Donnerstag, 13. März 2014

W397V: Mauretanien 5; Zurück in die Hauptstadt


Photos with English and Arabic Commentary:
a) Tagant Region: Tidjikja, Moudjeria, Tagant Plateau
b) Western Mauritania: Nouakchott, Nouadhibou

Da weder Chinesen noch Kuwaiter es bisher hingekriegt haben, die Straße von Tidjikja nach Atar befahrbar zu machen (mit Allrad kommt man schon irgendwie durch und wären die unasphaltierten Passagen nicht so sandig, wären wir auch durchgefahren), fuhren wir den ganzen Weg von gestern wieder zurück. Tidjikja ist trotz Palmenoase und (geschliffenem) französischen Fort nicht sonderlich sehenswert. Als wir am Morgen dort hinein wollten, warnte uns die Nachbarin des Herbergsbesitzers vor Demonstrationen, bei denen es angeblich auch schon am frühen Morgen die ersten Schlägereien gab. Freitag ist eh der Tag der Kundgebungen, also entspannt zurück über Moudjeria und Sangrafa – in letztgenanntem Ort fanden wir auch endlich Brot, aber keinen vernünftigen Belag dafür, sodass zwei Fleischbüchsen aus meinen marokkanischen Beständen geöffnet werden mussten – und in der Savanne picknicken. Dort war es übrigens knapp 40 Grad, auch im Schatten der Bäume drückend heiß, und Viehtrieb gab es auch zu beobachten. Ziegen, Kamele, Rinder (auch welche mit großen Gabelhörnern), Esel, Maultiere – alles vorhanden! Ab und an endet auch mal ein solches Tier so wie das Kamel bei Sangrafa, das von einem LKW erfasst wurde: Tier tot am Straßenrand, LKW-Anhänger abgerissen und samt Zementsäcke an einem Busch, Fahrer unverletzt aber gestresst an der intakten Zugmaschine; für ihn wird es teuer wegen Anhänger und Kamel…

In Aleg fuhren wir noch am Fußballplatz vorbei, doch weder Fußball noch Boule wurde da gespielt. Es war einfach nichts los. An der Tankstelle dahinter tankte gerade der Türkische Rote Halbmond mit einem Konvoi auf dem Weg nach Mali alles leer. In derselben Straße wie der Sportplatz, ein ausbautenloser und hoch ummauerter Lehmplatz, fanden wir noch ein Sportgeschäft, dass u.a. Trikots der Nationalmannschaft verkaufte. Warum hinten die Nummer 2 draufgeflockt ist und warum das Teil lange Ärmel hat (vom Preis her und in Anbetracht der Ärmel, ist das wohl zweite Hand von der Frauennationalmannschaft übernommen) erschloss sich mir zwar nicht, aber dass auch noch eine farblich und größenmäßig zumindest zu 90% passende Hose (ich sagte ja schon, irgendwie ist das bestimmt alles zweite Hand von offizieller Stelle) für zusammen nur 4.000 UM (= 10€!) dabei war, ist einfach topp. Für 10€ habe ich das letzte Mal in San Marino ein Trikot der dortigen Nationalelf gekauft, aber da war keine Hose dabei und die Qualität keineswegs besser…

Auch in Boutilimit war der Großfeldplatz (genauso ein von Mauern umgebener, ausbautenloser Lehmplatz wie in Aleg) ungenutzt. Was ist das eigentlich für eine islamische Republik, in der mehr Spiele Samstag als Freitag ausgetragen werden?! Die Bolzplätze auf dem Weg nach Nouakchott waren auch erschreckend leer. Und man konnte nicht sagen, dass alle demonstrieren waren, denn nur in einem Ort gut 80km vor Nouakchott waren etwa 20 Schuljungen mit einem Protestbanner und Handzetteln unterwegs, die wir leider nicht mitnehmen konnten, da andere Verkehrsteilnehmer so drängelten. Leider scheint Sport in Mauretanien (v.a. in Dörfern und sehr kleinen Städten) nicht so einen Stellenwert wie z.B. in Marokko zu haben, wo die Sportplätze unablässig belegt sind. So viele ungenutzt in der Landschaft rumstehende Sportplätze habe ich jedenfalls das letzte Mal in unserem überalterten Deutschland gesehen…

So viel chaotisches Fahren wie abends in Nouakchott habe ich übrigens das letzte Mal in Algerien gesehen: wie in Algerien auch, fahren Mauretanier wenigstens erheblich sicherer und intelligenter als Marokkaner, aber keineswegs rücksichtsvoll. Ampel rot? Egal, ich hab trotzdem Vorfahrt! Die Penner vor mir fahren nur 30 zu zweit nebeneinander? Egal, einfach hupend über den sandigen Seitenstreifen rechts und dann scharf links an dem Eselskarren 50m davor vorbei und den Gegenverkehr zum Bremsen zwingen! Nicht die gewünschte Ware in dem Saftladen erhältlich sondern nur in dem Laden 300m zurück? Egal, ich denk ja gar nicht dran bis zur nächsten Kreuzung zu fahren und da zu wenden: einfach gegen die Fahrtrichtung auf dem Seitenstreifen bis zu dem anderen Laden fahren! Wieso ist der Blinker schon wieder kaputt? Egal, halt ich halt den Arm aus dem Fenster – ich biege eh so ab, dass ich lieber den Gegenverkehr behindere als die Abbiegespur zu blockieren…

Wir kamen gut am Hotel „Bema“, das uns beim Stadtrundgang am Mittwoch aufgefallen war, an. Für sehr europäisch teure 70€ gab es sehr große Doppelzimmer mit sehr gutem Bad, Klimatisierung, Kühlschrank, Glotze, Internet… Der schwarze Angestellte sprach zu meiner Überraschung hervorragendes Arabisch – die meisten Schwarzen in Mauretanien können kaum oder gar nicht Arabisch, sondern nur Wolof oder Fulbe und (ein bisschen oder fließend) Französisch – stellte sich aber auch als Marokkaner heraus. Das Essen im Hotelrestaurant war dann Spanisch, die Bedienung Senegalesisch. Der marokkanische Angestellte konnte sich dann nicht verkneifen, noch anzumerken, dass weder sie noch sein Kollege Arabisch können…  
Statistik:
- Tageskilometer: 620 (620km Auto)
- Saisonkilometer: 42.450 (41.320 Auto/ 1.080 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre/ 10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)

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