Dienstag, 14. Juni 2011
W254III: Handball auf Betonboden und Goldenes Tor für Blšany in der 74.
W254II: Langer Wanderweg zur Burg, Randsportart Fußballtennis und Niederlage für Spartas Reserve
Mittwoch, 5. Januar 2011
W232II: Die Kometen von Brno und ihre runde Halle
Dienstag 4. Januar 2011 – Anbully 18.00
Übersetzung: HC Komet Brünn – HC Pilsen 1929
Liga: „Tipsport“ Extraliga (1. tschechische Profi-Eishockey-Liga)
Ergebnis: 2:3 nach 60 Min. – Drittel: 1:1, 1:0, 0:2
Tore: 1-0 0.23 Radim Hruška, 1-1 19.26 Radek Duda, 2-1 24.42 Marek Kvapil, 2-2 44.02 Radek Duda, 2-3 47.35 Martin Straka
Zeitstrafen in Minuten: Jaroslav Svoboda 2+2, Radek Procházka 2, Marek Kvapil 2, Roman Erat 2 (Brno: 10 Minuten); Nicolas St. Pierre 4, Jan Kovář 2, Radek Duda 2, Jaroslav Modrý 2, Bankstrafe 2 (Plzeň: 12 Minuten)
Halle: Hala Rondo (Kap. 7.200, davon 4.200 Sitzplätze)
Zuschauer: 6.823 (davon ca. 25 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,5/10 (Schnelles und technisch sowie in Torszenen starkes Spiel)
Sightseeing: 6,5/10 (Burg Kámen lohnt auch eine Außenbesichtigung sehr, Pelhřímovs Altstadt ist auf jeden Fall einen Besuch wert, aber Brno ist – trotz ein paar sehenswerter Plätze – so ziemlich die hässlichste Stadt in ganz Tschechien!)
Photos and English version:
Kámen Castle & Pelhřimov Old Town
Brno - Second Largest City in Czechia
Ice Hockey: Kometa Brno 3-2 HC Plzeň
In Bechyně bekamen wir vom sehr gut deutsch sprechenden Hotelchef des „Panská“ ein mittelmäßiges Frühstück serviert – nicht, dass es schlecht war, aber wieso man in Tschechien nur mittelmäßiges Frühstück, aber hervorragende warme Küche bekommt, ist mir ein Rätsel – und fuhren mit dem Ziel irgendwann in den nächsten Jahren für bessere Fotos der Stadt bei besserem Wetter noch mal zurück zukommen, über Kámen nach Pelhřimov. In Kámen gibt es eine schöne Burg, die einen mittelalterlichen Teil mit massiver Schildmauer und einen neueren, größeren, frühbarocken oder so, Teil hat. Die ganze Anlage ist in einem hervorragenden Zustand und in einem durch ein massives Tor zu betretenden, felsigen Park gelegen. Das Museum war geschlossen, was uns allerdings egal war. Wir wollten so wie so recht zügig weiter nach Pelhřimov, was in Deutsch als „Pilgrams“ bekannt ist. Dort gibt es ein besonders schönes, wenn auch nicht sehr großes Exemplar einer böhmischen Altstadt mit vielen Barock- und Renaissancebauten. Die Kirche des Heiligen Bartholomäus ist ein sehr schöner Barockbau, in dem man auch Fotos machen darf: als Motiv lohnt sich vor allem der reich verzierte Altar.
In Brno gibt es auch etliche Fotomotive – so z.B. die Kathedrale von außen, wenige der zwischen der Kathedrale und der Festung gelegenen Bürgerhäuser, ebendiese kahle Festung Špilberk, und drei Plätze (der eine unterhalb der Kathedrale, der andere bei der ehemaligen Klosterkirche und der dritte bei den Verwaltungsgebäuden in der Nähe der Kathedrale) – allerdings sollte man auch mal den Orten Beachtung schenken, die man besser nicht fotografiert: die von Roma geführten, vergammelten Ramschläden, die teils in abbruchreifen Häusern, teils in Bretterbuden untergebracht sind und meist in Bahnhofsnähe liegen, dazwischen die Obdachlosen, die in schmutzigen Decken auf den noch schmutzigeren Steinstufen pennen – ab und an wird man auch mal von Tschechen oder Roma, die entweder gar nicht aussehen als hätten sie es nötig oder auch völlig zerzaust und zerfressen von Alkohol erscheinen, angebettelt. Ohnehin reiht sich in Brno ein Problemviertel an das das nächste: abgewohnte Häuser, Verfall, bewohnte Ruinen – dazwischen ebendiese heruntergekommenen Gestalten. Insgesamt kann ich vom Niveau der Sehenswürdigkeiten und der Hotels diese Stadt niemandem empfehlen – das Niveau der Sportmannschaften und -anlagen im Fußball und Eishockey ist aber so gut, dass ich unter diesen Gesichtspunkten einen Besuch empfehlen kann.
Beim Eishockey in der zweitgrößten Stadt Tschechiens fällt auch wieder auf, was unter dem Publikum für Gestalten aufkreuzen: da mag zwar auch unser freundlicher Sitznachbar sein, der sich mit uns in ein paar Brocken Deutsch verständigt – aber da sind auch die nach Alkohol stinkenden Asozialen mit verfilzten Haaren und abgetragenen Klamotten, bei denen man sich wundert, dass sie überhaupt die teueren Karten bezahlen können oder die in Thor-Steinar-Klamotten gekleideten Neonazis. Brno hat aber insgesamt gesehen die stimmungsmäßig beste Szene der ganzen Tschechischen Republik. Zwei Überziehfahnen wie heute sind bei denen das Standardintro – Papptafelchoreos und anderes gibt es bei wichtigeren Spielen zu sehen; die Anfeuerungen sind sehr ausdauernd und werden teilweise auch von den Sitzplätzen und nicht nur den beiden Stehplatzblöcken getragen. Hier im Osten Europas (während Böhmen zu Mitteleuropa gezählt werden Muss, ist jede andere Einteilung Mährens außer zu Osteuropa absoluter Schwachsinn) sind die Zuschauer auch aggressiver als im Zentrum, zu dem auch zwei Drittel Tschechiens gehören, so ja auch eine der wichtigen böhmischen Großstädte wie Plzeň; von da kamen heute gut 25 Leute, die auch ab und an mit Anfeuerungen zu hören waren.
Nicht nur die Atmosphäre auf den Rängen, sondern auch die Sportstätte als architektonisches Denkmal und das Spiel als hochwertiges Duell lohnten das Kommen. Die Halle ist ein regelmäßig runder Bau – daher Rondo – der aber im Gegensatz zu den für Hand-, Volley-, Basketball usw. genutzten, ähnlichen Sporthallen in Tripolis (Libyen) und Tunis keine runden Tribünen hat. Die beiden anderen Hallen haben nämlich auch ganz runde Tribünen, sodass man in der Mitte relativ weit entfernt vom Feld sitzt, doch der Brünner Rondo wurde innen modernisiert und zwei mit sehr einfachen Plasteschalensitzen ausgestattete Längstribünen lassen nehmen nicht mehr die Rundform der Hallenwände und Deckenelemente auf. Hinter den Toren – dort sind die Stehplätze – ist die Rundung auch nicht mehr so stark erkennbar. Ein Blick zur Decke mit den seltsamen Dämmungselementen und den kreisförmig angeordneten Wartungstreppen ist aber interessant; die Hallendecke ist auch das erste, was Gästefans als Erinnerungsbild abfotografieren.
Das Spiel war von Beginn an schnell – die Brünner Mannschaft spielt auch oft relativ aggressiv, sodass viel Fahrt ins Spiel kommt – und schon mit dem ersten Angriff hob die Heimmannschaft die Stimmung in der Halle ernorm an, da sie den Puck gleich im Tor unterbrachten. Etliche Chancen vor allem für Brno später, lag der Puck dann aber auch mal im Tor der Kometen, die trotz Überlegenheit den Ausgleich hinnehmen mussten. Die Gäste wurden nach der Pause stärker, doch weiterhin war Brno die etwas bessere zweier wirklich guter Mannschaften. So kam Brno auch zur erneuten Führung. Im dritten Drittel legte Pilsen aber derartig zu, dass Brno fast nur noch am Verteidigen war und zwei Tore hinnehmen musste. Am Ende siegten also die Gäste mit 2:3 Toren.
Da wir schon am frühen Nachmittag sehr gut in Brno essen gehen konnten (das Švejk in der Nähe der Uni hat gute, moderne tschechische Küche zu angemessenen Preisen; in Deutschland würde man locker 50 bis 100% mehr bezahlen für so gute Sachen) fuhren wir ohne nennenswerte Verzögerungen gleich nach dem Spiel zurück nach Merseburg, wo wir nach etwas mehr als 6 Stunden Fahrt (30 Minuten Pause inklusive) kurz vor 2 Uhr ankamen.
Zusammengefasst gesagt lohnt sich zwar keine Stadtbesichtigung Brnos, aber ein unter sportliche Aspekte gestellter Besuch der Stadt (für ordentliche Sehenswürdigkeiten kann man ja im Umland bis Olomouc herumfahren). Man sollte allerdings bei einer mehrtätigen Tour Brno nicht als Ausgangspunkt, sondern als ein Tagesausflugsziel z.B. von Olomouc oder Zlín nehmen, da die Hotellerie in Brno sauteuer und unseriös ist. Der Besuch beim Erstliga-Fußball ist schon lohnend, aber beim Erstligisten im Eishockey, ebendiesem HC Kometa, ist aufgrund der Spielqualität, der Halle und der Stimmung, lohnt ein Besuch noch mehr. Dass der Club nur durch Lizenzkauferei in der höchsten Spielklasse spielt ist war scheiße, aber tut der Fanatmosphäre und dem spielerischen Niveau keinen Abbruch.
Statistik:
Ground Nr. 511 (ein neuer Ground; diese Saison: 61 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.202 (diese Saison: 89)
Tageskilometer: 710 (Auto)
Saisonkilometer: 17.270 (12.070 Auto/ 2.290 Bahn, Bus, Tram/ 2.110 Fahrrad/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 83
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 232
Dienstag, 28. Dezember 2010
W230III: Teil 2 der Tour durch Mähren; Burgruinen, Plattenbauten, ein moderner Zoo und eine klare Niederlage für Litvínov
Sonntag 26. Dezember 2010 – Anbully 17.00
Übersetzung: HC „PSG“ Zlin/ Gottwaldov gegen HC „Benzina“ Oberleutensdorf
Liga: „Tipsport“ Extraliga (1. tschechische Profi-Eishockey-Liga)
Ergebnis: 7:2 nach 60 Min. – Drittel: 5:1, 1:0, 1:1
Tore: 1-0 5.57 Grof, 2-0 7.16 Linhart, 3-0 10.17 Galvas (PP1), 3-1 12.09 Švarný (PP1), 4-1 14.29 Balaštík (PP1), 5-1 15.24 Sýkora, 6-1 22.42 Sýkora, 7-1 45.02 Balaštík, 7-2 50.53 Jenáček Zeitstrafen: Čech 2, Švrček 2, Sýkora 2, Köhler 2 (Zlín: 8 Minuten); Vopat 4, Trávniček 2, Kubát 2, Rindoš 2, Švarný 2 (Litvínov: 12 Minuten)
Vergebener Penalty: Hübl (Litvínov) hält Penalty von Valenta (Zlín)
Halle: Zimní stadion Luďka Čajky/ Eisstadion Luděk Čajka (Kap. 6.975, davon 4.525 Sitzplätze)
Zuschauer: 4.813 (davon ca. 50 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Rasantes erstes Drittel, danach deutlicher Leistungsabfall von Zlín und allgemein schwächeres Spiel, aber alles in allem noch sehenswert)
Sightseeing: 7,0/10 (Echt gelungene Tour!)
Photos and English version:
Kroměříž Old Town
Zlín Zoo, City Centre and Castles
HC Zlín vs. HC Litvínov (Extraliga Ice Hockey)
Von Olomouc brauchen wir bereits kurz vor 8.00 auf gen Süden, nach Kroměříž. Die Altstadt des früheren Kremsier ist Weltkulturerbe der UNESCO. Wenn man manche Nicht-Welterbe-Altstädte Böhmens und sogar Mährens mit dieser Durchschnitts-Altstadt vergleicht, fragt man sich warum. Aber diese UNESCO-Titel werden doch sowieso teilweise willkürlich verteilt. Jedenfalls hat fast jede zweite Kleinstadt in Tschechien Barock-, Renaissance und Jugendstilhäuser in dem Zustand zu bieten. Ein Schloss, ein Stadttor und ein Rathaus mit davor befindlichem Markplatz auf dem eine Pestsäule steht ist ebenso regelrecht Standard. Das ganze mag zwar in Kroměříž zu den schöneren Exemplaren gehören, aber herausragend ist das nicht. Und auch in der Größe nicht sonderlich beeindruckend, da einzig das Schloss überdurchschnittlich groß ist: vielleicht mag der Park etwas Besonderes sein, aber so herausragend kann der nicht sein für so einen Titel. Aber solange nur Kroměříž und nicht Zlín Welterbe wird, reg ich mich nicht auf.
Zlín wird gerne als die „Perle des Funktionalismus“ – also der Bauepoche der 1920er Jahre – oder „Modellstadt der Moderne“ gelobt. Der Laie wird sie eher als „zu groß geratenes Straßendorf mit minderwertiger Plattenbau- und 20er-Jahre-Betonklotz-Architektur“ bezeichnen. Wenn man sich die Ausdehnung Zlíns – schmal entlang einer großen Straße in einem Tal – anschaut, wäre Punkt 1 (Straßendorf) erfüllt. Die Wohnqualität der 1920er Betonklötze mag ganz gut sein, da sie ihr (einziges?) Anliegen - praktische Funktionalität - erreichen, aber etwas anderes als gesichtslose Betonklötze sind das beim besten Willen und weitreichendsten architektonischen Verständnis nicht. Bauhaus und Bruno Taut wandeln schon an der Grenze zwischen „praktisch und formschön“ und „praktisch, aber Augenkrebsgefahr“, aber ein Blick aufs Zlíns Rathausplatz genügt, um dieser Stadt jegliche Attraktivität abzusprechen. Einzig lohnend sind Ziele im Stadtumland, da selbst die als Sehenswürdigkeiten der Stadt verzeichneten Kirchen und das Schloss (eine größere Villa) bei Weitem nicht einmal Durchschnitt für ihre Architekturform sind.

Dass wir vor den Sportevents viele Burgen besichtigen ist dem Leser ja bekannt, aber ab und zu darf es auch mal eine andere Sehenswürdigkeit sein: denn ebenfalls nördlich der Stadt liegt der Zoo in Lešná. Der ist sehr modern und beherbergt eine hohe dreistellige Zahl von Tieren aus über 200 Tierarten. Da gab es sogar ein paar seltsame Tiere, die ich vorher noch gar nicht gesehen habe: so vor allem die Greifstachler, welche so etwas wie auf Bäume kletternde Stachelschweine sind. Ansonsten sind natürlich die üblichen Verdächtigen, die in jedem größeren Zoo auftauchen, wie Lemuren, Tiger (hier: sibirische), (afrikanische) Elefanten, Gorillas und baktrische Kamele zugange. Auffällig waren sonst nur das Vorhandensein vieler Geier, deren Gehege man sogar begehen konnte, und die moderne und kunstvolle Gestaltung vieler Anlagen und Pavillons, die alle nach Kontinenten (Australien – dazu Krokodile, Kängurus (darunter ein Albino), Emus etc., dann Afrika mit Elefanten, Löwen, Nashörnern usw. bis man alle Kontinente durchhat) sortiert sind. Die Außenanlagen waren bei fünf Grad unter Null natürlich relativ leer (auch Besucher waren nicht viele da), aber dafür war in den Häusern was los – besonders interessant sind das im weitläufigen Landschaftsgarten, in dem der Zoo liegt, befindliche historistische Schloss mit sehr schöner Fassade, das im Keller ein Terrarium mit Alligatoren und Waranen beinhaltet, und das topp-moderne Tropenhaus mit meterhohen Pflanzen und freilaufenden kleinen Affen. Verglichen mit dem letzten Zoobesuch außerhalb Deutschlands, im August in Chorzów (Polen), muss ich Zlíns Zoo allerdings eine geringere Attraktivität gegenüber jenem in Chorzów bescheinigen, da zwar die Anlagen moderner sind und die Landschaft schöner, die Zahl der Tiere aber geringer und die Qualität der Beleuchtung in den Häusern erheblich schlechter ist als in Chorzów. Ebenfalls ein klarer Pluspunkt für den bekannten polnischen Zoo: ein weitaus größeres Aquarium und größeres Vogelhaus.
Wir checkten noch im Hotel Ondráš ein, das einige Zimmer anständiger Größe im ersten Stock eines außen recht mies aussehenden Plattenbaus für umgerechnet 35€ pro Nacht (DZ, Frühstück 4€ extra, bewachtes Parken vorm Haus ebenfalls 4€) anbietet. Das Flair der ČSSR ist sozusagen greifbar in diesem Hotel – es ist aus guten Gründen so ziemlich das billigste in der Stadt – aber es ist weder heruntergekommen, noch unsauber oder fällt durch schlechten Service auf. Sogar die PVC-Fußböden sind durch bessere Kunststoffe ersetzt worden.
Nun ging es zum Eishockey. Die Halle befindet sich hinter dem Hotel „Moskva“ südlich der Durchgangsstraße und ist nach einem früheren Spieler Zlíns benannt: Zimní stadion Luďka Čajky. Von außen ahmt der Bau eine Backsteinfassade nach und auch innen sieht er etwas älter aus: so gibt es etliche Holzbänke und nur in der Mitte gepolsterte Klappsitze. Eindrucksvoll sind die Stahlträgerkonstruktionen hinter den Stehplätzen der Heimfans und vor allem die Logen über dem Gästesektor: die oberste Loge ist bis unters Dach gebaut und nur ein blechverkleidete Metallbrüstung trennt einen vom direkten Weg 15m nach unten. Die Gesamtkapazität liegt bei 6975.
Der HC „PSG“ Zlín, der allein in den letzten fünf Jahren schon drei Mal den Namen gewechselt hat und nun nach einer großen Baufirma (PSG) heißt, ist als 3. noch im Meisterschaftsrennen und so gut wie in den Play-offs, während unser HC Litvínov im hinteren Mittelfeld herumgurkt. Der Platz 10 erklärt sich zuallererst aus der schlechten Auswärtsbilanz der Oberleutensdorfer, die nur 2 Siege und 2 Siege nach Penaltyschießen bei einem Torverhältnis von 36:67 in 15 Auswärtsspielen aufweisen können. Zuhause haben sie 11 der 17 Spiele gewonnen, Zlín hingegen nur 10 (davon nur 8 in der regulären Spielzeit) von 18. Aber eines der 8 war ein 10:2 gegen Litvínov in der ersten Runde. Und das Heimspiel haben die Schwarz-Gelben auch noch verloren: 2-4. Nun also das zweite Duell Zlín gegen Litvínov, d.h. die dritte Runde der vier Hauptrunden ist schon im vollen Gange.
Die Hausherren spielten im ersten Spielabschnitt richtig schnelles und schönes Eishockey und nahmen die Gäste auseinander. Die Stimmung rechts von uns klang so prima, wie die „Bären-Hotdogs“ vor der Halle (eine fette tschechische Bratwurst mit Ketchup wird in ein Baguette gesteckt und mit einer Peperoni und Weißkraut belegt) geschmeckt haben. Zu Beginn des Viertels hörte man noch die mehr als 40 Leute im Gästesektor ab und an, doch nach dem 3:0 verging ihnen die Stimmung. Das 3:1 – ein toller Schlagschuss von der blauen Linie – ließ nicht wirklich Hoffnung aufkommen. Schnell stand es 5:1 und die Zuschauer forderten schon „déset“ = „zehn (Tore)“.
Das zweite Drittel wurde von Zlín zwar nach wie vor dominiert, doch bei weitem nicht so rasant und sehenswert, wie in den ersten 20 Minuten. Es verwunderte also nicht, dass es nur zum 6:1 reichte. Ab und an ließ Litvínov auch noch mal ihre sonst besser sichtbare Klasse aufblitzen: so beim zweiten Treffer des Tages und vor allem beim Abwehrverhalten in doppelter Unterzahl (zwei Spieler waren gleichzeitig wegen zweier in Sekundenabständen ausgeführter Checks auf die Strafbank geschickt worden), wobei sie in den zwei Minuten keinen Treffer Zlíns zuließen und einen Konter nur knapp vergaben. Am Ende war das 7:2 zwar äußerst ärgerlich, da es eine peinlich hohe Klatsche war, aber man konnte bei dem ersten Drittel schon froh sein, dass das Spiel 7:2 und nicht 17:2 oder auch nur 10:2 ausging.
Statistik:
Ground Nr. 508 (ein neuer Ground; diese Saison: 57 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.196 (diese Saison: 83)
Tageskilometer: 120 (Auto)
Saisonkilometer: 14.380 (9.180 Auto/ 2.290 Bahn, Bus, Tram/ 2.110 Fahrrad/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 83
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 230
Dienstag, 3. August 2010
W209V: Der sportliche Teil der Reise
Mittwoch, 5. August 2009
WE157V: Schlösser, Speedway und ein Unfall - Der dritte und letzte Tag in Wrocław und Umgebung
Sonntag, 2. August 2009 - 1. Start 17.15
Ekstraliga (1. polnische Speedwayliga, Profiliga)
Ergebnis: 51:39 nach 15 Läufen
Besondere Vorkommnisse: 3 Neustarts (2x Unfall in Runde 1, 1x defektes Motorrad am Start) Stadion: Stadion Olimpijski (Kap. 40.000 Sitzplätze)
Zuschauer: 4.000 (50 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,0/10 (O.K.)
Sightseeing: 3,5/10 (wenig lohnend)
Der Ablauf war wie am Vortag, nur dass wir nach dem Frühstück an der Tankstelle nach Nordwesten losfuhren und schnell in Legnica landeten. Dort reihen sich in der Innenstadt Bausünde an schönes historisches Gebäude an Bausünde. Sieht fast so schlimm aus wie in Kassel oder einigen anderen westdeutschen Großstädten. Und Baustellen gibt’s in Legnica auch ohne Ende. Highlights sind die beiden großen Kirchen, das kleine Rathaus und das Schloss. Letzteres ist teils als Akademie für Sprachen genutzt, teils leer stehend, zudem grenzt auch ein Gymnasium an, das vor den Burgtoren einen tollen Sportplatz angelegt hat.
Von Legnica aus fuhren wir wieder nach Osten. Nach ein paar Kilometern ist man in Kunice, wo man feststellen muss, dass in Polen bisweilen derselbe Scheiß wie in Deutschland gemacht wird: man will unbedingt aufs flache, eintönige Land ziehen, wenn man in der Groß- oder auch nur Mittelstadt geboren wurde und dort Arbeit hat. Bald hatten wir Prochowice erreicht, wo ein abgesperrtes weil baufälliges Burgschloss zu begutachten ist. Man kann ohne Probleme drum herum laufen und den Innenhof einsehen. Allerdings kann man nicht in die Gebäude und auch nicht direkt in den Hof. Dass etwas an der Sanierung gemacht würde, ist nicht zu erkennen, aber das war es in Frankleben bei Merseburg bis vor kurzem auch nicht, und jetzt sind die dort echt weit gekommen.
Nachdem wir die Oder gequert hatten, kamen wir in Lubiąż an. Dort ist auch einiges im Argen, aber das Kloster ist wirklich eindrucksvoll. Die enorme Größe der Anlage ist aber auch der Grund dafür, dass sie teils recht heruntergekommen ist. Aber schon allein der Blick von der Straße aus über die Mauern und Wirtschaftsgebäude hinweg zur Klosterkirche ist schön.
Nicht so schön war der Weg nach Bagno, da ich in einem verkommen Kaff namens Uraz einmal wenden musste, dazu die Einfahrt eines Grundstückes nutzte und aufgrund der Kürze der Einfahrt einen halben Meter mit der Fahrzeugfront in die Straße hereinragte. Eigentlich alles kein Problem und hätte ich mich nach dem ersten Auto gleich rücksichtslos gegenüber zweier Mountainbikefahrer reingedrängt, wäre auch nichts passiert. Aber wenn man unaufmerksame Radfahrer passieren lässt, kann man dann nachher die Schäden im Lack beseitigen lassen... Scheiß Mietwagen! Hätte ich bei einem Privatauto nie reparieren lassen. Aber ich frage mich auch, als einer, der letztes Jahr fast 10.000 Kilometer Fahrrad gefahren ist, wie man ein so stehendes Auto übersehen und rammen kann. Also hätte der Spast noch Geld für die krumme Gabel oder aufgeschürften Ellbogen gewollt, hätte es was auf die Fresse gegeben! Leider war dieser bekiffte Bauer nicht versichert, sonst hätte diese fahruntaugliche Flachzange ordentlich was abdrücken können. Wenigstens hat ein polnischer Lieferwagenfahrer mit Deutschkenntnissen gesehen, welche dumme Sau hier in wen gefahren ist und innerhalb von zwei Minuten alles geklärt, sodass wir immerhin weiterfahren konnten.
Nächste Station also Bagno, wobei vorher ein ganz kurzer Zwischenstopp in einem Dorf namens Prusice eingelegt wurde, da das Rathaus und die Kirche auffällig große Bauten sind. In Bagno gibt es einen noch auffälligeren Bau, nämlich das Schloss, das von der katholischen Kirche als Konvent genutzt wird. Das Schloss ist perfekt renoviert und in einem dezenteren Barockstil gehalten. Zudem ist es sehr schön aber abgelegen gelegen.
Wieder zurück nach Wrocław und dort zu erst nach Leśnica. Dort gibt es ein weiteres Barockschloss zu sehen, dass ebenso hervorragend restauriert ist. Der völlig symmetrische Bau wird als Restaurant, Hotel und Ausstellungssaal genutzt. Einmal rund herum gegangen und dann schnell ans andere Ende der Stadt. Dort befindet sich der riesige Olympiapark, wo am Sonntag im Hauptstadion ein Speedwayrennen stattfand. Nach dem Kartenkauf (7,50€ die mittlere Preiskategorie) gab es Würstchen und Steak vom Grill hinter dem Haupteingang.
Das Olympiastadion hat etliche symmetrische Elemente - u.a. der Eingangsbereich mit den Arkaden - und 40.000 Sitzplätze; teils auf Holzbänken, teils auf Kunststoffsitzen. Die 40.000 Plätze waren heute bei weitem nicht genutzt. Für ein Speedwayrennen der ersten polnischen Liga war es eine total beschissene Zuschauerzahl bei total beschissener Stimmung, was ich im Vorfeld aber auch befürchtet hatte, da WTS Wrocław schon als Absteiger in die 2. Liga feststand. Der Gastverein brachte auch nur 50 Leute mit, die kaum in Erscheinung traten, da ihre Mannschaft auch nicht so toll dastand, aber den Klassenerhalt schon sicher hatte. Die Atmosphäre war also kein Vergleich zu der in Wettkämpfen gegen Zielona Góra oder gar Unia Leszno. Wenn letztere kommen, wird das ohnehin in der Speedwayliga weitestgehend tolerierte Feuerwerk (Bengalos, Rauchbomben) abgebrannt, Flaggen- und Papptafel-Choreographien gezeigt und auch schon mal vor 40.000 Zuschauern ein lebendes Schwein mit einem umgebundenen Unia-Fanschal im Stadion herumgeschickt. Speedway ist noch vor Eishockey und Basketball der Nr. 2 Sport nach Fußball. Der Zuschauerschnitt ist sogar noch höher mit mindestens 10.000 Zuschauern pro Spiel bei allen acht Erstligisten. Die Fans sind auch da in Gruppen organisiert, teils mit Fußballfanszenen verbündet und auch untereinander befreundet (z.B. WTS Wrocław und Lotos Gdańsk) oder verfeindet (WTS und Unia Leszno). Neben den „normalen“ Fans kennt man auch beim Speedway Ultras und Hooligans, was auch bei kleineren Parteien, solange sie nicht so witz- und bedeutungslos wie an diesem Sonntag im Stadion Olimpijski sind, für tolle Stimmung sorgt.
Am letzten Spieltag war also in Sachen Abstieg alles geklärt, wobei fahrerisch davon nichts zu merken war. Mangels Stimmung konnte man sich ja auf den Wettkampf konzentrieren - also so wie in der deutschen Speedwayliga... Wer nichts für Motorsport übrig hat, würde die Krise kriegen, wenn er hört, dass man beim Speedway nur drei bis vier Runden im Kreis fährt, doch der Vierkampf hat für Leute mit Ahnung von Sport doch den ein oder anderen Reiz. Zumindest das in die Kurven legen ist der Hammer beim Speedway. Ansonsten lebt der Sport wie gesagt nur von der Stimmung, was mir sagt: nächstes Jahr mal nach Leszno oder Zielona Góra!
Nachdem WTS Wrocław zum Saisonabschluss noch einmal unerwartet hoch mit 51:39 gewann (der Sieger des Einzellaufes (15 Läufe gibt es) bekommt 3, der Zweitplatzierte 2, der Dritte 1 und der Letzte 0 Punkte), sieht die Tabelle vor der Meisterrunde übrigens so aus: 1. Unibax Toruń 27 Pkt., 2. Falubaz Zielona Góra 22, 3. Włókniarz Częstochowa 21, 4. Unia Leszno 19, 5. Caelum Stal Gorzów 19, 6. Polonia Bydgoszcz 11, 7. Lotos Wybrzeże Gdańsk 10, 8. Atlas Wrocław 9.
Die Statistik für den Wettkampf kann man hier einsehen: http://www.zuzel.sport24.pl/statystyki/spotkanie/1056/
Wir fuhren - da wir von Wrocław weg und erst nach 20 Uhr durch Bolesławiec durch fuhren - ohne Stau und andere Probleme nach dem Spiel innerhalb von 5 1/2 Stunden nach Hause.
Statistik:
Ground Nr. 335 (neuer Ground; diese Saison: 4 neue)
Sportveranstaltung Nr. 862 (diese Saison: 4)
Tageskilometer: 680 (Auto)
Saisonkilometer: 1.480 (1.250 Auto, 130 Fahrrad, 0 Flugzeug, 0 öffentliche Verkehrsmittel)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 50
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 157
Fotos unter:
Legnica:
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090802a%20Legnica%20-%20Altstadt%20von%20Liegnitz/
Die anderen Sights:
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090802b%20Prochowice%20-%20Lubiaz%20-%20Prusice%20-%20Bagno/
WE157IV: Von Burgen und Schlössern, schlesischer Kirchenbaukunst und Fußballfans, die einfach nicht sitzen können
Samstag, 1. August 2009 - Anstoßzeit 19.15
Extraklasa (1. Profiliga Polen)
Ergebnis: 2:0 nach 94 Min. (46/48) - Halbzeit 1:0
Tore: 1:0 4. Sebastian Dudek, 2:0 78. Krzysztof Wołczek
Verwarnungen: Antoni Łukasiewicz, Sebastian Dudek (Śląsk), Piotr Polczak, Sławomir Szeliga, Konrad Cebula (Cracovia)
Platzverweise: keine
Stadion: Stadion Oporowska (Kap. 9.000 Sitzplätze, davon 2.500 überdachte)
Zuschauer: 7.000 (100 Gästefans)
Spielqualität: 7,0/10 (Spiel O.K. bis gut - Zuschauer äußerst gut), Sightseeing: 9,0/10 (äußerst interessant)

Schon um 7 Uhr ging es wieder raus, das Frühstück an der Tankstelle einnehmen. Bei Orlen - alternativ kann man natürlich auch Cafes aufsuchen - ist das Frühstück allemal billiger und meist auch besser als in den Hotels, die nicht zu europäischen Ketten gehören. Schnell tanken, dann hemmungslos in den fließenden Verkehr reindrängen (in polnischen Großstädten ist man noch unwilliger, als in deutschen, was das reinlassen von in Einfahrten wartenden oder zu Spurwechseln ansetzenden Autos angeht: also einfach zackig zwischen zwei Autos schieben und bei 50cm Stoßstangenabstand zum Vordermann Vollbremsung) und auf dem Weg nach Südenwesten noch am alten Stadion von Śląsk Wrocław vorbei gucken. Zwar toller Bau, aber gut gesichert. Besser zum Einsteigen und Besichtigen ist das alte Stadion von Warta Poznań.
Ein absolutes Besichtigungshighlight - ob von Wrocław oder Wałbrzych aus ist egal - ist das Zamek Książ zwischen Świebodzice und Wałbrzych. Der wunderbare Renaissancebau mit barocken, gotischen und einigen anderen Elementen, ist bis in den Vorhof kostenlos zu besichtigen. In den Innenräumen und auf den Terrassen werden akzeptable Entgelder verlangt. Wir verschoben die Innenbesichtigung des größten Schlosses Polens und das Besuchen des angrenzenden alten Schlosses (Zamek Stary Książ) auf einen Besuch in Wałbrzych oder der Gegend (nächstes Jahr) und fuhren zum Zamek Cisy. Diese Ruine ist nur was für Freunde mittelalterlicher Burgen und zudem schwer zu finden. Man nutze diese Karte und achte auf den Wegweiser am Ortsende von Cieszów Górny. Den Feldweg kann man entweder bis zur Kuppe wie wir (dann sind es noch 1200m Fußweg bis zur Burg) oder bis zur Furt (150m Fußweg) fahren. Letztere Variante würde ich nicht mit einem Kleinwagen machen... Ab der Kuppe auf dem Weg immer rechts halten bis besagte Furt kommt - der Soldat, der dort mit einem Kumpel grillte, beschrieb mit zwar den Weg zur Burg, aber sagte nicht, dass die Steine in der Furt total wacklig sind; wäre beim Queren fast ins Wasser gefallen - und dann gleich rechts. Der nächste Knaller ist dann die Holzbrücke, die mit großen Löchern aufwarten kann. Man kann auch durch den Burggraben laufen. Hinter dem restaurierten Burgtor sind dann überwucherte Mauerreste zu sehen, die ungesichert in der Landschaft herumstehen. Wenn man an einem milden Wintertag ohne Schnee hier her kommt, hat man wahrscheinlich einen besseren Eindruck von der Größe der Anlage, aber die architektonische Schönheit kommt auch im Sommer rüber. Am Besten ist der Turm, den man mangels Treppenhaus aber nicht besteigen kann.
Über tolle Nebenstraßen - meist gut asphaltiert, wenige Autos, wie in einer Rallye zu fahrende Kurven - ging es dann für uns weiter nach Bolków. Oberhalb der Dorfmitte gibt es eine herausragende Burganlage, die für 1,50€ (ermäßigt sind Studenten, Schüler u.a.: 0,75€) zu besichtigen ist. Parkplatz wie bei vielen gesicherten Burgen ca. 0,50€/ Stunde. Bolków ist allerdings nur eingeschränkt zu besichtigen, da der Palas und der kleine Wohnturm renoviert werden. So bleiben nur der Innenhof, die Terrassen, zwei Ecktürme und der Bergfried. Von letzterem hat man einen weiten Blick, der einen unter anderem die 2,5 km entfernte Schweinhausburg erblicken lässt.
Diese Burg (Zamek Świny) war als nächste auf der Liste. Den Wegweiser kurz vorm Ortsende beachten und dann die Karre im ersten Gang den Hang hoch. Einmal über den Bolzplatz laufen und dem komischen Typen mit der dicken Brille 5 Złoty (1,25€ in die Hand drücken). Dann bekommt man die bedruckten Karten und kann so gut wie jeden Raum besichtigen. Für die Erdgeschoss- und Kellerräume sollte man sich eine Taschenlampe mitnehmen. Im oberen Bereich hat man einen schönen Saal mit Grasboden und ohne Decke sowie den Zugang zum Palas, der nur im ersten Stock zugänglich ist, da die Zwischendecken fehlen und der Turmaufgang am Einstürzen ist. Alles in Allem ist die Schweinhausburg Świny die schönste Burgruine, die ich in Polen bisher gesehen habe.
Bevor es wieder nach Breslau gehen sollte, stand noch Jawor auf dem Programm. Eigentlich eine schöne Stadt... aber die ist ja so was von heruntergekommen! Absolutes Highlight ist natürlich die Friedenskirche, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Der Fachwerkbau kann im Inneren (1,50€ Eintritt; 1,25€ für Fotografieren/ Filmen) mit vier Emporen aufwarten, die mit enorm vielen biblischen Bildern, die alle altdeutsch beschriftet sind, verziert sind. Ein schöner Altar und etliche vergoldete Figuren z.B. an der Kanzel sind auch sehenswert. Die Architektur an sich ist auch wirklich herausragend.
Nicht ganz so herausragend ist der Marktplatz mit dem Rathaus. Da ist derzeit alles eine Baustelle und für das Schloss gilt: man kann da mal vorbeischauen, der Innenhof ist ganz nett und immer offen, aber das Schlossgebäude müsste mal wirklich renoviert werden.
Von Jawor aus waren es keine 60 Minuten, bis wir wieder in Wrocław waren. Dort hielten wir uns noch ein bisschen im Hotel auf, ehe wir zum Stadion rüber gingen. Ein lockerer Einlass und sehr gute aber zu teure Bratwürste später, waren wir dann in Block C in der Nähe des Gästeblocks hinterm Tor. Um uns herum waren viele Opas (ohne Omas, die in Polen so gut wie gar nicht ins Stadion gehen) und junge Paare, die man in Polen auch als „Picknick-Fans“ bezeichnet. Allerdings standen beim Spiel Śląsk Wrocław gegen Cracovia Kraków (1. Spieltag der Extraklasa, der 1. Profiliga also), auch diese Fans, die kaum den Mund aufkriegten, die ganze Zeit. In Deutschland würde man auf den besseren Plätzen nie stehen. Da würde man dauernd von anderen Fans angemeckert werden oder die Aufmerksamkeit der so genannten Sicherheitskräfte auf sich ziehen. Hier in Wrocław wurden Melodien, die man größtenteils in Deutschland nicht hört, angestimmt und schon nach vier Minuten konnte das erste Tor bejubelt werden. Obwohl das Stadion nur Sitze hat, standen über 90% der Zuschauer und zwar die ganze Zeit. Angefeuert wurde auch - vor allem von der unüberdachten Gegentribüne, auf der sich die Ultras positioniert hatten. Bis zur Pause, in der es dann Bierfässer-Wettrollen gab, und auch danach konnte man von einem guten Spiel reden, wobei es aber zu wenige Torchancen gab für meinen Geschmack. Was mir jedoch sehr gut gefiel, war das Zweikampfverhalten: da wurde mit beiden Beinen voraus herangerutscht, um den Ball noch auf der Auslinie oder einfach auch nur im Mittelkreis zu bekommen. Die Heimmannschaft war bis zur Mitte der ersten Halbzeit in allem überlegen, ließ dann jedoch bis Mitte der zweiten Hälfte Cracovia viel zu viel kommen, was unter anderem für einen Pfostentreffer nach einem Freistoß sorgte. Recht kurz vor dem Ende machte es Śląsk besser und erzielte mit einem Freistoß ein tolles Tor. Kurz zuvor sollte es noch Aufregung geben, da der Schiri einen klaren Elfmeter für Śląsk verweigerte. Der Depp war auch nie auf Ballhöhe, genauso wenig, wie die zwei Blinden an der Linie. Das 2:0 sollte der gerechte Endstand sein.
Wir fuhren dann wieder zum Mexikaner essen und übernachteten noch einmal im Hotel des Vereins.
Statistik:
Ground Nr. 334 (neuer Ground; diese Saison: 3 neue)
Sportveranstaltung Nr.861 (diese Saison: 3)
Tageskilometer: 220 (Auto)
Saisonkilometer: 800 (670 Auto, 130 Fahrrad, 0 Flugzeug, 0 öffentliche Verkehrsmittel)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 50
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 157
Fotos unter:
Außenbesichtigung Zamek Książ
WE157III: Ein Wochenende in Wrocław; Viel Verkehr und Gerade noch rechtzeitig an der Kasse
Vor Wrocław gibt es dann eine Baustelle, die auch massig Stau produziert. Das, und zudem das Herumirren ohne Stadtplan - es dauerte halt, bis wir eine Orlen-Tankstelle gefunden hatten, wo man am besten solche Karten kauft - kostete uns viel Zeit. Zum Glück hatten wir gerade die Orlen erwischt, die nur 1km vom Stadion Oporowska entfernt liegt. Wir kamen kurz vor Schließung der Vorverkaufskasse an und - nach der mittlerweile strikt durchgezogenen Registrierung, die nach Vorzeigen eines Reisepasses, Führerscheins oder anderen Lichtbildausweises schnell von statten geht (wenn man den netten Damen an der Kasse das Schreiben von Sonderzeichen wie Umlauten erklärt hat) - erhielten zwei Karten für überdachte Plätze zu je 10€.
Da es langsam dämmerte, fuhren wir trotzdem mit dem Auto in die City, parkten vorm Gefängnis (der burgähnliche Bau mit dem Doppelturm aus dunklem Backstein) und liefen in die Altstadt. Die Altstadt ist umschlossen von einem Ring wenig geschmackvoller sozialistischer Bauten, doch innerhalb des alten Bereiches gibt es viel zu sehen. Besonders hervorzuheben ist der Marktplatz mit dem Rathaus, einem tollen gotischen Bau mit einem alle Häuser überragenden Turm und einer detailreichen dreigiebligen Front. Vorm Eingang unterhalb dieser Front bauten sich übrigens zwei Akkordeonspieler auf, die auf ihren Akkordeons klassische Streichinstrumente nachahmten. Auf der Rückseite des Rathauses waren noch mehr Schausteller zugange: vom Fußballjongleur bis zum Riesen-Seifenblasen-Kasper. An etlichen schönen Hausfassaden vorbei bewegten wir uns über die Brücke zum Dom (die Kirche mit den zwei Türmen). Als wir ankamen, wurden alle Lichter hochgefahren, da der Grad der Dunkelheit, der zum Anstrahlen der Gebäude ausreicht, erreicht war.
Wir machten uns wieder auf den Rückweg zum Auto und aßen zuvor noch gut und preiswert in der „Hazienda Tequila“ mexikanisch. Kurz vor Mitternacht waren wir dann wieder im Hotel.
Montag, 6. April 2009
WE140I: Tagesausflug nach Stettin; Futsal und Fußball
Früh aufstehen, früh frühstücken - wie immer eigentlich. Diesmal begaben sich mein Vater und ich auf einen Tagesausflug nach Szczecin von Rostock aus. Die Autobahn von Rostock nach Szczecin ist fast komplett in sehr gutem Zustand und frei von Geschwindigkeitsbeschränkungen. Da konnte ich also mal ausprobieren, wie der Mietwagen Opel Vectra Kombi ins Flattern gerät, wenn man die Kurve bei 220 nimmt... Oder auch, wie er ausschwenkt, wenn man in einem der dreispurigen Stettiner Kreisverkehre wild rüberzieht, um noch vor dem Lkw rechts daneben die Ausfahrt zu erwischen. Der erste Besichtigungspunkt in Szczecin war der enorm große Zentralfriedhof. Da hätte man stundenlang rumlaufen können, bis mal alles gesehen hätte, doch das Westportal, die Kapelle und die Windmühle - leider ohne Flügel - sind die drei Hauptsehenswürdigkeiten dort. Weiter ging es durch den chaotischen Stadtverkehr gen nördliches Zentrum. Dort fotografierte ich das neue Rathaus. Im angrenzenden Park mit dem überlebensgroßen Denkmal für Johannes Paul II. war reger Betrieb ob dem schönen Wetter.
Weiter nach Norden. In den nördlichen Nachbargemeinden war freie Fahrt: die 50km/h-Zonen in den Straßendörfern wurden von allen Fahrern als 80- oder 100er-Zonen ausgelegt. Wir kamen so noch rechtzeitig vorm Spiel in Police an. KP Chemik Police war Gastgeber in der Drittligapartie 16. gegen 9. (von 18). Zu Gast: Zagłębie Sosnowiec. Fantechnisch ist dieses Spiel normalerweise ruhig, da Pogoń genauso wie Zagłębie eine Fanfreundschaft mit Legia Warszawa pflegt. Bepöbelt haben sich die beiden Gruppen trotzdem und wären nicht so viele Polizisten da gewesen, hätte es bestimmt Stress gegeben. Natürlich waren etliche interessante Zuschauertypen da: an der Kasse stand z.B. ein Hool mit festem Schuhwerk, Tarnhose, Pogoń Szczecin Kapuzenshirt und Schal vorm Mund vor uns. Als ich mich bei Ankunft der Gäste in einen Pulk von Fans stellte, die offensichtlich auf Stress aus waren, bemerkte ich ua. einen kahlköpfigen Schlägertypen, der auf dem Unterarm etwas Arabisches eintätowiert hatte. Bis kurz nach Anpfiff waren etwa 1.000 Zuschauer im Stadion, doch als sich die 40 Gästefans im Gästesektor kurz vor der Halbzeit - warum auch immer - geschlossen in den Bus setzten (sie hatten bis dahin nur einen Sprechchor zustande gekriegt), leerte sich die Hütte. Die Polizei brachte sich schon mit Hunden und Gewehren mit Gummimunition in Stellung, doch die vermummten Milizionäre mussten nicht eingreifen. Einige der Pogoń-Fans kamen auch wieder zurück und sahen sich dann auch die zweite Halbzeit an. Die erste Halbzeit war ja torlos geblieben, allerdings nicht unbedingt langweilig verlaufen. Aber das Spiel war doch wirklich nicht mehr als Durchschnitt. Was überdurchschnittlich war, waren die Chancen für Sosnowiec: aber sie vergaben sie alle. Die deutlich schwächere Mannschaft - Chemik Police - erzielte erst einen Abseitstreffer und dann drei Minuten später den entscheidenden regulären Treffer.
Wir bewegten uns dann zügig aus dem wirklich schönen Stadion dieser wirklich hässlichen Kleinstadt Police heraus und fuhren wieder nach Szczecin hinein. Mit einmal verfahren schafften wir es zum hervorragenden niederländischen Restaurant am Heumarkt (Altes Rathaus unterhalb des Schlosses). Diese Prunkstücke der Altstadt sahen wir uns - wir kennen sie natürlich schon längst ausführlich - nur im Vorbeigehen an. Auch die Kathedrale sahen wir nur im Vorbeigehen, doch es entging uns nicht, dass eine neue Turmhaube darauf gebaut wurde. Nach den Pfannekuchen mit Schinken, Zwiebeln, Lauch, Käse und Paprikasoße, leitete mich mein Vater weiter per Karte durch den hektischen, aber erstaunlich zügigen Verkehr. Selbst in der City kann man streckenweise 70 fahren. Die Sportanlagen von Pogoń sind recht gut auffindbar. Diesmal suchten wir allerdings nicht gleich das Stadion auf, sondern gingen erst einmal in die Betonverkleidete Halle mit den schönen, sozialistischen Mosaiken. Dort fand - bei freiem Eintritt - ein Spiel der höchsten polnischen Futsal Liga statt. Futsal - kurz fürs portugiesische futebol de salão oder dem spanischen fútbol sala ist eine Variante des Hallenfußballs die auf einem Handballfeld mit Handballtoren ausgetragen wird. Dass Futsal in Polen recht interessant ist und um ein Vielfaches sehenswerter als Hallenfußball in Deutschland, stellten wir schnell fest. Vorm Spiel wurden wir erst einmal von einem netten Mädchen von einer der Tanzgruppen, das für Pogon Parfüm in der Halle verkauft, angesprochen. Dass sie ordentliche Gymnasialbildung erhalten hat, zeigte sie übrigens damit, dass sie uns ihr Anliegen aus dem Stehgreif in gut verständlichem Deutsch darlegen konnte - doch eher die Ausnahme in Polen -, dann gab es eine qualitativ hochwertige Darbietung von Cheerleadern - dass so etwas neben dem optischen Wert auch sportlichen Wert hat, ist ja bei weitem nicht immer der Fall - dann beim Einmarsch der beiden Teams - 9. gegen 8. von 12. - wurde die Spielfläche erst einmal mit Kassenrollen zugemüllt und dann machten einige der jungen Ultras doch recht ausdauernd Lärm. Noch mehr als von der Atmosphäre war dieser Besuch allerdings von der spielerischen Qualität her lohnend. Hervorragende technische Feinheiten: geniale Pässe, Hackentricks, mit der Sohle stoppen, mitnehmen und dann ein feiner Heber zum Mitspieler. Auch spektakuläre Fouls und waghalsige Aktionen des Stettiner Torwarts wie mit dem Kopf in Hüfthöhe den Ball vor dem Strafraum vorm anrennenden Gästespieler wegköpfen will, der daraufhin über die Hüfte des Torwarts fliegt. Und Tore gab es natürlich auch noch. Pogon Szczecin war den Gaszynscy überraschenderweise in allen Belangen klar überlegen. Das 6:1 also nur gerecht.
Keine Tore gab es dann im Stadion von Pogon. Dort kamen wir gerade noch rechtszeitig zum Einmarsch der Mannschaften - auch dort wurde fleißig mit Kassenrollen geworfen - auf unsere Plätze im überdachten Sektor 5. Die besten Plätze neben Sektor 4! Aber dann solche tollen Kommentare wie „Immer und überall: wir ficken die Polizei!“ von meinem Sitznachbar. Der brachte auch die genialen Bemerkungen gegen die Gästefans mit ihren Sprechchören: „Tychy gól!“ - „Schwanz in den Arsch*!“ - „Tychy gól! - „Schwanz noch mal in den Arsch!“ woraufhin die ganze Tribüne einen anderen derben Sprechchor anstimmte. (*wörtlich von „chuj w dupe“ - man würde in Deutschland wohl eher „fick(t) dich/ euch“ sagen). Mit solchen Leuten um einen herum, legt man sich natürlich auch selbst ordentlich ins Zeug - soweit man die Texte kennt - die Stettiner anzufeuern bzw. die Gäste, Polizei und Verbandsleute zu belappen. In der Kurve war natürlich noch mehr Action: vor allem in der 30. Minute als erst die weinrot-marineblau Überziehfahne mit goldenem Vereinswappen und -schriftzug hochgezogen, dann Flaggen und Doppelhalter in den gleichen Farben mit gelben und weißen Pluszeichen bzw. Vereinswappen entrollt und schließlich dazu dutzende rote Bengalfackeln und zwei orange Rauchbomben entzündet wurden. Natürlich kein Gewimmer vom Stadionsprecher, keine Spielunterbrechung vom verängstigten Schiedsrichter. Applaus von den Fans auf Haupt- und Gegentribüne für die Einlage in der Kurve. Drei in Deutschland leider undenkbare Dinge, die in Polen dann doch positiv auffallen. Bei diesem Spiel fiel allerdings eine Sache negativ auf; nämlich die, dass Pogon trotz Feldüberlegenheit und zweitem Tabellenplatz kaum etwas zu Wege brachte. Chancen hatten sie vor allem in der Mitte bis zum Ende der zweiten Halbzeit zur Genüge, aber ein guter Torwart auf der einen und versagende Stürmer auf der anderen Seite versauten den Torerfolg. Tychy hatte auch die ein oder andere Chance, doch die verstolperten sie zum Ärger der rund 300 Gästefans. Also innerhalb von sechs Tagen das zweite 0:0. Zurück fuhr dann mal wieder mein Vater, doch nicht lange ohne sich ärgern zu müssen, denn kurz nach der Grenze fuhr eine Streife der Bundespolizei an uns vorbei. Das hässliche blinkende Schild „Bitte folgen!“ im Blick, fuhren wir hinterher. Natürlich war es nur eine Stichprobenkontrolle. Zwei Kilometer weiter hatten sie übrigens schon den nächsten am Wickel... In Rostock waren wir dann - da Spielende ja erst 21.00 Uhr - gegen Mitternacht.
Statistik: Ground Nr. 292 (zwei neue Grounds; diese Saison: 62 neue) Sportveranstaltung Nr. 777, 778 & 779 (diese Saison: 146) Tageskilometer: 630 (Auto) Saisonkilometer: 20.940 (11.510 Auto/ 3.440 Fahrrad/ 3.030 Bahn/ 2.960 Flugzeug) Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 0 Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 140 Fotos unter: Ein paar Bilder aus der Stadt Szczecin Chemik Police 1:0 Zagłębie Sosnowiec Pogoń 04 Szczecin 6:1 Gaszynscy Kraków MKS Pogoń Szczecin 0:0 GKS Tychy