Donnerstag, 29. April 2010

WE194III: Fußball im Künstlerdorf.

SG 1948 Reppichau 3:2 SV Gölzau 1924
Sonntag, 18. April 2010 – Anstoß 14.00
Landesklasse, Staffel 5 (8. Liga, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 3:2 nach 93 Min. (46/48) – Halbzeit 1:0
Tore: 1:0 35. Großmann, 1:1 50. List, 2:1 59. Deistler, 2:2 72. R. Hartmann, 3:2 85. Lange
Verwarnungen: Gerhardt, Großmann, Spremberg (Reppichau), St. Vogt, Hille (Gölzau)
Platzverweise: keine
Spielort: Waldstadion (Kap. 1.000, davon 50 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 400 (davon ca. 50 Gäste, offiziell: 262)
Unterhaltungswert: 5,5/10 (Spannendes, aber lange nicht gutklassiges Spiel)
Sightseeing: 8,0 (Sehr ungewöhnliches Dorf)
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Photos and English Version:
Match Reppichau vs Gölzau
Reppichau and Pißdorf
Older pictures Reppichau
Pictures Falkenstein

Mit dem Zug ging es zuerst von Merseburg nach Halle, dann weiter nach Köthen und von dort mit den Rädern über Porst und Elsnigk nach Reppichau. Dort sollte man sich nicht nur dem Fußballplatz widmen, sondern auch die Hausfassaden betrachten: dort sind in den letzten Jahren hervorragende Wandmalereien zum Thema „Sachsenspiegel“ – in diesem Sachsenspiegel gucken sich die Sachsen nicht jeden Morgen an, sondern das Ding ist ein mittelalterliches Gesetzbuch, das im 13. Jhdt. von einem Mann aus dem Dorfe zusammengestellt wurde und heute auf der Burg Falkenstein (s. Bilder) im Original (oder ist das jetzt ne Nachbildung?) lagert – entstanden. Dieses Reppichau ist mal eines der ganz wenigen Dörfer (in Deutschland: Orte unter 2.000 Einwohner), das das Prädikat „sehr sehenswert“ verdient. Selbst das Trafohäuschen ist bemalt.

Dafür, dass Reppichau nur 500 Einwohner hat – der Gegner aus Weißandt-Gölzau hat aber auch nur 1.800 Einwohner – ist es echt stark, dass deren Fußballverein eine Mannschaft in der Landesklasse hat. Die zweite Mannschaft ist immerhin Kreisliga (guter 5. Platz). Außerdem gibt es zwei F-Juniorenteams (beide Kreisliga, die I. souveräner Tabellenführer mit Siegen von bis zu 23:1 Toren, die II. immerhin 7. von 11) und eine Frauenmannschaft (Unionsliga und dort 6. von 10). Catering wie Fanartikel sind gut und ungewöhnlich ausgeprägt. Auch die Zuschauerzahl am heutigen Tage spricht dafür, dass Reppichau nicht nur ein Künstler-, sondern auch ein Sportlerdorf ist. Die 262 zahlenden Zuschauer wurden noch von knapp 150 nicht zahlenden begleitet. Vor allem die Seite vorm Sportlerheim stand voll. Die anderen drei Seiten konnte man per Hand durchzählen: allein dort standen und saßen 200 Leute. Leider war die Stimmung total lahm. Aber man kann ja nicht verlangen, dass die älteren Herrschaften fahnenschwenkend „SGR olé olé olé“ oder so was krakeelen.
Was man schon verlangen könnte, wäre eine ordentliche Schiedsrichterleistung, aber das linienlose, mal kleinliche, mal übertrieben lässige, im Zweifel lieber Abseits Gepfeife war grauenhaft. Wenigstens erzielten die Reppichauer, die sehr druckvoll aber schwach vorm Tor agierten, nach über einer halben Stunde das erlösende 1:0.

Lange sah es nach 0:0 zur Pause aus. Gölzau kam in der zweiten Halbzeit endlich mal auch zu Chancen, die sie nach nur fünf Spielminuten in ein Tor umsetzen konnten. Reppichau antwortete in einem nun nach Feldanteilen ausgeglichenen, aber nach Torchancen und Fehlerquote klar zu Gunsten der Heimmannschaft verlaufenden Spiel mit einem zweiten Treffer. Der Ausgleich wurde allerdings durch einen zweiten Torwartfehler begünstigt. In der Schlussphase jedoch, gelang das schönste Tor des Tages: ein Distanzschuss ins Eck zum 3:2. Das Spiel war fair – die Karten waren größtenteils ungerechtfertigt –, mitunter allerdings lahm und fehlerbehaftet. Aber vor allem Reppichau war immer aktiv nach vorne, sodass der Sieg absolut verdient war – vor allem, wenn man sich das katastrophale Auftreten der Gäste bis zur 45. Minute vor Augen führt. Diese hatten allerdings auch viele verletzte Spieler zu beklagen, deshalb: weiterkämpfen, Gölzau, damit wenigstens der 12. Tabellenplatz (von 16) gehalten werden kann! Reppichau hat sich ja in dieser Saison wirklich gut geschlagen, als 6. – jenseits von Auf- und Abstieg.

Wir fuhren über Pißdorf zurück; einem kleinen Dorf, das zu Oranienbaum gehört und eine Kirche, die halbruinös ist hat. Der Turm ist in halbwegs gutem Zustand, das Kirchenschiff aber ohne Dach und Glasfenster. Der Name soll sich laut www.pissdorf.de von „Bischofsdorf“ ableiten, was jedoch aufgrund von Parallelitäten zum Ortsnamen Pissen, welcher sich von einem slawischen Begriff, der mit Fisch zu tun hat, ableitet, äußerst zweifelhaft ist.
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Statistik:
Ground Nr. 414 (ein neuer Ground; diese Saison: 83 neue)
Sportveranstaltung Nr. 985 (diese Saison: 127)
Tageskilometer: 130 (100 Eisenbahn, 30 Fahrrad)
Saisonkilometer: 32.080 (20.600 Auto/ 6.000 Flugzeug/ 2.950 Bus, Bahn, Tram/ 2.530 Fahrrad/ weniger als 10 Schiff)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 69
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 194

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