........................... 1:1 (0:0) ..........................
Elfenbeinküste / Côte d’Ivoire / ساحل العاج
- Datum: Samstag, 16. November 2013 – Anstoß: 19.00
- Wettbewerb: Rückspiel der Play-off-Runde des Afrikanischen Fußballverbandes CAF zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien
- Ergebnis: 1-1 nach 98 Min. (47/51), Halbzeit: 0-0 – Hinspiel: 3-1 für Elfenbeinküste, Gesamtresultat somit: 4-2 für Elfenbeinküste
- Tore: 1-0 77. Moussa Sow (Foulelfmeter), 1-1 95. Salomon Armand Magloire Kalou
- Verwarnungen: Gnégnéri Yaya Toure, Jean-Jacques Gosso Gosso, Gervais Lombe Yao Kouassi „Gervinho“ (alle Elfenbeinküste)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Mohamed V [مركب محمد الخامس] (Kap. 67.000, davon 40.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 30.000 (ca. 12.000 Senegalesen, 12.000 Ivorer und 6.000 Marokkaner u.a.)
- Unterhaltungswert: 9,0/10 (Hervorragendes Spielniveau, interessante Atmosphäre, aber ein anderes Resultat wäre bei dem Spielverlauf schöner gewesen)
Club Chabab Fath Athletic Casablancais (شباب فتح البيضاء)
........................................ 2:2 (0:2) ........................................
Hassania Athletique Sidi Slimane ........ (حسنية سيدي سليمان)
- Datum: Samstag, 16. November 2013 – Anstoß: 14.30
- Wettbewerb: GNF Amateur 2, Groupe Nord-Ouest [بطولة القسم الوطني الثاني هواة] (= 4. Marokkanische Liga; 2. Amateurliga, Gruppe Nord-West)
- Ergebnis: 2-2 nach 97 Min. (48/49) – Halbzeit: 0-2
- Tore: 0-1 27. (3), 0-2 36. (11), 1-2 57. (5), 2-2 60. (NN)
- Verwarnungen: 2, 24 (CCFAC); 5, 8 (HASS)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Municipal de Casablanca-Sebata, Terrain Ba Mohamed [مركب با محمد = ملعب البلدي بسباتة البيضاء] (Kap. 1.500, davon 1.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 400 (darunter ca. 10 Gäste-Fans)
- Unterhaltungswert: 7,5/10 (Wirklich guter Amateurfußball mit guter Stimmung) Photos with English and Arabic Commentary:
a) World Cup 2014, Final Qualifying: Senegal v Ivory Coast at Stade Mohamed V, Casablanca (Morocco)
b) Moroccan Amateur League, 2nd Level: Chabab Fath Casablanca v Hassania Sidi Slimane, Sebata Stadium
Video on MyVideo.De:
Moroccan Fans supporting Senegal
Irgendwie komm ich doch dauernd nach Casanoir – es sind halt einfach immer interessante Sportveranstaltungen dort! Nächste Woche wieder, denn einige aus meiner Gastfamilie wollen das Große Derby mit mir live sehen und der Rest Verwandte besuchen… Doch dieses Wochenende waren blöderweise alle unpässlich: Khadijas Verwandtschaft in Casa nicht da, Hamza hatte Schule, Zaki und Mohammed Arbeit, Fayza Besuch von anderen Verwandten und Khadija mit dem neuen Gast aus den USA sowie alten Bekannten, ebenfalls Amerikanern, zu tun. Und damit ich mal wieder Geld für ein Hotel ausgebe (hatte ich in den letzten 7 Wochen ja nur einmal tun müssen), waren alle drei deutschen Kontakte in Casa übers Wochenende verreist. Fredi besuchte sogar jemanden in Fès, während ich weg von Fès nach Casa fahre – super Timing…
Bevor ich mich richtig auf die Piste machte, fuhr ich bei der Total am Royal Mirage Hotel vor. Wartungen übernehmen hier neben den Autohändlern auch die größeren Tankstellen, wobei letzteres billiger ist. Ölwechsel, Bremsflüssigkeit und Luftfilter und so was durchgesehen, mal unterm Auto geguckt und Scheibenwaschmittel nachgefüllt. Der Typ war lustig: studierter Ingenieur und seit Jahren Mechaniker, da keine Stelle gefunden. Der sprach richtig gutes Hocharabisch, brachte mir Begriffe bei, die ich an der Tanke und in der Werkstatt gebrauchen kann, und freute sich nicht nur über meine Arabischkenntnisse: „Hervorragend! Du kannst nicht nur gut Arabisch, sondern fährst auch ein typisch-marokkanisches Auto [sehr viele fahren Dacia], hörst marokkanische Musik [er hatte das Radio während der Wartung angemacht und ich hatte einen Sender mit nur arabischsprachiger Musik], hast marokkanische Freunde… Bist du verheiratet?“ – „Nein“ – „Dann wirst du, so Gott will, mal eine Marokkanerin heiraten…“ – „Inshallah…“ Nach Ende der Autobahn vor Salé fuhr ich die Rochade nur bis Temara und zweigte dort auf die erbärmlich schlechte Bundesstraße nach Casablanca ab: staubig, dreckig, schlechter Asphalt, überfüllt – aber landschaftlich phasenweise ganz reizvoll und eine spektakuläre Brückenpassage mit dabei. Und insgesamt spart es knapp 30 Dh. Maut. In Ain Sebaa holte ich mir was in dem riesigen Marjan – topp sortiert, sehr gut, aber viele Produkte kosten fast oder genauso viel wie in Deutschland.
Irgendwie fand ich ohne großes Verfahren und nur nach meiner Ortskenntnis von diesem Drecksmoloch Casablanca vom Ortsteil Ain Sebaa nach Sebata. In der Nähe vom Stade Tessema in Beni Msick liegt dort ein weiteres schönes Amateurstadion im Arbeiterviertel: das auch als Terrain Ba Mohammed bezeichnete Stadtstadion von Sebata. Der Eintritt zum Viertligaspiel war wie gewohnt frei. Es fanden sich trotzdem nur 400 Zuschauer ein, was für diese im Spielniveau mit den deutschen Landesklassen aber in der Ausdehnung eher mit den Oberligen vergleichbaren Division, eher wenig ist. Die 200km von Sidi Slimane (in gutem Arabisch: Sayyid Sulayman, könnte man mit St. Salomon übersetzen) ist kaum jemand mitgekommen – ich parkte übrigens direkt hinter deren Mannschaftsbus… Und ansonsten waren überwiegend Kinder und Jugendliche aus der Arbeitersiedlung da. Entsprechend ging es auch ab: emotionale Anfeuerungen, Pöbeleien, Kassenrollenwürfe, Fahnen und Banner und sogar Rauchbomben und Böller gab es zu bestaunen! Diese Ultras „Devils“ waren gar nicht mal schlecht!
Geparkt wird auf der Straße vor der unspektakulären Stadionmauer. Innen sieht es gut aus: das Kunstrasenspielfeld ist von alten, hohen Maschendrahtzäunen umgeben, doch in den oberen Reihen der sechsreihigen Sitztribüne kann man gut drüber gucken. Zwischen der Sporthalle und der Tribünenrückwand wuchert gewaltig das Grünzeug. Gegenüber werden Häuser neu gebaut, während sich links bereits dicht am Platz primitive Wohnblocks befinden, stehen rechts vom Platz mehrere Wellblechhütten, die auch bewohnt sind. Neben mir saß ein freundlicher älterer Bäcker, der von Ain Sebaa mit dem Moped gekommen war: „Ich fahr auch immer mal zu anderen Vereinen“ meinte der. Das lobte ich und erwähnte natürlich, dass ich vor allem alle Vereine der Botola 1 und 2 besuchen will, was er wiederum sehr gut fand aber für seine Verhältnisse als zu teuer bedauerte: „Wenn ich auch nur die Hälfte aller Auswärtsspiele von Raja mitfahren würde, ist meine Familie bankrott…“ Er klopfte mir zwar lachend auf den Rücken, aber übertrieben klang das nicht!
Das Spiel war bester Amateurfußball: mal ein bisschen Leerlauf zwischendrin und manchmal zu viel Gemecker, aber hier wurde gut um die Pille gekämpft und technische Mängel mit Laufarbeit und offensiver Spielweise ausgeglichen. Obwohl Chabab Fath (die Jugend der Eroberung) mehr Bälle aufs Tor brachte, ging der Gast in Führung. Die rissen daraufhin auch das Spiel an sich und erzielten per Kopf das 0:2. Nach der Pause kam Chabab Fath unerwartet zurück. Eine weitere Bogenlampe aus 20m wie beim 0:1 führte zum 1:2 und nachdem nur drei weitere Minuten gespielt waren, netzte Chabab Fath mit einem tollen Weitschuss aus 30m ins lange Eck zum Ausgleich ein. Der hatte trotz zahlreicher Torchancen auf beiden Seiten bis zum zeitigen Abpfiff (nur 3 bzw. 4 Minuten Nachspielzeit? Beim letzten Spiel, das ich in dieser Liga gesehen hatte, wurde angemessene 15 Minuten nachgespielt!) Bestand… Es ging gleich weiter ins Stadion Mohamed V. wo ein internationales Spiel, ein entscheidendes Match um die Qualifikation zur WM 2014 in Brasilien, anstand. Leider ohne marokkanische Beteiligung, aber Hauptsache Länderspiel!
Aufgrund baulicher Mängel am Nationalstadion von Dakar und dem Nichtvorhandensein anderer FIFA-tauglicher Anlagen im Senegal, muss die Nationalelf gegen den scheinbar übermächtigen Gegner aus der Elfenbeinküste (ja, das heißt Elfenbeinküste und nicht Cote d’Ivoire, wie mir in Deutschland schon mal irgendwelche Hyperkorrekten erklären wollten, die aber wahrscheinlich nicht wissen, dass Cote d’Ivoire auch nur „Küste des Elfenbeins“ heißt) ins Ausland ausweichen. Aufgrund der hohen Zahl von senegalesischen Migranten in Marokko entschied man sich für das Stadion in Casablanca.
Heute war ich anfangs so was von neutral wie lange nicht: die großkotzige Startruppe der Elfenbeinküste geht mir auf den Sack und die Senegalesen dürften gar nicht dabei sein, denn sie hatten in der Vorrunde gegen Mauretanien sensationell verloren wobei leider deren scheiß Regierung nicht die nötige Kohle für die Hauptrundenspiele rausrücken konnte oder wollte sodass sie sich vom Wettbewerb zurückziehen mussten.
Nach einer Weile stiegen meine Sympathien für Senegal aber etwas, was weniger damit zu tun hatte, dass ich Pelouse-Karten für nur 20 DH (1,80€) im senegalesischen Sektor hatte, sondern vielmehr wie gut die Mannschaft spielte und wie die Atmosphäre im Stadion war. Es war nämlich sehr interessant zu beobachten, wie die Tausenden marokkanischen Fans in ihrer Mehrzahl verteilt waren und wie sie auftraten: 90% mischten sich unter die Senegalesen und heizten die Stimmung mit „Sinighal olè/ Senegal whoop-whoop“-Sprechchören oder Beschimpfungen wie „Drogba, Drogba – vaffanculo“ an. Dabei kamen eher wenige mit Senegalesen gemeinsam ins Stadion: ein paar Freundesgruppen gab es schon, auch Paare mit schwarzer Frau und arabischem Mann oder Berberin und Senegalese, aber die Mehrheit kam einzeln, in Gruppen oder gar als Familie und supportete einfach unter den Senegalesen mit. Es wurde auch fleißig mit den Landesflaggen posiert, ein paar Raja-Ultras fotografierten sich zigmal mit einem Oberfan der Senegalesen: sehr dunkel, sehr groß, sehr schlank, bunte Klamotten, Neonturnschuhe, enorme Rastalocken und dann noch so eine alberne, zu kleine Strickmütze in Landesfarben auf dem Kopf – klar, dass der Interesse auf sich zieht…
Als Motiv für die Unterstützung der Marokkaner für den Senegal kommt übrigens einiges zusammen: Mohammed und Abdelhadi meinten, dass die Mehrheit aus Ärger über das Scheitern Marokkos an der Elfenbeinküste in der Hauptrunde der Quali Senegal unterstützten, andererseits halten auch etliche (übrigens auch Khadija vor der Glotze) aus Prinzip zum Underdog und manche empfinden Senegal als geographischen Nachbarn der somit näher liegt als die Elfenbeinküste – und bei Freundschaften ist sowieso klar für wen man hält. Doch letzteres ist leider eher die Seltenheit: es ist allgemein bekannt, dass schwarze Marokkaner und Zuwanderer aus Senegal, Mali etc. kaum integriert werden und meist sehr für sich leben (was z.B. auch wieder im benachbarten Algerien besser funktioniert). Und bei weitem nicht alle Marokkaner kommentieren die neuen Finanzhilfen des Königshauses für Flüchtlinge und Auswanderer aus Senegal usw. (soll v.a. deren gesundheitliche Lage und die Wohnsituation verbessern) so wohlwollend und als richtig und wichtig wie Fayza und Khadija…
Das Spiel war dann ein wirklich hochwertiges beider Teams: Senegal drängte auf den frühen Treffer und die Ivorer konterten. Lange Zeit blieben jegliche Torschüsse erfolglos, wurden abgewehrt, abgeblockt, verfehlten den Kasten oder landeten sonst irgendwie wieder vor dem Strafraum wo sie nicht selten von einem Verteidiger per Fallrückzieher in den Mittelkreis befördert wurden. Hier wurde technisch auf hohem Niveau gespielt und trotzdem enorme Laufarbeit geleistet. In erster Linie ging das alles von den unter Zugzwang stehenden Senegalesen aus: die Feldüberlegenheit war drückend und die Chancenverteilung eindeutig einseitig. In der Schlussphase wurde der Druck der Senegalesen doch zu hoch für die großkotzigen Elefanten und sie verursachten einen Elfmeter, der sicher verwandelt wurde. Eine Riesenchance später und die Ivorer konterten wie das solche Startruppen halt immer machen: drei gegen eins und den Torwart, umkurvt, quer gepasst, sicher abgeschlossen und der Ball zappelt im langen Eck. Das 1:1 war völlig unverdient, aber wenn man bedenkt, dass Senegal eigentlich gar nicht so weit hätte kommen dürfen, ist das Resultat nicht mehr ganz so schlimm.
Die Ivorer führten Jubeltänze auf dem Feld und vor der Tribüne auf, während aus dem senegalesischen Block einzelne Gegenstände flogen und gepöbelt wurde – toll wie sich auch hier wieder die Marokkaner mit ihren senegalesischen Fanfreunden einig waren: von schräg hinter mir kamen zwei Plasteflaschen geflogen, die eine von einem Senegalesen und die andere von einem Marokkaner geworfen…
An der Ausfallstraße Richtung Autobahn, gleich hinter dem Brückentunnel stadteinwärts habe ich dann ein günstiges Hotel aufgetrieben: gute, ordentliche, einfache aber nicht völlig spartanische Einzelzimmer mit kleinem, absolut funktionsfähigem Badezimmer gibt es im „Funduq/ Hotel Cluny“ für rund 18,50€, Doppelzimmer für rund 27€. Statistik:
- Grounds: 1.034 (1 neuer; diese Saison: 63 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.940 (heute 2, diese Saison: 84)
- Tageskilometer: 330 (330km Auto)
- Saisonkilometer: 22.740 (21.700 Auto/ 990 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre/ 10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 2 [letzte Serie: 8, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 381
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