Freitag, 31. Dezember 2010

W231III: Bei Fußball und Handball in Sachsen sticht eine Stadt hervor – Aue!

Erzgebirgischer HV Aue 27:24 HSC 2000 Coburg
Donnerstag 30. Dezember 2010 – Anwurf 19.00
Liga: 2. Handball Bundesliga Süd (2. Profi-Handballliga)
Ergebnis: 27:24 nach 60 Min. – Halbzeit: 13:10
Tore: Matschos 6, Vesely 4, Sillanpää 4, Meinhardt 4, Schäfer 3, Agnarsson 3, Uematsu 2, Roch 1 (EHV); Rose 6, Auerbach 5, Göhl 5, Wessig 2, Rivera Vieco 2, Karapetjan 2, Kelm 1, Andersson 1 (HSC)
Verwarnungen: Schäfer, Sillanpää, Uematsu (EHV); Kirchner, Auerbach, Rivera Vieco (HSC) Zeitstrafen: Meinhardt 2, Agnarsson 2, Sillanpää 2, Matschos 2 (EHV: 8 Minuten); Munzert 4, Rose 2, Rivera Vieco 2 (HSC: 8 Minuten)
Platzverweise: keine
Sportanlage: Erzgebirgshalle Lößnitz (Kap. 2.200, davon 2.000 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 2.200 (zahlende: 1.500, davon ca. 100 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,5/10 (Gutes, rasantes und bis kurz vor Schluss auch spannendes Spiel!)
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Photos and English version:
2nd Handball Bundesliga: EHV Aue defeats HSC Coburg

Auch als Freund des FSV Zwickau wodurch eine natürliche Abneigung gegen Aue zustande kommt, muss man anerkennen, dass nicht Zwickau, auch nicht Dresden und schon gar nicht Leipzig – geschweige denn Riesa – sondern Aue die Sportstadt in Sachsen ist. Das kaum 20.000 Einwohner zählende Bergarbeiternest mag zwar nicht so eine Bandbreite an Sportarten wie Leipzig oder Dresden haben, aber erfolgreicher als Dynamo oder die Bankrottklubs in Leipzig ist der FC Erzgebirge Aue auf alle Fälle: in der 2. Liga stehen sie vorn. Auch Handball gibt es in der 2. Profiliga zu sehen; da stehen sie zwar weiter hinten (14.) – als 10. muss man in die Relegation, der 9. Platz sichert die Teilnahme an der nach der erneuten Reform dann eingleisigen 2. Liga 2011/12 – aber abgestiegen sind sie noch lange nicht. Der Gegner aus Coburg, der größeren und auch weitaus sehenswerteren Stadt, ist unmittelbarer Tabellennachbar.

Die Heimspielstätte befindet sich wenige Meter außerhalb Aues an der Stadtgrenze vom Nachbarort Lößnitz. Der 9.000-Einwohner-Ort ist durch die Bebauung um den Marktplatz herum sehenswerter als Aue. Die Sporthalle mit dem passenden Namen „Erzgebirgshalle“ ist in einer Plattenbausiedlung zu finden. Parkplätze gibt es fast keine, doch wir kamen schon zwei Stunden vor Anwurf da an, sodass wir noch einen der ca. 30 Plätze bekamen. Wo man parken muss, wenn man später kommt, kann ich leider nicht sagen, denn das würde ich bei dem wenigen Platz in der ganzen Siedlung auch gerne mal wissen... Auch aus einem anderen Grund war es wichtig, früh gekommen zu sein: vor allem nach der starken Schneeräumaktion – mit professioneller Unterstützung räumten die Spieler mehrerer Auer Handballmannschaften wie ebendieser 2.-Liga-Truppe und Fans das Dach der Erzgebirgshalle, was unter der Schneelast stöhnte: ohne eine Räumung hätte aus Sicherheitsgründen kein Spiel stattfinden dürfen – wurde verstärkt Werbung für den Besuch beim EHV Aue gemacht, sodass die Halle ausverkauft hätte vermelden können. Der Sprecher tat das allerdings nicht, sondern meldete die völlig hanebüchene Zahl von 1.500 Zuschauern – dass hat jeder Blinde gesehen, dass bis auf ganz vereinzelte Plätze alles belegt war; zudem standen einige dicht gedrängt auf den Stehplätzen und hockten noch welche auf den Überdachungen der Zugangstüren – was hoffentlich nur mit der Zahl der Dauerkarten oder etwaiger Freikarten, die hier nicht eingerechnet wurden, zu tun hat.
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Eine solche Karte für bessere Plätze wie die Vortribüne (Längsseite unten) ist mit 10€ halbwegs günstig. Was die Längsseite oben kostet, weiß ich nicht. Insgesamt hat die Längseite etwa 15 nicht besonders steil ansteigende Reihen auf den Standardbänken moderner Sporthallen. Hinter den Toren ist ein extrem engmaschiges und störendes Netz angebracht, wobei es hinter den Bankreihen auch Stehplätze gibt. Die zweite Längsseite der Halle ist ausbautenlos. Die Zwischenstücke zwischen Längs- und Hintertorseite sind ganz interessant verschachtelt, die Belüftung auffällig gestaltet. Auffällig ist auch das Fehlen von einem Hallenplan: an der Kasse hat man keinerlei Orientierung, sondern muss die Kassierer ausfragen - in der Halle findet man als Gast per Schild den Weg zur Vortribüne, muss aber dann fragen, wo man sich eigentlich hinsetzen soll, da die Karten unnötigerweise Platz gebunden sind, in welchem der drei Blöcke – mit Treppenunterteilung eigentlich sechs Blöcke – mit identischen Nummerierungen man sitzen soll. Im mittig rechten Bereich unten sitzen übrigens die Heimfans, links hinterm Tor ist der Gästebereich: und wir saßen genau dazwischen auf Wurfkreishöhe, sodass man den Stimmungsverlauf gut nachvollziehen konnte. Außerdem saß eine ältere Frau, die wohl zu den größten Fans des Vereins zählt, vor uns. Mit der kam man sofort ins Gespräch: sie ist eine der richtig sympathischen Leute in Aue, was man von vielen FCE-Anhängern und einigen anderen der EHV-Fans, besonders jenen, die ich in Altenburg erlebt habe: pöbeln da sinnlos bei einem Testspiel Amateurspieler an – nicht behaupten kann. Die Coburger waren mit gut 100 Leuten angereist – eine tolle Zahl für ein Handballpublikum – und machten bis weit in die zweite Hälfte hinein tolle Stimmung, die auch relativ sprechchorlastig war. Aues Trommler gaben den Rhythmus vor, das übliche monotone Geklatsche kam von allen Fans dazu und außer „Aue, Aue“-Sprechchören und einigen Zwischenrufen lief vokal nichts. Doch diese Anfeuerungen wurden zunehmend lauter, während Mitte der zweiten Hälfte die Gästefans ruhiger wurden.

Das hatte natürlich mit dem Spielverlauf zu tun. Bis zur 8. Minute war das Ergebnis ausgeglichen, doch einen ersten Spurt legte Aue von der 10. bis zur 13. hin. An der 7:3-Führung war auch der Torwart Meinl maßgebend beteiligt: der Auer hielt etliche Bälle die auf sein Tor kamen. Nach einer starken Coburger Phase pendelte sich nach dem nächsten Zwischenspurt der Auer ein Drei-Tore-Vorsprung ein.
Es sollte auch nach der Pause ein gutes Spiel mit hohem Tempo und weitestgehend sauberer Spielweise bleiben. Nach 35 Minuten war Aue zum ersten Mal mit fünf Toren in Führung, doch Coburg kam auch neun Minuten vor dem Ende noch einmal auf 3 Tore heran. Nach einer Auszeit des EHV kamen die Erzgebirgler allerdings innerhalb von zweieinhalb Minuten auf drei Tore und kassierten dabei nur eines, was die Entscheidung sein sollte. Vier Minuten vor Schluss – auch wieder nach tollen Paraden des Torwarts – lag Aue mit 5 Toren vorn. Am Ende waren es drei. 27:24 das gerechte Ergebnis.
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Statistik:
Ground Nr. 509 (ein neuer Ground; diese Saison: 59 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.199 (diese Saison: 86)
Tageskilometer: 330 (Auto)
Saisonkilometer: 15.550 (10.350 Auto/ 2.290 Bahn, Bus, Tram/ 2.110 Fahrrad/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 83
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 231

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