Samstag, 2. Oktober 2010

W218II: Enge Schlussphase in Schortewitz, derbe Klatsche für Großkugel in Löbejün und; das 75-Minuten-Schnitzel...

SG Schortewitz/ Zörbig 4:3 SG Roßlau/ Klieken
Samstag 2. Oktober 2010 – Anstoß 10.30
Landesliga B-Junioren Staffel 3 (4. Liga der 14-16jährigen)
Ergebnis: 4:3 nach 81 Min. (40/41) – Halbzeit 3:0
Tore: 1-0 10. Nr. 3, 2-0 19. Nr. 3, 3-0 33. Nr. 10 (Elfmeter), 3-1 53. Nr. 6, 4-1 68. Nr. 5, 4-2 76. Nr. 7, 4-3 78. Nr. 7
Verwarnungen: keine, Platzverweise: keine
Spielort: Sportplatz Schortewitz (Kap. 1.000, davon 11 Sitzplätze)
Zuschauer: 16 (davon 5 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Sehr diszipliniert für B-Jugend, etliche gute Szenen beider Teams zu sehen, zudem am Ende noch spannend geworden)

TSG Grün-Weiß Löbejün 10:0 SG Großkugel
Samstag 2. Oktober 2010 – Anstoß 15.00
Kreisliga Saalekreis, Staffel 1 (10. Liga, 5. Amateurliga)
Ergebnis: 10:0 nach 90 Min. (45/45) – Halbzeit 5:0
Tore: 1-0 7. Nr. 9, 2-0 9. Nr. 8, 3-0 21. Nr. 9, 4-0 32. Nr. 11, 5-0 35. Nr. 9, 6-0 48. Nr. 7, 7-0 60. Nr. 14, 8-0 77. Nr. 10, 9-0 82. Nr. 10, 10-0 90. Nr. 10
Verwarnungen: 2x Nr. 6 Großkugel
Platzverweise: s.o. (12. Handspiel, 25. Foul + Meckern)
Spielort: Sportplatz Löbejün (Kap. 1.650, davon 150 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 60 (davon max. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,5/10 (Richtig guter Fußball der Gastgeber; Löbejün enorm überlegen, spielte Großkugel regelrecht an die Wand!)
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*** Photos and English Version: ***

a)
Under-16; Schortewitz/ Zörbig – Roßlau/ Klieken

b)
AMATEURS; LÖBEJÜN DEFEATS GROßKUGEL BY 10 GOALS

c)
A Nice Old Town; Löbejün near Halle

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Mit dem Hopperticket ging es von Merseburg über Halle nach Köthen, von wo aus es keine 20km in südlicher Richtung nach Schortewitz sind. Schortewitz ist ein 700 Einwohner zählendes Dorf, das sich 2007 freiwillig der Stadt Zörbig (9.000 Einwohner, 8km entfernt) angeschlossen hat – dem Beispiel sollte mal die kleine Gruppe der sich stur auf ihre, auf mittelalterlichen Ansichten zur Unabhängigkeit fußenden, Eigenständigkeit berufenden Käffer folgen. Beide Orte liegen übrigens zwischen Köthen und Halle, nahe an der Grenze zum Saalekreis (z.B. Ostrau/ SK). Die Schortewitzer Kirche ist ganz interessant, jedoch nicht herausragend mit dem barocken Kirchenschiff und dem eher historistisch wirkenden Turm. In der Nähe des Fußballplatzes befindet sich auch ein 5.200 Jahre altes Großsteingrab. Der am Nordrand gelegene Sportplatz hatte vor ein paar Jahren noch Pappeln ringsherum, nun stehen da vor allem Wacholderhecken. Die ganzen Felder drum herum geben dem Platz ein reichlich kahles Angesicht, aber ich habe schon Hässlicheres gesehen. Komischere Sitzschalen aber noch nie: die sind so schräg anmontiert, dass man sich aus Sorge, man könnte die Verankerung abreißen oder völlig verbiegen, gar nicht draufsetzen will.

In der B-Junioren Landesliga trafen die Spielgemeinschaften von SV Blau-Weiß 1955 Schortewitz + Zörbiger FC 1907 und SV Germania 08 Roßlau + SG Blau-Weiß Klieken aufeinander. Beide SGs hatten einen weniger guten Start mit nur einem Sieg und vier bzw. fünf Niederlagen hingelegt, was für Schortewitz/ Zörbig Platz 11 und für Roßlau/ Klieken Platz 13 bedeutet. Und es gibt nur 13 Plätze, von denen die letzten 4 Abstiegsplätze sind. Doch vom 9. bis zum 13. haben alle Mannschaften nur 3 Punkte. Man durfte also ein spannendes Spiel erwarten.

Beide Mannschaften zeigten auch gute Spielzüge, die man von Abstiegskandidaten so nicht erwarten konnte, wobei ausschließlich die Hausherren – oder Hausjungs? – diese nutzen konnten. Innerhalb weniger Minuten ein Doppelschlag des starken 3ers (besonders der Heber, aus der Luft angenommen und lässig über den Torwart gehoben, war Klasse) und kurz vor der Pause ein glasklarer Elfmeter der prima und sicher verwandelt wurde.
Nach der Pause schaffte Roßlau/ Klieken zwar den Anschlusstreffer, aber die Heimmannschaft konnte nach einem Freistoß den Ball fast ins Tor tragen. Das 4:1 schien die absolute Entscheidung, doch kurz vor dem Ende schöpfte der Gast noch Hoffnung durch einen Doppelschlag: da waren die Stürmer halt mal schneller als die Verteidiger.

4:3 war absolut verdient und neben dem ordentlichen Spielniveau muss man auch die Disziplin der Spieler beider Teams hervorheben: ein paar freche Wortwechsel und einmal Aneinanderrempeln sind für die B-Junioren – nach Aussage eines mir bekannten Amateurschiris die schlimmste aller Altersklassen, da sich die Spieler in der Hauptphase der Pubertät befinden – wirklich kein Ding. Und die Wortwechsel waren auch alle auf einem so vernünftigen Niveau, dass sie gar nicht des Zitierens wert sind. Auch nach zwei Szenen, in denen der gute und mit sehr viel Augenmaß und Ruhe pfeifende Schiedsrichter, eigentlich Elfmeter hätte geben können (hartes Einsteigen) bzw. müssen (Handspiel), gab es kein Geschrei der Spieler. Da tat sich nur der Trainer der Gastgeber negativ hervor. Wie der auch das Spiel über mit der eigenen Mannschaft umging, war eines Jugendtrainers, der neben der spielerischen und sportlichen auch eine charakterliche Erziehungspflicht inne hat, nicht würdig. So dümmliche Zurufe wie von dem Zörbiger müssen aber auch im Männerbereich nicht sein.
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Noch schnell eine Bockwurst im stilvoll eingerichteten Sportlerheim (hat sonst auch mehr Auswahl, wurde aber gerade ein Büffet vorbereitet, also abgespeckte Auswahl angeboten) gegessen und dann über Cösitz, wo sich ein leerstehendes aber noch nicht rettungslos versifftes und v.a. bauliches schönes Barockschloss unweit einer ganz sehenswerten Kirche befindet, nach Löbejün in den Saalekreis gefahren. In Löbejün waren wir nun schon mehrfach – und nun machte ich auch mal Fotos bei einem Spiel im Stadion. Das Stadion ist eines der schönsten im Saalekreis; denn das enge Spielfeld ist auf drei Seiten umbaut, wobei die eine Hintertorseite für Umkleiden, Geschäftsräume und Sportlerheim (mit Terrasse) ist, die eine Längsseiten zur einen Hälfte eine kleine Stehtribüne hinter den enorm massiven Wechselbänken und vor der kleinen Turnhalle ist und die zweite Längsseite mit einer zwei- bis dreistufigen Sitz- bzw. bis zu sechsstufigen Stehtribüne aufwarten kann. Gesessen wird auf Holzbänken und die Tribüne liegt dazu noch im Schatten hoher Bäume, während die Gegenseite in den kleinen Hang dahinter gebaut ist.

Eine wirklich schöne Anlage also für einen immer erfolgloser spielenden Verein, der von der Landesklasse innerhalb zweier Spielzeiten bis in die Kreisliga abgestürzt ist und dort einen katastrophalen Start (5:14 Tore nach drei Niederlagen + Ausscheiden im Kreispokal gegen anderen Kreisligisten) hinlegte. Zum Glück haben sie sich gefangen und die drei anderen Spiele mit zwei 5:1 Siegen und einem 4:4 erfolgreich gestaltet. In einem Spiel trat der Gegner nicht an (Wertung wird 3:0 für Löbejün sein). Heute war ein verlässlicher Gegner auf dem Platz erschienen: die SG Großkugel, deren Platz passend zum Ort der hässlichste im ganzen Saalekreis ist, aber die immer wieder für gute Spiele gut sind. Als Sechstplatzierter haben sie drei Punkte mehr als Grün-Weiß, doch weder die bessere Platzierung noch die niedrigere Torquote (in den 8 Spielen von Großkugel fielen 23 Tore, d.h. 2,9 pro Spiel, bei Löbejün hingegen 6,3/ Spiel) brachten mich von meinem Tipp – 6:4 für Löbejün – ab.

2€ sind zwar – vergleicht man das z.B. mit Leipziger Stadtliga – zu hoch für ein solches Spiel, doch wenn die Frau an der Kasse so freundlich ist, wie die in Löbejün meckert man nicht über die Preise und das Spiel war das Geld auch wert. Löbejün legte los wie die Feuerwehr und erzielte in der 7. und der 9. Spielminute die ersten beiden Tore. Die wenigen Angriffe der Gäste wurden vergeigt, oft verlor Großkugel innerhalb von Sekunden den Ball nach einem Freistoß in der eigenen Hälfte und kassierte so bis zur Pause drei weitere Tore, wobei der Sololauf des 9ers zum 5:0, der damit einen Hattrick erzielte, am sehenswertesten war: setzt sich fast an der Eckfahne gegen einen Abwehrspieler durch, spielt um den Strafraum herum, an einem zweiten Gegner vorbei, kann diesen nicht abhängen, doch zieht aus 18 Metern einfach ab und knallt den Ball in den kurzen Winkel. Dass Großkugel seit der 25. zu Recht in Unterzahl spielte, war nicht der Grund für die Klatsche. Die SG war einfach schwach an diesem Tag und Grün-Weiß spielte richtig stark auf.

Auch nach der Pause lief es so weiter: gleich das 6-0, dann das 7-0 nach einer Stunde, ein aberkannter Treffer – der Schiri war sehr sicher, sah über die wenigen bösen Bemerkungen der Gästebetreuer und -spieler hinweg oder reagierte mit gelassenen Gegenbemerkungen darauf; also wird die Entscheidung richtig gewesen sein, wie so ziemlich alle anderen auch – und dann ein tolles 8:0 aus 20 Metern in den Winkel. Das 9:0 mit gestrecktem Bein aus einem halben Meter Entfernung nach einer Flanke übers Strafraumgewühl erzielt war immer noch nicht der Schlusspunkt, denn Löbejün setzte in der 90. noch einen drauf: ein starker Heber zum 10:0!

Also mit zweistellig hätte ich hier nicht gerechnet, aber bei dem Kreisligaspieltag war eh manches Resultat komisch: Leunas zweite Mannschaft spielte 0:0 – hat die Erste seit sieben Jahren nicht mehr in der Liga geschafft und auch die Zweite macht kaum so einen Mist – und kaum hatte ich in meinem Bericht Großgräfendorf gegen Leuna II letzte Woche die Bemerkung gemacht, dass der Aufstieg entschieden sei, schon gewann Spergau gegen den vermeintlichen Aufsteiger Buna Schkopau, was mich eigentlich nicht an meiner Vorhersage zweifeln ließ, doch heute verlor Buna Tasman... äh Schkopau mit 0:4 gegen Eisdorf, was ein ähnlich knalliges Resultat ist, wie das von Löbejün. Apropos Aufstieg: den kann man in Löbejün schon fast anpeilen, so wie die spielen. Da mögen sie noch so schlecht gestartet sein: das war eine tolle Leistung!

Zum Abschluss muss ich noch ein paar Worte zum Sportlerheim verlieren: das Essen ist gut und preislich angemessen (Schnitzel mit Pommes und Salat 4,80€, großes Bauernfrühstück 4,50€ usw.) doch wenn mal irgendeine mengenmäßig große Bestellung ansteht sehen die Leute da nicht mehr klar. Ich musste in der ersten Halbzeit auf der Terrasse essen, obwohl ich schon um kurz nach 14 Uhr, als ich da ankam, bestellt hatte. Dem Gästebetreuer ging es nicht anders: 55 Minuten Warten auf ein Bauernfrühstück, 75 Minuten für Schnitzel mit Pommes. Fünfundsiebzig! Kaum kritisiert man das – und den Fakt, dass zuerst das falsche Essen geliefert wurde und die völlig unfähige Küchenfrau falsch abrechnete – gegenüber dem überforderten Kellner, schon heißt es, die Gäste seien Schuld an dem Chaos mit vertauschten Bestellungen und stundenlangem Warten. Was sich der Koch auch noch da dümmlich einmischt?! Der soll sich in die Küche machen, die Trinkgläser ordentlich reinigen, das gute Essen zügiger zubereiten oder am Besten erstmal Organisieren lernen. Das muss man nämlich auch in einfachen Gastronomieeinrichtungen wie einem Sportlerheim können. So viel Unfähigkeit auf einem Haufen habe ich noch nie erlebt und käme auch in guten Sportlerheimen wie dem in Leuna oder dem Insidertipp schlechthin: Kütten, nie in Frage.

Aber außer dem Sportlerheim zu bestimmten Veranstaltungszeiten kann Löbejün generell nur empfehlen: die Stadt, den Verein, das Stadion und die Mannschaft, die in dieser Saison richtig furios spielt. So macht Amateurfußball besonders Spaß!
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Statistik:
Ground Nr. 479 (ein neuer Ground; diese Saison: 29 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.150 (diese Saison: 38)
Tageskilometer: 130 (70 Bahn, 60 Fahrrad)
Saisonkilometer: 9.740 (7.170 Auto/ 1.320 Fahrrad/ 800 Schiff, Fähre/ 450 Bahn, Bus, Tram/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 65
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 218

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