Dienstag, 22. Juli 2014

W416III-V: Pferdesport und Blindenfußball

Integrationssportclub Victoria Dortmund-Kirchderne 1
Berufsförderwerk/ Vital-Sportverein Würzburg ......... 2
- Datum: Sonntag, 20. Juli 2014 – Anstoß: 14.30
- Wettbewerb: Blindenfußball Bundesliga (Deutsche Meisterschaft im Blindenfußball)
- Ergebnis: 1-2 nach 50 Min. (25/25) – Halbzeit: 1-1
- Tore: 0-1 11. Sebastian Schäfer, 1-1 21. Hassan Altinbaş, 1-2 29. Sebastian Schäfer
- Verwarnungen: 1x Gelb Nr. 4 von Dortmund
- Platzverweise: keine
- Spielort: : Georg-Gaßmann-Stadion, Kunststoffrasenplatz 3 (Kap. 1.000 Stehplätze, bei Blindenfußball ca. 250 Stehplätze nutzbar)
- Zuschauer: ca. 30
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Eine wirklich eindrucksvolle Sportart; im Vergleich zum Spiel davor aber eine schwächere Partie)

SSG Blindenstudienanstalt Marburg 1970 .................... 2
FC St. Pauli (Hamburg) .................................................. 0
- Datum: Sonntag, 20. Juli 2014 – Anstoß: 12.45
- Wettbewerb: Blindenfußball Bundesliga (Deutsche Meisterschaft im Blindenfußball)
- Ergebnis: 2-0 nach 50 Min. (25/25) – Halbzeit: 2-0
- Tore: k.A.
- Verwarnungen: mindestens 1x Gelb für St. Pauli
- Platzverweise: keine
- Spielort: Georg-Gaßmann-Stadion, Kunststoffrasenplatz 3 (Kap. 1.000 Stehplätze, bei Blindenfußball ca. 250 Stehplätze nutzbar)
- Zuschauer: ca. 120
- Unterhaltungswert: 7,5/10 (Eine wirklich eindrucksvolle Sportart; bei diesem Spiel waren auch zwei offensichtliche Spitzenmannschaften am Werk)

CHIO (Concours Hippique International Officiel) Aachen 2014
- Datum: Samstag, 19. Juli 2014 – Beginn: 9.00
- Wettbewerbe: Dressurreiten, Vielseitigkeitsritt (Military), Gespannfahren (Marathon mit Vierspännern) und Springreiten (1. Springprüfung mit zwei Runden, 2. Jagdspringprüfung über Gräben und Wälle, 3. Progressiv-Sprungprüfung mit Joker)
- Ergebnislisten unter: Meggle-Preis (Dressur), DHL-Preis (Vielseitigkeit/ Military), Wohnwelt Pallen Marathon (Gespannfahren/ Vierspänner), Best of Champions (Springen), Preis der Sparkasse (Springen), RWE-Preis (Springen)
- Austragungsorte: Aachen, Sportpark Soers; sogenanntes „Deutsche Bank Stadion” (Dressur: Kap. 6.300, davon 5.500 Sitzplätze), Soerser Geländestrecke inklusive Fahrstadion (Vielseitigkeit und Vierspänner: Kap. ca. 50.000, davon 1.000 Sitzplätze) und Hauptstadion (Springen: Kap. 30.000, davon 25.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: Dressur; zwischen ca. 800 und ca. 6.000, Military; ca. 10.000, Gespannfahren; ca. 7.500 und Springreiten; ca. 25.000 bis 27.500
- Unterhaltungswert: 4,0/10 (CHIO kann man sich mal antun, da Springreiten und Military zwar widernatürliche Idiotie am Pferd aber doch halbwegs ansehenswerte Sportarten sind. Aber die Atmosphäre ist unsympathisch, Gespannfahren eher langweilig und Dressurreiten die ödeste Scheiße die ich jemals gesehen habe!)  
Photos with English Commentary:
a) CHIO World Equestrian Games in Aachen: Show Jumping, Dressage, Eventing, Four-In-Hand Driving
b) Aachen Old Town: Aachen Cathedral and other historic buildings 

c) German Championship in Paralympic 5-A-Side Football (Blind Football) in Marburg: Blista Marburg v St. Pauli, and Victoria Kirchderne v BFW/VSV Würzburg
d) Marburg Old Town: Palace and Half-Timbered Architecture
e) Central Hessia: Amöneburg Old Town, Rauischholzhausen Palace, Schweinsberg Palace, Homberg (Ohm) Old Town, and ALSFELD OLD TOWN

Eine ganze Menge neue Sportarten standen dieses Wochenende auf dem Programm. Vor allem am Samstag gab es viel Neues zu sehen, denn schon Monate vorher hatten wir Stehplätze für das CHIO in Aachen gebucht, die trotz Studentenermäßigung immer noch bei über 13€ für Dressur am Vormittag und Mittag + über 13€ für Springreiten am Abend zu Buche schlugen. Dafür gab es aber auch den ganzen Tag über Pferdesport und insgesamt vier für uns noch unbekannte Sportarten zu sehen!

Freitag erfolgte die ziemlich problemlose Anreise nach Düren, einem fürchterlichen Kaff (ziemlich hässlich und v.a. schlechte Infrastruktur: Supermärkte nur bis 20h offen und schlecht sortiert) bei Aachen. In Düren gibt es ein ETAP, wo wir auch schon weit im Voraus gebucht hatten. Zum CHIO ist in Aachen und Umgebung stets alles ausgebucht…  
Samstag ging es nach dem Frühstück in Aachen zum Turniergelände: die teils unfreundlichen und inkompetenten Öcher – ist halt so: Aachen ist schon ein widerliches Pack – am Einlass passiert, dann durchs weitläufige Gelände gegangen. Es gibt hinter neben dem Fußballstadion und der Eishalle am Rande der Anlage eine riesige Wiese- und Weidefläche, die für Gespannfahren und Vielseitigkeitsritt genutzt und temporär umgestaltet wird. Östlich davon befinden sich etliche Hallen, Trainings-Reitplätze und drei Stadien: das sehr kleine Fahrstadion, das 6.300 Zuschauer fassende und innen sehr schön gestaltete Deutsche Bank Stadion und das 30.000 Fans fassende Haupt- oder Springstadion, das ebenfalls auf allen vier Seiten über Ausbau verfügt und dabei vier unterschiedlich (und teils wirklich originell) gestaltete Tribünen aufweist.

Zum Glück hatten wir die größte Scheiße gleich am Vormittag weg: Dressurreiten. Dieses alberne, ewig gleiche Gehoppse und Getrabe der Viecher mit ihren affigen Reitern im Sattel sieht absolut lächerlich aus. So eine langweilige Scheiße! Das ist schlimmer als Tischtennis, Baseball oder Kegeln! Jede Kür sieht gleich aus und ödet einen total an. Dass dieser Wunderhengst Totilas mit Rath im Sattel dann voll abräumte, war mir auch reichlich egal…

Military oder Vielseitigkeitsreiten ist dann schon viel interessanter gewesen. Auf der Geländestrecke sind diverse Hindernisse wie Wassergräben, Hecken und Sprungstangen aufgebaut. Dass ein Pferd in freier Natur nie über ein solches Hindernis springen würde, führt die Idee dieses Pferdesports als idiotisch vor. Oder schon mal überlegt, warum ein normaler Weidezaun um eine Pferdekoppel teils nicht einmal die Höhe eines durchschnittlichen Springturnierhindernisses hat? Schon mal ein Pferd aus der Koppel per Sprung fliehen sehen?! Wie auch immer, es zeigte sich, dass es im Military auch mittlerweile viele hervorragende Reiterinnen gibt, die diese Strecke toll meisterten und als die Ersten ins Ziel im Hauptstadion einritten.

Kurz wieder zur Dressur rein, dann Gespannfahren: diese Vierspänner waren etwas seltsam anzusehen. Als Marathonwettkampf fuhren hier, sagen wir mal: Sportkutschen mit zwei mal zwei Pferden davor, anderthalb Stunden durchs Gelände, passierten Brücken und Wälle, bretterten durch Wasserlöcher und rammelten durch labyrinthartige Hindernisse. Am Ende siegte die australische Kutschbesetzung (besteht bei allen aus drei Leuten).

Wir fuhren mit dem Bus zur Mittagszeit raus zum Essen im Templergraben und dann wieder mit dem Shuttlebus kostenlos zur Soers zurück, drängelten uns geschickt vor (unglaublich, dieser Andrang da kurz vor 18h) und sicherten uns zum Springreiten im Hauptstadion gute Stehplätze. Diese Stehplätze sind allerdings eine Frechheit, da nur ebenirdisch vor der Haupttribüne und keine Ränge wie im „Deutsche Bank Stadion“. Die Kulisse war mit knapp 30.000 Pferdesportfans aber auch richtig gut anzusehen.

Beim Springreiten, dass ich aufgrund seiner Widersinnigkeit zu Anatomie und Natur der Pferde nicht übermäßig schätze – Züchtungen hin oder her, aber wer schon mal Polo gesehen hat, der weiß, dass Pferde naturgemäß nicht einmal die Hufe so hoch kriegen, um die 30cm niedrige Polo-Spielfeldbegrenzung ohne Stolpern zu übersteigen! – aber aufgrund seiner unbestreitbaren Spannung genau wie das Militaryreiten zu den erträglichen Pferdesportarten zählen will, gab es drei halbwegs sehenswerte Wettbewerbe. Beim ersten mussten wohl irgendwelche unterbelichteten Feministinnen einen Geschlechterkampf aus dem Springreiten machen, was aber total danebenging, da von den sechs weltranglistenbesten Damen zwei Totalausfälle (eine nervöse US-Nachwuchsspringerin und eine offenbar überschätzte Französin) die Hindernisse mit ihren Gäulen malträtierten. Die Herren gewannen so gut wie fehlerfrei und in Spitzenzeiten mit riesigem Vorsprung. Bei dem zweiten Wettkampf, einem sehr flotten Jagdspringen über Wälle und Gräben, gewann ein Belgier vor einem Deutschen und einem Iren. Zum Abschluss stand noch eine Progressiv-Prüfung mit Joker an, das heißt man springt erst über ein sehr einfaches Hindernis und erhält einen Punkt, dann ein etwas schwereres für zwei Punkte und nach dem neunten Hindernis (für neun Punkte) kann man sich 10 oder mit dem schwersten Hindernis (Joker) 20 Pkt. abholen. Bis zu 65 sind so drin und wenn mehrere Reiter 65 Punkte haben, gewinnt die schnellste Zeit. Auch hier landete ein Ire auf Platz 3 und auch hier schaffte ein Deutscher den 2. Platz – siegreich war beim Progressiv-Springen aber mal ein Italiener.

Erst kurz vor Mitternacht waren wir wieder im Hotel in Düren. Fazit zur CHIO: Kann man sich mal angeguckt haben, aber wenn man noch kein Fan von Pferdesport ist, wird man es dort auch eher nicht. Also das unnatürliche Gehüpfe, naja… aber so eine langweilige Scheiße wie Dressurreiten – ich könnte kotzen! Fürchterlich auch die penetrante Werbung: Sponsorennamen für jede Sportstätte, jeden Wettkampf, fast jedes Hindernis (!) und Fernsehspots auf der Leinwand. Und dass die Tierschutzfritzen nicht durchsetzen können, dass wenigstens die Pferdenamen von Sponsoring verschont bleiben…
Also ich bleibe dabei: der einzige wirklich interessante Pferdesport ist Polo – und Polo gibt es leider nicht in Aachen…  
Sonntag ging es weiter nach Marburg zu einer anderen neuen Sportart. Einer der wenigen niveauvollen Artikel auf fussball.de – also ein Artikel, der nicht von einem Polizeieinsatz in einer Kreisliga in NRW oder einem umgeboxten Schiri in Bayern oder Berlin berichtet – war jener über Blindenfußball. Nach Rollstuhlbasketball wohl der sehenswertes Behindertensport und aufgrund der enormen körperlichen und gehörtechnischen Leistung insgesamt der eindrucksvollste!

Das Spiel läuft so ab: vier blinde Feldspieler und ein sehender Torwart bilden eine Mannschaft und die zwei Teams kämpfen nach weitestgehend üblichen Futsal-Regeln auf einem Handballfeld mit Handballtoren um einen Ball mit Rasseln. Wer einen Sehrest hat (nicht jeder Spieler ist völlig blind; einen Dortmunder Akteur hatte ich vor seinem Spiel noch gesehen, wie er mit einer Art Lupe SMS auf seinem Handy entzifferte) darf natürlich auch mitspielen, aber deshalb müssen alle Spieler massive Augenbinden tragen. Außerdem tragen sie noch Polster, die Ähnlichkeiten zu Amateurboxhelmen oder Kopfschützern für Taekwondo haben. Die sehenden Helfer (eine Art Co-Trainer) und die Torhüter machen sich mit Ansagen und Klopfen an den Pfosten bemerkbar. Außer den Helfern und Torhütern sehen natürlich auch die Schiris – obwohl ihnen das wohl teilweise von Spielern und Betreuern in Abrede gestellt wird, so gut wie manche gemeckert haben… Aber da der Hauptgrund für Foulspiele ein zu spät oder gar nicht gemachter Warnruf (voy, Spanisch für „ich komme“), den die Spieler beim Angriff auf den Ballführenden rufen müssen, ist, muss man ja eher bei einem zweifelhaften Freistoß meckern: „Ey Schiri, bist du taub?!“

In Marburg befindet sich die deutschlandweit bedeutende Blindenbildungsanstalt (kurz: Blista), deren Mannschaft sehr erfolgreich beim Kampf um die deutsche Meisterschaft ist. In einem sehr guten, aber teils etwas einseitigem Spiel gelang Marburg ein erneuter Sieg, diesmal mit 2:0 über den FC St. Pauli aus Hamburg. Nicht ganz so stark wie das erste Spiel war das Duell zwischen Dortmund-Kirchderne und Würzburg. Die Süddeutschen des ehemaligen Versehrten Sport Vereines (nun Vital-Sportverein, da man eigentlich schon seit Jahren keine kriegsversehrten Spieler mehr hat, auf die dieser Vereinsname anspielt) gewannen erstmals diese Saison ein Spiel. In diesem spannenden Match hatte Dortmund alle Chancen auszugleichen, doch das gelang nur beim 1:1. Beim Stand von 1:2 wurde auch noch ein Strafstoß vergeben.

Insgesamt muss man sagen: eine tolle Idee dieser Sport und v.a. eine tolle Leistung, die da von den Spielern und Mannschaften gebracht wurde! Also ich habe schon sehende Spieler gesehen, die ohne Beeinträchtigungen ungeschickter mit dem Ball umgingen, häufiger über die Pille schlugen und „blindere“ Pässe nach vorne hauten…  
Das Besichtigungsprogramm war ja dieses Wochenende so kurz gekommen und da Marburg uns bereits bekannt war und außerdem recht überschätzt ist, fuhren wir gleich nach dem Blindenfußball weiter in die Provinz. Amöneburg liegt spektakulär auf einem Bergkegel und hat eine Burg an deren Fuße auch ein toller Fußballplatz liegt und eine enge aber doch recht durchsetzte Altstadt zu bieten.

Ein tolles historistisches Schloss in Rauischholzhausen dient der Uni Gießen als Tagungsstätte. Sein Park ist zwar nicht so herausragend, aber immerhin vom Schöpfer des Palmengartens Frankfurt geschickt um das verspielt gestaltete Gebäude herum angelegt. Weniger verspielt, aber riesig und authentisch erneuert ist die Burganlage in Schweinsberg. Drumherum gibt es auch etwas Altstadt mit Fachwerk. Ein paar schöne Fachwerkbauten und eine versiffte Burganlage hat Homberg/ Ohm zu bieten.

Schließlich ging es noch in die meines Erachtens gleichauf mit Limburg/ Lahn mit schönste Stadt Hessens: Alsfeld. An die 400 Fachwerkhäuser, fast alle in Topp-Zustand und sehr authentisch (kein Historismus wie in Marburg z.B.), ausgesprochen spektakuläres Rathaus (Fachwerk auf Steinetage), mehrere alte Kirchen, ein Stadtturm – also wirklich eine sehr sehenswerte Ortschaft! In Alsfeld konnten wir auch sehr preisgünstig essen: bei Preislagen wie bestenfalls im Osten, passend bei einer Altstadt, deren Authentizität auch eher im Osten (Quedlinburg, Salzwedel, Erfurt, Jüterbog, Meißen usw.) zu finden ist, als in Hessen oder weiter westlich. Sehr authentisch waren natürlich auch die besoffenen Asis direkt vor der Stadtverwaltung…  
Statistik:
- Grounds: 1.151 (Samstag 3 neue, Sonntag 1 neuer; diese Saison: 180 neue)
- Sportveranstaltungen: 2.107 (Samstag 4, Sonntag 2; diese Saison: 251)
- Tageskilometer: 1.200 (Freitag 530km Auto, Samstag 70km Auto und 10km Bus, Sonntag 590km Auto)
- Saisonkilometer: 67.500 (64.990 Auto/ 2.230 Fahrrad/ 160 Schiff, Fähre/ 120 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 88 [letzte Serie: 10, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 416

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