Samstag, 3. Juli 2010

W205I: Testspiel I; Anlaufschwierigkeiten beim HFC, in 2. Halbzeit überzeugend

1. FC Aschersleben 0:5 Hallescher FC
Samstag, 3. Juli 2010 – Anstoß 12.30
Testspiel (Landesliga, 7. Liga/ 2. Amateurliga geg. Regionalliga, 4. Liga/ 1. Halbprofiliga)
Ergebnis: 0:5 nach 90 Min. (45/45) – Halbzeit 0:0
Tore: 0:1 55. Lindenhahn, 0:2 63. Butzmann, 0:3 77. Hauck, 0:4 84. Neubert, 0:5 90. Neubert
Verwarnungen: keine, Platzverweise: keine
Besondere Vorkommnisse: 23. Kanitz (HFC) schießt Elfmeter an die Latte
Spielort: Sportanlage Wilslebener Straße (Kap. 4.000, davon 300 Sitzplätze)
Zuschauer: 204 (davon ca. 150 Gästefans)
Unterhaltungswert: 4,0/10 (1. Hälfte enttäuschend, 2. Hälfte wirklich ordentlich)
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Photos and English version:
Town of Aschersleben (older pictures) and Match Aschersleben vs Halle (pre-season friendly)

Das erste Sommerpausentestspiel was ich mir diese Saison reinzog, war der Auftritt des Halleschen FC beim 1. FC Aschersleben. Dazu mussten erst einmal 15 Radkilometer von Merseburg zum Bahnhof Halle, 50 Bahnkilometer von Halle nach Sandersleben (weil das Hopperticket nur 50km reicht und Sachsen-Anhalt-Ticket und reguläre Fahrkarten viel zu teuer sind) und 15 weitere Radkilometer von Sandersleben nach Aschersleben zurückgelegt werden. Kurz vor Aschersleben wähnte man sich im tiefsten Ost-Polen: Gestrüpp umstandene Betonplatten- und Staubwege führen an einem stark strömenden Bach entlang, eine Villa bildet ein Glanzstück auf der einen Seite, während auf der anderen Seite leerstehende Fabriken zwischen Kleingärten und verfallenen, kleinen Villen stehen. In Aschersleben selbst wird man dann von zwei herrlichen Villen begrüßt, die allerdings kurz vor einer verrotteten Rohrbrücke stehen. Wir planten weder für die sehenswerte Altstadt, da wir sie vor zwei Jahren erst besichtigt hatten, noch für die Landesgartenschau, da diese Gartenbauausstellungen in der nahen Vergangenheit immer mehr zu kitschigen Spielplätzen für drittklassige Künstler, die ihre mittelmäßigen bis total vermurksten Skulpturen und die ein oder andere Altmetallansammlung auf dem Gelände der Gartenausstellungen abluden, verkamen, Zeit ein.

Das Stadion des besten Clubs der Stadt liegt an der recht befahrenen Wilslebener Straße – ohnehin waren die größeren Straßen Ascherslebens erschreckend voll – und ist ein großer Sportplatz mit weitläufigen Graswällen auf allen vier Seiten, einigen hohen Bäumen drum herum und einem kleinen Sprecherturm und drei Reihen neuer Holzsitzbänke auf dem höchsten Teil des Graswalls. Aus dem Sprecherturm tönte eifrig die Stimme des wirklich bemühten und für Statistikführende sehr nützlichen Sprechers. Der sagte wenigstens die Spieler und Zuschauerzahlen etc. verständlich durch. Eigentlich gehe ich sonst nicht auf die Musik und den Sprecher ein, aber seine Musikauswahl – deutsche Volksmusik unterstem Niveaus und Coverversionen von bekannten, aber ohnehin schon niveaulosen Songs wie „Hey Baby“ von DJ Ötzi – war das schlimmste, was ich seit vielen Monaten in einem Stadion gehört habe. Und man kann sich ruhig mal über die Aussprache der ausländischen Namen der Gästespieler vorher informieren: dann muss man nicht so herumstammeln: Patrick Mouaya sollte sich nämlich nicht nach „Meier“ oder „Muh-Eier“ anhören. Aber wer nicht einmal Steve (nicht „Schtief“) Finke richtig aussprechen kann...

Die Testspiele sind beim HFC erfahrungsgemäß attraktiver als die Pflichtspiele, da der HFC nicht auf die Idee kommt, sich hinten reinzustellen. Gegen die Ascherslebener waren sie auch von Beginn an aktiv, wenn auch lange Zeit schwach. Die Angriffe aufs Ascherslebener Tor hatten bis zur 45. Minute allenfalls Landesliga Niveau. So sicher der 1. FC Torwart auch war: so sollte man als Regionalligist nicht auftreten. Schon gar nicht einen Elfmeter verschießen.

Erst nach der Pause von 15 Minuten mit acht Wechseln zeigte der HFC sich gewohnt Testspielsicher: das 0:1 wurde ihnen völlig zu Unrecht aberkannt – wer da einen Angriff auf den Torwart gesehen hat (der Ball war durch die Hände gerutscht und dann ins Tor gespitzelt worden) muss schon total hacke sein – doch kurz darauf erzielten sie die echte Führung aus einem Meter Entfernung nach zwei tollen Paraden des Torwarts. Ein weiteres Tor war angeblich Abseits – die Schiris wollten das Ergebnis wohl so gering wie möglich halten – und das 0:2 bis 0:5 wurden überlegt herausgespielt.

Das Spiel war in der zweiten Hälfte klar besser, wenn auch nicht unbedingt begeisternd. Die gerade einmal etwas mehr als 200 Fans waren auch nicht so begeisterungsfähig: entweder wurde im Schatten gehockt oder sich gesonnt. Der Einzige, der Lärm machte, war der Idiot, der meinte, die dümmste Fanszene Afrikas nach Aschersleben bringen zu müssen: da trötet der doch mit einer Vuvuzela herum, die in einem deutschen Amateurstadion mit einem konservativen Publikum, das ausschließlich unmelodisches Gegröle gewöhnt ist – und auch nichts Fremdes hören will –, genauso fehl am Platze ist, wie die weitaus unterhaltsameren kongolesischen Bongotrommeln oder die melodischen nordafrikanischen Gesänge, die – auch wenn aus dem Arabischen übersetzt – schon allein inhaltlich unpassend sind.

Wir nahmen genau denselben Rückweg, obwohl wir eigentlich vor hatten, in Halle mit dem Zug nach Merseburg weiter zufahren, doch dieses unfähige Drecksunternehmen DB richtete tatsächlich schon einen Tag früher als offiziell angekündigt Schienenersatzverkehr zwischen Halle und Schkopau – dort wird eine Brücke für das völlig unnötige Milliardengrab ICE-Trasse gebaut: diese chronisch unpünktlichen und pervers überteuerten ICEs sollte man sowieso abschaffen; das hat ja mittlerweile ein Niveau wie in England erreicht – ein. Die Vollidioten stellen dann auch noch einen Zug bereit, für den sie zwei Minuten nach der geplanten Abfahrt – immer noch im Bahnhof stehend – Ersatzbusse durchsagen. Da auf den Bus ganze 30 Minuten gewartet werden sollte, fuhren wir einfach mit den Rädern zurück. Immerhin haben wir noch die zweite Halbzeit von Deutschlands grandiosem 4:0 Sieg über Argentinien gesehen. Aber dennoch war es ärgerlich, da wir von Deutschlands hervorragendem Auftritt, der mit einer jungen, multiethnischen und begabten sowie engagierten Truppe wirklich nur Lob erfahren kann, weniger mitbekommen haben, als von dem erbärmlichen Scheißdreck den unfähige Paraguayer gegen völlig überschätzte Spanier ablieferten. Was hat diese unterirdisch spielende Mannschaft von alten iberischen Säcken, von der ein Spieler überheblicher und überbezahlter ist als der andere, bei einer WM zu suchen?! Eine Schande, dass diese Culeros eine echte Chance aufs Finale haben.
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Statistik:
Ground Nr. 439 (ein neuer Ground; diese Saison: 108 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.026 (diese Saison: 169)
Tageskilometer: 160 (100 Eisenbahn, 60 Fahrrad)
Saisonkilometer: 35.920 (22.580 Auto/ 6.000 Flugzeug/ 3.970 Fahrrad/ 3.370 Bus, Bahn, Tram/ weniger als 10 Schiff)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 18
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 205

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