Montag, 15. Dezember 2014

W437III: Radtour im Fahrradland Nummer 1

Brunssums Sport Vereniging Limburgia/ Kamerland 4
Rooms Katholieke Voetbalvereniging Minor uit Nuth 2
- Datum: Sonntag, 14. Dezember 2014 – Anstoß: 14.30
- Wettbewerb: Eerste Klasse Zondag D (Erste Klasse Sonntag, Staffel D = 5. Spielklasse, 1. niederländische Amateurfußballliga)
- Ergebnis: 4-2 nach 92 Min. (46/46) – Halbzeit: 1-1
- Tore: 1-0 14. NN, 1-1 27. (11), 2-1 60. (12), 2-2 67. (10), 3-2 87. (Foulelfmeter, 9), 4-2 89. (2)
- Verwarnungen: Nr. 3 von Limburgia
- Platzverweise: Nr. 14 von Minor (87. Min. wg. Notbremse)
- Spielort: Sportpark Houserveld (Kap. 5.000, davon 150 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 200 (davon ca. 40 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 6,5/10 (Gutes Spiel mit einigen Durchhängern)  
Photos with English Commentary:
a) Dutch Amateur Football: BSV Limburgia/ Kamerland defeat RKSV Minor Nuth (in Brunssum)
b) The Netherlands: Limburg Province; Vaals, Holset, Parteij, Wittem, Cartils, Wijlre, Oud Valkenburg, Valkenburg aan de Geul, Nuth, Amstenrade, Brunssum

Da ich seit meinem Umzug nach NRW schon mehrere weitere Male in Luxemburg und auch ein weiteres Mal in Belgien war, wollte ich diesmal in die Niederlande, wo ich seit 2008 oder so nicht mehr war. Da bot sich eine Fahrt mit Bahn und Rad nach Aachen an. Am Sonntagvormittag war auch noch schön wenig los: nur die üblichen jugendlichen Schwarzfahrer auf der Flucht durch den Zug vorm Schaffner und ein leicht zugedröhnter Junge, der ständig vor sich hinmeckerte, was ein älterer Fahrgast mit „halt doch mal die Fresse, Junge“ beendete...

Die Radroute führte mich von Aachen aus im Vaalser Quartier über die Grenze. In Vaals gibt es mehrere kleine Schlösser im neobarocken Stil, ein kleines Kloster und – was es woanders in den Niederlanden nicht gibt – kleine Berge oder Hügel, wie im benachbarten Belgien. Interessant waren im weiteren Verlauf der Fahrt der Gutshof und die Kirche von Parteij, das Schloss von Wittem, das Schloss von Cartils, die Kirche von Wijlre und vor allem das Wasserschloss von Oud Valkenburg. In der Stadt Valkenburg selber steht die einzige Höhenburg der Niederlande – kein Wunder bei einem Land dessen Fläche zu 99% aus Tiefebene besteht – oberhalb des eher unansehnlichen Ortes; besichtigt habe ich die Ruine nur von außen, da dort aufgrund des Weihnachtsmarktes ein riesiger Auftrieb war und die Zeit ohnehin langsam knapp wurde. Am Rande des Ortes gibt es noch ein barockes Schloss, dass so wie all die anderen auf dem Weg aussah, aber wenigstens gibt es in dieser Ecke der Niederlanden mal was zu sehen! Nur ist es eine echte Seuche, wie die Schlossbauten alle in Privathand sind.

Ich fuhr dann fast nur noch durch hässliche Orte wie Nuth, schaute noch ein Schloss in Amstenrade an und kam ins ausgesprochen hässliche Brunssum. Wie so oft in den Niederlanden wurde dort die Stadtmitte zubetoniert und mit Plattenbauten und ähnlichen verbaut.  
In Brunssum hatte es mir dann aber das Stadion angetan: zwei Stehstufen auf der einen Längs- und der einen Hintertorseite, auf der anderen Hintertorseite steht eine Lore auf der obersten von vier Stufen und auf den anderen Längsseite finden sich bis zu zehn Stehreihen und mittig zwischen den beiden Stehblöcken eine überdachte Tribüne mit drei Sitzreihen und dahinter weiteren Stehplätzen. Kurios ist die Form des Tribünendachs mit der schneckenartigen Konstruktion anzusehen.

Heute gab es hier ein Spiel der 1. Amateurliga, die sich in Staffeln, die nur am Samstag und Staffeln, die nur am Sonntag spielen, einteilt. Der Gastgeber BSV Limburgia/ Kamerland heißt nach der Provinz Limburg und trägt den idiotischen Beinamen eines Sponsors, der Zimmer (Kamer) vermietet (auf Niederländisch sehr schön: verhuurt; in der Grundform heißt das Verb für „mieten“ sogar „huren“ und ist damit einer der Dutzenden „falschen Freunde“ im Niederländischen, die in Schrift gleich und in der Aussprache ähnlich eines deutschen Wortes sind, aber eine völlig andere Bedeutung haben).
Die Gastmannschaft RSKV (Rooms Katholieke Voetbalvereniging) Minor spielt zwei Ortschaften weiter westlich in Nuth (war ich durchgefahren) und ist ein Verein der Römisch-Katholischen Kirche. Auch in den Niederlanden sind etwa 50% der Menschen konfessionslos, wobei von den 50% Gläubigen (bzw. Praktizierend-Gläubigen) etwa die Hälfte (d.h. 27% der Gesamtbevölkerung) der römisch-katholischen Kirche angehören. Nicht durchweg, aber doch zu meist sind das die konservativeren Einheimischen. Wie bei den deutschen DJK-Vereinen sucht man auch beim RSKV anscheinend (nicht-katholische) Ausländer und Nicht-Katholiken oder zumindest Nicht-Christen vergebens. Interessant ist auch in Anbetracht der mir allerdings idiotisch erscheinenden Diskussion, die einige linke und grüne Gruppen in den Niederlanden um den „Schwarzen Peter“ losgetreten hatten, dass auf der Website plakativ Fotos vom Nikolausfest für die Jugendspieler gezeigt werden, auf denen ebendiese umstrittene Figur gezeigt wird: die beiden Schwarzen sind nämlich geschminkte weiße Niederländer die den schwarzen Knecht vom Nikolaus mimen – Käsköppe mit Schwarzschimmelkulturen sozusagen...

Amateurfußball wird ja in vielen Ländern ziemlich professionell organisiert, aber in den Niederlanden eher nicht: Infos im Internet sind unübersichtlich und oft dürftig und dass in dieser Liag ein Schiedsrichter mit Vereins-Linienrichtern statt richtigen Assistenten auskommen muss, ist schon derb. Dafür aber nur 4€ Eintritt, was günstiger ist als in den beiden Nachbarländern der Niederlande...

Das Spiel war auch auf gutem Niveau, hatte zwar immer mal Durchhänger, aber wusste durch hohes Tempo und guten Einsatz zu gefallen. BSV Limburgia geriet erst unter Druck doch ging dann in Führung, danach glich Minor aus. In der zweiten Halbzeit gelang Limburgia wieder die Führung, wobei der Minor-Linienrichter Abseits gesehen haben wollte, was der Schiedsrichter aber überging. Kurz darauf fiel der erneute Ausgleich. Lange schien es dann auf ein Unentschieden hinaus zu laufen, doch am Ende gelang nach einer Notbremse ein Doppelschlag: erst der Elfmeter zum 3:2, dann ein Abstauber zum 4:2.

Ich fuhr zurück über Herzogenrath, wo ich die Bahn nach Aachen nahm. Via Köln und Brühl ging es dann zurück.  
Statistik:
- Grounds: 1.248 (heute 1 neuer; diese Saison: 94 neue)
- Sportveranstaltungen: 2.245 (heute 1; diese Saison: 133)
- Tageskilometer: 300 (210km Zug, 90 Fahrrad)
- Saisonkilometer: 25.230 (18.420 Auto/ 3.600 Flugzeug/ 1.900 öffentliche Verkehrsmittel/ 1.310 Fahrrad/ 20 Schiff, Fähre) - Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 2 [letzte Serie: 13, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 437

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