Mittwoch, 14. März 2012

IND-X: 16 Stunden im Bus für 4 Stunden Sport und 4 Stunden Sightseeing – das erste Wochenende in Indien (Teil 2)


* Fürs Erste reichen auch mal zwei Stunden Cricket... *

Chancellors Cricket Club Palakkad xxx-x
Government Victoria College Palakkad xxx-x
Datum: Sonntag, 11. März 2011 – Beginn: ca. 9.00
Wettbewerb: Palakkad District Cricket Association League Division A (1. Liga des Kreiscricketverbandes Palakkad/ 3. indische Cricketliga)
Resultat: wird nachgetragen
Münzwurf: wird nachgetragen
Chancellors: ... xx Runs bei xx Bällen, ... xx/xx, ...
College: wird nachgetragen
Wickets (Chancellors): wird nachgetragen
Wickets (College): wird nachgetragen
Spielort: Fort Maidan/ Kotta Maidan (Kap. 3.000 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 30
Unterhaltungswert: 3,0/10 (Cricket auf der Ebene braucht man sich echt nicht vom ersten bis zum letzten Ball anzugucken...)
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Photos and English Version:

Wir bekamen gerade noch den 7-Uhr-Bus nach Palakkad (8 Uhr wäre der nächste gefahren), der uns in 4 Stunden ins 140km von Kozhikode entfernte Städtchen, dass nach einem Wald von Teufelsbäumen (Alstonia Scholaris oder Ditabaum, einem giftigen Hundsmilchgewächs, dass in Palakkad entsprechend dem Namen viel wächst) benannt ist, brachte. Der Name klingt natürlich nicht so einladend, aber die Leute hier waren auffällig sympathischer und herzlicher als in Kottayam und Kozhikode. Anja legte sich mal in einer Baustelle hin – bei den unebenen Straßen kann das schnell passieren – und sofort halfen die Bauarbeiter mit ihrem Wasser. Der eine erklärte uns auch den Weg und handelte für uns einen günstigen Preis für eine Fahrt mit einer Autorikscha aus. Die Fahrer dieser nervtötenden kleinen Dreckskisten sind wohl noch die unehrlichsten Transportdienstleister, weswegen der Bauarbeiter sehr hilfreich war mit dem Handel 20 Rupien für die 2km zur Festung.

Die Festung ist ein massiver Wehrbau, der in sehr europäischem Stil 1766 von Hyder Ali – in dieser Zeit gab es außer von Europäern und muslimischen Herrschern wie eben jenem Hyder Ali keine Errichtungen nennenswerter Baudenkmale in Indien – anstelle einer mittelalterlichen Burg errichtet wurde. Ende des 18. Jahrhunderts nahmen die Briten den regelmäßigen Granitbau endgültig ein. Die Besichtigung ist übrigens kostenlos. Im Inneren befindet sich auch ein Hindutempel, in dem gerade eine Zeremonie mit Trommelspiel, Gesängen und Fackeln stattfand. Die neben dem Eingang aufgestellten Schilder bezogen sich aufs gesamte Fort und sind in Indien leider sehr nötig, da in der Tat viele nicht von alleine draufkommen, dass man zum Beispiel bis zum Klo im Besucherhaus gehen sollte und nicht in irgendeine Ecke pisst. Zudem wurden Strafen von 5.000 Rupien angedroht, wenn man sich asozial verhalte, in dem man zum Beispiel Alkohol trinkt oder raucht. Beides ist in der indischen Gesellschaft (nicht nur in Kerala) in der Öffentlichkeit und auch z.B. in vielen Hotels streng verboten.
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Auf dem Festungsvorplatz befindet sich seit Jahrzehnten ein Cricketplatz. Heute spielten dort zwei mittelmäßige einheimische Teams ein Spiel der Distriktmeisterschaft von Palakkad aus: wie das Spiel des Chancellors Cricket Clubs gegen das Government Victoria College ausging, werde ich später nachtragen. Aufgrund der Terminierung (zu spät angefangen) und der (mäßigen) Qualität des Spiels guckten wir uns nur zwei Stunden des ersten Innings an. Bis dahin waren vier Schlagmänner (Nr. 6 bis 10) ausgeschieden. Dadurch war das Innings (quasi die Halbzeit) beendet und das zweite sollte dann nach 40 Minuten Pause beginnen, was für uns zu spät gewesen wäre, um zu einer vernünftigen Zeit in Kottayam anzukommen.

Vernünftige Spielszenen gab es so wie so kaum vor den wenigen Zuschauern auf dem staubtrockenen, braun-grünen Platz Kotta Maidan (d.h. Festungs[vor]platz). Ein paar Mal wurde der Ball aus dem Spielfeld geschlagen (da er vorher aufkam, 4 Runs/ Punkte), einmal flog ein Schlagmann durch einen Caught des Bowlers raus (d.h. er schlug den Ball gerade auf den Werfer zurück, der den Ball reaktionsschnell aus der Luft griff) und ein einziges Mal in zwei Stunden schaffte ein Schlagmann das Kunststück eines 6 Runs zählenden Schlages (ohne Berührung ins Aus gedonnert). Der Spieler auf der Long off Position, der den Ball nicht mehr aus der Luft greifen konnte, konnte den Ball dann übrigens aus dem Plastemüll hinter dem Graswall fischen...

Nach diesen zwei Stunden Cricket verließen wir das zugemüllte Stadion und guckten uns noch die daneben liegende englische Kirche an, gingen Essen (die üblichen 200 Rupien pro Person) und fuhren mit dem 15-Uhr-Bus nach Kottayam (wo wir 20 Uhr ankamen) zurück. Die Rückfahrt mit diesem Bus war besonders interessant, da es einer der berüchtigten Busse mit Scheibenkühlung war: Scheibe raus, Luft rein. Wer braucht auch schon Fenster im Bus, denn dreckig wird man in einem derartig verschmutzten Land so wie so. Der Staub, den man durch den Fahrtwind ins Gesicht bekommt und sich auf der Haut kaum erkennen lässt, obwohl er beim Abwischen des Gesichts überall schwarze Farbe hinterlässt, wird durch die nicht vorhandenen Fenster nur halt noch etwas stärker rein gebracht.
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Statistik:
Grounds: 714 (heute 1 neuer; diese Saison: 120 neue)
Sportveranstaltungen: 1.481 (heute 1, diese Saison: 167)
Tageskilometer: 320 (320 Bus)
Saisonkilometer: 41.870 (23.900 Auto/ 14.820 Flugzeug/ 2.010 Fahrrad/ 600 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 38
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 293

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