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Dienstag, 14. Juni 2011

W254III: Handball auf Betonboden und Goldenes Tor für Blšany in der 74.

TJ Plzeň-Litice 17:20 TJ Sokol Nezvĕstice B
Datum: Sonntag, 12. Juni 2011 – Anwurf: 10.30
Liga: Oblastní přebor západočeská (Kreisoberliga Westböhmen = 3. Liga im Česká házená bzw. „Böhmischen Handballspiel“)
Ergebnis: 17:20 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 10:8
Torfolge: 1-0, 1-1, 2-1, 2-3, 3-3, 3-4, 4-4, 4-6, 7-6, 7-7, 9-7, 9-8, 10-8; 10-9, 11-9, 11-13, 13-13, 13-14, 14-14, 14-16, 16-16, 16-20, 17-20
Verwarnungen: 1x Gelb Nezvĕstice
Platzverweise: keine
Sportanlage: Sportovní areál TJ Litice, hřiště národní házená/ Vereinsgelände TV Pilsen-Lititz, Handballplatz (Kap. 200, davon 50 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 60 (davon ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Recht fehlerbehaftet, aber spannend und schöne Tore)

FK Louny 2000 0:1 FK Chmel Blšany
Datum: Samstag, 11. Juni 2011 – Anstoß: 17.00
Wettbewerb: sogenannte „Fincentrum“ krajský přebor (Bezirksliga Aussig/ 5. Tschechische Fußballliga, 1. Amateurliga)
Ergebnis: 0:1 nach 90 Min. (45/45) – Halbzeit: 0:0
Tor: 74. Tomás Pilař
Verwarnungen: Nr. 9, Nr. 10 (Louny); Nr. 6, Horst Siegel ml., Horst Siegel st.
Platzverweise: keine
Spielort: Mĕstský fotbalový stadion (Städtisches Fußballstadion Laun, Kap. 1.300, davon 200 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 450 (davon 400 zahlende, Gästefans: mind. 7)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (1. Hälfte richtig schwach, aber in der 2. Halbzeit ein schönes Spiel mit vielen Torszenen)
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Photos and English version:

Es regnete fürchterlich beim Auschecken und wurde immer schlimmer auf der Fahrt gen Plzeň über von Umleitungen und Fehlbeschilderungen übersäten Landstraßen (wird immer schlimmer in Tschechien: dauernd Baustellen, fehlende Schilder, lauter Umleitungen und einsturzgefährdete Brücken), doch als wir endlich (drei Minuten vor Anwurf) am Handballplatz von Litice, einem Vorort von Pilsen, angekommen waren, kam langsam die Sonne raus. Oberhalb der 3. Liga gab es heute zwar keine Spiele, aber oberhalb der 3. Liga findet man auch im tschechischen Feldhandball kaum noch Betonplätze. So war Litice unser erstes Ziel heute, nachdem wir letztes Jahr mal 1. Liga auf Kunstrasen gesehen hatten. Dieses Narodni hazena oder Česka hazena ist ja, wie schon mal entsprechend ausgeführt, eine ältere Variante des Feldhandballs, findet auf 40x20m großen Kunstrasen-, Asche- oder Betonplätzen mit Mannschaften von 7 Spielern (1 Torwart, 3 Angreifer, 3 Verteidiger) statt, wobei auf 2,40m hohe und nur 2m breite Tore geworfen wird und diese Sportart nur in Tschechien ausgetragen wird.

Gut 60 Zuschauer fanden sich auf der Anlage mit dem Betonplatz ein, der schön eingepasst ist in den bergigen kleinen Ort. Man sieht stelleweise bis nach Plzeň. Bäume und Graswälle, Plattenbauten und Wellblechschuppen umgeben den teilweise schon rissigen Beton. Dass da viele der Spieler gar keine Knieschützer trugen war verwunderlich – gegen diese Spieler wirkten Hallenhandballer mit Knieschützern wie die letzten Weicheier...
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Die erste Halbzeit war eher ausgeglichen, wobei die Gäste aus dem 10km entfernten Nezvĕstice weniger Fehler machten. Der Platz war nicht mehr nass, der Ball nicht glatt – also braucht mir keiner zu erzählen, dass Schwächen im Fangen nach einem ordentlichen Zuspiel etwas mit der Witterung zu tun gehabt hätten... Zum Ende der ersten Halbzeit (auch wie beim Hallenhandball sind das 30 Minuten pro Spielabschnitt) ging der Gastgeber allerdings mit zwei Treffern in Führung.

Nach der Pause kam Litice nicht aus dem Knick. Nezvĕstice erzielte einmal vier Treffer in Folge, was zur Zwei-Tore-Führung führte. Kaum war der Rückstand aufgeholt, schon war Nezvĕstice wieder zur Stelle. Die nächsten vier Tore hatten beinahe Bestand – Nezvĕstice B überholte mit dem 17:20 die Mannschaft aus Litice, die nun auf den 4. Platz von 12 zurückfiel.

Auch nach diesem Spiel kann ich diese Variante des Handballs empfehlen, da – obwohl geringfügig langsamer gespielt – aufgrund der Spielorte und den unberechenbaren äußeren Einflüssen mindestens ebenso interessant. Es erfordert schon noch mehr Ballgeschick, bei Wind und Wetter auf nicht immer so ebenen Spielflächen Handball zu spielen, als in Sporthallen mit Dach überm Kopf...
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Wir fuhren über Blšany, wo wir zu Mittag aßen, und Jimlín, wo wir im Innenhof des stattlichen aber relativ kleinen Barockschlosses Nový Zámek herumliefen, nach Louny. Dort gibt es Stadttore, Stadtmauern, Häuser aus verschiedenen Bauepochen wie Renaissance und Barock und vor allem eine sehr interessante Kirche zu sehen. Die Kirche ist mit ihren drei schwarzen, zeltförmigen Dächern weithin sichtbar und kann innen mit einem holzgeschnitzten Altar enormer Größe und einer Turmbesteigung für nur 20 Kronen (0,85€) aufwarten. Oben auf dem Turm hat man einen schönen Blick auf die Stadt und die sie umgebende Berglandschaft mit den erloschenen und bewaldeten Vulkanen.

In Louny stieg auch ein interessantes Fußballspiel in einem interessanten Stadion. Die Zuwegung allein ist schon der Hammer: wie soll da ein Mannschaftsbus von der Brücke durch die Kleingartenwege zum Stadionparkplatz kommen? Klasse ist auch das als Spielstätte für Jugend- und Reservemannschaften von Louny dienende Velodrom. Die ehemalige Radrennbahn ist allerdings schon ziemlich verrottet. Das Fußballstadion ist in einem erheblich besseren Zustand, sieht man einmal von den asozial aussehenden und ziemlich stinkenden Scheißhäusern ab... Herrlich ist vor allem die kleine Holztribüne die auf den Kabinentrakt aufgesetzt ist. Die wellblechüberdachte Tribüne daneben ist auch topp. Die anderen drei Seiten sind ausbautenlos.
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Heute traf FK Louny auf unseren Lieblingsklub FK Chmel Blšany. Beide können nicht mehr aufsteigen, aber haben als 4. bzw. 5. eine hervorragende Saison gespielt. Dieses Spiel begannen sie allerdings nicht so hervorragend: Blšany zeigte weniger als sonst und tauchte nur selten vorm Tor auf – Louny spiele sehr schwach. Auch das Schiedsrichtergespann nervte mit Fehlentscheidungen und lächerlichen gelben Karten.

In der zweiten Hälfte wurde es erheblich besser. Jetzt passierte richtig was vor beiden Toren. Auch Louny zeigte mal ein bisschen was. Einmal zum Beispiel, trafen sie den Pfosten. Blšany kam nach vielen versiebten Chancen erst eine gute Viertelstunde vor Abpfiff zum einzigen Tor der Partie. Tomás Pilař behielt die Nerven und schob am Torwart vorbei ins kurze Eck ein. Die zwei tschechischen und fünf deutschen FK Chmel-Fans freuten sich da natürlich als einzige des sonst sehr zahlreichen Publikums. Mit diesem Ergebnis tauschten beide Teams die Tabellenplätze.

Nach diesem nach der Pause doch noch guten Spiel fuhren wir noch über Stekník, wo es ein ansehnliches Renaissanceschloss gibt, und Žatec zurück nach Hause. Die nächste Tour in die Tschechische Republik ist für September/ Oktober geplant. Da wollen wir auch auf jeden Fall ein Spiel im Velky Strahovsky sehen...
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Statistik:
Grounds: 578 (heute zwei neue Grounds; diese Saison: 128 neue)
Sportveranstaltungen: 1.295 (heute zwei, diese Saison: 182)
Tageskilometer: 530 (530 Auto)
Saisonkilometer: 42.680 (21.540 Auto/ 10.200 Flugzeug/ 5.600 Bahn, Bus, Tram/ 4.530 Fahrrad/ 810 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 33
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 254

W254II: Langer Wanderweg zur Burg, Randsportart Fußballtennis und Niederlage für Spartas Reserve

TJ Spartak Čelákovice 6:3 Sokol „SDS EXMOST“ Modřice
Datum: Samstag, 11. Juni 2011 – Erste Angabe: 14.00
Wettbewerb: sogenannte „WITTE Automotive“ Extraliga mužů (1. Tschechische Fußballtennisliga der Männer)
Ergebnis: 6:3 Sätze nach 180 Min. (Verlauf: 0:1, 3:1, 3:3, 6:3)
Besondere Vorkommnisse: keine
Spielort: Sportovní Areál Arena Spartak Čelákovice (Sportstätte Arena Spartacus Tschelakowitz, Kap. 120 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 100 (keine Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Sehr coole Mischung zweier bekannter Sportarten)

AC Sparta Praha B 1:2 SK Slovan Varnsdorf
Datum: Samstag, 11. Juni 2011 – Anstoß: 18.30
Wettbewerb: 2. Liga/ Druhá Liga (2. Tschechische Profifußballliga)
Ergebnis: 1:2 nach 94 Min. (45/49) – Halbzeit: 1:1
Tore: 0-1 10. David Procházka, 1-1 42. Petr Putz, 1-2 58. Pavel Rudnydský
Verwarnungen: Vladimir Švec, Jiří Pimpara, Lukas Jakobovský, Miroslav Hozda, Vaclav Ježdík (alle Varnsdorf)
Platzverweise: 89. Radim Breite (Varnsdorf, grobes Foul)
Spielort: Stadion SC Xaverov/ Na Chvalech (Stadion SC Prag-Xaverhof/ Am [ehemaligen Schloss] Chwala, Kap. 2.500 Sitzplätze)
Zuschauer: 320 (davon ca. 7 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Technisch gutes und schnelles Spiel)
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Photos and English version:

Der Tag begann mit einem für tschechische Hotel-Verhältnisse sehr guten Frühstück und ging mit einer sehr interessanten Burgbesichtigung weiter. Die Helfenburk beim Dorf Ostré in der Gemeinde Uštĕk ist eine spektakuläre Burgruine, die auf einem Felsen in einer Schlucht, die von allen Seiten kesselförmig von noch höheren Bergzügen umgeben ist, liegt. Entweder nimmt man den ersten Parkplatz, der zwischen den beiden Orten liegt und läuft von dort 3,5km bis zur Burg, oder man benutzt den Parkplatz in Ostré – dort sind es auch 3,5km pro Richtung – oder man fährt den Feldweg östlich vom Ortsausgang von Ostré rein, parkt am Hopfenfeld und läuft der rot-weißen Markierung nach links nach; das sind dann nur 2,5km pro Strecke und man beginnt auch gleich mit dem besten Ausblick auf die in einigen Teilen sehr gut erhaltene Burganlage.

Nach insgesamt zweieinhalb Stunden Aufenthalt fuhren wir weiter nach Čelákovice, wo der ortsansässige Verein als einziger Sport auf höchster tschechischer Ebene Fußballtennis, tschechisch: nohejbal, zu bieten hat. Diese Spotart wird in Tschechien von einigen hundert Leuten ernsthaft betrieben und im Übrigen auch in der Tschechoslowakei erfunden. Also war es kein Wunder, dass es uns auch mal zu dieser Sportart verschlug. Die Anlage, die unterhalb eines bewaldeten Hangs am östlichen Rande des Fußballkomplexes liegt (nicht die westlich davon gelegenen Tennisplätze aufsuchen!), ist auch ganz nett mit ihren zusammengepfriemelten Holz-und-Stahlrohrtribünen und der kleinen Betontribüne. Hervorragende Klobasa für nur 20 Kronen (0,85€) gibt es auch. Der Eintritt liegt im eigenen Ermessen, aber 20, 30 Kronen pro Person sollte man ruhig geben.
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Bei dieser Erstligapartie in Čelákovice war Modřice zu Gast. Diese sind als 2. und punktgleich mit Tabellenführer Karlovy Vary klarer Favorit gegen den 5. von 8, der sich noch Chancen auf die Play-offs ausrechnet, gewesen. Den ersten Satz gewannen die Gäste auch (ein Doppel), doch dann folgten ein weiteres Doppel und zwei Dreierspiele die für den Heimverein erfolgreich verliefen. Zwei weitere Doppel gingen verloren, doch dann sorgten ein Einzel, ein Dreier und ein Doppel für den Erfolg von Čelákovice. Das letzte Doppel schien erst verloren, doch die beiden Spartak-Spieler kämpften sich noch mal zurück und gewannen nach einem 9:10 im ersten Satz und einem mehrfachen Rückstand im zweiten mit 10:6. Im letzten siegten sie mit 10:8, wobei dieser entscheidende Satz schon schnell gewonnen schien, doch wiederum Modřice mehrfach zurückkam.

Man spielt also bis 10 Punkte (wobei im dritten Satz, wenn überhaupt vonnöten da Best-of-Three, bei 5:5 angefangen wird) und kann zu dritt, zu zweit oder alleine gegen gleichviele Gegner Fußballtennis spielen. Was diesen Sport noch auszeichnet ist vor allem eins: hervorragende Ballbehandlung! Wie da mit Scherentritten, Kopfbällen, Volleyschüssen, Brustannahmen und Hackenschüssen von oben (Kopfhöhe) nach unten oder Hackenannahmen in Hüft- bis Brusthöhe gearbeitet wurde, war herrlich. Auf der roten Tennisasche ging richtig schön was ab! Es ist zwar eine recht lange Veranstaltung (unser Spiel war mit neun von 10 möglichen Sätzen zwar besonders lang und das knappst mögliche Einzelergebnis von 10:9 Punkten wurde sechs Mal erzielt) aber aufgrund dessen, dass nicht parallel auf zwei oder gar noch mehr Anlagen mehrere Spiele gleichzeitig ausgetragen werden, sehr zuschauerfreundlich. Die ein oder anderen wie der dauernd Bier saufende 40- bis 50jährige mit Rauschebart und Vokuhila – typisch Tschechien eben – feuerten auch mit einfachen Sprechchören an oder brüllten die Unparteiischen mal wegen Ausball-Entscheidungen an. Dieser in Deutschland so gut wie gar nicht verbreitete Sport weiß also schon zu gefallen!
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Aufgrund eines Ankündigungsplakates am benachbarten Fußballstadion (mĕstský stadion, also Stadtstadion) hatten wir schon die Planung, Sparta B in der 2. Männerfußballliga zu gucken, über den Haufen geworfen und beobachteten vom Fußballtennis aus in den Pausen schon das benachbarte Vereinsgelände. Allerdings tat sich da nichts und wir fuhren nach dem Spiel weiter nach Praha 20. Es hätte uns auch gewundert wenn in einer solchen Bruchbude das Frauenfußball Pokalfinale zwischen Sparta und Slavia gestiegen wäre. Das Plakat wies auf das Spiel um 16.30 im Stadion von Union Čelákovice hin – im Internet erfuhren wir dann, dass es tatsächlich ein solches Spiel in einem Stadion in Čelákovice gab (wer soll den ahnen, dass dieses 11.000 Einwohner Nest gleich zwei Stadien hat) zwischen den beiden besten Mannschaften im Frauenfußball statt. Die Bilder offenbarten, dass das Stadion von Union noch kleiner und noch heruntergekommener ist, als das Stadtstadion, wo sich eben auch der Fußballtennisplatz befindet. Die Zuschauerzahl betrug 600, was der Saisonrekord im Frauenfußball war. Außer einem weiteren Fakt, dass es nämlich nur etwas mehr als 50 Frauenfußballmannschaften in der ganzen Tschechischen Republik gibt, braucht man nichts weiter zu sagen zum Stellenwert, den dieser Sport in unserem Nachbarland genießt...
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Wir kamen noch rechtzeitig im am östlichen Stadtrand Prags gelegenen Stadion Na Chvalech an. Das thront recht kurios oberhalb von Praha 9 im 20. Stadtteil und ist nur auf drei Seiten ausgebaut: die eine Längsseite ist von Kleingärten und Privathäusern mit Wellblech und Fangnetzen abgeschirmt. Die andere Längsseite hat eine mit rostigem Wellblech überdachte Tribüne, über die schlampig drüber gepinselt wurde. Die massiven Plastesitze sind aber ordentlich angebracht, wobei sie nicht ins sonstige Erscheinungsbild der Tribüne passen. Ziemlich dämlicher Stilbruch also. Hinter den beiden Toren sind die Tribünen auch mit Schalensitzen bestückt, doch weder überdacht noch auf Betonboden aufgebracht; hier genügen Stahlrohrkonstruktionen.

Vorderes gegen hinteres Mittelfeld in der zweiten Liga – und das für nur 2€ Eintritt: Slovan Varnsdorf hatte letztes Wochenende gerade so die Klasse gehalten und die Sparta Reserve (als einziges B-Team, d.h. U-23-Mannschaft, in der professionellen 2. Liga) hatte schon etwas länger den Klassenerhalt geschafft. Besonders viele Fans wollten das Duell erwartungsgemäß nicht sehen, wobei die handvoll Gästefans aus Varnsdorf noch die lautesten waren. In einem schnellen und technisch guten Spiel gingen die Gäste nach nur 10 Minuten in Führung und kassierten erst kurz vor der Pause nach einem bereits parierten Freistoß das 1:1.

In der zweiten Hälfte war Varnsdorf nach wie vor die etwas bessere Mannschaft und erzielte auch die erneute Führung - wieder verging keine Viertelstunde in der Spielhälfte. Danach geriet Slovan aber zunehmend unter Druck, doch die Chancen von Sparta waren nicht zwingend genug. Nur einige Karten für Fouls der Gäste waren zwingend. Der Breite von Varnsdorf war wohl schon breit, als er kurz vor Schluss einen Sparta Spieler von hinten im Mittelfeld umholzte - da zog der Schiri mal glatt rot. Geändert hat das am Ergebnis dieses sehenswerten Spiels allerdings nichts.
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Statistik:
Grounds: 576 (heute zwei neue Grounds; diese Saison: 126 neue)
Sportveranstaltungen: 1.293 (heute zwei, diese Saison: 180)
Tageskilometer: 210 (210 Auto)
Saisonkilometer: 42.150 (21.010 Auto/ 10.200 Flugzeug/ 5.600 Bahn, Bus, Tram/ 4.530 Fahrrad/ 810 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 32
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 254

Mittwoch, 5. Januar 2011

W232II: Die Kometen von Brno und ihre runde Halle

HC Kometa Brno 2:3 HC Plzeň 1929
Dienstag 4. Januar 2011 – Anbully 18.00
Übersetzung: HC Komet Brünn – HC Pilsen 1929
Liga: „Tipsport“ Extraliga (1. tschechische Profi-Eishockey-Liga)
Ergebnis: 2:3 nach 60 Min. – Drittel: 1:1, 1:0, 0:2
Tore: 1-0 0.23 Radim Hruška, 1-1 19.26 Radek Duda, 2-1 24.42 Marek Kvapil, 2-2 44.02 Radek Duda, 2-3 47.35 Martin Straka
Zeitstrafen in Minuten: Jaroslav Svoboda 2+2, Radek Procházka 2, Marek Kvapil 2, Roman Erat 2 (Brno: 10 Minuten); Nicolas St. Pierre 4, Jan Kovář 2, Radek Duda 2, Jaroslav Modrý 2, Bankstrafe 2 (Plzeň: 12 Minuten)
Halle: Hala Rondo (Kap. 7.200, davon 4.200 Sitzplätze)
Zuschauer: 6.823 (davon ca. 25 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,5/10 (Schnelles und technisch sowie in Torszenen starkes Spiel)
Sightseeing: 6,5/10 (Burg Kámen lohnt auch eine Außenbesichtigung sehr, Pelhřímovs Altstadt ist auf jeden Fall einen Besuch wert, aber Brno ist – trotz ein paar sehenswerter Plätze – so ziemlich die hässlichste Stadt in ganz Tschechien!)
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Photos and English version:
Kámen Castle & Pelhřimov Old Town
Brno - Second Largest City in Czechia
Ice Hockey: Kometa Brno 3-2 HC Plzeň

In Bechyně bekamen wir vom sehr gut deutsch sprechenden Hotelchef des „Panská“ ein mittelmäßiges Frühstück serviert – nicht, dass es schlecht war, aber wieso man in Tschechien nur mittelmäßiges Frühstück, aber hervorragende warme Küche bekommt, ist mir ein Rätsel – und fuhren mit dem Ziel irgendwann in den nächsten Jahren für bessere Fotos der Stadt bei besserem Wetter noch mal zurück zukommen, über Kámen nach Pelhřimov. In Kámen gibt es eine schöne Burg, die einen mittelalterlichen Teil mit massiver Schildmauer und einen neueren, größeren, frühbarocken oder so, Teil hat. Die ganze Anlage ist in einem hervorragenden Zustand und in einem durch ein massives Tor zu betretenden, felsigen Park gelegen. Das Museum war geschlossen, was uns allerdings egal war. Wir wollten so wie so recht zügig weiter nach Pelhřimov, was in Deutsch als „Pilgrams“ bekannt ist. Dort gibt es ein besonders schönes, wenn auch nicht sehr großes Exemplar einer böhmischen Altstadt mit vielen Barock- und Renaissancebauten. Die Kirche des Heiligen Bartholomäus ist ein sehr schöner Barockbau, in dem man auch Fotos machen darf: als Motiv lohnt sich vor allem der reich verzierte Altar.

In Brno gibt es auch etliche Fotomotive – so z.B. die Kathedrale von außen, wenige der zwischen der Kathedrale und der Festung gelegenen Bürgerhäuser, ebendiese kahle Festung Špilberk, und drei Plätze (der eine unterhalb der Kathedrale, der andere bei der ehemaligen Klosterkirche und der dritte bei den Verwaltungsgebäuden in der Nähe der Kathedrale) – allerdings sollte man auch mal den Orten Beachtung schenken, die man besser nicht fotografiert: die von Roma geführten, vergammelten Ramschläden, die teils in abbruchreifen Häusern, teils in Bretterbuden untergebracht sind und meist in Bahnhofsnähe liegen, dazwischen die Obdachlosen, die in schmutzigen Decken auf den noch schmutzigeren Steinstufen pennen – ab und an wird man auch mal von Tschechen oder Roma, die entweder gar nicht aussehen als hätten sie es nötig oder auch völlig zerzaust und zerfressen von Alkohol erscheinen, angebettelt. Ohnehin reiht sich in Brno ein Problemviertel an das das nächste: abgewohnte Häuser, Verfall, bewohnte Ruinen – dazwischen ebendiese heruntergekommenen Gestalten. Insgesamt kann ich vom Niveau der Sehenswürdigkeiten und der Hotels diese Stadt niemandem empfehlen – das Niveau der Sportmannschaften und -anlagen im Fußball und Eishockey ist aber so gut, dass ich unter diesen Gesichtspunkten einen Besuch empfehlen kann.
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Beim Eishockey in der zweitgrößten Stadt Tschechiens fällt auch wieder auf, was unter dem Publikum für Gestalten aufkreuzen: da mag zwar auch unser freundlicher Sitznachbar sein, der sich mit uns in ein paar Brocken Deutsch verständigt – aber da sind auch die nach Alkohol stinkenden Asozialen mit verfilzten Haaren und abgetragenen Klamotten, bei denen man sich wundert, dass sie überhaupt die teueren Karten bezahlen können oder die in Thor-Steinar-Klamotten gekleideten Neonazis. Brno hat aber insgesamt gesehen die stimmungsmäßig beste Szene der ganzen Tschechischen Republik. Zwei Überziehfahnen wie heute sind bei denen das Standardintro – Papptafelchoreos und anderes gibt es bei wichtigeren Spielen zu sehen; die Anfeuerungen sind sehr ausdauernd und werden teilweise auch von den Sitzplätzen und nicht nur den beiden Stehplatzblöcken getragen. Hier im Osten Europas (während Böhmen zu Mitteleuropa gezählt werden Muss, ist jede andere Einteilung Mährens außer zu Osteuropa absoluter Schwachsinn) sind die Zuschauer auch aggressiver als im Zentrum, zu dem auch zwei Drittel Tschechiens gehören, so ja auch eine der wichtigen böhmischen Großstädte wie Plzeň; von da kamen heute gut 25 Leute, die auch ab und an mit Anfeuerungen zu hören waren.

Nicht nur die Atmosphäre auf den Rängen, sondern auch die Sportstätte als architektonisches Denkmal und das Spiel als hochwertiges Duell lohnten das Kommen. Die Halle ist ein regelmäßig runder Bau – daher Rondo – der aber im Gegensatz zu den für Hand-, Volley-, Basketball usw. genutzten, ähnlichen Sporthallen in Tripolis (Libyen) und Tunis keine runden Tribünen hat. Die beiden anderen Hallen haben nämlich auch ganz runde Tribünen, sodass man in der Mitte relativ weit entfernt vom Feld sitzt, doch der Brünner Rondo wurde innen modernisiert und zwei mit sehr einfachen Plasteschalensitzen ausgestattete Längstribünen lassen nehmen nicht mehr die Rundform der Hallenwände und Deckenelemente auf. Hinter den Toren – dort sind die Stehplätze – ist die Rundung auch nicht mehr so stark erkennbar. Ein Blick zur Decke mit den seltsamen Dämmungselementen und den kreisförmig angeordneten Wartungstreppen ist aber interessant; die Hallendecke ist auch das erste, was Gästefans als Erinnerungsbild abfotografieren.

Das Spiel war von Beginn an schnell – die Brünner Mannschaft spielt auch oft relativ aggressiv, sodass viel Fahrt ins Spiel kommt – und schon mit dem ersten Angriff hob die Heimmannschaft die Stimmung in der Halle ernorm an, da sie den Puck gleich im Tor unterbrachten. Etliche Chancen vor allem für Brno später, lag der Puck dann aber auch mal im Tor der Kometen, die trotz Überlegenheit den Ausgleich hinnehmen mussten. Die Gäste wurden nach der Pause stärker, doch weiterhin war Brno die etwas bessere zweier wirklich guter Mannschaften. So kam Brno auch zur erneuten Führung. Im dritten Drittel legte Pilsen aber derartig zu, dass Brno fast nur noch am Verteidigen war und zwei Tore hinnehmen musste. Am Ende siegten also die Gäste mit 2:3 Toren.

Da wir schon am frühen Nachmittag sehr gut in Brno essen gehen konnten (das Švejk in der Nähe der Uni hat gute, moderne tschechische Küche zu angemessenen Preisen; in Deutschland würde man locker 50 bis 100% mehr bezahlen für so gute Sachen) fuhren wir ohne nennenswerte Verzögerungen gleich nach dem Spiel zurück nach Merseburg, wo wir nach etwas mehr als 6 Stunden Fahrt (30 Minuten Pause inklusive) kurz vor 2 Uhr ankamen.
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Zusammengefasst gesagt lohnt sich zwar keine Stadtbesichtigung Brnos, aber ein unter sportliche Aspekte gestellter Besuch der Stadt (für ordentliche Sehenswürdigkeiten kann man ja im Umland bis Olomouc herumfahren). Man sollte allerdings bei einer mehrtätigen Tour Brno nicht als Ausgangspunkt, sondern als ein Tagesausflugsziel z.B. von Olomouc oder Zlín nehmen, da die Hotellerie in Brno sauteuer und unseriös ist. Der Besuch beim Erstliga-Fußball ist schon lohnend, aber beim Erstligisten im Eishockey, ebendiesem HC Kometa, ist aufgrund der Spielqualität, der Halle und der Stimmung, lohnt ein Besuch noch mehr. Dass der Club nur durch Lizenzkauferei in der höchsten Spielklasse spielt ist war scheiße, aber tut der Fanatmosphäre und dem spielerischen Niveau keinen Abbruch.

Statistik:
Ground Nr. 511 (ein neuer Ground; diese Saison: 61 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.202 (diese Saison: 89)
Tageskilometer: 710 (Auto)
Saisonkilometer: 17.270 (12.070 Auto/ 2.290 Bahn, Bus, Tram/ 2.110 Fahrrad/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 83
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 232

Dienstag, 28. Dezember 2010

W230III: Teil 2 der Tour durch Mähren; Burgruinen, Plattenbauten, ein moderner Zoo und eine klare Niederlage für Litvínov

HC „PSG“ Zlín 7:2 HC „Benzina“ Litvínov
Sonntag 26. Dezember 2010 – Anbully 17.00
Übersetzung: HC „PSG“ Zlin/ Gottwaldov gegen HC „Benzina“ Oberleutensdorf
Liga: „Tipsport“ Extraliga (1. tschechische Profi-Eishockey-Liga)
Ergebnis: 7:2 nach 60 Min. – Drittel: 5:1, 1:0, 1:1
Tore: 1-0 5.57 Grof, 2-0 7.16 Linhart, 3-0 10.17 Galvas (PP1), 3-1 12.09 Švarný (PP1), 4-1 14.29 Balaštík (PP1), 5-1 15.24 Sýkora, 6-1 22.42 Sýkora, 7-1 45.02 Balaštík, 7-2 50.53 Jenáček Zeitstrafen: Čech 2, Švrček 2, Sýkora 2, Köhler 2 (Zlín: 8 Minuten); Vopat 4, Trávniček 2, Kubát 2, Rindoš 2, Švarný 2 (Litvínov: 12 Minuten)
Vergebener Penalty: Hübl (Litvínov) hält Penalty von Valenta (Zlín)
Halle: Zimní stadion Luďka Čajky/ Eisstadion Luděk Čajka (Kap. 6.975, davon 4.525 Sitzplätze)
Zuschauer: 4.813 (davon ca. 50 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Rasantes erstes Drittel, danach deutlicher Leistungsabfall von Zlín und allgemein schwächeres Spiel, aber alles in allem noch sehenswert)
Sightseeing: 7,0/10 (Echt gelungene Tour!)
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Photos and English version:
Kroměříž Old Town
Zlín Zoo, City Centre and Castles
HC Zlín vs. HC Litvínov (Extraliga Ice Hockey)

Von Olomouc brauchen wir bereits kurz vor 8.00 auf gen Süden, nach Kroměříž. Die Altstadt des früheren Kremsier ist Weltkulturerbe der UNESCO. Wenn man manche Nicht-Welterbe-Altstädte Böhmens und sogar Mährens mit dieser Durchschnitts-Altstadt vergleicht, fragt man sich warum. Aber diese UNESCO-Titel werden doch sowieso teilweise willkürlich verteilt. Jedenfalls hat fast jede zweite Kleinstadt in Tschechien Barock-, Renaissance und Jugendstilhäuser in dem Zustand zu bieten. Ein Schloss, ein Stadttor und ein Rathaus mit davor befindlichem Markplatz auf dem eine Pestsäule steht ist ebenso regelrecht Standard. Das ganze mag zwar in Kroměříž zu den schöneren Exemplaren gehören, aber herausragend ist das nicht. Und auch in der Größe nicht sonderlich beeindruckend, da einzig das Schloss überdurchschnittlich groß ist: vielleicht mag der Park etwas Besonderes sein, aber so herausragend kann der nicht sein für so einen Titel. Aber solange nur Kroměříž und nicht Zlín Welterbe wird, reg ich mich nicht auf.

Zlín wird gerne als die „Perle des Funktionalismus“ – also der Bauepoche der 1920er Jahre – oder „Modellstadt der Moderne“ gelobt. Der Laie wird sie eher als „zu groß geratenes Straßendorf mit minderwertiger Plattenbau- und 20er-Jahre-Betonklotz-Architektur“ bezeichnen. Wenn man sich die Ausdehnung Zlíns – schmal entlang einer großen Straße in einem Tal – anschaut, wäre Punkt 1 (Straßendorf) erfüllt. Die Wohnqualität der 1920er Betonklötze mag ganz gut sein, da sie ihr (einziges?) Anliegen - praktische Funktionalität - erreichen, aber etwas anderes als gesichtslose Betonklötze sind das beim besten Willen und weitreichendsten architektonischen Verständnis nicht. Bauhaus und Bruno Taut wandeln schon an der Grenze zwischen „praktisch und formschön“ und „praktisch, aber Augenkrebsgefahr“, aber ein Blick aufs Zlíns Rathausplatz genügt, um dieser Stadt jegliche Attraktivität abzusprechen. Einzig lohnend sind Ziele im Stadtumland, da selbst die als Sehenswürdigkeiten der Stadt verzeichneten Kirchen und das Schloss (eine größere Villa) bei Weitem nicht einmal Durchschnitt für ihre Architekturform sind.

Diese Sights im direkten Stadtumland sind das Burgschloss auf dem Berg von Malenovice, einem westlichen Vorort der Stadt und die sehenswertere gotische Burgruine Lukov im Norden Zlíns. Diese ist eine der größten in Mähren. Der Mauerverlauf zur besten Zeit ist komplett nachvollziehbar, aber nur der Torturm ist richtig gut erhalten. Dafür liegt die Ruine von Lukov schön auf einem bewaldeten Berg. Vom Parkplatz aus läuft man etwas über 1km mäßig steil bergauf.

Dass wir vor den Sportevents viele Burgen besichtigen ist dem Leser ja bekannt, aber ab und zu darf es auch mal eine andere Sehenswürdigkeit sein: denn ebenfalls nördlich der Stadt liegt der Zoo in Lešná. Der ist sehr modern und beherbergt eine hohe dreistellige Zahl von Tieren aus über 200 Tierarten. Da gab es sogar ein paar seltsame Tiere, die ich vorher noch gar nicht gesehen habe: so vor allem die Greifstachler, welche so etwas wie auf Bäume kletternde Stachelschweine sind. Ansonsten sind natürlich die üblichen Verdächtigen, die in jedem größeren Zoo auftauchen, wie Lemuren, Tiger (hier: sibirische), (afrikanische) Elefanten, Gorillas und baktrische Kamele zugange. Auffällig waren sonst nur das Vorhandensein vieler Geier, deren Gehege man sogar begehen konnte, und die moderne und kunstvolle Gestaltung vieler Anlagen und Pavillons, die alle nach Kontinenten (Australien – dazu Krokodile, Kängurus (darunter ein Albino), Emus etc., dann Afrika mit Elefanten, Löwen, Nashörnern usw. bis man alle Kontinente durchhat) sortiert sind. Die Außenanlagen waren bei fünf Grad unter Null natürlich relativ leer (auch Besucher waren nicht viele da), aber dafür war in den Häusern was los – besonders interessant sind das im weitläufigen Landschaftsgarten, in dem der Zoo liegt, befindliche historistische Schloss mit sehr schöner Fassade, das im Keller ein Terrarium mit Alligatoren und Waranen beinhaltet, und das topp-moderne Tropenhaus mit meterhohen Pflanzen und freilaufenden kleinen Affen. Verglichen mit dem letzten Zoobesuch außerhalb Deutschlands, im August in Chorzów (Polen), muss ich Zlíns Zoo allerdings eine geringere Attraktivität gegenüber jenem in Chorzów bescheinigen, da zwar die Anlagen moderner sind und die Landschaft schöner, die Zahl der Tiere aber geringer und die Qualität der Beleuchtung in den Häusern erheblich schlechter ist als in Chorzów. Ebenfalls ein klarer Pluspunkt für den bekannten polnischen Zoo: ein weitaus größeres Aquarium und größeres Vogelhaus.

Wir checkten noch im Hotel Ondráš ein, das einige Zimmer anständiger Größe im ersten Stock eines außen recht mies aussehenden Plattenbaus für umgerechnet 35€ pro Nacht (DZ, Frühstück 4€ extra, bewachtes Parken vorm Haus ebenfalls 4€) anbietet. Das Flair der ČSSR ist sozusagen greifbar in diesem Hotel – es ist aus guten Gründen so ziemlich das billigste in der Stadt – aber es ist weder heruntergekommen, noch unsauber oder fällt durch schlechten Service auf. Sogar die PVC-Fußböden sind durch bessere Kunststoffe ersetzt worden.
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Nun ging es zum Eishockey. Die Halle befindet sich hinter dem Hotel „Moskva“ südlich der Durchgangsstraße und ist nach einem früheren Spieler Zlíns benannt: Zimní stadion Luďka Čajky. Von außen ahmt der Bau eine Backsteinfassade nach und auch innen sieht er etwas älter aus: so gibt es etliche Holzbänke und nur in der Mitte gepolsterte Klappsitze. Eindrucksvoll sind die Stahlträgerkonstruktionen hinter den Stehplätzen der Heimfans und vor allem die Logen über dem Gästesektor: die oberste Loge ist bis unters Dach gebaut und nur ein blechverkleidete Metallbrüstung trennt einen vom direkten Weg 15m nach unten. Die Gesamtkapazität liegt bei 6975.

Der HC „PSG“ Zlín, der allein in den letzten fünf Jahren schon drei Mal den Namen gewechselt hat und nun nach einer großen Baufirma (PSG) heißt, ist als 3. noch im Meisterschaftsrennen und so gut wie in den Play-offs, während unser HC Litvínov im hinteren Mittelfeld herumgurkt. Der Platz 10 erklärt sich zuallererst aus der schlechten Auswärtsbilanz der Oberleutensdorfer, die nur 2 Siege und 2 Siege nach Penaltyschießen bei einem Torverhältnis von 36:67 in 15 Auswärtsspielen aufweisen können. Zuhause haben sie 11 der 17 Spiele gewonnen, Zlín hingegen nur 10 (davon nur 8 in der regulären Spielzeit) von 18. Aber eines der 8 war ein 10:2 gegen Litvínov in der ersten Runde. Und das Heimspiel haben die Schwarz-Gelben auch noch verloren: 2-4. Nun also das zweite Duell Zlín gegen Litvínov, d.h. die dritte Runde der vier Hauptrunden ist schon im vollen Gange.

Die Hausherren spielten im ersten Spielabschnitt richtig schnelles und schönes Eishockey und nahmen die Gäste auseinander. Die Stimmung rechts von uns klang so prima, wie die „Bären-Hotdogs“ vor der Halle (eine fette tschechische Bratwurst mit Ketchup wird in ein Baguette gesteckt und mit einer Peperoni und Weißkraut belegt) geschmeckt haben. Zu Beginn des Viertels hörte man noch die mehr als 40 Leute im Gästesektor ab und an, doch nach dem 3:0 verging ihnen die Stimmung. Das 3:1 – ein toller Schlagschuss von der blauen Linie – ließ nicht wirklich Hoffnung aufkommen. Schnell stand es 5:1 und die Zuschauer forderten schon „déset“ = „zehn (Tore)“.

Das zweite Drittel wurde von Zlín zwar nach wie vor dominiert, doch bei weitem nicht so rasant und sehenswert, wie in den ersten 20 Minuten. Es verwunderte also nicht, dass es nur zum 6:1 reichte. Ab und an ließ Litvínov auch noch mal ihre sonst besser sichtbare Klasse aufblitzen: so beim zweiten Treffer des Tages und vor allem beim Abwehrverhalten in doppelter Unterzahl (zwei Spieler waren gleichzeitig wegen zweier in Sekundenabständen ausgeführter Checks auf die Strafbank geschickt worden), wobei sie in den zwei Minuten keinen Treffer Zlíns zuließen und einen Konter nur knapp vergaben. Am Ende war das 7:2 zwar äußerst ärgerlich, da es eine peinlich hohe Klatsche war, aber man konnte bei dem ersten Drittel schon froh sein, dass das Spiel 7:2 und nicht 17:2 oder auch nur 10:2 ausging.
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Statistik:
Ground Nr. 508 (ein neuer Ground; diese Saison: 57 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.196 (diese Saison: 83)
Tageskilometer: 120 (Auto)
Saisonkilometer: 14.380 (9.180 Auto/ 2.290 Bahn, Bus, Tram/ 2.110 Fahrrad/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 83
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 230

Dienstag, 3. August 2010

W209V: Der sportliche Teil der Reise

MKS Odra Wodzisław Śląski 0:3 Piast Gliwice Städtischer Sportverein "Oder" Loslau – Piasten Gleiwitz Samstag, 31. Juli 2010 – Anstoß 16.00 I Liga (2. polnische Liga, 2. Profiliga) Ergebnis: 0:3 nach 92 Min. (45/47) – Halbzeit 0:1 Tore: 0:1 42. Jakup Biskup, 0:2 49. Bartosz Iwan, 0:3 59. Bartosz Iwan (Foulelfmeter) Verwarnungen: Marcin Kokoszka (Odra) und Sławomir Szary (Piast) Platzverweise: keine Spielort: Stadion Miejski Ośrodek Sportu i Rekreacji w Wodzisławiu Śląskim (Stadion des Städtischen Sport- und Freizeitzentrums in Loslau, Kap. 7.000, davon 5.835 Sitzplätze) Zuschauer: ca. 2.500 (davon ca. 600 Gästefans) Unterhaltungswert: 3,0/10 (Odra sehr schlecht, Piast setzte zum Sieg nötige Aktionen, Gästefans stimmungsstark) Sightseeing: 7,0/10 (Interessante, aber gesperrte Schlossruine + Schöner Zoo + normale polnische Kleinstadt) IMG_1650 Photos and English version: Football Match Odra - Piast Zoological Garden of Chorzów Castle and Church Siewierz Die Austragung der EM 2012 hinterließ in den letzten wenigen Jahren leider Spuren im polnischen Fußball. Das Spielniveau ist weiterhin wenig attraktiv und die Zuschauerzahlen sind auch nicht nennenswert gestiegen – nur die Stimmung und der Abenteuerfaktor sind zurückgegangen. Dass Ausschreitungen zurückgegangen sind, ist ja O.K. – aber einem ernstzunehmenden Fußballfan ist es ein Dorn im Auge, dass mittlerweile Choreographien eingeschränkt werden und selbst die in Polen so populäre Pyrotechnik verboten wurde. Natürlich wird auch heute noch immer mal gezündelt, aber es zieht – wenn auch nicht gegen einzelne Fans, sondern viel eher gegen einen Verein – maßlose Strafen nach sich. Noch maßloser sind nur die Strafen für beleidigende Choreographien und Schlägereien, die vor 5 Jahren noch als „normale Meinungsverschiedenheit“ abgetan worden wären. Da der letzte Rest Gehirn vom polnischen Verband PZPN eingetrocknet ist, sehen die Stadionordnungen der Ekstraklasa Perversitäten vor, wie Fotografier- und Filmverbot oder die Untersagung von obszönen und vulgären Aussagen und Gesten. Vor genau einem Jahr bekam ich ja zu sehen, wie z.B. diese zwei genannten Verbote durchgesetzt werden: ich durfte fotografieren, war dabei nicht der einzige im Stadion und hinterher auch nicht der einzige, der die Bilder von der Tribüne im Internet nicht-kommerziell zur Verfügung stellte – und hätte man jeden pöbelnden und mittelfingerzeigenden Fan des Stadions verweisen wollen, wären von 8.000 Zuschauern keine 2.000 mehr dagewesen. Das erste Verbot ist juristisch nicht haltbar und der Schwachsinn ist auch schon in anderen Kommerzligen wie den Bundesligen gescheitert, das zweite Verbot wird selbst in Deutschland weitestgehend stillschweigend übergangen. Alles in Allem muss man sagen, dass der polnische Fußball höchstens für ein paar neureiche Weicheier attraktiver geworden ist, während für die meisten einheimischen Fans wie auch ausländische Groundhopper die Attraktivität gesunken ist. Spielerisch war der polnische Fußball selten genug gut – aber das Umfeld hat es immer rausgeholt. Und dieses Umfeld – aggressive aber stimmgewaltige und einfallsreiche Fans in alten, architektonische interessanten Stadien – wird immer mehr in die zweite, dritte Profi- bzw. Halbprofiebene oder gar den Amateurbereich verdängt. Bis zur EM wird es nur noch sterile Arenen in der Extraklasa geben, in denen ein perverser Sicherheitswahn betrieben wird, der aber leider in der polnischen Gesellschaft, in der einen Kriminalitäts-Paranoia um sich geschlagen hat, die z.B. die Videoüberwachung von quadratkilometergroßen Straßen und Plätzen in den ruhigsten Kleinstädten oder die Abschottung von Wohnsiedlungen der Mittel- und Oberschicht durch gefängnisähnliche Mauern und bewaffnete Hausmeister zur Folge hat, ohnehin schon Fuß gefasst hat. Stimmung bleibt dann irgendwann draußen. Doch vielleicht ändert ja die EM 2012 wirklich etwas – wenn sie nämlich vorbei ist und Verband, Gemeinden etc. keine Lust mehr haben, viel Geld für Sport auszugeben, sodass sich alles wieder auf dem normalen Stand von ca. 2005 (also nach den Zeiten des großen Hooligan-Chaos und vor der Kommerzialisierungswelle) einpendelt. Denn für den polnischen Fußball kann man nur viel Geld verbrennen: mit videoüberwachten Arenen, in denen ruhige Zuschauer für viel Geld herumsitzen, wird weder das Niveau der polnischen Liga, noch das der Nationalelf, besser - die Chaoten hatten da ja umgekehrt auch keinen postiven Einfluss drauf. IMG_1690 Wir hatten uns, da die Ekstraklasa noch gar nicht die Saison begann, das Eröffnungsspiel der zweiten Liga (I. Liga) ausgesucht. Der Verein Odra (nach dem Fluss Oder, der durch die Stadt fließt, benannt) aus Wodzisław Śląski (südlich des schlesischen Kohlepotts, nur 15km nördlich von der tschechischen Grenze gelegen) spielte gegen Piast, die nach dem Herrschergeschlecht der Piasten, die vom 10. bis 17. Jhdt. wichtige Könige, Fürsten usw. hervorbrachten, heißen und aus der Stadt Gliwice, im Westen des „polnischen Ruhrgebiets“ gelegen und bekannt für den Sender Gleiwitz, den die SS 1939 überfiel, stammen. Bei dieser Begegnung konnte ich zum Glück noch das Flair des polnischen Fußballs teilweise wiedererkennen, denn kaum hatte man die vor der Stadtbesichtigung für knapp 4€ erstandenen Karten an der Kontrolle vorgezeigt, wurde man noch kurz abgetastet, ehe man – außer auf Haupttribüne und Gästesektor – im ganzen Zuschauerbereich herumlaufen konnte. Das Stadion ist zwar modernisiert worden, doch hinter dem einen Tor gibt es für Gäste und Heimfans noch Stehplätze, ebenso auch in der einen Ecke hinter dem anderen Tor. Eine ehemalige Stehtraverse wurde mit Schalensitzen bestückt. Hinter diesen Bereich wechselte ich mit Anja, als die Ultras, neben denen wir die Plätze zugewiesen bekamen, eine Choreo zeigten. Die Ultras befinden sich in einem der vier Sektoren der bestuhlten, neunreihigen Gegentribüne. Die ebenso hohe Haupttribüne ist überdacht, Familien, Dauerkartenbesitzern und VIPs vorbehalten und man erkennt noch den alten Baustil anhand der Überdachung des Ehrensektors. Sehr altmodisch ist der Sprecherturm mit der Anzeigetafel, die die Gastmannschaft zuerst nennt. Die Zäune sind für polnische Verhältnisse (außer vorm Gästesektor) auffällig niedrig. Das Stadion wirkt ohnehin eher, wie 15km weiter südlich – also in Tschechien – stehend. Direkt hinter der Tribüne, hinter deren letzte Reihe wir uns nach einer halben Stunde stellten, stehen übrigens Wacholderbäume, die der Anlage noch einen leicht idyllischen Charakter geben. Auf jeden Fall ein sehr schönes Stadion. IMG_1624 Die Stimmung ging diesmal leider nur von den Ultras aus. Das war wie in Deutschland, nur war der Ultraprozentsatz im Vergleich zu den Normalos höher als in Deutschland. Die „Ultras Odra“ kamen aber auch nicht aus dem Knick und wurden natürlich bei der scheiß Leistung ihrer Mannschaft ruhiger. Im Block von Piast waren knapp 600 Leute recht ausdauernd am Anfeuern. Piast zündelte auch etwas, weswegen es vom Stadionsprecher eine unmotivierte Durchsage gab (Krank! So was hab ich in Polen noch nie erlebt!) und stritt sich mit Polizei und Odra-Provokateuren auf den Stehplätzen neben der Haupttribüne. Die Ultras von Odra zeigten eine kleine Choreo mit einer Überziehfahne, auf der „Ultras Odra“ neben einer flammenumspielten Zeichnung eines Ultras mit Kapuzenshirt stand, und einem Spruchband, das „Szarość życia zamieniamy w trybun blask“ (Das Grau des Lebens wird auf der Tribüne [zur leuchtenden] Glut) lautete. Die Anfeuerungen waren die üblichen, recht interessanten Gesänge und Sprechchöre der polnischen Szene, die Aggressivität hielt sich in Grenzen, aber nach den Regeln der PZPN hätte man auch wieder einige hundert Leute aus dem Stadion verweisen müssen. Im Vergleich zum namentlich ähnlich klingenden Erstligisten Śląsk Wrocław – dort stehen fast 100% der Zuschauer auf den Sitzen, singen das Vereinslied, krakeelen und pöbeln laut und überzeugen mit tollen Wechselgesängen – war die Stimmung aber wirklich schwach. Was vor dem Spiel ablief, hatte nichts mit Stimmung zu tun, aber das war dann der Abenteuerfaktor: kaum hatten wir geparkt, fuhren Gästefans an uns vorbei, die dann von Heimfans ausgebremst und zu Fuß gejagt wurden, bis die Polizei einschritt. Schwächer als die Stimmung war aber das Spiel, denn Odra bekam gar nichts auf die Reihe und hätte gegen jeden deutschen Landesligisten verloren. Die im Vergleich zum letzten Duell der beiden Vereine (6.000 Zuschauer) schwache Zuschauerzahl erklärt sich wohl aus Streitigkeiten im Verein und der Mannschaft, woraus sich wiederum diese erbärmlich Leistung erklärt. Piast zeigte ein paar schöne Angriffe und Zweikämpfe, kam nach schwachen 40 Minuten auch zu einem Treffer und setzte nach der Pause, nachdem Odra ihren besten Angriff im ganzen Spiel hatte, gleich mit einem schönen Schuss ins Eck nach. 10 Minuten später ein Foul auf der Strafraumgrenze, ein Elfmeter und das 0:3 für Piast Gliwice. Ein verdientes Resultat, was auch 0:4 oder 0:5 hätte heißen dürfen. Für polnische Verhältnisse wurde übrigens (zu) wenig gefoult. IMG_1638 Nach dem Spiel fuhren wir in dreieinhalb Stunden nach Wrocław, da wir am Tag darauf Speedway eingeplant hatten und übernachteten im kultigen Hotel Śląsk, dass zum Fußballklub Śląsk Wrocław gehört, direkt am Stadion liegt und außerdem für 30-40€ herrlich altmodische Zimmer in einem nur innen sanierten Plattenbau zu bieten hat. Wer in den letzten Jahrzehnten im Ostblock gereist oder aufgewachsen ist, der wird die Einrichtung noch kennen... Vorm Spiel waren wir übrigens am Morgen von Częstochowa nach Siewierz gefahren, wo es eine große Kirche und ein Wasserschloss, das derzeit gesichert wird, gibt. Es regnete, bis wir in Katowice neben dem Stadion von GKS standen. Hätten die zu einer vernünftigen Zeit gespielt, hätten wir dort ein Spiel angeguckt, auch wenn die Preise dort fast doppelt so hoch wie bei Odra, wo man auch noch nicht einmal die Registrierung über sich ergehen lassen muss, sind. Unser Ziel war allerdings der direkt hinter Stadion liegende Zoo Chorzów, der eine ganze Menge Tiere in artgerechter Haltung – der Zoo erfüllt (mittlerweile) EU-Standards; wer meint, dass dies nicht der Fall sei, weil die Häuser noch aus den 1950ern stammen, ist ein Idiot - außerdem wird noch kräftig gebaut – zeigt. Besonders sehenswert sind das Aquarium, die Vogel-Volieren – dort sind auch Flughunde zu sehen – und die Giraffen und Nashörner, die bei weitem nicht jeder Zoo hat. Leider gibt es in Chorzów nur noch einen Elefanten und ein Flusspferd. Aber ich habe selten so agile, herumtobende Tiere erlebt, wie in diesem Zoo. In Wodzisław Śląski besichtigten wir vor Anpfiff des Spiels noch die große Kirche und den Markplatz. Beides ist recht typisch für eine polnische Stadt dieser Größe (50.000 Einwohner). IMG_1511 Statistik: Ground Nr. 453 (ein neuer Ground; diese Saison: 3 neue) Sportveranstaltung Nr. 1.041 (diese Saison: 3) Tageskilometer: 380 (Auto) Saisonkilometer: 1.560 (1.490 Auto/ 70 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bus, Bahn, Tram/ 0 Schiff) Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 32 Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 209

Mittwoch, 5. August 2009

WE157V: Schlösser, Speedway und ein Unfall - Der dritte und letzte Tag in Wrocław und Umgebung

WTS Atlas Wrocław 51:39 Polonia Bydgoszcz
Sonntag, 2. August 2009 - 1. Start 17.15
Ekstraliga (1. polnische Speedwayliga, Profiliga)
Ergebnis: 51:39 nach 15 Läufen
Besondere Vorkommnisse: 3 Neustarts (2x Unfall in Runde 1, 1x defektes Motorrad am Start) Stadion: Stadion Olimpijski (Kap. 40.000 Sitzplätze)
Zuschauer: 4.000 (50 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,0/10 (O.K.)
Sightseeing: 3,5/10 (wenig lohnend)

Der Ablauf war wie am Vortag, nur dass wir nach dem Frühstück an der Tankstelle nach Nordwesten losfuhren und schnell in Legnica landeten. Dort reihen sich in der Innenstadt Bausünde an schönes historisches Gebäude an Bausünde. Sieht fast so schlimm aus wie in Kassel oder einigen anderen westdeutschen Großstädten. Und Baustellen gibt’s in Legnica auch ohne Ende. Highlights sind die beiden großen Kirchen, das kleine Rathaus und das Schloss. Letzteres ist teils als Akademie für Sprachen genutzt, teils leer stehend, zudem grenzt auch ein Gymnasium an, das vor den Burgtoren einen tollen Sportplatz angelegt hat.

Von Legnica aus fuhren wir wieder nach Osten. Nach ein paar Kilometern ist man in Kunice, wo man feststellen muss, dass in Polen bisweilen derselbe Scheiß wie in Deutschland gemacht wird: man will unbedingt aufs flache, eintönige Land ziehen, wenn man in der Groß- oder auch nur Mittelstadt geboren wurde und dort Arbeit hat. Bald hatten wir Prochowice erreicht, wo ein abgesperrtes weil baufälliges Burgschloss zu begutachten ist. Man kann ohne Probleme drum herum laufen und den Innenhof einsehen. Allerdings kann man nicht in die Gebäude und auch nicht direkt in den Hof. Dass etwas an der Sanierung gemacht würde, ist nicht zu erkennen, aber das war es in Frankleben bei Merseburg bis vor kurzem auch nicht, und jetzt sind die dort echt weit gekommen.

Nachdem wir die Oder gequert hatten, kamen wir in Lubiąż an. Dort ist auch einiges im Argen, aber das Kloster ist wirklich eindrucksvoll. Die enorme Größe der Anlage ist aber auch der Grund dafür, dass sie teils recht heruntergekommen ist. Aber schon allein der Blick von der Straße aus über die Mauern und Wirtschaftsgebäude hinweg zur Klosterkirche ist schön.
Nicht so schön war der Weg nach Bagno, da ich in einem verkommen Kaff namens Uraz einmal wenden musste, dazu die Einfahrt eines Grundstückes nutzte und aufgrund der Kürze der Einfahrt einen halben Meter mit der Fahrzeugfront in die Straße hereinragte. Eigentlich alles kein Problem und hätte ich mich nach dem ersten Auto gleich rücksichtslos gegenüber zweier Mountainbikefahrer reingedrängt, wäre auch nichts passiert. Aber wenn man unaufmerksame Radfahrer passieren lässt, kann man dann nachher die Schäden im Lack beseitigen lassen... Scheiß Mietwagen! Hätte ich bei einem Privatauto nie reparieren lassen. Aber ich frage mich auch, als einer, der letztes Jahr fast 10.000 Kilometer Fahrrad gefahren ist, wie man ein so stehendes Auto übersehen und rammen kann. Also hätte der Spast noch Geld für die krumme Gabel oder aufgeschürften Ellbogen gewollt, hätte es was auf die Fresse gegeben! Leider war dieser bekiffte Bauer nicht versichert, sonst hätte diese fahruntaugliche Flachzange ordentlich was abdrücken können. Wenigstens hat ein polnischer Lieferwagenfahrer mit Deutschkenntnissen gesehen, welche dumme Sau hier in wen gefahren ist und innerhalb von zwei Minuten alles geklärt, sodass wir immerhin weiterfahren konnten.

Nächste Station also Bagno, wobei vorher ein ganz kurzer Zwischenstopp in einem Dorf namens Prusice eingelegt wurde, da das Rathaus und die Kirche auffällig große Bauten sind. In Bagno gibt es einen noch auffälligeren Bau, nämlich das Schloss, das von der katholischen Kirche als Konvent genutzt wird. Das Schloss ist perfekt renoviert und in einem dezenteren Barockstil gehalten. Zudem ist es sehr schön aber abgelegen gelegen.

Wieder zurück nach Wrocław und dort zu erst nach Leśnica. Dort gibt es ein weiteres Barockschloss zu sehen, dass ebenso hervorragend restauriert ist. Der völlig symmetrische Bau wird als Restaurant, Hotel und Ausstellungssaal genutzt. Einmal rund herum gegangen und dann schnell ans andere Ende der Stadt. Dort befindet sich der riesige Olympiapark, wo am Sonntag im Hauptstadion ein Speedwayrennen stattfand. Nach dem Kartenkauf (7,50€ die mittlere Preiskategorie) gab es Würstchen und Steak vom Grill hinter dem Haupteingang.
Das Olympiastadion hat etliche symmetrische Elemente - u.a. der Eingangsbereich mit den Arkaden - und 40.000 Sitzplätze; teils auf Holzbänken, teils auf Kunststoffsitzen. Die 40.000 Plätze waren heute bei weitem nicht genutzt. Für ein Speedwayrennen der ersten polnischen Liga war es eine total beschissene Zuschauerzahl bei total beschissener Stimmung, was ich im Vorfeld aber auch befürchtet hatte, da WTS Wrocław schon als Absteiger in die 2. Liga feststand. Der Gastverein brachte auch nur 50 Leute mit, die kaum in Erscheinung traten, da ihre Mannschaft auch nicht so toll dastand, aber den Klassenerhalt schon sicher hatte. Die Atmosphäre war also kein Vergleich zu der in Wettkämpfen gegen Zielona Góra oder gar Unia Leszno. Wenn letztere kommen, wird das ohnehin in der Speedwayliga weitestgehend tolerierte Feuerwerk (Bengalos, Rauchbomben) abgebrannt, Flaggen- und Papptafel-Choreographien gezeigt und auch schon mal vor 40.000 Zuschauern ein lebendes Schwein mit einem umgebundenen Unia-Fanschal im Stadion herumgeschickt. Speedway ist noch vor Eishockey und Basketball der Nr. 2 Sport nach Fußball. Der Zuschauerschnitt ist sogar noch höher mit mindestens 10.000 Zuschauern pro Spiel bei allen acht Erstligisten. Die Fans sind auch da in Gruppen organisiert, teils mit Fußballfanszenen verbündet und auch untereinander befreundet (z.B. WTS Wrocław und Lotos Gdańsk) oder verfeindet (WTS und Unia Leszno). Neben den „normalen“ Fans kennt man auch beim Speedway Ultras und Hooligans, was auch bei kleineren Parteien, solange sie nicht so witz- und bedeutungslos wie an diesem Sonntag im Stadion Olimpijski sind, für tolle Stimmung sorgt.
Am letzten Spieltag war also in Sachen Abstieg alles geklärt, wobei fahrerisch davon nichts zu merken war. Mangels Stimmung konnte man sich ja auf den Wettkampf konzentrieren - also so wie in der deutschen Speedwayliga... Wer nichts für Motorsport übrig hat, würde die Krise kriegen, wenn er hört, dass man beim Speedway nur drei bis vier Runden im Kreis fährt, doch der Vierkampf hat für Leute mit Ahnung von Sport doch den ein oder anderen Reiz. Zumindest das in die Kurven legen ist der Hammer beim Speedway. Ansonsten lebt der Sport wie gesagt nur von der Stimmung, was mir sagt: nächstes Jahr mal nach Leszno oder Zielona Góra!

Nachdem WTS Wrocław zum Saisonabschluss noch einmal unerwartet hoch mit 51:39 gewann (der Sieger des Einzellaufes (15 Läufe gibt es) bekommt 3, der Zweitplatzierte 2, der Dritte 1 und der Letzte 0 Punkte), sieht die Tabelle vor der Meisterrunde übrigens so aus: 1. Unibax Toruń 27 Pkt., 2. Falubaz Zielona Góra 22, 3. Włókniarz Częstochowa 21, 4. Unia Leszno 19, 5. Caelum Stal Gorzów 19, 6. Polonia Bydgoszcz 11, 7. Lotos Wybrzeże Gdańsk 10, 8. Atlas Wrocław 9.


Die Statistik für den Wettkampf kann man hier einsehen: http://www.zuzel.sport24.pl/statystyki/spotkanie/1056/

Wir fuhren - da wir von Wrocław weg und erst nach 20 Uhr durch Bolesławiec durch fuhren - ohne Stau und andere Probleme nach dem Spiel innerhalb von 5 1/2 Stunden nach Hause.

Statistik:
Ground Nr. 335 (neuer Ground; diese Saison: 4 neue)
Sportveranstaltung Nr. 862 (diese Saison: 4)
Tageskilometer: 680 (Auto)
Saisonkilometer: 1.480 (1.250 Auto, 130 Fahrrad, 0 Flugzeug, 0 öffentliche Verkehrsmittel)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 50
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 157

Fotos unter:
Legnica:
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090802a%20Legnica%20-%20Altstadt%20von%20Liegnitz/

Die anderen Sights:
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090802b%20Prochowice%20-%20Lubiaz%20-%20Prusice%20-%20Bagno/

Speedway:
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090802c%20Speedway%20Wroclaw%2051-39%20Polonia%20Bydgoszcz/

WE157IV: Von Burgen und Schlössern, schlesischer Kirchenbaukunst und Fußballfans, die einfach nicht sitzen können

Śląsk Wrocław 2:0 Cracovia Kraków
Samstag, 1. August 2009 - Anstoßzeit 19.15
Extraklasa (1. Profiliga Polen)
Ergebnis: 2:0 nach 94 Min. (46/48) - Halbzeit 1:0
Tore: 1:0 4. Sebastian Dudek, 2:0 78. Krzysztof Wołczek
Verwarnungen: Antoni Łukasiewicz, Sebastian Dudek (Śląsk), Piotr Polczak, Sławomir Szeliga, Konrad Cebula (Cracovia)
Platzverweise: keine
Stadion: Stadion Oporowska (Kap. 9.000 Sitzplätze, davon 2.500 überdachte)
Zuschauer: 7.000 (100 Gästefans)
Spielqualität: 7,0/10 (Spiel O.K. bis gut - Zuschauer äußerst gut), Sightseeing: 9,0/10 (äußerst interessant)

Schon um 7 Uhr ging es wieder raus, das Frühstück an der Tankstelle einnehmen. Bei Orlen - alternativ kann man natürlich auch Cafes aufsuchen - ist das Frühstück allemal billiger und meist auch besser als in den Hotels, die nicht zu europäischen Ketten gehören. Schnell tanken, dann hemmungslos in den fließenden Verkehr reindrängen (in polnischen Großstädten ist man noch unwilliger, als in deutschen, was das reinlassen von in Einfahrten wartenden oder zu Spurwechseln ansetzenden Autos angeht: also einfach zackig zwischen zwei Autos schieben und bei 50cm Stoßstangenabstand zum Vordermann Vollbremsung) und auf dem Weg nach Südenwesten noch am alten Stadion von Śląsk Wrocław vorbei gucken. Zwar toller Bau, aber gut gesichert. Besser zum Einsteigen und Besichtigen ist das alte Stadion von Warta Poznań.

Ein absolutes Besichtigungshighlight - ob von Wrocław oder Wałbrzych aus ist egal - ist das Zamek Książ zwischen Świebodzice und Wałbrzych. Der wunderbare Renaissancebau mit barocken, gotischen und einigen anderen Elementen, ist bis in den Vorhof kostenlos zu besichtigen. In den Innenräumen und auf den Terrassen werden akzeptable Entgelder verlangt. Wir verschoben die Innenbesichtigung des größten Schlosses Polens und das Besuchen des angrenzenden alten Schlosses (Zamek Stary Książ) auf einen Besuch in Wałbrzych oder der Gegend (nächstes Jahr) und fuhren zum Zamek Cisy. Diese Ruine ist nur was für Freunde mittelalterlicher Burgen und zudem schwer zu finden. Man nutze diese Karte und achte auf den Wegweiser am Ortsende von Cieszów Górny. Den Feldweg kann man entweder bis zur Kuppe wie wir (dann sind es noch 1200m Fußweg bis zur Burg) oder bis zur Furt (150m Fußweg) fahren. Letztere Variante würde ich nicht mit einem Kleinwagen machen... Ab der Kuppe auf dem Weg immer rechts halten bis besagte Furt kommt - der Soldat, der dort mit einem Kumpel grillte, beschrieb mit zwar den Weg zur Burg, aber sagte nicht, dass die Steine in der Furt total wacklig sind; wäre beim Queren fast ins Wasser gefallen - und dann gleich rechts. Der nächste Knaller ist dann die Holzbrücke, die mit großen Löchern aufwarten kann. Man kann auch durch den Burggraben laufen. Hinter dem restaurierten Burgtor sind dann überwucherte Mauerreste zu sehen, die ungesichert in der Landschaft herumstehen. Wenn man an einem milden Wintertag ohne Schnee hier her kommt, hat man wahrscheinlich einen besseren Eindruck von der Größe der Anlage, aber die architektonische Schönheit kommt auch im Sommer rüber. Am Besten ist der Turm, den man mangels Treppenhaus aber nicht besteigen kann.

Über tolle Nebenstraßen - meist gut asphaltiert, wenige Autos, wie in einer Rallye zu fahrende Kurven - ging es dann für uns weiter nach Bolków. Oberhalb der Dorfmitte gibt es eine herausragende Burganlage, die für 1,50€ (ermäßigt sind Studenten, Schüler u.a.: 0,75€) zu besichtigen ist. Parkplatz wie bei vielen gesicherten Burgen ca. 0,50€/ Stunde. Bolków ist allerdings nur eingeschränkt zu besichtigen, da der Palas und der kleine Wohnturm renoviert werden. So bleiben nur der Innenhof, die Terrassen, zwei Ecktürme und der Bergfried. Von letzterem hat man einen weiten Blick, der einen unter anderem die 2,5 km entfernte Schweinhausburg erblicken lässt.

Diese Burg (Zamek Świny) war als nächste auf der Liste. Den Wegweiser kurz vorm Ortsende beachten und dann die Karre im ersten Gang den Hang hoch. Einmal über den Bolzplatz laufen und dem komischen Typen mit der dicken Brille 5 Złoty (1,25€ in die Hand drücken). Dann bekommt man die bedruckten Karten und kann so gut wie jeden Raum besichtigen. Für die Erdgeschoss- und Kellerräume sollte man sich eine Taschenlampe mitnehmen. Im oberen Bereich hat man einen schönen Saal mit Grasboden und ohne Decke sowie den Zugang zum Palas, der nur im ersten Stock zugänglich ist, da die Zwischendecken fehlen und der Turmaufgang am Einstürzen ist. Alles in Allem ist die Schweinhausburg Świny die schönste Burgruine, die ich in Polen bisher gesehen habe.

Bevor es wieder nach Breslau gehen sollte, stand noch Jawor auf dem Programm. Eigentlich eine schöne Stadt... aber die ist ja so was von heruntergekommen! Absolutes Highlight ist natürlich die Friedenskirche, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Der Fachwerkbau kann im Inneren (1,50€ Eintritt; 1,25€ für Fotografieren/ Filmen) mit vier Emporen aufwarten, die mit enorm vielen biblischen Bildern, die alle altdeutsch beschriftet sind, verziert sind. Ein schöner Altar und etliche vergoldete Figuren z.B. an der Kanzel sind auch sehenswert. Die Architektur an sich ist auch wirklich herausragend.
Nicht ganz so herausragend ist der Marktplatz mit dem Rathaus. Da ist derzeit alles eine Baustelle und für das Schloss gilt: man kann da mal vorbeischauen, der Innenhof ist ganz nett und immer offen, aber das Schlossgebäude müsste mal wirklich renoviert werden.

Von Jawor aus waren es keine 60 Minuten, bis wir wieder in Wrocław waren. Dort hielten wir uns noch ein bisschen im Hotel auf, ehe wir zum Stadion rüber gingen. Ein lockerer Einlass und sehr gute aber zu teure Bratwürste später, waren wir dann in Block C in der Nähe des Gästeblocks hinterm Tor. Um uns herum waren viele Opas (ohne Omas, die in Polen so gut wie gar nicht ins Stadion gehen) und junge Paare, die man in Polen auch als „Picknick-Fans“ bezeichnet. Allerdings standen beim Spiel Śląsk Wrocław gegen Cracovia Kraków (1. Spieltag der Extraklasa, der 1. Profiliga also), auch diese Fans, die kaum den Mund aufkriegten, die ganze Zeit. In Deutschland würde man auf den besseren Plätzen nie stehen. Da würde man dauernd von anderen Fans angemeckert werden oder die Aufmerksamkeit der so genannten Sicherheitskräfte auf sich ziehen. Hier in Wrocław wurden Melodien, die man größtenteils in Deutschland nicht hört, angestimmt und schon nach vier Minuten konnte das erste Tor bejubelt werden. Obwohl das Stadion nur Sitze hat, standen über 90% der Zuschauer und zwar die ganze Zeit. Angefeuert wurde auch - vor allem von der unüberdachten Gegentribüne, auf der sich die Ultras positioniert hatten. Bis zur Pause, in der es dann Bierfässer-Wettrollen gab, und auch danach konnte man von einem guten Spiel reden, wobei es aber zu wenige Torchancen gab für meinen Geschmack. Was mir jedoch sehr gut gefiel, war das Zweikampfverhalten: da wurde mit beiden Beinen voraus herangerutscht, um den Ball noch auf der Auslinie oder einfach auch nur im Mittelkreis zu bekommen. Die Heimmannschaft war bis zur Mitte der ersten Halbzeit in allem überlegen, ließ dann jedoch bis Mitte der zweiten Hälfte Cracovia viel zu viel kommen, was unter anderem für einen Pfostentreffer nach einem Freistoß sorgte. Recht kurz vor dem Ende machte es Śląsk besser und erzielte mit einem Freistoß ein tolles Tor. Kurz zuvor sollte es noch Aufregung geben, da der Schiri einen klaren Elfmeter für Śląsk verweigerte. Der Depp war auch nie auf Ballhöhe, genauso wenig, wie die zwei Blinden an der Linie. Das 2:0 sollte der gerechte Endstand sein.
Wir fuhren dann wieder zum Mexikaner essen und übernachteten noch einmal im Hotel des Vereins.

Statistik:
Ground Nr. 334 (neuer Ground; diese Saison: 3 neue)
Sportveranstaltung Nr.861 (diese Saison: 3)
Tageskilometer: 220 (Auto)
Saisonkilometer: 800 (670 Auto, 130 Fahrrad, 0 Flugzeug, 0 öffentliche Verkehrsmittel)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 50
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 157

Fotos unter:
Außenbesichtigung Zamek Książ

WE157III: Ein Wochenende in Wrocław; Viel Verkehr und Gerade noch rechtzeitig an der Kasse

Am Freitag ging es zur Mittagszeit im Ford C-Max Kombi-Mietwagen los in Richtung Osten. Bis Görlitz hatten wir nur Autobahn zu fahren, wobei sich gleich hinter der Grenze selbige in unübersichtlichen Baustellen verliert, um als breite Landstraße weiterzuführen. Diese Landstraße ist völlig überlastet, was jedes Mal zwischen ca. 8-20 Uhr in der Kleinstadt Bolesławiec in einem Stau mündet. Je nach Tag oder Uhrzeit braucht man für die ca. 6km 30 bis 90 Minuten. Diesmal dauerte es bei 5km Stau ganze 35 Minuten. Da dies noch verhältnismäßig kurz war, werden wir nächstes Mal wohl in Zebrzydowa rechts abfahren und via Lwówek Śląski und Złotoryja auf die Autobahn auffahren. Die Strecke ist gleich lang. Und wenn man mal auf der Autobahn ist, dann läuft es gut. Wenn kein Standstreifen da ist, soll man 110, bei vorhandenem Streifen 130 fahren. Macht kaum jeder Zweite...
Vor Wrocław gibt es dann eine Baustelle, die auch massig Stau produziert. Das, und zudem das Herumirren ohne Stadtplan - es dauerte halt, bis wir eine Orlen-Tankstelle gefunden hatten, wo man am besten solche Karten kauft - kostete uns viel Zeit. Zum Glück hatten wir gerade die Orlen erwischt, die nur 1km vom Stadion Oporowska entfernt liegt. Wir kamen kurz vor Schließung der Vorverkaufskasse an und - nach der mittlerweile strikt durchgezogenen Registrierung, die nach Vorzeigen eines Reisepasses, Führerscheins oder anderen Lichtbildausweises schnell von statten geht (wenn man den netten Damen an der Kasse das Schreiben von Sonderzeichen wie Umlauten erklärt hat) - erhielten zwei Karten für überdachte Plätze zu je 10€.


Die einzige Kassiererin, die des Englischen kundig war, erklärte uns noch den Weg zum Klubhotel, dass in Sichtweite des Stadions liegt und für nur 35€ pro Doppelzimmer (ohne Frühstück!) eine Übernachtung anbietet. Man sollte sich weder von der sozialistischen Bauweise, noch der abgeblätterten Fassade und schon gar nicht den Zimmern, die man seit etwa 1970 nicht mehr neu möbliert hat, abschrecken lassen. Die Zeit wirkt dort etwas stehen geblieben - man achte auch auf den Aufzug, der ohne Kabinentür auskommt -, was neben dem Preis (billiger ist in Wrocław nur das ETAP mit etwa 33€ und ein paar mehr oder weniger empfehlenswerte Jugendherbergen) der zweite Grund ist, dort zu übernachten. Der dritte ist die Entfernung zum Stadion, wobei auch die Innenstadt nicht weit weg ist.

Da es langsam dämmerte, fuhren wir trotzdem mit dem Auto in die City, parkten vorm Gefängnis (der burgähnliche Bau mit dem Doppelturm aus dunklem Backstein) und liefen in die Altstadt. Die Altstadt ist umschlossen von einem Ring wenig geschmackvoller sozialistischer Bauten, doch innerhalb des alten Bereiches gibt es viel zu sehen. Besonders hervorzuheben ist der Marktplatz mit dem Rathaus, einem tollen gotischen Bau mit einem alle Häuser überragenden Turm und einer detailreichen dreigiebligen Front. Vorm Eingang unterhalb dieser Front bauten sich übrigens zwei Akkordeonspieler auf, die auf ihren Akkordeons klassische Streichinstrumente nachahmten. Auf der Rückseite des Rathauses waren noch mehr Schausteller zugange: vom Fußballjongleur bis zum Riesen-Seifenblasen-Kasper. An etlichen schönen Hausfassaden vorbei bewegten wir uns über die Brücke zum Dom (die Kirche mit den zwei Türmen). Als wir ankamen, wurden alle Lichter hochgefahren, da der Grad der Dunkelheit, der zum Anstrahlen der Gebäude ausreicht, erreicht war.
Wir machten uns wieder auf den Rückweg zum Auto und aßen zuvor noch gut und preiswert in der „Hazienda Tequila“ mexikanisch. Kurz vor Mitternacht waren wir dann wieder im Hotel.

Bilder: http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090731%20Wroclaw%20-%20Die%20Altstadt%20von%20Breslau/

Montag, 6. April 2009

WE140I: Tagesausflug nach Stettin; Futsal und Fußball

KP Chemik Police 1:0 Zagłębie Sosnowiec Samstag, 4.April 2009 - Anstoßzeit 13.00 II liga, grupa: zachodinia (3. Liga, 1. Halbprofiliga) Ergebnis: 1:0 nach 94 Min. (46/48) - Halbzeit 0:0 Tor: 1:0 75. Arkadiusz Jarymowicz Verwarnungen: KP; Jarymowicz, Jakuszczonek - ZS: Filipowicz Platzverweise: keine Stadion: Stadion KP Chemik POLICE (Kap. 2.795, davon 1.285 Sitzplätze) Zuschauer: bis zu 1.000 (150 Gästefans) Spielqualität: 4,5/10 (allenfalls durchschnittlich) Pogoń 04 Szczecin 6:1 Gaszyńscy Kraków Samstag, 4.April 2009 - Anstoßzeit 17.00 Ekstraklasa (1. polnische Futsal-Liga) Ergebnis: 6:1 nach 40 Min. (20/20) - Halbzeit 4:0 Tore: keine Ahnung Verwarnungen: 2-2 Platzverweise: - Sporthalle: Hala przy ul. Twardowskiego 12 B w Szczecinie (Kap. 730 Sitzplätze) Zuschauer: ca. 400 (keine Gästefans) Spielqualität: 8,0/10 (sehr gut!) MKS Pogoń Szczecin 0:0 GKS Tychy Samstag, 4.April 2009 - Anstoßzeit 19.00 II liga, grupa: zachodinia (3. Liga, 1. Halbprofiliga) Ergebnis: 0:0 nach 97 Min. (48/49) - Halbzeit 0:0 Tore: - Verwarnungen: MKS; Woźniak, Petasz - GKS; Kozłowski, Dębowski, Wania, Odrobiński Platzverweise: - Stadion: Stadion Florian Krygier (Kap. 17.783 Sitzplätze) Zuschauer: 7.000 (300 Gästefans) Unterhaltungswert: 3,5/10 (Zuschauer besser als Spiel) Statistiken von: chemik.police.pl bzw. pogon.v.pl

Früh aufstehen, früh frühstücken - wie immer eigentlich. Diesmal begaben sich mein Vater und ich auf einen Tagesausflug nach Szczecin von Rostock aus. Die Autobahn von Rostock nach Szczecin ist fast komplett in sehr gutem Zustand und frei von Geschwindigkeitsbeschränkungen. Da konnte ich also mal ausprobieren, wie der Mietwagen Opel Vectra Kombi ins Flattern gerät, wenn man die Kurve bei 220 nimmt... Oder auch, wie er ausschwenkt, wenn man in einem der dreispurigen Stettiner Kreisverkehre wild rüberzieht, um noch vor dem Lkw rechts daneben die Ausfahrt zu erwischen. Der erste Besichtigungspunkt in Szczecin war der enorm große Zentralfriedhof. Da hätte man stundenlang rumlaufen können, bis mal alles gesehen hätte, doch das Westportal, die Kapelle und die Windmühle - leider ohne Flügel - sind die drei Hauptsehenswürdigkeiten dort. Weiter ging es durch den chaotischen Stadtverkehr gen nördliches Zentrum. Dort fotografierte ich das neue Rathaus. Im angrenzenden Park mit dem überlebensgroßen Denkmal für Johannes Paul II. war reger Betrieb ob dem schönen Wetter.

Weiter nach Norden. In den nördlichen Nachbargemeinden war freie Fahrt: die 50km/h-Zonen in den Straßendörfern wurden von allen Fahrern als 80- oder 100er-Zonen ausgelegt. Wir kamen so noch rechtzeitig vorm Spiel in Police an. KP Chemik Police war Gastgeber in der Drittligapartie 16. gegen 9. (von 18). Zu Gast: Zagłębie Sosnowiec. Fantechnisch ist dieses Spiel normalerweise ruhig, da Pogoń genauso wie Zagłębie eine Fanfreundschaft mit Legia Warszawa pflegt. Bepöbelt haben sich die beiden Gruppen trotzdem und wären nicht so viele Polizisten da gewesen, hätte es bestimmt Stress gegeben. Natürlich waren etliche interessante Zuschauertypen da: an der Kasse stand z.B. ein Hool mit festem Schuhwerk, Tarnhose, Pogoń Szczecin Kapuzenshirt und Schal vorm Mund vor uns. Als ich mich bei Ankunft der Gäste in einen Pulk von Fans stellte, die offensichtlich auf Stress aus waren, bemerkte ich ua. einen kahlköpfigen Schlägertypen, der auf dem Unterarm etwas Arabisches eintätowiert hatte. Bis kurz nach Anpfiff waren etwa 1.000 Zuschauer im Stadion, doch als sich die 40 Gästefans im Gästesektor kurz vor der Halbzeit - warum auch immer - geschlossen in den Bus setzten (sie hatten bis dahin nur einen Sprechchor zustande gekriegt), leerte sich die Hütte. Die Polizei brachte sich schon mit Hunden und Gewehren mit Gummimunition in Stellung, doch die vermummten Milizionäre mussten nicht eingreifen. Einige der Pogoń-Fans kamen auch wieder zurück und sahen sich dann auch die zweite Halbzeit an. Die erste Halbzeit war ja torlos geblieben, allerdings nicht unbedingt langweilig verlaufen. Aber das Spiel war doch wirklich nicht mehr als Durchschnitt. Was überdurchschnittlich war, waren die Chancen für Sosnowiec: aber sie vergaben sie alle. Die deutlich schwächere Mannschaft - Chemik Police - erzielte erst einen Abseitstreffer und dann drei Minuten später den entscheidenden regulären Treffer.

Wir bewegten uns dann zügig aus dem wirklich schönen Stadion dieser wirklich hässlichen Kleinstadt Police heraus und fuhren wieder nach Szczecin hinein. Mit einmal verfahren schafften wir es zum hervorragenden niederländischen Restaurant am Heumarkt (Altes Rathaus unterhalb des Schlosses). Diese Prunkstücke der Altstadt sahen wir uns - wir kennen sie natürlich schon längst ausführlich - nur im Vorbeigehen an. Auch die Kathedrale sahen wir nur im Vorbeigehen, doch es entging uns nicht, dass eine neue Turmhaube darauf gebaut wurde. Nach den Pfannekuchen mit Schinken, Zwiebeln, Lauch, Käse und Paprikasoße, leitete mich mein Vater weiter per Karte durch den hektischen, aber erstaunlich zügigen Verkehr. Selbst in der City kann man streckenweise 70 fahren. Die Sportanlagen von Pogoń sind recht gut auffindbar. Diesmal suchten wir allerdings nicht gleich das Stadion auf, sondern gingen erst einmal in die Betonverkleidete Halle mit den schönen, sozialistischen Mosaiken. Dort fand - bei freiem Eintritt - ein Spiel der höchsten polnischen Futsal Liga statt. Futsal - kurz fürs portugiesische futebol de salão oder dem spanischen fútbol sala ist eine Variante des Hallenfußballs die auf einem Handballfeld mit Handballtoren ausgetragen wird. Dass Futsal in Polen recht interessant ist und um ein Vielfaches sehenswerter als Hallenfußball in Deutschland, stellten wir schnell fest. Vorm Spiel wurden wir erst einmal von einem netten Mädchen von einer der Tanzgruppen, das für Pogon Parfüm in der Halle verkauft, angesprochen. Dass sie ordentliche Gymnasialbildung erhalten hat, zeigte sie übrigens damit, dass sie uns ihr Anliegen aus dem Stehgreif in gut verständlichem Deutsch darlegen konnte - doch eher die Ausnahme in Polen -, dann gab es eine qualitativ hochwertige Darbietung von Cheerleadern - dass so etwas neben dem optischen Wert auch sportlichen Wert hat, ist ja bei weitem nicht immer der Fall - dann beim Einmarsch der beiden Teams - 9. gegen 8. von 12. - wurde die Spielfläche erst einmal mit Kassenrollen zugemüllt und dann machten einige der jungen Ultras doch recht ausdauernd Lärm. Noch mehr als von der Atmosphäre war dieser Besuch allerdings von der spielerischen Qualität her lohnend. Hervorragende technische Feinheiten: geniale Pässe, Hackentricks, mit der Sohle stoppen, mitnehmen und dann ein feiner Heber zum Mitspieler. Auch spektakuläre Fouls und waghalsige Aktionen des Stettiner Torwarts wie mit dem Kopf in Hüfthöhe den Ball vor dem Strafraum vorm anrennenden Gästespieler wegköpfen will, der daraufhin über die Hüfte des Torwarts fliegt. Und Tore gab es natürlich auch noch. Pogon Szczecin war den Gaszynscy überraschenderweise in allen Belangen klar überlegen. Das 6:1 also nur gerecht.

Keine Tore gab es dann im Stadion von Pogon. Dort kamen wir gerade noch rechtszeitig zum Einmarsch der Mannschaften - auch dort wurde fleißig mit Kassenrollen geworfen - auf unsere Plätze im überdachten Sektor 5. Die besten Plätze neben Sektor 4! Aber dann solche tollen Kommentare wie „Immer und überall: wir ficken die Polizei!“ von meinem Sitznachbar. Der brachte auch die genialen Bemerkungen gegen die Gästefans mit ihren Sprechchören: „Tychy gól!“ - „Schwanz in den Arsch*!“ - „Tychy gól! - „Schwanz noch mal in den Arsch!“ woraufhin die ganze Tribüne einen anderen derben Sprechchor anstimmte. (*wörtlich von „chuj w dupe“ - man würde in Deutschland wohl eher „fick(t) dich/ euch“ sagen). Mit solchen Leuten um einen herum, legt man sich natürlich auch selbst ordentlich ins Zeug - soweit man die Texte kennt - die Stettiner anzufeuern bzw. die Gäste, Polizei und Verbandsleute zu belappen. In der Kurve war natürlich noch mehr Action: vor allem in der 30. Minute als erst die weinrot-marineblau Überziehfahne mit goldenem Vereinswappen und -schriftzug hochgezogen, dann Flaggen und Doppelhalter in den gleichen Farben mit gelben und weißen Pluszeichen bzw. Vereinswappen entrollt und schließlich dazu dutzende rote Bengalfackeln und zwei orange Rauchbomben entzündet wurden. Natürlich kein Gewimmer vom Stadionsprecher, keine Spielunterbrechung vom verängstigten Schiedsrichter. Applaus von den Fans auf Haupt- und Gegentribüne für die Einlage in der Kurve. Drei in Deutschland leider undenkbare Dinge, die in Polen dann doch positiv auffallen. Bei diesem Spiel fiel allerdings eine Sache negativ auf; nämlich die, dass Pogon trotz Feldüberlegenheit und zweitem Tabellenplatz kaum etwas zu Wege brachte. Chancen hatten sie vor allem in der Mitte bis zum Ende der zweiten Halbzeit zur Genüge, aber ein guter Torwart auf der einen und versagende Stürmer auf der anderen Seite versauten den Torerfolg. Tychy hatte auch die ein oder andere Chance, doch die verstolperten sie zum Ärger der rund 300 Gästefans. Also innerhalb von sechs Tagen das zweite 0:0. Zurück fuhr dann mal wieder mein Vater, doch nicht lange ohne sich ärgern zu müssen, denn kurz nach der Grenze fuhr eine Streife der Bundespolizei an uns vorbei. Das hässliche blinkende Schild „Bitte folgen!“ im Blick, fuhren wir hinterher. Natürlich war es nur eine Stichprobenkontrolle.  Zwei Kilometer weiter hatten sie übrigens schon den nächsten am Wickel... In Rostock waren wir dann - da Spielende ja erst 21.00 Uhr - gegen Mitternacht.

Statistik: Ground Nr. 292 (zwei neue Grounds; diese Saison: 62 neue) Sportveranstaltung Nr. 777, 778 & 779 (diese Saison: 146) Tageskilometer: 630 (Auto) Saisonkilometer: 20.940 (11.510 Auto/ 3.440 Fahrrad/ 3.030 Bahn/ 2.960 Flugzeug) Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 0 Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 140 Fotos unter: Ein paar Bilder aus der Stadt Szczecin Chemik Police 1:0 Zagłębie Sosnowiec Pogoń 04 Szczecin 6:1 Gaszynscy Kraków MKS Pogoń Szczecin 0:0 GKS Tychy