.................................. 1:2 (0:0) .................................
------ Mogreb Atlético Tetuán (المغرب التطواني) ------
- Datum: Montag, 23. Dezember 2013 – Anstoß: 17.00
- Wettbewerb: GNF Botola 1 [لبطولة الوطنية الاحترافية] (d.h. 1. Marokkanische Liga; Profifußballiga)
- Ergebnis: 1-2 nach 95 Min. (46/49) – Halbzeit: 0-0
- Tore: 0-1 65. Zaid Kourchi, 0-2 68. Hussam Eddine Assanhaji, 1-2 75. Omar Sarboute
- Verwarnungen: Nr. 27 (OCK); Zaid Kourchi (MAT)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Phosphate de Khouribga [مركب الفوسفاط بخريبكة] (Kap. 6.000, davon 4.500 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 1.600 (darunter ca. 250 Gäste-Fans)
- Unterhaltungswert: 6,5/10 (Gute zweite Hälfte, durchweg ordentliche Stimmung) Photos with English and Arabic Commentary:
a) OLYMPIQUE KHOURIBGA – MAGHREB TETOUAN (STADE PHOSPHATE)
b) Phosphate Plains and Zemmouri-Mountains: Maamoura Forest, Zaer Mountains, Phosphate Plain between Rommani and Khouribga
c) HIGH ATLAS: Marrakech and Surroundings
Video on My-Video.De:
Support during Match Olympique Khouribga v Maghreb Tetouan (soon!)
Zu Weihnachten 23. und 24. hatte ich zwei Tage frei, die ich gut geplant hatte, aber aus anderen Gründen am Ende nicht besonders zufriedenstellend waren… Der Montag fing aber gut an!
Die Phosphatbergbaustadt Khouribga liegt nur zwei Stunden von Casablanca aus im Landesinneren, doch da viel Zeit war bis zum Spiel fuhr ich erst mal in die schönen Maamoura-Wälder bei Rabat und durch die bewaldete sowie mit tiefen Schluchten durchzogenen Zaer-Berge. In Rommani stieß ich dann auf die Strecke, die man von Fès – oder auch von Tetuán – aus normalerweise nehmen würde, um nach Khouribga zu gelangen. Der Ort liegt in einer am Rande hügeligen Hochebene, deren Felder immer wieder von Felsformationen durchzogen sind. Die Ortschaften kommen hier stärker vereinzelt als in den angrenzenden Regionen. Architektonische Sehenswürdigkeiten gibt es hier keine. Immer wieder tauchen Industrie und Montanwesen rechts und links der Hauptstraßen auf.
Die Stadt Khouribga selbst kann man nicht als sehenswert, wohl aber als interessant bezeichnen. Man trifft zwar einige Bettler und der Stadtkern wird an einigen Stellen von heruntergekommenen kleinen Betonbauten ausgemacht, aber die Plattenbausiedlungen sehen hier besser und ordentlicher aus als anderswo in Marokko, das Bruchvolk ist merklich weniger zahlreich als in Fès oder gar Casa und Tetouan, und besonders die französische Werkssiedlung ist klasse: das sieht dort echt aus wie die Gartenstädte in Piesteritz oder Senftenberg! Für die Phosphatbergwerke im Raum Khouribga haben die Franzosen nämlich eine Arbeitersiedlung nach ihren Maßstäben hochgezogen: eingeschossige und mit Gärtchen umgebene Einfamilienhäuser mit geziegeltem und mit Schornstein versehenem Satteldach. Die Vorarbeiter und Fabrikanten konnten sich auch zwei Stockwerke mit Veranda und Balkon leisten…
Auch aus den 1920ern stammt das in dieser Siedlung befindliche Sportgelände. Die Karten für das Montagsspiel bekam man im alten Kulturhaus der Arbeiter (einem ehemaligen französischen Kino, das mit den Arbeiterbildern und dem Baustil auch in Thionville oder Profen stehen könnte). Das neue Kulturhaus ist übrigens in der ehemaligen Kirche (typisch französischer Betonbau) um die Ecke untergebracht. Ich landete dann trotz 20-Dirham-Karten auf der 40-Dirham-Tribüne, da die Polizei in Khouribga zwar angenehmer als im Norden, aber besonders doof ist: da frag ich nacheinander drei Polizisten wo ich rein muss wenn ich zu den OCK-Fans auf die Gegentribüne will und bekomme drei unterschiedliche Antworten und werde einfach auf die Tribüne geschickt trotz Karte für den anderen Bereich… Aber das fing ja auch sprachlich schon so toll an: ich frage Arabisch - die antworten Französisch… ich wieder Arabisch - die gehen darauf ein und loben meine Sprachkenntnisse, wollen aber lieber eine Fremdsprache sprechen und behaupten auch Englisch zu können… ich gebe ihnen die Chance und nachdem sie (wie 90% ihrer Landsleute halt auch) keinen einzigen guten Satz auf Englisch rauskriegen, reden wir doch wieder Arabisch… Auf der besagten Haupttribüne hat man zwar nicht die beste Sicht, aber sie macht das Stade de Phosphate zum schönsten Stadion der 1. Liga: neun große Betonstufen überdacht mit einer absolut symmetrischen Stahlkonstruktion die Messingverzierungen mit Mustern hat, flankiert von verbauten Logen für die Presse und VIPs die jeweils mit Polstersitzen bestückt sind. Rechts der herrlichen Haupttribüne gibt es einen auf zwei Tribünen verteilten Gästesektor mit 500 überdachten Sitzplätzen und ebenso vielen unüberdachten Stehplätzen. Daran schließt der schon sehr gut aussehende Rohbau einer neuen Hintertortribüne an. Hinter dem Tor gegenüber steht zwischen den Nadelbäumen eine kleine manuelle Anzeigetafel und daneben zwei Stehtribünen. Die Gegentribüne ist ein sehr ordentlicher 16reihiger Betonstufenbau.
Die Anlage ist leider sehr selten voll, auch heute kamen nicht einmal 2.000 Zuschauer von denen auch immerhin gut 250 Gästefans waren (die kamen übrigens größtenteils mit dem Zug), doch die Stimmung ist gar nicht so schlecht. 200 bis 300 Jugendliche supporten im Ultra-Style auf der Gegentribüne (diese „Green Ghost“ haben auch ganz nette Melodien auf Lager!) und eine Gruppe von Musikern mit Schlaginstrumenten sitzt neben der Ehrentribüne unter dem Dach und musiziert kräftig zum Spiel. Tetouan ist aber natürlich immer stimmgewaltig, sodass die Kiffer aus der Taubenstadt recht oft zu hören waren.
Die Rif-Kabylen hatten auch aufgrund des Spielverlaufs mehr zu feiern. Der Phosphat-Club war zwar in der ersten Hälfte leicht überlegen, doch nach dem 0:0 Pausenstand war es Tetouan die in einem immer besser werdenden Spiel mit einem Doppelschlag in Führung gingen: erst ein Lattenknaller der im zweiten Nachschuss aus 15m in den Winkel gezimmert wurde und dann ein Sturmlauf mit Schuss aus 15m ins lange Eck. Einige Minuten darauf konnte Khouribga nach einer Mehrfachgelegenheit aus Nahdistanz einschieben, doch es reichte nicht zu mehr, da Tetouan ungewohnt viel nach vorne drückte. Das 1:2 geht auch in Ordnung so.
Nach dem Spiel stellte ich dann fest, dass Khouribga eine beschissene Beherbergungssituation hat: zwei sautere Hotels und zwei billige – die letzten beiden ausgebucht mit Inlandstouristen. Ich fuhr also weiter und entdeckte auf der ganzen Strecke (80km Landstraße) nach Beni Mellal nicht eine Tankstelle mit Motel (gibt es auch einfach zu wenig in Marokko, aber einige Dutzend aufs Land verteilte gibt es schon). In Beni Mellal selbst steuerte ich das nächstbeste Hotel an einer Hauptstraße an und das Atlas (klassifiziert als 2 Sterne +) bot sehr gute Zimmer für 18,50€ an. Zwar am oberen Ende meiner Preisklasse, aber für den Standard und in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit in Ordnung – nicht dass ich noch mal im Auto pennen muss, was im Dezember im Atlasgebirge nicht so lustig ist, wie an der weitaus wärmeren Küste… In der Zwischenzeit hatte sich planungstechnisch ein bisschen was getan (Panne 1). Völlig unüblich in Marokko, aber das Dienstagabendspiel wurde auf Donnerstagabend in der Folgewoche verlegt. Bekanntgegeben wurde das am Sonntagabend und erfahren habe ich es wiederum erst am Dienstagabend. Und Schuld trägt das Fettgesicht von König…
Aber der Reihe nach: In Beni Mellal war ich etwas spät losgekommen, aber zeitlich noch im Plan, sodass ich die Serpentinenstrecke am Rande des Hohen Atlas nach Afourer und Ouidane hochfuhr. Die Berglandschaft ist spektakulär – regelmäßige Bergkuppen, schroffe Felsvorsprünge, spärlicher Baumbestand, tiefe Schluchten – und die Straßenführung dementsprechend auch, aber der Zustand der Strecke ist gut.
Als größte Sehenswürdigkeit dieser Landesecke steuerte ich die 120m hohen Wasserfälle von Ouzoud an. Die Bevölkerung dort ist zu 90% berberisch und zu 85% ungebildet und finanzschwach. Logisch, dass man dort ohne Ende Abzocker trifft. Auch die Gemeindeverwaltung macht kräftig mit, indem sie auf Beschilderung verzichtet. Ich hörte mit, wie Fremdenführer bis zu 300 Dirham für eine einstündige Führung verlangten. Dem Berber namens Driss war ich aber aufgrund der Arabischkenntnisse sympathisch, sodass ich für 100 dabei war. Das ist aber immer noch zu viel. Der Besuch der Wasserfälle ist jedoch sehr lohnend: in mehreren Sturzbächen fällt das Wasser über drei Stufen in eine tiefe Schlucht die eng von Bergen umstanden ist. Man kann überall dicht herantreten, auch an den 120m hohen Klippenrand. Es gibt in Marokko einige Dutzend Wasserfälle im Atlasgebirge und wenige im Rif, aber der von Ouzoud ist der größte und schönste.
Ich nahm noch drei französische Backpacker mit, die in ein malerisch gelegenes Dorf in der Gegend, das man nur über Schotterwege erreicht, wollten. Hier konnte man auch noch mal nette Bilder von Lehmbauten in bunten Berglandschaften (roter Lehm, grüne Pflanzen, braune Felsen) machen.
Dann dachte ich mir: auf nach Casa, sonst komm ich nicht bis 19 Uhr dort an. Die wilde Fahrweise hätte ich mir aber auch sparen können, doch das erfuhr ich erst kurz nach 19 Uhr. Zuerst erfuhr ich aber, dass man bei Wendemanövern in kleinen Atlaskäffern besser auf die Bordsteine achtet: einer war so spitzkantig, dass sich auch der Rempler mit 15 km/h (ließ sich aufgrund der abstehenden Kanten nicht vermeiden, da im toten Winkel des Spiegels gelegen) ungesund auf den Reifen vorne rechts auswirkte. 10km weiter war jedenfalls die Luft draußen und ich konnte im nächsten Kaff das Notrad aufziehen. Zwei Berber wollten mir sofort helfen, was mich zurecht misstrauisch machte. Es sind halt marokkanische und nicht algerische Berber – im Nachbarland von Marokko wäre das Folgende nicht passiert:
Der Reifen war in weniger als 30 Minuten gewechselt und wie ich befürchtet hatte, wollte der eine Geld sehen. Laut Malika geben die Hälfte der Einheimischen dort bis zu 50 Dirham oder kleine Geschenke, laut Khadija sind es noch weniger die etwas geben. Jedenfalls entwickelte sich eine Diskussion auf Amazight zwischen den beiden, denn einer war offensichtlich nicht begeistert, was sein Kumpel vorhatte. Jedenfalls ging es Arabisch weiter.
Ich: „Danke, Brüder für eure Hilfe! Komme ich geradeaus nach Bzou?“
Das Arschloch: „Ja, geradeaus. Aber lass uns erstmal den Geldbetrag klären!“
Der Andere: „Schluss Abdelhadi, lass ihn!“
Das Arschloch: „Wieso? Er hat Geld, er ist aus Deutschland. Also Kumpel, sagen wir 200!“
Ich: „Hör mal Bruder, wäre ich Marokkaner, würdest du nichts verlangen!“
Das Arschloch: „Ich habe dir aber geholfen und du bist kein Marokkaner.“
Ich: „Ich habe nicht gesagt ,hilf mir bitte‘ und ich lebe hier in Marokko. Ich bin kein Tourist, ich bin so gut wie Marokkaner…“
Das Arschloch: „Du sprichst Arabisch, ja. Aber trotzdem: du hast Geld, also sei nicht geizig – und nur weil du hier lebst bist du noch kein Marokkaner!“
Ich: „Ich habe viele marokkanische Freunde und auch meine Frau ist Marokkanerin!“
Beide: „Echt? Deine Frau ist Marokkanerin?“ und das Arschloch: „Wo ist die, du bist doch alleine?!“
Ich: „Ich habe Ferien, sie muss leider arbeiten.“
Das Arschloch [will mich testen]: „Sag das Glaubensbekenntnis!“
Ich: „Es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammed ist sein Prophet.“
Das Arschloch: „Ich glaube dir nicht, du bist alleine und trägst keinen Ring. Erzähl mir von deiner Frau!“
Ich: „Du glaubst deinem muslimischen Bruder nicht?! [Ich hole die Kamera raus auf der sich alle Fotos des Marokkoaufenthaltes befinden: auch Fotos von Fayza bei der Tour nach Tanger] Guck her: das ist meine Frau.“
Das Arschloch: „Hmm, oh… Tschuldige!“
Der Andere [nachdem er auch das Foto von Fayza im Stadion von Tanger gesehen hat]: „Entschuldige uns und eine gute Reise im Schutze Gottes!“
… Fazit also: echt praktisch in so einer Situation das Foto einer Marokkanerin auf der eigenen Kamera zu haben, da sich solche Deppen nicht vorstellen können, dass sich eine Muslima (gerade eine, die Kopftuch trägt) von einem anderen als einem nahen Verwandten oder eben dem Ehemann fotografieren lässt…
Die zweite Panne zeigte sich erst vier Stunden später nach wilder Fahrt über Fikh Ben Saleh, Khouribga und Berrechid. Im Verkehrschaos in Stadionnähe sah ich Feuerwerk. Und das dauerte immer länger! 19.30 hatte ich einen Parkplatz gefunden und das Feuerwerk war vorbei. Doch anstatt dass das Spiel anfängt, strömten Tausende raus. Ich fragte dann mal eine junge Frau im Raja-Trikot ganz neutral tuend: „Spielt Raja heute?“ – was sie so, vom Arabischen ins Englische abrutschend, beantwortet: „Nein, nein. Aber Donnerstag geht es gegen Maghreb Fès. Heute war der Empfang für die Mannschaft wegen der Club-WM. Der König hat alle geehrt. Aber die Feierlichkeiten sind jetzt vorbei. Komm doch Donnerstag 19 Uhr wieder zum Stadion, da spielen wir gegen Maghreb Fès!“ Ich gab zur Abwechslung mal eine ehrliche Antwort: „Danke für die Infos, aber Donnerstag habe ich keine Zeit“ und verabschiedete mich. Meine Meinung über den König kann ich hier nicht mal auf Englisch äußern… Aber noch ein Grund mehr gegen den Monarchen, der wirklich dumm wie fett ist, zu sein… Sagt der einfach mal: ich mach nen Empfang weil Raja Zweiter bei der Club-WM geworden ist und zack ist die Planung des Verbandes hinfällig!
Naja, vielleicht das nächste Auswärtsspiel von Maghreb Fès in Rabat… ansonsten plante ich schon nach der Rückkehr in Fès um Mitternacht, wo es nächste Woche hingeht, wenn ich einen neuen Reifen besorgt und einen Ölwechsel vorgenommen habe! Statistik:
- Grounds: 1.050 (1 neuer; diese Saison: 79 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.959 (heute 1, diese Saison: 103)
- Tageskilometer: 1.220 (Mo: 460km, Di: 760 Auto)
- Saisonkilometer: 29.550 (28.510 Auto/ 990 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre/ 10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 17 [letzte Serie: 2, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 387
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