Montag, 14. Mai 2012

W302III: Komischer Modus im tschechischen Jugendfußball – und: Abstieg für Annaberg

FK Baník Most U10 (A) 0:6 Fotbalová Škola Most U10 (A)
Datum: Sonntag, 13. Mai 2012 – Anstoß: 12.00
Wettbewerb: Krajský přebor Ústecký kráj; starších přípravek, skupina B – ročnik 2002 (Bezirksliga Aussig, E-Junioren, Gruppe B, Jahrgang 2002; 1. tschechische Fußballliga der 10jährigen)
Ergebnis: 0-6 nach 25 Min. (1x25) – Endergebnis des Gesamtvergleiches: Baník Most 7-19 FŠ Most (4x25)
Tore: 0-1 3. (10), 0-2 5. (11), 0-3 11. (Neunmeter; 9), 0-4 16. (9), 0-5 18. (11), 0-6 21. (Eigentor; 3)
Verwarnungen: keine
Platzverweise: keine
Spielort: Fotbalový stadion Josefa Masopusta (Josef-Masopust-Stadion, Kap. 7.500 Sitzplätze; davon heute 3.500 freigegeben)
Zuschauer: ca. 30 (davon ca. 15 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Ganz flottes Spiel, aber durch den komischen Ligenmodus etwas zu kurz geraten)

VfB Annaberg 09 1:3 FSV Zwickau II
Datum: Sonntag, 13. Mai 2012 – Anstoß: 15.00
Wettbewerb: Bezirksliga Sachsen, Staffel West (7. Liga, 2. Amateurliga)
Ergebnis: 1-3 nach 90 Min. (45/45) – Halbzeit: 0-3
Tore: 0-1 1. Robin Hölzel, 0-2 34. Robin Hölzel, 0-3 41. Robin Hölzel, 1-3 49. Sandro Lehm
Verwarnungen: Sven Schreiter (Annaberg)
Platzverweise: keine
Spielort: Kurt-Löser-Sportplatz (Kap. 2.500, davon 250 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 250 (davon ca. 200 (!) Gästefans; Zahlende Zuschauer: 180)
Unterhaltungswert: 5,0/10 (Mittelmäßiges Spiel, aber gute Atmosphäre durch die Auswärtsfans)
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Photos with English Commentary:

Nach zweieinhalb Stunden Fahrt kamen wir im tschechischen Most an. Nachdem wir Anja die Sehenswürdigkeiten der Stadt (die Burg und die Kirche) kurz gezeigt hatten, suchten wir eine Weile nach dem Austragungsort der 5-gegen-5-Liga: Futsal unter freiem Himmel ist nicht nur im Mittelmeerraum verbreitet, sondern auch in Tschechien. Das Spiel fiel aber aus oder wurde verlegt. Scheiß Organisation! Wenigstens lief im Stadion des Zweitligisten Baník Most – dort hatten wir vor einigen Jahren mal ein Erstligaspiel gegen Chmel Blšany gesehen – Jugendfußball.

Die Jugendklasse war schnell herauszufinden, doch der Modus war nicht sofort ersichtlich. Was in Deutschland die E-Jugend ist, wird in Tschechien als „starší přípravek“ bezeichnet. Die Ligen für diese Klasse teilen sich noch mal nach Jahrgängen (also 2002 und 2001) auf. In der Liga für den 2002er-Jahrgang spielen acht Mannschaften, die eine Doppelrunde spielen. Es wird Kleinfeld gekickt und auf 10 Jungen in der Mannschaft kommt üblicherweise 1 Mädchen. So weit ist ja alles klar und genauso wie in Deutschland. Nur fallen auf dem Feld schnell zwei Unterschiede auf: statt Kreidemarkierungen Absperrkegel am Spielfeldrand zur Orientierung und statt acht gegen acht wird sechs gegen sechs gespielt. Dadurch hatten die Torhüter durchweg mehr zutun als in einer vergleichbaren deutschen Jugendliga. Wenn man durch den Modus durchsteigt, hat man auch als Zuschauer etwas getan: es wird nämlich nicht einfach Mannschaft A gegen B, also z.B. Baník Most gegen FŠ Most, gespielt. Baník wie auch FŠ teilen ihre Mannschaften in zwei Teams auf: A und B. Erst spielt Baník A gegen FŠ A, dann Baník B gegen FŠ B, Baník A gegen FŠ B und Baník B gegen FŠ A. Jede der vier Partien dauert 25 Minuten ohne Seitenwechsel. Alle vier Ergebnisse zusammen bilden das Endergebnis des Spiels.

Wir sahen nur eines der vier Spiele, in dem sich allerdings schon die Niederlage für die Bergarbeiter gegen die Fußballschule der Stadt andeutete. Baník A kam kaum durch die Abwehr der Fotbalová Škola A. In einem flotten Duell setzte sich die Fußballschule mit drei Schüssen aus Nahdistanz – jeweils nach langen Flanken und starker Vorarbeit auf engem Raum – so wie einem Eigentor nach gleichem Muster, einem sicher verwandeltem Foulneunmeter und einem Kontertor durch. Letzteres war am kuriosesten, da es durch einen Fehlpass des Baník-Torhüters im Mittelfeld entstand, der dann von zwei FŠ-Stürmern umspielt wurde. Die technischen Fertigkeiten waren bei einigen Spielern (vor allem bei der Siegermannschaft) bereits erfreulich ausgeprägt. Die Torschüsse waren für E-Junioren richtig gut. Auch Lauf- und Zweikampfverhalten stimmten. Dass aus den Kadern dieser Vereine auch ein paar zukünftige Profis stammen werden, konnte man schon nachvollziehen.
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Nach einem ordentlichen Essen im nahegelegenen Švejk fuhren wir wieder über die Grenze. In Annaberg-Buchholz – noch eine uns bereits bekannte Stadt, die wir unserer Mitfahrerin zeigten – fand dann ein 90 Minuten dauerndes Fußballspiel statt. Der fast abgestiegene Tabellenvorletzte VfB Annaberg 09 traf auf den gegen Zweitplatzierten FSV Zwickau II.

Hauptbesuchsgrund war aber das schöne Stadion. Der Kurt-Löser-Sportplatz ist ein Kunstrasenplatz der ganz anderen Sorte: nicht etwa einmal eine Reling drumherum und Ballfangzäune und das war’s – nein, hier wird gegenüber der Stehtraverse am Fuße eines enormen Graswalls gleich eine schöne Tribüne mit blau-gelben Sitzen errichtet! Das ganze schön in Hanglage und mit Blick auf ansehnliche Wohnbebauung. Interessant ist auch die zweisprachige Beschilderung am Eingang: Deutsch und Tschechisch. Die Namensgebung nach einem von den Nationalsozialisten ermordeten kommunistischen Arbeiter und zwei Gedenksteine – einer spricht ganz explizit davon, dass die geeinte Arbeiterklasse am 26.9. 1923 gegen die faschistische Provokation in Annaberg siegt – erinnern einen daran, dass die Sportanlage schon länger besteht und mal völlig anders ausgesehen hat.

Mehr Annaberger Fans hat sie sicher auch schon mal gesehen: denn von den knapp 250 Zuschauern, waren fast 200 aus Zwickau. Höchstens 50 Heimfans standen den 200 Gästeanhängern gegenüber! Entsprechend stimmungsvoll war es auch: vom Refrain der Vereinshymne über „Sachsenring, oh Sachsenring, olé“ bis hin zu „Aue - Schweine“ war mal wieder alles Mögliche vom FSV-Anhang zu hören. Die rockten das Stadion, dass es für die Annaberger schon irgendwo peinlich war.

Dazu passte auch der Beginn auf dem Spielfeld: nicht mal ganz 60 Sekunden waren um, da ging der FSV auch schon durch eine prima Kombination in Führung. Der Sturm war einfach zu schnell und abgezockt für die Annaberger Abwehr. Diese bekam sich allerdings schnell in den Griff und konnte erst nach über einer halben Stunde der dauernden Angriffsbemühungen der Gäste nicht mehr standhalten. Bis zum Seitenwechsel hatte Hölzel bereits einen Hattrick erzielt. Der Gastgeber hatte hingegen nur eine Chance bis zur 45. – aber immerhin ein Lattenknaller nach Freistoß. Nachdem die Seiten gewechselt waren, traf der FSV nicht mehr, sondern vergab Chancen um Chance. Das Spiel war auch nicht mehr so gut wie im ersten Spielabschnitt. Der Ehrentreffer für Annaberg – die in Hälfte zwei auch noch die ein oder andere gute Chance liegen ließen – machte das Spiel auch nicht besser. Abgestiegen sind die Annaberg-Buchholzer leider ganz sicher. Da Handwerk Rabenstein zeitgleich verlor, verdrängte der FSV die Rand-Chemnitzer noch vom Aufstiegsplatz. Hoffentlich hält das die vier Wochen bis zum Saisonende! Das wäre ein Doppelaufstieg der Zwickauer!!!
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Statistik:
Grounds: 730 (heute 1 neuer; diese Saison: 136 neue)
Sportveranstaltungen: 1.517 (heute 2, diese Saison: 203)
Tageskilometer: 460 (460 Auto)
Saisonkilometer: 55.320 (26.670 Auto/ 23.120 Flugzeug/ 3.000 Bahn, Bus, Tram/ 2.510 Fahrrad/ 20 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 65
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 302

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