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Chabab Rif Al-Hoceima (نادي شباب الريف الحسيمي)
- Datum: Freitag, 15. November 2013 – Anstoß: 19.00
- Wettbewerb: GNF Botola 1 [لبطولة الوطنية الاحترافية] (= 1. Marokkanische Liga; Profifußballiga)
- Ergebnis: 0-0 nach 97 Min. (47/50) – Halbzeit: 0-0
- Tore: keine
- Verwarnungen: 14, 17, 20 (WAF); 4, 14 (CRH)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Complexe sportif de Fès [لفاس الرياضي المركب] (Kap. 45.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 450 (darunter ca. 35 Gäste-Fans)
- Unterhaltungswert: 2,0/10 (Zwei scheiß Vereine lieferten eine scheiß Leistung ab) Photos with English and Arabic Commentary:
Wydad Athletic Fès v Chabab Rif Hoceima (Moroccan Professional League)
Video on MyVideo.De:
Supporters’ Songs and Islamists’ Chants during Wydad v Chabab Rif
Mit meiner Gastfamilie Nachrichten zu gucken gehört seit Beginn des Aufenthaltes zum Standard – das schult ja auch die Sprachkenntnisse und führt oft zu interessanten Unterhaltungen. Anfang der Woche war es besonders interessant, denn in den Sportnachrichten ging es u.a. um das Trainerchaos bei Maghreb Fès: Rössli ist schon der neue Trainer, aber Skitioui darf nun doch bleiben, da das die Spieler so verlangt haben und daher macht Rössli eigentlich nur den Co. Und wie auch immer; alle wollen Banani, den Präsidenten der wohl so dämlich ist wie sein Nachname, weg haben, da er den Verein nicht mehr führen kann. Überall in der Stadt sind Graffitis „Inqadhu Maghreb al-Fasy“ (Rettet Maghreb Fès) und „Irhal Banani“ (Banani raus)angebracht worden in den letzten Tagen. Das Hauptproblem des Clubs: die Spielergehälter wurden seit fünf Monaten nicht mehr vollständig gezahlt, nur der Trainerstab kassiert normal, es gibt Streit mit Sponsoren und mit den Fans so wie so.
Ums Geld ging es dann auch im Gespräch mit Khadija und Zakariya. Viele Araber sind ja sehr offen im Umgang mit diesem Gesprächsthema, aber in der Gastfamilie wird wohl aufgrund ihrer Erfahrung mit Ausländern etwas zurückhaltender über Geld geredet. Nur Zakariya fing laut an zu erzählen, denn er ist jetzt ganz stolz, dass er einen dreistelligen Dirham-Betrag pro Woche verdient. Er hat mit seinen 14 Jahren die Schule geschmissen und den Verkäuferjob im Großmarkt in der Neustadt angenommen, den ein Kumpel zugunsten einer anderen Stelle aufgegeben hatte. Malika fand das unmöglich – „Mit 14 die Schule abbrechen? Der Junge hat doch keine Zukunft! Der wird wie mein Neffe sein bisschen Geld für Kaffeehausbesuche und Zigaretten ausgeben…“
Als Ende der Woche noch mal das Thema aufkam, wartete Khadija ehe die fleißig lernende Rita aus dem Raum war, und meinte dann merklich leiser zu mir: „Weißt du, eigentlich finde ich es ja nicht schön, dass Zaki die Schule geschmissen hat. Aber er verdient Geld. Nicht viel, aber er kann jetzt ein Konto eröffnen und er lernt bei dem Verkäuferjob auch etwas für später. Das Schlimme ist nämlich, dass man hier in Marokko oft jahrelang zur Schule und zur Uni geht, die Prüfungen besteht, die Zeugnisse sammelt und dann doch in der Arbeitslosigkeit landet oder Berufe weit unter seinem Niveau ausübt. Du kennst doch Amin? Der ist studierter Pharmazeut und arbeitet seit kurz nach seinem Studienabschluss in der Stadtbibliothek! Und du hast doch gestern wieder so lange mit Fayza gechattet? Sie hat dir doch bestimmt gesagt, dass ihre Bewerbung in Meknes abgelehnt wurde. Jetzt hat sie den Master und schon parallel zum MA-Studium nach BA-Abschluss hat sie drei Jahre lang einen Job in ihrem Ingenieursbereich gesucht – vergeblich. Und jetzt sieht es auch nicht besser aus! Oh Herr (Ya Rabb)… Ich weiß manchmal echt nicht, warum ich Rita zum Lernen dränge… vielleicht weil sie es, wenn sie mal in 10 Jahren ein Studium anfängt, so Gott will, einfacher hat und es dann mehr Möglichkeiten gibt, in dem mühsam erlernten Berufsfeld zu arbeiten. Aber Gott weiß es am besten, was die Zukunft bringt – wir können nur hoffen, dass sich die wirtschaftliche und Bildungs-Lage verbessert…“
Also nicht, dass es solche Probleme in Deutschland nicht auch (in weitaus schwächerer Form allerdings) gäbe, aber dass die einheimischen Firmen zum Beispiel nur 10% der Ingenieurswesen-Absolventen übernehmen, so wie das in Marokko der Fall ist - und so selbst die Hälfte der im Ausland studierten marokkanischen Ingenieure nicht ihren gelernten Beruf ausüben können - ist bei uns nun wirklich nicht der Fall.
Der Oberknaller war dann allerdings am Montag, als ihm der Chef auf die Schliche gekommen ist, dass er falsche Angaben zu Alter und Schulausbildung gemacht hat: „du beendest die Schule [vorgesehen mit 16] sonst gibt’s was auf de Goschn!“ Und schon war das Thema Job erledigt und Zakariya am Dienstag wieder in der Schule… Zurück zum Freitag: dort ging es zum anderen von Finanzproblemen gebeutelten Verein aus Fès. Wydad ist der kleinere Club, der eher die bürgerlichen Schichten anlockt, aber auch da klemmt es bei den Finanzen. Letzte Saison hätten sie ja fast zurückziehen müssen, wenn nicht ein weiterer Sponsor eingesprungen wäre und diese Saison sind mehrere Spieler aus Finanzgründen gegangen und mit dem schwachen Kader mit vielen unerfahrenen Jugendspielern steht WAF auf dem letzten Platz mit nur 2 Punkten aus 8 Spielen.
Für 30 Dirham holte ich mir eine Karte für die Pelouse: im Kassenhäuschen ging das Licht nicht, sodass der Kassenwart eine Kerze auf dem Tisch stehen hatte. Das Stadion war gähnend leer. Irgendwie war der Gästeblock heute auf der Mitte der Gegentribüne und zuerst ging die Stimmung auch nur von den Kabylen aus. Neben mir setzte sich ein sehr freundlicher junger Mann namens Mohcen, der sich auch nur auf Arabisch mit mir unterhielt. Wir wechselten dann nach einer halben Stunde, da die Ultras von WAF in die Hintertorkurve unter der Anzeigetafel stürmten, in diesen Sektor, denn Mohcen ist WAF-Fan und hatte nur den falschen Eingang genommen. Das Wechseln hatte den Vorteil, dass ich nun im Stadion einmal rum bin und in jedem Sektor gesessen habe… Und außerdem konnte ich dann aus nächster Nähe erfahren, was bei WAF für Typen unterwegs sind.
Im WAF-Block angekommen wurde ein Banner hochgehalten: „WAF li-r-ridjâl faqat“ (WAF nur für Männer) – erst als mir wieder einfiel, dass marokkanische Vereine Fördergelder bekommen, wenn sie Frauensport unter ihrem Dach fördern, wusste ich wieder, dass das auf die Pläne der Vereinsführung, wie Maghreb und Wyfaq Fès halt auch, eine Frauenfußballmannschaft aufzubauen, abzielt. Mohcen ist wie die Vereinsführung moderat islamistisch oder einfach religiös konservativ. Aber unter den Ultras sind, obwohl sie durchweg westlich gekleidet und teilweise „unislamisch“ gestylt sind, einige Hardliner und unter den Normalos auch. Also dass das Glaubensbekenntnis durchs Stadion hallt oder Allahu Akbar gerufen wird ist ja gar kein Problem, aber Forderungen nach einem islamischen Staat und Parolen gegen Israel (Judenstaat) müssen nun wirklich nicht sein. Wie Khadija schon richtig meinte, als ich ihr vom Spiel erzählte: „Darf doch nicht wahr sein, so was! Das ist doch kein politischer Debattierklub so ein Stadion – die sollen die Mannschaft anfeuern!“
Das Spiel war sehr dürftig: beide Mannschaft versuchten alles aber konnten nichts. Torchancen wurde kläglich vergeben, Abspielfehler, technische Unsicherheiten, billige Fouls – dass die beiden da erste Liga sind, ist eine Schande! Hoffentlich steigen die beide ab, denn die anderen Abstiegskandidaten sind allesamt besser als die zwei Scheißmannschaften!
Bei der Rückfahrt stellte ich durch den Rückenwind einen neuen Zeitrekord auf: 28 Minuten vom Stadion zur Wohnungstür mit dem Fahrrad…
Dort angekommen war der Besuch aus den USA schon da und neben ihren Reiseberichten sorgten auch meine Erzählungen vom Spiel für gute Unterhaltung. Die größten Lacher erntete aber Rita: als Hamza mir eine grammatikalisch völlig verquere Frage zu meinen Reiseplänen stellte („ila aina mal’ab turid safarta ghada?“), meinte Fayza zu mir: „Mein Gott, soll das Fusha sein?! Hast du ihn verstanden? Weißt du was er falsch gemacht hat?“ Ich schaffte es in der Tat den Satz richtig zu formulieren (ila ayya mal’ab turîdu an tusâfira ghadan?) und während mich Fayza lobte und meinte „Super! Du kannst wirklich schon richtig gut Arabisch“, fing Rita an Hamza auszulachen und meinte: „Hamza, du Depp! Er ist Deutscher und kann besseres Arabisch als du als Marokkaner…“ Statistik:
- Grounds: 1.033 (kein neuer; diese Saison: 62 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.938 (heute 1, diese Saison: 82)
- Tageskilometer: 40 (40km Fahrrad)
- Saisonkilometer: 22.410 (21.370 Auto/ 990 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre/ 10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 0 [letzte Serie: 8, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 381
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