rechten Strafraumecke, den Fayza völlig richtig kommentierte: „Wenn der JSKT-Spieler direkt aufs Tor schießt, fängt der Torwart wieder den Ball wie vorhin – aber wenn er einen der drei Mitspieler vorm Fünfmeterraum anspielt, trifft einer zum 1:0“. Genauso machte es der JSKT-Kicker auch und es stand 1:0 durch einen Kopfball aus sechs Metern am Torwart vorbei! Also dass jemand erst zum zweiten Mal bei einem Spiel im Stadion dabei ist und trotzdem Taktikverständnis zeigt und nicht eine sinnlose Frage stellt, habe ich echt noch nicht erlebt!

Nach dem 0:1 wurden die Zuschauer kurz etwas ruhiger, aber drängten dann die Mannschaf umso heftiger nach vorne: Chancen gab es nun trotzdem weniger für die Heimelf, sodass es beim Pausenrückstand blieb. In der zweiten Hälfte war es dann anfangs etwas ausgeglichener, doch die gefährlicheren Chancen hatte Tihad Tanger. Ab der 60. brannten sie dann ein echtes Offensivfeuerwerk mit Pfostentreffer und Torwartparaden ab. Gut 25 Minuten vor Abpfiff gab es ein Handspiel im Strafraum von Kasbah Tadla und der völlig zurecht verhängte Elfer wurde sicher ins Eck geschossen. Zu mehr sollte es allerdings nicht reichen, was außer uns beiden Neutralen so gut wie niemanden zufrieden gestellt haben dürfte… اتحاد طنجة مع شباب قصبة تادلة : بطولة القسم الثاني في الملعب الطنجة الكبير Ich brachte Fayza nach Larache zurück, wo sie in einem der Hotels, wo wir gestern erfolglos fragten, sofort ein Zimmer bekam, da alle Läufer abgereist waren – und aufgrund der Probleme gestern sogar zum reduzierten Preis von 50 statt 70 Dirham (also nur 4,50€!).
Nachdem wir uns verabschiedet hatten und ich ihr versprach Anfang Januar zu Besuch zu kommen, machte ich mich auf den 350km langen Weg zurück nach Fès. Kaum war ich zurück, konnte ich mir die frechen Sprüche von Ryan anhören – der hatte nämlich spitzgekriegt, dass ich normalerweise mit ihr verheiratet sein müsste um so eine Tour zu machen – die nach Übersetzung von Khadija bei den Kindern für lautes Gelächter sorgten.

Während unsere Tour für die Familie unglaublich selbstverständlich war und nur wegen unserer Notlügen und der Übernachtung im Auto gewitzelt wurde, musste ich mich am Montag sehr zurückhalten. Denn selbst den nettesten Lehrern am Institut sollte man nicht zu viele Details erzählen. Malika ist nicht unbedingt konservativ, aber ihre erste Frage, nachdem ich bloß gesagt habe, mit wem ich nach Tanger gefahren bin und warum, war: „Haben das ihre Eltern erlaubt oder nur Khadija?“ Und ja, natürlich wussten alle – Eltern und Geschwister – davon und es hatte keiner etwas dagegen. Malika natürlich auch nicht, aber sie warnte mich (unnötig aber umso eindringlicher) davor, so etwas als normal anzusehen in Marokko oder anderen Marokkanern zu erzählen, dass ich das Wochenende mit einer Freundin, die ich erst zwei Monate kenne und die genauso unverheiratet ist wie ich, verbracht habe und wir solche Sachen wie eine Übernachtung im Auto und Frühstück im Kaffeehaus gemacht und uns je nach Situation auch mal als verheiratet oder verschwägert ausgegeben haben. Die meisten Marokkaner würden sie wirklich, ohne sie persönlich zu kennen, als ungläubige Schlampe abstempeln.

Als Fazit bleibt jedenfalls, dass dieses Wochenende so ziemlich das lustigste des ganzen Aufenthaltes war: zwei sehr lohnende Spiele in zwei tollen Grounds, einige gute historische Sehenswürdigkeiten und mit einer wirklich sehr angenehmen und stressresistenten Mitfahrerin von einer kuriosen Situation in die nächste… 
اتحاد طنجة مع شباب قصبة تادلة : بطولة القسم الثاني في الملعب الطنجة الكبير
Statistik:
- Grounds: 1.044 (2 neue; diese Saison: 73 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.951 (heute 2, diese Saison: 95)
- Tageskilometer: 1.060 (Sa: 480km Auto, So: 580)
- Saisonkilometer: 26.070 (25.030 Auto/ 990 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre/ 10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 9 [letzte Serie: 2, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 384

Montag, 7. Oktober 2013

W375III: Sonntags in Salé; Stadtmauern und nichts dahinter, U23 auf dem Hauptplatz und arabisches Cricket

Association Sportive de Salé (Espoirs)
--------- (السلاوية الرياضية الجمعية) ----------
........................... 0:3 ..............................
-- Mogreb Atlético Tetuán (Espoirs) --
------ (المغرب التطواني / أتلتيكو تطوان) --------
- Datum: Sonntag, 6. Oktober 2013 – Anstoß: 10.00
- Wettbewerb: Elite 1 Espoirs (1. U23-Liga Marokkos)
- Ergebnis: 0-3 nach 95 Min. (46/49) – Halbzeit: 0-2
- Tore: 0-1 20. (Nr. 25), 0-2 26. (10), 0-3 88. (12)
- Verwarnungen: Nr. 7 (ASS); Nr. 10 (MAT)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Boubkar Ammar [ملعب أبو بكر عمار] (Kap. 7.000, davon 6.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 100 (darunter keine Gästefans)
- Unterhaltungswert: 4,0/10 (Nach guter erster Hälfte wurde das Spiel langweilig)

-- Tanmia de Tanger --
-------- (تنمية طنجة) -------
............ 118:88 ..............
Renaissance de Tanger
------- (نهضة طنجة) -------
- Datum: Sonntag, 6. Oktober 2013 – First Ball Bowled: 14.00
- Wettbewerb: Finale de Coupe du Trône de Cricket [مباراة النهائية الكاس العرش لالكريكيت] (Cricket-Pokalfinale, beide Teams aus der 1. da einzigen marokkanischen Cricketliga)
- Modus: Twenty20, Spieldauer ca. 4 Stunden
- Ergebnis: Tanmia gewinnt mit 30 Runs, 118:88
- Statistiken: nicht verfügbar
- Spielort: Stade Fellini [ملعب فيليني] (Kap. 2.000, davon 400 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 40 (davon je ca. 10 Fans beider Teams und ca. 20 aus Salé)
- Unterhaltungswert: 6,0/10 (Mittelmäßiges Spiel mit einzelnen spektakulären Szenen und hohem Risiko bei den Positionswechseln) سلا - سور المدينة Photos with English and Arabic Commentary:
a) Moroccan Under-23 League: AS Salé v Maghreb Tetouan at Stade Boubker Ammar
b) Moroccan Cricket Cup Final: Tanmia Tangier defeat Renaissance Tangier at Stade Fellini in Salé
c) Rabat & Salé: The Old Town of Salé

Die Pläne mit El Jadida musste ich doch ändern, da das Spiel von DHJ gegen Maghreb Fes (wie üblich am Dienstag derselben Woche) auf den Montag 7.10. angesetzt wurde. Aber es gab interessanten Sport in der Nachbarstadt der Hauptstadt. Was Potsdam für Berlin ist, ist Salé für Rabat. Allerdings ist Rabat die städtebaulich weitaus attraktivere Hauptstadt, andererseits aber erheblich ruhiger als Berlin. Nur das sehr sehenswerte Potsdam hat noch weniger mit dem schmuddeligen Salé gemein, das eine der dreckigsten Orte Marokkos ist und außer den eindrucksvollen Stadtmauern aus dem Mittelalter nicht viel zu bieten hat. Innerhalb der ockergelben Stadtmauern sieht es beschissen zubetoniert und vergammelt aus.

Das Stadion, das nach einem gewissen Boubker Ammar (Nuscheldialekt für Abou Bakr Ammar) benannt ist, ist auch ziemlich versifft, aber es wird wenigstens was dran gemacht. Das Dach der nach oben hin schmaler werdenden Haupttribüne ist noch die nicht fertig, über die Gegenseite mit ihren 13 Stufen und rot-weißen Wänden, die an drei Stellen mit geometrischen Mustern durchbrochen sind, soll sicher kein Dach. Die Hintertorbereiche erlauben ebenirdisches Stehen.

Der freundliche Platzwart erklärte mir ein bisschen was zu den U23-Mannschaften, die in der ganz entspannten Atmosphäre des eher kleinen aber für diese Liga überdimensionierten Stadions ein faires Spiel ablieferten. Tetouan, zu deren spanischer Vergangenheit ich bei Gelegenheit mal was schreiben werde, steht im vorderen Tabellenbereich, Salé im hinteren. Als der Kollege vom Platzwart noch die Teppiche auf der Tribüne ausklopfte und die gewaschenen Leibchen hinterm Tor zum Trocknen auslegte, ging der Gast auch schon in Führung. MAT bestimmte das Spiel gegen die jungen Hoffnungen aus Salé von der ersten bis zur letzten Minute und nutzte einen Torwartfehler zum 0:2 sowie einen Flachschuss eines nach Unsicherheiten in der Abwehr freistehenden Stürmers zum 0:3 Endstand. ملعب ابو بكر عمار في سلا Nach einer unfreiwilligen langen Stadtbesichtigung (Verfahren, im Stau gestanden) fand ich das Cricketstadion im Vorort Maâmora der für seinen Wald bekannt ist. Es ist zwischen Militäreinrichtungen eingeklemmt, was in Marokko aber kein Problem ist: Marokkaner sind ja keine Inder, die in einem Stadion im Sperrbereich eine öffentliche Sportveranstaltung ansetzen... Im Gegensatz zu Indien (was Dümmeres und Unsympathischeres wird man eh kaum in der Welt finden) wird man hier in Marokko auch freundlich behandelt, in den kostenlosen Parkplatz eingewiesen und auf Nachfragen auch mit Infos bedient. Leider hatte niemand die Nummer vom Maghreb Fes Crickettrainer, sondern nur den Hinweis mal abends im Stadion Hassan II vorbeizuschauen, wenn mal Training ist. Mal schauen, ob ich da mal mitspielen kann…

Mit Tanmia (heißt Fortschritt) und Nahda (Renaissance = Wiedergeburt, arabische Reformbewegung des 19./20. Jahrhunderts) haben es beide Clubs aus der Hochburg des marokkanischen Crickets, Tanger, ins Finale geschafft. Die Teams aus Salé (der Gastgeber AS), Stade Marocain Rabat, Maghreb Fès, Wyfaq und Manar Casablanca, sowie Zemmouri Khemisset sind in den Runden zuvor auf der Strecke geblieben. Mir ist schon recht, dass das Spiel hier in Salé ausgetragen wurde, aber der Platz in Tanger soll deutlich besser sein: Etwas neuere Tribüne und nicht so ein versiffter Betonbau ohne Überdachung in der prallen Sonne auf den Umkleiden wie in Salé, besserer Kunstrasen auf der Pitch, weniger staubige Stehplätze unter den Bäumen und v.a. besser gemähtes Gras. Also mit englischem Rasen hatte der Acker mit den vielen kahlen Stellen die mit büschelweise 10cm hoch stehendem Grasgestrüpp kontrastierten, nicht viel zu tun…

Interessant war auch, dass man die Infos hier nicht wie beim deutschen Cricket in Englisch einholen musste bzw. konnte: selbst die Trainer und Offiziellen konnten meist kein Englisch und von den Nachwuchsspielern, die den Großteil der Zuschauer ausmachten, sprachen alle nur Arabisch und Französisch. Cricket scheint sich in Marokko zu einem Sport junger Mittelschichtenkinder zu entwickeln. Aber der Nahda-Trainer konnte mir im besten Hocharabisch erklären, wie es um seine Mannschaft steht! Und die erwischte einen schlechten Start, bowlte mehrere Wides und diskutierte dann auch noch laut mit den Umpires, was zu Verwarnungen und einem Platzsturm des Verbandsbosses führte. Tanmia konnte nicht immer glänzen, spielte teilweise unkonzentriert, aber konnte immer wieder Fours schlagen und ging beim Positionswechsel der Batsmen erfolgreich volles Risiko. Nur ein Run-Out kassiert, aber sehr oft zwei oder gar drei Runs auf einmal geschafft.

Tanmia setzte das Target auf 118, was Nahda erwartungsgemäß nicht aufholen konnte. Bei 88 Runs waren im 18. Over alle Schlagmänner ausgeschieden, denn ihr Risikospiel mit dem doppelten Wechseln ging immer wieder schief, Unsicherheiten beim Schützen des Wickets kamen noch hinzu. Den spektakulärsten Catch lieferte natürlich einer von Tanmia: das 8. Wicket, ziemlich kurz vor dem Ende, war ein Catch mit 10 Schritten Anlauf und einem genauen Sprung zum Ball, der im hohen Bogen in Richtung vier Punkte gegangen wäre.

Das Niveau war gar nicht schlecht, die Atmosphäre entspannt (einige Wänster spielten während des laufenden Cricketmatches Fußball am Spielfeldrand ohne weggescheucht zu werden), und nach der Siegerehrung, die die Präsidentin des marokkanischen Cricketverbandes leitete, fuhr ich die knapp 200 unspektakulären Autobahnkilometer nach Fés zurück. Mittlerweile zeigt der Kilometerzähler übrigens auch knapp über 100.000km an. مباراة نهائية الكاس العرش لالكريكيت - تنمية طنجة و النهضة طنجة Statistik:
- Grounds: 1.024 (2 neue; diese Saison: 53 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.922 (heute 2, diese Saison: 66)
- Tageskilometer: 450 (450km Auto)
- Saisonkilometer: 16.830 (15.780 Auto/ 820 Fahrrad/ / 40 Schiff, Fähre/10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 7 [letzte Serie: 178, Rekordserie: 178; davor 141, 106, 101 bzw. 88]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 375

Montag, 30. September 2013

W374II: Per Auto nach Marokko

الله، الوطن، الملك Photos with English and Arabic Commentary:
Morocco:
a) Northern Cape from Tangier to Tetouan: Ksar Sghir
b) Rif Mountain Range: Chefchaouen

Um 7 aufstehen, frühstücken, auschecken, 8 Uhr in der Garage das Auto abholen, nicht nach Granada fahren, gleich nach Algeciras zum Hafen durch, das Hotel (für 27€ vorgebucht) verfallen lassen, die Tickets ausdrucken und auf die scheiß Fähre drauf. Das ging ja gerade noch mal gut! Aber so ein Dreck mit diesen scheiß Asi-Fähren, die für eine lächerliche 40km-Überfahrt mit einem Fahrzeug plus zwei Passagieren gleich mal 144€ wollen, die Buchung nicht mal korrekt bearbeiten und dann auch noch die Frechheit besitzen eine Fahrtzeit von 30 Minuten anzugeben. Die Verspätung war 30 Minuten, die Fahrtzeit 90. Bis wir durch den Zoll auf marokkanischer Seite waren, war es schon längst 14 Uhr durch.

Und beim Zoll ging es auch nur so gut, da einige der Marokkaner gut gelaunt waren und sich nicht so gehirnamputiert aufführten wie die spanischen Grenzer in den besetzten Gebieten Ceuta und Melilla. Warum ich keine Versicherung lösen musste, war mir allerdings schleierhaft: aber solange ich keinen Totalschaden baue, ist alles auch mit Grüner Karte ohne Marokkostempel und Barzahlung machbar... Am freundlichsten war ein Marokkaner, der eigentlich was Besseres werden wollte, aber nach einem Ingenieursstudium nichts Passenderes als den Zollbeamtenposten bekam. Er hatte zwei Jahre Deutsch in Halle gelernt – schon der zweite Marokkaner den ich treffe, der an der Uni wo ich Arabisch lerne, Deutsch gelernt hat… القصر الصغير Meine Arabischkenntnisse konnte ich heute erstaunlich gut anwenden. Wer behauptet denn immer, dass man mehr Französisch in Marokko spräche und gar nicht Arabisch bräuchte? Der Opa, der uns durch die Ruinen der Festungsstadt Ksar Sghir (= Kleines Schloss, eine schön am Meer gelegene, von Nadelbäumen gesäumte Festung mit römischen, arabischen und portugiesischen Mauern) führte, konnte keine Fremdsprachen, sodass ich für meinen Vater dauernd übersetzen musste. Auch beim sehr guten und preiswerten Restaurant gegenüber kam Arabisch gut an und keiner wagte es, einfach ins Französische zu wechseln – ich brauchte nicht mal darauf zu bestehen in diesem arabischen Land die richtige Sprache zu benutzen, anstatt der Besatzersprache.

Wenn nicht Arabisch, unterhalte ich mich eh nur Englisch in Marokko. Das bringt mich übrigens wieder zur überschätzten Benutzbarkeit von Französisch, denn der junge Polizist in Chefchaouen sprach nur schlecht Französisch und wechselte gleich ins Englische, um uns klar zu machen, dass wir demnächst mal die Glühbirne vorne rechts austauschen sollten… Im Hotel ging es gleich weiter: der Hotelier wollte erst in Spanisch (seine einzige Fremdsprache!) kommunizieren, doch wechselte mit Freude in seine Muttersprache. Er riss sich sogar zusammen und ließ den Worten noch ein paar Vokale – also nicht so schlimm wie sonst oft mit dem Dialekt in Marokko.

Was beim Hotel nur störte, war der Punkte, dass man für das abgewohnte Zimmer immer noch 250 Dh. (23,50€) abdrücken musste. In weniger überlaufenen marokkanischen Städte hätte es keine 20€ gekostet. Aber zu Chefchaouen, dessen Name übrigens „Guck dir die Berggipfel an“ bedeutet, morgen mehr… جبال الريف, إقليم شفشاون Statistik:
- Tageskilometer: 480 (440km Auto, 40km Fähre)
- Saisonkilometer: 13.510 (13.710 Auto/ 760 Fahrrad/ 40 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)