Dienstag, 11. August 2009

WE158IV: Nun ist auch das letzte deutsche Nachbarland abgehakt. Das Prestigeduell der Schweiz.

FC Basel 1:1 FC Zürich
Sonntag, 9. August 2009 - Anstoßzeit 16.00
„Axpo“ Super League (1. schweizerische Profifußballliga)
Ergebnis: 1:1 nach 92 Min. (45/47) - Halbzeit 0:0
Tore: 0:1 87. Vonlanthen, 1:1 89. Huggel
Verwarnungen: Cagdas, Ferati, Margairaz, Vonlanthen (alle FCZ)
Platzverweise: 92. Frei (FCB; Foulspiel (92.) und unsportliches Verhalten (92.)), 53. Rochat (FCZ; Foulspiel (50.) und Foulspiel (53.))
Stadion: St. Jakob Park (Kap. 30.000 Sitzplätze)
Zuschauer: 27.011 (ca. 2.000 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Spiel erst zum Ende hin gut, Stimmung stets gut), Sightseeing: 7,0/10 (Schön)

Am Sonntag, dem dritten Tag unserer Reise, sollte auch die letzte Nachbarnation in Sachen Fußball abgehakt werden können. Bevor es zum Prestigeduell der Schweiz, dem Klassiker FC Basel gegen FC Zürich, kam, guckten wir allerdings nach dem Frühstück im ETAP Mulhouse natürlich noch ein paar Sehenswürdigkeiten an.

Zuerst wäre da die Burg Rötteln, oberhalb der völlig gesichtslosen und abstoßend hässlichen Mittelstadt Lörrach gelegen, zu nennen. Bis auf die Kernburg und eine unattraktive, kindgerechte Ausstellung im eingepassten Kassengebäude kann man die Burg kostenlos besichtigen. Aber die Kernburg ist am Interessantesten und kostet auch nur 1,50€ Eintritt. Dort kann man dann auch beide Türme besteigen, die Kapelle, den Palas und den Innenhof sowie einen Wehrumgang und Keller sehen. Sicher nicht die schönste Burgruine Deutschlands, aber eine der größten und bis auf zwei sinnlose Infrastrukturgebäude wirkt diese Burg auch sehr originalgetreu.

Dann ging es rüber in die Schweiz, dort speziell nach Basel, wo die Innenstadt auf dem Programm stand. Alles war dort ziemlich voll, aber nicht überfüllt. Das Highlight hatten wir gleich am Anfang; das Basler Münster. Man kann bis auf den Turm alles kostenlos besichtigen und nach etwas über 2,50€ Entgelt, darf man auch auf den einen Turm. Der Aufstieg ist extrem eng, ebenso die Turmumgänge. Zwei Besucher kommen kaum aneinander vorbei. Dafür ist die Sicht - vor allem vom Umgang knapp unterhalb der Turmspitze - atemberaubend.
Weiter ging es durch die teils mit Fachwerkhäusern bestückten Altstadtgassen, am Rathaus und dem letzten erhaltenen Stadttor vorbei zum Parkhaus zurück, nur um zu einem anderen Parkhaus zu fahren. Letzteres ist direkt am St. Jakob Park gelegen und an Spieltagen für die Fans freigehalten. Fans kamen an diesem Tage reichlich, wenn auch nicht alle Plätze des Stadions belegt waren, was allerdings auch Sicherheitsgründen geschuldet war.
Nach dem Zugucken bei den Anfeindungen gegen die Zürcher Gäste, die vom direkt neben dem Stadion liegenden Bahnhof leuchtraketen- und böllerwerfend die Treppen herab liefen, und einem kurzen Einkauf im Fanshop neben dem Stadion - ein weiterer Schal wurde meiner Sammlung hinzugefügt, mit 10,50€ extrem billig für Schweizer Verhältnisse; ich habe extra einen reduzierten genommen, da für die meisten Schals wahnsinnige 19€ verlangt werden (durchschnittlicher Bundesligapreis: 13,50€) und ein Programm fürs Match gekauft - ging es durch den Einlass. Die Einlasskontrollen sind nach Meinung eines deutschlandweit bekannten Fan,,experten“ („Experte“, der: Synonyme: Wichtigtuer, Dummschwätzer, Viel Erzähler wenn der Tag lang ist) viel zu lasch. Gut so! Die Kontrolleure sind auch auffällig freundlich. Viel angenehmer als in Deutschland. Auch Rucksäcke und Kameras sind akzeptiert, selbst der Basler mit der dicken Spiegelreflex wurde kommentarlos nach normalem Abtasten rein gelassen.
Angenehmer als in Deutschland ist auch das Catering, leider allerdings auch teurer. Aber von Kalbsbratwurst über Pommes bis hin zu Dürüm Döner und Merguez (Bratwurst nordafrikanischer Art) gab es da echt vieles!

Im recht spektakulären St. Jakob Park nahmen wir dann weit oben am Rande der mittlerweile weithin bekannten Muttenzerkurve Platz. Keine guten Plätze, aber für 23€ gab es keine besseren. Völlig überteuert natürlich! Aber die Schweiz ist nun mal leider noch teurer als Deutschland, da sie eben noch wohlhabender (Pro-Kopf-Einkommen etc.) ist. Da verwundert einen dann, dass es beim Fußball und Eishockey in der Schweiz so häufig Stress gibt. Ist da mittlerweile wilder als in Deutschland!
Beim Aufwärmen der Mannschaften gab es den üblichen Ablauf: Zürich kommt rein, Muttenzerkurve schreit: „Tod und Hass dem FCZ!“ - Basel kommt rein, alles applaudiert und ruft „FCB! FCB!“ Zudem gab es erste Spruchbänder.
Kurz vorm Einmarsch zum Anstoß wurde hinterm Basler Tor eine gute Choreo „`S’isch zyt zum Grätsche, in ihri Bai“ mit entsprechendem Motiv, einem grätschenden Fußballer, der dem Gegner den Ball weggrätscht, gezeigt. Dann wurde die Choreo sogar noch gewendet: auf den weißen Blättern erschien der Schriftzug „los“ und ein weiteres Spruchband: „Nit nur umdätsche, jaaget s hai“ (Fotos hier http://www.joggeli-gallery.ch/gallery2/main.php/v/saison200910/nla/2009-08-09_fcb-fcz/ , da ich zu schräg oben saß).
Als die Mannschaften Aufstellung nahmen, wurde in beiden Fansektoren auch ganz gut gezündelt. Gerade die Basler mit ihrer Feuerwerksbatterie waren nicht schlecht. Nicht schlecht war auch der akustische Support. Der Gästesektor war etwas zu weit weg und auch von unserem Platz nur zu 1/5 einsehbar - scheiß verspiegelte VIP-Loge! - aber auch ab und zu zuhören, und die Muttenzerkurve war topp. Sehr italienische Melodien, viel Bewegung. Nur leider beschränkt auf den Unterrang, wobei man sagen muss, dass im Oberrang auch immer wieder mitgemacht wurde. Allerdings machten nur die Leute mit, die 23€ gezahlt haben. Die teureren Plätze kriegen nur selten die Klappe auf. Allerdings machte der Anhang des FC Basel generell einen stimmungstechnisch besseren Eindruck als alle bisher erlebten Bundesligafangemeinden (inklusive Eintracht Frankfurt und Schalke 04, die ja oft lobend hervorgehoben werden). Nur an Südosteuropa kommt man nicht ran. Und z.B. in Polen oder Tunesien wird zumeist geschlossener supportet.

Zum Spiel. Die Spieler waren reichlich nervös und unbeholfen. Typische Beklemmung schwächerer Profiteams, wenn man unter Leistungsdruck steht. Bis zur 20. Minute gab es keine einzige Torchance, ehe ein Ball von Zürich mal knapp am Pfosten vorbei ging. Bis zur Pause waren letztere auch die bessere Mannschaft.
Nach der Pause wurde mehr Dampf gemacht: erst in Form von Rauchbomben im Gästesektor, dann in Form von einem Platzverweis gegen den Zürcher Rochat, schließlich in Form von Torchancen. Jetzt kam auch Basel etwas mehr. Ein Lattentreffer konnte verzeichnet werden, zudem weitaus mehr Corner. Ein weiteres Mal rettete der Gäste Goalkeeper, ehe Zürich sich zurückmeldete. Da das alles nicht so spektakulär war, rechneten alle mit einem 0:0 Unentschieden, doch Nationalspieler Vonlanthen sorgte mit einem sauberen Goal in der 87. Minute für die 0:1 Führung für die Gäste. Der Jubel der Zürcher versiegte allerdings nur zwei Minuten später, als Streller prima auf Huggel - auch beides Spieler der Nati - vorlegte (per Hacke!) und Benjamin Huggel schön den Ball im Netz versenkte. 1:1 und Wahnsinnsjubel! Jetzt wurde auch wieder schön Feuerwerk abgebrannt, wobei ein auf dem Boden vor der Kurve entsorgtes Spruchband ebenso wie eine Mülltonne Feuer fingen. Eine Minute nach dem Ausgleichstreffer dann beinahe die 2:1 Führung für Basel, doch der Schuss ging knapp übers Tor.
Dann war Schluss und Baseltorwart Costanzo und der schwache Verteidiger Ferati gerieten aneinander, weil Ersterer Letzteren für das 0:1 verantwortlich machte. Letzterer war allerdings nicht der Einzige, der Scheiße gekickt hat an dem Nachmittag.
Nach dem Abpfiff wurde dem FCB Applaus gespendet und der Ärger an Zürcher Spielern und dem kleinlichen Schiri Busacca ausgelassen, wobei außer Beleidigungen nichts passierte. Für ein Derby dieser beiden Teams also ein ruhiger Abschluss, wenn man da an natürlich auch unter brisanteren Voraussetzungen, wie Entscheidung der Meisterschaft am letzten Spieltag, gestandenen Spielen wie 2006 (Bericht u.a. beim Braunschweiger Kollegen http://www.btsv1895.de/hopblog/?p=247) denkt.
Wir fuhren also locker nach Tanken in der Schweiz (1.11€/ Liter Benzin; eines der wenigen Dinge, die in der Schweiz billiger sind, als bei uns) nach Hause zurück. In Merseburg kamen wir nach über 700km Autobahn um 1.30 Uhr an.
Statistik:
Ground Nr. 338 (ein neuer Ground; diese Saison: 7 neue)
Sportveranstaltung Nr. 866 (diese Saison: 8)
Tageskilometer: 790 (Auto)
Saisonkilometer: 3.680 (3.540 Auto, 140 Fahrrad, 0 Flugzeug, 0 öffentliche Verkehrsmittel)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 1
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 158

Fotos unter:
Burgruine
Stadt Basel Basel 1:1 Zürich
Video aus Basel

1 Kommentar:

fan.aus.einer.merseburger.arbeitersiedlung hat gesagt…

Spiel:
https://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/albums/72157713822085267
Sightseeing DE:
https://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/albums/72157713753067873
Sightseeing CH:
https://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/albums/72157657331196326