Sporting Club Moto-Ball Monteux Jaguars ..... 2
- Datum: Samstag, 20. Juni 2015 – Beginn: 17.00
- Wettbewerb: Championnat de France Moto-Ball, Nationale A (1. französische Motoballliga)
- Ergebnis: 4-2 nach 80 Minuten (4x20); Viertelergebnisse: 0-0, 2-1, 0-0, 2-1
- Tore: 1-0 34. Olivier Bongeot, 2-0 39. Olivier Bongeot, 2-1 40. Teddy Mathiot (Elfmeter), 3-1 61. Loic Morelli, 3-2 63. David Grima, 4-2 70. Stephane Bongeot (Elfmeter)
- Grüne Karten: Loic Morelli, Vitali Kashkakha (MBCV); 2x Stephane Fraysse, 2x Loic Mathiot, 2x David Grima, 1x NN (SCMBM)
- Gelbe Karten (2 Minuten): Loic Morelli, Olivier Bongeot (MBCV = 4 Minuten); Stephane Fraysse, Loic Mathiot, David Grima, NN, NN, Nr. 4 (SCMBM = 12 Minuten)
- Rote Karten: Loic Mathiot von SCMBM (79. Min. wg. groben Foulspiels)
- Spielort: Stade de la Cray/ Stade de Motoball Voujeaucourt (Kap. 750 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 350 (davon ca. 10 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 8,0/10 (Eine packende Motoballpartie!) Photos with English Commentary:
a) Motoball in France: MBC Voujeaucourt defeat SCMB Monteux Jaguars (French Motorcycle-Football Championships)
b) France: Alsace & Lorraine – Saverne, Kintzheim, Haut Koenigbourg, Colmar + Belfort, Montbéliard, Voujeaucourt (Franche-Comté)
Das war irgendwas zwischen Tagesausflug und 24-Stunden-Rennen: am Freitag unnormal früh ins Bett, am Samstag aber auch schon wieder 3.30 raus und kurz nach 4h los gen Süden. Am Nürburgring vorbei und durch Saarbrücken durch, dann wurde es richtig hell und der erste Besichtigungsstopp in Frankreich hieß Saverne. Dort gibt es ein von breiten Wasserläufen umgebenes Schloss und daran angrenzend etwas Altstadt mit vereinzelten Fachwerkhäusern.
Dann ging es weiter nach Kintzheim, wo ein etwas kitschiges Burgschloss im Wald oberhalb des Ortes steht. Das guckte ich mir nicht von Innen an, da dort eine teure Adlershow angekündigt war. Teuer genug mit 9€ (7€ erm.) ist auch das Chateau de Haut Koenigsbourg, wobei sich das absolut lohnt. Es ist auf einem Berg mit tollem Blick in die grüne, gebirgige, aber auch von Feldern und zersiedelten Flächen durchzogene elsässische Landschaft, gelegen und ein Beispiel für den deutsch-französischen Konflikt um den Elsass. Es war ein Lieblingsprojekt von Kaiser Wilhelm selber, der die Burgruine auf „deutsche Art und Weise“ wiederherstellen ließ. Um 1900 herum wurde dabei auch ganze Arbeit geleistet und ein herrlich gestaltetes, teils authentisches und teils albern kitschiges Burgschloss im historisierenden Mittelalter-Stil aus den gut erhaltenen mittelalterlichen Ruinen einer Burg geschaffen. Dass diese Burg den komischen Namen „Haut Koenigsbourg“ trägt, ist dann der Französischmacherei nach dem 2. Weltkrieg geschuldet: aber warum man nicht wörtlich übersetzt hat und die drei Worte „Haut“ (Ober-, also hoch auf dem Berg) und „Roi“ (König) und „Chateau“ oder „Chateau fort“ (Burg) verbunden hat: so erinnert der Name bei einer deutschen Aussprache an den Spruch „Die Partei ist die Vorhaut der Arbeiterklasse“...
Sehr lohnend war auch der Besuch in Colmar. Ich parkte am großen Parkplatz hinter der Synagoge, wo es niemanden störte, dass ich hinter einem bereits falsch parkenden Einheimischen in Ermangelung freier Parkbuchten die eine Zufahrt von zwei Spuren auf eine Spur verengte – andere parkten ja schon wieder auf Grünflächen mit der Motorhaube im Busch, was in Frankreich einfach immer wieder schön ist: ein Einheimischer findet immer einen Parkplatz... Besagte Synagoge ist übrigens baulich weniger spektakulär, eher die Bewachung ist spektakulär: mindestens vier mit Maschinengewehren und Automatikpistolen bewaffnete Soldaten sicherten den Eingang und die angrenzende Straße: seit dem Anschlag auf Charlie Hebdo sind mehr als 10.000 Angehörige der Streitkräfte in Frankreich im Dauereinsatz um u.a. jüdische Einrichtungen zu sichern. Die Szenerie zeigt die im Vergleich zu Deutschland angespanntere Situation in Frankreich: jährlich gibt es dort mehr als doppelt so viele tödliche Übergriffe von Faschisten auf Minderheiten und Angriffe auf islamische Einrichtungen sowie auch gerade Attacken gegen jüdische Einrichtung, die meist von Muslimen verübt werden. Was dann die Altstadt von Colmar anging, so lohnten sich v.a. die mit Fachwerkhäusern durchsetzten Straßenzüge und die romanischen Kirchen. Das Elsass verließ ich dann kurz darauf. Belfort und Montbéliard liegen in Franche-Comté, Burgund. Sehenswert sind die befestigte Altstadt von Belfort – eine massive, verschachtelte barocke Festungsanlage mit einigen modernen Bauten wie auch einer Moschee im Inneren und einer berühmten Löwenstatue – und das Schloss von Montbéliard mit einigen interessant gestalteten Türmen. Interessant war auch, dass offensichtlich ein Einwohner des Ortes ein neues Smartphone erfunden hat: jedenfalls schien der mehr als nur leicht alkoholisierte Typ gut mit der Bierdose am Ohr mit einem anderen telefonisch kommunizieren zu können...
Kurios auf der ganzen Fahrt war übrigens das Radioprogramm: kurzzeitig empfing ich auch schweizerdeutsche und rätoromanische Sender, aber noch besser; es gibt in Frankreich Sender, die nur auf Arabisch (da oft sehr nordafrikanisch ausgerichtet auch regelmäßig Berbermucke) senden, dann auch einen Sender der mal orientalische mal französische mal Jazz- mal Rap-Musik spielt und ein elsässischer Sender wechselte dann im Programm zwischen französischer und deutscher Volksmusik; erst ein Chanson, dann ein Schlager von – wie der französische Moderator sagte: „le Wildeckér Ärtzbubbén“... Leider gab es keine elsässische Moderation, denn dieser Dialekt ist im Klang zwischen dem sehr schönen Luxemburgischen und den eher hässlichen schweizerdeutschen Dialekten: diese bekannte Ansprache zum Elsässischen kann man bei Wikipedia finden: „Liawi frend, For zwanzig johr ham'r ùns s'Zil un Ideàl gsetzt : d'Elsassìsch sproch ùn kültür zù ferdaidiga ùn ferdera. Mer han schon àles Meiliga gmàcht: Bettschrefda, Mànifestationa en Strossborìg, Kolm'r, Melhüsa, Unterschrefta gsàmmelt, Theàd'r gspelt, Vortraj àn Stàmmdesch organisi(ea)rt, Fiarùnga en Derf'r ùn Staadt, Dechd'rowa, Radiosandùnga sogàr Tele-Sandùnga, 10 Johr làng jedi Woch a Elsass'r-Stub em College vu Engersa, ja sogar Strossasang'r en Kolm'r met der Schnetzelbànk usw. Àla dana Persona, d'r fergàngena wia da jetziga Komiteemetgled'r, sowia alli „Heimetsproch“- Metgliad'r, bsonders Eich liawi Frend, wo emmer so zàhlrich an ùnseri Generàlfersàmmlùnga komma: a gross mersi ùn fergalt's d'r Gott! Merci fielmol, merci, dàss Ehr àlli kùmma sen, von St. Louis bis Hojianoï!“ Das eigentliche Ziel der Fahrt war dann nach 450km erreicht: Voujeaucourt, in der Region Belfort in der Freigrafschaft Burgund (Franche-Comté). Gerade einmal 3.500 Einwohner hat das Nest, das aus drei zusammengewachsenen Dörfern am Ufer des Flusses Doubs, ganz am Rande des Jura-Gebirges besteht. Eine 0815-Festung thront über der Stadt am anderen Ufer des Flusses. Und mein Ziel war in Sichtweite des Baus: das Gewerbegebiet mit seinem Motoballplatz.
Diese tolle Sportart wurde ja von den Franzosen erfunden, doch schnell haben die Russen ihnen den Rang abgelaufen. Mittlerweile ist auch Deutschland besser, amtierender Europa- bzw. Weltmeister – und Frankreich erreichte bei der letzten Meisterschaft (siehe mein Bericht vom Mai diesen Jahres) nur Platz 3. Die Tore wurden dabei fast nur von Spielern des Clubs aus Voujeaucourt geschossen: als absoluter Toppspieler gilt dabei der 40jährige Olivier Bongeot, der in den letzten 24 Jahren allein für den MBC Voujeaucourt über 600 Partien bestritt und in etwa ebenso viele Tore schoss. Die anderen Spitzenspieler des Vereins sind Loic Morelli, der Russe Vitali Kashkakha und der Algerier Mehdi Boughazi (der ist aber zu jung, um noch Motoballspiele im Stade Omar-Hamadi in Algier gesehen zu haben). Dass man auch den Torwart David Egry nicht unterschätzen darf, zeigt der Blick auf die Spielergebnisse: die Liga ist erheblich torärmer als die russische oder v.a. deutsche und in Frankreich habe ich auch zum ersten Mal das Ergebnis 0:0 gesehen!
Ein torloses Spiel gab es diese Saison aber bisher nur in der Juniorenliga, die sich in eine Nordstaffel (4 Teams) und eine Südstaffel (5 Teams) teilt, bzw. beim Pokal (es gibt vier Pokale: einen für 1.- und 2.Ligisten = Coupe de France, dann einen nur für 2.Ligisten und noch zwei Supercups Meister vs. Pokalsieger jeweils 1. und 2. Liga getrennt). Die 2. Liga (Nationale B) hat übrigens 6 Teams, die 1. Liga 9 Teams. Von den 14 Vereinen hat nur noch MBC Neuville eine Reservemannschaft. Neuville ist einer der drei Clubs aus dem Umland von Poitiers, es gibt dann noch einen vom Ärmelkanal zwischen Caen und Le Havre, drei in Burgund (für mich am nächsten gelegen: Voujeaucourt, Troyes und Vitry), sonst tummelt sich alles im Süden zwischen Lyon und Marseille bzw. Avignon. Derzeit keinen Spielbetrieb hat der MBC Vaisonnais aus einem sehenswerten historischen Dorf nördlich von Marseille. Der Sportplatz des MBC Voujeaucourt ist gut ausgeschildert in einem Industriegebiet am Rande der Stadt gelegen. Seltsam ist, dass es sich um einen Rasenplatz handelt, der nur in den Strafräumen und zwischen den Strafräumen geschottert und gesandet ist. In Frankreich ist das nicht unüblich wie ich anhand von Fotos anderer Plätze gesehen habe – moderne kleine Stadien wie in Deutschland oder große Stadien mit Ascheplätzen wie in Osteuropa sind in Frankreich kaum bekannt. Ansonsten war es nicht anders als in Deutschland oder den Niederlanden: 350 Zuschauer sind Durchschnitt für Frankreich – manche im Süden ziehen vierstellige Zahlen – und die gingen nur selten mit und wenn, dann wurde v.a. gepöbelt. Aber das kennt man ja auch von den Vereinen der Motoball-Bundesliga. Was wieder wie in den Niederlanden ungewohnt war: niemand wollte Eintritt!
Das Spiel hätte ich nicht besser abpassen können: die einzigen beiden noch ungeschlagenen Teams gegeneinander: Monteux, die mit einer Handvoll Fans gekommen waren, standen auf Platz 2, Voujeaucourt durch vier Siege und ein Unentschieden auf Rang 1. Beide Teams zeigten auch von Beginn an, warum sie dort oben stehen.
Das erste Viertel blieb allerdings trotzdem torlos, Chancen gab es auf beiden Seiten aber genug. Nur wurde phasenweise zu verhalten gespielt. Nach der ersten Pause war es dann aber Voujeaucourt das stärker aufspielte und schließlich auch traf: natürlich in Form von Olivier Bongeot, der wohl noch sein 700. oder 1000. Tor für den Club erzielen will... Nach diesen beiden schön herausgefahrenen Treffern foulten sie aber im eigenen Strafraum und der Schütze der Gäste verlud den Schlussmann zum 2:1-Anschlusstreffer. Das dritte Viertel war genauso tolles Motoball wie im Spielabschnitt zuvor, doch außer Latten- und Pfostentreffern kam der Ball nicht mehr so nahe ans Tor heran. Erst im letzten Spielabschnitt fielen wieder Treffer: diesmal durch Loic Morelli, an dessen Namen man übrigens hört, wo er herkommt, nämlich aus Okzitanien, also dem Süden Frankreichs, wo auch Monteux und die Hälfte der anderen Motoballorte des Landes liegen. Kurz darauf wieder ein Treffer für Monteux, doch jetzt wurde es richtig ruppig. Noch mal grüne und gelbe Karten, zwei Elfmeter für die Heimmannschaft, von denen einer auch zum 4:2 verwandelt wurde, und in der Schlussphase noch ein grobes Foul im Strafraum an einem Akteur des Heimvereins, was zu einer Rudelbildung, heftigem Gepöbel der Fans und einer roten Karte für Monteux führte. Nach zwei Minuten Tumult pfiff der Schiri einfach ganz normal ab. Ein toller Schlusspunkt auf eine tolle Partie!
Die Rückfahrt zog sich natürlich etwas, irgendwann um kurz vor 2 Uhr war ich erst wieder in Bonn – also nach über 21 Stunden auf der Piste... Aber gelohnt hat es sich! Frankreich ist mir sowieso in allen Dingen lieber als Niederlande und Belgien, also wäre das neben Luxemburg eines der Nachbarländer, was ich schon mal noch besuchen werde. Die zwei am nächsten gelegenen Motoballvereine Troyes und Vitry werde ich auf jeden Fall noch – einen wahrscheinlich noch diese, den anderen dann nächste Saison – aufsuchen. Ansonsten wäre auch Handball in Dünkirchen oder Straßburg ein Ziel oder eben doch mal wieder Fußball: z.B. im Elsass! Statistik:
- Grounds: 1.387 (heute 1 neuer; diese Saison: 232 neue)
- Sportveranstaltungen: 2.407 (heute 1; diese Saison: 295)
- Tageskilometer: 960 (960km Auto)
- Saisonkilometer: 60.400 (45.670 Auto/ 8.200 Flugzeug/ 5.050 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.380 Fahrrad/ 20 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 86 [letzte Serie: 13, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 464
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