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Forces Armeés Royales de Rabat (الجيش الملكي الرباطي)
- Datum: Sonntag, 17. November 2013 – Anstoß: 17.00
- Wettbewerb: GNF Botola 1 [لبطولة الوطنية الاحترافية] (1. Marokkanische Liga; Profifußballiga)
- Ergebnis: 0-0 nach 94 Min. (47/47) – Halbzeit: 0-0
- Tore: keine
- Verwarnungen: 7, 36 (KAC); 24, NN (FAR)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Municipal de Kénitra [الملعب البلدي بقنيطرة] (Kap. 8.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 8.000 (darunter ca. 1.500 Gäste-Fans)
- Unterhaltungswert: 6,0/10 (Spielerisch gar nicht schlecht, aber zu schwacher Abschluss: Stimmung durchgängig spitze!) Photos with English and Arabic Commentary:
a) Moroccan Pro League: Kénitra Athletic Club v Royal Army Rabat
b) Kénitra Town Centra, Mehdia Kasbah (Fort), Thamusida Roman Ruins
Video on MyVideo.De:
Kénitra Support during the match with FAR de Rabat
Von Casablanca aus ging es zuerst nach Verlassen der Autobahn in Kénitra Nord rechts ab und die Straße nach Tanger entlang. Im ersten Dorf (kein Ortsschild) weisen Bauschilder (Eisenbahnprojekt) links in unbefestigte Wege. Dort fragt man sich dann durch, die Bauern, die hier unter armseligen Bedingungen hausen und ihrer Arbeit nachgehen, sind freundlich und wissen Bescheid, dass auf dem Hügel hinter den Feldern am Fluss römische Ruinen ausgegraben werden. Die Anlage heißt Thamusida und ist noch nicht gut erschlossen. Der Erhaltungszustand ist auch ziemlich dürftig, aber man kann einen Tempel oder Forum erkennen sowie Wasserleitungen und Stadtmauern. Oberhalb der Anlage thront ein islamischer Heiligenschrein (Zawiya, Marabout).
Im westlich an Kénitra angrenzenden Mehdia befindet sich eine große Festung aus portugiesischer Zeit (16. Jh.) die von Moulay Ismail (18. Jh.) verändert wurde. Hauptsächlich der obere Teil mit dem eindrucksvollen Portal geht auf Moulay Ismail zurück. Der untere Teil der Festung, durch den auch die Küstenstraße nach Mehdia Plage führt, ist eher Französisch.
Kénitra heißt wie das syrische Qunaytra auch übersetzt „Brücklein“, wobei die normale Form Qantara (Kantara) lautet und eine Brücke mit mindestens einem Ponton oder Pfeiler bezeichnet, während eine Brücke, die ohne Pfeiler von einem Ufer zum anderen geht als jisr (dschisr) bezeichnet wird. Der Ort wuchert gewaltig, ist extrem unübersichtlich und vor allem an den Rändern (von einzelnen reicheren Vororten abgesehen) sehr heruntergekommen (teilweise heftige Slumbildung). Die Innenstadt liegt direkt am Industriehafen, ist durchsetzt und hat einige Gebäude aus französischer Zeit, die aber oft verfallen sind, zu bieten. Auch das Stadion wirkt recht französisch, da es viel mit Betonhalbschalen arbeitet: Die Eingangsbereiche sind entsprechend „schwungvoll“ überdacht und vor allem oberhalb der 20-reihigen Gegentribüne wurden solche Betonhalbschalen angebracht. Ungewöhnlich auch die Haupttribüne mit ihren 13 Reihen Holzbänke und Betonüberdachung. Hinter den Toren befindet sich allerdings kein Ausbau, was bei Spielen wie diesem schon problematisch sein kann. Über das Stadtstadion hat sich übrigens kürzlich die Sportzeitung Mountakhab ausgelassen, denn der Vereinspräsident ließ die zu groß angelegte Pressetribüne kurzerhand zu Scheißhäusern umbauen, da der Verein aufgrund der hohen Besucherzahlen eher Sanitäreinrichtungen als Presseeinrichtungen braucht…
Die Besucherzahl war heute natürlich wieder besonders gut, da ein bekannter Gegner kam. Die brachten auch feiernde Fans (etwa 1.500) mit, die den Gästesektor (für 1.200 ausgelegt) aus allen Nähten platzen ließen. Da ich schon zwei Stunden vorher da war, war ich zwar bei weitem nicht der erste, aber bekam noch einen sehr guten Platz auf den Holzbänken der Haupttribüne. Eine Stunde vorher wurde es nämlich eng, es wurden die Gänge zugestellt und die Treppen besetzt. Kurz nach Beginn des Spiels wurden dann die Türen der Kassenhäuschen geöffnet, da diese die einzige Verbindung zwischen den beiden Tribünen darstellen (wenn man nicht raus aus dem Stadion und wieder rein laufen kann) und auf der Gegentribüne noch Platz war. Die Karten waren übrigens mit 20 und 40 Dh. ziemlich günstig.
Das Spiel war gar nicht schlecht, aber es fehlten die Tore. Beide bemühten sich offensiv zu spielen und erspielten sich einige Torchancen, doch der Abschluss war schlecht. Zweikämpfe gab es auch einige gute, aber nicht sonderlich viele Fouls. Auf der Gegentribüne gab es schon vor der Pause von den dauersingenden Helala Boys Kénitra und auch den Ultras Askari FAR Pyro mit Bengalos und Leuchtfeuern. Nach der Pause wurde die Stimmung unruhiger, da man Tore sehen wollte. Irgendein Bekloppter schoss dann mal aus dem Bereich links der Helala Boys eine Leuchtrakete gegen das Dach der Haupttribüne oberhalb der Ultras Askari. Aber selbst das zog keine Durchsage nach sich und auch der Platzsturm zweier Jugendlicher – wobei einer davon noch mal der Festnahme entkam und ein zweites Mal auf dem Platz herumlief – sorgte nicht für Entrüstung.
Das ist ja eigentlich auch normal für Marokko, aber der Stadionsprecher wirkte hier recht professionell: Aufstellungen durchgegeben, Wechsel angesagt, vor dem Spiel und in der Halbzeit eigenproduzierte Musik eingespielt – wobei die Musik sich grundlegend von der Stadionmucke in Deutschland unterschied: „Ma nesma7 fik“ (Link: Youtube) soll wohl „was ich dir erlaube“ heißen, verherrlicht das Ultratum („m3ak fidelli vida ultras na3ichouha“: Mit den Fidellis leben wir das Ultraleben) und Hooliganismus („Nostra parcour tarikh fl hool“: Auf dem Weg zum Hooligan-Sein) und ist provokativ politisch: „ACAB wmankhafo ghir rabbi“ (All Cops Are Bastards, wir fürchten nur den Herrn) oder „Ya l ministre jinak b9adiya“ (Hey Minister, wir kommen zu dir als dein Schicksal *= deutliche Drohung)…
Nach dem Spiel bekam ich einen Anruf von Khadija, die das Match mit den anderen in der Glotze gesehen hatte, ob alles in Ordnung sei und die Rakete jemanden getroffen hätte. War aber keinem was passiert und ich sparte mir durchzugeben, dass sich gerade 10m vor mir eine Schlägerei auf offener Straße entwickelte. Etliche Jugendliche waren nämlich ziemlich geladen nach dem 0:0 und selbst die Bessersituierten, sehr europäisch wirkenden Leute die auf der Haupttribüne gesessen hatten, waren teilweise auf Stress aus. Bei KAC waren auch überdurchschnittlich viele Mädchen und Frauen zugegen und eine davon erkämpfte sich im wahrsten Sinne des Wortes Respekt: die etwa 15jährige wurde von einem Gleichaltrigen beleidigt und geschubst und schlug dem daraufhin voll ins Gesicht. Als der nochmal was in Richtung „Nutte“ meinte, rastete die eher harmlos aussehende Jugendliche richtig aus, stieß den Jungen zu Boden und prügelte auf ihn ein, bis sie von einem anderen Mädchen und einem Jungen weggezogen wurde. Völlig unvermittelt mischten sich ein paar kleinere Jungs ein und traten leicht auf den am Boden liegenden ein, was ein Kumpel des Jungen so nicht hinnehmen konnte und auf die beiden kleinen Scheißer losging und einen volle Bude über einen Handkarren stieß. Schnell beteiligten sich etwa 20 Jugendliche an der Keilerei, was sogar mehrere Polizisten auf den Plan rief. Und plötzlich waren sich alle 20 einig: „yallah, sirr, l-bolis“ (los weg, die Bullen)…
Die Rückfahrt gestaltete sich bis zur Autobahn eher zäh, doch dann kam ich enorm schnell durch. In Fès angekommen fiel dort übrigens der erste Regen – nicht nur der erste seit Beginn meines Aufenthaltes, sondern der erste seit Mai in dieser Region, sodass er schon lange herbeigesehnt wurde. Statistik:
- Grounds: 1.035 (1 neuer; diese Saison: 64 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.941 (heute 1, diese Saison: 85)
- Tageskilometer: 470 (470km Auto)
- Saisonkilometer: 23.210 (22.170 Auto/ 990 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre/ 10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 0 [letzte Serie: 2, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 381
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