Samstag, 20. November 2010

W225II: Wie schnell ein Acht-Tore-Vorsprung schmelzen kann... aber am Ende gewann Bernburg trotzdem

SV Anhalt Bernburg 23:20 HC Einheit Halle 05
Samstag 20. November 2010 – Anstoß 18.00
Liga: 3. Liga Ost (3. Handballliga, 1. Halbprofiliga)
Ergebnis: 23:20 nach 60 Min. – Halbzeit: 14:9
Tore: Weber 9, Rindert 4, Petersohn 3, Schöttke 2, Kraft 2, Seifert 2, Hoffman 1 (Bernburg); Kern 6, Gragert 4, Steinbach 3, Metzner 2, Suchanke 1, Grisanovs 1 (Halle)
Gelbe Karten: Bernburg 3; Halle 3
Zeitstrafen: Weber 2, Petersohn 2, Seifet 2, Kraft 2 (Bernburg); Suchanke 4, Steinbach 2, Metzner 2, Haase 2 (Halle)
Platzverweise: keine
Sportanlage: Sporthalle Bruno Hinz (Kap. 1.000, davon 900 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 650 (davon vielleicht 15 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Ganz ordentliches Spiel, das in der ersten Hälfte besser war als in der zweiten)
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Photos and English version:
Anhalt Bernburg defeats Einheit Halle (Handball 3rd Division)
Pictures from Bernburg City (Palace, Zoo, Inner City; taken August 2007)

Es ist einfach zum Kotzen: kaum regnet es mal etwas kräftiger, schon fallen 80-90% der Fußballspiele in Deutschland aus. Eigentlich hätte ich als Vorspiel zum Handball in Bernburg noch gerne das Kreisklassenpokalspiel von Einheit Bernburg II gesehen, aber das wurde am Tag davor abgesagt. Da ich die Saale in Halle gesehen habe, wie sie z.B. die Wege auf der Peißnitz überschwemmt hat, unterstelle ich dem SV Einheit hier keine unnötige Absage: der Platz mag bei der Saale-Ufer-Lage wirklich nicht bespielbar gewesen sein. 90% der anderen Plätze, auf denen Spiele abgesetzt wurden, sind aber alles andere als unbespielbar. Im Übrigen ist auch ein teilüberschwemmter Platz noch bespielbar: das haben mir mal vor ein paar Jahren Jugendmannschaften im polnischen Szczecin gezeigt und zeigen auch diese beiden syrischen Zweitligisten (Al-Qamishli und Murik):
(http://esyria.sy/sites/images/hasakeh/109059_2009_12_22_13_39_07.jpg)

Mit den Fahrrädern fuhren wir von Merseburg zum Bahnhof in Halle, mit dem Zug ging es weiter nach Bernburg. Den Radweg neben der unglaublich dicht befahrenen Bundesstraße nutzend, noch ein paar Fotos vom Bernburger Schloss von der Brücke aus machend, kamen wir recht zeitig an der Halle an. Diese heißt nach Bruno Hinz, wobei keineswegs der SS-Sturmführer damit gemeint ist, sondern ein kommunistischer Widerständler der mit den spanischen Kommunisten gegen die Faschisten auf der Iberischen Halbinsel gekämpft hat. Dass man so etwas erst vom Vereinspräsidenten erfährt, spricht nicht gerade für den Informationsgehalt der Website. Aber immerhin veröffentlicht Bernburg als einer der wenigen Clubs seine Eintrittspreise. Die blieben uns am heutigen Tag aber dank guter Verbindungen erspart. Also wenn 8€ mittlerweile normal sind und überall ein sogenannter Top-Zuschlag, der die Karten auf 10€ verteuert, verlangt wird, dann gute Nacht! Den Top-Zuschlag nutzt man bei einigen Fußballvereinen im Halbprofibereich (also Regional- und Oberliga, die auch vergleichbar mit der 3. Handballliga sind) für die Kostendeckung von Polizeieinsätzen bzw. bei der Aufstockung von Ordnungskräften. Eigentlich ist der Top-Zuschlag also nicht zum Abzocken der Zuschauer bei Spielen mit erhöhtem Besucheraufkommen gedacht. Macht man ja in Pirna (Eintritt 6 bis 7€) auch nicht...

Noch ein Wort zu Halle: der Bau hat Charakter, denn er ist eine oben etwas spitz zulaufende Bogenhalle aus DDR-Zeiten (1960er glaube ich), die dezent saniert wurde, sodass der Baukörper noch erkennbar ist. Allerdings sind die Bänke etwas niedrig angebracht worden. Aber wenigstens stilvolle Holzbänke und keine billigen Plastesitze. Die Bänke gibt es auch nur auf den Längsseiten, wobei sie dort 900 Leuten Platz bieten. Hinter einem Tor darf man sich nicht aufhalten, über dem zweiten Tor – die Seite, wo man unter der verglasten Front mit dem banalen Schriftzug „Sporthalle“ hineingeht – gibt es eine Empore mit Stehplätzen, die mit einem recht großmaschigen Netz davor auch noch akzeptabel ist.
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Zum Spiel: Der Gast aus Halle – eigentlich genauer dem Plattenbau-Ortsteil Neustadt – befand sich mit zwei Siegen und zwei Unentschieden aus 10 Spielen im hinteren Mittelfeld und Bernburg mit einer ausgeglichenen Bilanz aus 8 Spielen im vorderen Mittelfeld. Die ersten fünf Minuten gehörten den Hallensern, wobei die nur vom fehlenden Zusammenspiel der Gastgeber profitierten. Dann legte Bernburg los und zog bis zur Pause ein gutes Stück davon. Das Spiel war nicht herausragend, doch Tempo, Wurftechnik und Verteidigungsarbeit waren schon auf höherem Niveau.

Nach der Pause zog Bernburg gleich mit bis zu 8 Toren davon, doch ließ das Spiel bald schleifen und die Hallenser ab der 40. herankommen. Die Fehlerquote stieg und je aktiver die Hallenser wurden, umso unattraktiver wurde das Match. Schwach war es aber nie – und zum Glück bekamen die Schwarz-Gelben Hausherren noch das Ruder herum und brachten mit zwei überlegten Aktionen kurz vor Schluss den Sieg in trockene Tücher. 23:20 war der Endstand.

Besonders der etwa 30 Mann starke Stimmungsblock der Bernburger sprang nach dem Sieg hocherfreut auf. Während des Spiels hatten sie sehr ausdauernd mit gängigen, sehr einfachen Sprechchören, die aber kaum die Trommeln übertönten, angefeuert und sogar ab und an die Hälfte der Halle stimmungstechnisch mobilisieren können. Die wenigen Gästefans waren dadurch kaum zu hören. Für Handball war die Stimmung also ziemlich gut!

Zusammenfassend gesagt: Das Spiel, die Halle und die Atmosphäre waren zwar nicht der absolute Knaller, aber doch schon sehenswert. Bernburg kann ich dem Handball-Fan auf jeden Fall empfehlen, wobei das Top-Zuschlagsspiel Nr. 1 – gegen Köthener HC – wohl besonders interessant sein soll. In drei Wochen findet das jedenfalls in Köthen statt – und wer da wieder am Start ist, dürfte ja wohl klar sein...

Durch die Verabredung mit Herrn Krause, bei dem ich mich für das Besorgen der hervorragenden Sitzplätze bedanke, in Bernburg, nahmen wir auch nicht das erste Spiel der wohl interessantesten Hallensportmannschaft wahr. Gemeint ist die Hallenhockeytruppe des TSV Leuna 1919, die diese Saison wieder 1. Bundesliga spielt und wenigstens auf den 5. der 6 Plätze der Oststaffel kommen muss, um nicht erneut „nur“ zweite Liga spielen zu müssen. Gegen den klar favorisierten Berliner HC hieß es zwar 5:10, aber warten wir’s mal ab. Im Dezember und Januar bin ich dann aber auch bei dieser leider viel zu kurzen Hallenhockeysaison wieder dabei, wenn die Leunaer Halle bebt und die Halle Osternienburgs gerockt wird.
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Statistik:
Ground Nr. 498 (ein neuer Ground; diese Saison: 48 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.178 (diese Saison: 65)
Tageskilometer: 120 (90 Bahn, 30 Rad)
Saisonkilometer: 12.030 (8.170 Auto/ 1.970 Fahrrad/ 1.090 Bahn, Bus, Tram/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 83
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 225

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