Sonntag, 12. November 2017

W589IIa: Ein kurzer Blick in die unverständliche Welt des Denksports

3. Spieltag der Schach Bundesliga in Aachen
- Datum: Samstag, 11. November 2017 – Beginn: 14.00
- Wettbewerb: Schach Bundesliga (1. Spielklasse im Schach, professioneller Wettbewerb)
- Endergebnisse: DJK Aufwärts Aachen 4:4 USV TU Dresden & SG Solingen 4.5:3.5 SF Berlin 1903
- Statistiken: http://www.schachbundesliga.de/ergebnisse/562/3
- Austragungsort: Nadelfabrik Aachen, Seminarraum Haus 3/ 1. Stock (Kap. ca. 50 Stehplätze)
- Zuschauer: bis zu ca. 40
- Unterhaltungswert: 0,5/10 (Was soll ich da bewerten? Ich kann dem Sport eigentlich nichts abgewinnen.) Chess Bundesliga in Aachen: DJK Aufwärts Aachen 4:4 USV TU Dresden & SG Solingen 4.5:3.5 SF Berlin 1903 Photos with English Commentary:
Chess Bundesliga: DJK Aufwärts Aachen 4:4 USV TU Dresden & SG Solingen 4.5:3.5 SF Berlin 1903

Letzthin mal wieder die Wikipedialiste der anerkannten Sportarten durchforstet um zu gucken, was an für mich Neuem in der Umgebung so stattfindet. Da fand sich die Schach Bundesliga in Aachen am 11.11. Nun ja, es ist umstritten, in wie weit Denksport wie Schach und Go als Sport gezählt werden sollte. Ich glaube Schachspielern, die sagen, sie wären nach 6-Stunden-Partien auch körperlich erschöpft. Nur sollten diese sich nicht noch albern mit Motorsportlern oder Präzisionssportlern vergleichen, die ja angeblich oder tatsächlich wenig eigene Körpermotorik einbringen – was ja einen Sport eigentlich ausmacht. Bei der Körpermotorik kann Schach mit keinem Sport mithalten: selbst normales Autofahren gibt zumindest bei Schaltgetriebefahrzeugen mehr Bewegung als Figuren auf dem Brett bewegen. Bei Autorennen hat man viel mehr körperliche Belastung als der naive Laie, der sein Privatauto kaum auf 100km/h auf einer geraden Strecke bringt, meint. Ganz zu schweigen von Motorradsport! Auch Präzisionssportarten wie Billard, Kegeln und Darts erfordern mehr Bewegung, zielgerichtete Bewegungen und im Übrigen taktisches und mathematisches Denken. Aber da wären wir ja wieder bei dem, was Schach auszeichnet: Denken. Taktisches Denken vor allem. Es ist halt ein Denksport, hat damit eine Sonderstellung innerhalb des Sports und ist eben kein Gesellschaftsspiel wie Mensch-Ärgere-Dich-Nicht (wegen der Würfel ein Glücksspiel wie Skat oder Poker auch und KEIN Sport). Da der Status nun geklärt wäre, das für mich wichtigste bei dem Wettkampf: wie kann ich (interessante) Fotos machen?

Wenn man nach „Schach Fotografie“ googelt, bekommt man wenig Brauchbares um sich darauf, interessante Bilder zu machen, vorzubereiten. Am schlimmsten war eine Schachseite, auf der ein juristischer Analphabet irgendwelche Binsenweisheiten zu Bildveröffentlichungen hervorbrachte. Ich habe auf Gut Glück meine kleine Kamera mitgenommen, da ich sie wegen der so gut wie nicht hörbaren Verschlussgeräusche und des starken Zooms v.a. bei „Psst-psst“-Sportarten wie Tischtennis, Billard und Co. nutze. Oder in großen Stadien und einigen Ländern, in denen man nicht mit Spiegelreflexkameras auffallen muss... Aber jedenfalls stellte es sich als schwierig da, Spieler beim Bewegen der Figuren aufzunehmen. Die Herren saßen ja nur denkend vor ihren Brettern und bewegten mal alle 10 Minuten in etwa eine Figur, was sogleich notiert wurde. Somit gibt es in meinem Flickr-Album zum Schachwettkampf fast nur Bilder denkender Menschen. Eigentlich also Porträtfotografie statt Sportfotografie. Porträts nehme ich ja lieber aufgrund meiner persönlichen Einstellungen zur Ästhetik von Frauen auf, allerdings waren diese männlichen Schachspieler – unsinnigerweise wird seit jeher nach Männern und Frauen getrennt im Schach: angeblich weil etliche Männer nicht vertragen hätten, wenn sie gegen Frauen verlieren; andererseits ist es aber sicher auch für viele Frauen frustrierend, wenn sie nicht einmal in einem Denksport Männern überlegen sind – durch ihr gepflegtes, überwiegend sympathisches Erscheinungsbild auch recht ansprechende Fotomotive. Ich hätte mir aber in diesem Fall gewünscht, dass wenigstens einer aus der Reihe tanzt: entweder Peter-Wright-Style (Darts) oder klassischer Fußballproll: fett, tätowiert, glatzköpfig, im Unterhemd mit Bierbüchse statt Wasser am Brett hockend...
Aber ansonsten waren in der Nadelfabrik, einer stillgelegten und nun als Event- und Tagungszentrum genutzten Industrieanlage hinterm Bahnhof Rothe Erde in Aachen, Fotos ganz gut möglich und stellten keinerlei Problem dar. Da fand in einem Seminarraum diese Schachveranstaltung statt. Weil dieser Raum nicht für Sport genutzt wird, auch nicht regelmäßig für Schach, ist das keine Sportanlage die in meine Liste kommen würde.

Es gab übrigens auch ein paar Dutzend Schachfreunde, die nur zum Zugucken, Analysieren etc. gekommen waren. Wenn ich allerdings diesen Kommentar unter dem Schach-Blog der Zeit lese, hoffe ich, dass das Bundesligasystem mit den eingekauften ausländischen Großmeistern (es spielen sehr viele Ausländer in den Mannschaften, Geld verdienen damit auch alle) und dem steril-seriösen Umfeld mit schweigenden, denkenden und analysierenden Zuschauern zusammenbricht und wieder so 70er-Stil wird: 
„In Vor-Bundesliga-Zeiten der alten Bundesrepublik war freilich das Zuschauen bei Erstliga-Mannschaftskämpfen noch entbehrungsreicher: Nicht vergessen, es herrschte noch kein Rauchverbot – und in der Regel konnte man nach 2 Spielstunden am 1. Brett das 8. gar nicht mehr sehen. Die „Kiebitze“ an den Brettern waren überdies des öfteren genau so frech wie die gleichnamigen Vögel auf der Weide: Sie regten sich auf, sagten vor, beschimpften Mit-Kiebitze wg. Drängelei, leerten schon mal ihr Bierglas über eine schlechtstehende „Heimpartie“ … und neutrale Schiedsrichter gab es auch noch nicht. Das fochten die Mannschaftsführer untereinander aus …“ (http://blog.zeit.de/schach/schachbundesliga-zuschauer-liveuebertragung/ )

Was mir an der Veranstaltung gefallen hat: man konnte kostenlos im festgelegen Rahmen rumlaufen, sich angucken wie die Herren spielen, sich an Flyern, Infotafeln und Computer informieren, von einem Großmeister die taktischen Sachen in einem Nebenraum am Computer erzählen lassen...
Also wen das mit dem Schach ein bisschen interessiert, sollte sich einen Bundesligatag nicht entgehen lassen! Ich habe allerdings in der Schule aufgehört mich mit dem Thema zu beschäftigen und kann diesem Sport auch nach diesem Spielbesuch leider gar nichts abgewinnen. Chess Bundesliga in Aachen: DJK Aufwärts Aachen 4:4 USV TU Dresden & SG Solingen 4.5:3.5 SF Berlin 1903 Statistik: (inkl. W589IIb)
- Grounds: 2.051 (1; diese Saison: 70 neue)
- Sportveranstaltungen: 3.199 (2; diese Saison: 94)
- Tourkilometer: 350 (350km Auto)
- Saisonkilometer: 19.340 (12.280 Auto, davon 920 Mietwagen/ 6.060 Flugzeug/ 1.000 Fahrrad/ 0 Schiff, Fähre / 0 Bus, Bahn, Straßenbahn)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 32 [letzte Serie: 108, Rekordserie: 178]
- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 31 des Jahres 2006 (31.7.-6.8.), d.h. seit 589 Wochen.

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