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Club Omnisport De Meknès (النادي الرياضي المكناسي)
- Datum: Sonntag, 10. November 2013 – Anstoß: 14.30
- Wettbewerb: Botola 2/ GNF 2 [2 البطولة الوطنية المغربية] (Zweite Marokkanische Fußballliga, Halbprofiliga)
- Ergebnis: 0-2 nach 96 Min. (46/50) – Halbzeit: 0-1
- Tore: 0-1 32. (NN), 0-2 87. (NN)
- Verwarnungen: NN (USM); NN, 13 (CODM)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade El Bachir [ملعب البشير] (Kap. 15.000, davon 150 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 2.000 (darunter ca. 500 Gäste-Fans)
- Unterhaltungswert: 7,5/10 (Siehe Überschrift…) Photos with English and Arabic Commentary:
Moroccan 2nd Level: Union de Mohammédia v Club Omisport de Meknes (Stade El Bachir)
Video on Myvideo.De:
Union de Mohammédia v Club Omisport de Meknes: Visiting Support
Am Vorabend rief mich einer der Lehrer vom Institut an: es ging natürlich nicht um die Kursgebühren die ich noch nicht gezahlt habe, sondern um eine Mitfahrgelegenheit. Abdelhadis Schwiegermutter wohnt nämlich in Mohammédia und so fragte er höflich an, ob ich den Familienausflug unterstützen könnte. Da ich vorher die Karre waschen ließ, tanken musste und das mit dem Kreisverkehr falsch verstanden hatte und zu weit gefahren war (eigentlich ist es mittlerweile weder ein Problem für mich, auf Arabisch zu telefonieren, noch mich in Fès zurechtzufinden – aber die Beschreibung mit dem Weg zur Autobahn war nicht so nachvollziehbar) kamen wir erst um 9.30 los.
Kurz vor Tiflet bemerkte ich zu spät den Poliziten mit Kamera im Gebüsch im Mittelstreifen der Autobahn: 5km weiter an der Abfahrt Tiflet wurden wir also (mitsamt drei weiteren, denen ich mit fast 140 hinterher gefahren war) von seinen Kollegen rausgewunken, doch die Uniformierten von der Direktion Tiflet haben anscheinend mehr Stil als ihre Nachbarn aus Meknès. Die Meknessi hätten auf die vollen 300 Dirham bestanden, doch der Polizist aus Tiflet fragte nach der üblichen Aufforderung „Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte“, wo ich Arabisch gelernt habe. Worauf das hinauslief war schnell klar, nach einem Gespräch über mein Studium, warnte er mich vor drei Radarfallen auf den nächsten 45km und meinte, dass die Kollegen dort vielleicht nicht die Strafe reduzieren wie er. Aus 300 Dirham wurden jedenfalls 100 (9,50€) – ohne Quittung natürlich aber mit vielen guten Wünschen für mein Studium und einer eventuellen Arbeit in einem arabischen Land…
In Mohammédia angekommen stellte man schnell fest, dass dieser Ort ein tolles Beispiel für die unterschiedliche Wohnqualität der Marokkaner ist: tolle Villen mit Meerblick im französischen Stil, gut sanierte Klein-Plattenbauten, angegraute Betonklötze von Mehrfamilienhäusern und übelste Wellblechhütten auf staubigen Brachflächen. Wir waren bei den Schwiegereltern eingeladen: die wohnen in einem Arbeiterviertel mit staubigen Straßen, lärmenden Kindern, versifften Gassen und grauen Plattenbauten, aber innen sieht ihr Haus ganz hervorragend aus. Sogar ein europäisches Bad und kein Abtritt! Auffällig war nur die konservative Einstellung: die Kinder und Abdelhadis Frau Amina aßen mit der Schwiegermutter (die mich aber handschläglich begrüßte) und deren Schwester in einem anderen Zimmer als Abdelhadi und ich. Da das Essen länger dauerte, nahmen wir den Hauptgang einfach in einer Tüte mit ins Stadion: fettiges Hammelfleisch mit Pfeffersoße im Fladenbrot… Das besagte Stadion heißt Stade El Bachir und fasst 15.000 Zuschauer. Es ist auf allen vier Seiten ausgebaut aber recht heruntergekommen. Die Anlage ist sehr symmetrisch angelegt, alle Tribünen haben 15 Reihen, aber nur die Haupttribüne ist überdacht. Unter der Mitte der Überdachung befinden sich auch die einzigen Sitzplätze. Auffällig sind die hohen aber nicht funktionsfähigen Flutlichtmasten und der Wildwuchs hinter den Kurven.
Der Wildwuchs kam einigen einheimischen Jugendlichen sehr zugute, denn sie kletterten so ohne die 20 Dirham (die Abdelhadi wie abgemacht für mich zahlte) blechen zu müssen rein. Und während wir nur Hammelfleischbrote reinschmuggelten, brachten die Chaoten Böller und Flaschen mit. Als eine Gruppe von Meknes-Anhängern 10 Minuten nach Anstoß reinging, flog auch prompt eine der Flaschen nach ihnen – unter heftigen Beschimpfungen flog diese dann zurück in die Gruppe Jugendlicher und es kam zu einer ersten Schlägerei zwischen 10 bis 15 Leuten. Abdelhadi wunderte es schon sehr, dass ich trotz der Rennerei in unserem Sektor noch ruhig sitzen blieb: das Brot in der linken und die Kamera in der rechten Hand…
Kurz darauf versuchten 30, 40 Jugendliche von Ittihad Mohammedia den Gästesektor zu stürmen, doch sofort kamen mindestens 50 Meknessi in die Pufferzone geranntt und warfen mit ein paar Flaschen und Feuerwerkskörpern nach den bescheuerten Mohammedia-Fans und bälzten auch ein paar die sich zu weit vorgewagt hatten. Als die Polizei dazwischen prügelte, ging jeder wieder in den jeweiligen Block zurück und supportete weiter als sei nichts gewesen.
Der Support von Mohammedia war recht dürftig, da nur sporadisch. Abdelhadi meinte auch, dass die Fans des Drittligistens Chabab (Jeunesse) Mohammédia zahlreicher und besser seien. Doch der Anhang aus Meknes ging genial ab: Dauergesang der besseren Sorte, viele Hüpf- und Klatscheinlagen und Pyro mit Bengalos, Böllern und Rauchfackeln.
Ein Fünftel des Anhangs hatten wir ja bereits auf der Autobahn überholt: Bei Salé fiel uns ein Konvoi von acht Kleintransportern, die insgesamt rund 100 schals- und fahnenschwenkende Fans von CODM auf den Sitzen der Fahrerkabinen und v.a. den Ladeflächen (teilweise auf Kisten sitzend) transportierten. Abdelhadi erzählte daraufhin von den finanzschwachen aber umso einfallsreicheren Fans, die viele Vereine haben: zum Auswärtsspiel per Anhalter und auf LKW-Ladeflächen… 24-Stunden-Touren: zu siebt in einem 40 Jahre alten Kleinwagen 10 Stunden auf der Landstraße unterwegs, dann in der Stadt und beim Spiel (4 Stunden) und danach 10 Stunden Heimfahrt… und wer auf der Fahrt sein Geld verpulvert hat oder gar keins dabei hat, der bettelt sich dann die Karten zusammen oder verdient sich das Geld bis zum Anstoß mit Schuhe putzen, Kram verkaufen oder Autowaschen…
Zurück nach Mohammédia: schnell wurde klar, dass das Spiel eines Spitzenspieles würdig sein würde: Tabellenführer Mohammedia wollte die erste Niederlage, die sie in der Vorwoche erlitten, wieder gut machen und der Fünfte CODM wollte den Anschluss an den Aufstiegsbereich (2 Punkte vor dem Spiel auf Rang 2) verkürzen. Der Gastgeber zeigte sich aber erstaunlich unfähig an der Gästeabwehr vorbeizukommen, sodass CODM die meisten Szenen der ersten Hälfte gehörte. Innerhalb von fünf Sekunden je einmal Latte und Pfosten, mehrfach ganz knapp vorbei und nach einer reichlichen halben Stunde dann die Führung.
Nach der Pause hatte der Gastgeber etwas mehr vom Spiel, doch mit zunehmender Zeit konterte CODM immer gefährlicher und die jugendlichen Zuschauer der Heimseite (der Opa neben uns meinte noch recht treffend: „dima mashakil maâ sh-shabâb“ = „immer Ärger mit den jungen Leuten“) wurden unruhig, warfen Gegenstände und rüttelten am Zaun. Als in der 87. dann das herrlich herausgespielte 0:2 in den langen Winkel gesetzt wurde, war das Spiel gelaufen, ging noch flott zu Ende und wurde nach Abpfiff von einem Platzsturm mehrerer jugendlicher Union-Fans gekrönt, die die eine Eckfahne klauten. Schon toll, was in Mohammédia für Leute im Stadion rumkaspern… Nach dem Spiel traf ich mich mit Nathalie, die die letzten zwei Wochen mal wieder in Marokko war, in Mohammedia und wir fuhren noch ins benachbarte Casablanca.
Rücksichtslos durch den dichten Verkehr gedrängelt und wieder bei Abdelhadis Schwiegereltern: dort ging es weiter mit Essen und gut gestärkt auf die Autobahn nach Rabat, die voll war und hektisch zu fahren war. Ebenso chaotisch verlief es auf der Umfahrung der Hauptstadt, wo sich alle gegenseitig mehr rechts als links überholten und die Hupe mehr als die Bremse genutzt wurde. Dem stand die gähnende Leere auf der Autobahn nach Fès entgegen.
In Fès kamen wir noch vor 23 Uhr an, wobei ich noch kurz bei Abdelhadis Familie eingeladen war. Auch hier war es wieder so: staubige Straßen, hässliche Hausfassaden, aber innen prima eingerichtet. Schließlich zurück bei Khadija wurde ich schon erwartet: auch hier um 23 Uhr noch Essen auf dem Tisch und sogar das Internet funktionierte wieder einwandfrei, da ein befreundeter Techniker laut Zaki „mal kräftig auf das Modem gekloppt hat“… Statistik:
- Grounds: 1.033 (1 neuer; diese Saison: 62 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.937 (heute 1, diese Saison: 81)
- Tageskilometer: 660 (660km Auto)
- Saisonkilometer: 22.370 (21.370 Auto/ 950 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre/ 10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 8 [letzte Serie: 13, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 380
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