SG Dynamo Dresden .................................................. 1
- Datum: Sonntag, 1. Februar 2014 – Beginn: 14.15
- Wettbewerb: 3. Liga (3. deutsche Profifußballliga)
- Ergebnis: 2-1 nach 92 Minuten (46/46); Halbzeitstand: 0-0
- Tore: 0-1 50. Sylvano Comvalius, 1-1 66. Marcel Reichwein, 2-1 84. Rogier Krohne
- Verwarnungen: Simon Scherder, Mehmet Kara, Marcus Piossek, Thorsten Schulz (Münster); Sylvano Comvalius, Jannik Müller, Dennis Erdmann, Michael Hefele (Dresden)
- Platzverweise: Dresdens Dominic Baumann (53. wg. angeblich groben Foulspiels)
- Spielort: Preußenstadion Münster (Kap. 15.000, davon 3.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 14.500 (davon 12.250 zahlende, Gästefans: ca. 1.500)
- Unterhaltungswert: 7,5/10 (Gutes, spannendes und aggressives Spiel)
Photos with English Commentary:
a) Division 3: Preußen Münster v Dynamo Dresden
b) Sightseeing: Münster City (pictures taken in 2010)
Nach fast drei Stunden Bahnfahrt hieß es angekommen in Münster. Da ich die Stadt schon kannte und die Anstoßzeit so früh lag, hatte ich keine Besichtigungen eingeplant, sondern lief einfach die 3km zum Stadion. Dort noch einen Döner in dem Laden vor der Bahnbrücke am Stadion eingeschoben und die ersten Preußen-Fans „bewundert“: also was dieser Punkt der Stadionordnung „sichtlich alkoholisierten Personen wird der Zutritt verweigert“ heißen soll; man muss wohl so hacke sein, dass einen die Kumpels auf die Tribüne tragen müssen, um nicht rein gelassen zu werden! Und dann die Spaste, die den Ladenbetreiber verarschen wollten... Er: „Heute machen wir Dynamo platt!“ Preußen-Fan mit Bier und Pommes in der Kralle: „Jo, und danach noch deine Pommesbude...“
So eine Aggressivität von beiden Seiten sollte sich dann den ganzen Tag über halten. An der Kasse war ich zum Glück früh da, denn erstmal wollte man mir keine Karte für den Stehplatzbereich der Preußen verkaufen, da ich mich noch nicht umgemeldet habe und demzufolge „06217 Merseburg“ im Pass steht. Seit einigen Jahren ist es eine Unsitte, das Westvereine alle 0er-PLZs beanstanden und in den Gästesektor abschieben wollen. Als ich den an der Kasse fragte, ob er wüsste, dass Merseburg bei Halle in Sachsen-Anhalt liegt und keinerlei Verbindungen zu Dresden bestehen, holte er den für die Verkaufsstellen verantwortlichen Polizisten heran, der nach kurzer Darstellung des Problems meinte „also ich habe auch schon daran gedacht, was macht man, wenn einer z.B. hier wohnt aber noch in Mecklenburg gemeldet ist und damit bestimmt kein Dynamo-Fan... und ein Neutraler aus Sachsen-Anhalt wie Du im Gästesektor ist in der Tat nicht so günstig...“ und wies den Kassenwart an mir für die 9€ (Vollzahlerpreis waren glaub ich 11€, alles mit 1€ Topzuschlag und damit trotzdem nicht überm Ligadurchschnitt) eine Karte im gewünschten Block L zu verkaufen.
Block L ist für Neutrale nicht schlecht: man sieht v.a. von der 1. Reihe aus Spielfeld, Heimkurve und Gästesektor gut. Ungewohnt ist die Überdachung der Stehstufen, die fast durchgängig auf der gesamten Längsseite durchgezogen wurde. Hinter den Toren, die teilweise gesperrten Kurven, sind natürlich nicht überdacht. Die Haupttribüne mit den Schalensitzen in den attraktiven Vereinsfarben, die übrigens die gleichen wie die syrischen Unabhängigkeitsfarben sind, ist neben dem Einlassbereich der einzige moderne Teil des Stadions. Aufgrund des Gesamtzustandes ist die Anlage wirklich besuchenswert, verbunden mit einer Stadtbesichtigung – Münster ist nach Warburg, Bonn und Zons das Sehenswerteste in NRW – ein idealer Hoppingausflug.
Stimmungsmäßig wussten beide Fangruppen – es waren gut 1.500 Gästefans da – zu gefallen. Nach der ganz schwachen Schalparade kam Münster mit dem Einlauf der Mannschaften in Fahrt. Eine kleine Choreo mit dreifach verändertem Spruchband, Wappen in der Mitte und auch dreimal gewechselten Flaggen. Danach immer wieder ausdauernder, wenn auch nicht übermäßig einfallsreicher Support. Gepöbelt wurde wohl in allen Ecken des Stadions, hinterher hörte ich Beschwerden aus der Dresdener Ecke, dass auch rassistisch gegen ihre ausländischen Spieler gepöbelt wurde – in der Nähe von mir war zumindest einer, der „intelligenterweise“ den surinamesischen Niederländer Comvalius als Araber namens Mustafa ausmachte, der nach Hause gehen solle mit seinem hässlichen Bart oder am besten gleich nach Israel. Was er da machen sollte, ergänzte dann ein anderer hinter mir: „was in die Luft jagen, der scheiß Mongo“... War wohl doch gut, dass meine syrische Kommilitonin, die sich eigentlich für die Tour interessant hatte, abgesagt hatte...
Die Dresdener legten es aber auch dauernd auf Ärger an: Pfeffersprayeinsatz nach einem Hagel an Wurfgeschossen, zuvor ein Banner, das man allerdings in zwei Richtungen deuten kann; „Hurra, hurra, heut‘ ist Peggy da“ – die zweite Deutung, dass das inhaltsleere Provokation da nun jeder Dresden mit Pegida verbindet sei, glaube ich aber nicht so ganz... Im Fanforum wurde das von Dresdenern auch überwiegend kritisiert, da man nicht als Verein mit Pegida in Verbindung gebracht werden wollte oder generell kritisch der Bewegung gegenübersteht. Eher angenommen wurde das für Gelächter im Stadion sorgende Spruchband: „Let’s do it again? Femen-Fotzen das Arschloch mit Wichse zubomben!“ Hintergrund war der Gewaltaufruf einer geistesgestörten Votze (also ich finde das Schriftbild ästhetischer mit V als mit F) aus dem Umfeld der Berliner Femen-Bewegung, Dresden sollte aufgrund der Pegida mal wieder bombardiert werden wie 1945 durch Bomber-Harris. Der Bomber-Harris hat übrigens den Tod von 25.000 Zivilisten zu verantworten – das sind so viele wie in Dresden nun wöchentlich an rechtsextremen und konservativen Voll- und Halbidioten gegen alles was ihnen irgendwie nicht passt spazieren gehen...
Auch auf dem Feld war es recht aggressiv: es wurde ordentlich gefoult und gemeckert. Beide Teams waren in etwa gleichwertig, Dresden hatte mehr Chancen und Spielanteile und Preußen wie auch Dynamo spielten weiter über dem Durchschnittsniveau von Liga 3. Bei Halbzeit hieß es noch 0:0, doch in der zweiten Hälfte fielen dann in einem immer besser werdenden Spiel Treffer. Erst der viel bepöbelte Comvalius mit der verdienten Führung, dann der Knick in der Partie. Ein Foul im Mittelfeld (Bein stehen gelassen und somit einen Münsteraner Spieler seitlich in voller Fahrt zu Fall gebracht), das auf jeden Fall mit Gelb bestraft gehört, aber nur von einem kleinlichen Schiri mit glatt Rot geahndet wird. Natürlich echt geschickt von Baumann, da nach seiner Einwechslung sieben Minuten auf dem Feld zu sein und dann da reinzuholzen – aber die anderen Spieler beider Teams haben das vorher 52 Minuten genauso gemacht! Die überzogene rote Karte nahm auch Einfluss auf den Spielverlauf: Dresden hatte noch einige Chancen, doch Münster wurde jetzt aktiv wie zuvor nie und drehte mit zwei gut herausgespielten Treffern die Partie zu einem glücklichen Sieg zu ihren Gunsten.
Ich schaute mir noch die kleinen Tumulte nach Spielschluss an und ging dann lässig zum Bahnhof. Eigentlich hätte ich noch Handball gucken wollen, aber der Kick fing ja fast 20 Minuten später als angesetzt an, da man sich am Einlass nicht ausschiss. Das in der nahegelegenen Halle des Berufskollegs ausgetragene Kreisklassespiel zwischen der HSG Borussia Preußen Münster II und der Deutschen Jugendkraft Everswinkel III ging übrigens 27:27 aus. Und vielleicht hätte ich doch die 2. Halbzeit gucken sollen, denn ich kam fast eine Stunde nicht vom Bahnhof weg: erst ein defekter Zug und dann Handgreiflichkeiten zwischen Fans am oder im Ersatzzug, der dann 25 Minuten lang im Bahnhof warten musste. Im Zug selbst dann ein bekiffter oder besoffener Lokführer, der Ansagen machte wie: „Joooaaaa, nächster Halt Hüüüllltrrrrupp [Hiltrup]... Ausstieg in Fahrtrichtung röhöchts!“
Statistik:
- Grounds: 1.277 (heute 1 neuer; diese Saison: 123 neue)
- Sportveranstaltungen: 2.280 (heute 1; diese Saison: 168)
- Tageskilometer: 370 (360km Bahn, 10km Auto)
- Saisonkilometer: 33.000 (24.060 Auto/ 3.600 Flugzeug/ 3.880 öffentliche Verkehrsmittel/ 1.420 Fahrrad/ 20 Schiff, Fähre) - Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 6 [letzte Serie: 13, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 444
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