Sonntag, 3. Mai 2020

Pause Woche 3: Legale Flucht an die Ostsee

27 Tage ohne Spielbesuch am 5. April. Zwei Tage vorher war ich nach der Arbeit die Nacht nach Rostock durchgefahren. Ab dem 6. April traten wir in 50%-Kurzarbeit, sodass das Arbeitspensum in der Firma völlig problemlos im Home Office zu erledigen ist. Und bevor ich mich in dieser Scheiß-Stadt Bonn ins Home-Office bzw. in Büro-Kurzarbeit begebe, sehe ich lieber zu, nach Mecklenburg-Vorpommern zu kommen. Einziger Haken: die norddeutschen Bundesländer knallten besonders stark durch und sperrten alle Leute, deren Hauptwohnsitz nicht in Schleswig-Holstein, Mecklenburg usw. liegt, aus. Ausnahmen waren lediglich Angehörige der Kernfamilie. Also gut, dass meine Eltern vor 5 Jahren dort hingezogen waren. Die großkotzigen Ankündigungen von „zahlreichen Kontrollen“ ließen mich auf der fast 700km langen Stecke via Celle und Dömitz nach Rostock mit Belästigungen durch die MV-Landespolizei rechnen – solchen Scheiß bin ich aus einigen Staaten, die ich in den letzten Jahren so besucht habe (Algerien, Marokko, Pakistan usw.) ja schon regelrecht gewohnt, als Problem sah ich vorher nur: Uniformierte sind manchmal uninfortmiert und überspielen das dann mit Unhöflichkeit und Arroganz; und ob da alle wissen, dass ich als Sohn von „Erstwohnsitz-Eltern“ nach Rostock fahren darf...? Gerade die Coronazahlendiktatur um Frau Schwesig und vereinzelte offenbar psychisch kranke Lokalpolitiker, die ohne Rechtsgrundlage Verwandtenbesuche verbieten wollten (für solche Sprüche zu jeder anderen Zeit vor Corona wären diese Politiker umgehend im Amtsenthebungsverfahren gelandet!) trug an diesem Wochenende vor Ostern zur allgemeinen Verunsicherung bei. Problematisch ist auch, dass den Polizeikräften keine klaren Befehle gegeben wurden, sondern ständig auf das „eigene Ermessen“ bei den Personenkontrollen verwiesen wurde. „Eigenes Ermessen“ ist auch bei unserer Polizei ein Synonym für „Willkür“. Und bestechlich wie die zu Auswärtigen fast immer ungleich höflicheren Kollegen in den islamischen Ländern sind die deutschen Beamten auch nicht. Wenn ein deutscher Cop totalen Unsinn erzählt und einen unter Annahme falscher Regularien die Weiterfahrt versperrt, hilft nur die Androhung einer Anzeige wegen Amtsmissbrauch und Nötigung im Amt gepaart mit dem Notieren der notwendigen Daten und dann Umkehren und anderen Weg suchen – kein kleiner Schein und erstrecht keine aufgesetzte Höflichkeit wie in Marokko oder Libanon...
Das Kurioseste war jedoch: Ich kam durch die wenig befahrenen Straßen noch nie so gut durch nach Rostock. Und wie immer ohne jede Kontrolle. Ein Armutszeugnis für die MV-Polizei, wenn man nicht einmal die Brücke Dömitz 24 Stunden lang kontrollieren kann. Bei Ludwigslust standen die Komiker irgendwo rum... Na und? Fahr ich halt die kleinen Wege durch den Wald und im Bogen an Schwerin vorbei! Da war auch mal wirklich ein Polizeiwagen unterwegs. Eventuell hat der sogar meine Merseburger Nummer gesehen – aber anhalten wollte der mich nicht. Hatte wohl besseres zu tun, als vermeintliche illegale Urlauber zu kontrollieren...

Auf dem von einer kleinen Verbindungsstraße einsehbaren Hof in Rostock stellte ich den Dacia hinter einen Wacholderbusch. Die Nummer soll niemand von der Straße sehen, denn verkommene Politverbrecher in ganz Deutschland rufen seit Wochen unverhohlen zum Denunzieren vermeintlicher Corona-Regelbrecher auf. Gerade auch in MV haben einzelne asoziale Subjekte regen Gebrauch davon gemacht, Autos mit fremden Kennzeichen zu melden. In fast allen Fällen waren die Halter der Wagen berechtigt im Land. Kurz nach Beginn meines Aufenthalts ruderte der Denunzianten-Hauptsponsor der MV-Regierung – selber ein Zuwanderer aus dem Tal der Ahnungslosen, der ein vermutlich illegal errichtetes Ferienhaus auf Usedom besitzt: unglaublich, was für einen Innenminister MV hat! – zurück. Einreisesperren bleiben bestehen, aber es solle bitte nicht denunziert werden. Andere Politiker folgten bald, da sie um den Ruf des Landes als Tourismusdestination fürchten – aber durch die Coronahysterie dürften der Tourismus und damit der Großteil der Wirtschaft MVs ohnehin in bereits jetzt schon irreparabel geschädigt sein.
In der Ecke von Rostock, wo meine Eltern wohnen, müssen wir nicht unbedingt mit Denunzianten rechnen. Ich bin ja wie gesagt auch legal hier und meine Eltern dürfen mich beherbergen. Wir sorgen uns eher um unsere Vermieter – es gibt vereinzelt Neider im Dorf, die ihnen sicher gerne bei der Polizei einen vermeintlichen Verstoß gegen Beherbergungsrichtlinien anhängen würden. Trotz der Feststellung, dass es in MV wohl einen überdurchschnittlich hohen Anteil Denunziantenschweine in der Bevölkerung gibt, muss ich aber auch festhalten: in wohl keinem anderen Bundesland nehmen sich so viele Leute Rechte, die ihnen sachlich betrachtet zustehen, heraus und die Kritik an den Coronamaßnahmen unserer Regierung - oder wie die oft so schön sagen: "Regime" - habe ich auch noch nie so deutlich vernommen wie hier.

Noch auffälliger war aber wieder einmal Folgendes: Das Radfahren ist im Raum Rostock viel angenehmer als im Rheinland – weniger Gedränge ist ja logisch, obschon Rostock 200.000 Einwohner hat. Aber obwohl z.B. auch hier jedes Arschloch einen Köter hat, bin ich hier noch nie mit einem Hundebesitzer aneinandergeraten. Idiotische Fahrmanöver von anderen Radfahrern, Autofahrern und v.a. Busfahrern sind hier auch viel seltener als im Rheinland bzw. ganz NRW. Ich erinnere mich, dass ich vor Jahren einmal einen in Warnemünde mit dem Rad anrempeln musste – es war ein scheiß Berliner...
So war also die Sonntagstour mit dem Rad ganz entspannt möglich. Auf dem 20 Jahre alten und bereits 30.000km gefahrenen, aber kürzlich generalüberholten und daher noch immer guten Mountainbike, das ich immer noch bei meinen Eltern stehen hatte bzw. mein Vater auf seinem neuen Tourenrad, das im Gegensatz zu meinem massiver und besser ist, fuhren wir eine 70km-Runde über Ostseebad Nienhagen, Rethwisch, Bad Doberan, Brodhagen, Steffenshagen, Reddelich, die Glashäger Quelle im Quellenthal, Hohenfelde, Althof und Parkentin. Schöne Hügellandschaft, von Bäumen durchzogen und mit ansehnlichen Dörfern – teils mit Backsteinkirchen, noch öfter mit Gutshöfen bestückt – aller paar Kilometer. Ich fotografierte die noch nicht abgelichteten Motive und wir schauten uns auch v.a. die Sport- und Bolzplätze an.

In der folgenden Woche nutzten wir auch jeden Tag verschiedene Sportanlagen – nie waren wir völlig alleine. Immer wieder schissen auch andere auf Nutzungsverbote. Teils waren auch mehr als zwei Leute in Aktion – dennoch sollten sich in den Folgewochen keine weiteren Rostocker mehr mit Corona anstecken. KEINE! Null (0)!!!
Doch zum weiteren Verlauf des Aprils will ich erst morgen oder übermorgen etwas schreiben – dann, wenn ich die Fotos der besagten zweiten Aprilwoche bearbeitet und hochgeladen habe. Bis dahin erst einmal die Fotos vom ersten Aprilwochenende (bzw. v.a. dem Sonntag, Samstag waren u.a. die Kakteen umzutopfen, sodass nicht so viel unternommen und fotografiert werden konnte):
Diedrichshagen

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