- Datum: Samstag, 4. Juli 2015 – Start: 12.00
- Wettbewerb: 4. Lauf der Veranstaltergemeinschaft Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (Tourenwagen-Rennserie)
- Ergebnis: siehe Seite des Rennveranstalters
- Austragungsort: Nürburgring, Nordschleife und Sprintstrecke (Kap. 200.000, davon 30.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 15.000?
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Spannendes Rennen auf einer tollen Strecke) Photos with English Commentary:
a) Touring Car Racing: 4 Hours Endurance Cup at Nürburgring
b) Rhineland-Palatinate: Dernau, Krausbergturm, Rech, Mayschoß, Laach, Altenahr, Kreuzberg, Adenau
Der Nürburgring ist eine eindrucksvolle Sache: die ganzen angrenzenden Dörfer leben scheinbar dafür; Zielflaggen sind gehisst, überall wird Rennsportbedarf verkauft und fast jedes Lokal wirbt mit „Boxenstopp“. Der Ring ist ein millionenschweres Ding: seine Benutzung ist an wahnsinnige Preise gebunden; ein Jahr lang zu den fast täglich stattfindenden Trainingszeiten mit seinem Privatwagen auf den Ring zu dürfen, kostet weit über 1.500€ - aber ist immerhin eine Ersparnis, wenn man bedenkt, dass man für die Miete eines Sportwagens (Audi A3 z.B.) mit dem man drei Mal den über 24km langen Kurs entlang fährt, auch schon über 800€ zahlen muss. Selbst wenn man an solchen Spaßveranstaltungen wie dem Fahrradrennen auf dem Nürburgring teilnehmen will, werden 120€ Startgebühr fällig. Man kann sich ausrechnen, wie teuer die Unterhaltungs- und Wartungskosten für so eine Rennstrecke sind: da sie die längste dauerhafte Rennstrecke der Welt ist und ein so berühmter Veranstaltungsort, zahlt man natürlich noch für den Namen mit. Nicht viel zahlen muss man aber – seit die Formel 1 dort nicht mehr fährt – als Zuschauer. Klar gibt es auch mal teure Events mit 50€ Eintritt und mehr und auch bei der VLN-Rennserie kosten die VIP-Karten 149€ - aber bei dieser Tourenwagenserie, einer bedeutenden Halbprofi- und Amateurrennsportveranstaltung, kann man auch zwischen 15€ regulären Tribünenplätzen oder eben frei zugänglichen, kostenlosen Zuschauerbereichen (die freilich eine sehr beschränkte Sicht auf die Strecke bieten) wählen.
Da die Parkgebühren in der Nähe der Haupttribünen bei 10€ liegen und ich mal wieder eine anspruchsvolle Radtour brauchte und es zudem auch irgendwie stilvoll ist, per Fahrrad zu einem Autorennen zu fahren, fuhr ich trotz bis zu 37 Grad bei starker Sonneneinstrahlung und hoher Luftfeuchtigkeit über Dernau (toller Blick ins Tal mit Weinbergen und Sicht auf den gegenüberliegenden Krausbergturm), Rech (kleines Weindorf mit älteren Häusern), Mayschoß und Laach (extrem steile Weinberge), Altenahr (ansehnliche Burgruine auf einem mit zwei Tunneln – einer für die Eisenbahn und der andere früher auch, doch jetzt als Radweg gepflastert – durchbohrten Felsen) und Kreuzberg (tolles, kleines Burgschloss auf einem Felsen) nach Adenau.
Besonders toll kann man allerdings nicht mit dem Fahrrad in Rheinland-Pfalz fahren: mangelhafte Radwegweiser, kaum Radwege – aber überfüllte Bundes- und Landstraßen, auf denen massenhaft NRW-Arschlöcher unterwegs sind, die entweder nicht wissen, dass man das Gaspedal etwas stärker durchtreten muss um bergauf schneller als 20 zu fahren oder eben Tuningprolls aus Siegburg, Solingen oder anderen erbärmlichen Provinzstädten sind, die sich kein Trainingsticket für den Nürburgring leisten können und daher meinen, dass die Rennstrecke schon bei Altenahr auf der Bundesstraße beginnt... Ich entschied mich dafür, während des vierstündigen Rennens mehrfach den Platz zu wechseln und keine Karte zu kaufen. Ich fing in Adenau an, den Mountainbikeweg 1 direkt an der Rennstrecke entlang zu folgen. Zwei Probleme gibt es dabei: mit einem Tourenrad sind einige Passagen nur mit Schieben machbar, da die Wege sehr schlecht, steil und ausgewaschen sind – und von der Rennstrecke sieht man auch nur alle 1 bis 2km wirklich etwas, manche Punkte (weit über 30 sind es laut Veranstalterkarte) sind Streckenposten vorbehalten oder lohnen für Zuschauer kaum. Abseits der Punkte kann man mitunter auch etwas sehen und ist als Zuschauer sicher, aber in den seltensten Fällen lohnt sich das von den Fotomotiven her.
Am ersten Punkt östlich von Adenau, „Bergwerk“ genannt schienen nur Streckenposten zu stehen. Ich wechselte dann durch einen der vielen Tunnel von der Mountainbikeroute auf die innere Strecke an einem freien Stück (wo sich auch noch 10, 20 Zuschauer aufhielten) zwischen Bergwerk und Kesselchen. Keine fünf Minuten stand ich da hinterm Zaun, schon rammte einer mit mindestens 200 die Leitplanke, sodass seine Beifahrertür meterhoch in einen Baum geschleudert wurde...
Insgesamt ist die Unfallrate – wenn auch meist keine Personenschäden entstehen, wobei dieses Jahr erstmals wieder seit längerem bei dieser Rennserie ein Zuschauer durch Wrackteile tödlich verunglückte – bei der VLN Rennserie auffällig hoch. Hier merkt man mitunter, dass offensichtlich einige an Selbstüberschätzung scheitern: ich bin zwar auch schon mal mit einem 177er-Schnitt gefahren, so wie es der Rennsieger geschafft hat, doch das war auf der Strecke von Jarmen nach Rostock auf einer total freien und weitestgehend geraden Autobahnen in einer Zeit von knapp 30 Minuten – nicht wie hier mehr als eine Stunde bis zum Fahrerwechsel bei Spitzengeschwindigkeiten von 250km/h (mein Mietwagen da schaffte auch „nur“ 230) auf einer extrem kurvenreichen Strecke mit teilweise enormen Steigungen und Gefällen... Ich will keineswegs die Leistungen von Fahrern, die durch Unfälle ausgeschieden sind, herabsetzen (wer meint, Motorsport sei einfach, weil das Fahrzeug alles macht, hat sowieso keine Ahnung und kann wahrscheinlich nicht mal Tretroller fahren) – aber da schlingerte einer aus unersichtliche Gründen von einem Fahrbahnrand zum anderen beim Herabbremsen und touchierte dabei Absperrungen, mehrere fuhren bei gut 180 extrem dicht auf in einer Kurve, vor der ein Warnschild „Abstand halten“ (das gilt auch bei Rennen!) steht und ein anderer fuhr zweitweise mit einer geöffneten Fahrertür durch die Gegend, als hätte der beim Boxenstopp seinen Overall in der Tür eingeklemmt und es erst in Wehrseifen bei Tempo 250 bemerkt...
Ich fuhr mit dem Rad nur bis Kesselchen wo wieder nur Streckenposten etwas von der Rennstrecke sehen können und dann zurück zur vorher erwähnten Fotostelle und dort innen weiter. Oberhalb von Breidscheid/ Ex-Mühle fand ich dann einen etwa 50m höher als die Rennstrecke liegenden Platz, wo eine Lücke im Bewuchs einen schönen Blick auf die Brücke zwischen Adenau und Breidscheid bis zur Kurve in Richtung Wehrseifen freigibt. Wieder ein kurzes Stück zurück zum Wanderparkplatz zwischen Ex-Mühle und Bergwerk (da im Innenbereich nichts beschildert ist, fragt man die Motorsportfans, die mal wandernd, mal mit Mountainbike oder auch verboten mit Motocrossmotorrad unterwegs sind und alle sehr hilfsbereit sind, nach dem Weg) und dann zum gut frequentierten Zuschauerpunkt Wehrseifen. Dort blieb ich die restlichen 2 Stunden des Rennens.
Zurück nach Bonn ging es auf ähnlicher Strecke wie hinzu. Insgesamt waren es 137km. Im August oder Oktober werde ich noch mal ein Rennen besuchen, dann aber das Rad ins Auto packen, auf einem Wanderparkplatz in der Nähe starten und den Ring komplett umrunden um neue Fotoperspektiven zu finden und auch die spektakulären Tribünenanlagen gegenüber der ebenfalls spektakulären Nürburg aufs Bild zu bekommen... Statistik:
- Grounds: 1.393 (1 neuer; diese Saison: 238 neue)
- Sportveranstaltungen: 2.414 (1; diese Saison: 302)
- Tageskilometer: 140 (140 Auto)
- Saisonkilometer: 61.650 (46.660 Auto/ 8.200 Flugzeug/ 5.130 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.560 Fahrrad/ 20 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 88 [letzte Serie: 13, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 466
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