Freitag, 14. September 2012
W318V: Balkantour 2012 – Tag 8 = Bericht (8)
| Diesmal kein Abenteuer Straße, aber das Abenteuer Fußball in Albanien |
KF Skënderbeu Korçë -------------------------------- 2
KF Apolonia Fier -------------------------------------- 0
Datum: Freitag, 31. August 2012 – Anstoß: 19.00
Wettbewerb: Kategoria Superiore (1. albanische Profifußballliga)
Ergebnis: 2-0 nach 95 Min. (48/47) – Halbzeit: 0-0
Tore: 1-0 56. Sebino Plaku (Foulelfmeter), 2-0 65. Nurudeen Orelesi
Verwarnungen: Dorian Kërçiku (Skënderbeu); Guido Tepshi, Konstandin Ndoni, Albi Llënga, Emiliano Çela (Apolonia)
Platzverweise: keine
Spielort: Stadiumi Skënderbeu (Kap. 7.500 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 5.000 (darunter keine Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gute Atmosphäre, noch besseres Spiel)
a) Football in Albania: Skënderbeu Korçë v Apolonia Fier (Album Includes Photos of Korçë Town Centre)
b) Castles of Albania: Berat, Elbasan, Pogradec
Die wir heute nur große Straßen fuhren, wurde die Route zwar etwas länger, doch weitere Straßenabenteuer mit 65km unbefestigten Bergpisten oder so was blieben aus. Es ging sogar relativ flott voran, da man z.B. von Elbasan nach Pogradec eine hohe Qualität von Landstraßentyp hat. Bevor wir uns die beiden erwähnten Orte anschauten, besichtigten wir aber natürlich den Ort, in dem wir übernachtet hatten. Berat gilt einigen als die schönste Stadt Albaniens oder zumindest auf Augenhöhe mit Gjirokastra, was wir auslassen mussten. Ich habe ja bis jetzt nur sieben Städte in diesem Land gesehen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass bei Stadtbesichtigung Nr. 4 gleich das absolute Highlight gekommen ist. Schöne Flusstallandschaft zwischen hohen Bergen, auf dem einen Ufer ein dörflicher, christlich geprägter Altstadtbereich im osmanischen Steinhausbaustil mit charakteristischen Erkern und auf dem anderen ein größerer muslimisch geprägter Altstadtteil im gleichen Baustil, aber noch deutlich schöner da sehr enge Gassen. Sehenswert ist außerdem die Burg, die oberhalb des muslimischen Altstadtbereiches thront. Für 100 Lek (0,70€) Eintritt besichtigt man eigentlich keine Burg sondern eine befestigte Kleinstadt. Ganze Kirchen, Wohnhäuser, Geschäftshäuser usw. befinden sich innerhalb der massiven, aber teils recht stark gebröckelten Mauern, die sich auf der Spitze eines von Olivenhainen durchzogenen Berges befinden.
Nach Berat fällt Elbasan natürlich ganz schön ab. Neustadt im Stile Enver Hoxhas Diktatur und mittendrin eine quadratische, mittelalterliche Festungsstadt. Die Mauer ist in weiten Teilen erhalten, innen ist aber alles völlig zugebaut von modernen Bauten. Die drei, vier historischen Gebäude gehen in diesem architektonischen Chaos völlig unter. Was uns am meisten ins Auge fiel war die eine Moschee im Zentrum der Festung: Zu Zeiten des Kommunismus beschädigt – Minarett ab – nun mit noch nicht fertig gebautem und sehr bescheidenem Minarett versehen und bei der Freitagspredigt so was von überfüllt… OK, die Moschee ist ja nicht groß, aber so westlich wie in der Stadt Elbasan (wie in anderen albanischen Städten ja auch) alle rumlaufen, hätte ich keine überfüllte Moschee erwartet.
Wenig lohnend war Pogradec am Ohrid See. Der Sprachkundige wird sofort sagen: Was? Der Ort heißt Pogradec, als „Unter der Festung“ und liegt in Albanien? Klar: Makedonien ist in Sichtweite und so kommen auch schon mal slawische Einflüsse in den albanischen Sprachraum, der ja sprachlich eher in Richtung Griechisch geht, aber am nächsten noch mit Persisch verwandt ist. Pogradec ist jedenfalls ein gesichtsloses Badedorf und von der Festung ist nichts mehr zu sehen. Die Burgstelle befindet sich auf einem steilen Berg, der mit einem Nicht-Allradfahrzeug kaum bis zum Ende befahrbar ist.
Korçë macht da schon mehr daher, obwohl man die Stadt auch nicht als besonderen Knaller darstellen brauch. Ein wüstes Stilmischmasch ganz unterschiedlicher Qualität. Auffällig ist, dass fast nur Kirchen zu finden sind. Muslime sind hier in der Minderheit und auch die sonst in Albanien weit verbreiteten Katholiken stellen nur die zweitgrößte religiöse Gruppierung. Hier finden sich so viele griechisch-orthodoxe Menschen wie sonst nirgendwo in Albanien. Die griechisch-orthodoxe Kirche ist auch das eindruckvollste Bauwerk der 90.000 Einwohner zählenden Stadt.
Im Stadion von Skënderbeu Korçë – Gjergj Kastrioti, genannt Skënderbeu ist der größte albanische Nationalheld, da der Fürst im 15. Jh. stark gegen die osmanische Vorherschafft kämpfte – ging der Tumult gleich weiter. Zwischen der Büste des Helden vor dem Hintertoreingang und der Hintertortribüne wurde am Eingangstor randaliert, da nicht genug Karten ausgegeben wurden und noch Plätze frei gewesen wären im 7.500 Zuschauer fassenden Stadion. Die Polizei schlichtete die Handgreiflichkeiten aber sehr vernünftig.
Während des guten und schön anzusehenden Spiels gab es auch keine weiteren Auseinandersetzungen, was auch am vorbildlichen Polizeiverhalten lag. Wenn da mal ein paar Feuerwerkskörper abgefackelt wurden, griff niemand ein und bei aufgeladenen Situationen wurde nur Präsenz gezeigt. Das Stadion ist übrigens auch vorbildlich – jedenfalls für Albanien. Die Sitzschalen haben keine Lehnen und sind etwas alt, aber sonst hat man meist nur nackte Betonstufen in den albanischen Stadien und nicht solche „Luxussessel“ in Vereinsfarben. Die Hälfte der längs stehenden Haupttribüne ist auch überdacht und etwas abgehoben von den beiden einfacheren Teilen rechts und links der Mitte. Die meiste Stimmung war übrigens im Fanblock auf der Mitte der Gegentribüne. Gästefans hatten leider keine Zeit/ Lust oder kein Geld um den 200km (d.h. über 3 Stunden) langen Weg von Fier nach Korçë an einem Freitag zu bewältigen.
Für ihre Mannschaft, die recht viele Konter spielte aber sich auch anderweitig gute Chancen spielte, hatte sich das Kommen auch nicht übermäßig gelohnt. Nach einem Spieltag war das die Paarung 1. gegen 4. wobei nur die ersten drei Teams gewonnen hatten. Skënderbeu kam erstmal eine Weile nicht so recht ins Spiel, doch mit zunehmender Zeit nahmen auch die Chancen zu. Aber erst ein harter Elfmeter nach 56 Minuten, der mittig flach verwandelt wurde, lenkte das Spiel in die richtigen Bahnen für die Heimelf und führte den Rekord von meinem Vater und mir weiter: 135 Fußballspiele ohne 0:0! Das 2:0, das neun Minuten später fiel, war ein herrlicher Weitschuss ins lange Eck, den der sich hechtende Torwart einfach nicht erreichte. 2:0 war der Endstand.
Wir gingen unter den immer noch glotzende Kinderaugen – albanische Erwachsene sind zurückhaltend höflich, Kinder wirken hingegen unheimlich doof: glotzen viel, sagen gar nichts; wobei sie wohl auch einfach nichts sagen können, da sie intelligent genug sind, zu wissen, dass der Ausländer sie nicht versteht und umgekehrt auch nicht, aber sie sich andererseits mangels Fremdsprachenkenntnisse auch nicht verständigen können – ins Vereinslokal von Skënderbeu. Zum Fleisch vom Grill mit einem hervorragenden Salat und gutem Schafskäse gab es klassische, südalbanische Livemusik.
Statistik:
Grounds: 786 (heute 1 neuer; diese Saison: 18 neue)
Sportveranstaltungen: 1.599 (heute 1, diese Saison: 22)
Tageskilometer: 260 (260 Auto)
Saisonkilometer: 6.690 (6.280 Auto/ 510 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 135
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 318
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W318IV: Balkantour 2012 – Tag 7 = Bericht (7)
| Abenteuer Straße in Albanien: Halbfertige Autobahnen, Löchrige Landstraßen, Geschotterte Gebirgspisten |
Photos with English Commentary:
a) Roads of Albania: The Infamous Dirt Track Through Vermosh Valley
b) Castles of Albania: Shkodra, Lezha, Durrës
c) Roman Ruins of Albania: Durrës
Gleich nach dem Frühstück in Montenegro begannen die 65km Straßenabenteuer bis Han i Hotit in Richtung Shkodra. Vom Motel zur Grenze war durch Baustellen die Straße in einem miesen Zustand, nach der Grenzkontrolle (die nur 10 Minuten dauerte) begann Asphalt, der fast ununterbrochen ins Vermosh-Tal führte. Wir mussten allerdings schon nach drei Kilometern links ab nach Shkodra und somit 65 Kilometer auf unbefestigten Bergpisten zurücklegen. Links hohe Berge, rechts hohe Berge – direkt neben der unebenen, engen, zerfahrenen und grob geschotterten Straße tiefe Schluchten. Kaum ein Mensch unterwegs, kaum eine Ansiedlung in diesem krassen Tal. Auch keine Vulkanisierwerkstatt, was bei den groben Steinen mitunter nötig sein wird. Zum Glück ist unser Dacia Sandero Stepway so was von robust und praktisch: Der setzte nicht auf, der hielt die Steine aus, der fuhr sogar im zweiten Gang in Serpentinen bergan… Diese total bekloppte Strecke von Guci/ Vermosh nach Han i Hotit stellte sogar den Tizi-n-Test in den Schatten. Aber nur vom fahrerischen Anspruch – die Atlaslandschaft ist noch schöner!
Ähnlich wie Shkodra ist die Stadt Lezha, die man nach 40 Minuten Fahrt erreicht. Die Burg ist in Bautyp und Lage sehr ähnlich, nur weniger gut erhalten und deswegen auch für nur 100 Lek (0,90€) zu besichtigen. Auf den Mauern stiegen übrigens auch die ersten fremdsprachenkundigen Albaner, die wir trafen herum: zwei in der Schweiz arbeitende Männer. Schon nach der Besichtigung von zwei Sehenswürdigkeiten und der Fahrt auf 150km Straße hatten wir diverse falsche Behauptungen des Reiseknowhow-Reiseführers entlarvt. Aber das Know-how bei Reiseknowhow ist meistens sowieso mäßig: Die Karten scheiße und die Einschätzungen der Sehenswürdigkeiten und der Landeskultur oft noch unpassender als bei Lonely Planet – hätte ich keinen Gutschein gehabt, hätte ich den weitestgehend schon guten, teilweise aber eben zweifelhaften Reiseführer eh nicht gekauft. Von wegen fremdsprachenkundige Albaner: Nicht ein Albaner konnte sich in Englisch oder Deutsch – ja nicht einmal Italienisch – verständlich machen, außer die beiden in der Schweiz arbeitenden, sowie dann später in Durrës der Kellner der in England Englisch gelernt hat und der Hotelchef in Berat, der wenigstens hervorragend Italienisch sprach, da er in Italien gelebt hat. Auch die Behauptung, die Zeiten, in denen keine Verkehrsschilder und Wegweiser an den Hauptstraßen stehen, seien vorbei und anderslautende Informationen, die im Internet kursieren veraltet, ist eine absolute Frechheit! Als ich 2010 in Syrien war dachte ich schon: Die haben hier aber wenige Wegweiser – aber Albanien hat ja in allen Belangen eine schlechtere Infrastruktur als Syrien! Da kann dieser alewitische Hurensohn mit seinem verbrecherischen Klüngel noch so viel kaputt machen – so eine scheiß Infrastruktur wie Albanien würde Syrien erst nach 10 Jahren ununterbrochenem Krieg bekommen. Nur die stückchenweise neugebauten Autobahnen – immer wieder von Kreisverkehren und Baustellen zerschnitten – sind gut beschildert und manche Hauptlandstraßen und einige Straßen in großen Orten (insbesondere im Süden) zumindest ausreichend beschildert – aber der Straßenbelag, die fehlende Beleuchtung und mangelhaften Markierungen, die wilden Auf- und Abfahrten, die oft lange unbefestigten Wege und die geringe Anzahl der Straßen, die schlechten Brücken; all das macht Albanien zu einem interessanten Abenteuer mit dem eigenen Auto. Als erfahrener Fahrer verliert man selbst bei den übelsten Pisten nicht die Nerven – aber die Informationen in dem Reiseführer sind wirklich unnötig beschönigend. Ich erkenne die Leistung der albanischen Bauplaner und -arbeiter an – sie geben sich Mühe und versuchen alles zu verbessern – doch man muss wirklich auf dem Teppich bleiben: Albanien startet in Sachen Infrastruktur fast von Null und ist nach wie vor das infrastrukturell unterentwickelste Land Europas. Selbst Kosovo ist klar besser und auch das ärmere Moldawien hat wenigstens etwas bessere Straßen!
Relativ gut ist übrigens die Straße von Tirana nach Durrës, die wir nahmen. Man muss schon nördlich von Tirana rechts ab, was aber nicht ausgeschildert ist, und kommt dann zügig an die Küste. Endlich mal großstädtischer Verkehr – bin mal wieder fast auf so einen Spast, der beim Abbiegen zu langsam war, draufgeraucht, da sonst ein Wagen hinter mir auf mich draufgeraucht wäre. Viel zu sehen gibt es in der zersiedelten Hafenstadt aber nicht. Die Stadtmauer ist schon sehr ansehnlich und das Amphitheater als solches erkennbar, doch schon sehr verfallen. Ganz zu schweigen vom römischen Forum, das ebenso wie das Theater völlig umstellt von hässlichen 90er-Jahre-Bauten vor sich hin verfällt.
Essen war gut und preisgünstig in Durrës, die Straße nach Lushnjë bis auf die fehlenden Markierungen und vielen Baustellen OK, danach bis Berat in einem mäßigen, da schlagloch- und bodenwellengeprägten Zustand. Wie ich schon erwartet hatte, musste man im Motel am Straßenrand auf Italienisch einchecken, was aber einfach für uns war. Ein toppmodernes, sauberes Doppelzimmer mit prima Bad, Glotze, praktischen Tischen und Internetzugang kostete nur 3.000 Lek, also 21€.
Grounds: 785 (heute kein neuer; diese Saison: 17 neue)
Sportveranstaltungen: 1.598 (heute keine, diese Saison: 21)
Tageskilometer: 340 (340 Auto)
Saisonkilometer: 6.430 (6.020 Auto/ 510 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 134
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 318
W318III: Balkantour 2012 – Tag 6 = Bericht (6)
| Über Serpentinen, Tunnel und Passstraßen zum Fußball an den See von Plav |
FK Jezero Plav 1948 ------------------------------------ 1
Omladinski Sportski Klub Igalo 1929 --------------- 1
Datum: Mittwoch, 29. August 2012 – Anstoß: 17.00
Wettbewerb: Druga Liga (2. montenegrinische Fußballliga; 1. Halbprofiliga)
Ergebnis: 1-1 nach 95 Min. (47/48) – Halbzeit: 1-0
Tore: 1-0 40. Saša Radenović, 1-1 71. Milo Đurković
Verwarnungen: Miško Ceklić, Slavko Damjanović (Jezero); Miodrag Koprivica, Marko Filipović, Mirko Durutović, TW Marko Radović, Milo Đurković (Igalo)
Platzverweise: keine
Spielort: Stadion Pod Racinom (Kap. 2.000, davon 50 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 400 (davon ca. 50 außerhalb des Stadions; keine Gästefans)
Unterhaltungswert: 8,5/10 (Richtig gutes und spannendes Spiel!)
a) Football: 2nd Division of Montenegro; Jezero Plav vs OSK Igalo
b) Northern Montenegro: Durmitor Mountain Range, Piva & Tara Canyons, Mosques in Plav
Im Hotel “Bavaria” in Foča gab es nach dieser guten Übernachtung auch gutes Frühstück. Da gegenüber Deutschen bei einem Gespräch über eine Balkanreise auch doch das Thema Politik aufkommt, hat man dann auch am frühen Morgen schon eine gute Unterhaltung. Zum Glück ist die Besitzerin Deutsche, ihr serbischer Mann wird sicherlich nicht so differenziert sehen, dass Bosnier wie auch Serben Fehler machen und durch die alten Kräfte, die auch ihrer Meinung nach endlich weg müssten, die Regierung in Bosnien so handlungsunfähig ist. Ich habe mich natürlich zurückgehalten, aber eigentlich muss man zu der Lage Bosniens etwas deutlichere Worte treffen, als dass beschwichtigende „auf allen Seiten werden Fehler gemacht und alle blockieren sich gegenseitig“: Zum einen ist es nicht zu leugnen, dass es einen Hauptaggressor gab und gibt – nämlich die Serben. Also nicht nur Serbien, sondern alle serbischen Siedlungsgebiete wie auch die Republika Srpska – und mit „den Serben“ meine ich nicht nur Politiker und Aktivisten – da sind auch ganz normale Leute dabei, die in den 90ern zu den Waffen gegriffen haben und heute noch rumstänkern oder gar zu Gewalt neigen. Zum anderen ist es faszinierend zu sehen, dass man am Beispiel Bosnien sehr gut erklären kann, dass es Radikale und Extremisten nicht nur im Islam gibt. Wahhabiten und anderes Gesindel fasst kaum Fuß in Bosnien – die islamische Gemeinde ist sehr moderat. Die katholischen Kroaten neigen kaum zu Aggressionen mit dem vorgeschobenen Grund der Gegenüber sei „ungläubig“ oder so, aber Aggressionen gegen andere Ethnien sind schon häufiger. Doch während es bei den Katholiken eine Randerscheinung ist, sind extremistische Gruppen unter Zusammenwirkung von weltlichen Faschisten und orthodoxen Fanatikern bei den Serben erheblich zu spüren. Solcher Abschaum ist zwar nicht die Mehrheit, ich habe aber andererseits noch nie von einem Serben kritische Töne zur Rolle seiner Landsleute in den 90ern oder der Gegenwart gehört. Schuld sind immer die Anderen – selbst wenn man sich bewusst ist, dass eine nicht unerhebliche Anzahl der serbischen Landsleute, indem sie von ihrem Herrenrassen- und Religionsüberlegenheitsgefühl getrieben den Balkan mit Krieg überzogen, für die schlimmsten Verbrechen nach dem 2. Weltkrieg auf europäischem Boden verantwortlich sind.
Kaum auf dem Weg nach Montenegro fiel einem schon wieder die Abartigkeit der serbischen Seite auf. Nach meinem Besuch in Serbien 2007 war ich sehr angetan von dem Land und auch mit dem gastfreundlichen Verhalten der Leute zufrieden. Ich bin ja weder Roma noch Schwarz oder Muslim – da wurde ich sehr freundlich behandelt. Aber nach einem Besuch in Bosnien und gerade der seltsamen Provinz Republika Srpska, können Sympathien für Serbien nur hinterfragt werden oder sinken. Wir meisterten die Grenzkontrolle zwar in Rekordzeit – 10 Minuten vom bosnischen Checkpoint über die Holzbrücke zum montenegrinischen Checkpoint und ins erste Dorf in Montenegro – doch eigentlich hatten wir ja nicht den Checkpoint von Bosnien passiert. Es verabschiedete uns ein Schild der Republika Srpska und beim Umdrehen sah man auch nur die Flagge der RS, eine Billigversion der serbischen Staatsflagge, und ein Schild, dass auf die RS hinwies. Kein Wort zu Bosnien. Mich wunderte, dass die Grenzer überhaupt bosnische Uniformen trugen... Nach alldem was ich gesehen habe, kann ich nur sagen, dass die Federacija mit dem Brčko-Distrikt zusammen auch alleine überlebensfähig ist (so wie Montenegro ja auch); sollen die Idioten aus der RS sich doch dem Serbischen Staat angliedern – die Unruhestifter wirtschaften eh nur in ihre eigenen Taschen und tun rein gar nichts für die Federacija!
Interessant war es auch bei den Nachrichten zuzuhören: Zwei ganz einfache Worte zeigten die politische Ausrichtung der jeweiligen Seiten – es waren die Worte „Diktator“ und „Präsident“, die sich beide auf Bashar al-Assad bezogen. Der bosnische Sender sprach vom „syrischen Diktator“, dem einzigen in einer Nachrichtensendung angebrachten Begriff für al-Assad – die Sender in der quasi-serbischen Republika Srpska und im serbienhörigen und somit auch russlandabhängigen Montenegro nannten den Diktator nach seiner Eigenbezeichnung „Präsident“. Doch je mehr Leute wir bis Gusinje in Montenegro trafen, desto weniger störte mich diese hirnlose Nachplapperei der russisch-syrischen Propaganda – Montenegro ist (wie der Name einem auch schon nahelegt) eine Bergrepublik und die ursprüngliche Bevölkerung sind einfache, primitive und ungebildete Almbauern und Handwerker. Sie wissen es einfach nicht besser und können mit Weltpolitik oder anderen Ländern nichts anfangen...
Es dauerte ewig, bis wir in Montenegro auf etwas dichter besiedeltes Gebiet stießen. Erst knapp 100km und mehr als drei Stunden Fahrt hinter der Grenze errichten wir mit Mojkovac ein größeres Dorf in dem wir uns im Supermarkt und einer Bäckerei etwas zu Essen holen konnten. Die Supermarktpreise sind bei den meisten Produkten vielleicht 10-20% unter den deutschen Preisen, bei manchen Produkten aber genauso überteuert. Aber ein echter Knaller sind die Brötchen beim Bäcker: 20cm Durchmesser, also sättigend wie drei Brötchen eines deutschen Bäckers und dann nur 0,20€ pro Stück, was ja in Deutschland für ein Brötchen noch im Rahmen ist.
Berane war die erste richtige Stadt, die wir passierten. Da noch viel Zeit bis zu den Mittwochsspielen der zweiten montenegrinischen Fußballliga war, ließen wir das Industriestädtchen links liegen und fuhren – wie in der aktualisierten Form geplant – statt zum Spiel in Berane nach Plav weiter.
Plav ist ein unsägliches Kaff an einem versifften See der von ganz netten Bergen umgeben ist. Leider stehen die Berge etwas weiter weg. Dafür gab es aber endlich mal ein paar architektonische Sehenswürdigkeiten (im Norden Montenegros gibt’s ja „nur“ tolle Landschaft – die tollen Städte und Einzelbauten hat der Süden) zu sehen: Ein Blutturm – also ein Wehrturm in dem sich Männer verschanzten, die irgendwelche Scheiße gebaut haben und deshalb Blutrache von einem anderen Clan fürchten mussten – und mehrere Moscheen, welche oft mit Holzminaretten ausgestattet sind. In eine gingen wir rein: Der Gebetsraum bot kaum Platz für 30 Leute, war aber schön holzgetäfelt.
Der Ausgleich fiel in der zweiten Hälfte, in der der Gast etwas mehr Angriffe aufs Heimtor zeigte, durch einen Freistoß, der wohl noch von einem anderen Spieler als dem Schützen abgestaubt und gegen die Laufrichtung des Heimtorwarts versenkt wurde. In den besonders spannenden letzten 20 Minuten ging das Publikum, das sich auf der fünf bis elf Reihen zählenden Betontribüne mit willkürlich verteilten Sitzbänken und einem rostigen Kamerapult, einem Balkon eines hinter dem einen Tor befindlichen Hauses, dem vermüllten Hügel hinter dem anderen Tor oder der Mauer auf der gegenüberliegenden Seite, über die hinweg man einen tollen Blick zu der größten Moschee und vor allem den großen Bergen hat, niedergelassen hatte, auch besonders gut mit. Ein Tor fiel zwar nicht mehr, aber wenn ich mir überlege, wie gut diese beiden Mannschaften um den Ball kämpften, wie sicher sie trotz des holprigen Bodens die Bälle in ihren Reihen hielten und wie offensiv sie auf die Tore gingen – und die ganze Action für nur 1€ Eintritt – da ist dieses Spiel mit dem unspektakulären Ergebnis von 1:1 doch ein heißer Kandidat für das beste Spiel der Reise, obwohl bisher jedes Spiel überdurchschnittlich gut war!
Nach dem Spiel ging dann übrigens die nicht ganz einfache Suche nach einer Unterkunft weiter. Vor dem Spiel hatten wir schon im Restaurant „Palma“ gefragt, was im Dumont-Reiseführer von 2011 noch als „Restaurant und Pension“ geführt ist. Doch da wie auch woanders in Plav gibt es keinerlei Zimmer mehr: Der Tourismus ist in dieser Region des ansonsten sehr touristisch gewordenen Montenegros total eingebrochen, sodass alle Unterkünfte bis auf zwei „Autokamps“ dichtgemacht haben. Und diese beiden Autokamps wirkten so unausgelastet, dass wir den Versuch, einmal diese Art von Übernachtung (man bekommt einen Stellplatz für sein Auto und dazu entweder ein Mietzelt für meistens 5€ oder ein Bungalow für 15-20€ und benutzt dann Sanitäreinrichtungen und Gemeinschaftsräume mit anderen Campern zusammen wie auf einem stinknormalen Campingplatz auch) auszuprobieren, auf später verschoben. Wir fuhren auf Gutglück in Richtung albanische Grenze und fanden zwar keins der beiden im Reiseführer angegebenen Motels, aber ein hervorragendes Hotel in Gusinje, 10km vor der Grenze nach Albanien. Das „Rosi“ ist eine tolle Konstruktion aus Supermarkt im Erdgeschoss, Restaurant im ersten Stock und Hotel im zweiten und dritten Stock. Geräumiges, modernes, sehr ordentliches Doppelzimmer mit Frühstück für 30€ – starkes Preis-Leistungs-Verhältnis! Und sogar eine Angestellte, die hervorragend Deutsch und gut Englisch spricht! Die sympathische junge Frau war die erste wirklich freundliche Person die wir in Montenegro trafen und die erste, die nicht meine Kenntnisse slawischer Sprachen strapazierte. Dass sie ihre Schulbildung in Deutschland erhielt, war keine Frage – Montenegro zählt wie z.B. Bosnien, Ukraine und Frankreich zu jenen Staaten, deren Bildungspolitik sich nur der eigenen Kultur bewusst ist und andere Kulturen und ihre Sprachen ausblendet: Naturwissenschaften, Naturwissenschaften, Naturwissenschaften – wer braucht schon eine andere Sprache als seine Muttersprache? Ich wusste jedenfalls in den letzten fünf Tagen mal wieder, warum ich Russisch in der Schule gelernt habe: So schlecht meine Konversationsfähigkeit auch ist, so wichtig ist es in monoglotten Regionen wenigstens grundsätzliche Züge der jeweiligen Sprachen zu beherrschen –Und bei allem Respekt; kann man eine slawische Sprache, kann man eigentlich alle…
Grounds: 785 (heute 1 neuer; diese Saison: 17 neue)
Sportveranstaltungen: 1.598 (heute 1, diese Saison: 21)
Tageskilometer: 280 (280 Auto)
Saisonkilometer: 6.190 (5.680 Auto/ 510 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 134
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 318
Labels:
Bosnien-Herzegowina,
Durmitor,
GhCZ,
Jezero Plav,
Montenegro,
OSK Igalo,
Plav
W318II: Balkantour 2012 – Tag 5 = Bericht (5)
| In Bosniens überfüllter Tourismusmetropole und in der leeren Bergwelt der Republika Srpska |
Photos with English Commentary:
Am Dienstag brachen wir von Sarajevo aus zu einer Tour in zwei sehr unterschiedliche Regionen Bosnien/ Herzegowinas auf. Zuerst ging es über die Bundesstraße 17, die an der eindrucksvollen Schlucht des Flusses Neretva entlang führt, nach Mostar. Die Stadt ist berühmt wie überschätzt und zudem die einzige Stadt in Bosnien, die Anzeichen von Massentourismus hat. Die Frau, die die Parkgebühren (1€ pro Stunde) einsammelte, wollte uns gleich eine Stadtführung zu einem an sich vernünftigen Preis anbieten – angeblich hat man da viel günstigeren Eintritt in Museen, die angeblich 6€ kosten sollen – war aber auch nach meiner Ablehnung, dass wir uns lieber alleine umsehen wollten, noch freundlich. Unverschämt waren nur einige Roma-Frauen und -Kinder, die auf die Mitleidstour machen wollten um ein paar Euros für Essen zu erbetteln. Da man leider in Bosnien in jedem Ort gleich ein Dutzend Arme unterstützen müsste, gaben wir gleich gar nichts. Außer in Mostar wird man übrigens auch nirgendwo in BiH angequatscht, dass man doch dieses Mitbringsel oder jenes Souvenir kaufen solle oder mal dieses und jenes Restaurant (allesamt überteuert: man sollte lieber nicht in Mostar essen, sondern lieber in einem Motel in der Umgebung!) besuchen. Wirklich aufdringlich waren aber wieder einmal nur die Roma.
Blagaj fängt zwar erst nicht so toll an – ein unglaublich verrotteter aber bespielter Fußballplatz am Ortseingang, bald darauf eine beschädigte Kirche die gerade wiederhergestellt wird und dann noch eine richtige Kirchenruine, die daran erinnert, dass es auch Aggressionen der Serben gegen die Kroaten u.a. auch in Bosnien gab (die Kirchen sind nämlich katholisch und damit den orthodoxen Extremisten aus Serbien Feind Nummer 2 nach den bosniakischen Muslimen) – doch dann erreicht man über einen schmalen Asphaltweg entlang des Ufers der Neredva die Tekke (bosnisch Tekija) des lokalen Derwischordens. Diese muslimischen Mystiker könnte man auch als Mönche des Islam bezeichnen, wobei eine Tekke dann als Kloster verstanden werden muss, was von der Ausrichtung einer solchen Einrichtung auch korrekt ist. In dieses unheimlich spektakulär unter fast 100m hohen und richtig erdrückenden Felswänden gelegene islamische Konvent kommt man sogar gratis rein. Wenn keine Gebetszeiten sind, kommt man unter Beachtung der üblichen Kleiderregeln auch in den Innenraum – wir schafften es sogar noch in der Karenzzeit zwischen Gebetsruf und Gebetsbeginn durch die Räumlichkeiten, die teilweise sehr schön verzierte Holzdecken haben, zu gehen.
Auf einem der Felsen etwas oberhalb der Tekke liegt eine Burganlage, die der perfekt Englisch (also sogar richtiges, d.h. britisches Englisch) sprechende Bosnier, dem wir dort begegneten, zu Recht als „amazing“ bezeichnete. Sćepangrad ist wirklich toll gelegen da oben auf dem Felsen mit Blick in ein enges und weites Tal. Einfach dem Schild „Stari Grad 1km“ nach: Nach 500m hört der Asphalt auf und es beginnt der schlechteste Schotterweg (500m Länge) den ich je gefahren bin; da ich aber mit dem frontgetriebenen Dacia Crossover durchgekommen bin, würde ich nur von der Benutzung des Weges abraten, wenn man ein normal niedrig liegendes Auto wie Opel Zafira oder Ford Corsa hat. Über tolle Trampelpfade kommt man in 30 Minuten zur Burg hoch, wo zwar Sicherungsarbeiten laufen, aber keinerlei Absperrungen vorhanden sind. Die Mauern der Ruine sind außer auf der Südseite ganz gut erhalten. Allerdings kann man nur auf einen von vier vorhandenen Wehrtürmen klettern. Der reicht aber schon wirklich für einen Wahnsinns-Überblick!
Ab Blagaj wird es sehr ruhig auf den kurvenreichen Landstraßen. Hat man die Republika Srpska erreicht, wird es noch ruhiger. Kaum ein Ort – hier und da mal ein Gehöft, teilweise unbewohnt vor sich hin verfallend, teilweise auch zerschossen – und kaum ein Auto. Nur Berge, Bäume, Weiden, Rinder (auch mal auf der Straße) und primitive Parkplätze am Wegesrand; die besseren sogar mit Quellen, an denen man sich seine Flaschen abfüllen kann. Eindrucksvoll war eine Bushaltestelle, neben der ein durchgerostetes und von Kugeln durchsiebtes Buswrack vor sich hin gammelt – in 100m Entfernung ein kleiner Fußballplatz, dahinter eine baumbestandene Kuh- und Schafweide und irgendwo hinter dem 500m entfernten steinigen und spärlich bewachsenen Hügel dann ein kleines Dorf, wo die Spieler für diesen Bolzplatz herkommen werden.
Der erste richtige Ort kommt erst 40km nach Blagaj und heißt Nevesinje, danach sind aber wieder fast 50km Wildnis bis Gacko. Da fanden wir dann auch endlich ein Restaurant, dass einen guten Eindruck machte. Da bekam man auch zu einer solchen Unzeit wie 16.15 noch eine Pizza und Palatćinka (Käse, Schinken und Hühnerfleisch kross überbacken mit saurer Soße) – für nur 6€ pro Person – serviert. Gegenüber des Restaurants wird gerade eine kleine orthodoxe Kirche gebaut, dahinter steht gleich eine winzige Moschee, gegenüber dann ein Heldendenkmal der jugoslawischen Armee und in Reichweite sind schroffe Kalkberge. Jedes zweite Haus im Zentrum dieser kleinen Industriestadt war übrigens mit Graffitis, die Ratko Mladić – den erst letztes Jahr nach Einsichtigkeit der serbischen Regierung, die ihn 15 Jahre lang deckte, wegen Kriegsverbrechen in Srebrenica und Sarajevo gefassten Ex-General – als „Serbischen Helden“ hochleben lassen, beschmiert.
Die Fahrt durch die Neretva-Schlucht wurde noch von der 30km hinter Gacko auf halbem Weg nach Foča beginnenden Sutjeska-Schlucht getoppt, da diese Schlucht noch enger, höher und zerklüfteter ist. Eine herrliche Gegend – und menschenleer! Was man doch auch im dicht besiedelten Europa alles für Ecken findet – da versteht man die Begeisterung der deutschen Mitbesitzerin im Hotel „Bavaria“ in Foča, die in die Heimat ihres Mannes gezogen ist, um mit ihm ein Hotel zu betreiben, gegenüber Bosnien und anderen Gebieten Ex-Jugoslawiens. Begeisternd für uns war die hervorragende Qualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis dieses Motels: Großes Zimmer in toller Lage, darin auch eine Kochecke mit Kühlschrank, zudem eine ordentliche Dusche, Internetanschluss und Frühstück für nur 19€. Da sich Foča für Tagesfahrten nach Mostar, Sarajevo und die östliche Republika Srpska (Višegrad usw.) eignet, bzw. auch als Sprungbrett in den Norden Montenegros, kann ich das „Bavaria“ nur empfehlen. Wenn man nach Bosnien kommt, sollte man dieses hervorragende Hotel ruhig aufsuchen!
Wir waren übrigens aus dem zweiten genannten Grund nach Foča gekommen: Am Mittwoch stand der Länderpunkt Montenegro an, der mit einem Spiel im nur 200km aber selbst bei den wenigen Besichtigungen (außer Landschaft gibt’s halt nicht viel im Nordteil des kleinen Landes mit dem vielsagenden Namen Montenegro/ Crna Gora/ Schwarzenberg) doch 7 Stunden entfernten Plav.
Statistik:
Grounds: 784 (heute kein neuer; diese Saison: 16 neue)
Sportveranstaltungen: 1.597 (heute keine, diese Saison: 20)
Tageskilometer: 310 (310 Auto)
Saisonkilometer: 5.910 (5.400 Auto/ 510 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 133
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 317
Labels:
Blagaj,
Bosnien-Herzegowina,
Mostar
W318I: Balkantour 2012 – Tag 4 = Bericht (4)
| In der Hauptstadt und in der tiefsten Bergprovinz |
Photos with English Commentary:
Nach dem Frühstück aus dem Konsum guckten wir uns die Altstadt Sarajevos an. Selbst mitten im historischen Stadtkern sind Kriegsspuren nicht zu übersehen und viele Gebäude grau und angegammelt. Hässlich ist die bosnische Hauptstadt aber nicht – nur halt sehr durchsetzt: ein schönes Gebäude ist von zwei verfallen eingerahmt, gegenüber steht ein hässliches und zwei ganz ordentliche. So richtige Highlights sind kaum auszumachen, aber ein Blick vom alten Festungsbereich ist schon mal klasse. Die bergige Landschaft und die auf der teilweise zerschossenen Festung herumstreunenden Köter erinnern jeden halbwegs Geschichtsbewanderten an die Belagerung Sarajevos in den 1990ern, als die Zahl der Köter aus Nahrungsmangel etwas zurückging.
Wir entschieden uns dann noch für eine ganz abenteuerliche Strecke von Uskoplje Vakuf nach Fojnica. Von Sarajevo aus erreicht man den Kurort mit seinen Moscheen und dem Kloster ganz lässig über Asphaltstraßen, doch von Westen (also Uskoplje Vakuf) ist das eine echte Herausforderung. Schon gleich hinter dem Ort wird die breite Asphaltstraße breiter Schotter. Dieser Weg ist aber noch gut fahrbar bis zu Beginn der Gemeindegrenze von Novi Travnik, wo man mit Asphalt in Sicherheit gewogen werden soll. Ein Schild weist rechts ab nach Fojnica – die Straße geht weitestgehend unasphaltiert aber gut fahrbar weiter. In einem namenlosen Dorf mussten wir das erste Mal fragen, wie es nach Fojnica weitergeht. Einfach immer geradeaus und nicht davon beirren lassen, dass die Straße nun ein zwei, drei Meter schmaler, unebener Schotterweg durch den Wald ist! Nach einigen Biegungen, wo nur manchmal Schilder standen, mehreren Passquerungen und einem Wasserflaschenauffüllstopp an einer Quelle (es gibt noch viele öffentliche Quellen und Brunnen in Bosnien, wo man gefahrlos draus trinken kann oder sich ein paar Liter abfüllen darf!) auf dem einen Pass, wo es rechts zu einem See und geradeaus bergab gen Fojnica geht, hatten wir nun auch die dollsten Brückenkonstruktionen mit zusammengebundenen Baumstämmen über mehrere Meter tiefe Bachtäler zu passieren. 10km vor Fojnica gab es dann mit einem Gasthaus erste Anzeichen der Zivilisation. Kurz darauf stießen wir sogar auf die asphaltierte Straße, die 5km bis Fojnica verläuft.
Nach der oben beschriebenen Besichtigung dieses idyllischen und übrigens auch so gut wie 100% von Kriegsschäden sanierten Städtchens, fuhren wir noch zum Kloster in Kreševo, was überraschend modern – aber somit eher funktional als schön – gebaut ist. Von Kreševo nach Tarčin, also zur Hauptstraße nach Sarajevo, war der Weg viele Kilometer lang ganz frisch asphaltiert und hinter einer Kurve dann mal wieder plötzlich für 2km unbefestigt. Nach so vielen Kilometern ohne Verkehr und volle Konzentration auf den Straßenbelag, war es eine gewisse Umstellung für mich, sich nun auf die anderen Verkehrsteilnehmer, die auf der dreispurigen West-Ost-Achse durch Sarajevo drängelten, zu konzentrieren. Allerdings muss man sagen, dass der Verkehr in Bosniens Hauptstadt nur für Fahranfänger tückisch ist; ich habe schon weitaus chaotischere Orte durchfahren. Sarajevo wirkt ohnehin recht ruhig für eine Hauptstadt – aber etwas Ruhe kann man in der Hauptstadt eines fragilen Staatsgebildes, das sich aber allen Unkenrufen zum Trotz doch seit über 10 Jahren hält, wohl gut gebrauchen…
Statistik:
Grounds: 784 (heute kein neuer; diese Saison: 16 neue)
Sportveranstaltungen: 1.597 (heute keine, diese Saison: 20)
Tageskilometer: 320 (320 Auto)
Saisonkilometer: 5.600 (5.090 Auto/ 510 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 133
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 317
Labels:
Bosnien-Herzegowina,
Fojnica,
Sarajevo
W317III: Balkantour 2012 – Tag 3 = Bericht (3)
| Burgbesichtigungen und gesperrte Stadien in Bosnien |
Photos with English Commentary:
Castles of Bosnia: Vranduk, Travnik, Jajce
Nach dem Frühstück im Motel in Žepče machten wir uns nach Vranduk auf, was nur auf einem engen Weg, der von der Bundesstraße vor dem Tunnel „Vranduk 1“ nach links abzweigt, erreichbar ist. Man folgt dem Schild bis zur Burg, die direkt auf einer Felsnase errichtet ist. Unter der Felsnase führt ein Tunnel durch, hinter dem man die erste Straße rechts steil hoch muss. Die Burg ist ganz gut erhalten und vor allem wegen der Landschaft lohnend zu besuchen. Wer gut Slawisch kann, der handelt auch den Museumswärter, der wie 90% aller Bosnier noch viel weniger Englisch kann als ich Bosnisch, von seinen überzogenen 2€ für Ausländer herunter. Burgen in Bosnien nehmen nämlich offiziell nur 1€ - und zwar für alle…
Die arabische Reisegruppe war dann genau wie wir auch nach Jajce weitergefahren. Da sind die Moscheen zwar sehr unspektakulär – eher macht da die Kirchenruine, die einfach Mangels Nutzung seit dem 19. Jahrhundert verfiel, etwas daher – doch es gibt wieder eine nette Festung mit tollem Landschafts- und Stadtblick zu sehen. Die Stadtmauer mit Wehrtürmen ist teilweise auch erhalten, wobei gerade in diesen Bereichen der Altstadt Kriegszerstörungen aus den 90ern präsent sind. Eine landschaftliche Sehenswürdigkeit die Jajce bekannt macht, sind die Wasserfälle unterhalb der befestigten Altstadt. Da stürzt das Wasser spektakulär 20m oder noch mehr nach unten.
Wir fuhren noch einige Kilometer weiter südlich nach Bugojno, wo es nichts Tolles zu sehen gibt, aber eigentlich ein Spiel der 2. Liga stattfinden sollte. Wenn ich vorher gewusst hätte, was der Staffelleiter für Bosnien/ Herzegowina bei soccerway.com für ein Rindvieh ist, hätte ich noch recherchieren können, wo das Spiel tatsächlich ausgetragen wurde. Der beschissene Verband kriegt nämlich derzeit die Panik, weil viele Stadien baufällig sind. So hat kaum ein Verein der halbprofessionellen zweiten Ligen ein Heimspiel. Auch Erstligisten haben teilweise als „baulich untauglich“ eingestufte Stadien. Schon gestern hatten wir ja – auch nur da ich rechtzeitig auf den Vereins- und Verbandsseiten geguckt hatte – ein Spiel zwischen Srebrenik und Mostar im 20km von Srebrenik entfernten Gradačac gesehen. Heute war aber sogar das Spiel, dass ich in der Hinterhand hatte, nicht da wo es sein sollte: In Vitez (wie Bugojno 2. Liga/ Staffel Federacija BiH) sieht das Stadion schon von außen noch viel heruntergekommener als in Bugojno aus. Und auch Vitez spielte nicht zuhause, sondern wahrscheinlich in Travnik, aber da war es ohnehin zu spät und das Spiel in Kakanj erreichten wir auch nicht mehr. Also ab ins Hotel nach Sarajevo…
Wir hatten die billigen Apartments im „Hayat“ per Internet gebucht. Wenn mal die ganzen Idioten, die ihre Bosnien-Reiseberichte ins Internet stellen – mit Idioten meine ich v.a. die Groundhopping-Kollegen, die Null Komma Null Hintergrundinfos schreiben und jene (mehr oder weniger) normalen Touris die jeden Scheiß beschreiben, aber nur nicht die Hotelsituation – sinnvolle Infos (wie ich jetzt gerade mit den folgenden Zeilen) ins WWW klatschen würden, hätte ich das Hotel „Hayat“ nie gebucht. Es ist ja nicht schlecht: 20€ für 2 Personen in einem engen, sauberen, ordentlichen Zimmer, das nichts außer zwei Betten, einen Schrank und einen Fernsehtisch mit Glotze hat (das Gemeinschaftsbad ist auf dem Gang), sind angemessen und die Bediensteten sind höflich und sogar englisch-, manche deutschsprachig. Aber in den tausenden von Motels entlang der Landstraßen ist alles praktischer eingerichtet und Preis-Leistung einfach noch besser. Dieses leicht muslimisch geprägte „Hayat“ („leicht“ soll heißen, das man außer am Namen und dem Alkoholverbot auf nichts weiter muslimisches stößt) ist ja wirklich keine schlechte Unterkunft, aber es gibt keinen Grund, warum man in der Innenstadt von Sarajevo in einem schwer auffindbaren Hotel absteigen soll, wenn man an jeder größeren Landstraße alle 2 bis 20km ein Motel hat, in das man spontan für 15, 25, maximal 35€ pro Doppelzimmer einchecken kann. Nur wenn man nicht mit dem Auto unterwegs ist, bringen einem die ganzen Motels nichts – aber wenn man nicht sehr viel Zeit mitbringt, ein Eisenbahnfanatiker oder sehr nervenstarker und gut trainierter Radfahrer ist (OK: Hätte ich ein Wohnmobil, wäre mein Mountainbike für ein, zwei harte Touren mitgekommen…) kommt man auch besser mit dem Auto nach Bosnien. Also schon mal Fazit für Übernachtungen in Bosnien: Scheiß auf Vorbuchung und die Hetze, das vorgebuchte Hotel innerhalb der Eincheckzeit zu erreichen – einfach auf gut Glück ein Motel ansteuern; ist es voll, dann ist das nächste mit freien Zimmern nicht weit! Warum diese Information anscheinend niemand so deutlich ins Internet gestellt hat, wie ich mit diesen Zeilen hier, ist mir übrigens rätselhaft – so wenige Leute fahren ja nun auch nicht nach Bosnien, auch wenn es zum Glück kein Massenreiseland wie das Nachbarland Kroatien ist.
Grounds: 784 (heute kein neuer; diese Saison: 16 neue)
Sportveranstaltungen: 1.597 (heute keine, diese Saison: 20)
Tageskilometer: 360 (360 Auto)
Saisonkilometer: 5.280 (4.770 Auto/ 510 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 133
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 317
Labels:
Bosnien-Herzegowina,
Jajce,
Travnik,
Vranduk,
Zepce
W317II: Balkantour 2012 – Tag 2 = Bericht (2)
| Kurioses Erstligaspiel für Länderpunkt Bosnien-Herzegowina |
NK Gradina Srebrenik ------------------------------- 1
FK Velež Mostar --------------------------------------- 3
Datum: Samstag, 25. August 2012 – Anstoß: 17.00
Wettbewerb: Premijer Liga (1. bosnische Profifußballliga)
Ergebnis: 1-3 nach 97 Min. (47/50) – Halbzeit: 0-0
Tore: 0-1 60. Anel Hebibović, 0-2 75. Anel Hebibović, 1-2 83. Alen Turbić, 1-3 91. Anel Curić
Verwarnungen: 2x Emir Alić, Drazen Savić (Gradina); 2x Adi Mehremić, Amer Mahinić (Velež)
Platzverweise: Gelb-Rot für Adi Mehremić von Velež (30. Foul, 52. Unsportliches Verhalten) und Emir Alić von Gradina (20. Foul, 52. Unsportliches Verhalten)
Spielort: Gradačac; Stadion Banja Ilidža (Kap. 5.000 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 650 (Davon offiziell 500 zahlende und ca. 60 Zaungäste. Gästefans: vllt. 2, 3)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gutes Spiel mit kuriosem Spielverlauf)
a) Bosnian Football Top Tier: Gradina Srebrenik vs Velež Mostar (Played in Gradačac)
b) Castles of Bosnia: Srebrenik, Gradačac
Am Samstag stand ein erstes Highlight unserer Balkantour auf dem Programm. Länderpunkt 31 – Bosnien und Herzegowina – fing von vorne herein sehr interessant und auch sympathisch an. Bevor wir uns ein Spiel der landesweiten Profiliga anguckten, besichtigten wir die Burgruine Srebrenik. Um von unserem Übernachtungsort Zaprešić in diesen ansonst sehr hässlichen Ort, der nahe am Grenzverlauf der Federacija Bosna i Hercegovina zum Brčko Distrikt und der Republika Srpska liegt, zu gelangen, muss man über 200km (Maut ca. 12€) auf der Autobahn bis nach Županja zurücklegen. Die letzte Autobahntankstelle vor Županja liefen übrigens nicht nur wir zum Nachtanken an: Da tankte keiner mehr als 10 Liter, da in Kroatien die Spritpreise weit über jenen im 30km entfernten Serbien bzw. 15km entfernten Bosnien liegen. Die Grenzkontrolle war erstaunlich locker und schnell: Pass, Grüne Karte, Zulassung und mal ansagen, wo man eigentlich in Bosnien hin will (am besten nur große, touristische Orte wie Sarajevo und Mostar nennen) und bei wenig Andrang wie bei uns an diesem Tag dauert der Grenzübertritt keine 15 Minuten.
Auf der anderen Seite der Brücke sieht man schon, dass man jetzt nicht mehr im sehr westlichen Kroatien ist: Die Häuser sind einfacher und älter, es stehen viele Bauruinen herum und die im osmanischen Stil errichteten Moscheen sind mindestens so zahlreich wie die Kirchen, die man bereits von außen nach orthodox (serbisch) und katholisch (kroatisch) einteilen kann. Die Straßen sind aber ganz OK, auch wenn sie nicht sonderlich gut ausgebaut sind. Erfreulich sind die gute Beschilderung und die sonstige Infrastruktur an Hauptstraßen. Diese mit ein- oder zweistelligen Nummern betitelten Überlandstraßen kann man mit Bundesstraßen vergleichen. Im Gegensatz zu Deutschland sind die Bundesstraßen in Bosnien gesäumt von Restaurants, Läden, Tankstellen (Preisunterschiede aber leider wie in Deutschland: 1 Liter Benzin kostete am 25.8. zwischen 2,40 und 2,60 Konvertiblen Mark, d.h. rund 1,20-1,30€ und Diesel zwischen 1,15€ und 1,25€) und auch Motels. In der ersten Nacht in Bosnien stiegen wir auch gleich in einem solchen ab.
Erstmal besichtigten wir aber – wie oben schon erwähnt – die Burg von Srebrenik. Fährt man in diesen Ort, wird man eine tolle Tankstellenkonstruktion (überdachte Zapfsäulen, angeschlossen daran ein Verkaufsraum, an dessen Seite ein Restaurant angebaut ist und auf dessen Dach noch ein zweigeschossiges Motel gebaut wurde) bemerken. An der Kreuzung dahinter geht es links dem Schild „Stari Grad“ – obwohl es in diesem Fall eine „Alte Burg“ ist, wird mal wieder „Old Town“ übersetzt, da „grad“ im Südslawischen sowohl „Burg“ als auch „Stadt“ heißen kann – nach den Berg rauf. 5km geht ein enger Asphaltweg die Ausbauten des Ortes entlang. 2km vor der Burg hat man hinter einem muslimischen Friedhof einen tollen Blick auf ebendiese Burganlage. Die letzten 500m sind ein ausgewaschener Schotterweg. Als wir den Parkplatz, der sich für maximal vier Pkw eignet, erreicht hatten, stelle sich gleich ein Mietwagen mit zwei türkischen Touristen neben uns. Am Burgtor wurde es dann lustig, da sich der Kassenwart und der Aufpasser ein paar Kumpels aus dem Dorf eingeladen hatten, die im Schatten des Torturms hockten und sich unterhielten. Darunter war ein Bergmann aus der Nähe von Recklinghausen: in Bosnien geboren, in Deutschland gearbeitet – und nun als Rentner zurück nach Srebrenik. Der Bergmann löste dann auch unser Wechselgeldproblem, in dem er uns kurzerhand einlud auf seine Kosten die Burg zu besichtigen. Eigentlich muss man 1 KM, also 0,50€ entrichten – aber wenn wir nun mal nur 100er-Scheine aus dem bescheuerten Bankomat bekommen hatten… Solche freundlichen Leute wie den Bergmann findet man auch in Bosnien nicht an jeder Ecke! Aber nicht nur ihm gefiel es, dass überhaupt Deutsche ohne jede Verbindung nach Bosnien sich das Land angucken, Sehenswürdigkeiten besichtigen und auch Fußball schauen. Bosnier treffen eben doch nicht jeden Tag auf Touris und sind entsprechend interessierter an Fremden als Kroaten…
Die Burg Srebrenik ist mit der Felslage und den schroffen Mauerruinen, die zwar noch gut in Form stehen, aber nirgendwo Dächer haben, erheblich spektakulärer aber weniger erschlossen, als die Burg im 20km entfernten Gradačac. Dieser Ort ist genauso hässlich, lebt aber ebenfalls touristisch von einer schönen Burganlage. Parkt man auf dem Hauptplatz darunter bekommt man natürlich ein nicht so tolles Bild des Ortes: Zum ersten Mal fallen Einschusslöcher und von Granatsplittern verursachte Risse, die auch nach 17 Jahren noch nicht ausgebessert wurden, auf – und dann betteln noch etliche Roma-Kinder, die auch in Bosnien Ausgestoßene sind, aufdringlich jeden (Einheimische wie Fremde) an. Besser ist es also wahrscheinlich, auf dem Parkplatz hinterm Obertor, an dem noch besonders schön die osmanischen Inschriften zu lesen sind, zu parken. Hinter dem Obertor liegt noch einiges brach, aber an einem windschiefen Wehrturm und erheblich graderen Pappeln vorbei erreicht man die Kernburg: Einen als Hotel und Restaurant genutzten, regelmäßigen, weißen Bau auf massivem Mauerwerk.
Das 0:1 fiel aber recht spät und läutete eine kuriose letzte halbe Stunde eines von Beginn an guten Spiels ein. Durch das Theater eines Gästeakteurs spielten beide Teams ab der 52. nur noch zu zehnt, und Velež ging mit dem zweiten Konter innerhalb von drei Minuten, durch einen erst nach dem Platzverweis eingewechselten Spieler, in Führung. Derselbe vollendete einen weiteren Konter mit einem herrlichen Hammer unters Tordach zum 0:2 nach 75 Minuten. Keine zehn Minuten darauf kam der Gastgeber, der in den ersten 45 Minuten erheblich mehr Spielanteile und Chancen hatte als der Gast, zum Anschlusstreffer mit einem abgefälschten Schuss aus 10m. Ein dritter Konter, der von einem Velež-Stürmer abgeschlossen wurde, saß dann aber auch: Der Torwart hatte noch die Hand dran, doch das verlangsamte die Pille nur, die ins lange Eck rollte und den 1:3 Endstand markierte.
Nach dem Spiel hatten wir dann doch keine Lust mehr, die 140km von Gradačac bis nach Zenica durch zu fahren, sondern nahmen uns gleich im 90km entfernten Žepče ein Motel. Mit 30€ für ein Doppelzimmer ist das „Marić“ eines der teureren, was man allerdings auch schon von außen abschätzen kann (das Schild wirbt mit 3 Sternen und die Anlage ist groß und modern). Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt trotzdem – auch im angeschlossenen Restaurant, wo die qualitativ guten Hauptgerichte zwischen 4€ und 7€ kosten. Die Motel-Zimmer sind erfreulich geräumig, auf drei Gäste ausgelegt (abgerechnet wird pro Gast: 15€ pro Person) und etwas altmodisch aber für Bosnien doch sehr ordentlich eingerichtet. Was man noch erwähnen muss, ist dass niemand im Motel eine Fremdsprache beherrscht. Wer nicht wenigstens wie ich ein paar Dutzend slawische, möglichst bosnische (aber russische, serbische usw. werden auch meistens verstanden) Worte kann, der hat die Arschkarte. Aber am besten ist es natürlich, wenn man nicht nur wie ich Worte ohne Fallendungen aneinanderreiht, sondern richtige Sätze hinkriegt… Wer übrigens auch scheiße dran ist, ist jeder Vegetarier, denn in Bosnien isst man ausgewogen: fleischlos gibt’s nicht. Andere Beilagen als Pommes, Weißbrot und Salat aber übrigens auch nicht…
Von den Burgbesichtigungen und der Landschaft über den Stadionbesuch und die Infrastruktur bis hin zum Essenfassen (Supermarkt wie auch Motel-Restaurant) und Übernachten machte Bosnien an diesem ersten Tag einen sehr guten Eindruck. So schön Kroatien auch ist, aber wenn man in Bosnien ist und für weniger Geld mehr bekommt, weiß man es sehr zu schätzen, dass Bosnien einfach etwas weniger entwickelt und weniger westlich ist als Kroatien. Im weiteren Verlauf des Aufenthaltes sollte es an Bosnien auch nur einen Kritikpunkt geben: Sportveranstaltungen (insbesondere die 2. Fußballliga) könnten wirklich besser organisiert sein.
Statistik:
Grounds: 784 (heute 1 neuer; diese Saison: 16 neue)
Sportveranstaltungen: 1.597 (heute 1, diese Saison: 20)
Tageskilometer: 470 (470 Auto)
Saisonkilometer: 4.920 (4.410 Auto/ 510 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 133
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 317
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Gradina Srebrenik,
Mostar,
Srebrenik,
Velez Mostar
W317I: Balkantour 2012 – Anreise und Tag 1 = Bericht (1)
| Nachtfahrt nach Kroatien: Zoobesuch und Zweite Fußballliga in Zagreb |
NK Hrvatski Dragovoljac Zagreb ------------------ 2
NK Primorac 1929 Stobreč -------------------------- 0
Datum: Freitag, 24. August 2012 – Anstoß: 18.00
Wettbewerb: 2. HNL (Druga hrvatska nogometna liga = 2. Kroatische Fußballliga, 1. Halbprofiliga Kroatiens)
Ergebnis: 2-0 nach 97 Min. (47/50) – Halbzeit: 2-0
Tore: 1-0 2. Čolaki, 2-0 19. Marošević (Elfmeter)
Verwarnungen: Nr. 16, Nr. 23 (HD); Nr. 4, Nr. 10 (Primorac)
Platzverweise: keine
Spielort: Stadion NŠC Stjepan Spajić (Kap. 2.000 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 500 (in der Presse gemeldet: 1.000/ jedenfalls keine Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,5/10 (Erste Halbzeit gut, zweite allenfalls mittelmäßig)
Um meinen Geburtstag herum legten wir diesmal eine großangelegte Balkantour, die nur zu zweit – mein Vater und ich – durchgeführt wurde. Die erste Station lautete Zagreb, die sehenswerte kroatische Hauptstadt, die wir bereits im letzten Jahr zu Ostern ausführlich erkundet hatten. Inklusive Spielbesuch bei Dinamo Zagreb.
Anreisetechnisch wählten wir diesmal eine ganz andere Taktik als sonst. Wir fuhren am Donnerstagabend um kurz nach 20 Uhr los, durchfuhren halb Tschechien bis zur Autobahnabfahrt Jihlava und kamen auf ganz guten und aufgrund der Tageszeit auch sehr leeren Landstraßen bis Österreich. Dort beginnt eine mautpflichtige Pseudoautobahn bereits in Hollabrunn. Wir haben nicht aus Ärger übe die Aneinanderreihung einspuriger Baustellendurchfahrten erst auf dem ersten Rasthof vor Wien die Vignette gekauft, sondern weil in diesem Dreckskaff Hollabrunn keine Tankstelle mehr offen hat um 3 Uhr morgens. Zum Glück hatte die Agip in Spielberg kurz vor Slowenien dann um 6 Uhr offen. Die war zwar nur 0,02€ billiger als die slowenischen Tankstellen – aber ich erwähne es vor allem deshalb, dass wir zum Tanken von der Autobahn runter gefahren sind, weil sich immer wieder Deppen abzocken lassen: Wenn man nur noch eine Reichweite von 50km hat, dann fährt man in Österreich von der Autobahn runter und tankt dort! Tankstellen in Städten oder Dörfern verlangten pro Liter Super 1,50€-1,55€ und auf Autobahnen 1,63-1,69€. So was Asoziales in Sachen Abzocke an der Autobahn habe ich bisher auch nur in unserem Nachbarland gesehen!
Wir waren schnell auf Landstraßen durch den östlichen Zipfel des Zwergstaates Slowenien – dass die sich zu Griechenland, Spanien und Co. in den „erlesenen Club“ der EU-Problemländer gesellen werden, wundert niemanden der mit offenen Augen durch das Land der potemkinschen Dörfer gereist ist: So dreiste Blenderei habe ich wirklich noch nirgendwo erlebt! – durch und hatten in zwei Minuten die Grenze nach Kroatien um kurz nach 7.15 Uhr passiert. Geldwechsel und dann ab nach Trakošćan, einem spektakulär gelegenen historistischen Burgschloss 8km östlich des Grenzübergangs Donji Macelj, und nach einer Frühstückspause dort über die Landstraßen nach Zagreb. Dass es wichtig war, sich in einer Tankstelle in Tschechien mit einem reichhaltigen Frühstück eingedeckt zu haben, sollte sich dann nach dem Besuch des Zoos von Zagreb zeigen.
Der Zoo ist so ziemlich die einzige Sehenswürdigkeit Zagrebs, die wir letztes Jahr nicht besucht hatten. Für umgerechnet 4€ bekommt man einen recht kleinen, aber sehr modernen und wirklich schön gemachten Zoo mit enorm unterschiedlichen Tierarten zu sehen: Von Seehunde bis Pfeilgiftfrösche, von Krokodile bis Pumas und von Erdmännchen über baktrische Trampeltiere bis hin zu Zwergflusspferden hat der Zoo eine ganze Menge zu bieten. In 2 Stunden ist man normalerweise durch, aber wir machten extra langsam, da wir sehr viel Zeit hatten und verbrachten dort fast vier Stunden.
Noch einmal zurück zum Essen: Nach dem Zoobesuch um 14 Uhr ein Restaurant zu finden, in dem es Essen gab, war ein Ding der Unmöglichkeit – man muss sich mal vorstellen, dass man in dieser Großstadt mit Snacks aus dem Supermarkt bis zum Abendessen in der Pension durchkommen musste, anstatt ein ordentliches Mittagessen und dann nur noch einen kleinen Imbiss am Abend zu sich zu nehmen. Auf diesen Balkan-Essrhythmus (morgens etwas, mittags wenig und abends Massen) lass ich mich ja gerne ein, aber doch nicht so überraschend, bei dieser Art Kroatiens, sich großspurig mitteleuropäisch zu geben. Diese komische Essenssuche heute in Kroatien erinnerte mich stark an Connys Beschreibungen vom Ramadan in Marokko…
Mit Hrvatski Dragovoljac aus Zagreb, bzw. genauer Novi Zagreb, der Neustadt, die schon schwer angegraut ist, aber nicht annähernd so eine Asi-Dichte wie angegraute deutsche Plattenbauviertel zu haben scheint, hatte auch ein interessanter Club ein Heimspiel. Der Hrvatski Dragovoljac ist der „Kroatische Freiwillige“ – das klingt doch schon irgendwie nicht so unverfänglich wie der Name der Gastmannschaft aus Stobreč bei Split, die auch als Farmteam von Hajduk fungiert, also: NK Primorac 1929 = FC Vor dem Meer 1929… Ein Plakat für Ante Gotovina neben dem Eingangstor, die Banner „Crni Ratnici = Schwarze Krieger“ und die nationalistische kroatische Rockmusik über die alten Lautsprecher zeigten auch klar die Ausrichtung des Heimvereins.
Richtig was los war aber erwartungsgemäß nicht in diesem auf zwei Seiten kahlen und auf den beiden anderen Seiten mit Sitztribünen ausgestatteten Stadion. Die Haupttribüne war aber schon ihre 4€ Eintritt wert: So ein typisch zusammengepfriemelter Balkanbau mit viel Stahlgerüsten!
Das Spiel lohnte zumindest in der ersten Hälfte auch das Kommen. Da ging der Gastgeber mit einem tollen Kopfball nach einer prima Flanke von links an den Fünfmeterraum nach nur 90 Sekunden in Führung. Nach etwas mehr als einer Viertelstunde bekamen sie einen berechtigten Foulstrafstoß zugesprochen, den sie sicher verwandelten. Danach passierte schon noch einiges in den beiden Strafräumen und an den jeweiligen Toren, allerdings traf keiner mehr. Weder der erstarkende Gast, noch der bis zum Seitenwechsel überlegene Gastgeber.
Grounds: 783 (heute 1 neuer; diese Saison: 15 neue)
Sportveranstaltungen: 1.596 (heute 1, diese Saison: 19)
Tageskilometer: 1.060 (1.060 Auto)
Saisonkilometer: 4.450 (3.940 Auto/ 510 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 132
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 317
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