Sonntag, 15. Januar 2012

W285II: Staßfurter Niederlage nach Einbruch in Hälfte zwei beim Handballduell der Bergbaustädte

HSG Freiberg 30:27 HV Rot-Weiß Staßfurt
Datum: Samstag, 14. Januar 2012 – Beginn: 20.00
Wettbewerb: Mitteldeutsche Oberliga (4. Handballliga, 1. Amateurliga)
Ergebnis: 30:27 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 12:14
Tore: Martin Kovar 11, Jan Brabec 6, Maximilian Schulz 5, Bertram Schoen 3, Karel Vit 2, Martin Steinfeld 2, Uwe Lange 1 (HSG); Christoph Frank 9, Nils Hähnl 7, Oliver Jacobi 3, Eike Rach 3, Marco Richter 2, Sebastian Scholz 2, Enrico Sonntag 1 (HV RW)
Gelbe Karten: Phillip Randt, Martin Kovar, Jan Brabec (HSG); Sebastian Retting, Eike Rach, Nils Hähnl (HV RW)
Zeitstrafen: 3x Maximilian Schulz, 3x Jan Brabec, 1x Bertram Schoen (HSG = 14 Minuten); 3x Oliver Jacobi, 1x Eike Rach, 1x Nils Hähnel (HV RW = 10 Minuten)
Disqualifikationen: 58. Maximilian Schulz (3. Zeitstrafe), 59. Jan Brabec (3. Zeitstrafe) [beide HSG]; 60. Oliver Jacobi (3. Zeitstrafe) [HV RW]
Spielort: Ernst-Grube-Halle (Kap. 624 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 624 (davon 600 zahlende und ca. 30 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,5/10 (Mittelmäßiges Spiel, das Staßfurt nach 30 guten Minuten völlig aus der Hand gab)
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Photos and English Version:

Freiberg im Erzgebirge ist zwar mit 40.000 Einwohnern keine Großstadt, aber im Bergbau eine große Nummer. Der Rohstoffabbau ist zwar die letzten 42 Jahre nicht mehr durchgeführt worden, aber war zuvor gut 800 Jahre prägend und machte die Stadt reich. Etliche Baudenkmale wie auch der (Innen noch erheblich mehr als Außen) prunkvolle Dom, den wir zuerst ansteuerten, nachdem wir Kollege Baumann auf dem Markt trafen. Dessen Familie stammt aus Freiberg, sodass er sich als Stadtführer gut anbot. Teile des Doms sind auch nur mit einer Führung zu besichtigen, wobei diese einen reichlich schlechten Eindruck hinterließ: nicht inkompetent gemacht, aber mit einigen dümmlichen Aussagen garniert. Zum Beispiel: ein in der Denkmalpflege und Archäologie umstrittenes Thema ist ja, in wie fern man ein beschädigtes Artefakt oder Bauwerk wieder rekonstruieren sollte – wenn man allerdings davon redet, dass das Ersetzen zweier abhanden gekommener Heiligenfiguren im ehemaligen Hauptportal eine „Fälschung“ sei, hat man weder von Jura noch von Denkmalpflege Ahnung. Da fing auch prompt ein anderer Besucher mit Diskutieren an. Mit der komischen Tante an der Kasse hätte man auch diskutieren können: unheimlich pingelige Klugscheißerin – also so komische Leute wie da in Freiberg im Dom, habe ich noch in keiner Kirche erlebt...

Auf andere Art sehenswert – und Aufgrund der Verbundenheit der Stadt zum Bergbau eigentlich auch noch interessanter – sind die Mineraliensammlungen. Da das ganz ansehnliche Schloss Freudenstein noch saniert wurde, besichtigten wir die geowissenschaftliche Sammlung der Bergakademie, in der auch wohl einige Stücke der Mineraliensammlung des Schlosses ausgelagert waren. Da waren auch für den mineralogischen Laien echt interessante Sachen dabei, da die ganzen Steine doch die kuriosesten Formen- und Farbenspiele gebildet haben. Jedenfalls muss noch zur Bergakademie gesagt werden, dass sie in der Stadt fest verankert scheint – auch wenn sie mit etwas mehr als 5.000 Studierenden doch eine eher kleine Uni ist, was bei der Ausrichtung nicht verwundert: aber sie ist die älteste und vielleicht auch bekannteste und wichtigste montanwissenschaftliche Bildungseinrichtung Deutschlands – da z.B. die Öffnungszeiten von Imbissen und manchen Läden viel stärker an Studenten angepasst sind, als in anderen Kleinstädten. Zudem sind Ermäßigungen für Studenten weit verbreitet. So auch beim Handball.
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Mit 5€ war auch der reguläre Eintrittspreis nicht so übermäßig hoch. 3,50€ ermäßigt ist erstrecht nicht schlecht. Was sich auch sehen lassen kann ist die Halle: eine modernisierte 70er Jahre Sporthalle, benannt nach Ernst Grube – einem von den Nationalsozialisten ermordeten kommunistischen Politiker, Arbeitersportler und Sportfunktionär – die 624 Leuten Platz bietet. So viele waren heute in etwa auch da: da war kaum einer der 624 gelben Schalensitze auf der ebenirdischen und völlig ohne Sichteinschränkungen auskommenden Tribüne, frei – und einige saßen auch da, wo eigentlich keiner sitzen sollte... Auffällig an der Halle sind noch die Glasfront und die vorm Eingang stehende Plastik eines Freiberger Künstlers, die auch gerade für seine Schaffenszeit nicht untypisch ist: aber diese ganzen DDR-Plastiken sehen so wie so alle gleich aus...

Es traf der extrem heimstarke Vierte auf den über seinen Verhältnissen spielenden Sechsten. Ein Punktgewinn der Staßfurter hätte mich zwar gefreut, aber auch sehr gewundert. Staßfurt ist Freiberg dann zwar im Handball nicht so weit unterlegen gewesen, wie sie es in Sachen Sehenswürdigkeiten und Bedeutung im Bergbauwesen (früher war Staßfurt für Kaliabbau bekannt) sind, aber mit dem obligatorischen Leistungseinbruch in Hälfte zwei war bei den Rot-Weißen aus Sachsen-Anhalt ja zu rechen gewesen.

In der ersten Hälfte hielten die Staßfurter das Spiel offen und waren sogar die etwas bessere Mannschaft: oft führten sie mit einem Treffer und konnten vor der Pause sogar den Vorsprung auf zwei Tore – 12:14 – erweitern, da die Offensive stimmte. Immer wieder setzten sich die Gäste auch gegen den starken Heimtorwart durch, sodass die Mängel in der Abwehr und die Unsicherheiten des ersten Staßfurter Torwarts nicht so stark ins Gewicht fielen. In der zweiten Hälfte rächte es sich aber, dass sie dauernd Siebenmeter gegen sich bekamen, von denen nicht einer unberechtigt war, da die Staßfurter dauernd unsauber und durch den Kreis verteidigen wollten. Denn nun lief vorne fast nichts mehr, da der zweite Torwart der Bergstädter nun im Kasten stand und enorm gut hielt! Dieser Tino Hensel hatte wirklich mehr als die Reaktionen und zeigte mehr als die Paraden, die man von einem Torwart auf dieser Spielebene erwarten muss. Andererseits muss man von den Staßfurter Torhütern – v.a. von dem erfahrenen Ex-Schönebecker, der meines Erachtens so wie so viel zu viel Einsatzzeiten gegenüber seinem jüngeren Kameraden bekommt – auch mehr Leistung erwarten, als das heute so der Fall war. Ganz zu schweigen von der Abwehr, die hauptverantwortlich dafür war, dass nach 40-45 Minuten das Spiel eigentlich entschieden war mit den teilweise 8 Toren Rückstand. Die kleine Aufholjagd ab Minute 55 fiel dann nicht mehr ins Gewicht, die Freiberger hielten die Staßfurter immer mit drei Treffern auf Distanz, sodass es am Ende 30:27 hieß.

Was auch nicht mehr ins Gewicht fiel, waren – zum Glück – die streckenweise unmöglichen Entscheidungen der beiden thüringischen Schiedsrichter. Die zwei pfiffen richtig konfusen Kram zusammen. In den ersten fünf Minuten schmissen sie derart mit gelben Karten und Zeitstrafen um sich, von denen mehrere einfach lächerlich waren, dass es am Ende drei Disqualifikationen gab. Die Hinausstellungen kamen allesamt nur deshalb zustande, da sich jeder der drei betroffenen Spieler eine überzogene Strafe in der Anfangsphase einfing. Die komischen Entscheidungen – das waren auch noch andere Sachen wie angeblich als Stürmer abgestanden oder erst nach dem Signal geworfen – waren aber so gleich auf beide Teams verteilt (und die Platzverweise in so später Phase des Spiels), dass niemand einen Nachteil erlitt. Die Entscheidungen brachten immerhin ein bisschen Emotionen in das lahme Freiberger Publikum. In der Ernst-Grube-Halle war es kaum lauter als in einem Hörsaal der Bergakademie... Leider war von Staßfurter Seite auch sehr wenig Support: sonst hätten die knapp 30 Fans die viel zu ruhige Freiberger Halle richtig rocken können!
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Statistik:
Grounds: 690 (heute 1 neuer; diese Saison: 96 neue)
Sportveranstaltungen: 1.445 (heute 1, diese Saison: 131)
Tageskilometer: 290 (290 Auto)
Saisonkilometer: 26.900 (18.380 Auto/ 6.600 Flugzeug/ 1.910 Fahrrad/ 10 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 28
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 285

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