Donnerstag, 2. Januar 2014

W388I: Da will ich mal den Hamza kicken sehen, und dann wechselt den der Trainer nicht ein…

Atlas Riadi Fassi U17 (فريق فتيان - الأطلس الرياضي الفاسي)
...................................... 4:0 (2:0) ...................................
Raja Athlétic Zouagha U17 (فتيان - الرجاء الرياضي زواغة)
- Datum: Donnerstag, 2. Januar 2014 – Anstoß: 12.30
- Wettbewerb: Ligue Centre Nord, Cadettes [بطولة عصبة الوسط الشمالي (لفئة الفتيان)] (Kadetten-Meisterschaft des Regionalverbandes Zentral-Nord-Marokko, d.h. 3. Marokkanische B-Junioren-Fußballliga)
- Ergebnis: 4-0 nach 75 Min. (35/40) – Halbzeit: 2-0
- Tore: 1-0 17. NN, 2-0 29. NN, 3-0 45. NN, 4-0 70. NN
- Verwarnungen: keine
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Saadienne, El Mernissi, Terrain Wafae [مركب السعديين - ملعب المرنيسي، تيران الوفاء] (Kap. 1.000 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 15 (darunter ca. 5 Gäste-Fans)
- Unterhaltungswert: 5,0/10 (Sehr faires aber spielerisch allenfalls durchschnittliches Match)  
Photos with English and Arabic Commentary:
Under-17 League, Fès Region: Atlas Riadi Fassi v Raja Zouagha

Silvester und Neujahr in Marokko sind nicht unbedingt der Bringer, da es traditionell weniger akzeptiert wird als das islamische Neujahr, aber neben Ashoura ist es der zweite Feiertag im Jahr an dem Feuerwerk verkauft wird. Doch das ist nur in wenigen Läden erhältlich, limitiert und schweineteuer und daher greifen alle die Lust darauf haben auf illegale Selbstbastelsätze zurück. Das ist allerdings ebenso verboten, wie auf dem Flachdach in der Medina Zeugs abzubrennen, sodass Hamzas Vorschlag von einem Kumpel Bengalos und Raketen (aus Spanien und über Tetouan zollfrei für die Ultras Fatal Tigers eingeführt) zu kaufen und diese auf dem Dach zu zünden, von Khadija lautstark untersagt wurde…

Wir haben im Elternhaus von Khadija in Ain Chgag vorbeigeschaut, das die Familie blöderweise an irgendwelche Asis vermietet hatte, sodass neue Türen und Wasserhähne gebraucht werden. Und die Verwandtschaft in allen Stadtteilen abgeklappert, was ordentlich Gratisessen gab. Im Riad haben wird dann das Neujahrskonzert im staatlichen Fernsehen (2M) geguckt: verschiedene Künstler diverser marokkanische Musikstile, ob Gnawa, Andalousia, Amazighiya oder arabischer Pop, traten in einem qualitativ sehr guten aber verglichen mit deutschem Fernsehen natürlich sehr steifen und förmlichen Konzert auf.

Bevor wir nach Hause zurückkehrten, wo wir vom Dach aus sehen konnten, dass dieses Jahr kaum gezündelt wurde und die Stadtverwaltung auf offizielles Feuerwerk verzichtete - aber Polizei aufgrund der üblichen Zwischenfälle mit vereinzelten besoffenen und nüchternen Randalierern zusammengezogen wurde - machte mich noch der eine Parkplatzwächter darauf aufmerksam, dass ich nur bis 31.12. bezahlt habe. Stimmte ja auch, aber dass er mir den Preis von den vorher gezahlten 150 Dh. pro Monat auf 200 Dh. hochsetzen wollte, geht so natürlich nicht. Am Ende zahlte ich auch nur die angemessenen 150 Dh. für den Januar und 150 weitere für Februar, da Mohammed die Storys von mir und Fayza aufgriff und den ohnehin im Viertel als Säufer berüchtigten Parkplatzwächter anmeckerte: „Hör mal, so geht das nicht! 150 und nicht mehr! Schlimm genug, dass du keinen Respekt gegenüber Ausländern hast, aber er gehört zu meiner Familie...“ – „Wirklich, ich dachte er arbeitet hier und ist nur dein Freund?!“ – „Das auch, also er studiert hier… aber vor allem ist er der Ehemann meiner Tante. Also versuch nicht meinen Onkel zu betrügen!“ So ein Spruch zieht immer, da Familienbeziehungen (auch wenn es um bi-nationale Ehen und den ausländischen Schwager/ Schwägerin etc. geht) sehr viel wert sind und sehr stark geachtet werden. Mohamed wurde die Story jedenfalls geglaubt und mit Handschlag und „mein Bruder“ entschuldigte sich der Wächter für den zuerst genannten überhöhten Preis und unterzeichnete brav im Mieterbuch…  
Donnerstag habe ich es dann endlich mal geschafft ein Spiel von Hamzas B-Jugend anzuschauen. In der Kreisoberliga Fès/ Boulemane standen sich (da Ferienzeit schon unter der Woche am Mittag) zwei Mannschaften aus der Kreishauptstadt gegenüber: seine Truppe von Atlas Fès die in der Alten Neustadt (Fès Jdid) beheimatet sind und die Jungs von Raja aus dem Stadtbezirk Zouagha, der einer der sieben Stadtbezirke (Muqatâa) ist und sich noch in die Siedlungen (Hay) Bensouda, Ain Smen und mehrere andere aufteilt.

Nach dem Unterricht bin ich also zum Stadion As-Saâdiyin weitergeradelt, das mit seinen sieben Plätzen hinter dem Bahnhof gegenüber des Königspalastes liegt, und neben den toppmodernen Kunstrasenplätzen für die Jugend von Maghreb und Wydad auch mehrere struppige Rasenplätze und sandige Lehmplätze für Amateurvereine bietet. Atlas Fès spielt auf dem ausbautenlosen und von rostigen zwei Meter hohen Drahtzäunen umgebenen „El Mernissi Terrain Wafae“: das war mal ein Rasenplatz, der aber so weggetreten ist, dass nur noch 5% der Grasfläche stehen und der Rest Sand und weicher Lehm sind. Am besten stellt man sich zum Zugucken auf einen der 1,50m hohen Blumenkübel…

Obwohl das nur sehr wenige so machten und ich der einzige Ausländer war und auch noch Fotos machte, störte wieder Niemanden meine Anwesenheit. Auch die Leute, die nicht gesehen hatten wie ich Hamza begrüßt habe, verhielten sich nicht ansatzweise so dämlich wie viele Deutsche die sich vergleichbare Spiele angucken und gleich blöd glotzen und unfreundlich fragen „was macht der komische Fremde bei meinem unterklassigen Verein“… Nur Hamza verhielt sich wieder etwas dämlich, als er den anderen Auswechslern ihre Frage „wer ist dein ausländischer Kumpel?“ mit „der Mann meiner Tante“ beantwortete…

Hamza machte sich jedenfalls auf der Wechselbank nen Lauen, während seine Rot-Weißen eine Torchance nach der anderen hatten. Leider waren die Schüsse meist sehr unplatziert, doch schon im Laufe der ersten Hälfte deutete sich ein Sieg für die nach dem Hochgebirge benannte Mannschaft ab: zwei Mal den Ball im Getümmel über die Linie gedroschen und schon stand es 2:0. Nach der Pause waren es dann zwei sauber abgeschlossene Konter, die Atlas zu einem ungefährdeten 4:0 Sieg gegen Raja Zouagha, die nur vier Torchancen im ganzen Spiel hatten, verhalfen.

Im Allgemeinen muss man hier noch die Fairness loben, mit der die jugendlichen Spieler auftraten. Kein Gepöbel, kaum Fouls – und auch die Eltern, obgleich mit Blick auf die Kleidung den einfachen Schichten zuzuordnen, verhielten sich absolut fair und meckerten nicht einmal bei den teils abartigen Abseitsentscheidungen des Unparteiischen. Wie stark sowas auch von Verein zu Verein variiert, war zu bemerken als ein Pulk von Wael Fès C-Junioren laut rumprollend von ihrem Spiel auf Platz 3 kommend, an mir vorbeizog. Also ich benutze ja auch gerne Schimpfworte – auch in diesem Blog wenn es angemessen ist (und es ist oftmals angemessen, bei den Erlebnissen die ich in Deutschland, Marokko oder wo auch immer oft habe!) – aber nicht in jedem Satz „hwi mouk“ (fegg dini Muedder) wie diese Typen…

Hamza meinte hinterher zu mir, er sei nicht eingewechselt worden, da er die letzten drei Spiele schon für die A-Jugend gemacht hatte (heißt also, ich gucke mal demnächst seine A-Junioren!) und deshalb beim heutigen B-Jugendspiel als bereits 17jähriger nur bei einem knappen Resultat auf den Platz sollte. Nach dem 3:0 wechselte der Trainer auch in der Tat nur noch drei Kleine ein. Aber Khadija machte natürlich wieder ihren eigenen Sohn dumm: „In der A-Jugend trainiert ihn derselbe Coach – der wechselt ihn nur nicht ein, da er nicht richtig vor den Ball treten kann…“  
Statistik:
- Grounds: 1.055 (heute 1 neuer; diese Saison: 84 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.964 (heute 1, diese Saison: 108)
- Tageskilometer: 10 (10km Fahrrad)
- Saisonkilometer: 30.420 (29.370 Auto/ 1.000 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre/ 10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 22 [letzte Serie: 2, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 388

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