FC Syrien Koblenz ..................................... 0
- Datum: Samstag, 21. Mai 2022 – Beginn: 18.30
- Wettbewerb: Kreisliga D, Koblenz (11. und unterste Spielklasse, 6. Amateurliga)
- Ergebnis: 6-0 nach 90 Minuten (45/45) – Halbzeit: 4-0
- Tore: 1-0 23. Amando Reinhardt, 2-0 Amando Reinhardt, 3-0 28. Enrico Köppen, 4-0 31. Amando Reinhardt, 5-0 75. Manjano Gerhartz, 6-0 84. Enrico Köppen
- Gelbe Karten: je 1x gegen jede
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Sportplatz am Asterstein 2 (Kap.: 800 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 200 (davon ca. 25 Gästefans)
- Spielbewertung: 6,5/10
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11th Division: Reinhardt’s Elf vs. Syrien Koblenz
Nach dem Voltigierturnier und den Besichtigungen im Westerwald ging es zu einem ungewöhnlichen Fußballspiel der untersten Liga in Koblenz. Im Stadtteil Asterstein steht eine kleine, verfallene Festung. Direkt daneben befindet sich ein halb zugewucherter Hartplatz mit wenig ansprechend aussehendem Sportlerheim. Die Schäden am Sportlerheim mögen durch ein Feuer entstanden sein – unklar wohl, wer das zu verantworten hat – aber der Zustand des Platzes ist schon einfach Vernachlässigung und Unfähigkeit; ob von Stadt oder Verein weiß ich natürlich nicht.
Der Platz lebt von der Lage, das Spiel von dem interessanten Hintergrund der Vereine: zu Gast war der FC Syrien Koblenz, ein Verein mit zwei Männermannschaften, in denen fast nur kurdische und arabische Syrer spielen. Wie bei vielen solcher Neugründungen spielen zumindest erstmal nur Migranten aus der entsprechenden Gruppe – bei den meisten türkischen oder griechischen Vereinen zum Beispiel sind ja mittlerweile mehr oder weniger viele Deutsche ohne türkischen / griechischen Hintergrund dabei. Hier wurde aber beim FC Syrien entsprechend nur Arabisch und Kurdisch kommuniziert, da hier kein einziger Meier/Müller etc. dabei war...
Die Minderheit, welche im SV Reinhardt’s Elf dominiert, ist über die Jahrhunderte zwangsweise so assimiliert worden, dass da vielleicht einige noch Sintitikes beherrschen, aber diese Sprache nun nicht mehr auf dem Fußballplatz verwenden würden. Der originelle Name des Vereins rührt davon her, dass der Sinti-Clan der Reinhardts aus Koblenz diesen Verein 1976 gegründet hat. Viele der Reinhardts sind – soweit man das recherchieren kann – Musiker; die mittlerweile nicht mehr unter den Lebenden weilende ältere Generation hat im Dritten Reich viel Gewalt inklusive Internierung im KZ erlebt. Heute eilt dem Clan freilich auch ein zweifelhafter Ruf in Sachen Kriminalität voraus, wobei man sich auf dem Sportplatz nicht unbedingt unsicher fühlen muss. Aber als Außenstehender fällt man schon auf...
Kurios bei dieser Paarung übrigens auch eine historische Randnotiz von großer Reichweite, die mangels entsprechender Bildung kaum einem der beteiligten Spieler so bekannt sein dürfte: Im 8. Jahrhundert eroberten die Umayyaden von Damaskus (Syrien) aus viele Gebiete in Asien, so auch Teile der heute in Pakistan befindlichen Region Sindh. Dass die Sinti ebenso wie die Roma und Domar aus Indien stammen, ist unstrittig und sehr wahrscheinlich ist es, dass die Sinti aus Sindh stammten und dort aufgrund der Eroberungszüge der syrischen Umayyaden nach Europa flohen. Damals war Europa aber keineswegs ein attraktives Ziel, sondern ein unerschlossenes – viele indische Flüchtlinge ließen sich auch im viel weiter entwickelten Nahen Osten oder Kleinasien nieder, wo sie als Domar bekannt sind und sich genauso in all den Jahrhunderten immer am Rande der Gesellschaft befunden haben, wie ihre Verwandten in Europa.
Ein Spiel der untersten Liga (Kreisliga D) und dann locker 200 Zuschauer, die zum Teil 3€ Eintritt zahlen mussten. Ein eher ungewöhnliches Drumherum... Bis auf vielleicht zwei Dutzend Syrer – Kumpels, Brüder, Spielerfrauen – waren das ganz überwiegend Sinti, die in Teils originellen und typischen Klamotten das Spiel verfolgten. Als offensichtlicher Nicht-Sinto und Nicht-Syrer – wobei ich mich bei Nachfrage als kaukasischer Syrer hätte ausgeben können – wurde ich entsprechend beobachtet von einigen Heimfans, aber weder auf den Rängen noch auf dem Platz wurden die beiden Vereine dem schlechten Ruf gerecht, der ihnen mehr angedichtet wird als vorauseilt. Denn Spielabbrüche haben die beiden meines Wissens noch nie verursacht... Die Partie war ein munteres, aber leider sehr einseitiges Gebolze. Wieso FC Syrien auf einem starken dritten Rang rangiert und kaum ein Spiel verloren hat, wurde heute nicht klar. Tabellenführer Reinhardts Elf war drückend überlegen, führte 4:0 bei Pause und gewann am Ende 6:0 in einem unterhaltsamen aber unspektakulären Spiel. Mit diesen drei Punkten haben sie vorzeitig den Aufstieg sicher, was auch mit Sekt- und Wasserspritzerei und einem kleinen Platzsturm gefeiert wurde. Einige junge Männer gingen auch die gesamte Partie über gut mit. Randnotiz der anderen Art: die Partie begann über 30 Minuten später da der Schiri – ebenfalls zu einer Minderheit gehörend: ein Türke... – so spät erst aufkreuzte...
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- Grounds: 3.098 (2; diese Saison: 276 neue)
- Sportveranstaltungen: 4.439 (2; diese Saison: 331)
- Tourkilometer: 200 (200km Auto)
- Saisonkilometer: 74.530 (46.480 Auto, davon 12.710 Mietwagen/ 24.470 Flugzeug/ 3.580 Fahrrad/ 30 Schiff, Fähre / 0 Bus, Bahn, Straßenbahn)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 13 [letzte Serie: 164, Rekordserie ohne 0-0: 178]
- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 2 des Jahres 2021 (04.-10.01.), d.h. seit 72 Wochen in Folge [letzte Serie: 30 Wochen von KW22/2020-51/2020; Rekordserie: 711 Wochen von KW 31/2006 bis KW 11/2020].
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