Sonntag, 15. Februar 2009

WE133III: Ein packendes Spiel des Tabellenführers beim Verfolger, Lärminstrumente-Verbot und die mieseste Sporthalle die ich kenne

HSV Naumburg-Stößen 31:29 BSV Magdeburg
Sonntag, 15. Februar 2009 - Anwurf 15.00
Oberliga Sachsen-Anhalt (4. Liga, 2. Amateurliga)
Ergebnis: 31:29 nach 60 Min. - Halbzeit 14:17
Tore: (?)
Zeitstrafen: 8-6 Min.
Platzverweise: Rot für Nr. 6 von Magdeburg wegen groben Foulspiels
Halle: Sporthalle des Domgymnasiums Naumburg (Kap. 300 Plätze, davon 200 Sitzplätze)
Zuschauer: 350 (10 Gästefans)
Spielqualität: 7,5/10 (gut bis sehr gut)

HSV Naumburg-Stößen II 42:25 Einheit Halle IV
Sonntag, 15. Februar 2009 - Anwurf 17.00
Bezirksklasse Sachsen-Anhalt/ Süd (7. Liga, 5. Amateurliga)
Ergebnis: 42:25 nach 60 Min. - Halbzeit 20:14
Tore: (?)
Zeitstrafen: 8-10 Min.
Platzverweise: keine
Halle: Sporthalle des Domgymnasiums Naumburg (Kap. 300 Plätze, davon 200 Sitzplätze)
Zuschauer: 40 (3 Gästefans)
Spielqualität: 5,0/10 (Nicht schlecht, aber viel zu einseitig)

Vorm ersten Spiel:
Während der 33km langen Radfahrt von Merseburg nach Naumburg zeigte sich mein Rad mal wieder von seiner besten Seite: Es hat immer wieder ein anderes Problem. Beim so genannten Qualitätstrekkingrad von Diamant riss diesmal der Draht zum Umwerfer des Kettenblattes, was mich auf die Gänge 1 bis 7 einschränkte. Eigentlich hat das Rad 21. Wenn ich bedenke, dass ich nach Naumburg/ Henne mit 48km/h reingerollt bin, dann muss ich beim nächsten Mal unbedingt die Abfahrt im 21. Gang tretend nehmen...
Eine Besichtigung der Stadt, die aufgrund ihres Doms (leider mit skandalös überhöhten Eintritts- und Fotogebühren) und einiger Kirchen sowie Stadtmauerresten im Altstadtbereich wirklich sehenswert ist, sparten wir uns, da ich dort ausgiebig ein Jahr zuvor fotografiert hatte. Mittlerweile kennen wir auch die beiden Fußballstadien von Naumburg, sodass wir direkt zur Halle fuhren. Von vorne kommend, sahen wir zuerst eine alte Schulturnhalle. Sah schön ranzig aus, doch als wir die Treppe hochstiegen, sahen wir dass diese wegen Einsturzgefahr gesperrt und durch eine top-moderne Halle ersetzt wurde.

Die Halle:
Vor der Halle befindet sich ein Bolzplatz mit Handballtoren und Basketballkörben, der „von Unbefugten nicht betreten“ werden darf. Man muss sich mal vor Augen führen, dass das elitäre Vereinsgehabe sich nun schon auf Bolzplätze auswirkt. Ob der zur Schule gehört oder nicht, ist mir scheiß egal: beim Namensvetter in Merseburg - dem Domgymnasium Merseburg - hat man auch immer den Bolzplatz außerhalb der Schulzeit als Nichtschüler benutzen dürfen.
Ganz große Scheiße ist auch die Halle: 0815-Einheitsbau und dann ohne Sinn und Verstand eine Tribüne reingeknallt. Dort kann niemand was vernünftig vom Spiel sehen, geschweige denn fotografieren, wenn er nicht in der letzten Reihe STEHT. Die ein Meter niedrige Billigtribüne steigt nämlich so gering an, dass einem 1,80m großen Menschen schon die Sicht durch einen 1,90m großen Davorsitzenden versperrt wird.
Ich stellte mich also an die Seite neben Spieler der 2.Männermannschaft und andere Vereinsanhänger, die unter „Atmosphäre“ Erwähnung finden müssen, um überhaupt noch etwas vom Spiel mitbekommen zu können.

Das Spiel der Oberliga:
Besagtes Spiel ging ganz gut los, doch wurde es erst richtig feurig, nachdem sich abzeichnete, wie eng es bleiben sollte. Bis zur Pause hielten die Magdeburger stets eine ein- bis drei-Tore-Führung und waren auch die bessere Mannschaft.
Doch Naumburg-Stößen kämpfte in der zweiten Hälfte noch mehr als in der ersten und kam immer näher heran. Als 10 Minuten vor Schluss der Ausgleich fiel, merkten Spieler und Fans: da geht noch mehr, und man erkämpfte sich schließlich die knappe Führung, die bis zur letzten Minute umkämpft bleiben sollte. Das Spiel war zwar hart geführt aber niemals unfair. Das Schiedsrichtergespann für Handballverhältnisse gut und vor allem besser, als so einige Fans der Heimmannschaft haben wollten...

Die Atmosphäre beim Oberligaspiel:
Das erste Auffällige am fanmäßigen Drumherum klang ja eben schon an: es wurde immer wieder unsachlich, erstaunlicherweise auch gerade von Aktiven, über die zwei Auer gemeckert. Der Ordner, der auch noch bei der zweiten Mannschaft hinterher auf der Bank saß, blökte z.B. den einen Schiri an: „Sach ma kannste nich bis vier zählen oder was? Das warn Schritte, Mann!“ Aber stärkste Aktion der Zuschauer um mir herum war, als sie einen Gästespieler als „Schauspieler“ titulierten, der genau vor uns übel aufs Parkett klatschte, nachdem er an einem Naumburger abgeprallt war. In der Halbzeitpause war von Beckenbruch die Rede.
Das zweite Auffällige war, dass es sogar vereinzelt Sprechchöre „HSV“ zum meist recht ausdauernden rhythmischen Klatschen, was von einigen Zuschauern getragen wurde, gab. Ansonsten leidet die Stimmung beim deutschen Handball ja selbst in der Bundesliga extrem an der Mundfaulheit der Fans, die meist nicht einmal einen einfachen Sprechchor auf die Reihe bekommen. Die Halle war zwar weit von Ekstase entfernt, doch für deutschen Handball - zumal Amateurebene - ziemlich stimmungsstark.
Schließlich gab es aber auch noch den Hallensprecher, der mir mit seinen Anfeuerungen „Steht auf wenn ihr HSV-Fans seid“ oder „HSV! HSV!“ auf den Sack ging. Eigentlich kann der Kerl froh sein, dass die Schiedsrichter ihn nicht zurechtgewiesen haben, da er während des laufenden Spiels etwas anderes durchsagte, als reine Informationen. Es ist nämlich verboten, als Stadion-/ oder Hallensprecher während des Spiels die Mannschaften oder Fans anzufeuern.
Aber auch wenn der Sprecher eigentlich genervt hat, war es gut von den Schiris, sich nicht aufzuregen, denn ich bin auch kein Freund von derlei Regeln. Lärm zu unterbinden ist schließlich was für Sesselfurzer und Vollpfosten, wobei sicher etliche von denen im Bereich der Sporthalle wohnen, denn die Anwohner haben ein Verbot von Lärminstrumenten durchgesetzt. Pervers, was in unserer schwachsinnigen deutschen Gesellschaft, nicht zuletzt durch hirnverbrannte und geltungssüchtige Richter, die derlei Verbote absegnen, alles möglich ist.

Das Bezirksklassespiel:
Da das Oberligaspiel so gut war, machte das Bezirksklassespiel natürlich nicht mehr so den guten Eindruck. Ohnehin weiß ich nicht, warum die 2. Mannschaft nach der 1. spielt, anstatt umgekehrt. Da guckt doch kaum noch einer zu!
Einseitig wurde dieses Spiel allerdings erst in der zweiten Halbzeit, denn in der ersten hielt der punktlose Tabellenletzte die Partie noch offen. Ein fünf-Tore-Vorsprung ist noch lange keine Sicherheit. 15 Tore, wie 10 Minuten vorm Abpfiff, aber schon. Vor allem am Ende zeigten die Naumburger noch ein paar schöne Aktionen, die natürlich mit einem klaren Sieg belohnt wurden. Einheit Halle IV ist leider absolut nicht konkurrenzfähig in der 7. der 9 Ligen.

Danach:
Wir merkten zuerst, dass es auch Leute gibt, die einen höflich fragen können, warum man mitschreibt und fotografiert - die Leute, die uns mit einem abschätzigen Gesichtsausdruck dümmliche Fragen stellen wie „Boah was macht denn ihr denn da so? Seid ihr von der Presse oder was?“, sollten sich mal ein Beispiel daran nehmen - und danach, dass das Wetter schlechter geworden war. Der Zustand meines Rades war ja schon schlecht seit dem Schaden in Markröhlitz, also warfen wir der Drecksbahn die 6€ pro Fahrkarte in den Rachen. 2 Personen, 12€, 29km Zug. Das ist Preis-Leistung beim kundenfeindlichsten Unternehmen Deutschlands...

*****
Schöne Grüße gehen an die Naumburger Spielerin/ Zuschauerin, die uns nach dem Spiel wegen diesem Blog ansprach. Leider konnte ich nicht auf Kritik in diesem Bericht verzichten und die Fotos (Link zu mehr Bildern siehe unter dem folgenden!) gehen bei so einer 0815-Halle auch nicht in besserer Qualität zu machen.
*****
Statistik:
Ground Nr. 279 (neuer Ground; diese Saison: 49 neue)
Sportveranstaltungen Nr. 751/ 752 (diese Saison: 115)
Tageskilometer: 40 per Fahrrad, 30 per Zug
Saisonkilometer: 17.735 (9.270 Auto/ 2.960 Flugzeug/ 2.765 Fahrrad/ 2.740 Bahn)
Anmerkung: Der Vorsprung der Fahrradkilometer auf die Bahnkilometer wächst...
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 133

Die Fotos finden sich unter:
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090215%20Naumburg-Stoessen%2031-29%20BSV%20Magdeburg%20-%20USW/

1 Kommentar:

fan.aus.einer.merseburger.arbeitersiedlung hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.