Donnerstag, 20. April 2017

W559I-W560II: Ostern auf der Grünen Insel; von gälischem Nationalsport und osteuropäisch anmutenden Stadien

Photos with English Commentary:
a) Hurling: Clane 0-18:1-15 Maynooth (Division 3, Kildare) 
b) Football: Bohemians Dublin 0:2 Cork City (Republic of Ireland, Premier Division) 
c) Football: Lurgan Celtic 0:2 Annagh United (Northern Ireland, Championship) 
d) Football: Longford Town 3:1 Shelbourne (Republic of Ireland, Division 1)
e) HURLING: TIPPERARY 5-18:1-19 WEXFORD (SEMI-FINALS LEAGUE ROINN I – KILKENNY) 
f) Gaelic Football: Wexford U18 0-6:3-18 Offaly U18 (Leinster Minor Football Championship) 
g) Sights Republic of Ireland: Leinster Province (Dublin, Dunlavin, MALAHIDE, Maynooth, Clane, MOONE, Castledermot, Baltinglass, Castleruddery, Wicklow, GLENDALOUGH, Kildare, Celbridge Castletown, Enniscorthy, Ballygarrett, Brittas Bay, Dunsoghly) 
h) Sights Republic of Ireland: Munster Province (Roscrea, Ballaghmore, Aghaboe Abbey, Odagh Church Ruin, KILKENNY, Crangecastle, KILCOOLEY ABBEY, CASHEL, Athassel Abbey, Cahir, Ormond Castle) 
i) Sights Northern Ireland: Loughgilly, ARMAGH, Lisnaskea 

Video:
Bohemians Dublin 0:2 Cork City (Home support) Bohemians Dublin 0:2 Cork City Tag I: Anreise

Die Länderpunkte Irland und Nord-Irland waren mal fällig und Überstunden hatte ich bereits genug gesammelt, sodass ich die zu Ostern abfeiern konnte. Mit dem Rad ging es gut zum Flughafen, allerdings ist die Beschilderung absolut scheiße. Die Flieger (sowohl der meiner Eltern, die aus Berlin angeflogen kamen, als auch meiner von Köln-Bonn) waren wieder pünktlich – ist halt Ryan Air. Allerdings brauchten die Säcke von Sixt ewig mit dem scheiß Mietwagen. Die wollten einen auch teurere Optionen anbieten und dann gab es Schwierigkeiten mit der Karte: also bei Sixt miete ich nicht mehr; genauso scheiße wie Europcar, allerdings kotzt mich Hertz auch zunehmend an, da wir mit denen – außer in Marokko – auch immer wieder Ärger hatten. Jedenfalls schafften wir es nicht mehr zum Gaelic Football nach Leixlip. Als wir auf dem Weg zum Hotel in Dunlavin noch in einem Aldi in Blessington einkauften, trieb ich aber dafür neben einheimischer Marmelade und Süßigkeiten dort auch einen Hurling-Schläger (Camán bzw. Hurley) und einen entsprechenden Ball (Sliotar) im Sonderangebot auf. In einem Discounter mal eben eine Gaelic-Sports-Ausrüstung zugelegt... Das ist irische Kultur! Im Hotel war der junge Mann sehr freundlich, das Haus auch sehr schön und die Zimmer schick altmodisch.

Tages-Statistik: 1.180km (1.100 Flug, 80 Mietwagen, 20 Fahrrad) Dublin Tag II: Hauptstadt und das erste Hurling-Spiel

Clane/ Claonadh GAA Club .......................... 0.18
Maynooth/ Maigh Nuad GAA Club .............. 1.15
- Datum: Donnerstag, 13. April 2017 – Beginn: 19.15
- Wettbewerb: Senior Hurling League Kildare Division 3 (3. Hurling-Liga des Countys Kildare)
- Ergebnis: 0.18(=18):1.15(=18) nach 62 Min. (31/31) – Halbzeit: 0.7(7)-1.10(13)
- Score: NN
- Gelbe Karten: keine
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Conneffs Park, Hurling Field (Kap. 1.300 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 20 (davon ca. 5 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Spannendes Spiel in einer tollen Sportart)

Das Frühstück war inklusive – bei 105€ pro Nacht im Dreibettzimmer sollte das auch sein – und typisch irisch, also kaum unterscheidbar vom britischen Frühstück. Die Unterhaltung mit dem Besitzer war sehr interessant: zum einen, da er über die Engländer schimpfte „die wissen in ihrer Arroganz gar nicht was sie tun mit ihrem Brexit und unsere Käse-Exporte nach UK gehen deswegen zurück“ und zum anderen, da er stolz auf seine Familiengeschichte ist und uns das alte Mobiliar samt Bilder erklärte – und da war u.a. sein Opa im Nationaltrikot der irischen Rugbyauswahl von 1929 abgebildet!

Dann ging es in die Hauptstadt, wo phasenweise der Verkehr zusammenbrach. Dublin ist keine so sehenswerte Stadt wie London, das übliche Grau der Städte auf den britischen Inseln dominierte, aber interessant sind die verzierten Erdgeschosse vieler Gebäude und die Parks. Architektonisch beste Sehenswürdigkeit ist das Trinity College, eine palastartige Uni. Besser als die Burg oder jede der Kirchen.

Ein schönes Schloss, was aber nicht zu knapp Eintritt kostet, ist das im nahegelegenen Malahide. Dort ist das Highlight neben den teils 700 Jahre alten Möbeln der botanische Garten mit viktorianischen Gewächshäusern. Das Schloss selber hat auch ein paar originelle Räume, teils mit Tonnengewölben und extrem ausgefertigten Stuckdecken zu bieten. Der Guide machte seine Führung sehr gut und beendete sie mit einer landestypischen Geistergeschichte – es gehört einfach auf den britischen Inseln dazu, eine Handvoll Touristen aus einer der Ecken des Saals zu schicken, da in dieser Ecke angeblich schon 11 Leute kollabiert sind in den letzten paar Jahren, da der Geist eines kleinwüchsigen Gauklers aus dem 15. Jahrhundert dort herumspukt... Clane v Maynooth Ein kurzer Stopp an der dreitürmigen Burgruine von Maynooth und dann nach Clane, wo die Hurler von Maynooth antraten. Erstmal was ordentliches einheimisches Essen und dazu einen Pint Cider, dann auf die weitläufige Sportanlage des GAA (Gaelic Athletics Organisation) Clubs. Dort gibt es ein kleines Stadion für Gaelic Football, zwei Nebenplätze und einen Hurling-Platz, der sich natürlich vom Aufbau her nicht vom Gaelic Football Ground unterscheidet, aber auffällig verrotteter ist mit löchrigen Netzen und krummen Holzstangen. Hurling spielt in Clane keine große Rolle.

Hurling hatte ich schon mal im Rahmen der irischen Auswanderer-Liga in Den Haag gesehen. Es ist die gälische Variante des Hockeys und sehr viel älter als Feldhockey. Seit 3.000 Jahren prügeln die Inselbewohner schon Bälle mit einem Holzschläger durch die Kante. Mit der Institutionalisierung wurde dem Spiel natürlich Brutalität genommen, aber ein harter Sport ist es trotzdem. Trotz der niedrigen Spielklasse war das Match schnell und packend. Es endete in einem Unentschieden, nachdem Maynooth die erste Halbzeit dominierte hatte. Der 3 Punkte zählende Treffer ins Netz gelang nur einem Spieler der Gäste einmal, ansonsten waren es nur 1-Punkt-Schüsse über die Latte zwischen die Stangen. Bis auf ein paar Beschimpfungen war das Match auch sehr fair und es blieb im Rahmen der regulären Härte mit Tacklings und Blocks. Wirklich ein toller Sport!

Tages-Statistik: 150km Mietwagen, 1 Spiel, 1 Ground Malahide Tag III: Osteuropa-Feeling bei Bohemians Dublin

Bohemian Football Club Dublin ......................... 0
Cork City Football Club ...................................... 2
- Datum: Freitag, 14. April 2017 – Beginn: 19.45
- Wettbewerb: League of Ireland Premier Division (sogenannte SSE Airtricity League Premier Division, 1. irische Fußballliga, Profiliga)
- Ergebnis: 0:2 nach 96 Min. (47/49) – Halbzeit: 0-1
- Tore: 0-1 40. Sheppard, 0-2 87. Buckley
- Gelbe Karten: McCormack, Buckley (Cork)
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Dalymont Park (Kap. 5.000 Sitzplätze + 10.000 gesperrte Plätze)
- Zuschauer: ca. 4.500 (davon ca. 450 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,5/10 (Spannendes Spiel in guter Atmosphäre)

Nach irischem Frühstück besuchten wir irische Sehenswürdigkeiten: noch weiter verbreitet als Burgen englischer Bauart und deutlich weiter verbreitet als vorchristlich keltische Baudenkmale – denn die Kelten hatten eine sehr primitive und wenig haltbare Architektur, deswegen ist deren historischer Einfluss auf Deutschland und Europa auch sehr viel geringer, als das in rechtsgesinnten Kreisen gerne propagiert wird – sind christliche Bauwerke mit keltischem Einfluss. Ein schönes Beispiel ist die Abteiruine (überall in Irland findet man „abbey ruins“) von Moone: wie immer freier Eintritt, irgendwo muss man an einer markierten Stelle durch einen Mauerdurchlass oder über einen Zaun gehen, dann steht da eine sehenswerte Ruine mit Steinmauern, ohne Dach, aber oft auch noch erhaltenen Steinmetzarbeiten. In Moone besonders schön: ein verziertes Steinkreuz mit unbeholfen gemeißelten biblischen Szenen. In Castledermot findet man Vergleichbares, aber ohne Kreuz und nebenan auch eine erhaltene Kirche neueren Datums. In Baltinglass genauso, nur vom Baukörper her noch besser. Castleruddery hatte mal etwas vorchristlich keltisches zu bieten: eine Henge mit Steinkreis – naja... Durch die Berge ging es an die Küste nach Wicklow, wo es eine kleine Burgruine mit Meerblick gibt. Glendalough hat eine Dorfwüstung mit Klosterruine zu bieten, die mehrere Kirchenbauten und einen besonders schönen nadelförmigen Rundturm umfasst. Hier kostet das Parken 5€, aber Eintritt wird keiner genommen und man findet auch Ruinen im ganzen Umkreis der Klosteranlage am See, kann also dort etliche Stunden wandern gehen. Wir fuhren aber lieber nach Kildare, wo es einen weiteren typischen Rundturm neben einer intakten Kirche zu sehen gab. Celbridge kann mit einem symmetrisch gebauten Schloss in Castletown aufwarten, das die längste Fassade Irlands vorweisen kann – allerdings ist die, wie immer in Irland, grau...

Passend zu Ostern und zum sehr religiös geprägten Irland, hörten wir im Autoradio fast nur Radio Spirit. Die spielen zwar außerhalb der Feiertage auch normalen Rock- und Pop, doch der darf keine anzüglichen und derben Textzeilen enthalten, und es wird jeden Tag auch viel moderne christliche Musik gespielt. Zum Feiertagsprogramm gibt es ausschließlich moderne christliche Musik (das ist keine Orgelmusik sondern sowas wie in diesem Video, also sehr amerikanisch/ australisches Programm: solche Musik wird auch in vielen Gottesdiensten dort live gespielt) und die wird nur für Nachrichten und Informationsprogramme unterbrochen. Die Infoprogramme drehten sich u.a. um den schlechten Einfluss von elektronischen Geräten auf Kinder inkl. Erziehungstipps, wie man zwar auf der Höhe der Zeit bleibt, aber dennoch vernünftige erzieherische Grenzen setzt, aber auch um vernünftiges Autofahren zur Ferienzeit (in Irland wird verhältnismäßig schnell gefahren, was mir sehr recht war) oder auch um umstrittene Schulbücher, deren Verbreitung die Elternschaft im Gespräch mit der Schulleitung unterbinden solle, da in diesen Schulbüchern Homosexualität und vorehelicher Verkehr als völlig normal propagiert werde. Der Sender ist immerhin überkonfessionell christlich, also nicht katholisch-faschistoid wie Radio Maryja in Polen, aber natürlich sehr konservativ wie SNRT Coran in Marokko. Wer sich über den Vergleich wundert, soll doch mal mitzählen, wie oft schön formulierte religiöse Formeln zu Jesus u.a. sowie eingesprengte Bibelzitate vorkommen – genau wie im islamischen Kontext. Wer mit US-Christen zu tun hat, kennt das auch – in Deutschland ist das seit Jahrzehnten undenkbar, so zu reden: nur „mein Gott“ und „Gott sei Dank“ werden noch, oft auch im atheistischen Umfeld, genutzt. Moone Etwas anders ausgerichtet ist der linksliberale Proleten- und Studentenverein Bohemian F.C., auch Bohemians Dublin oder BOHS genannt. Der Name soll von der Gleichsetzung der Böhmen mit den Zigeunern (in dem Fall Roma) kommen, die von Ort zu Ort ziehen, so wie die Fußballer der Bells Academy von Sportplatz zu Sportplatz in den 1880/90er Jahren zogen, die sie keine Heimspielstätte hatten. So entstanden auch die vielen Vereinsnamen mit Wanderers (Bray Wanderers, Wolverhampton Wanderers, Wycombe Wanderers usw.). Die Fans nennen sich auch „The Gypsies“ was nicht so negativ im Englischen klingt wie „Die Zigeuner“. Passend dazu ist v.a. das Stadion Dalymount Park (früher wegen der Blumenwiese dort „Pisser Dignam’s Field“ genannt), das wie in Osteuropa aussieht. Es soll 2018/19 mal saniert werden, aber noch hat man einen Zugang über enge Gassen, noch engere Turnstiles, eine überdachte Haupttribüne mit teils schiefen und kaputten Sitzen, zur Linken Essensstände mit abenteuerlichen Container-Konstruktionen und gesperrte Stehstufen. Hinter dem Tor eine halbkaputte Tribüne für die Gäste, gegenüber eine gesperrte Sitztribüne ohne Dach, die irgendwie halb abgebrochen ist – dort ist dann ein Parkplatz. Es gibt keine Anzeigetafel, aber viele Schilder. Dämliches britisches Zeug wie „Denkt an unsere Nachbarn und geht nicht lärmend aus dem Stadion“ aber auch an den Werbebanden zur Tribünenseite hin: „Wir können uns keine Strafen leisten – du auch nicht, also betrete nicht das Spielfeld“.

Sprachlich topp gemacht war auch wie immer in der Region das Programm (4€ bei 15€ Eintritt). Interessant auch, dass es in ganz Großbritannien und Irland beim Gedenken an Verstorbene neben der Schweigeminute auch noch die Erinnerungsform des Dauerapplauses gibt: es wird eine Durchsage gemacht, wer verstorben ist und was ihn heraushebt – und dann wird eine Minute lang ununterbrochen ohne Zwischenrufe oder so etwas schnell und anhaltend applaudiert. Während des Spiels gab es im Fanblock, in dem wir gelandet waren, Gesänge und Pöbeleien (siehe auch das Video) – auch die Gästefans von Cork City gingen gut mit. Auf dem Feld gab es schnelles Kick-and-Rush, vorm Tor waren beide Teams aber leider nicht gut: Bohemians ganz schwacher Abschluss, Cork mit einem tollen Weitschuss zum 0:1 und einem Konter aus spitzem Winkel zum 0:2. Typisch Spitzenreiter sowas!

Tages-Statistik: 300km Mietwagen, 1 Spiel, 1 Ground Bohemians Dublin 0:2 Cork City Tag IV: Zweite Liga in der Republik und im Norden

Lurgan Celtic F.C. ................................................ 0
Annagh United F.C. .............................................. 2
- Datum: Samstag, 15. April 2017 – Beginn: 15.00
- Wettbewerb: Northern Ireland Football League Championship, Relegation Round (Abstiegsrunde der 2. Nord-irischen Fußballliga, 2. Halbprofiliga)
- Ergebnis: 0:2 nach 93 Min. (46/47) – Halbzeit: 0-1
- Tore: 0-1 39. NN, 0-2 84. NN
- Gelbe Karten: NN
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Knockramer Park (Kap. 1.600, davon 100 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 80 (davon ca. 10 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 6,0/10 (Ganz ansehnliches Amateurspiel in einer Halbprofiliga – aber was für eine lächerliche Kulisse!)

Longford Town F.C. ............................................ 3
Shelbourne Football Club (Dublin) .................... 1
- Datum: Samstag, 15. April 2017 – Beginn: 19.30
- Wettbewerb: League of Ireland Division 1 (sogenannte SSE Airtricity Division 1, 2. irische Fußballliga, Halbprofi- und Profiliga)
- Ergebnis: 3:1 nach 94 Min. (46/48) – Halbzeit: 2-1
- Tore: 0-1 3. Rooney, 1-1 16. Curran, 2-1 30. Curran (Elfmeter), 3-1 61. O’Connor
- Gelbe Karten: Friel (Longford); Prendergast, O’Brien, Hughes (Shelbourne)
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Flancare Park, sogenanntes City Calling Stadium (Kap. 6.850 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 500 (davon ca. 50 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,5/10 (Wirklich gutes Spiel, dem leider die Stimmung fehlte) Armagh Da Irland eine geteilte Insel ist – zumindest noch, seit der Einleitung des Brexits gibt es verstärkt Vereinigungsbestrebungen – kann man gleich zwei Länderpunkte machen. Die Fahrt nach Nord-Irland traten wir ohne Abzock-Versicherung an, da die Grenzen seit dem Friedensabkommen offen sind. Muss man sich mal vorstellen: die kranken Mietwagenfirmen nehmen einen Fantasiebetrag für den Übertritt einer offenen Grenze von einem EU-Staat in den nächsten – undenkbar bei einer deutschen Mietwagenfirma!

In Nord-Irland guckten wir nicht so viel an, wir mussten eh erstmal etwas über 2 Stunden bis zur Grenze fahren. In Loughgilly fiel uns die Dorfkirche in schöner hügeliger Landschaft am Weg auf, aber Armagh mit den zwei Kathedralen war natürlich sehr viel sehenswerter. Die katholische Kathedrale war kostenlos, die anglikanische typischerweise nicht: 2-3 Pfund, eine Unsitte, die aus der nicht vorhandenen staatlichen Finanzierung resultiert; wer eine Kirche nur besichtigen will, muss Eintritt zahlen – eine freiwillige Spende wie in Deutschland und fast jedem anderen christlichen Land ist nicht bekannt in Großbritannien. Auch in Armagh gibt es viele graue Häuser aber schöne grüne Hügel. Auf dem Weg zurück nach Irland nach dem Länderpunkt guckten wir auch noch die kleine Burgruine in Linaskea, das Balfour Castle, an. Lurgan Celtic 0:2 Annagh United Den Länderpunkt machten wir mit einem Zweitligaspiel, das in Lurgan auf einem Dorffußballplatz mit zwei Mini-Tribünen ausgetragen wurde, von denen die eine fast auseinander fiel. Es gab kein Catering, der Eintritt kostete 7 Pfund (5 Pfund ermäßigt, das sind mittlerweile nicht mal mehr 8,50€ bzw. keine 5,50€) Eintritt, und die 2. halbprofessionelle Liga fand vor nur 80 Zuschauern statt. Allerdings hatte diese 2. Halbprofiliga auch nur das Niveau einer guten bis sehr guten Partie einer Kreisliga A. Anders als in Deutschland wurden aber viele Zweikämpfe extrem rassig geführt. Ein klassischer Torwartfehler nach verlorenem Kopfballduell 20m vorm Kasten führte in der Schlussphase zur Entscheidung: der überraschend gut spielende Tabellenletzte aus Annagh gewann 0:2 beim nun Vorletzten Lurgan Celtic.

Longford Town 3:1 Shelbourne F.C. 15 Minuten vor Anpfiff waren wir in Longford, wo sich auch das vermeintlich moderne Stadion als eine ziemliche Bruchbude mit angefressenen Sitzen und Stufen entpuppte. Das Stadion ist rechteckig gebaut, die Haupttribüne abgesetzt und überdacht, es gibt nette Bepflanzung an den Spielerbänken und der einen Zuschauerbank. Der Eintritt lag bei 10€/ 8€.

Es gab eine frühe Führung für den Gast aus Dublin, den Shelbourne FC, zu sehen, dann einen schönen Schuss zum 1:1 und einen sicher versenkten Elfmeter zum 2:1. Die zweite Halbzeit sah noch ein tolles 3:1 mit Provokation beim Torjubel gegen die Gästefans, die bei dem schwachen Heimsupport gut zu hören waren.

Das Bed & Breakfast 1km östlich vom Stadion war überteuert und schlecht – die einzige schlechte Unterkunft auf der ganzen Reise – aber auch hier wieder nette Besitzer. Die besorgten uns die Adresse von einem sehr guten indischen Take-Away.

Tages-Statistik: 400km Mietwagen, 2 Spiele, 2 Grounds Longford Town 3:1 Shelbourne F.C. Tag V: Volkssport Hurling – Halbfinale in Kilkenny

Tipperary County GAA .................................. 5.18
Wexford County GAA ..................................... 1.19
- Datum: Sonntag, 16. April 2017 – Beginn: 16.00
- Wettbewerb: Senior Hurling League Roinn 1, Semi-Final (Halbfinale der Bezirksauswahlmeisterschaft im Hurling, faktisch höchste Ebene dieser Sportart)
- Ergebnis: 5.18(33):1.19(22) nach 76 Min. (36/40) – Halbzeit: 2.6(12):0.8(8)
- Scorers: Noel McGrath 2-2, John McGrath 2-2, Brendan Maher 1-2, Michael Breen 0-4, Seamus Callanan 0-3 (1 ’65), Jason Forde 0-2, Padraic Maher 0-1, John O’Dwyer 0-1, Daire Quinn 0-1 (Tipperary); Conor McDonald 0-7 (6f), Lee Chin 0-4 (1 ’65), Liam Ryan 1-0, David Redmond 0-3, Diarmuid O’Keeffe 0-1, Jack O’Connor 0-1, Paul Morris 0-1, David Dunne 0-1, Kevin Foley 0-1 (Wexford)
- Gelbe Karten: NN
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Nowlan Park (Kilkenny, Kap. 28.700, davon 19.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 26.000 (davon 19.059 zahlende; ca. 60% Wexford, 30% Tipperary, 10% Neutrale)
- Unterhaltungswert: 9,0/10 (Hervorragendes Hurling-Spiel in guter Atmosphäre)

Endlich weg aus Longford, schnell nach Roscrea durch. Dort steht eine Burg in der teils sehr grauen Kleinstadt, es gibt einen Rundturm, eine Kirchenruine, intakte Kirchen und immer wieder Farbtupfer durch die Erdgeschossrahmen von Geschäften. In Ballaghmore steht ein schicker Bergfried neben privaten neueren Häusern an einem Schotterweg. Aghaboe Abbey ist eine Ruine mit neuer Kirche nebendran. Odagh ist eine interessante Wüstung, die nur über einen unbefestigten Weg erreicht werden kann und eine zum Verkauf stehende Kirchenruine – der Friedhof gehört nicht zum 100.000€ Grundstück – bieten kann.

Kilkenny war die bis dahin schönste Stadt der Reise mit vielen Kirchen, Kirchenruinen, einem gewaltigen Burgschloss, einem Bergfried, Stadtmauerresten und einigen originellen Häusern. Nach dem Spiel in Kilkenny fuhren wir an Crangecastle, einem Gehöft mit Burgruine, vorbei nach Kilcooley, wo sich die größte Klosterruine Irlands, sehr abgelegen und nur über Pferdeweiden in extrem großen Gutspark eines privaten Gutes gelegen, befindet. Die Ruine zeichnet sich durch tolle Steinmetzarbeiten aus. In Cashel hatten wir das B&B Rockville House: relativ preisgünstig, sehr lustiger Besitzer – ich sag nur schwarzer Humor... – und beste Lage unweit der Burg und der anderen Sehenswürdigkeiten. Kilcooley Abbey Am Nachmittag des Ostersonntags ging es zur ersten der beiden Volkssportarten: dem Hurling. Neben Gaelic Football und vor Fußball die beliebteste Sportart Irlands. 20€, ermäßigt 15€ Eintritt, weit über 20.000 Zuschauer: das Halbfinale der Meisterschaft der County-Auswahl-Mannschaften zwischen Tipperary und Wexford, austragen hier auf neutralem Platz in Kilkenny, ist ein ganz großes Ding mit Fernsehübertragung und Merchandising. Das ansehnliche Stadion hat Stehplätze hinter dem einen und eine asymmetrische Sitztribüne mit teilweise Dach hinter dem anderen Tor. Auch die Gegentribüne ist nur teilüberdacht, die Haupttribüne hingegen mit typisch britischem Dach und tollen Bänken versehen. Das Spiel wurde von Tipperary bestimmt, die in der ersten Hälfte zwei Goals (Schuss ins Netz zählt drei Punkte) erzielten. Wexford kämpfte sich durch Points immer wieder bis auf zwei Punkte Unterschied heran, lag bei Halbzeit 4 Zähler hinten. Wexford verlor aber in der Schlussphase enorm an Boden mit den genialen Goals der County-Auswahl aus Tipperary die am Ende auf 5.18:1.19 davon zog, was einem Gesamtergebnis von 33:22 entspricht. Die Fans zogen friedlich ab: die Stimmung war eher schwach, da es keine Gesänge und kaum Sprechchöre gab, aber gut war, dass sehr viele bei jeder guten Szene im extrem rasanten Spiel mitgingen.

Tages-Statistik: 230km Mietwagen, 1 Spiel, 1 Ground Tipperary 5-18:1-19 Wexford (Semi-Final at Nowlan Park Kilkenny) Tag VI: Gälischer Fußball in der nächsten Bruchbude

Wexford County GAA ...................................... 0.6
Offaly County GAA ........................................ 3.18
- Datum: Montag, 17. April 2017 – Beginn: 15.00
- Wettbewerb: Leinster Minor Football Championship (1. Runde der Meisterschaft der Bezirksauswahlen der Provinz Leinster im Gaelic Football)
- Ergebnis: 0.6(6):3.18(27) nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 0.3:0.9
- Tore: NN
- Gelbe Karten: NN
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Bellefield (Enniscorthy, Kap. 3.500, davon 2.500 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 500 (davon ca. je die Hälfte Fans der jeweiligen Mannschaften)
- Unterhaltungswert: 7,5/10 (Einseitiges, aber durch Offaly sehr gutes Spiel)

In Cashel gab es gutes Frühstück im schönen B&B in Sichtweite des Rock of Cashel und der Kirchenruine, dann liefen wir durch die ansehnliche Stadt und besuchten danach die Horeabbey Klosterruine. Im benachbarten Athassel gibt es eine noch spektakulärere Abteiruine mit guten Steinmetzarbeiten. In Cahir besichtigten wir für 4-5€ die sehenswerte Burgruine mit ihren verwinkelten Türmen. Auf dem Weg nach Osten steht der ein oder andere Wehrturm (keep), wobei sich da Ormond Castle heraushebt, da er so zugewuchert ist. Zurück in Leinster ging es zum Gaelic Football in Enniscorthy, wo es auch ein schönes normannisches Burgschloss – klein aber symmetrisch – gibt und entlang der Küste hielten wir u.a. in Brittas Bay an den Sandstränden und Dünen. Übernachtet wurde auch in Strandnähe: in Dunbur bei Wicklow. Cashel Das Gaelic-Football-Spiel schließlich, fand in Enniscorthy im Bellefield statt: toller Ground mit Osteuropa-Flair. Steinplattenbänke mit riesen Ritzen und diversen Rissen, dahinter dran gepfriemeltes, miefiges Sportlerheim, Kasten von Anzeigetafel die per Hand von innen bedient wurde... Dafür aber abstruse Eintrittspreise für die Partie der U18-County-Auswahlen Wexford und Offaly (10€, ermäßigt 5€). Offaly war völlig überlegen, nur durch den Gast war die Partie so flott. Wexford erzielte mit Müh und Not 6 Points. Offaly zeigte hingegen u.a. 3 tolle Goals und gewann mit 19 Zählern Differenz: im normalen Fußball ist das mit einem 0:8-Sieg vergleichbar.

Eigentlich wollten wir in Ballygarrett noch ein U16-Football-Spiel gucken, aber das fand dort nicht statt, sodass wir uns gleich auf den Weg die Küste entlang nach Dunbur bei Wicklow machten, wo die osteuropäisch verpfuschte Lodge sehr preisgünstig war.

Tages-Statistik: 230km Mietwagen, 1 Spiel, 1 Ground Wexford U18 0-6:3-18 Offaly U18 (Leinster Minor Football Championship) Tag VI: Rückreise

Von Dunbur aus fuhren wir dann nach Dublin zurück und schauten uns nur die schöne, symmetrische, hohe Burg Dunsoghly mit ihren vier Ecktürmen an, die unweit des Flughafens liegt. Am Flughafen gaben wir die Karre gegen den Willen der Mitarbeiter am Terminal ab – die Hirnlosen meinten tatsächlich, dass wir die scheiß Karre am Außenparkplatz abgeben und den umständlichen Shuttle-Service nutzen. Aber mit Unfreundlichkeit kommt man bei den ganzen Niedriglohnkräften aus Osteuropa die von den Mietwagenfirmen angestellt werden, eh weiter als mit Freundlichkeit – das ist eine unserer Lehren aus den vielen Osteuropa-Aufenthalten. Eine Lehre aus dem Irland-Aufenthalt: dieser Drecksladen Sixt ist zum Kotzen! Diese ganzen scheiß Mietwagenfirmen in Irland sind aber der letzte Dreck – wenn Autofahren nicht so Spaß machen würde in Irland, würde ich ja vom Mieten abraten. Auch Ryan-Air machte nicht nur Spaß: dass ich wegen meinem Hurley Sperrgepäck einchecken soll ist OK, kostete ja nichts extra (ja, mancher Extra-Service ist selbst bei Ryanair kostenlos) aber dann sollen die den Rucksack auch richtig in Folie verpacken wie angekündigt am Schalter und nicht so, dass ein Marmeladenglas rausfällt und auf dem Gepäckband neben dem Rucksack rauskommt... Unweit der Kaserne südlich vom Flughafen Köln-Bonn kann man bereits preisgünstig essen: dort befindet sich ein griechischer Grill „Gyros Palast“ – bei dem gibt es auch prima Schnitzel und Burger, dazu vielseitige Salate. Da war ich bestimmt nicht zum letzten Mal!

Fazit: die Tour hat sich mal wieder gelohnt. Irland hat – auch wenn die Architektur extrem graulastig und die Landschaft eher mittel-spektakulär als atemberaubend ist – viele tolle Sehenswürdigkeiten zu bieten. Besonders mittelalterliche Klosterruinen lohnen sich. Ich habe außerdem den Verdacht, dass noch weiter im Südwesten sowie im Nordwesten die tollsten Sehenswürdigkeiten liegen – und für die Ecken hatten wir keine Zeit in dieser knappen Woche. Die Leute sind erstaunlich gastfreundlich und reden einen schönen Dialekt – nur für den weniger geübten Englisch-Sprecher trotz der deutsch-anmutenden Umlaute aufgrund des hohen Sprechtempos schwer zu verstehen. Das Tempo auf den Straßen ist auch erstaunlich schnell – gut, dass es so gut wie keine Kontrollen gibt, sodass man bei Orientierung an den Einheimischen nicht abkassiert werden wird. Faszinierend ist die Sportszene: v.a. in Nord-Irland ist Fußball nicht so spielstark wie in England, aber dafür ist es preisgünstiger und viele Stadien in osteuropäischem Zustand. Aber Irland wäre ohne die EU eh noch hinter Polen in der Entwicklung der Infrastruktur usw. – so sind sie etwas vor Polen. Das eigentlich wichtige in Irland – und das sollte sich jeder noch so ignorante Groundhopper reinziehen – sind die Gaelic Sports, die von den GAA Boards (Gaelic Athletic Association) organisiert werden. Bei einem weiteren Irlandbesuch würde ich auch unbedingt Gaelic Handball (oder Wallball, gälischer Squash ohne Schläger) und Rounders (gälisches Baseball bzw. Cricket) gucken, aber die beiden wichtigeren der vier gälischen Sportarten hatten wir uns ja auf teils höchstem Niveau reingezogen: die uralte Hockey-Variante Hurling und die Rugby-Fußball-Handball-Mischung Gaelic Football. Diese Sportart sind fester Bestandteil der Kultur – selbst die Mehrheit der Frauen interessiert sich wenigstens für Hurling (oder im Frauenbereich mit den Regelabwandlungen als Camogie bekannt) oder Gaelic Football und man sieht vielmehr Leute diese Sportarten freizeitmäßig im Park oder am Strand zocken als Fußball oder Cricket – selbst die typischen Kinder-Tore-Sets für den Garten werden nach GAA-Manier frisiert: es gibt fertige Sets mit Stangen am mit Netz behangenen Tor zu kaufen!

Tages-Statistik: 1.100km Flugzeug, 80km Mietwagen, 20km Rad Wexford U18 0-6:3-18 Offaly U18 (Leinster Minor Football Championship) Statistik:
- Grounds: 1.905 (6; diese Saison: 226 neue)
- Sportveranstaltungen: 3.012 (6; diese Saison: 272)
- Tourkilometer: 3.690 (2.200km Flugzeug, 1.470km Auto/ d.h. Mietwagen, 40km Fahrrad)
- Saisonkilometer: 46.840 (41.250 Auto, davon 2.540 Mietwagen/ 2.220 Fahrrad/ 1.100 Flugzeug/ 370 Schiff, Fähre / 290 Bus, Bahn, Straßenbahn)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 22 [letzte Serie: 11, Rekordserie: 178]
- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 31 des Jahres 2006 (31.7.-6.8.), d.h. seit 560 Wochen.

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