.............................. 2:2 (0:1) .................................
---- Mogreb Atlético Tetuán (المغرب التطواني) -----
- Datum: Samstag, 2. November 2013 – Anstoß: 19.00
- Wettbewerb: GNF Botola 1 [لبطولة الوطنية الاحترافية] (1. Marokkanische Liga; Profifußballiga)
- Ergebnis: 2-2 nach 98 Min. (49/49) – Halbzeit: 0-1
- Tore: 0-1 23. Zaid Karouche, 1-1 54. Yehya Haouasi, 2-1 70. Malik Ifouna, 2-2 85. Zahir Naaîm
- Vergebener Elfmeter: Nr. 1 von MAT wehrt Foulelfmeter von Nr. 3 von WAC ab (32. Min.)
- Verwarnungen: Nr. 14 (WAC); Zaid Karouche, Zahir Naaîm, Nr. 20, 24 (MAT)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Mohamed V (Kap. 67.000, davon 40.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 10.000 (darunter ca. 1.500 Gäste-Fans)
- Unterhaltungswert: 8,0/10 (Sehr gutes Niveau, Stimmung leider fast nur durch Gästemob)
Raja C. Ath. Casablanca/ Dames (الرجاء البيضاوي)
................................ 4:0 (0:0) .................................
Wyfak Ittihad Riadi Fès / D. (ويفاق اتحاد ر. الفاسي)
- Datum: Samstag, 2. November 2013 – Anstoß: 15.00
- Wettbewerb: Coupe du Trône de Football Féminin [كأس العرش لالكرة القدم نساوي] (Frauenfußball-Pokal des Thrones; Achtelfinale, Gruppe Nord – 1. Liga Nord gegen 2. Liga Nord)
- Ergebnis: 4-0 nach 95 Min. (46/49) – Halbzeit: 0-0
- Tore: 1-0 68. Nr. 7 (Foulelfmeter), 2-0 78. Nr. ?, 3-0 79. (28), 4-0 85. (21)
- Verwarnungen: Nr. 21 (RCA); 2x Nr. 9 (WIRF)
- Platzverweise: Nr. 9 von WIRF (30. wg. wdh. Fouls)
- Spielort: Stade Tessema [مركب تسيمة] (Kap. 3.000, davon 2.500 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 60 (darunter ca. 10 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Wirklich gutes Spiel, das vom Underdog erstaunlich lange offengehalten wurde)
Wydad A. C. de Casablanca/ Espoirs (نادي الوداد)
................................. 4:1 (2:0) ...............................
Mogreb Atlético Tetuán / Espoirs (المغرب التطواني)
- Datum: Samstag, 2. November 2013 – Anstoß: 11.30
- Wettbewerb: Espoirs Elite 1 [دوري الامل] (1. Marokkanische U23-Liga)
- Ergebnis: 4-1 nach 97 Min. (47/50) – Halbzeit: 2-0
- Tore: 1-0 20. (8), 2-0 36. (17), 2-1 70. (18), 3-1 91. (5), 4-1 91. (5)
- Verwarnungen: Nr. 1 (WAC); Nr. 10, 30 (MAT)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Complexe Mohamed Ben Jelloun, Gazonné Synthetique [مركب محمد بن جلون] (Kap. 1.000, davon 500 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 300 (darunter keine Gäste-Fans?)
- Unterhaltungswert: 6,5/10 (Ordentliches Spiel, das ausgeglichener war als das Ergebnis vermuten lässt) Photos with English and Arabic Commentary:
a) Moroccan Professional Football League: Wydad Casablanca v Maghreb Tetouan
b) Moroccan U23 League: Wydad Casablanca v Maghreb Tetouan
c) Moroccan Women’s Cup: Raja Casablanca v Wyfaq Fès
d) Casablanca – Morocco’s Largest City
Am Mittwoch war großer Auftrieb im Haus, da Driss in der Nacht auf Donnerstag nach Algerien abreiste wo er die nächsten 10 Wochen geschäftlich (Kunstfliesenlegen, Steinmetzarbeiten etc.) von Oran bis Annaba und Algier bis Bechar unterwegs sein wird. Symbolisch übertrug er mir die Verantwortung fürs Haus: als sein „ältester Sohn“ bin ich während seiner Abwesenheit „Mul d-Dar“ = Hausherr, wobei juristisch in Wirklichkeit natürlich Khadija verantwortlich ist.
Jedenfalls kamen Freunde und Verwandte zu Besuch, ich lernte neue Leute kennen, z.B. eine Khadija die Lehrerin für Hocharabisch an einer Grundschule in Fès ist und mit Driss‘ bestem Freund (einem Kunsthandwerker) verheiratet ist und traf einige bekannte Gesichter wieder – auch meine „Frau“, die erstmal ahnungslos auf Zakis blöde Witze reinfiel und sich wunderte, warum alle so laut lachen. Nach der Aufklärung über die Sache am Sonntag in Tetouan fand sie es auch total lustig, wobei Fayza natürlich darauf bestand, dass ich sie weiterhin mit ihrem Namen oder den üblichen Anreden unter guten Bekannten und Freunden (Khity = Schwester bzw. Khalty = Tante) anrede und nicht etwa mit den Kosenamen die Zaki und Hamza (diese unreifen Kerle kennen diese Anreden aber auch bloß aus libanesischen Popsongs) vorgeschlagen haben…
Da alle bis 1 Uhr aufblieben um Driss zu verabschieden, war ich Donnerstag entsprechend unvorbereitet im Institut erschienen. Malika improvisierte einfach in der Hocharabischstunde und wir schauten nur Nachrichten (wie meistens natürlich mehrere Jahre alte Aufzeichnungen, die sich gut für den Unterricht eignen) und unterhielten uns vorher die Hälfte der Stunde über meine Groundhoppingtouren, die korrupte Polizei, marokkanischen Sport und ihre Jugendzeit. Denn Malika ist auch recht sportbegeistert, wobei sie als Anfang-40jährige noch die glorreichen 80er der Fußballnationalelf erlebt hat und den Mannschaften die seit 2000 das Nationaltrikot tragen mangelnden „Ruh al-Watany“ (vaterländischen Geist, nationale Gesinnung) vorwirft. Das hab ich jetzt schon öfters gehört von Leuten ihrer Generation und wenn ich sehe, dass im Stadion vor Ligaspielen oft gar nicht aufgestanden wird wenn die Nationalhymne eingespielt wird und nicht mal die Abschlusszeile „Allah, al-Watan, al-Malik (Gott, Vaterland, König) laut gegrölt wird, verstehe ich, was die Älteren damit meinen.
In ihrer Jugend hat sie übrigens noch miterlebt, wie sie zwar auf der Straße oder dem Bolzplatz mit den Nachbarjungs und ihrem Bruder Fußball spielen durfte, aber in der Schule die Mädchen im Sportunterricht nur Handball, Volleyball und Basketball spielen durften. Wenn man sie jetzt mit ihrer äußerst höflichen und recht ruhigen Art erlebt, wundert man sich schon über ihre Schulanekdoten: vom Klassenlehrer als „Junge“ bezeichnet da sie in der Hofpause immer mit Jungen Fußball gespielt hat, vom Sportlehrer getadelt da sie das mit dem körperlosen Spiel beim Basketball nicht einsehen wollte und ihre Mitspielerinnen umrempelte - und einmal wurden sogar die Eltern einbestellt, da sie einem streitlustigen Mitschüler eine ordentliche Tracht Prügel verpasste… Am Samstag stand dann schließlich eine Tour an. Diesmal wieder alleine, da die Verwandten in Casa das Gästezimmer nicht für uns bereitstellen konnten. Die Hausherrin (die Schwester von Khadijas Cousine oder so was) war im Krankenhaus, was in vielen marokkanischen Haushalten (selbst in modernen mit arbeitenden Müttern!) für das totale Chaos sorgt. Aber ich habe ja noch andere Kontakte nach Casa, sodass ich erst Sonntagabend nach Fès zurückkehrte. Samstags um 7 Uhr ging es jedenfalls auf die Autobahn und nach zwei Mal verfahren in diesem Kackmoloch war ich um genau 11.30 Uhr am ersten Ziel des Tages angekommen.
Wenn man nach Casablanca fährt, bekommt man von Marokkanern übrigens oft Warnungen: die Stadt hat (auch nicht zu Unrecht) einen sehr schlechten Ruf, doch manche übertreiben es. Malika war ja noch vernünftig und meinte nur, dass sie die Stadt auch nach etlichen Besuchen nicht mag und dass ich nicht anhalten und aussteigen soll wenn ich in ein Viertel mit Wellblechhütten oder verfallenen Bauten und vielen Bettlern komme. Und das Fayza mich noch bei FB anschrieb: „Pass gut auf dich auf, in Casa gibt es auch viele nette Leute aber auf jeden Fall mehr Diebe und andere Verbrecher als hier in Fès und wenn deine Freunde in einem „Hay Chaâby“ [Quartier Populaire bzw. Volksviertel ist beschönigend, im Deutschen würde das Proleten- oder Asi-Viertel heißen] wohnen sollten, geh wegen der vielen aggressiven Jugendgruppen abends bitte nicht alleine raus!“ finde ich ja nett und seh ich auch ein. Aber wenn einer der Kumpels von Mohamed, natürlich ein richtiger MAS Fès Fan, so einen Spruch macht: „Aaahhhh, Casa Noir, fucking Casa Porno! Du fährst nach scheiße Casa Noir?! Nimm nen gutes Messer mit, da sind nur Asis unterwegs die normale Leute überfallen! Und bei die Hurensöhnen von Wydad, die machen Tore wie Bayer Leverkusen [kurz nach dem Ding in Hoffenheim gab es wirklich ein Phantomtor von Wydad bei MAS!] und wenn du da was für die andere Mannschaft sagst, dann bälzen die dich gleich, ey!“ – ob ernst gemeint oder nur halb; man kann es auch übertreiben… Dort wo die Fußballtour anfing, sah es außerdem ganz gut aus. Einfache, aber ordentliche, teils sehr moderne Häuser, keine vermüllten Wege und gute befestigte Straßen – und tolle Sportstätten! Ich kannte die Anlage hinter dem alten Anfa-Militärflughafen ja schon, da ich dort Weihnachten 2011 mit dem Alten Groundhopper und Conny ein Spiel von Racing im großen Stadion (Pere Jeko) geguckt hatte. Aber der Teil der Anlage, der Wydad gehört, war mir neu: richtig schönes altes Eingangstor mit Vereinssymbolen, ein Rasenplatz mit zwei Stehtribünen in rot und weiß sowie Schriftzügen in Arabisch und Französisch (u.a. Wydad al-Umma = Wydad ist das Volk), daneben eine kleine Moschee, schickes Vereinsheim mit (nicht funktionsfähigem) Springbrunnen davor und zwei Kunstrasenplätzen von denen einer eine nette, überdachte, dreireihige Tribüne hat. Diese war erfreulich voll, denn außer mir wollten noch gut 300 andere dieses Spiel der U23-Liga sehen…
Stimmung gab es zwar keine, dafür aber ein ganz ansehnliches Spiel, das anfangs von Tetouan bestimmt wurde, dann jedoch von Wydad an sich gerissen wurde: 2-0 noch vor der Pause durch zwei stark heraus gespielte Treffer. Nach der Pause gab es bei gleichen Spielanteilen und Chancen zeitweise Leerlauf, ehe MAT den Ehrentreffer mit einem Heber über den Schlussmann erzielte. In der Nachspielzeit traf ein Spieler von Wydad dann innerhalb von 30 Sekunden zwei Mal von genau derselben Stelle (dreieinhalb Meter vor der Torlinie abgestaubt nach Pass bzw. Kopfballvorlage von rechts) zum viel zu hohen 4:1 Endstand für den Verein der nach einem Kitschfilm von Oum Kolthoum benannt wurde. Als nächstes stand Frauenfußball an – ein Spielbesuch der bei meiner Gastfamilie wieder einmal auf Interesse ohne jegliche Verwunderung stieß, aber beim deutschen Abend in der WG in der ich freundlicherweise übernachten durfte, für große Fragezeichen sorgte: „Echt, es gibt Frauenfußball in Marokko?“ Dass es drei Ligen mit über 100 Clubs gibt ist Insiderwissen, aber Fragen wie diese, die mir andauernd unterkommen wenn ich arabische Frauen erwähne, die nicht in das Bild der stets zuhause hockenden und dem Mann völlig untergeordneten Frau passen, sind etwa so auf dem Niveau der marokkanischen Frage: „Was, du bist doch Deutscher und damit voll reich?! Warum fährst du denn keinen Mercedes?“
Was mich aber fast so sehr überraschte wie meine deutschen Bekannten die Existenz dieses Sports in Marokko, war dessen Niveau beim heutigen Spiel. Ich erwartete ja einen bequemen Sieg für Raja (8 bis 12 Tore Unterschied), aber der Zweitligist aus Fès hielt trotz auffälliger körperlicher Unterlegenheit und der klassischen Frauenfußball-Aufteilung auf dem Feld – die zierlichen schnellen in den Sturm, die dickste ins Tor – bis weit in die zweite Hälfte hinein gut mit. Die dürften gute Chancen auf den Aufstieg haben, denn gegen andere Teams hält die Abwehr nicht so gut, auch gegen die eher schwachen Stürmerinnen von Wyfaq. Eine gute Mannschaft wie Raja hat allerdings athletische Spielerinnen, die jeden Ball abfangen, sodass Fès nur drei Torschüsse im gesamten Spiel hatte.
Raja hatte etliche Torschüsse mehr, aber Fès verteidigte so beherzt, dass es bis zur 68. Minute dauerte und auch einen Elfmeter brauchte, ehe Raja mit einer Spielerin mehr (in der 30. schickte die Schiedsrichterin eine Spielerin von Wyfaq nach wiederholtem Foul auf die spärlich gefüllte Tribüne) in Führung ging. Erwartungsgemäß brach Wyfaq Fès dann etwas ein und kassierte noch drei Tore. Schade, denn das 0:0 das zur Pause stand, hätte gerne bis zum Ende halten können, denn das Elfmeterschießen wäre die einzige Chance für Fès zum Weiterkommen gewesen!
Apropos Pause: in der Halbzeit lieferte eine Jugendspielerin von Raja eine geniale Show ab – wie die mit dem Ball in allen Lagen und mitsamt Übersteiger jonglierte war so stark, dass es selbst von den Jugendlichen, die vorher noch gelästert hatte, welche Spielerinnen alle keine Ahnung hätten und Scheiße kicken würden, Applaus und Anerkennung gab.
Ausgetragen wurde die Partie übrigens wie üblich bei den Raja Damen im verrotteten Stade Tessema im verrufenen Stadtteil Beni Msick, wo ich schon am ersten Weihnachtsfeiertag 2011 ein Spiel geguckt hatte… Das spielerische Highlight, aber ebenfalls ein bekannter Ground, fand am Abend statt: im Stade Mohammed V trat Wydad im Spitzenspiel gegen Maghreb Tetouan an – die U23 hatte ich ja schon am Vormittag gesehen. Noch schnell Sandwiches für 10 Dh. abgegriffen und dann die Karten für 30 Dh. Drinnen musste ich feststellen, dass die Winners weiterhin gegen die Vereinsführung protestieren, sodass die Wydad-Kurve fast leer blieb und die Fans auf der Haupt- und der Gegentribüne mit Support (und auch Sprüchen a la „Vorstand raus“) beschäftigt waren. Und nicht zuletzt ging der Gästesektor prima ab: die schwarz-rote Scheiße aus Tetuán sang unablässig mit knapp 1.500 Mann durch, hielt unter den Jubelgesängen der Wydad-Fans ein Banner mit Solidaritätsbekundungen für die Ultras Winners hoch und zündete auch immer wieder Pyro.
Der Verein Wydad scheint immer mehr herunterzukommen, denn nicht nur, dass die Kurve leer blieb – die Stürmer waren lange völlig unfähig gegen Tetouan einen Treffer zu erzielen. Diese gingen in Führung und der MAT-Keeper wehrte kurz darauf sogar einen Elfer ab. Erst nach der Pause konnte Wydad das Spiel an sich reißen und eine 2:1-Führung erkämpfen. Diese hielt allerdings nur bis zur 85., ehe wieder ein Spieler der bekifften Taube aus Tetouan traf, der sich wieder eine gelbe Karte abholte, nachdem er beim Jubel das Trikot auszog. Zwei der vier gelben Karten also wegen Trikotausziehens…
Nach dem Spiel hatte ich das Glück die Reisekasse schonen zu können und über die Freundin einer Freundin von meiner guten Freundin Conny ein WG-Zimmer für die Nacht zu bekommen. Dort war gerade ein netter deutscher Abend im Gange – es arbeiten gar nicht mal so wenige Deutsche in Marokko, da trifft man natürlich auch mal Landsleute die in Firmen und Institutionen (Goetheinstitut, AHK etc.) arbeiten – bei dem ich herzlich aufgenommen wurde… Statistik:
- Grounds: 1.030 (1 neuer; diese Saison: 59 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.932 (heute 3, diese Saison: 76)
- Tageskilometer: 400 (400km Auto)
- Saisonkilometer: 20.830 (19.870 Auto/ 910 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre/ 10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 3 [letzte Serie: 13, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 379
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