I. Sightseeing:
Belarus: Minsk; Smalyavichy, Avgustovo, Lahojsk; Rudny, Bychow, Mogilev; Borisov, Shklou, Slavadko/ Bogushoy, SMALYANY, Vitebsk
II. Sports:
a) Handball: BNTU-BelAZ Minsk vs. GK Gomel (Women’s Cup Final, Dvorez Sporta CKA/ Central Army Club’s Sports Palace in Minks)
b) Football: Dnepr Mogilev D vs. FK Minsk D (Reserves League, Sdyush Youth Grounds in Mogilev)
c) FOOTBALL: DINAMO BREST VS. BATE BORISOV (CUP FINAL IN MOGILEV)
d) Stockcar: Belarusian Stockcar Championship (Minsk, Stadion Zarya)
e) Motoball: SDYUSTSH Minsk vs. MK Grodno (Belarusian Championship, Stadion Zarya/ Minsk)
f) Football: FK Vitebsk vs. Torpedo-BelAz Shodino (Belarusian Premier League, Central Stadium Vitebsk)
Videos:
I.) Driving on a rural road with traditional local music on the radio
II.) A four-lap-race of the Avtogonka Stockcar Competition in Minsk
Zu Pfingsten ging es mal in die letzte Diktatur Europas... Weißrussland, im DDR-Sprech gerne, vom russischen Begriff abgeleitet, als „Belorußland“ bezeichnet, war einer der wenigen noch fehlenden UEFA-Länderpunkte von uns. Zudem ist der autoritär regierte osteuropäische Binnenstaat ein Motoballland. Der Name bedeutet übrigens so etwas wie westliche Heimat der Ostslawen: die Ostslawen-/Russen-Heimat ist die „Rus“ und weißrussisch „Bela“ (russisch: „Belo“, daher der dümmliche Begriff Belorußland) bedeutete früher „westlich“, doch der heutige/ moderne slawische Begriff heißt „weiß“, daher wird normalerweise von „Weißrussland“ gesprochen, so wie ich das in meinem Reise- bzw. Groundhoppingbericht auch mache.
Zur Einreise: mittlerweile ist man anscheinend auch Weißrussland auf die Idee gekommen mehr Touristen aus dem „bösen dekadenten Westen“ anzulocken – und so kann man für (immer noch zu teure) 230-330€ von Deutschland aus nach Minsk fliegen und dort am Flughafen zügig durch die Passkontrollen gehen. Man sollte irgendein Schreiben der Versicherung, dass man bei einem Unfall aus Weißrussland per Krankenrückholtransport weggeschafft wird, dabei haben. Es reicht auch, wenn der Wisch auf Deutsch ist – die freundliche Zöllnerin glaubte mir, dass ich ihr das richtig übersetze... Tag 1/2/3: Anreise und erste Eindrücke
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Mittwoch konnte ich etwas früher von der Arbeit loskommen und kam ohne größere Probleme – kaum aus NRW raus, schon kein Stau mehr – kurz nach Mitternacht in Rostock an. Der Donnerstag war für Besorgungen, Umtopfung der Kakteensammlung und ähnliches reserviert. Zudem mussten wir schon am frühen Abend pennen gehen, da wir um 1 Uhr nachts wieder aufbrechen mussten. 4 Uhr waren wir in Berlin Tegel, 7 Uhr hob der Vogel von Austrian Airways ab. BNTU-BelAz Minsk Sh ................................... 30
GK Gomel Sh ................................................... 27
- Datum: Freitag, 19. Mai 2018 – Beginn: 19.00
- Wettbewerb: Finale des weißrussischen Handballpokals für Frauenmannschaften (beide Teams 1. Frauenhandballliga, Chempionat Belarusi po gandbolu sredi shendzin)
- Ergebnis: 30-27 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 14-12
- Tore: Mazgo 11, Levchenko 7, Golubeva 3, Sukhomirova 2, Grachovskaya 2, Kudryavzeva 2, Konoval 2, Artyukhovich 1 (BNTU); Agbaba M. 8, Shamanovskaya 6, Smoling 4, Redjka 4, Agabab E. 2, Voronova 2, Nikitina 1 (Gomel)
- Gelbe Karten: NN (BNTU); Nr. 77, 8, Bank (Gomel)
- Zeitstrafen: Nr. 23 2x, 19 (BNTU = 6 Minuten); Nr. 15 3x, Nr. 77 2x (Gomel = 10 Minuten)
- Rote Karten: Nr. 15 von Gomel (3. Zeitstrafe, 55. Min.)
- Austragungsort: Dvorec Sporta Uruche (Kap. 4.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 1.500 (überwiegend Fans aus Minsk)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 Austrian brachte uns via Wien-Schwechat zur frühen Nachmittagszeit nach Minsk. Leider war der Direktflug von Belavia ausgebucht, ansonsten wären wir diesen teureren Umweg nicht geflogen. Zudem war mir Austrian schon einmal negativ aufgefallen. Diesmal waren die Ösis pünktlich, der Service ist aber genauso scheiße wie eh und je: relativ teure Tickets, dafür aber ein Service einer Billig-Airline. Es gibt selbst bei fast zwei Stunden dauernden Flügen nur „Boardsnacks“: ein Schokoriegel und ein 0,2l Saft und ähnlicher lächerlicher Rotz. Das ist echt die letzte Gesellschaft, mit der ich fliege. Nur bei der Frage ob Aeroflot bzw. andere Russenlinien oder Austrian, würde ich aus Prinzip noch mal Austrian nehmen...
Kaum in Minsk, wurde es besser: der Flughafen ist eine Mischung aus Sozialismus und westlicher Moderne: sehr originell gebaut und zudem klein und übersichtlich. Es ist wenig Betrieb, da sich kaum ein Weißrusse Flugreisen leisten kann und kaum ein Ausländer Bock auf Weißrussland hat. Der Zoll war ungewohnt freundlich (wie oben beschrieben) und auch beim Mietwagen (Avis) wurde hervorragend Englisch gesprochen, freundlicher Service geleistet und zügig abgefertigt.
So kamen wir früh in dem Hotel „SmartMit“ in Smalyavichy an. Hier auch angenehm: freundlicher Empfang – aber so wie man den Flughafen verlässt, trifft man niemanden mit Fremdsprachenkenntnissen mehr. Auch in diesem einfachen, aber sehr guten Hotel (modernisierter sozialistischer Bau samt passender Einrichtung, statt Frühstück konnte man etwas einkaufen und in den Kühlschrank packen, aber alles funktionierte – sogar das Internet war schnell), das nur 20€ pro Doppelzimmer/ Nacht verlangte, sprach niemand etwas anderes als Russisch bzw. Weißrussisch. Bei der Anmeldung war es eine Qual für den Besitzer, den ganzen Mist für die Stasi auszufüllen, da wir u.a. eine Umschrift unserer Namen im Kyrillischen finden mussten. Wieder eine der Fahrten, wo ich mir dachte: gut, dass ich das mal in der Schule gelernt habe – auch wenn ich sehr holprig spreche und immer wieder Sachen nicht verstehe, obwohl ich ziemlich flüssig lesen kann. Der genannte Ort Smalyavichy ist ganz ansehnlich, hat aber keine besonderen Sehenswürdigkeiten. Eine Holzkirche, die wie ein langgezogener Schuppen mit Türmchen aussieht, macht etwas daher. Ein Verwaltungsgebäude ist im typischen Zuckerbäckerstil gehalten – ein Lenin steht davor und guckt auf die breiten, etwas holprigen Straßen ohne Kanalisation; als ein Gewitterregen runterging, soff alles 10-20cm hoch ab...
Wir machten einen Umweg nach Minsk: auf dem Weg lagen Avgustovo, ein kleines Kaff (es gibt sehr viele winzige Straßendörfer in Weißrussland, die alle überwiegend Holzhäuser haben) mit auffälligem sozialistischen Weltkriegsdenkmal und Lahojsk (Lagoisk), wo es einen schönen Schlosspark gibt: ein modernes kleines Stadion mit Kunstrasen, daneben die Ruine des Schlosses und ein paar Nebengebäude. Auch der nahe gelegene Zentrale Platz sieht gut aus: wieder Zuckerbäckerstil und Leninstatue. Um die Ecke auch eine typische orthodoxe Kirche. Bis kurz vor Minsk war der Verkehr recht dünn, doch selbiger brach am Stadtrand phasenweise zusammen. Alle wollten einkaufen... Wir machten das auch, hatten einen typischen Supermarkt gefunden: zwischen Plattenbauten ein ganz gefälliger modernisierter Bau, die Öffnungszeiten sind mit 9-23 Uhr (z.B. Standard bei Evroopt) üblicherweise sehr kundenfreundlich. Das Angebot ist gut: viele gute einheimische Wurstwaren – wenn man nur fünf Tage bleibt, sollte auch der Wildverzehr trotz erhöhter Strahlenwerte kein Problem darstellen: allerdings hat u.a. aus diesem Grund Weißrussland so ziemlich die niedrigste Lebenserwartung aller europäischer Staaten – und Säfte sowie russische Süßigkeiten, die man so nicht unbedingt in Deutschland kriegt.
Wir kamen dann in die benachbarte Handballhalle im Armeesportkomplex gerade so zum Anwurf. Freier Eintritt, aber immerhin 1.500 Zuschauer und daher auch alberne Kontrollen, die seit dem Anschlag auf die Metro in Minsk im Jahr 2011 Standard sind. Dabei waren 15 Menschen von zwei weißrussischen Terroristen, die ohne politische Agenda in reiner Mordlust gehandelt haben sollen, getötet worden. Weißrussland ist nie Ziel des islamistischen Terrors geworden, obwohl auch Weißrussen in russischen Diensten in Afghanistan, dem Kaukasus und Syrien beteiligt waren bzw. sind. Aber die Szene der lokalen Regimegegner ist teilweise ebenfalls recht gewalttätig.
Es stehen auch total schwachsinnige Schilder vor vielen Sportstätten: quasi wird alles verboten, u.a. auch Fotografieren und Essen auf der Tribüne. Interessiert nur zum Glück keine Sau. Niemand weißt einen zu Recht, der in der rechten Hand eine Kamera hält und in der linken einen Hotdog... Als Ausländer wird man nur eher mal beobachtet, da man selbst mit einer einfachen Digitalkamera und sportlichen Billigklamotten immer noch einen reicheren Eindruck macht als die meisten Einheimischen. Andererseits sieht man in Minsk kaum abgeruppte und versoffene Asoziale. Auf den Dörfer etwas mehr von der Sorte, aber auch hier fallen kaum so viele Kaputte auf, wie in den benachbarten Ländern Polen, Russland oder Ukraine. Ab und zu wechselt man auf Russisch auch mal ein paar Worte mit den Leuten, die einen anfangs eher mal für einen Litauer halten, als für einen Deutschen. Im ganzen ostslawischen Raum sind das die angenehmsten Menschen: kein Vergleich zu den extrem rassistischen und unangenehmen Russen oder den ganz überwiegend primitiven und sehr unhöflichen Polen, Ukrainern, Tschechen etc.
Zur Halle: vielfach wurden in Weißrussland durch Firmengelder ältere, typisch sowjetische Sportanlagen modernisiert. Zur Wirtschaft Weißrusslands kann man hier was lesen. So hat die ausladend große Halle eine neue Glasfront, aber innen z.B. typische Arkadengänge, die dann aber auf moderne Schalensitze führen, die wiederum in eine ältere Architektur eingepasst wurden. Die osteuropäischen Sportstätten haben schon eine andere Ästhetik als die mitteleuropäischen – in Deutschland gibt es zudem zu viel gesichtsloses 0815-Bauen. Wirklich ästhetisch sind nur die westdeutschen Sportstätten der 20er, 30er und evtl. 50er/ 60er, bzw. die ostdeutschen Sportstätten der 50er bis 70er. Hier in Weißrussland wird für den Sport einfach größer und ansprechender gebaut!
Bei dem Handballspiel handelte es sich um das Finale des Frauenpokals. Die aus Minsk stammende Spielgemeinschaft der Nationalen Technischen Universität und des Automobilwerkes (Белорусский национальный технический университет/ Beloruskiy Natsionalniy Tekhnicheskiy Universitet und Белорусский автомобильный завод/ Beloruskiy Avtomobilniy Zavod) war schon Meister geworden und wollte nun gegen den Handballclub (Gandbolniy Klub) aus Gomel das Double holen. Das flotte und technisch gute Spiel hatte einige tolle Tore zu bieten. In der ersten Halbzeit war Gomel aus dem Südosten des Landes phasenweise besser und führte immer wieder, doch noch vor der Pause drehte BNTU-BelAz das Spiel. Nach der Pause zogen sie teils mit 7 Toren davon und gewannen am Ende verdient mit 30:27. Tages-Statistik; Freitag 18.5.:
400km mit dem Auto (davon 130 Mietwagen) und 1.620km mit dem Flugzeug zurückgelegt. Tag 4: Fußballpokalfinale in Mogilev
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FK BATE Borisov ............................................. 2
FK Dinamo Brest .............................................. 3
- Datum: Samstag, 19. Mai 2018 – Beginn: 18.30
- Wettbewerb: Finale des weißrussischen Fußballpokals (Final Kubka Belorusi; beide Teams Premyer Liga/ 1. Profifußballliga)
- Ergebnis: 2-3 nach 96 Min. (45/51) – Halbzeit: 1-1
- Tore: 1-0 13. Ivanic, 1-1 33. Milevsky, 2-1 48. Ivanic, 2-2 75. Fameyeh, 2-3 88. Nekhajchik
- Gelbe Karten: Volodko, Skavysh (BATE); Nekhajchik, Milevsky
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Stadyen Spartak (Mogilev, Kap. 8.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 7.500 (davon ca. 5.000 Dinamo, 1.500 BATE, Rest neutral)
- Unterhaltungswert: 9,0/10
FK Dnepr Mogilev D ........................................ 0
FK Minsk D ....................................................... 1
- Datum: Samstag, 19. Mai 2018 – Beginn: 14.00
- Wettbewerb: Liga Dobleri Belarus (1. Weißrussische Reserveliga)
- Ergebnis: 0-1 nach 93 Min. (45/48) – Halbzeit: 0-0
- Tor: 0-1 70. NN
- Gelbe Karten: keine
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: GSUSU Mogilevskaya gorodskaya SDYUSHOR Nr. 5/ naturalno pole (Mogilev, Kap. 1.050, davon 50 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 40 (davon ca. 5 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 5,0/10 Für den zweiten Tag hatten wir dann eine schöne große Rundfahrt vorgesehen. Es ging mit einem kurzen Stopp an einer im Bau befindlichen orthodoxen Holzkirche in Rudnya im Kreis (Rayon) Smalyavichy los. Dann ging es nach Bychow. Dort steht eine verfallene Schlossruine, die auf eigene Gefahr (Achtung, Löcher in den Decken...) zu besichtigen ist. Nur zwei Türme wurden saniert. Auch die Ruine der Synagoge ist interessant. Zwischen den beiden Ruinen steht ein typischen Kriegsdenkmal: Soldat und Frau mit Maschinengewehr, daneben ein Geschütz.
In Mogilev gibt es etwas Altstadt, durchsetzt von Plattenbauten und 20.-Jahrhundert-Verwaltungsbauten, aber allemal besser als eine NRW-Innenstadt... Besonders schön ist das Renaissance-Rathaus. Der Ort liegt auch ungewöhnlich hoch über dem Flusstal des Dnepr. Weißrussland ist nämlich sehr flach. Die Landschaft ist teils eintönig, nur der Wechsel zwischen Wald, Wiese und Feld ist manchmal interessant. Alles ist nur leicht hügelig, ein paar Seen und Flüsse dazwischen. Auch viel Sumpf. Berge gibt es aber keine. Die Wälder bestehen auch fast nur aus Birken und Nadelbäumen. Um 14 Uhr besuchten wir dann unser erstes Fußballspiel in Weißrussland. Der Kick der Reserveliga zwischen der U23 von Dnepr Mogilev und der U23 vom FK Minsk fand statt auf dem Kunstrasen mit den zwei kleinen Tribünen auf dem benachbarten ausbautenlosen Rasen statt. Diese Sportanlage für die Nachwuchs- und Frauenmannschaft des Profiklubs Dnepr Mogilev wird als ГСУСУ "Могилевская городская СДЮШОР № 5" (GSUSU Mogilevskaya gorodskaya SDYUSHOR Nr. 5) bezeichnet. Das Spiel war über weite Strecken ganz flott, aber wenige Torszenen und natürlich kaum Zuschauer. Die weniger aktive Mannschaft, FK Minsk, siegte durch einen Treffer in der zweiten Halbzeit mit 0:1.
Dann fuhren wir ans andere Ende der Altstadt und gingen nach kurzer Kirchenbesichtigung essen. Es gab fast gar keine Restaurants in der ganzen Gegend. Nur ein guter Schnellimbiss voller Fans von Dinamo Brest und teilweise auch BATE Borisov war aufzutreiben. Dort gab es z.B. Soljanka und Schawarma mit Pommes. Zu zweit zahlten wir da für ordentliche Portionen mittlerer Qualität nur knapp 8€. Verständigung erfolgte auch mit jungen Leuten ausschließlich auf Russisch. Die Karte gab es auch nur auf Kyrillisch. Dann ging es zum Hauptgrund unseres Kommens nach Mogilev. Dass mein Opa da mal stationiert wird, spielte keine wirkliche Rolle für uns, war aber eine interessante Randnotiz. Heute fand hier das Pokalfinale des weißrussischen Pokals statt. Warum auch immer der Pokal im jahresübergreifenden Rhythmus und die Liga im Jahresrhythmus ausgetragen wird... Aber die Karten habe ich sehr professionell im Internet gekauft: wenn man ein bisschen Russisch kann, bekommt man diese inklusive Vorverkaufsgebühr für nur 2,10€ pro Karte. Es gab auch noch billigere, aber nur eine Kategorie darüber für ca. 2,80€.
Dabei hat das Stadion durchaus einen guten Standard. Problematisch sind die nicht vorhandenen rückwärtigen Fluchtwege – die Tribüne wird auf nur zwei Seiten rechts und links unten betreten und verlassen. Aber es gibt geniale modernisierte Eingangstore und ästhetisch zwischen moderne Häuserfronten gepresste Tribünen mit farblich gut gemachten Sitzen zu sehen. Das Clubhaus sieht baulich auch sehr schön aus. Schwachsinn ist jedoch das ästhetisch Stahlrohrdach: es hat kein Plexiglas oben und bietet somit keinerlei Schutz.
BATE aus Borisov (weißrussisch: Barissau) ist ein Profiverein, der aus einer BSG hervorgegangen ist: der BSG Automobil- und Traktorelektronik (Борисовский завод автотракторного электрооборудования/ Borisovskiy zavod AvtoTraktornogo Elektrooborudovaniya). Als Serienmeister der letzten drei Jahre waren sie favorisiert gegen Dinamo Brest. Doch während Borisov nur gut 1.500 Fans mitbrachte, obwohl ihr Anfahrtsweg deutlich kürzer ist, brachte Brest locker 5.000 Leute mit. Die feierten auch mit gut 2.000 Fans geschlossen und ausdauernd ab. Hüpf- und Klatscheinlagen, zwei Choreos mit Überziehfahnen, mehrere Pyroaktionen und v.a. wurde eine Fahne begleitet von Bengalos von einem angrenzenden Parkhausdach herabgelassen.
Zwar ging Borisov früh in Führung, doch vor der Pause gelang Dinamo der Ausgleich. In der zweiten Hälfte gerieten sie noch einmal in Rückstand, doch glichen erneut aus. Ab dem 2:2 waren sie auch die bessere Mannschaft und erzielten verdient das 2:3. Das Spielniveau war gut, das Spiel hervorragend und spannend, die Stimmung topp. Einige Fans stürmten zum Feiern noch den Platz, was von den Sicherheitskräften nicht allzu heftig aufgenommen wurde. Ohnehin interessierte auch hier wieder keinen, wenn man entgegen der total hirnrissigen Verbote fotografierte, Bemmen (in der Landesprache: Buderbrod, Mehrzahl: Buderbrody) fraß und einen Schirm wegen des nicht vorhandenen Daches dabei hatte... Interessant war aber auch hier: trotz einigen Rowdys und Kaputten – zum ersten Mal bei einem solchen Spiel in Ost- oder Südosteuropa sehe ich mal weder Kelten- noch Hakenkreuze oder SS-Runen. Möglicherweise sind diese Symbole in Weißrussland aufgrund eines gescheiteren Geschichtsbewusstseins verboten oder auch weniger populär.
Über ganz ordentliche, stets auf Minsk zuführende Autobahnen kamen wir am späten Abend wieder in Smalyavichy an. Tages-Statistik; Samstag, 19. Mai:
460km mit dem Mietwagen zurückgelegt. 2 Fußballspiele gesehen, 2 neue Grounds, 16. und 17. Spiel seit dem letzten 0:0, 616. Woche seit der letzten ohne eine Sportveranstaltung. Tag 5: Motorsport in Minsk
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SDYUSTSH Minsk ............................................ 0
Motobolny Klub Grodno .................................. 3
- Datum: Sonntag, 20. Mai 2018 – Beginn: 17.00
- Wettbewerb: Chempionat Belorusi po Motobolu (Weißrussische Motoballmeisterschaft)
- Ergebnis: 0-3 nach 60 Min. (4x15) – Viertel: 0-1, 0-0, 0-1, 0-1
- Tore: 0-1 3. Vyacheslav Artyom, 0-2 42. Vyacheslaw Artyom, 0-3 50. Pavel Kurstak
- Grüne Karten (2 Minuten): NN, NN (Grodno)
- Gelbe Karten (5 Minuten): keine
- Rote Karten (Platzverweis): keine
- Austragungsort: Stadion Zarya (Kap. 3.000, davon 1.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 12 (davon keine Gästefans)
- Unterhaltungswert: 5,0/10
5. Lauf der weißrussischen Stockcar-Meisterschaft
- Datum: Sonntag, 20. Mai 2018 – Beginn: 12.00
- Wettbewerb: Chempionat Respubliki Belorus‘ po Trekowym Avtogonkam (Weißrussische Stockcarmeisterschaft)
- Ergebnisse: Mannschaftswertung; 1. RUSZ DOSAAF, 2. RSTK Zarya, 3. SDYUSTSH po avtomotorsportu / Details hier: http://rstk.by/Trek2018/5etap-trek2018/Protokoly-5trek2018.pdf
- Austragungsort: Stadion Zarya (Kap. 3.000, davon 1.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 150
- Unterhaltungswert: 7,0/10 Der Sonntag war für Minsk reserviert. Die Stadt ist nicht uninteressant. Wenn ich noch mal mit Khatereh nach Weißrussland komme, stehen das Katzenmuseum und das Freilichtmuseum auf dem Programm. Mein Vater und ich gingen aber erst einmal in den botanischen Garten. Der kostet pro Person relativ hohe (für uns aber immer noch sehr günstige) 2,80€/ 7 Rubel. Die Außenanlagen sind weitläufig, teilweise etwas kahl aber sehr gepflegt und vom Baumbestand her ansehnlich. Überall finden sich Schilder mit lateinischen Fachnamen und den russischen Entsprechungen. Das einzige Gewächshaus war allerdings nicht so professionell gemacht: Beschriftungen OK, aber hier wachsen Pflanzen verschiedener Vegetationszonen kreuz und quer durcheinander. Alles vollgeknallt, teils verkeilt und alles Pflanzen, die selbst in den einfachsten deutschen botanischen Gärten so oder in besserer Form vorkommen. Dann fuhren wir zum ersten Mal zum Stadion Zarya raus. Das ist eine Motorsportanlage ganz am Rande des Autobahnrings, die auch eine eigene Autobahnabfahrt hat. Der volle Name des Sportkomplexes lautet: "Республиканский спортивно-технический комплекс"ДОСААФ , Минский район,пос. Боровая, Стадион "ЗАРЯ". Respublikanskiy sportivno-tekhnicheskiy Kompleks DOSAAF (Freiwilligenorganisation für Heer, Luftwaffe und Flotte), Minskiy Rayon, posiedle Borovaya, Stadion ZARYA. Neben jeweils einer primitiven Carting- und einer Motocross-Strecke, was uns heute beides nicht interessierte, gibt es als Herzstück ein Stadion mit zwei Dachpappe-gedeckten und Holzbänke-bestückten Tribünen. Zwischen beiden steht ein Sprecherturm, auf den drei anderen Seiten kann man auch stehen. Drumherum befindet sich eine Fahrschulübungsstrecke. Irgendwo am Rand auch ein Scheißhaus mit Löchern im Boden und ohne Wasserversorgung. Ganz im Kontrast dazu stehen hinter dem Stadion die tollsten modernen Plattenbauten von ganz Minsk: edle Farben, originelle Spielchen mit einem riesigen Thermometer an der Fassade und offenbar gutem westlichen Wohnniveau. In der Mitte des Stadions befindet sich ein sandiger Motoballplatz, drumherum verläuft eine Stockcar-Strecke - ähnlich einer Speedwaybahn - die ebenso sandig ist.
Auf letzterer zogen wir uns die für mich mittlerweile 129. Sportart rein. Die Stockcar-Variante, die in Osteuropa als „(Trekoviye) Avtogonka“ / (трековые) автогонка bezeichnet wird, gibt es zumindest in ähnlicher Form auch in Deutschland und BeNeLux. Ähnlich wie beim Speedway oder Grasbahnrennen starteten mehrere Fahrzeuge gleichzeitig nebeneinander (hier sogar bis zu sechs und in diesem Fall sehr verrottet aussehende Gebrauchtwagen, eben Stockcars, die zumeist von Lada sind) und versuchen binnen vier Runden als erste die Ziellinie zu passieren. Hierbei ist es ausdrücklich erlaubt, Gegner anzurempeln oder abzudrängen. Daher auch der russische Begriff, der in etwa „(Streckengebundene) Autorempelei“ bedeutet... Wir sahen 15 Läufe mit teils sehr interessanten Positionskämpfen und sehr wenigen Aus- oder Unfällen. Natürlich ein etwas dümmlicher Sport und entsprechendes Prollpublikum war auch da – es wurde auch wieder scharf kontrolliert, aber hier ausdrücklich keine Fotoverbote oder ähnliche schwachsinnige und ohnehin nirgendwo angewandte Regularien, und relativ hoher Eintritt (2,80€/ 7 BYR) genommen – doch insgesamt eine sehr unterhaltsame Veranstaltung. Würde ich mir auch in Deutschland oder BeNeLux noch mal angucken... Nach dem 15. Lauf gingen wir raus und fuhren in die Innenstadt von Minsk. Die hat ein paar Kirchen zu bieten, einige Häuser im Zuckerbäckerstil bzw. auch älter und viel sozialistische Monumentalität und Wucht. In zwei Stunden hat man aber eigentlich alles gesehen, zuzüglich mehrerer Stunden dann für Museen, die wir aber ausließen. Die mit weitem Abstand größte Stadt und natürlich Hauptstadt und zudem Heldenstadt hat halt für ihre 1,9 Millionen Einwohner v.a. endlose Plattenbausiedlungen und aufgrund massiver Weltkriegsschäden auch kaum historische Sehenswürdigkeiten. Zurück zur oben beschriebenen Motorsportanlage. Nun stand Motoball auf dem Programm. In Weißrussland gibt es ein gutes Dutzend Mannschaften, wobei die Hälfte davon nur an mehr oder wenige regelmäßigen Turnieren teilnimmt. Es gibt dann aber auch noch ein paar Teams, die einen Ligenbetrieb aufrecht erhalten. Die eine Liga hat den bekloppten Namen „Tsentraly Evropeisky Chempionat“ – Zentraleuropäische Meisterschaft. Genauso ein Quatsch, wie die „Mitteldeutsche“ Handballoberliga mit Teams aus Görlitz und Hoyerswerda... In der Zentraleuropaliga spielen jedenfalls derzeit zwei Teams aus Minks, eines aus Pinsk und eines aus Luninetz mit zwei litauischen Teams (Kretinga und Skuodas). Die Meisterschaft der Republik Weißrussland (чемпионат Республики Беларусь по мотоболу/ Chempionat Respubliky Belarus‘ po Motobolu) hat außer den vier oben genannten weißrussischen Teams noch eine Mannschaft aus Grodno zu bieten, die ja wiederum nicht in Litauen/ „Zentraleuropa“ antritt.
Heute war der MK (Motobolniy Klub) Grodno (Hrodno) auch in der Tat zu Gast beim schwächsten Team der Liga: Sdyustsh ist so etwas wie die U23 von Zarya Minsk. Die Abkürzung schreibt sich in Landessprache СДЮСТШ, hat auch eine lange Kurzform (СДЮСТШ по автомотоспорту ДОСААФ/ Sdyustsh po avtomotosportu Dosaaf) und wird komplett ausgeschrieben als „Специализированная детско-юношеская спортивно-техническая школа по автомотоспорту Добровольное общество содействия армии, авиации и флоту Республики Беларусь“ / Spetsialisirovannaya detsko-yunosheskaya sportivno-tekhnicheskaya shkola no avtomotsportu Dobrovol’noye obtchestvo sodeystviya armiy, aviatsiy i flotu Respubliki Belarus‘. Übersetzt in etwa: „Spezialisierte Sport- und Technikschule für Kinder und Jugendliche im Bereich Motorsport unter Obhut der Freiwilligen Gesellschaft für die Unterstützung von Armee, Luftfahrt und Flotte“. Schon mal so einen langen Vereinsnamen gehabt?
Nun ja, der lange Vereinsname nutzte denen auch nicht viel: vor nur 12 Zuschauern (zu Spitzen- und internationalen Spielen kommen schon mal mehrere tausend Fans) ging Grodno nach nur drei Minuten 0:1 in Führung. Danach leider auf niedrigem technischen Niveau vor allem ein passives Spiel mit wenigen Torszenen. Erst im dritten Viertel das 0:2, bald danach ein grober Abwehrfehler bzw. Abwurffehler des Minsker Torwarts und es stand 0:3, was schon der Endstand war.
Eigentlich wollten wir nach dem Spiel noch 1. Liga Fußball gucken, aber Torpedo spielte nicht in ihrem Stadion sondern beim FK Minsk – aber der Kick ging eh 0:0 aus, also nichts verpasst... Tages-Statistik; Sonntag, 20. Mai:
150km mit dem Mietwagen zurückgelegt. 1 Motoballspiel und 1 Stockcarrennen gesehen, 1 neuer Ground, 17. Spiel seit dem letzten 0:0, 616. Woche seit der letzten ohne eine Sportveranstaltung. Tag 6: Pfingstmontags-Spitzenspiel in Vizebsk
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Futbolny Klub Vitebsk ...................................... 2
FK Torpedo-BelAZ Shodino ............................. 0
- Datum: Montag, 21. Mai 2018 – Beginn: 18.45
- Wettbewerb: Vysshaya Liga (Oberliga/ 1. Weißrussische Profifußballliga)
- Ergebnis: 2-0 nach 94 Min. (46/48) – Halbzeit: 1-0
- Tore: 1-0 17. Kyryll Pechenin, 2-0 53. Nikita Naumov
- Gelbe Karten: Anton Matveyenko (Vitebsk); Edgar Olekhnovich, Aleksandr Pavlovec (Shodino)
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Tsentralny Sportivny Kompleks Vitebsky (Kap. 8.100 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 1.500 (davon ca. 25 Gäste)
- Unterhaltungswert: 6,5/10 Am Pfingstmontag machten wir noch einen weiteren langen Ausflug nach Osten. Erst hielten wir zum Tanken in der recht modernen aber gesichtslosen Stadt Shodino, Heimat von Torpedo-BelAZ, und dann in der Stadt des Serienmeisters BATE, in Borisov: dort gibt es ein sehr verfallenes Schloss, eine interessante orthodoxe Kirche und eine alte Synagoge. Ansonsten ist der Ort recht heruntergekommen. Deutlich gepflegter hingegen ist Shklou: dort ist das symmetrische Schloss sehr auffällig. Angrenzend ist eine schöne Kirche zu finden, zudem gibt es ein gewaltiges Ehrenmal mit drei Panzern, davon einem BMP oder sowas. Zwischen Slavadko und Bogushoy war die Straße mal nur unbefestigt, aber dort nahm ich mal einen Friedhof auf: in Weißrussland sind diese fast immer weit außerhalb des Ortes an einer Ausfallstraße und werden auffällig von Bäumen beschattet.
Besonders sehenswert war dann Smalyany. Dort gibt es zwei Kirchenruinen, eine Klosterruine, eine Wasserschlossruine, mehrere Mahnmale, schöne (meist aber heruntergekommene) Holzhäuser und eine Holzkirche. Der Ort lag irgendwo ungünstig im zweiten Weltkrieg, sodass er massive Zerstörung erlitt. Unter anderem wurden durch die Nazis alle Juden ermordet. Die kaputten Kirchen und Klöster dürften aber die Russen zu verantworten haben, da es sich v.a. um polnische Einrichtungen handelte, die auch geplündert wurden. Das mit den polnischen Gotteshäusern bekamen wir übrigens von einem völlig versifften Typen erklärt, der sich mal 5 Rubel für den Kauf von einem Werkzeug „leihen“ wollte. Für seine auf einer Mischung aus Weißrussisch und Polnisch vorgetragenen Erklärungen hat der sehr freundliche Mann die auch gerne von mir bekommen. Vor dem Supermarkt, wo es die Werkzeuge im Angebot gab, parkte übrigens außer einem Fahrrad nur ein Pferdegespann. Autos haben hier nur wenige Leute.
Vitebsk ist dann wiederum eine der größten Städte des Landes. Nach Minsk schien mir hier die Autodichte am höchsten zu sein. Spektakulär ist der Blick von der Brücke über den Fluss auf den kleinen Altstadtbereich mit den Kirchen und dem Kloster. Ansonsten natürlich nur Platte in mal mehr, mal weniger gutem Zustand und breite Straßen. Unweit der einen kleinen orthodoxen Kirchen, neben der eine Holzkapelle steht bzw. rechts von dem hässlichen Vier-Sterne-Sowjethotel, fanden wir ein gutes Restaurant. „Bar 181“ oder so. Einheimische Küche in einem westlichen Stil – und natürlich Burger und Co. Alles beste Qualität, trotzdem kommt man mit 5-6€ pro Person, wenn mehrere Gänge gewünscht werden, dann auch mal knapp 10€, aus. Dass z.B. einheimische Bratwurstvarianten oder Fleischklopse an warmem Salat und mit würzigen Soßen gereicht werden und im Stile der gehobenen westeuropäischen Küche angeordnet werden, ist ungewöhnlich. Gute Gastronomie bzw. überhaupt irgendwelche Gastronomie schien mir zumindest außerhalb der Innenstadt von Minsk in Weißrussland Mangelware zu sein. Ein Spiel gab es heute natürlich auch noch. Erste Liga, bezeichnet als „Oberliga“, in Vitebsk. Zwischen Plattenbauten steht ein toller Sportkomplex: sehr ästhetisches Eingangsportal mit Kassenbereich, wo die unfreundlichen Verkäufer die nur 2€ (Frauen 0,80€; Kinder bis 14 Jahren 0,40€) teuren Karten verkauften und die Horden von Sicherheitsleuten mal wieder Kontrollen durchführten, ohne etwas zu beanstanden, dann eine riesige Tribüne mit modernem Dach und neuen Sitzen, aber alter Bauweise, verschachtelten Logen und symmetrisch an den Ecken abknickenden Tribünen. Außerdem originelle Flutlichtmasten und ein tolles Vereinsheim sowie eine große, modernisierte Anzeigetafel und typische Mauern mit geometrischen Mustern (nach außen gewölbte Würfel und ähnliches).
Das Spiel begann sehr flott. Torpedo BelAz Shodino kam nicht so recht in die Gänge, doch sehr zur Freude der meisten Fans ging der FK Vitebsk gut ab und schnell 1:0 in Führung. Nach der Pause ebenso schnell das 2:0, zwischendurch mal etwas Leerlauf, aber insgesamt ein gutes Match. Auch hier fiel wieder auf: viele Zuschauer gehen gut mit – aber es gibt keine totalen Ausraster oder Reibereien mit den sehr präsenten Sicherheitskräften und v.a. keine rechtsradikalen Parolen oder Symbole. Wie gesagt völlig untypisch für die sonst weitestgehend unzivilisierten osteuropäischen Staaten wie Ungarn, Bulgarien, Polen etc. Tages-Statistik; Montag, 21. Mai:
650km mit dem Mietwagen zurückgelegt. 1 Fußballspiel gesehen, 1 neuer Ground, 18. Spiel seit dem letzten 0:0, 617. Woche seit der letzten ohne eine Sportveranstaltung. Tag 7: Rückreise
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Ab Abreisetag war leider für gar nichts mehr Zeit. Wir fuhren einfach nur zum Flughafen, sprachen da zum ersten Mal wieder Englisch seit 5 Tagen, da ich mir beim Mietwagenabgeben nicht auf Russisch einen Abbrechen musste, weil bei Avis hervorragend Englisch beherrscht wird, aßen eine Kleinigkeit für erstaunlich wenig Geld und kamen dann pünktlich mit Austrian via Wien nach Berlin. Beim Flughafen in Wien gab es zwar schwachsinnige Kontrollen aber dafür gutes Internet kostenlos und unkompliziert. In Berlin klappte der Transfer zum Parkplatz (park to fly) super. Noch ein kleiner Einkauf in einem Lidl in Berlin, was ein Riesenunterschied zu Weißrussland war: das Sortiment war nicht unbedingt besser, aber hier sahen nicht alle Menschen gleich aus – ganz im Gegenteil – wobei einfach auch drei Mal so viele Leute in einem genauso engen Markt waren wie in Minsk und dann nur halb so viele Angestellte an halb so vielen Kassen waren, was ein besoffener Deutsche mit lautem Lallen aber nachvollziehbar kommentierte: „Ähhhhh eyyyyyy, könnt ihr nich ma die andren Kassen aufmachn, ehhhhhhh, hier schdehn sechzisch Leude, Alda!“
Danach brachte ich meinen Vater zum Hauptbahnhof, wo er trotz Zugpanne noch vor Mitternacht in Rostock war, während ich die mehr als doppelt so weite und teils überlastete Strecke nach Bonn in etwas längerer Zeit (bis 1.30h) per Auto bewältigen musste. Tages-Statistik; Dienstag, 22. Mai:
640km mit dem Auto (davon 30 Mietwagen) und 1.620km mit dem Flugzeug zurückgelegt. Ein paar Worte zum Schluss:
Weißrussland ist zwar von den Sehenswürdigkeiten her nicht herausragend – einige der Top-Sights konnten wir aus Zeitgründen auch nicht besichtigen – aber die Sportszene ist attraktiv. Oftmals tolle Grounds, interessante Sportarten außer Fußball bekommt man auch zu sehen. Von den ganzen Ost- und Westslawen sind die Weißrussen auch die freundlichsten Leute. Das ist zwar kein Kunststück, freundlicher (v.a. zu Ausländern) zu sein, als ein durchschnittlicher Russe oder Tscheche, aber muss hervorgehoben werden: anders als sonst zwischen Oder/ Neiße und Ural sind Weißrussen oftmals geduldig und hilfsbereit, wenn ein Ausländer nicht fließend die Landessprache kann und versuchen sogar Englisch zu kommunizieren. Betonung liegt allerdings auf „versuchen“, nur allemal besser als z.B. im viel touristischeren Tschechien, wo jeder Wechsel von Tschechisch zu Englisch gerne mit „ne rozumem“ und Weitergehen quittiert wird. Aber hier liegt wahrscheinlich auch der entscheidende Punkt: die Herzlichkeit wie in untouristischen arabischen Ländern oder dem Kosovo findet man freilich nicht in Weißrussland – aber dadurch, dass fast keine Ausländer nach Weißrussland kommen oder gar dort leben, gibt es ein gewisses Interesse und eine hohe Bereitschaft weiterzuhelfen oder mal etwas vom Leben eines Ausländers zu erfahren, der so bekloppt ist, in die tiefste osteuropäische Provinz zu fahren...
Die touristische Infrastruktur ist dabei gar nicht so schlecht: gute Beschilderung (wenn man kyrillisch lesen kann!), ordentliche Straßen (alle größeren Straßen befestigt), gute Versorgungslage (niedrige Preise für einheimische Supermarktwaren, die westlichen kaum nachstehen) – aber ein touristenfeindliches Visaregime mit viel Aufwand und hohen Kosten. Ich kann einfach nicht verstehen, wie ein Land so dumm sein kann, nicht den Tourismus in der Art zu fördern, dass es generell Visa-on-Arrival an allen Land-, Luft- und sonstigen Grenzen ausstellt. Mit Meldepflichten in Hotels oder bei der Polizei hat man seine Gäste auch im Blick. Dann kann man doch mal Leute z.B. 20€ pro Woche oder 50€ für einen Monat bezahlen lassen, mal noch einen 20er für Autoversicherung bei Einreise mit eigenem Wagen oder hier und da eine Gebühr – wobei Weißrussland seine Polizei, die schon mehrfach ausländische Fahrzeuge geraubt hat, noch besser in den Griff kriegen muss: mit dem Aufstellen von Radarfallen statt beweglichen Kontrollen wurden die Korrupten schon mal etwas entmachtet... Aber die beschriebene Handhabe wäre einfacher und schneller für die einreisewilligen Touristen, als es derzeit ist, und am Ende sicherlich auch gewinnbringender für den Staat. Denn man holt Devisen ist Land und zur gescheiten Grenzabfertigung braucht man tausende Beamte – und hat somit wieder tausende Arbeitslose weniger...
Einen ganz guten Artikel zum Reisen in Weißrussland findet man auch hier: http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/weissrussland-hinter-dem-unsichtbaren-eisernen-vorhang-15225768.html
Für internationalen Motoball in Pinsk oder Luninetz komme ich übrigens gerne wieder. Dann auch mehr von den sehenswerten Schlössern und Kirchen im Südwesten des Landes! Statistik (Stand nach letztem Reisetag):
- Grounds: 2.180 (5; diese Saison: 200 neue)
- Sportveranstaltungen: 3.351 (6; diese Saison: 246)
- Tourkilometer: 5.540 (2.300 Auto, davon 1.420 Mietwagen/ 3.220 Flugzeug)
- Saisonkilometer: 58.890 (31.780 Auto, davon 6.190 Mietwagen/ 23.440 Flugzeug/ 3.400 Fahrrad/ 0 Schiff, Fähre / 0 Bus, Bahn, Straßenbahn)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 18 [letzte Serie: 102, Rekordserie: 178]
- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 31 des Jahres 2006 (31.7.-6.8.), d.h. seit 617 Wochen.
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