Montag, 26. März 2012

IND-XVIII: Diesmal ein Fußballwochenende in Kochi (Teil 3)

* Trichur und Guruvayur *

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Am Sonntag gab es dann kein Fußballspiel, doch zwei ganz interessante Orte zu besichtigen. Mittlerweile bewies zwar auch die dritte Kommilitonin, dass sie nie länger in einem Land wie Indien leben könnte, und ging den männlichen Kommilitonen, die allen Unannehmlichkeiten zum Trotz selbst in Indien gut zurechtkommen, entsprechend auf die Nerven – doch irgendwie schafften wir es das ohnehin wieder einmal ziemlich knappe Besichtigungsprogramm (in diesem Urwaldbundesstaat Kerala ist man halt stets länger unterwegs um irgendwo hinzukommen, als dass man sich dort etwas anguckt) komplett durchzuziehen.
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Trichur (Trissur) ist eine sehr hässliche aber nicht uninteressante Stadt. Es ist nicht nur interessant zu sehen, dass es in Sachen Unsauberkeit auch in Indien Unterschiede gibt – die Müllberge in Trichur sind selbst für Indien abartig: solche Szenen wie der Lotterieloseverkäufer, der seinen Kram direkt neben einem süßlich stinkenden und qualmend brennenden Müllhaufen an einem der Hauptkreisverkehre in aller Ruhe sitzend verkaufte, sind es so wie so – sondern auch interessant, wie die Christen in einer Hinduhochburg ihre Kirchen in massive Höhen bauen. Prunkvoll und enorm groß ist die Kathedrale von Trichur. Viel höher als der Hindutempel. Allerdings ist dessen Grundfläche etwas größer.

Auch in Guruvayur gibt es einen großen Hindutempel. Der ist ebenso für Nicht-Hindus tabu, wie jener in Trichur. Aber dafür kann man die im alten Zamorin-Palast am Stadtrand untergebrachten Elefanten auch als Nicht-Hindu begutachten. 5 Rupien (0,07€) kostet der Eintritt – die Fotogebühr allerdings 25 Rupien... Egal: so viele Dickhäuter wie da sieht man nicht so schnell. Auch wenn die heiligen Hindernisentferner meist angekettet sind und man die unangekettet neben ihren Führern herlaufenden Viecher nicht fotografieren sollte – wenn man so etwas wie eine Kamera hoch hält, geht der Rüssel schnell mal nach dem hochgehaltenen Gegenstand: wenn es dann nicht schmeckt, ist das Theater groß und Elefanten sind gegenüber dem Menschen gefährlicher als viele Raubtiere – Guruvayurs Palast (Kotta) ist einer der sehenswertesten Orte in Kerala. Auch wenn der eigentlich Palast ein recht simpler, niedriger Holzbau ist, der aber immerhin ganz nette Schnitzarbeiten und Symmetrie vorweisen kann.

Beim Umsteigen vom Bus Guruvayur – Trichur auf Trichur – Kottayam waren wir an der falschen Station ausgestiegen und wir trennten uns auch mehr oder weniger freiwillig auf zwei Verkehrsmittel auf. Ein typischer Inder empfahl Nils nämlich lieber den Zug statt den Bus zu nehmen. Ein typischer Inder halt... Sowohl Zug als auch Bus fuhren gleichzeitig los. Anja und ich waren mit dem 15-Uhr-Bus um 18.15 in Kottayam. Nils war mit dem 15-Uhr-Zug 19.10 in Kottayam. Die Tipps der Einheimische sind vielfach, da sie vom Reisen selbst innerhalb ihres eigenen Bundesstaates (sogar wenn sie zur Bildungsschicht gehören!) keine Ahnung haben, einfach nur absolute Scheiße. Auf einen Inder sollte man vor allem in Sachen Verkehrsmittelwahl nie hören, wenn er irgendetwas Positives über das völlig unterentwickelte, heruntergekommene, gefährliche und unbrauchbare Eisenbahnnetz sagt. Der angeblich so schnelle Zug, in dem Nils saß, stand wegen Hindernissen auf den Schienen kurz hinter Kochi für eine knappe Stunde. Laut Raju sind solche Pannen absolut normal. Warum auch er mir auch schon mehrfach diese verfluchten Dreckszüge andrehen wollte, verstehe ich nicht. Shawn hat als Einziger im Institut Ahnung vom Reisen: er hat mich gleich zum Reservieren von Busfahrkarten (und eben nicht von Zugkarten) nach Bangalore losgeschickt. Respekt übrigens auch an unseren Busfahrer: dem standen wieder so viele motorisierte Vollidioten im Weg herum – wie der die Strecke in 3 Stunden 15 Minuten (3.45 bis 4 Stunden sind normal) ohne Kollision und mit nur 15 Minuten Pause schaffte, war wirklich hervorragend!
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Statistik:
Tageskilometer: 200 (190 Bus, 10 Autorikscha)
Saisonkilometer: 42.430 (23.900 Auto/ 14.820 Flugzeug/ 2.010 Fahrrad/ 1.140 Bahn, Bus, Tram/ 20 Schiff, Fähre)

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