Sonntag, 5. Oktober 2008

WE114II: Das Ernst-Grube-Stadion - das Schönste an Riesa

SC Riesa 2:1 SG Kesselsdorf

Samstag, 4. Oktober 2008 - Anstoßzeit 15.00
Bezirksklasse Dresden Staffel 4 (8. Liga, 4. Amateurliga)
Ergebnis: 2:1 nach 90 Min. (45/45) - Halbzeit 0:0
Tore: 0:1 52. (?), 1:1 54. (?), 2:1 88. (?)
Verwarnungen: 3 Gelbe für Riesa, 2 für Kesselsdorf
Platzverweise: Keine
Stadion: Ernst-Grube-Stadion (Kap. 11.000, davon 2.480 Sitzplätze)
Zuschauer: 50 (2 Gästefans)
Spielqualität: 4,0/10 (Unterdurchschnittlich)

Ground Nr. 254 (neuer Ground; diese Saison: 24 neue)
Sportveranstaltung Nr. 673 (diese Saison: 40)
Tageskilometer: 240 (Eisenbahn)
Saisonkilometer: 7.705 (4.810 Auto, 1.760 öffentliche Verkehrsmittel, 1.135 Fahrrad)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 88
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 114

Vor dem Spiel:
Viele fußballverrückte Väter wünschen sich zum Geburtstag den Besuch eines Bundesligaspiels. Vor allem, wenn der Ehrentag auf einen Samstag fällt. Meinem Vater reicht auch die Bezirksklasse. Aber ein besonderes Stadion musste dann doch her. Den Spielbesuch im spektakulären Ernst-Grube-Stadion in der Nudelstadt hatten wir schon zwei Mal aufgeschoben, doch jetzt sollte er klappen. Davor gab es natürlich noch Sightseeing: Wurzen wurde besucht, eine Kleinstadt, die für Getreideprodukte und den Lyriker Ringelnatz bekannt ist. Dort gab es ein paar nette Bürgerhäuser, einen wirklich interessanten Dom, ein mäßig interessantes Schloss und ein paar andere schöne Ecken. In dieser oder einer der kommenden Spielzeiten sollten wir auch unbedingt einmal Fußball dort sehen.
Danach stiegen wir wieder in den Zug, der uns ohne Verspätung nach Riesa brachte. Die Sport- und Nudelstadt war noch viel schlimmer als ich befürchtet hatte. Gesichtslos, hässlich, architektonisch unter aller Sau. Diese 35.000-Einwohner-Stadt rangiert in der Liste der hässlichsten Städte Deutschlands ganz sicher in der ,,Spitzen’’gruppe. Hässlichere Städte gibt es vielleicht schon, aber Riesa muss schwer zu toppen sein. Ein gammliges aber architektonisch ordentliches Rathaus, ein spektakulärer Schulbau, eine allenfalls mittelmäßige Kirche, die mal ein paar Lampen mehr im Innenraum vertragen könnte, und lautere gesichtslose kleine Häuser und große Plattenbauten.
Der schönste Ort der Stadt ist wirklich das Ernst-Grube-Stadion, dass allerdings ein Symbol für den sportlichen Niedergang Riesas ist: unterklassiger Fußball, da in Riesa nur der kurzfristig Geld in die Kassen spülende Eventsport in 0815-Arenen gefördert wird, marode Anlagen und kaum Zuschauer.

Das Spiel:
In der ersten Halbzeit war es über weite Strecken enttäuschend - nicht nur, weil keine Tore fielen. Beides sollte sich in der zweiten Hälfte ändern: erst ging kurz nach der Pause Kesselsdorf in Führung, dann schoss Riesa einen Freistoß direkt ins Netz zum Ausgleich. Kurz vor Schluss spielten sie noch geschickt im Strafraum der Gegner hin und her und erzielten damit das 2:1, was den nicht unverdienten Sieg besiegeln sollte.

Der Eintritt und die Zuschauer:
Wenn auch 2,50€ 50 Cent mehr sind, als ich in Sachsen auf Bezirksebene gewohnt bin, muss die Ermäßigung für Schüler, Rentner und Studenten positiv hervorgehoben werden: denn nur 1€ entrichten zu müssen ist auch in Sachsen selten. In Sachsen-Anhalt wird nur in der Kreisliga so wenig verlangt.
Die meiste Zeit des Spiels dachte ich, ich sei alleine in dem großen Stadion. Da war ja keine Stimmung. Nicht einmal Zwischenrufe. Der Gästetrainer war der Lauteste im Stadion. Nur als einmal das Rolltor das den Weg vom Tribünentor zum Spielfeld abgrenzt, durch eine ungeschickte Berührung eines Betreuers der Riesaer krachend in den Gang fiel, wurde laut gelacht. Wobei es ja nun nicht gerade ungefährlich war, dass das Stahltor umfiel. Man sicherte es auch sofort mit zwei Fahrradschlössern. Und kurz vor Ende wurde lautstark geschimpft, als der eine Linienrichter eine grobe Fehlentscheidung traf. Ansonsten meldeten sich nur zwei Leute beim Gästetreffer und die meisten anderen bei den beiden Riesaer Treffern mit Applaus.
Ich hatte persönlich im Vorfeld auf mehr Stimmung und Fans gehofft, doch die Stimmung beim Riesaer Stadtderby geht wohl nur von den Stahl-Fans aus.

Das Catering:
Sehr ,,vielseitig’’: Bockwurst mit Brötchen und Flaschenbier in zwei Sorten... Gut, dass wir andere Getränke mitgebracht hatten. Die Brötchen waren etwas schwammig, aber die Wurst lag nicht zu lange im Wasser.

Der Schiedsrichter:
Der Schiri und seine Assistenten leiteten die Partie souverän und streng. Zwei Fehler unterliefen ihnen jedoch: einmal wurde einem Riesaer Handspiel angekreidet, was absolut lächerlich war, und kurz vor Schluss brachten sie das lahme Publikum in Wallung, als ein Riesaer an den Ball kam - 2 Meter vor ihm ein Mitspieler, 3 Meter davor ein Kesselsdorfer - und der eine Linienrichter Abseits winkte. Das übliche Geschrei wie: ,,Ey bist du blind du Arschloch!?’’ oder ,,Bei dir hackt es wohl du Vollidiot? Wo war denn da Abseits du Penner?’’ ging verständlicherweise sofort los.

Nach dem Spiel:
Wir liefen zum Bahnhof, nahmen den Zug nach Leipzig, dann dort den nach Halle, dann da wiederum den nach Merseburg. Dort aßen wir dann noch richtig gut bei unserem Chinesen.

Mehr Fotos:
Wurzen:
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081004a%20Wurzen%20-%20Ringelnatzstadt/
Riesa: http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081004b%20Riesa%20-%20Sport-%20und%20Nudelstadt/
SC Riesa: http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081004c%20SC%20Riesa%202-1%20SG%20Kesselsdorf/

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