Mittwoch, 6. Dezember 2023

W3.0150II-0153II: Eine Südamerikatour mit Aufstiegsspiel in Chile, Altherrenfußball in Brasilien, deutscher Kreisliga in Argentinien und Uruguay-Länderspiel im Centenario

Ich hatte noch 12 Urlaubstage und einige Überstunden im August. Außerdem mehrere Reiseoptionen im Kopf. Klar war: Es sollte im letzten Sechstel des Jahres losgehen. Ich kann vorwegnehmen: Die Reise hat sich wieder sehr gelohnt! Doch diesmal war die Planung, die oft auch schon Spaß macht, ein einziges Ärgernis.

Plan 1: Pacific Games auf den Salomonen. Wochenlang Flugpreise und alternative Routen geprüft, festgestellt, dass es derzeit kaum ein Reiseziel gibt, das noch teurer ist, als die herabgewirtschaftete de-facto chinesische Kolonie mit hoher Kriminalitätsrate im Nirgendwo östlich von Papua-Neuguinea. In vier Jahren finden die Games auf Tahiti statt. Viel attraktiver, derzeit auch viel billiger hinzukommen. Die Games 2023 machten auch organisatorisch, wie zu befürchten war, einen ganz miesen Eindruck: Karten nur im Vorverkauf, aber unklar, wie dieser selbst inner-ozeanisch (geschweige denn weltweit) laufen soll. Fazit: Plan in die Tonne gekloppt: Scheiß auf Salomonen!

Plan 2: Der klappte dann immerhin schon, aber auch nur gespickt mit Ärgernissen. Die Idee: Wir hatten in zwei Reisen (2017 und 2022) die fünf nördlichsten Länder Amerikas besucht. Warum nun nicht die fünf südlichsten? Wieder eine Reihe Interessenten, aber alle sprangen ab. Die Spielpläne beim Fußball: eine Frechheit! Die meisten Partien werden 2 bis maximal 7 Tage im Voraus angesetzt – selbst in der 1. argentinischen Liga. Karten auf dem Schwarzmarkt, mangels funktionierendem Internet-Ticketing und Tageskassen, leider der Standard in den oberen Ligen. In Chile teilweise nur Onlinetickets, die von Deutschland aus oder mit ausländischer Kreditkarte nicht bestellbar sind. Dann die Flüge doppelt so teuer wie in den Norden – na gut, liegt ja noch im Budget. Ist auch ein Unterschied, ob man für 2.500€ auf die Salomonen oder für 1.200€ nach Buenos Aires fliegen soll. Mit Umsteigen geht es auch von Hannover aus. Nur: Auf dem Hinflug wurde kurz nach Buchung über Lufthansa von dieser scheiß LATAM der Flug von Sao Paulo nach Buenos Aires storniert. Änderungen im Flugplan. Die Vollidioten konnten uns dann nur auf schlappe 12 Stunden später umbuchen. Mehr als eine Stunde und drei Anläufe dauerte das, ehe bei dieser unfähigen Lufthansa-Hotline (denn online konnte ich das nicht vornehmen aus irgendwelchen Gründen, ich hätte nur komplett stornieren und dann wochenlang auf die über 2.400€ Rückerstattung warten können und irgendwo anders zu noch höheren Preisen ganz neu buchen) endlich dieser simple Schritt vorgenommen war. An diese Umbuchung war noch eine Änderung an der Autoanmietung gebunden: nicht nur, dass man dadurch Geld verliert, weil man den Wagen weniger nutzen kann, ich musste mit den Deppen in Buenos Aires ständig auf Spanisch kommunizieren. Internationales Unternehmen (Europcar) und dann nicht fähig, auf Englisch zu kommunizieren. Nicht mal schriftlich! Aber schriftliches Spanisch verstehe ich ja gut, also nicht so schlimm. Mehrfach musste ich bei Europcar auch nachhaken, denn aufgrund idiotischer Zoll- und Sicherheitsvorschriften, ist das grenzüberschreitende Mieten nur eingeschränkt erlaubt. Mit den argentinischen Mietwagen von Europcar kann man für jeweils um die 100€ Aufpreis außer in ganz Argentinien, auch in ganz Chile und Uruguay sowie im brasilianischen Bezirk Iguazu (aber auch nur da) fahren. Da nach Paraguay – anders als auf der Website erst vermerkt – eine Ausfuhr nicht erlaubt war, entschieden wir uns während der Reise auch auf einen Tagesauflug aus einer Grenzstadt zu verzichten und diesen fünften CONMEBOL-Länderpunkt später mal zu machen. Ich kann auch nur davor warnen, einen Mietwagen unerlaubt mal eben nach Asuncion oder Sao Paulo zu fahren. Die Karren haben wegen der hohen Kriminalitätsrate in Lateinamerika (mit Ausnahme Uruguays geht es da überall viel schlimmer zu, auch was Raub und Autodiebstahl angeht, als in jeder europäischen Assi-Stadt) alle einen GPS-Tracker. Wird der entfernt, wird das Fahrzeug binnen Stunden zur Fahndung ausgeschrieben. Zeigt der Tracker an, dass der Wagen gerade nach Bolivien oder Paraguay oder so gefahren wurde, wird die Firma einen anrufen (binnen Minuten oder Stunden) und ziemlich Ärger machen. Es gibt sogar die technische Möglichkeit des Remote-Stopping; der Motor wird einfach aus der Ferne abgestellt oder ein erneutes Starten des Motors ist beim ersten Halt ab Alarm nicht mehr möglich. Ob Europcar das Stilllegen aus der Ferne praktiziert, weiß ich aber nicht. Nur muss ich sagen, dass die Mietbedingungen bei Europcar für die Region gut sind – in der Kürze der Zeit, die wir hatten, alle diese 4 Länder der Region zu besuchen, ist natürlich schon eine Leistung und ging nicht anders oder ausgiebiger als wie nachfolgend beschrieben. Allerdings muss ich auch sagen: wir wollten einfach nach dem Ärger mit den Pacific Games so viele neue Länder wie möglich besuchen. Architektonisch haben die meisten südamerikanischen Länder einfach wenig zu bieten, landschaftlich auch nur eingeschränkt (außer den wirklich tollen Anden, die wir gerne länger erkundet hätten, hat uns da nichts begeistert – OK, Iguazu die Wasserfälle natürlich, aber Mexiko und USA sind da viel, viel sehenswerter) und so bleibt nur der Sport, hauptsächlich der Fußball.   

Am Donnerstagnachmittag, 9. November, ging es dann endlich los. Bei kühlem Herbstwetter nach verkürztem Arbeitstag (7 Stunden) fuhren wir nach Hannover.

Das Parkhaus am Terminal war preislich OK und funktionierte reibungslos, das Einchecken auch, der Umstieg in Zürich war weniger gut, denn das war ein unfähiger Provinzflughafen dort – alles hatte schon geschlossen. Wegen des Nachflugverbots war es der letzte Flug, der da heute rausging.

Dann gammelten wir 11 Stunden in Sao Paulo Garulhos herum. Kein besonders toller Flughafen. Am schlimmsten ist aber, dass eine Entschädigung aussichtslos ist, da mehr als zwei Wochen vor Reiseantritt der Flug zwangsweise storniert wurde. Auch wenn die Drecks-Lufthansa uns unzumutbar lange aufhielt, statt auf einen früheren Flieger (es gingen 8 Flüge nach Buenos Aires raus, den 2. hatten wir gebucht, wir wurden auf den 7. umgebucht) umzubuchen – wenn die Gerichte alle solche Frechheiten von den Fluggesellschaften zugunsten der Kunden bestrafen würden, würden die Flugtickets noch mehr verteuert werden. Die argentinische LATAM ist natürlich völlig unzuverlässig und handelte sich eine weitere Stunde Verspätung ein.

Die sehr freundliche Einwanderungsbehörde in Buenos Aires hielt uns nicht unnötig lange auf. Europcar wartete sogar länger als die angegebenen Öffnungszeiten – hätte LATAM dem Mitarbeiter auch ersparen können. Kommunikation dort nur auf Spanisch – ich kann ohnehin nur davor warnen, Lateinamerika ohne Spanischkenntnisse mit deutschem Schulenglisch zu bereisen! 

Den ganzen Tag fiel schon auf, wie Brasilien versifft war, wie in Argentinien nichts funktionierte – aber wie die Leute auch sehr freundlich waren und sich von der Unfähigkeit anderer nicht aus der Ruhe bringen ließen. Ich probierte 5 Bankautomaten aus – keiner spuckte Geld aus. Geldwechsel am Flughafen hätte nur den offiziellen Kurs angeboten, nicht den Parallelkurs. Offiziell erhält man für 1€ nur 375 Peso, die echte (parallele) Wert ist aber bei fast 1.000 Peso.

Wir mussten Wasser und Sandwiches an der Tanke einkaufen, da der 24h-Supermarkt eine Kassensystemstörung hatte. 

Die Unterkunft am Rand von Buenos Aires entpuppte sich als typisches Stundenhotel, hatte verglichen mit Mexiko eine schlechtere Bausubstanz, da aber der Parallelkurs abgerechnet wurde, zahlten wir nur 6€ für das Zimmer. Die Stundenhotels kann man auch als normale Motels buchen – ansonsten sind die für Prostitution und außereheliche Beziehungen gedacht.

Tagesstatistik:

12.900 Flug, 80 eigenes Auto, 30 Mietwagen

Uruguay 3:0 Bolivia

Photos with English commentary:

Sightseeing:

a) Argentina

b) Chile

c) Uruguay

d) Brazil

Groundhopping:

e) 6th Division Argentina: Canarios vs. Santa Rosa

f) 4th Division Argentina: Concpeción vs. Graneros

g) 2nd Division Chile: Antofagasta vs. San Luis

h) 1st Division Uruguay: Cerro Largo vs. Colonia

i) 1st Division Uruguay: Maldonado vs. La Luz

j) 4th Division Uruguay: Lito vs. Deutscher

k) 2nd Division Uruguay: Miramar vs. Atenas

l) World Cup 2026 Qualifying: Uruguay vs. Bolivia

m) Karate in Brazil: Parana Championships

n) Over-40 Veterans Football in Brazil: Tres Lagoas

o) Over-35 Veterans Football in Brazil: Canarinhos

p) Reserves League in Argentina: San Jorge, Colón

q) 5th Division Argentina: Liebig vs. CA Villa Elisa

r) 5th Division Argentina: Ñapindá vs. Ubajay

Pueblo Liebig

Argentinische Fußball-Action in der Kreisliga

Club Social y Deportivo Los Canarios Barrio Los Troncos

3 : 0 (2:0)

Club Deportivo Santa Rosa de Lima

- Datum: Samstag, 11. November 2023 – Beginn: 16.00
- Wettbewerb: Liga Santafesina de Futból, Segunda División (Zweite Liga des Kreises Santa Fe; 6. Spielklasse im argentinischen Fußball, 3. Amateurliga / Aufstiegsrunde zur 5. Liga)
- Ergebnis: 3-0 nach 98 (48/50) Minuten – Halbzeit: 2-0

- Tore: 1-0 Exequiel Cortez, 2-0 Nicolás Retamoso, 3-0 Adrián Giménez

- Gelbe Karten: viele

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Estadio Gimnasia y Esgrima Santa Fe (Kap. 5.000, davon 250 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 1.000 (davon ca. 400 Canarios, 600 Santa Rosa)
- Spielbewertung: 8,0/10

Der erste volle Reisetag hielt den Länderpunkt Argentinien mit einem wilden Aufstiegsspiel auf Kreisebene für uns bereit.

Zuerst besorgten wir uns Frühstück in einem Carrefour und fanden dort ein seltene Exemplar: einen funktionierenden Geldautomaten. Sagenhafte 40.000 Peso, also knapp 42€ spuckte der aus. Im Carrefour kann man ja auch gut den Einkauf mit Karte zahlen. Achtet aber unbedingt darauf, dass eure Bank einen anständigen Wechselkurs anbietet. DKB macht das z. B., die scheiß Sparkasse nicht.

Nach einiger Fahrerei waren wir in Rosario angekommen, wo wir eine Mischung aus Russland, Nordafrika und USA in der Architektur und Infrastruktur sahen. Eine weitere Fahrt durch endlose Landwirtschaftsflächen mit einzelnen Bäumen, und wir waren in Santa Fe. Dort gibt es attraktive spanische Kolonialbauten, Jugendstil, eine sehenswerte Kirchenruine – und alles liegt unweit des hier riesigen Flusses Paraná.

Es gibt mehrere Stadien und auch einen Proficlub in Santa Fe. Das Amateurstadion von Gimnasia y Escrima (Turn- und Fechtverein) liegt eingeklemmt zwischen Schuppen und Häusern und ist nur mit Erdwegen angebunden. 900 Peso (0,95€ mit Parallelkurs) Eintritt für Aufstiegsrunde Kreisliga in Kreisoberliga oder Kreisliga B in A, sowas in der Richtung halt. Es gab eine Wahnsinnsstimmung beide Fanlager, welche mit Zäunen mit Stacheldrahtreihen voneinander getrennt wurden. Mehrfach wurde Pyro gezündet und die berühmten Stoffbahnen, Trommeln und Trompeten gab es auch. Die Canarios waren besser, die ersten beiden Tore vor der Pause stark herausgespielt, nach Pause noch eine irre Bogenlampe zum 3:0. Dazu Geholze wie üblich, aber kein Platzverweis. Ab und an Flaschenwürfe, ein Gästespieler wurde umgetreten. Nach dem Spiel gab es deswegen einen versuchten Blocksturm von Santa Rosa Fans, angeführt vom Vater des verletzten Spielers. Das Blechtor zum Ausgang wurde verrammelt, draußen gab es eine Schlägerei, irgendwelche Asis sperrten Straße, ließen uns aber zum Mietwagen, der auch nicht beschädigt wurde. Die Polizeistreife holte Verstärkung, die in Pick-ups mit Schlagstöcken anrückten. Wir rückten derweil ab...

Wir fuhren dann über größtenteils einspurige und mäßig befahrene Strecken nach Ceres. Ein Verwaltungsort im Nirgendwo. Dort fanden wir eine beengte Unterkunft für den entsprechend niedrigen Preis 12,50€. Die sehr guten Schnitzel (Milanesa) kosteten für zwei Leute fast noch mal so viel nebenan.

Tagesstatistik:

740 km Mietwagen, 1 neuer Länderpunkt (Argentinien; Nr. 76), 1 Ground, 1 Spiel, 160. Spiel ohne 0:0.

CSyD Los Canarios Barrio Los Troncos 3:0 CD Santa Rosa de Lima

Argentinische Amateuroberliga am Rande der Anden

Concepción Fútbol Club

1 : 1 (0:1)

Club Social y Deportivo Graneros

- Datum: Sonntag, 12. November 2023 – Beginn: 16.30
- Wettbewerb: Torneo Federal B, región Cuyo (4. Spielklasse im argentinischen Fußball, 1. Amateurliga)
- Ergebnis: 1-1 nach 100 (49/51) Minuten – Halbzeit: 0-1

- Tore: 0-1 7. NN, 1-1 85. Hernán Brylko

- Gelbe Karten: einige

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Estadio Antonio Guillén  (Concepción de Tucumán; Kap. 8.000, davon 1.500 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 1.000 (davon wohl keine Gästefans)
- Spielbewertung: 5,0/10

Am Sonntag ging es gen Westen auf die Anden zu, aber wir blieben an dem Tag noch unten in der heißen Provinz Tucuman. Die ein oder anderen Verkehrs- und Warenkontrollen gab es – stets freundlich und kurz. Auf der Strecke lagen nur vereinzelt ein paar Dörfer, ehe die Provinz Tucumán sich dann als dichter besiedelt präsentierte. Sehenswert waren die in Ruinen liegende Jesuitenmission mit intakter Kirche und der Geschichtspark in Famailla, der natürlich auch das Streitthema Malvinen (Falkland Islands) aus argentinischer Sicht darstellte.

Auch im Stadion gab es „Malvinen sind Argentinien“-Banner. Genauso lächerliche Faschistenscheiße wie „Kosovo ist Serbien“... Das Stadion war passenderweise völlig heruntergekommen und vermüllt, aber bot wirklich spektakuläre Architektur mit Ritzen in den steilen Stehrängen, steinerne Armlehnen auf den Sitzplätzen und einem Wasserturm direkt am Stadion. Der Spielort Concepción hatte auch einen schönen zentralen Platz, war aber sonst durch Siff und Verfall gekennzeichnet. Die 2,50€ Eintritt wurden im Internet als zu hoch bezeichnet. Das Spiel war dann aber auch der übliche Dreck in Argentinien: Zeitschinden, Foulen, Pöbeln, selbst hier wieder Tumult nach Abpfiff mit Beleidigungen gegen die Schiris, die unter Polizeischutz in die Kabinengeführt wurden. Ist halt völlig normal hier in diesem Kulturkreis...  Ein Lattenknaller und im Nachsetzen ein Kopfball führten zum frühen 0:1, der späte und verdiente Ausgleich war ein Nachsetzen nach Abwehrfehler. Es gab Dauersupport durch zwei Gruppen Heimfans. Es waren wohl keine Gäste da.

Wir gingen gut und günstig Steakessen, zahlten einen bewachten Parkplatz (2€ für die Nacht) und ein wirklich gutes 3 Sterne Hotel für 28€. Zimmer mit noch besserer Ausstattung hätten auch keine 40€ gekostet.

Tagesstatistik:

670 km Mietwagen, 1 Ground, 1 Spiel, 161. Spiel ohne 0:0.

Concepción FC 1:1 CSyD Graneros

Höhenkrank am Grenzübergang

In besagtem Hotel „Francia“ war das Frühstück auch mal reichhaltig, im Fernsehprogramm ging es um Fußball und die Wahlen: es duellierten sich ein Linkspopulist (Massa), der das ganze Land mit seiner Wahlwerbung zukleistern durfte und auf ein salonlinkes „Weiter wie bisher“ setzte und ein Rechtspopulist (Milei) der viele, für jeden gebildeten Neutralen intelligente Ideen, die Argentinien dringend benötigt, hat und das Ganze natürlich mit viel extremistischem Blödsinn garniert, um dann mit Kettensäge auf der Wahlkampfveranstaltung zu erscheinen, mit der er symbolisch Kahlschlag im Bürokratie-Dschungel ankündigt...

Die Innenstadt von San Miguel de Tucuman war wirklich sehenswert, aber leider durchsetzt mit teils Ostblock-sozialistisch, teils US-amerikanisch anmutenden Betonbauten.

Die Straße nach Jujuy bot erstmals spektakuläre Landschaft in Argentinien, da sie von grünen Bergen und Flusstälern gesäumt war.

Nun ging es richtig hoch. Auf 3.000 Höhenmetern bot sich eine Besichtigung von Susques mit seiner Lehmarchitektur mit toller Kirche an.

Der Paso de Jama liegt auf 4.700 Metern, die Grenzübertrittsstelle ist bei 4.200 Metern. Was ich ehrlich gesagt unterschätzt hatte, war die Höhenkrankheit. Denn über 3.000 Meter in Kirgistan und Mexiko haben wir problemlos überstanden. Aber das Ding heute war echt zu viel! Schwindel, Kopfschmerzen – und froh, als nach einigem Papierkram endlich bergab gefahren werden konnte und man in San Pedro de Atacama auf angenehmeren 3.300 Metern war.

San Pedro de Atacama war jedoch wegen eines Festivals und generell zu geringen Übernachtungskapazitäten überlaufen und überteuert. 55€ für eine mittelmäßige Pension ohne Frühstück – asozial!

Tagesstatistik:

820 km Mietwagen

Chilean Andes

Schwieriger Spielbesuch in Chile

Club Deportes Antofagasta

7 : 6 n. E. (0:0 / 1:1 / 6:5)

Club Deportivo San Luis de Quillota

- Datum: Dienstag, 14. November 2023 – Beginn: 18.00
- Wettbewerb: Primera B, Relegación a Primera A (Aufstiegsrunde zur 1. chilenischen Profifußballliga)
- Ergebnis: 7-6 nach 100 (48/ 52) Minuten und Elfmeterschießen – Halbzeit: 0-0, reguläre Spielzeit: 1-1, Elfmeterschießen: 6-5 nach je 7 Schützen

- Tore: 0-1 74. Suazo, 1-1 78. Guerra, Elfmeterschützen unbekannt

- Gelbe Karten: Vidal, Liuzzi, Díaz, Contreras (CDA); Tomarelli (San Luis)

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Estadio Regional Calvo y Bascuñán  (Kap. 21.178 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 6.000 (davon ca. 100 Gästefans)
- Spielbewertung: 7,5/10

Wir schauten uns nur kurz in San Pedro de Atacama den zentralen Platz mit Lehmkirche mit Strohdach (ähnlich dem norddeutschen Reet) an. Dann ging es auf Asphaltstraßen durch die Wüste und wir besichtigten in Chacabuca die alte Salzverarbeitungsstadt, welche von den Faschisten in den 70ern als Zwangsarbeiterlager umfunktioniert wurde.

In Antofagasta besuchten wir die Ruinen der Eisengießerei Huanchaca (1880er Jahre). Die Stadt liegt interessant in karger Berglandschaft am Pazifik und zieht sich spektakulär die Hänge hoch.

Dann der Grund für unseren Abstecher nach Chile: Fußball. Das Stadion von Antofagasta ist ein spektakulärer Bau aus den 60ern (allerdings nicht für die WM 62 gebaut, sondern erst 64, als der Fußball in Chile eben nach dieser WM noch mal richtig boomte), welches 2013 einfallsreich umgebaut und modernisiert wurde. Besonders die Außenhülle ist aufgrund ihrer regelmäßigen Fraktalarchitektur sehenswert, innen sind teils Doppelränge mit blauen Sitzen wirklich ansehnlich gestaltet.

Was gar nicht toll war an dem Spielbesuch: Servitic.cl ist eine „puta mierda“! Bei dieser Drecksseite hatte ich im Hotel am Vorabend ein Online-Konto erstellt, wo ich ein inkorrektes Geburtsdatum angab, was völlig irelevant ist, eingegeben, da man sonst bis 1989 20 Minuten zurückklicken müsste, da man es nur per Kalender und nicht manuell eingeben kann. Mein Vater Jahrgang 49 noch schlimmer... Die Seite fürs Kreditkartenzahlen öffnete erst gar nicht, also fuhren wir in der Erwartung, dass die Scheiße vor Ort geklärt wird, trotzdem zum Stadion. Natürlich bekamen wir Karten, natürlich sahen wir das Spiel – aber was für ein Chaos-Erlebnis – da weiß man immer nicht, ob das Positive da wirklich noch so überwiegt... Jedenfalls: einen Schwarzmarkt gibt es wohl nicht mehr, da alles personalisierte Handytickets seit dem Coronawahn in Chile sind.  Also Ordner gefragt. Guillermo, ein Pressevertreter mischte sich gleich ein, schimpfte über das Ticketingsystem und ging mit mir alle Schritte durch. Meine mit mehr als 2.000€ pre-paid aufgeladene deutsche Kreditkarte wurde nicht akzeptiert. Auch beim zweiten Mal nicht. Guillermo wunderte sich, warum eine ausländische Karte nicht akzeptiert wird. Ordner: „Ja, ärgerlich. Aber hier kommen auch so wenige Ausländer zum Fußball.“ Guillermo: „Na wenn das so kompliziert ist für Touristen, zum Fußball zu gehen, bleibt es leider auch dabei...“ Zu diesem Problem muss man zwei Dinge anmerken: Hintergrund für das alternativlose Onlineticketing ist der chilenische Coronawahn. Überall hingen hier noch Corona-Regeln, bis Ende 2022 gab es Einschränkungen - eins der wenigen Länder, was noch irrer als Deutschland agierte. Außerdem kopiert Chile eben die entwickelten Staaten wie die USA. Nur eben genauso wie solche Länder wie Russland und Indien, machen die Chilenen es schlecht und mangelhaft. In Saudi-Arabien und Uruguay funktionieren die vergleichbaren Ticketingsysteme gut bzw. sehr gut! Nun denn, Guillermo nahm nun seine Karte. Nicht genug Guthaben. Wir fuhren also zum Aufladen den Kilometer zur Santander Bank. Geschlossen. Kurz telefoniert. Um die Ecke gibt es einen Gemischtwarenladen, der Bargeldaufladungen durchführt. Ich gab ihm wie abgesprochen 20.000 Pesos (20,50€) für zwei Karten, die 18.000 plus 2x600 Kommission für gar keinen Service dieses scheiß Unternehmens kosten, er lud seine Santander-Prepaid-Karte auf, bestellte zwei Tickets, sendete diese per E-Mail an mich, ich speicherte sie, nachdem er mir einen lokalen Hotspot zur Verfügung stellte, und nachdem ich ihn wieder zum Presse-Eingang vorgefahren hatte, klärte er nun mit den Ordnern ab, dass diese gespeicherte Mail auch wirklich zum Scannen ausreicht, was sie bestätigten. Als wir eine Stunde später – wir hatten in dieser Stunde reichlich Burger und Pommes an einem Foodtruck am Stadion gegessen – ins weite Rund gingen, erinnerte sich einer der freundlichen Ordner noch an uns und ließ uns ohne Scannen oder richtige Kontrolle einfach rein. Ein typisches Beispiel für ein ziemlich unfähiges Land, dass krampfhaft westliche (US-amerikanische) Systeme kopiert, die da gut funktionieren, aber eben in so einer Bananenrepublik nicht. Die Einheimischen sind dafür sehr freundlich und kümmern sich um einen, selbst wenn sie über eine halbe Stunde für sowas aufwenden müssen. Dass seit Bestehen des Systems Serviticket andauernd Beschwerden Einheimischer kommen, entblödet den CD Antofagasta ja nicht, endlich wieder normale Kassen aufzubauen. An den Fressständen kann man ja neben bargeldlos auch weiterhin bar zahlen, teilweise sogar nur bar. Von daher mein gut gemeinter Tipp an Groundhopper: Das Stadion ist geil und sicherlich findet sich jemand, der euer Bargeld gegen Bestellung von Karten annimmt und die Tickets euch schickt. Aber spart euch lieber den Aufwand. Prüft, wie die Vereine der Profiligen ihre Kartenpolitik machen – nicht alle sind so kackdumm wie Antofagasta, bei einigen anderen Clubs findet man auf den Facebookseiten auch solche Einträge wie „Spiel am Samstag 20 Uhr, tickets über Onlineplattform XY/Link oder Freitag und Samstag 12-20 Uhr an Stadionkassen/ Geschäftsstelle“. Und wenn ihr keinen Verein mit solcher Kartenpolitik finden könnt, dann scheißt auf 1. und 2. Liga in Chile – die Ligen darunter sind vernünftiger und man geht einfach ans Stadion für gedruckte Karten...

Zur Partie: Der Zuschauerzuspruch war dürftig. Zu einem Viertel gefüllt, Stimmung v.a. in einem Fanblock und bei den knapp 100 Gästen, die gut 1.200km einfache Fahrt auf sich genommen haben für das Viertelfinale der Play-offs zur 1. Liga. 1-1 hieß es im Hinspiel. Hier war die gute aber von einem zweifelhaft zugunsten der Gäste agierenden Schiedsrichtergespann geleitete Partie torlos in die Pause gegangen. Aber nach dem 0:1 in der 74., fiel schnell das 1:1, sodass es Elfmeterschießen gab. Wie üblich auf dem amerikanischen Kontinent: Keine Verlängerung, gleich zum Punkt! Der Erste von CDA verschießt schwach, zwei verwandelte Elfer gehen durch Löcher im Netz, nach 7 Schützen hieß es 6:5 für Antofagasta. Eine tolle Partie!

Danach aßen wir vorm Stadion noch Melone und Schaschlik für 3€ p.P.

Gut, dass wir das gleich erledigt hatten, denn die Hotelsituation war eine Katastrophe. Daher noch ein gut gemeinter Tipp: Bucht Hotels weit im Voraus oder mietet einen Campingbus. Was wir nach dem Spiel erlebten war irre. 20 Hotels, alle voll. Wir fuhren dann nach Baquedano, wo es ein Motel „Onyx“ gibt. Total unseriös. Wasser und Internet fielen mehrfach aus, primitive Zimmer mit miesem Gemeinschaftsbad – und dafür 50€. In Argentinien kriegt man so einen Dreck für um die 10€, da mecker ich auch nicht. Man, waren wir froh, als wir Mittwochnachmittag unseren Ausflug nach Chile beendet hatten. Der hätte echt nicht länger sein dürfen. Dabei gibt es echt viel Sehenswertes dort – aber so ein asozialer Dreck mit den Hotels und Fußballtickets wie da?! Länderpunkt machen und wieder weg nach Argentinien (oder Peru und Bolivien, die wir für später aufhoben)!

Tagesstatistik:

460km Mietwagen, Länderpunkt Chile (Nr. 77), 1 Spiel, 1 Ground, 162. ohne 0:0, 151. Woche mit mindestens einer Sportveranstaltung

CD Antofagasta 7:6 (pen.) CD San Luís de Quillota

Von der Atacama über die Anden und die Pampa zum Uruguay-Fluss, Teil I

Für den dritten Länderpunkt – spontan entschieden wir, nicht nach Brasilien mit Tagesfahrt nach Paraguay zu fahren, sondern wegen Strecke, Bedingungen und Ansetzungen zuerst nach Uruguay – mussten wir von Antofagasta, das wir am Vorabend verlassen hatten, gut 3.300 Kilometer binnen dreieinhalb Tagen zum Samstagsspiel nach Melo mitten in Uruguay kommen. Daher standen drei Tage Transittour an. Tag I war der Mittwoch, an dem wir in Chile von Boquedano aus nur mit einem Halt in Pampa Union – einer Bergbaustadt, die nur von 1911 bis 1954 mit 2.000 dauerhaften und bis zu 15.000 temporären Einwohnern existierte und nun völlig leer steht – und einem Geldumtausch (kein Alternativkurs für Pesos, aber fairer Eurokurs) in Calama, dann wieder durch die geschotterte Ortsdurchfahrt in San Pedro de Atacama, hatten wieder das ekelhaftes Bergklima über den Pass, dort auch unnötig langsame Kontrollen, aber sehr freundliche Grenzer wieder.

Und dann ging es nach mehreren weiteren Stunden Fahrt nach Salta in Argentinien. Dabei nahmen wir die kurze aber extrem enge und langsame Strecke durch die schöne Landschaft von San Salvador de Jujuy. In Salta angekommen, checkten wir in ein etwas versifftes Hostal für 12€ inkl. schlechtem Frühstück ein und besorgten ein wirklich gutes Abendessen für nicht mal 9€ (einheimisches Fischgericht mit Salat und großem Getränk).

Tagesstatistik:

700 km Mietwagen

Chacabuco

Von der Atacama über die Anden und die Pampa zum Uruguay-Fluss, Teil II

Den Donnerstag haben wir erst Salta besichtigt: richtig sehenswerter Ort mit grünen Parks und dort randalierenden Zikaden, tollen Kirchenbauten und einigen historischen Straßenzügen. Dann gab es da wieder kein Geld abzuheben. Danach fuhren wir weiter durch die Pampa bzw. Chacos, völlig ödes sumpfiges Grasland mit dünner Besiedelung. Mehrfach gab es teils strenge Polizeikontrollen. In Resistencia fanden wir ein etwas in die Jahre gekommenes, aber sehr billiges und immer noch gutes Hotel, was nur 16€ fürs DZ wolle.

Im Auto hatten wir auf der Fahrt schon von Beginn an die Qualifikationspartie Argentinien gegen Uruguay in der ausverkauften Bombonera gehört. Die zweite Halbzeit schauten wir dann in der Glotze aufm Hotelzimmer, weil das Hotelrestaurant, wo das Spiel ebenfalls gezeigt wurde, völlig überbesetzt war. 0:2 für Uruguay – echt topp! Im mittlerweile fast leeren Hotelrestaurant konnten wir noch sehr gut essen für 11€, wir verließen es kurz vor Schließung einige Minuten nach Mitternacht gen Zimmer...

Tagesstatistik:

850 km Mietwagen

San Miguel de Tucumán

Von der Atacama über die Anden und die Pampa zum Uruguay-Fluss, Teil III

Freitag noch in Resistencia herumgeguckt – so sozialistisch wie der Name schon klingt, sieht es da aus... Dann über recht volle und meist nur einspurige Straßen, erst durch schwüle, sumpfige Ödnis, dann ansehnliche, leicht hügelige, grüne Landschaft bei angenehmer Wärme (trockene 32 Grad) am Uruguay-Fluss.

Auf der argentinischen Seite ist Concordia sehr sehenswert, da dort in einem ausgedehnten Park eine Schlossruine und eine ehemalige Saftfabrik stehen. Antoine de Saint-Exupéry landete hier bei einem seiner vielen irren Flugaufträge Bruch. Zufälligerweise auf der Weide der Schlossbesitzer, welche ebenfalls aus Frankreich stammten. Die hatten aber wohl krumme Dinger gemacht und hauten ein paar Jahre später wieder nach Frankreich ab. Interessante Geschichten, die man auf Infotafeln mehrsprachig in der sehenswerten Schlossruine für nur 0,50€ Eintritt erklärt bekam.

Auf dem Weg zur Grenze nach Uruguay bei Colón mal eine Piste nach Pueblo Liebig hintergefahren. Ein für argentinische Verhältnisse sehr schönes Dorf: Sportplatz, Corned Beef Denkmal, kleine Kirche, Liebig-Gedenksteele. Der Chemiker Justus von Liebig hatte im 19. Jahrhundert durch seine lebensmittelchemischen Experimente Brühwürfel, Fleischextrakt und sowas entwickelt. Die Engländer nutzten das u.a. für Corned Beef und nannten den Ort ihrer Fabrik zu Ehren von Liebigs. Engländer und Deutscher gründeten 1903 den Ort mit Fleischfabrik. Mittlerweile leben überwiegend hispanische Argentinier hier. Ein Ligakonkurrent des Dorfvereins „Club Liebig“ zeigt deutlicher seine englische Vergangenheit: Liverpool... Zum Ende der Reise guckten wir hier im Pueblo Liebig noch ein Spiel. Eine Randinfo zu Liebig: Es gibt noch einen weiteren argentinischen Ort, der nach ihm heißt: Colonia Liebig, gegründet jedoch als Neu Karlsruhe von einigen Dutzend Badenern. Der Ort ist etwas größer und hat sogar zwei gescheite Grounds...

Wie auch immer, Colonia Liebig lag nicht auf dem Weg, Pueblo Liebig schon. Im Nachbarort Colón, einer mittelgroßen Stadt am Uruguay-Fluss mit Brücke ins Nachbarland haben wir dann schön vollgetankt: mit Alternativkurs 0,40€-0,50€ je Liter Benzin, in Uruguay 1,50€-1,60€...

35 Minuten stand man in der gut organisierten und unaufwendigen Abfertigung. Man konnte im Auto bleiben. Die Beamten waren freundlich.

In Paysandú hatten wir ein mittelmäßiges Hotel „Bulevar“, das mit 60€ (Booking-Rabatt, sonst 75€) zu teuer war. Internet lief dort aber gut: Tickets mühelos bestellt für alle Spiele in Uruguay. Ist halt nicht Chile. Die Schweiz Südamerikas halt: Geringe Kriminalität, relativ gut entwickelt, das meiste funktioniert – dafür ist es teurer als sonst auf dem südlichen Kontinent... Die 20€ für zwei derart große Kalbsschnitzel in der Gaststätte unweit des Hotels mit Getränken und Beilagen waren jedoch ganz günstig.

Tagesstatistik:

690km Mietwagen

Concordia

Länderpunkt Uruguay mit dem nordöstlichsten gegen den südwestlichsten Erstligisten

Cerro Largo FC Melo

4 : 0 (3:0)

Club Plaza Colonia de Deportes

- Datum: Samstag, 18. November 2023 – Beginn: 16.30
- Wettbewerb: Primera División, Clausura (Herbstmeisterschaft der 1. uruguayischen Profifußballliga)
- Ergebnis: 4-0 nach 97 (47/50) Minuten – Halbzeit: 3-0

- Tore: 1-0 5. Correa, 2-0 30. Villar, 3-0 37. Núñez, 4-0 74. Gianoli

- Gelbe Karten: Brasil, Lima, Núñez (Cerro Largo); Olivera (Colonia)

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Estadio Municipal Arquitecto Antonio Eleuterio Ubilla (Kap. 9.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 2.500 (davon ca. 6 Gästefans)
- Spielbewertung: 7,0/10

Nach dem Frühstück sahen wir Paysandú bei Licht: Hätte man auch auslassen können, sieht aus wie Hund... dafür, dass Uruguay das wohlhabendste und entwickeltste südamerikanische Land ist, sind da viele rostige Blechdächer und eingeschossige Hütten.

Dafür überraschte die Fahrt durch die kaum besiedelte nördliche Landesmitte von über 400 Kilometern nach Melo. Sehr attraktive Hügellandschaft, sehr angenehmes Wetter, immer wieder tiefe Bachtäler (Arroyos), auf den endlosen Weiden standen Pferde, Rinder und Schafe, vereinzelt tauchten Gehöfte oder Dörfer auf. Richtige Städte gab es aber nur zwei auf dem Weg: Tacuarembó (mit 55.000 Einwohnern für Uruguay ziemlich groß) und Ansina (einer von mehreren Orten, der auf Schildern auf lokale indianische Rechtsprechung / Gewohnheitsrecht innerhalb der Stadtgrenzen hinweist). Beide Orte guckten wir aber nicht an.

In Melo, auch so um die 55.00 Einwohner, gibt es neben recht attraktiven Parks ein mäßig interessantes Zentrum mit zentralem Platz, Straßen im Gitternetzmuster, die von eingeschossigen, teils noch aus dem 19. Jh. stammenden Steinbauten flankiert sind und eine ansehnliche Kirche. Nur sehr vereinzelt stehen höhere Bauten, u. a. die Polizeistation und ein Verwaltungsbau – jeweils in einer Art Neobarock. In Sachen Unterkünfte und Essen sah es nicht so gut aus in Melo: Primitive Unterkunft für immer noch zu hohe 30€. Lustig wie welche dort noch spät abends christliche Musik auf Spanisch bzw. Portugiesisch hörten. Eine sehr freundliche Pizzeria war fußläufig erreichbar, aber echt nichts Besonderes.

Dafür lohnte der Fußballbesuch richtig. Das Stadion heißt nach einem Architekten und der durfte sich wohl austoben: Zeltförmiges Dach über dem Mittelteil der Haupttribüne, irre Betonstelzen-Konstruktion auf beiden Längstribünen, steinerne Sitzbänke auch hinter den Toren – formschöne Stadionarchitektur! Drumherum landstadttypische Pampa.

Selbst aus dem 60km entfernten Brasilien kamen ein paar Zuschauer. Die Stimmung durch ein paar Dutzend Heimfans ganz gut, der Gast kam aus gut 600km aus dem Südwesten in den Nordosten mit nur einem halben Dutzend Fans gefahren.

Das Spiel fing für Cerro Largo (Großer Hügel) aber auch gleich richtig gut an: Kopfball 1:0, Abseitstor, Nachschuss und Abpraller zum 2:0 versenkt. Da waren gerade 31 Minuten gespielt. Kurz vorm Seitenwechsel 3:0. Die insgesamt faire Partie endete 4:0.

Tagesstatistik:

460 km Mietwagen, Länderpunkt Uruguay (Nr. 78), 1 Ground, 1 Spiel, 163. Spiel ohne 0:0.

Cerro Largo Melo 4:0 Plaza Colonia

Goldes Tor durch Elfmeter in der 90. Minuten

Club Deportivo Maldonado

1 : 0 (0:0)

La Luz Tacurú Fútbol Club (Montevideo)

- Datum: Sonntag, 19. November 2023 – Beginn: 19.00
- Wettbewerb: Primera División, Clausura (Herbstmeisterschaft der 1. uruguayischen Profifußballliga)
- Ergebnis: 1-0 nach 100 (48/52) Minuten – Halbzeit: 0-0

- Tor: 1-0 90. Darias (Foulelfmeter)

- Gelbe Karten: Queiroz, Toledo, Cotugno, Cayetano (Maldonado); M. González, A. González, Castillo, Porcile (La Luz)

- Rote Karten: Trainer von Maldonado (31. Min. wg. Schiedsrichterbeleidigung oder sowas)

- Austragungsort: Stadion Estadio Domingo Burgueño Miguel (Kap. 25.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 700 (davon ca. 50 Gästefans)
- Spielbewertung: 6,5/10

Am Sonntag ging es durch den Osten Uruguays an die Südküste (also den Río de la Plata, dem gemeinsamen Mündungsdelta der Flüsse Paraná und Uruguay, eher eine Meeresbucht, als ein Fluss gewaltiger Breite). Aufgrund der langen Strecke und der für Uruguay bzw. Südamerika zahlreichen Sehenswürdigkeiten, besuchten wir nur ein einziges Spiel – eine 19-Uhr-Partie der 1. Liga in Küstennähe.

Kaum hatten wir Melo verlassen, wo wir noch Essen in einer sehr gut sortierten Bäckerei auftrieben, fanden wir einen sehr schönen Aussichtspunkt zum Frühstücken. Dort war die Hügellandschaft besonders spektakulär und wurde an einer Tafel als glaziale, also von der Eiszeit überformte Landschaft erklärt. Dann ging es über teils sehr schlechte Straßen nach 18 de Junio bei Chuy, wo sich eine wirklich schöne Festung der Portugiesen bzw. Spanier aus dem 18./19. Jh. befindet. Das Fuerte de San Miguel ist sehr klein und kompakt, der Bewuchs mit Flechten ist eindrucksvoll und auch der Militärfriedhof (allerdings sehr verfallen) weiß aufgrund seiner idyllischen grünen Lage zu gefallen. In Chuy wird man dann sinnlos kontrolliert, ob man was in Brasilien eingekauft hat, obwohl man gar nicht über die Grenze gefahren ist. Dann ein paar Kilometer weiter südlich verwaltet das urugayische Militär noch ein weiteres Fort: Fortaleza de Santa Teresa. Diese Festungsanlage ist noch mal erheblich größer und hat daher noch mehr Gebäude und Ausstellungsstücke zu bieten. Architektonisch waren diese beiden Festung das Beste auf unserer Reise, ansonsten waren die beiden Kirchen von Salta (Argentinien) ebenso eindrucksvoll architektonisch.

In Maldonado, unweit des südöstlichsten Punktes Uruguays, bezogen wir eine gepflegte, aber recht primitive Unterkunft (El Pelicano) für knapp 37€, bar in USD gezahlt, was es etwas billiger als den Onlinetarif machte. Zu Fuß gingen wir durch das teils ganz ansehnliche Zentrum. Außer einer großen Kirche und mehreren historischen Verwaltungs-, Schul- und Museumsgebäuden, stehen allerdings v. a. eingeschossige, mitunter verfallene, beengte Einfamilien- bzw. Gewerbehäuschen.

Das Stadion ist dann architektonisch wieder sehr sehenswert. Die eindrucksvolle Betonschüssel fasst 25.000 Zuschauer, ist fast nirgendwo überdacht und wie üblich sehr steil. Eine erbärmliche Kulisse von 700 Zuschauern, darunter 50 Gästefans und mindestens so viele Hinchas von der Heimelf. Die Partie war flott und hatte kaum mal Durchhänger, doch es dauerte aufgrund sehr unfähiger Stürmer bis zur 90. Minute, ehe ein Elfmeter zum 1:0 Endstand (wurde dann 6 Minuten über die Zeit gebracht) verwandelt wurde. Auch hier klappten die Handy-Tickets reibungslos. Vor Ort schien man keine Karten bekommen zu haben bzw. man hätte diese Online bezahlen und aufs Handy laden müssen.

Nach diesem doch noch schönen Ende der Partie, gingen wir in einer Gaststätte (Bar 51) direkt gegenüber Essen. Eher teuer, aber dafür sehr gute Qualität! Während des Essens lief eine Wahlsendung auf einem Sender aus dem Nachbarland: verständlich, dass sich doch mehr als 55 % der Argentinier für Javier Milei entschieden. Hätte ich auch gemacht, aber ich heiße ja nicht  Jorge Schmidt und wohne auch nicht in Colonia Liebig oder Brinkmann in der Provinz Santa Fe... Aber verstehe jeden Argentinier, der Hoffnung in so einen Spinner wie Milei setzt – kann nicht schlimmer sein, als der andere Dreck wie dieser Massa, dessen Resort die größten Probleme macht, aber trotzdessen er als Peronisten-Penner trotzdem antreten kann und sogar noch bevorzugt wird durch übermäßige Werbung. Hat zum Glück nicht geholfen – hoffen wir mal, dass Milei wirklich die Inflation und so in den Griff kriegt...

Tagesstatistik:

500km Mietwagen, 1 Ground, 1 Spiel, 164. Spiel ohne 0:0.

Fuerte San Miguel

Sieg für den Deutschen Fussball Klub trotz zwei Mann Unterzahl und wieder rettet uns ein spätes Tor vorm 0:0

Club Atlético Lito Minas

1 : 2 (0:0)

Deutscher Fussball Klub Montevideo von 1897

- Datum: Montag, 20. November 2023 – Beginn: 16.30
- Wettbewerb: Divisional D (2. uruguayischen Amateurfußballliga, 4. Spielklasse)
- Ergebnis: 1-2 nach 100 (47/53) Minuten – Halbzeit: 0-0

- Tore: 1-0 NN, 1-1 Vallejo, 1-2 Rodríguez

- Gelbe Karten: 2x Lito, 9x Deutscher

- Rote Karten: 2x Gelb-Rot gegen Deutscher (50. und 60. Minute jew. wg. angeblich wdh. Foulspiels)

- Austragungsort: Complejo Rentistas (Kap. 6.000, davon 4.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 120 (davon ca. 50 Gästefans)
- Spielbewertung: 7,5/10

Club Sportivo Miramar Misiones Montevideo

0 : 1 (0:0)

Club Atlético Atenas San Carlos

- Datum: Montag, 20. November 2023 – Beginn: 21.30
- Wettbewerb: Segunda División (2. uruguayischen Profifußballliga)
- Ergebnis: 0-1 nach 101 (48/53) Minuten – Halbzeit: 0-0

- Tor: 0-1 86. Ovelar

- Gelbe Karten: Gómez, Pereira, Vázquez, Soria (Miramar Missiones); Plada, da Rosa, Britos, Martínez, Fernández (Atenas)

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Parque Palermo (Kap. 7.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 900 (davon ca. 80 Gästefans)
- Spielbewertung: 7,0/10

Montag gab es kurioserweise gleich zwei Spiele zu sehen. Aber zuerst besichtigten wir die sehenswerte Kathedrale von Maldonado, frühstückten und wechselten noch einige Euros in Pesos. Im benachbarten Punta del Este gibt es auf der Landzunge einen Leuchtturm und eine interessante, teils mit Holz gebaute Kirche. Die Villen dort machen auch echt etwas daher. Der Blick auf Isla Gorriti gibt keine historischen Gebäudestrukturen dort preis.

Im benachbarten Piriápolis gingen wir auf einen sehenswerten Aussichtspunkt mit Kapelle. Dort kamen wir mit einem Uruguay-Deutschen Tourguide ins Gespräch. Sehenswert sind eine Kirchenruine und ein historistisches Schloss, letzteres hat aber montags zu.

Auch geschlossen war das historisierende Fantasie-Schloss Pittamiglio in Las Flores, aber da konnte man schön drumherum laufen.

Danach gurkten wir nach Montevideo. Teils ziemliche Baustellen und Staus. 1,2 Millionen Einwohner in der Stadt, über 2 Millionen im Ballungsaum – bei nur 3,5 Millionen Einwohnern im gesamten Land (dessen Fläche nicht ganz halb so groß wie Deutschland ist), kann man sich ausrechnen, wie viel mehr Verkehr hier im Hauptstadtbereich im Vergleich zum restlichen Land ist...

Ganz am Arsch der Stadt taucht plötzlich zwischen Feldern und den ersten Weinbergen ein vergammelter Stadionkomplex mit gut 6.000 Plätzen auf. Complejo Rentistas. 4. Liga und kostenfreier Eintritt, aber 1,25€ fürs Parken und nicht zu knapp Geld am Stadionimbiss gelassen... Hier wieder die typische Bauweise mit hohlen Betontribünen, Bäume gaben teilweise Schatten, außerdem ganz komische flache Stehplätze hinter den Toren. Gastgeber Club Atletico Lito, ehemals aus der Stadt Minas stammend, ist zwar auch ein alter Verein, doch hatte lange keine Fußballabteilung und interessierte uns nicht so – wir kamen wegen des Gastes: Deutscher Fussball Klub Montevideo von 1897. Einer der ältesten und geschichtsträchtigsten Clubs Uruguays. Schön schwarz-weiß-rotes Wappen. Laut Wikipedia hat der Verein nie einen Titel gewonnen und wurde 1909 aufgelöst, allerdings haben die komischen Wikipedianer verpennt, dass der Verein unter genau dem Namen und mit entsprechendem Wappen seit Jahren am Spielbetrieb teilnimmt und sich auch auf den alten Club von 1897 beruft. 

Kein einziger mit deutschen Wurzeln auf dem Platz, aber wie üblich bei Migrantenvereinen: foulen viel und sammeln gelbe Karten, werden aber auch überdurchschnittlich oft von Schiedsrichtern willkürlich verpfiffen: Auch hier ein selten blödes Rinvieh an der Pfeife! Lito ging glücklich in Führung, doch die gute Partie wurde dann richtig irre: mit ein Mann weniger glich Deutscher aus, mit zwei Mann weniger drehten sie die Partie zum 1:2. Köter störten mehrfach das Spiel, was den Schiri nervte – zwei Mal wurden die von Betreuern vom Platz getragen. Was eine irre Partie!

Nach dem einchecken ins Hotel California (Zimmer beengt und das Parkhaus eine Zumutung: 5 enge Stockwerk hoch und runter...) gab es noch eine irre Partie: Im Parque Palermo sah es so schlimm aus wie in der namensgebenden sizialianischen Stadt: Müll, Siff, veraltete und verbaute Steintribünen. Die Stimmung passte auch gut: Fette Pyroshow, teils Frauen und Kinder, die da mit römischen Lichtern hantierten! Zweitliga-Tabellenführer Miramar Misiones bekam den Ball aber nicht im Tor des CA Atenas unter. Die Athener (Atenas) trafen sogar aus Abseitsstellung in der ersten Viertelstunde (dementsprechend aberkannt). Am Ende war es Atenas, die nach einem Torwartfehler rechtzeitig reagierten und zum 0:1 Endstand einschoben. Das zur Hälfte aus Frauen bestehende Schiedsrichtergespann agierte nicht sehr überzeugend, musste in der Nachspielzeit noch Tumulte beruhigen.

Nach dieser erst nach 23.30 abgepfiffenen Begegnung, trieben wir noch ein Restaurant in der Nachbarstraße auf: Man bereitete uns kurz vor Schließung Asado zu. Ein gut gemeinter Hinweis zu Uruguay: Besorgt euch eine Kreditkarte, die euch kostenlosen Einsatz im Ausland ermöglicht (meine Bank habe ich schon mehrfach genannt) und zahlt Essen in Uruguay mit Karte. Dort wird aus irgendeinem steuerrechtlichen Grund ein Rabatt von 8 oder sogar mehr Prozent gewährt.

Tagesstatistik:

220 km Mietwagen, 2 Grounds, 2 Spiele, 166 Spiele ohne 0:0.

Centro Atlético Lito Minas 1:2 Deutscher Fussball Klub Montevideo

Länderspiel im Centenario – das Highlight der Tour

Uruguay

3 : 0 (2:0)

Bolivien

- Datum: Dienstag, 21. November 2023 – Beginn: 20.30
- Wettbewerb: Qualifikation zur Fußballweltmeisterschaft 2026 (6. Spieltag der Qualifikation des südamerikanischen Verbandes CONMEBOL)
- Ergebnis: 3-0 nach 96 (47/49) Minuten – Halbzeit: 2-0

- Tore: 1-0 15. Núñez, 2-0 39. Villamíl (Eigentor), 3-0 71. Núñez

- Gelbe Karten: Villamíl, Vaca, Trainer (Bolivien)

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Estadio Centenario (Montevideo; Kap. 60.235 Sitzplätze zzgl. 14.000 gesperrte Plätze)
- Zuschauer: 55.006 (davon ca. 250 Gästefans)
- Spielbewertung: 7,5/10

Am Dienstag stand für mich das Highlights Nummer 1 der gesamten Tour an. Klar, es gab dann z. B. noch die Wasserfälle von Iguazu und manch andere gute Sehenswürdigkeit und das ein oder andere gute Fußballspiel – aber das ordne ich klar hinter diesem Tag und den Besuch des Estadio Centenario ein!

Nach dem Frühstück liefen wir aber erst mal in der Innenstadt von Montevideo herum. Eindrucksvolle, hohe Jugendstilhäuser, aber viel Leerstand und Verfall, Bettler, Zugekiffte und Asoziale. Sehenswert ist die Kathedrale, aber da gibt es in Lateinamerika auch spektakulärere Exemplare. Wir fuhren dann mit dem Auto zum Cerro (Hügel) auf dem eine sehr schöne Festung mit gut gemachtem Militärmuseum steht. Dieser Hügel, der auf Quechua „Yvydo“ oder sowas (übersetzt in jedem Falle: „Felsen“) heißt, soll der namensgebende Bestandteil von Montevideo sein. Die Geschichte, dass der europäische Entdecker ausrief „Monte vid eo“ (einen Berg sehe ich) ist aber origineller und die Lautverschiebung ist auch geringer, als vom Quechua. Nicht jede „Volksetymologie“ ist so an den Haaren herbeigezogen, wie das Akademiker gerne darstellen...

Das beste Museum jedenfalls, gab es nach dieser schönen Festung auf dem Videoberg zu sehen: das Fußballmuseum im Centenario. Da blieben wir 2 Stunden. Wirklich schöne Ausstellungsstücke da auf zwei Stockwerken; von Fahnen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert (u.a. Deutscher FK Montevideo), über Fotos und Andenken von den olympischen Fußballturnieren vor der ersten Fußball-WM (Uruguay gewann – für die europäischen Großkotze überraschend – das Turnier in Paris 1924 überragend (5 Spiele, 5 Siege, 20:2 Tore)) bis hin zu Pokalen, Medaillen und Trikots aus den vielen Jahrzehnten uruguayischer Fußballgeschichte. Die Gegentribüne unterhalb des Turms kann man auch betreten vom Museum aus. Das Centenario ist deswegen ein Stadion, was ich Groundhoppern so empfehle und persönlich interessanter als andere berühmte Stadien wie Old Trafford, Bernabeu oder Maracana finde, weil es baulich seit 1930 kaum verändert wurde. Die Form ist immer noch wie zur WM 1930, der ersten WM im Fußball, welche Uruguay mit einem 4:2 gegen Argentinien im Finale für sich entschied. Damals wurden statt der zugelassenen 74.000 um die 93.000 reingelassen, aber zuvor mussten erstmal zehntausende Leute Pistolen und Messer am Eingang abgeben – war halt damals normal, sowas immer bei sich zu tragen, in der Republik Östlich des Uruguays...

Den Namen República Oriental del Uruguay finde ich übrigens eh klasse. Die haben ja auch so Wahlsprüche wie „Orientales per siempre“, der sich in erster Linie auf die „Dreiunddreißig Orientalen“ (Los Treinta y Tres Orientales) bezieht. Das war eine Gruppe von Freiheitskämpfern unter Führung Juan Antonio Lavallejas, die 1825 einen bewaffneten Aufstand aus dem heutigen Argentinien verübte. Ziel war die Unabhängigkeit der östlichen Provinzen der Vereinigten Provinzen des Río de la Plata (das Gebiet des heutigen Uruguays und eines Teils des heutigen brasilianischen Bundesstaates Rio Grande do Sul), die zu diesem Zeitpunkt unter der Herrschaft Brasiliens standen. In zweiter Linie bezieht sich der Spruch aber auch auf die Einwohner der Republik östlich des Flusses Uruguay, also die Uruguayer als „Orientalen“ oder freier übersetzt: Ossis...

In der opern-artigen Nationalhymne, die im Stadion natürlich sehr laut kam, heißt es auch „Orientales, la patria o la tumba“: Ossis, entweder (ein freies) Vaterland oder das Grab“... 

Noch kurz zu einen Leuchtturm raus, dann am Stadion Parque Palermo geparkt. Wir aßen an zwei verschiedenen Ständen Chorrizo (gegrillte Salami). Sehr freundliche Leute dort, ein Stand hatte sogar Kartenzahlung. Noch zwei Fischerhüte Uruguay mit Sonne auf dem Deckel gekauft und dann ab ins Stadion.

Die Karten hatten 29€ gekostet – mittlere Preiskategorie. Das Stadion gut gefüllt, aber nicht ausverkauft mit über 55.000 Zuschauern. Gute Stimmung war auch. Die Partie verlief erwartet einseitig: Uruguay war stark, druckvoll, kombinierte gut und erzielte eine frühe Führung. Ein Stocherball zum 2:0 vor der Pause, Nachsetzen per Kopf nach dem Seitenwechsel zum 3:0. Suarez kam in Minute 70, aber nicht mehr zu einem weiteren Tor. Das 3:0 war noch schmeichelhaft, Doppeltorschütze der  Darwin Gabriel Núñez Ribeiro vom FC Liverpool. Ansonsten spielten an bekannten Auslandslegionären noch Araujo vom FC Barcelona, Gímenez von Atlético Madrid, Betancur von Tottenham, Valverde von Real Madrid und Facundo von Manchester United. Bolivien, die kaum international aktive Profis haben, zeigten nur wenige Entlastungsangriffe. Das Rückspiel findet übrigens im März 2025 statt – ich glaube, ich weiß, wann ich das nächste Mal nach Südamerika reise...

Tagesstatistik:

50km Mietwagen, 1 Spiel, 1 Ground, 167. Spiel ohne 0:0.

Football Museum at the Centenario Stadium Montevideo

Letzte Sehenswürdigkeiten in Uruguay und mal wieder Randale in Argentinien

Am Mittwoch frühstückten wir ausgiebig und fuhren dann einige Sehenswürdigkeiten im Westen Uruguays ab. Colonia del Sacramento, kurz nur Colonia, automatische Übersetzung im Internet: Köln des Sakraments, hat eine sehenswerte Altstadt mit Stadtmauer, Leuchtturm, Kathedrale, alten bunten Häusern... allerdings auch einiger Leerstand! Hier aber erstmals regelrechte Touristenscharen, manche machen wohl Tagesausflüge per Boot aus Buenos Aires (1,5h pro Richtung).

Calera de las Huérfanas ist eine ehemalige Jesuitenmission. Heute ist da eine sehr idyllische Kirchenruine und die Grundmauerreste weiterer Gebäude. Köter und anderes Viehzeug nerven.

Auch in Punta Gorda bei Nueva Palmira gibt es mit der Batería de Riveira ein paar schöne Mauerreste, hier mit Blick über den Uruguay-Fluss und Kanone. Auch hier wieder ständiger Lärm durch Gekläffe von Hunden aus Nachbargrundstücken.

In Mercedes ging es mit kostenlosen Ruinen weiter: Kalköfen, aber auch eine tolle Kathedrale und ein schönes Wein-Chateau mit Gutspark. Da aßen wir die belegten Brötchen und Süßigkeiten, die wir verhältnismäßig günstig in einer Bäckerei an der Hauptstraße gekauft hatten.

In Fray Bentos standen wir nur 10 Minuten in der Grenzkontrolle, waren dann aber wirklich unsere letzten Uruguay-Peso-Scheine los: fast 11€ Gebühren bei der Ausreise – was für Affen!

In Concordia, einer sehenswerten Kleinstadt, die wir am Freitag vor Einreise nach Uruguay besichtigt hatten, wollten wir diesmal einfach nur übernachten und nahmen dazu die westliche Zufahrt. Man sollte wohl besser nur Nord-Süd durch den Ort fahren, jedenfalls war in einem Problemviertel im Westen die Straße mit brennenden Barrikaden zugestellt, dort wurden Fahrer offenbar zur Zahlung von Wegezoll genötigt. Wir wendeten einfach und fuhren dann auf der Autobahn eines der Hathor Hotels an. Das sind zwar Edelschuppen einer Vier-Sterne-Kette, aber mit 60€ DZ/Nacht inkl. Frühstück immer noch erschwinglich. Zugegebenermaßen ist das aber unser oberer Budgetbereich für die Reise und in Argentinien zahlten wir fast immer unter 20€. So viel kostete dann beinahe das Abendessen im Hotel, was aber auch hervorragende Qualität hatte – ein so herausragend zubereitetes Rinderfilet kostet nunmal auch in Argentinien 7€, die Standardware in einfachen Restaurants ist halt bei 3-4€. Nebenbei lief Copa Argentina in der Glotze, was die Kinder im Nebenzimmer zu lauten Reaktionen wie „gooooooooooooool“ verleitete...

Tagesstatistik:

680km Mietwagen

Mercedes

Jesuitenmissionen in der Provinz Missiones

Am Wochenende sollte noch ein vierter Länderpunkt fallen, Brasilien. Da lag das für seine Wasserfälle berühmte Foz do Iguaçu nahe. Allerdings muss man von Concordia aus gut 700km quer durch die Ödnis von Entre Rios und die schöne Hügellandschaft von Missiones fahren. Und das über 300km einspurig, vereinzelt aufgehalten von Kontrollen, Mautstellen oder Flutschäden. Die Provinz Missiones, ein von Brasilien und Paraguay umrahmter, pimmelförmiger Zipfel Argentinien, heißt deshalb so, da die Jesuiten hier ab dem 17. Jh. Missionsstationen hochgezogen haben. Vier noch bestehende/erkennbare kann man für nur 1€ Eintritt (Kombiticket 1.000 Peso) besuchen. Die Architektur ist eindrucksvoll, hier im hügeligen Urwald. Missioniert wurde das Volk der Guarani, die in Paraguay über 80 % der Bevölkerung stellen, in Argentinien hingegen nur eine kleine Minderheit in den Provinzen Corrientes und Missiones. Äußerlich sind sie aufgrund ihrer dunklen, leicht asiatischen Gesichtszüge als „Indios“ gut erkennbar. Die sehenswertesten Missionsstandorte sind Santa Ana mit seinem Friedhof (teils deutsche und japanische Jesuiten-Inschriften) und San Ignacio (letzterer mit den bei weitem größten Gebäuden – wer auf der Durchreise kaum Zeit hat, sollte nur diesen Ort anschauen). In Loreto steht nicht mehr viel. Alle drei Orte haben kleine Museumsgebäude mit ein paar Ausstellungsstücken.

Wir übernachteten in Puerto Libertad. Dort stellte ich beim Tanken und Einchecken im Hotel fest, dass der Peso-Kurs binnen Stunden weiter gefallen ist. So wurde der Aufenthalt noch billiger für uns. Aber schon übel für die Argentinier: Ich kaufte nachmittags Essen im Wert von  4.500 Peso mit Karte ein und die DKB zog mir 4,65€ vom Konto ab. Zu Beginn der Reise wären es übrigens 4,80€ gewesen. Nun kostete uns die Unterkunft am Abend 13.500 Peso und mir wurden nur noch 13,10€ berechnet. Beim Abendessen für 7.000 Peso genauso, machte dann 6,70€ oder so für zwei Schnitzel mit Pommes (Milanesa y papas fritas) und zwei Limos...

Tagesstatistik:

680km Mietwagen

San Ignacio

Die Wasserfälle von Iguazu

Der Freitag stand im Zeichen der berühmten Wasserfälle von Iguazu, portugiesisch Iguçu, Guarani Iguassu, gesprochen immer „Igwassu“ und zu Deutsch „großes Wasser“. Also viel Wasser bekam man wirklich zu sehen. Im argentinischen Teil des Nationalparks läuft man 6,5km auf mehreren Wegen, teils wegen Flutschäden gesperrt. Im brasilianischen Teil geht man nur 1,5km und wird aber 10km vorher abgefangen, muss 10€ Parkgebühr zahlen und dann einen Bus nehmen... Auf beiden Seiten zahlt man zudem je fast 20€ für den Eintritt pro Person. Für beide Länder ist das extrem teuer und Einheimische zahlen auch nur einen Bruchteil des Betrages, aber im internationalen Vergleich ist es leider normal, Welterbestätten oder jegliche Nationalparks mit Wasserfällen so zu überteuern. Der Besuch lohnt dennoch unbedingt: ein unglaublich großes Flusssystem, dass sich da unter großem Lärm und viel Wasserstaub ins Tal stürzt. Beachten muss man als Besucher, dass man schön durchnässt wird, wie bei einem starken Regenschauer – also nichts mitführen, was nicht nass werden darf (Reisepass wasserfest einpacken z. B.) und nicht auf die Fresse fliegen auf den nassen Stufen...

Wir fuhren abends noch durch die Stadt Foz do Iguaçu, fanden aber wie befürchtet keine Sportveranstaltung (den Länderpunkt gab es tags drauf) und waren vom sehr ungeordneten und wilden Verkehr recht beeindruckt. In einem Steakhaus konnte man gut und nicht zu teuer essen (15€ p. P.). Übernachtet haben wir für nur 22€ in der Pousada Quati, auf Deutsch: Pension Nasenbär...

Tagesstatistik:

110 km Mietwagen

Iguazu

Länderpunkt Brasilien mit Altherrenfußball – vor 800 Zuschauern mit Pyroeinsatz...

Canarinho Futebol Clube Foz do Iguaçu

(Categoria 35)

5 : 4 n. E. (0:1 / 1:1 / 4:3)

União Vila "C" Futebol Clube Foz do Iguaçu

(Categoria 35)

- Datum: Samstag, 25. November 2023 – Beginn: 16.20
- Wettbewerb: Campeonato Veterano Foz do Iguaçu, Copa Autoescola Debrito, Categoria 35 (Finale der Ü35-Meisterschaft von Foz do Iguaçu)
- Ergebnis: 5-4 nach 102 (48/54) Minuten und Elfmeterschießen – Halbzeit: 0-1, reguläre Spielzeit: 1-1, Elfmeterschießen: 4-3

- Statistiken irgendwann mal hier: https://arevefi.com.br/classificacao/35

- Austragungsort: Campo Iguaçu (Kap. 1.500 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 800 (davon ca. 200 Gästefans)
- Spielbewertung: 6,5/10

Três Lagoas Esporte Clube (Categoria 40)

1 : 0 (0:0)

V8 Futebol Clube Foz do Iguaçu

- Datum: Samstag, 25. November 2023 – Beginn: 14.10
- Wettbewerb: Campeonato Veterano Foz do Iguaçu, Copa Escape 60, Categoria 40 (Halbfinale der Ü40-Meisterschaft von Foz do Iguaçu)
- Ergebnis: 1-0 nach 101 (49/52) Minuten – Halbzeit: 0-0

- Statistiken irgendwann mal hier: https://arevefi.com.br/classificacao/40

- Austragungsort: Campo Três Lagoas (Kap. 2.500 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 120 (davon ca. 40 Gästefans)
- Spielbewertung: 4,0/10

Fase final Campeonato Paranaense 2023 do Karatê

- Datum: Samstag, 25. November 2023 – Beginn: 7.00
- Wettbewerb: Landesmeisterschaft im Karate des Bundesstaates Paraná
- Ergebnisse: vielleicht mal hier https://www.fprk.com.br/

- Austragungsort: Ginásio Costa Cavalcante (Kap. 3.000, davon 2.500 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 500 (z. T. pausierende Athleten)
- Spielbewertung: 5,0/10

Der Brasilienländerpunkt war ein ziemliches Ärgernis: Großkotzig ohne Ende im Bezug auf Fußball, die Brasilianer, aber ihren Breitensport organisieren sie unter aller Sau – und in Foz do Iguaçu gibt es derzeit nur Amateurfußball, der nächste Proficlub war viel zu weit weg. Ich vergleiche solche Länder ja gerne mit Marokko: Klar, sind da viele Kreis- und Regionalverbandsseite nur auf Arabisch. Aber dann nimmt man halt, wenn man kein Arabisch kann, google translate oder die Hilfe Einheimischer: in diesem scheiß Brasilien sucht man stundenlang und findet nur völlig veraltete Seiten und unterklassigsten Kram mal Samstagnachmittag und Sonntagmorgen – in einer 280.000-Einwohner-Großstadt wie Foz do Iguaçu! Und Einheimische braucht man auch nicht zu fragen: Die kennen auch keine besseren Websiten oder wo man Infos herkriegt. Um nicht noch mehr Zeit in Brasilien zu vergeuden, besuchten wir Samstag nur ein Karateturnier, dessen Ansetzung ich zufällig auf einer Lokalzeitungsseite gefunden habe und ein Ü40-Fußballpokalspiel sowie ein Ü35-Pokalfinale und fuhren dann nach Argentinien zurück.

Wir fingen den Tag noch mal mit Sightseeing an: Die Stadt ist noch stärker durch Zuwanderung geprägt, als andere Städte in Brasilien. So gibt es das nach Sao Paulo größte arabische/islamische Viertel Brasiliens, dann schauten wir in die Kathedrale rein, die fast fertig ist und sehr modernen Baustil zeigt und schließlich besichtigten wir noch einen von Chinesen aufgebauten buddhistischen Tempel.

Dann gingen wir ab um 10.30 Uhr zum Karate in der größten Halle der Stadt. Die ist schon etwas in die Jahre gekommen, so hängen einige Buchstaben des Schriftzuges mit dem Hallennamen schief oder sind ganz abgefallen. Innen ist – wie in vielen außereuropäischen Ländern üblich – auf den Tribünen alles aus Beton gebaut. Auf den Matten wurden die Kategorien Kata (Formen, Technikvorführung) und Kumite (Kampf mit Kontakt) in den Altersklassen U18, U16 usw. vor gut 500 Zuschauern gezeigt. Zumindest die Kontaktkämpfe waren lohnend anzusehen. Die Imbisse waren auch gut.

Dann ging es zum Fußballländerpunkt weiter. Schöner Platz da draußen in Drei Seen, also natürlich Tres Lagoas. Dort spielte die Ü40 2x45 Minuten bzw. mit Nachspielzeit 48+53 Minuten oder so. Tres Lagoas schoss sich mit einem genialen Tor aus 20 Metern volley in den Winkel ins Finale gegen V8 FC, ansonsten ein schwaches Niveau dort.  Die Zuschauerzahl war aber nicht so schlecht, bisschen gepöbelt wurde auch.

Schließlich bei der Ü35, dachte ich, ich sehe nicht richtig: um das Campo Iguaçu herum Parkplatzchaos, massenhaft Zuschauer, v.a. auf der Hintertortribüne, es wurde gegrillt, Mucke abgespielt, alles vollgemüllt wie üblich in dem Viertel. Über weite Strecken war as ein dürftiges Gekicke, aber kurz vor dem Pausenpfiff haute der Gast einen starken 20-Meter-Schuss zum 0:1 raus. Vila C kassierte gegen die gastgebenden und favorisierten Kanarienvögelchen (Canarinhos) dann aber doch den Ausgleich gegen Ende der zweiten Hälfte. Ein grobes Foul in Nachspielzeit und Vila C nur noch zu zehnt. Doch es blieb beim 1:1 und gab direkt Elfmeterschießen. Wie in Chile gingen wieder zwei Tore durchs Netz, am Ende war es ein 4:3 (bzw. 5:4) für Canarinhos, die sich damit dem Pokal sicherten.

Dann fuhren wir zur Grenze. Keine Wechselstube mehr offen, aber aus der geschlossenen Wechselstube, wo icu Freitag war, drangt noch das WLAN nach draußen, sodass wir noch ein paar Minuten Fußballergebnisse aus Deutschland checkten...

Dann 50 Minuten Grenzstau – einfach zu viele Tanktouristen und so.

Abendessen für 8€ im argentinischen Garuhapé, dann noch kurz nach Mitternacht in ein Hotel in Garupá eingecheckt für 19€.

Fazit: Abseits der professionellen Ligen, kannste Brasilien in die Tonne kloppen. Wenn ich sehe, dass ich schon Dienstag auf meinem Facebook vom Kreisfußballverband Fés-Meknés Unmengen an Ansetzungen Männer, Jugend, Frauen, Futsal bekomme, weil ich deren Seite folge und dann für Foz do Iguaçu zwei Sonntagsspiele am Donnerstagabend als einzige Partien an diesem Wochenende überhaupt bekomme vom Kreisverband, der nicht mal regelmäßig Ansetzungen und Ergebnisse veröffentlicht. Völlig willkürlich werden da 1-3 Tage vorher oder eben gar nicht Ansetzungen gepostet! Der Landesverband Paraná ist genauso eine Scheiße. Angeblich nur 10 Partien in diesem Riesenbundesstaat, teils erst am selben Tag bekannt gegeben. Das Erlebnis Breitensport in Brasilien bestärkt mich leider nur darin, mich weiterhin über jede Niederlage der Selecao zu freuen. Diese Mannschaft konnte ich noch nie leiden, diese Sprache geht mir aufgrund meiner soliden Spanischkenntnisse auch massiv auf den Sack und so eindrucksvoll diese Wasserfälle waren – ich weiß nicht, was viele Leute an Brasilien so toll finden. Mit dem Zwischenstopp in Sao Paulo und dem Ausflug nach Foz do Iguaçu kam Brasilien doch eher als unattraktives Reiseziel rüber. Um dann noch mal auf den Vergleich mit Marokko, das ja viel besser organisiert ist, als Brasilien, zurückzukommen: Hier noch das Lieblings-Fußball-Reel einer marokkanischen Freundin von mir...  Fußballland Nummer eins, Brasilien: am Arsch! Wenigstens kann ich durch das bekloppte Ü35-Finale noch einen versöhnlichen Abschluss erkennen...

Tagesstatistik:

360km Mietwagen, Länderpunkt Brasilien (Nr. 79), 3 Spiele, 3 Grounds, 169. Spiele ohne 0:0

Canarinho FC C35 5:4 n.E. Vila C Veteranos 35

Drei Spiele im Kreis Colón – u.a. durchs Überschwemmungsgebiet nach Liebig, zum ältesten Club der Provinz Entre Rios

Club Recreativo San Jorge Villa Elisa (Reservas)

1 : 2 (0:1)

Club Defensores de Colón (Reservas)

- Datum: Sonntag, 26. November 2023 – Beginn: 15.00
- Wettbewerb: Clausura de la Tercera División Liga Departementál de Colón (3. Spielklasse für Reservemannschaften im argentinischen Fußball, Herbstmeisterschaft)

- Ergebnis: 1-2 nach 96 (46/50) Minuten – Halbzeit: 0-1

- Tore: NN

- Gelbe Karten: einige

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Estadio Justo José Lescarno (Kap. 1.500, davon 700 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 120 (davon ca. 40 Gästefans)
- Spielbewertung: 6,0/10

Club Liebig

0 : 1 (0:0)

Club Atlético Villa Elisa

- Datum: Sonntag, 26. November 2023 – Beginn: 18.00
- Wettbewerb: Clausura de la Primera División Liga Departementál de Colón (5. Spielklasse im argentinischen Fußball, 2. Amateurliga, Herbstmeisterschaft)

- Ergebnis: 0-1 nach 99 (48/51) Minuten – Halbzeit: 0-0

- Tor: NN

- Gelbe Karten: wenige

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Campo de juego Barón Otero (Pueblo Liebig; Kap. 1.100, davon 100 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 200 (davon ca. 45 Gästefans)
- Spielbewertung: 6,0/10

Club Social y Deportivo Ñapindá

2 : 3 (0:1)

Club Social y Deportivo Ubajay

- Datum: Sonntag, 26. November 2023 – Beginn: 20.00
- Wettbewerb: Clausura de la Primera División Liga Departementál de Colón (5. Spielklasse im argentinischen Fußball, 2. Amateurliga, Herbstmeisterschaft)

- Ergebnis: 2-3 nach 100 (48/52) Minuten – Halbzeit: 0-1

- Tore: NN

- Gelbe Karten: ein paar

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Estadio Francisco Carnemolla (Colón; Kap. 5.000 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 250 (davon ca. 40 Gästefans)
- Spielbewertung: 6,0/10

Am Sonntag gab es noch mal drei Fußballspiele in Argentinien. Argentinien ist ja ähnlich organisiert wie Marokko: Könnte besser und zentralisierter sein, aber nicht so ein Dreck wie Brasilien oder Paraguay. Also fanden wir eine ganze Reihe Sonntagsspiele auf unserem Weg zurück nach Buenos Aires. Von Garupá aus ging es erstmal zu einer Tankstelle in Pindapoy, da es in dem scheiß Hotel kein Frühstück gab. Die Tanke hatte aber was und natürlich auch nicht so teuer wie in Deutschland, nur natürlich für argentinische Verhältnisse sehr hoch.

Dann das erste Spiel nach mehr als 600 Kilometern Fahrt in Villa Elisa. Diese Landstadt hat 10.000 Einwohner, liegt in sanft hügeliger, stark landwirtschaftlich genutzter Landschaft, hat zwei Fußballvereine mit je einem Stadion und auch eine wirklich sehenswerte Ortsmitte mit schöner, englisch wirkender Kirche, die innen mit bestem lateinamerikanischem Kitsch ausgestattet ist.

Die Liga Primera Division Departemental de Colon ist die Kreisoberliga (Kreisliga A, Kreisliga, höchste Ebene auf Kreisebene ebend) in dieser Region. Es gibt eine weitere Liga darunter und dann Reserve-, Kleinfeld- und sonstige Ligen. Die Reserven spielen dabei immer 2 Stunden 15 Minuten vor den Ersten Mannschaften. In Villa Elisa schauten wir nur die Reserve um 15 Uhr. Das Stadion ist wie üblich mit zu vielen und zu hohen Zäunen aufgrund der häufigen Krawalle versehen. Es gibt eine steile Betontribüne und zwei wacklige Holz-Stahlrohr-Tribünen. Die Funktionsgebäude wie Klos und Imbissbuden machten einen heruntergekommenen Eindruck. Das Clubhaus wurde von VIPs als Terrassentribüne genutzt. Die Zufahrt zum Stadion ist geschottert und etwas versteckt. Am Einlass wurden wir je 1.000 Peso (1€) los und freundlich gefragt, was denn Touristen hier machen... Es war halt doch zu auffällig, dass ich die Statue des Heiligen Georgs mit meiner kleinen Digitalkamera fotografierte – die Heiligenfigur ist ja auch sehr passend zum Namen des Heimvereins: San Jorge. Die Partie war gar nicht schlecht, allerdings war es das Schiedsrichtergespann. Die Pfeifen konnten trotz Witzelfer für San Jorge, angeblichem Abseitstor der Gastmannschaft und völlig unberechtigten Karten gegen den Gast keinen Punkt für die Heimelf schinden. Am Ende erzielte Defensores zwei Tore, der Gastgeber eben nur den unberechtigten Elfer.

Dann ging es weiter nach Pueblo Liebig. Von wegen genug Zeit! Wusste ja nicht, wie viele Straßen da überschwemmt sind! Über Schotterpisten durch El Brillante fanden wir dann den Weg zur Hauptstraße Liebig-Colón. Die war nur teilweise unter Wasser und somit auch für Straßenwagen passierbar. In Liebig waren erst fünf Minuten gespielt und noch kein Tor gefallen. Der Platz liegt am Rande des nach Justus von Liebig benannten Dorfes (siehe auch den Bericht „Von der Atacama über die Anden und die Pampa zum Uruguay-Fluss, Teil III“ zu diesem Dorf) und ist bis auf einige Bänke und kaum erkennbare Stehstufen ausbautenlos. Auch hier störende Zäune wie im Zoo. Schöner Sprecherturm. Der freundliche Ordner, der die 1000 Peso entgegennahm, erklärte uns auch gleich, dass wir beim ältesten der Verein der Provinz Entre Rios, gegründet im Juni 1904, gelandet sind. Deutsch spricht zwar wohl keiner mehr in Liebig und ethnische Deutsche sind auch in der Minderheit, wie es scheint, doch als deutscher Tourist wird man freundlich erkannt. Zuerst wird aber natürlich ganz deutsch geglotzt, was da für Ortsfremde um den Platz herumschleichen. Auch hier eine ganz ordentliche Partie, doch Club Liebig traf einfach das Tor nicht und weit in der zweiten Hälfte erzielte der bis dahin enttäuschende Zweitplatzierte Club Atletico Villa Elisa (CAVE) per Kopf nach einer Ecke das 0:1. Scheiß Duseltruppe!  

Nun ging es wieder die teils überflutete Hauptstraße nach Colón, da abgezweigt auf ein Viertel am Flussstrand. Hier stand zum Glück nichts auf dem Weg zum Ground unter Wasser, aber das Abendspiel der Primera Division Colon lief bereits 15 Minuten und 0:1 stand es auch schon. Aber egal. Noch mal nen Euro pro Person abgedrückt und hinein in das eindrucksvolle Bruchstadion von Ñapindá! Die üblichen Hohlbetontibünen waren hier besonders wackelig und gewagt zusammengepfuscht. Überall Wildwuchs, Kinder tobten herum, Köter liefen durch die Gegend, herumgepöbelt wurde auch kräftig. Vor der Pause glich der Gastgeber den Rückstand aus, doch ein Weitschuss ins lange Eck und ein Torwartfehler führten nach dem Seitenwechsel schnell zum 1:3 für Ubajay. Einen Anschlusstreffer per abgefälschtem Weitschuss gab es zwar noch, aber mehr war nicht drin für den Drittletzten.

Direkt an diesem eindrucksvollen Stadion findet man das Hotel „El Abuelo“ (der Opa), das ein paar Oldtimer und andere schicke alte Sachen im Garten stehen hat. 18€ DZ mit Frühstück. Zimmer Nummer 9 hat einen schönen Blick ins Stadion... Wir gingen gegenüber vom Stadion in einer Gaststätte essen, die zwar eher höhere Preise hatte, aber keine Karten annahmen. Mangels ausreichend Peso zahlten wir da in Dollar, wodurch wir halt 10 oder 15 % Aufschlag hatten. Aber das waren immernoch nur 15 Euro für ein reichhaltiges Abendessen mit Schnitzel überbacken (ja, ist eines der Nationalgerichte hier in der Region, deswegen lest ihr hier öfter was von Schnitzeln in diesem Tourbericht). In der Glotze lief Godoy Cruz gegen Boca Juniors (1:2).

Was ein Fußballsonntag zum Abschluss der Tour!

Tagesstatistik:

740 km Mietwagen, 3 Spiele, 3 Grounds, 172. Spiel ohne 0:0.

San Jorge Villa Elisa Res. 1:2 Club Defensores Colón Res.

Rückreise

Am Abreisetag nur nach dem Frühstück mal Fotos vom Stadion am Tag gemacht, dann die Überschwemmung des Rio Uruguay bewundert und eine Kirche angeschaut, dann von Colón nach Buenos Aires Ezeiza, dem größeren, stadtfernen Flughafen. Ziemlich hohe Verkehrsdichte. Rücktausch nicht möglich, Geschäfte am Flughafen nehmen außer Pesos auch mindestens brasilianische Reales und US Dollar, aber den besten Kurs bekommt man mit Pesos bzw. Kreditkarte (es sei denn, es ist so ein Drecksladen wie die Sparkasse). Finanzdienstleistungen in Argentinien sind aber einfach unter aller Sau: Habe ich noch nirgendwo so schlecht und unzureichend erlebt mit nicht funktionierenden Automaten, Deviseneinbehaltung etc. Wenigstens verlief die Mietwagenrückgabe ohne Ärger und das Einchecken war recht schnell möglich.

Der Abflug war mal ausnahmsweise pünktlich, ist ja selten bei Lufthansa. Verpflegung und Bord-Entertainment auch gut. Service sehr gut. Na ja, natürlich dann der Flug von Frankfurt nach Hannover über 1 Stunde verspätet. Dann wurde es aber noch ärgerlicher: 30 Grad Buenos Aires, 0 Grad Hannover. Im Parkhaus sprang der Wagen trotz Minusgraden in der Nacht sofort an, aber ging dann auch gleich wieder aus. Boosterpaket – zwei Mal erfolglos. Nachgetankt mit 10-Liter-Kanister – springt auch nicht an. Hatte der Hyundai-Geländewagen noch nie! Also ADAC rangeholt, kam auch nach über einer Stunde. Absolut kompetenter und erfahrener Mann, der echt sinnvolle Sachen erklärte. Der wichtigste Punkt war mir eigentlich klar, doch ich hatte unterschätzt, wie anfällig so ein Diesel dafür ist: Nicht mit einem zu 80 % entleerten Tank wochenlang am Flughafen stehen lassen, wenn kalte Temperaturen zu erwarten sind. Es hatte sich Eis im Tank, dem Kraftstofffilter oder der Kraftstoffzuleitung (oder überall dort) gebildet – daher bekam der Motor keinen Kraftstoff mehr. Die Batterie war gar nicht das Problem. Mit Spray, Pumpen und Zündung malträtieren sprang er wieder an. Na ja, noch mal ein paar Stunden Verspätung, unplanmäßig vollgetankt, was ich jetzt doch wieder regelmäßig mache... In Braunschweig angekommen noch eingekauft für die nächsten Wochen bis zur nächsten Auslandsfahrt. Da haben wir uns gleich mal eines der bei LIDL für 10€ angebotenen Steaks aus Uruguay mit Paprika, Zwiebeln, Tomaten etc. zubereitet...

Tagesstatistik:

360km Mietwagen, 12.200km Flugzeug, 80km eigenes Auto

Club Liebig 0:1 Club Atletico Villa Elisa

Statistik der gesamten Tour:

- Grounds: 3.538 (14; diese Saison: 116 neue)

- Sportveranstaltungen: 4.965 (14; diese Saison: 144)

- Tourkilometer: 21.630km (25.100 Flug, 9.010km Mietwagen, 160km eigenes Auto)

- Saisonkilometer: 49.260 (22.250 Auto, davon 9.010 Mietwagen/ 25.100 Flugzeug/ 1.930 Fahrrad/ 0 Bus, Bahn, Straßenbahn / 180 Schiff, Fähre)

- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 172 [letzte Serie: 12, Rekordserie ohne 0-0: 178]

- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 2 des Jahres 2021 (04.-10.01.), d.h. seit 152 Wochen in Folge [letzte Serie: 30 Wochen von KW22/2020-51/2020; Rekordserie: 711 Wochen von KW 31/2006 bis KW 11/2020].

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