Ich hatte noch 12 Urlaubstage und einige Überstunden im August.
Außerdem mehrere Reiseoptionen im Kopf. Klar war: Es sollte im letzten
Sechstel des Jahres losgehen. Ich kann vorwegnehmen: Die Reise hat sich
wieder sehr gelohnt! Doch diesmal war die Planung, die oft auch schon Spaß
macht, ein einziges Ärgernis. Plan 1: Pacific Games auf den Salomonen. Wochenlang Flugpreise
und alternative Routen geprüft, festgestellt, dass es derzeit kaum ein
Reiseziel gibt, das noch teurer ist, als die herabgewirtschaftete de-facto
chinesische Kolonie mit hoher Kriminalitätsrate im Nirgendwo östlich von Papua-Neuguinea.
In vier Jahren finden die Games auf Tahiti statt. Viel attraktiver, derzeit
auch viel billiger hinzukommen. Die Games 2023 machten auch organisatorisch,
wie zu befürchten war, einen ganz miesen Eindruck: Karten nur im Vorverkauf,
aber unklar, wie dieser selbst inner-ozeanisch (geschweige denn weltweit)
laufen soll. Fazit: Plan in die Tonne gekloppt: Scheiß auf Salomonen! Plan 2: Der klappte dann immerhin schon, aber auch nur gespickt
mit Ärgernissen. Die Idee: Wir hatten in zwei Reisen (2017 und 2022) die fünf
nördlichsten Länder Amerikas besucht. Warum nun nicht die fünf südlichsten? Wieder
eine Reihe Interessenten, aber alle sprangen ab. Die Spielpläne beim Fußball:
eine Frechheit! Die meisten Partien werden 2 bis maximal 7 Tage im Voraus angesetzt
– selbst in der 1. argentinischen Liga. Karten auf dem Schwarzmarkt, mangels
funktionierendem Internet-Ticketing und Tageskassen, leider der Standard in
den oberen Ligen. In Chile teilweise nur Onlinetickets, die von Deutschland
aus oder mit ausländischer Kreditkarte nicht bestellbar sind. Dann die Flüge
doppelt so teuer wie in den Norden – na gut, liegt ja noch im Budget. Ist
auch ein Unterschied, ob man für 2.500€ auf die Salomonen oder für 1.200€
nach Buenos Aires fliegen soll. Mit Umsteigen geht es auch von Hannover aus.
Nur: Auf dem Hinflug wurde kurz nach Buchung über Lufthansa von dieser scheiß
LATAM der Flug von Sao Paulo nach Buenos Aires storniert. Änderungen im
Flugplan. Die Vollidioten konnten uns dann nur auf schlappe 12 Stunden später
umbuchen. Mehr als eine Stunde und drei Anläufe dauerte das, ehe bei dieser
unfähigen Lufthansa-Hotline (denn online konnte ich das nicht vornehmen aus
irgendwelchen Gründen, ich hätte nur komplett stornieren und dann wochenlang
auf die über 2.400€ Rückerstattung warten können und irgendwo anders zu noch
höheren Preisen ganz neu buchen) endlich dieser simple Schritt vorgenommen
war. An diese Umbuchung war noch eine Änderung an der Autoanmietung gebunden:
nicht nur, dass man dadurch Geld verliert, weil man den Wagen weniger nutzen
kann, ich musste mit den Deppen in Buenos Aires ständig auf Spanisch
kommunizieren. Internationales Unternehmen (Europcar) und dann nicht fähig,
auf Englisch zu kommunizieren. Nicht mal schriftlich! Aber schriftliches
Spanisch verstehe ich ja gut, also nicht so schlimm. Mehrfach musste ich bei
Europcar auch nachhaken, denn aufgrund idiotischer Zoll- und
Sicherheitsvorschriften, ist das grenzüberschreitende Mieten nur
eingeschränkt erlaubt. Mit den argentinischen Mietwagen von Europcar kann man
für jeweils um die 100€ Aufpreis außer in ganz Argentinien, auch in ganz
Chile und Uruguay sowie im brasilianischen Bezirk Iguazu (aber auch nur da)
fahren. Da nach Paraguay – anders als auf der Website erst vermerkt – eine
Ausfuhr nicht erlaubt war, entschieden wir uns während der Reise auch auf
einen Tagesauflug aus einer Grenzstadt zu verzichten und diesen fünften
CONMEBOL-Länderpunkt später mal zu machen. Ich kann auch nur davor warnen,
einen Mietwagen unerlaubt mal eben nach Asuncion oder Sao Paulo zu fahren.
Die Karren haben wegen der hohen Kriminalitätsrate in Lateinamerika (mit
Ausnahme Uruguays geht es da überall viel schlimmer zu, auch was Raub und
Autodiebstahl angeht, als in jeder europäischen Assi-Stadt) alle einen
GPS-Tracker. Wird der entfernt, wird das Fahrzeug binnen Stunden zur Fahndung
ausgeschrieben. Zeigt der Tracker an, dass der Wagen gerade nach Bolivien
oder Paraguay oder so gefahren wurde, wird die Firma einen anrufen (binnen
Minuten oder Stunden) und ziemlich Ärger machen. Es gibt sogar die technische
Möglichkeit des Remote-Stopping; der Motor wird einfach aus der Ferne
abgestellt oder ein erneutes Starten des Motors ist beim ersten Halt ab Alarm
nicht mehr möglich. Ob Europcar das Stilllegen aus der Ferne praktiziert,
weiß ich aber nicht. Nur muss ich sagen, dass die Mietbedingungen bei
Europcar für die Region gut sind – in der Kürze der Zeit, die wir hatten,
alle diese 4 Länder der Region zu besuchen, ist natürlich schon eine Leistung
und ging nicht anders oder ausgiebiger als wie nachfolgend beschrieben.
Allerdings muss ich auch sagen: wir wollten einfach nach dem Ärger mit den
Pacific Games so viele neue Länder wie möglich besuchen. Architektonisch
haben die meisten südamerikanischen Länder einfach wenig zu bieten,
landschaftlich auch nur eingeschränkt (außer den wirklich tollen Anden, die
wir gerne länger erkundet hätten, hat uns da nichts begeistert – OK, Iguazu
die Wasserfälle natürlich, aber Mexiko und USA sind da viel, viel
sehenswerter) und so bleibt nur der Sport, hauptsächlich der Fußball. |
Am Donnerstagnachmittag, 9. November, ging es dann endlich los. Bei
kühlem Herbstwetter nach verkürztem Arbeitstag (7 Stunden) fuhren wir nach
Hannover. Das Parkhaus am Terminal war preislich OK und funktionierte reibungslos,
das Einchecken auch, der Umstieg in Zürich war weniger gut, denn das war ein
unfähiger Provinzflughafen dort – alles hatte schon geschlossen. Wegen des
Nachflugverbots war es der letzte Flug, der da heute rausging. Dann gammelten wir 11 Stunden in Sao Paulo Garulhos herum. Kein
besonders toller Flughafen. Am schlimmsten ist aber, dass eine Entschädigung
aussichtslos ist, da mehr als zwei Wochen vor Reiseantritt der Flug
zwangsweise storniert wurde. Auch wenn die Drecks-Lufthansa uns unzumutbar
lange aufhielt, statt auf einen früheren Flieger (es gingen 8 Flüge nach
Buenos Aires raus, den 2. hatten wir gebucht, wir wurden auf den 7.
umgebucht) umzubuchen – wenn die Gerichte alle solche Frechheiten von den
Fluggesellschaften zugunsten der Kunden bestrafen würden, würden die
Flugtickets noch mehr verteuert werden. Die argentinische LATAM ist natürlich
völlig unzuverlässig und handelte sich eine weitere Stunde Verspätung ein. Die sehr freundliche Einwanderungsbehörde in Buenos Aires hielt
uns nicht unnötig lange auf. Europcar wartete sogar länger als die
angegebenen Öffnungszeiten – hätte LATAM dem Mitarbeiter auch ersparen können.
Kommunikation dort nur auf Spanisch – ich kann ohnehin nur davor warnen,
Lateinamerika ohne Spanischkenntnisse mit deutschem Schulenglisch zu
bereisen! Den ganzen Tag fiel schon auf, wie Brasilien versifft war, wie in
Argentinien nichts funktionierte – aber wie die Leute auch sehr freundlich
waren und sich von der Unfähigkeit anderer nicht aus der Ruhe bringen ließen.
Ich probierte 5 Bankautomaten aus – keiner spuckte Geld aus. Geldwechsel am
Flughafen hätte nur den offiziellen Kurs angeboten, nicht den Parallelkurs.
Offiziell erhält man für 1€ nur 375 Peso, die echte (parallele) Wert ist aber
bei fast 1.000 Peso. Wir mussten Wasser und Sandwiches an der Tanke einkaufen, da der 24h-Supermarkt
eine Kassensystemstörung hatte. Die Unterkunft am Rand von Buenos Aires entpuppte sich als typisches
Stundenhotel, hatte verglichen mit Mexiko eine schlechtere Bausubstanz, da
aber der Parallelkurs abgerechnet wurde, zahlten wir nur 6€ für das Zimmer.
Die Stundenhotels kann man auch als normale Motels buchen – ansonsten sind
die für Prostitution und außereheliche Beziehungen gedacht. |
Tagesstatistik: 12.900 Flug, 80 eigenes Auto, 30 Mietwagen |
Photos with English commentary: Sightseeing: b) Chile c) Uruguay d) Brazil Groundhopping: e) 6th Division Argentina:
Canarios vs. Santa Rosa f) 4th Division Argentina:
Concpeción vs. Graneros g) 2nd Division Chile: Antofagasta
vs. San Luis h) 1st Division Uruguay: Cerro
Largo vs. Colonia i) 1st Division Uruguay:
Maldonado vs. La Luz j) 4th Division Uruguay: Lito
vs. Deutscher k) 2nd Division Uruguay:
Miramar vs. Atenas l) World Cup 2026 Qualifying: Uruguay vs. Bolivia m) Karate in Brazil: Parana Championships n) Over-40 Veterans Football in Brazil: Tres Lagoas o) Over-35 Veterans Football in Brazil: Canarinhos p) Reserves League in Argentina: San Jorge, Colón |
Argentinische
Fußball-Action in der Kreisliga |
Club Social y Deportivo Los Canarios
Barrio Los Troncos |
3 : 0 (2:0) |
Club Deportivo Santa Rosa de Lima |
-
Datum: Samstag, 11. November 2023 – Beginn: 16.00 -
Tore: 1-0 Exequiel Cortez, 2-0 Nicolás Retamoso, 3-0 Adrián Giménez -
Gelbe Karten: viele -
Rote Karten: keine -
Austragungsort: Estadio Gimnasia y Esgrima Santa Fe (Kap. 5.000, davon 250 Sitzplätze) |
Der erste volle Reisetag hielt den Länderpunkt Argentinien mit einem
wilden Aufstiegsspiel auf Kreisebene für uns bereit. Zuerst besorgten wir uns Frühstück in einem Carrefour und fanden
dort ein seltene Exemplar: einen funktionierenden Geldautomaten. Sagenhafte
40.000 Peso, also knapp 42€ spuckte der aus. Im Carrefour kann man ja auch
gut den Einkauf mit Karte zahlen. Achtet aber unbedingt darauf, dass eure
Bank einen anständigen Wechselkurs anbietet. DKB macht das z. B., die scheiß
Sparkasse nicht. Nach einiger Fahrerei waren wir in Rosario angekommen, wo wir
eine Mischung aus Russland, Nordafrika und USA in der Architektur und
Infrastruktur sahen. Eine weitere Fahrt durch endlose Landwirtschaftsflächen
mit einzelnen Bäumen, und wir waren in Santa Fe. Dort gibt es attraktive
spanische Kolonialbauten, Jugendstil, eine sehenswerte Kirchenruine – und
alles liegt unweit des hier riesigen Flusses Paraná. Es gibt mehrere Stadien und auch einen Proficlub in Santa Fe. Das
Amateurstadion von Gimnasia y Escrima (Turn- und Fechtverein) liegt eingeklemmt
zwischen Schuppen und Häusern und ist nur mit Erdwegen angebunden. 900 Peso
(0,95€ mit Parallelkurs) Eintritt für Aufstiegsrunde Kreisliga in Kreisoberliga
oder Kreisliga B in A, sowas in der Richtung halt. Es gab eine
Wahnsinnsstimmung beide Fanlager, welche mit Zäunen mit Stacheldrahtreihen
voneinander getrennt wurden. Mehrfach wurde Pyro gezündet und die berühmten
Stoffbahnen, Trommeln und Trompeten gab es auch. Die Canarios waren besser, die
ersten beiden Tore vor der Pause stark herausgespielt, nach Pause noch eine
irre Bogenlampe zum 3:0. Dazu Geholze wie üblich, aber kein Platzverweis. Ab
und an Flaschenwürfe, ein Gästespieler wurde umgetreten. Nach dem Spiel gab
es deswegen einen versuchten Blocksturm von Santa Rosa Fans, angeführt vom
Vater des verletzten Spielers. Das Blechtor zum Ausgang wurde verrammelt,
draußen gab es eine Schlägerei, irgendwelche Asis sperrten Straße, ließen uns
aber zum Mietwagen, der auch nicht beschädigt wurde. Die Polizeistreife holte
Verstärkung, die in Pick-ups mit Schlagstöcken anrückten. Wir rückten derweil
ab... Wir fuhren dann über größtenteils einspurige und mäßig befahrene
Strecken nach Ceres. Ein Verwaltungsort im Nirgendwo. Dort fanden wir eine beengte
Unterkunft für den entsprechend niedrigen Preis 12,50€. Die sehr guten
Schnitzel (Milanesa) kosteten für zwei Leute fast noch mal so viel nebenan. |
Tagesstatistik: 740 km Mietwagen, 1 neuer Länderpunkt (Argentinien; Nr. 76), 1
Ground, 1 Spiel, 160. Spiel ohne 0:0. |
Argentinische
Amateuroberliga am Rande der Anden |
Concepción Fútbol Club |
1 : 1 (0:1) |
Club Social y Deportivo Graneros |
-
Datum: Sonntag, 12. November 2023 – Beginn: 16.30 -
Tore: 0-1 7. NN, 1-1 85. Hernán Brylko -
Gelbe Karten: einige -
Rote Karten: keine -
Austragungsort: Estadio Antonio Guillén (Concepción de Tucumán; Kap. 8.000, davon
1.500 Sitzplätze) |
Am Sonntag ging es gen Westen auf die Anden zu, aber wir blieben
an dem Tag noch unten in der heißen Provinz Tucuman. Die ein oder anderen
Verkehrs- und Warenkontrollen gab es – stets freundlich und kurz. Auf der
Strecke lagen nur vereinzelt ein paar Dörfer, ehe die Provinz Tucumán sich
dann als dichter besiedelt präsentierte. Sehenswert waren die in Ruinen
liegende Jesuitenmission mit intakter Kirche und der Geschichtspark in Famailla,
der natürlich auch das Streitthema Malvinen (Falkland Islands) aus
argentinischer Sicht darstellte. Auch im Stadion gab es „Malvinen sind Argentinien“-Banner.
Genauso lächerliche Faschistenscheiße wie „Kosovo ist Serbien“... Das Stadion
war passenderweise völlig heruntergekommen und vermüllt, aber bot wirklich
spektakuläre Architektur mit Ritzen in den steilen Stehrängen, steinerne Armlehnen
auf den Sitzplätzen und einem Wasserturm direkt am Stadion. Der Spielort
Concepción hatte auch einen schönen zentralen Platz, war aber sonst durch Siff
und Verfall gekennzeichnet. Die 2,50€ Eintritt wurden im Internet als zu hoch
bezeichnet. Das Spiel war dann aber auch der übliche Dreck in Argentinien:
Zeitschinden, Foulen, Pöbeln, selbst hier wieder Tumult nach Abpfiff mit
Beleidigungen gegen die Schiris, die unter Polizeischutz in die
Kabinengeführt wurden. Ist halt völlig normal hier in diesem Kulturkreis... Ein Lattenknaller und im Nachsetzen ein Kopfball
führten zum frühen 0:1, der späte und verdiente Ausgleich war ein Nachsetzen
nach Abwehrfehler. Es gab Dauersupport durch zwei Gruppen Heimfans. Es waren
wohl keine Gäste da. Wir gingen gut und günstig Steakessen, zahlten einen bewachten
Parkplatz (2€ für die Nacht) und ein wirklich gutes 3 Sterne Hotel für 28€.
Zimmer mit noch besserer Ausstattung hätten auch keine 40€ gekostet. |
Tagesstatistik: 670 km Mietwagen, 1 Ground, 1 Spiel, 161. Spiel ohne 0:0. |
Höhenkrank
am Grenzübergang |
In besagtem Hotel „Francia“ war das Frühstück auch mal
reichhaltig, im Fernsehprogramm ging es um Fußball und die Wahlen: es
duellierten sich ein Linkspopulist (Massa), der das ganze Land mit seiner
Wahlwerbung zukleistern durfte und auf ein salonlinkes „Weiter wie bisher“
setzte und ein Rechtspopulist (Milei) der viele, für jeden gebildeten
Neutralen intelligente Ideen, die Argentinien dringend benötigt, hat und das
Ganze natürlich mit viel extremistischem Blödsinn garniert, um dann mit
Kettensäge auf der Wahlkampfveranstaltung zu erscheinen, mit der er
symbolisch Kahlschlag im Bürokratie-Dschungel ankündigt... Die Innenstadt von San Miguel de Tucuman war wirklich sehenswert,
aber leider durchsetzt mit teils Ostblock-sozialistisch, teils
US-amerikanisch anmutenden Betonbauten. Die Straße nach Jujuy bot erstmals spektakuläre Landschaft in
Argentinien, da sie von grünen Bergen und Flusstälern gesäumt war. Nun ging es richtig hoch. Auf 3.000 Höhenmetern bot sich eine
Besichtigung von Susques mit seiner Lehmarchitektur mit toller Kirche an. Der Paso de Jama liegt auf 4.700 Metern, die
Grenzübertrittsstelle ist bei 4.200 Metern. Was ich ehrlich gesagt
unterschätzt hatte, war die Höhenkrankheit. Denn über 3.000 Meter in
Kirgistan und Mexiko haben wir problemlos überstanden. Aber das Ding heute
war echt zu viel! Schwindel, Kopfschmerzen – und froh, als nach einigem
Papierkram endlich bergab gefahren werden konnte und man in San Pedro de
Atacama auf angenehmeren 3.300 Metern war. San Pedro de Atacama war jedoch wegen eines Festivals und
generell zu geringen Übernachtungskapazitäten überlaufen und überteuert. 55€
für eine mittelmäßige Pension ohne Frühstück – asozial! |
Tagesstatistik: 820 km Mietwagen |
Schwieriger
Spielbesuch in Chile |
Club Deportes Antofagasta |
7 : 6 n. E. (0:0 / 1:1 / 6:5) |
Club Deportivo San Luis de Quillota |
-
Datum: Dienstag, 14. November 2023 – Beginn: 18.00 -
Tore: 0-1 74. Suazo, 1-1 78. Guerra, Elfmeterschützen unbekannt -
Gelbe Karten: Vidal, Liuzzi, Díaz, Contreras (CDA); Tomarelli (San Luis) -
Rote Karten: keine -
Austragungsort: Estadio Regional Calvo y Bascuñán (Kap. 21.178 Sitzplätze) |
Wir schauten uns nur kurz in San Pedro de Atacama den zentralen
Platz mit Lehmkirche mit Strohdach (ähnlich dem norddeutschen Reet) an. Dann ging
es auf Asphaltstraßen durch die Wüste und wir besichtigten in Chacabuca die
alte Salzverarbeitungsstadt, welche von den Faschisten in den 70ern als
Zwangsarbeiterlager umfunktioniert wurde. In Antofagasta besuchten wir die Ruinen der Eisengießerei
Huanchaca (1880er Jahre). Die Stadt liegt interessant in karger
Berglandschaft am Pazifik und zieht sich spektakulär die Hänge hoch. Dann der Grund für unseren Abstecher nach Chile: Fußball. Das
Stadion von Antofagasta ist ein spektakulärer Bau aus den 60ern (allerdings
nicht für die WM 62 gebaut, sondern erst 64, als der Fußball in Chile eben
nach dieser WM noch mal richtig boomte), welches 2013 einfallsreich umgebaut
und modernisiert wurde. Besonders die Außenhülle ist aufgrund ihrer
regelmäßigen Fraktalarchitektur sehenswert, innen sind teils Doppelränge mit
blauen Sitzen wirklich ansehnlich gestaltet. Was gar nicht toll war an dem Spielbesuch: Servitic.cl ist eine „puta
mierda“! Bei dieser Drecksseite hatte ich im Hotel am Vorabend ein Online-Konto
erstellt, wo ich ein inkorrektes Geburtsdatum angab, was völlig irelevant
ist, eingegeben, da man sonst bis 1989 20 Minuten zurückklicken müsste, da man
es nur per Kalender und nicht manuell eingeben kann. Mein Vater Jahrgang 49
noch schlimmer... Die Seite fürs Kreditkartenzahlen öffnete erst gar nicht, also
fuhren wir in der Erwartung, dass die Scheiße vor Ort geklärt wird, trotzdem zum
Stadion. Natürlich bekamen wir Karten, natürlich sahen wir das Spiel – aber was
für ein Chaos-Erlebnis – da weiß man immer nicht, ob das Positive da wirklich
noch so überwiegt... Jedenfalls: einen Schwarzmarkt gibt es wohl nicht mehr, da
alles personalisierte Handytickets seit dem Coronawahn in Chile sind. Also Ordner gefragt. Guillermo, ein
Pressevertreter mischte sich gleich ein, schimpfte über das Ticketingsystem
und ging mit mir alle Schritte durch. Meine mit mehr als 2.000€ pre-paid
aufgeladene deutsche Kreditkarte wurde nicht akzeptiert. Auch beim zweiten
Mal nicht. Guillermo wunderte sich, warum eine ausländische Karte nicht
akzeptiert wird. Ordner: „Ja, ärgerlich. Aber hier kommen auch so wenige
Ausländer zum Fußball.“ Guillermo: „Na wenn das so kompliziert ist für
Touristen, zum Fußball zu gehen, bleibt es leider auch dabei...“ Zu diesem
Problem muss man zwei Dinge anmerken: Hintergrund für das alternativlose
Onlineticketing ist der chilenische Coronawahn. Überall hingen hier noch
Corona-Regeln, bis Ende 2022 gab es Einschränkungen - eins der wenigen
Länder, was noch irrer als Deutschland agierte. Außerdem kopiert Chile eben
die entwickelten Staaten wie die USA. Nur eben genauso wie solche Länder wie
Russland und Indien, machen die Chilenen es schlecht und mangelhaft. In
Saudi-Arabien und Uruguay funktionieren die vergleichbaren Ticketingsysteme
gut bzw. sehr gut! Nun denn, Guillermo nahm nun seine Karte. Nicht genug
Guthaben. Wir fuhren also zum Aufladen den Kilometer zur Santander Bank.
Geschlossen. Kurz telefoniert. Um die Ecke gibt es einen Gemischtwarenladen,
der Bargeldaufladungen durchführt. Ich gab ihm wie abgesprochen 20.000 Pesos
(20,50€) für zwei Karten, die 18.000 plus 2x600 Kommission für gar keinen
Service dieses scheiß Unternehmens kosten, er lud seine
Santander-Prepaid-Karte auf, bestellte zwei Tickets, sendete diese per E-Mail
an mich, ich speicherte sie, nachdem er mir einen lokalen Hotspot zur
Verfügung stellte, und nachdem ich ihn wieder zum Presse-Eingang vorgefahren
hatte, klärte er nun mit den Ordnern ab, dass diese gespeicherte Mail auch
wirklich zum Scannen ausreicht, was sie bestätigten. Als wir eine Stunde
später – wir hatten in dieser Stunde reichlich Burger und Pommes an einem
Foodtruck am Stadion gegessen – ins weite Rund gingen, erinnerte sich einer
der freundlichen Ordner noch an uns und ließ uns ohne Scannen oder richtige
Kontrolle einfach rein. Ein typisches Beispiel für ein ziemlich unfähiges
Land, dass krampfhaft westliche (US-amerikanische) Systeme kopiert, die da
gut funktionieren, aber eben in so einer Bananenrepublik nicht. Die
Einheimischen sind dafür sehr freundlich und kümmern sich um einen, selbst
wenn sie über eine halbe Stunde für sowas aufwenden müssen. Dass seit
Bestehen des Systems Serviticket andauernd Beschwerden Einheimischer kommen,
entblödet den CD Antofagasta ja nicht, endlich wieder normale Kassen
aufzubauen. An den Fressständen kann man ja neben bargeldlos auch weiterhin
bar zahlen, teilweise sogar nur bar. Von daher mein gut gemeinter Tipp an
Groundhopper: Das Stadion ist geil und sicherlich findet sich jemand, der
euer Bargeld gegen Bestellung von Karten annimmt und die Tickets euch
schickt. Aber spart euch lieber den Aufwand. Prüft, wie die Vereine der
Profiligen ihre Kartenpolitik machen – nicht alle sind so kackdumm wie
Antofagasta, bei einigen anderen Clubs findet man auf den Facebookseiten auch
solche Einträge wie „Spiel am Samstag 20 Uhr, tickets über Onlineplattform
XY/Link oder Freitag und Samstag 12-20 Uhr an Stadionkassen/
Geschäftsstelle“. Und wenn ihr keinen Verein mit solcher Kartenpolitik finden
könnt, dann scheißt auf 1. und 2. Liga in Chile – die Ligen darunter sind
vernünftiger und man geht einfach ans Stadion für gedruckte Karten... Zur Partie: Der Zuschauerzuspruch war dürftig. Zu einem Viertel
gefüllt, Stimmung v.a. in einem Fanblock und bei den knapp 100 Gästen, die
gut 1.200km einfache Fahrt auf sich genommen haben für das Viertelfinale der Play-offs
zur 1. Liga. 1-1 hieß es im Hinspiel. Hier war die gute aber von einem
zweifelhaft zugunsten der Gäste agierenden Schiedsrichtergespann geleitete
Partie torlos in die Pause gegangen. Aber nach dem 0:1 in der 74., fiel
schnell das 1:1, sodass es Elfmeterschießen gab. Wie üblich auf dem
amerikanischen Kontinent: Keine Verlängerung, gleich zum Punkt! Der Erste von
CDA verschießt schwach, zwei verwandelte Elfer gehen durch Löcher im Netz,
nach 7 Schützen hieß es 6:5 für Antofagasta. Eine tolle Partie! Danach aßen wir vorm Stadion noch Melone und Schaschlik für 3€
p.P. Gut, dass wir das gleich erledigt hatten, denn die Hotelsituation
war eine Katastrophe. Daher noch ein gut gemeinter Tipp: Bucht Hotels weit im
Voraus oder mietet einen Campingbus. Was wir nach dem Spiel erlebten war
irre. 20 Hotels, alle voll. Wir fuhren dann nach Baquedano, wo es ein Motel „Onyx“
gibt. Total unseriös. Wasser und Internet fielen mehrfach aus, primitive
Zimmer mit miesem Gemeinschaftsbad – und dafür 50€. In Argentinien kriegt man
so einen Dreck für um die 10€, da mecker ich auch nicht. Man, waren wir froh,
als wir Mittwochnachmittag unseren Ausflug nach Chile beendet hatten. Der
hätte echt nicht länger sein dürfen. Dabei gibt es echt viel Sehenswertes dort
– aber so ein asozialer Dreck mit den Hotels und Fußballtickets wie da?!
Länderpunkt machen und wieder weg nach Argentinien (oder Peru und Bolivien,
die wir für später aufhoben)! |
Tagesstatistik: 460km Mietwagen, Länderpunkt Chile (Nr. 77), 1 Spiel, 1 Ground,
162. ohne 0:0, 151. Woche mit mindestens einer Sportveranstaltung |
Von
der Atacama über die Anden und die Pampa zum Uruguay-Fluss, Teil I |
Für den dritten Länderpunkt – spontan entschieden wir, nicht nach
Brasilien mit Tagesfahrt nach Paraguay zu fahren, sondern wegen Strecke,
Bedingungen und Ansetzungen zuerst nach Uruguay – mussten wir von
Antofagasta, das wir am Vorabend verlassen hatten, gut 3.300 Kilometer binnen
dreieinhalb Tagen zum Samstagsspiel nach Melo mitten in Uruguay kommen. Daher
standen drei Tage Transittour an. Tag I war der Mittwoch, an dem wir in Chile
von Boquedano aus nur mit einem Halt in Pampa Union – einer Bergbaustadt, die
nur von 1911 bis 1954 mit 2.000 dauerhaften und bis zu 15.000 temporären
Einwohnern existierte und nun völlig leer steht – und einem Geldumtausch
(kein Alternativkurs für Pesos, aber fairer Eurokurs) in Calama, dann wieder
durch die geschotterte Ortsdurchfahrt in San Pedro de Atacama, hatten wieder das
ekelhaftes Bergklima über den Pass, dort auch unnötig langsame Kontrollen,
aber sehr freundliche Grenzer wieder. Und dann ging es nach mehreren weiteren Stunden Fahrt nach Salta
in Argentinien. Dabei nahmen wir die kurze aber extrem enge und langsame
Strecke durch die schöne Landschaft von San Salvador de Jujuy. In Salta
angekommen, checkten wir in ein etwas versifftes Hostal für 12€ inkl. schlechtem
Frühstück ein und besorgten ein wirklich gutes Abendessen für nicht mal 9€
(einheimisches Fischgericht mit Salat und großem Getränk). |
Tagesstatistik: 700 km Mietwagen |
Von
der Atacama über die Anden und die Pampa zum Uruguay-Fluss, Teil II |
Den Donnerstag haben wir erst Salta besichtigt: richtig
sehenswerter Ort mit grünen Parks und dort randalierenden Zikaden, tollen
Kirchenbauten und einigen historischen Straßenzügen. Dann gab es da wieder
kein Geld abzuheben. Danach fuhren wir weiter durch die Pampa bzw. Chacos,
völlig ödes sumpfiges Grasland mit dünner Besiedelung. Mehrfach gab es teils
strenge Polizeikontrollen. In Resistencia fanden wir ein etwas in die Jahre
gekommenes, aber sehr billiges und immer noch gutes Hotel, was nur 16€ fürs
DZ wolle. Im Auto hatten wir auf der Fahrt schon von Beginn an die
Qualifikationspartie Argentinien gegen Uruguay in der ausverkauften Bombonera
gehört. Die zweite Halbzeit schauten wir dann in der Glotze aufm Hotelzimmer,
weil das Hotelrestaurant, wo das Spiel ebenfalls gezeigt wurde, völlig überbesetzt
war. 0:2 für Uruguay – echt topp! Im mittlerweile fast leeren Hotelrestaurant
konnten wir noch sehr gut essen für 11€, wir verließen es kurz vor Schließung
einige Minuten nach Mitternacht gen Zimmer... |
Tagesstatistik: 850 km Mietwagen |
Von
der Atacama über die Anden und die Pampa zum Uruguay-Fluss, Teil III |
Freitag noch in Resistencia herumgeguckt – so sozialistisch wie
der Name schon klingt, sieht es da aus... Dann über recht volle und meist nur
einspurige Straßen, erst durch schwüle, sumpfige Ödnis, dann ansehnliche,
leicht hügelige, grüne Landschaft bei angenehmer Wärme (trockene 32 Grad) am
Uruguay-Fluss. Auf der argentinischen Seite ist Concordia sehr sehenswert, da dort
in einem ausgedehnten Park eine Schlossruine und eine ehemalige Saftfabrik
stehen. Antoine de Saint-Exupéry landete hier bei einem seiner vielen irren
Flugaufträge Bruch. Zufälligerweise auf der Weide der Schlossbesitzer, welche
ebenfalls aus Frankreich stammten. Die hatten aber wohl krumme Dinger gemacht
und hauten ein paar Jahre später wieder nach Frankreich ab. Interessante
Geschichten, die man auf Infotafeln mehrsprachig in der sehenswerten Schlossruine
für nur 0,50€ Eintritt erklärt bekam. Auf dem Weg zur Grenze nach Uruguay bei Colón mal eine Piste nach
Pueblo Liebig hintergefahren. Ein für argentinische Verhältnisse sehr schönes
Dorf: Sportplatz, Corned Beef Denkmal, kleine Kirche, Liebig-Gedenksteele.
Der Chemiker Justus von Liebig hatte im 19. Jahrhundert durch seine
lebensmittelchemischen Experimente Brühwürfel, Fleischextrakt und sowas entwickelt.
Die Engländer nutzten das u.a. für Corned Beef und nannten den Ort ihrer
Fabrik zu Ehren von Liebigs. Engländer und Deutscher gründeten 1903 den Ort
mit Fleischfabrik. Mittlerweile leben überwiegend hispanische Argentinier
hier. Ein Ligakonkurrent des Dorfvereins „Club Liebig“ zeigt deutlicher seine
englische Vergangenheit: Liverpool... Zum Ende der Reise guckten wir hier im
Pueblo Liebig noch ein Spiel. Eine Randinfo zu Liebig: Es gibt noch einen
weiteren argentinischen Ort, der nach ihm heißt: Colonia Liebig, gegründet
jedoch als Neu Karlsruhe von einigen Dutzend Badenern. Der Ort ist etwas größer
und hat sogar zwei gescheite Grounds... Wie auch immer, Colonia Liebig lag nicht auf dem Weg, Pueblo
Liebig schon. Im Nachbarort Colón, einer mittelgroßen Stadt am Uruguay-Fluss
mit Brücke ins Nachbarland haben wir dann schön vollgetankt: mit Alternativkurs
0,40€-0,50€ je Liter Benzin, in Uruguay 1,50€-1,60€... 35 Minuten stand man in der gut organisierten und unaufwendigen
Abfertigung. Man konnte im Auto bleiben. Die Beamten waren freundlich. In Paysandú hatten wir ein mittelmäßiges Hotel „Bulevar“, das mit
60€ (Booking-Rabatt, sonst 75€) zu teuer war. Internet lief dort aber gut:
Tickets mühelos bestellt für alle Spiele in Uruguay. Ist halt nicht Chile.
Die Schweiz Südamerikas halt: Geringe Kriminalität, relativ gut entwickelt,
das meiste funktioniert – dafür ist es teurer als sonst auf dem südlichen
Kontinent... Die 20€ für zwei derart große Kalbsschnitzel in der Gaststätte
unweit des Hotels mit Getränken und Beilagen waren jedoch ganz günstig. |
Tagesstatistik: 690km Mietwagen |
Länderpunkt
Uruguay mit dem nordöstlichsten gegen den südwestlichsten Erstligisten |
Cerro Largo FC Melo |
4 : 0 (3:0) |
Club Plaza Colonia de Deportes |
-
Datum: Samstag, 18. November 2023 – Beginn: 16.30 -
Tore: 1-0 5. Correa, 2-0 30. Villar, 3-0 37. Núñez, 4-0 74. Gianoli - Gelbe Karten: Brasil, Lima, Núñez
(Cerro Largo); Olivera (Colonia) -
Rote Karten: keine -
Austragungsort: Estadio Municipal Arquitecto Antonio Eleuterio Ubilla (Kap. 9.000
Sitzplätze) |
Nach
dem Frühstück sahen wir Paysandú bei Licht: Hätte man auch auslassen können,
sieht aus wie Hund... dafür, dass Uruguay das wohlhabendste und entwickeltste
südamerikanische Land ist, sind da viele rostige Blechdächer und
eingeschossige Hütten. Dafür
überraschte die Fahrt durch die kaum besiedelte nördliche Landesmitte von
über 400 Kilometern nach Melo. Sehr attraktive Hügellandschaft, sehr
angenehmes Wetter, immer wieder tiefe Bachtäler (Arroyos), auf den endlosen
Weiden standen Pferde, Rinder und Schafe, vereinzelt tauchten Gehöfte oder
Dörfer auf. Richtige Städte gab es aber nur zwei auf dem Weg: Tacuarembó (mit
55.000 Einwohnern für Uruguay ziemlich groß) und Ansina (einer von mehreren
Orten, der auf Schildern auf lokale indianische Rechtsprechung /
Gewohnheitsrecht innerhalb der Stadtgrenzen hinweist). Beide Orte guckten wir
aber nicht an. In
Melo, auch so um die 55.00 Einwohner, gibt es neben recht attraktiven Parks
ein mäßig interessantes Zentrum mit zentralem Platz, Straßen im
Gitternetzmuster, die von eingeschossigen, teils noch aus dem 19. Jh.
stammenden Steinbauten flankiert sind und eine ansehnliche Kirche. Nur sehr
vereinzelt stehen höhere Bauten, u. a. die Polizeistation und ein
Verwaltungsbau – jeweils in einer Art Neobarock. In Sachen Unterkünfte und
Essen sah es nicht so gut aus in Melo: Primitive Unterkunft für immer noch zu
hohe 30€. Lustig wie welche dort noch spät abends christliche Musik auf
Spanisch bzw. Portugiesisch hörten. Eine sehr freundliche Pizzeria war
fußläufig erreichbar, aber echt nichts Besonderes. Dafür
lohnte der Fußballbesuch richtig. Das Stadion heißt nach einem Architekten
und der durfte sich wohl austoben: Zeltförmiges Dach über dem Mittelteil der
Haupttribüne, irre Betonstelzen-Konstruktion auf beiden Längstribünen,
steinerne Sitzbänke auch hinter den Toren – formschöne Stadionarchitektur!
Drumherum landstadttypische Pampa. Selbst
aus dem 60km entfernten Brasilien kamen ein paar Zuschauer. Die Stimmung
durch ein paar Dutzend Heimfans ganz gut, der Gast kam aus gut 600km aus dem
Südwesten in den Nordosten mit nur einem halben Dutzend Fans gefahren. Das
Spiel fing für Cerro Largo (Großer Hügel) aber auch gleich richtig gut an:
Kopfball 1:0, Abseitstor, Nachschuss und Abpraller zum 2:0 versenkt. Da waren
gerade 31 Minuten gespielt. Kurz vorm Seitenwechsel 3:0. Die insgesamt faire
Partie endete 4:0. |
Tagesstatistik: 460
km Mietwagen, Länderpunkt Uruguay (Nr. 78), 1 Ground, 1 Spiel, 163. Spiel ohne
0:0. |
Goldes
Tor durch Elfmeter in der 90. Minuten |
Club Deportivo Maldonado |
1 : 0 (0:0) |
La Luz Tacurú Fútbol Club (Montevideo) |
-
Datum: Sonntag, 19. November 2023 – Beginn: 19.00 -
Tor: 1-0 90. Darias (Foulelfmeter) -
Gelbe Karten: Queiroz, Toledo, Cotugno, Cayetano (Maldonado); M. González, A.
González, Castillo, Porcile (La Luz) -
Rote Karten: Trainer von Maldonado (31. Min. wg. Schiedsrichterbeleidigung
oder sowas) -
Austragungsort: Stadion Estadio Domingo Burgueño Miguel (Kap. 25.000
Sitzplätze) |
Am Sonntag ging es durch den Osten Uruguays an die Südküste (also
den Río de la Plata, dem gemeinsamen Mündungsdelta der Flüsse Paraná und
Uruguay, eher eine Meeresbucht, als ein Fluss gewaltiger Breite). Aufgrund
der langen Strecke und der für Uruguay bzw. Südamerika zahlreichen
Sehenswürdigkeiten, besuchten wir nur ein einziges Spiel – eine 19-Uhr-Partie
der 1. Liga in Küstennähe. Kaum hatten wir Melo verlassen, wo wir noch Essen in einer sehr
gut sortierten Bäckerei auftrieben, fanden wir einen sehr schönen
Aussichtspunkt zum Frühstücken. Dort war die Hügellandschaft besonders
spektakulär und wurde an einer Tafel als glaziale, also von der Eiszeit
überformte Landschaft erklärt. Dann ging es über teils sehr schlechte Straßen
nach 18 de Junio bei Chuy, wo sich eine wirklich schöne Festung der
Portugiesen bzw. Spanier aus dem 18./19. Jh. befindet. Das Fuerte de San
Miguel ist sehr klein und kompakt, der Bewuchs mit Flechten ist eindrucksvoll
und auch der Militärfriedhof (allerdings sehr verfallen) weiß aufgrund seiner
idyllischen grünen Lage zu gefallen. In Chuy wird man dann sinnlos
kontrolliert, ob man was in Brasilien eingekauft hat, obwohl man gar nicht
über die Grenze gefahren ist. Dann ein paar Kilometer weiter südlich
verwaltet das urugayische Militär noch ein weiteres Fort: Fortaleza de Santa
Teresa. Diese Festungsanlage ist noch mal erheblich größer und hat daher noch
mehr Gebäude und Ausstellungsstücke zu bieten. Architektonisch waren diese
beiden Festung das Beste auf unserer Reise, ansonsten waren die beiden
Kirchen von Salta (Argentinien) ebenso eindrucksvoll architektonisch. In Maldonado, unweit des südöstlichsten Punktes Uruguays, bezogen
wir eine gepflegte, aber recht primitive Unterkunft (El Pelicano) für knapp
37€, bar in USD gezahlt, was es etwas billiger als den Onlinetarif machte. Zu
Fuß gingen wir durch das teils ganz ansehnliche Zentrum. Außer einer großen
Kirche und mehreren historischen Verwaltungs-, Schul- und Museumsgebäuden, stehen
allerdings v. a. eingeschossige, mitunter verfallene, beengte Einfamilien-
bzw. Gewerbehäuschen. Das Stadion ist dann architektonisch wieder sehr sehenswert. Die
eindrucksvolle Betonschüssel fasst 25.000 Zuschauer, ist fast nirgendwo
überdacht und wie üblich sehr steil. Eine erbärmliche Kulisse von 700
Zuschauern, darunter 50 Gästefans und mindestens so viele Hinchas von der
Heimelf. Die Partie war flott und hatte kaum mal Durchhänger, doch es dauerte
aufgrund sehr unfähiger Stürmer bis zur 90. Minute, ehe ein Elfmeter zum 1:0
Endstand (wurde dann 6 Minuten über die Zeit gebracht) verwandelt wurde. Auch
hier klappten die Handy-Tickets reibungslos. Vor Ort schien man keine Karten
bekommen zu haben bzw. man hätte diese Online bezahlen und aufs Handy laden
müssen. Nach diesem doch noch schönen Ende der Partie, gingen wir in
einer Gaststätte (Bar 51) direkt gegenüber Essen. Eher teuer, aber dafür sehr
gute Qualität! Während des Essens lief eine Wahlsendung auf einem Sender aus
dem Nachbarland: verständlich, dass sich doch mehr als 55 % der Argentinier
für Javier Milei entschieden. Hätte ich auch gemacht, aber ich heiße ja
nicht Jorge Schmidt und wohne auch
nicht in Colonia Liebig oder Brinkmann in der Provinz Santa Fe... Aber
verstehe jeden Argentinier, der Hoffnung in so einen Spinner wie Milei setzt –
kann nicht schlimmer sein, als der andere Dreck wie dieser Massa, dessen
Resort die größten Probleme macht, aber trotzdessen er als Peronisten-Penner trotzdem
antreten kann und sogar noch bevorzugt wird durch übermäßige Werbung. Hat zum
Glück nicht geholfen – hoffen wir mal, dass Milei wirklich die Inflation und
so in den Griff kriegt... |
Tagesstatistik: 500km Mietwagen, 1 Ground, 1 Spiel, 164. Spiel ohne 0:0. |
Sieg
für den Deutschen Fussball Klub trotz zwei Mann Unterzahl und wieder rettet
uns ein spätes Tor vorm 0:0 |
Club Atlético Lito Minas |
1 : 2 (0:0) |
Deutscher Fussball Klub Montevideo von 1897 |
-
Datum: Montag, 20. November 2023 – Beginn: 16.30 -
Tore: 1-0 NN, 1-1 Vallejo, 1-2 Rodríguez -
Gelbe Karten: 2x Lito, 9x Deutscher -
Rote Karten: 2x Gelb-Rot gegen Deutscher (50. und 60. Minute jew. wg.
angeblich wdh. Foulspiels) -
Austragungsort: Complejo Rentistas (Kap. 6.000, davon 4.000 Sitzplätze) |
Club Sportivo Miramar Misiones Montevideo |
0 : 1 (0:0) |
Club Atlético Atenas San Carlos |
- Datum:
Montag, 20. November 2023 – Beginn: 21.30 -
Tor: 0-1 86. Ovelar -
Gelbe Karten: Gómez, Pereira, Vázquez, Soria (Miramar Missiones); Plada, da
Rosa, Britos, Martínez, Fernández (Atenas) -
Rote Karten: keine -
Austragungsort: Parque Palermo (Kap. 7.000 Sitzplätze) |
Montag gab es kurioserweise gleich zwei Spiele zu sehen. Aber
zuerst besichtigten wir die sehenswerte Kathedrale von Maldonado,
frühstückten und wechselten noch einige Euros in Pesos. Im benachbarten Punta
del Este gibt es auf der Landzunge einen Leuchtturm und eine interessante,
teils mit Holz gebaute Kirche. Die Villen dort machen auch echt etwas daher.
Der Blick auf Isla Gorriti gibt keine historischen Gebäudestrukturen dort
preis. Im benachbarten Piriápolis gingen wir auf einen sehenswerten
Aussichtspunkt mit Kapelle. Dort kamen wir mit einem Uruguay-Deutschen
Tourguide ins Gespräch. Sehenswert sind eine Kirchenruine und ein
historistisches Schloss, letzteres hat aber montags zu. Auch geschlossen war das historisierende Fantasie-Schloss
Pittamiglio in Las Flores, aber da konnte man schön drumherum laufen. Danach gurkten wir nach Montevideo. Teils ziemliche Baustellen
und Staus. 1,2 Millionen Einwohner in der Stadt, über 2 Millionen im
Ballungsaum – bei nur 3,5 Millionen Einwohnern im gesamten Land (dessen
Fläche nicht ganz halb so groß wie Deutschland ist), kann man sich
ausrechnen, wie viel mehr Verkehr hier im Hauptstadtbereich im Vergleich zum
restlichen Land ist... Ganz am Arsch der Stadt taucht plötzlich zwischen Feldern und den
ersten Weinbergen ein vergammelter Stadionkomplex mit gut 6.000 Plätzen auf.
Complejo Rentistas. 4. Liga und kostenfreier Eintritt, aber 1,25€ fürs Parken
und nicht zu knapp Geld am Stadionimbiss gelassen... Hier wieder die typische
Bauweise mit hohlen Betontribünen, Bäume gaben teilweise Schatten, außerdem
ganz komische flache Stehplätze hinter den Toren. Gastgeber Club Atletico
Lito, ehemals aus der Stadt Minas stammend, ist zwar auch ein alter Verein,
doch hatte lange keine Fußballabteilung und interessierte uns nicht so – wir
kamen wegen des Gastes: Deutscher Fussball Klub Montevideo von 1897. Einer
der ältesten und geschichtsträchtigsten Clubs Uruguays. Schön
schwarz-weiß-rotes Wappen. Laut Wikipedia hat der Verein nie einen Titel
gewonnen und wurde 1909 aufgelöst, allerdings haben die komischen
Wikipedianer verpennt, dass der Verein unter genau dem Namen und mit entsprechendem Wappen seit Jahren am Spielbetrieb teilnimmt und sich auch auf den alten Club von 1897 beruft. Kein einziger mit deutschen Wurzeln auf dem Platz, aber wie
üblich bei Migrantenvereinen: foulen viel und sammeln gelbe Karten, werden
aber auch überdurchschnittlich oft von Schiedsrichtern willkürlich
verpfiffen: Auch hier ein selten blödes Rinvieh an der Pfeife! Lito ging
glücklich in Führung, doch die gute Partie wurde dann richtig irre: mit ein
Mann weniger glich Deutscher aus, mit zwei Mann weniger drehten sie die
Partie zum 1:2. Köter störten mehrfach das Spiel, was den Schiri nervte –
zwei Mal wurden die von Betreuern vom Platz getragen. Was eine irre Partie! Nach dem einchecken ins Hotel California (Zimmer beengt und das Parkhaus
eine Zumutung: 5 enge Stockwerk hoch und runter...) gab es noch eine irre
Partie: Im Parque Palermo sah es so schlimm aus wie in der namensgebenden
sizialianischen Stadt: Müll, Siff, veraltete und verbaute Steintribünen. Die
Stimmung passte auch gut: Fette Pyroshow, teils Frauen und Kinder, die da mit
römischen Lichtern hantierten! Zweitliga-Tabellenführer Miramar Misiones
bekam den Ball aber nicht im Tor des CA Atenas unter. Die Athener (Atenas)
trafen sogar aus Abseitsstellung in der ersten Viertelstunde (dementsprechend
aberkannt). Am Ende war es Atenas, die nach einem Torwartfehler rechtzeitig
reagierten und zum 0:1 Endstand einschoben. Das zur Hälfte aus Frauen
bestehende Schiedsrichtergespann agierte nicht sehr überzeugend, musste in
der Nachspielzeit noch Tumulte beruhigen. Nach dieser erst nach 23.30 abgepfiffenen Begegnung, trieben wir
noch ein Restaurant in der Nachbarstraße auf: Man bereitete uns kurz vor
Schließung Asado zu. Ein gut gemeinter Hinweis zu Uruguay: Besorgt euch eine
Kreditkarte, die euch kostenlosen Einsatz im Ausland ermöglicht (meine Bank
habe ich schon mehrfach genannt) und zahlt Essen in Uruguay mit Karte. Dort
wird aus irgendeinem steuerrechtlichen Grund ein Rabatt von 8 oder sogar mehr
Prozent gewährt. |
Tagesstatistik: 220 km Mietwagen, 2 Grounds, 2 Spiele, 166 Spiele ohne 0:0. |
Länderspiel
im Centenario – das Highlight der Tour |
Uruguay |
3 : 0 (2:0) |
Bolivien |
-
Datum: Dienstag, 21. November 2023 – Beginn: 20.30 -
Tore: 1-0 15. Núñez, 2-0 39. Villamíl (Eigentor), 3-0 71. Núñez -
Gelbe Karten: Villamíl, Vaca, Trainer (Bolivien) -
Rote Karten: keine -
Austragungsort: Estadio Centenario (Montevideo; Kap. 60.235 Sitzplätze zzgl.
14.000 gesperrte Plätze) |
Am Dienstag stand für mich das Highlights Nummer 1 der gesamten Tour
an. Klar, es gab dann z. B. noch die Wasserfälle von Iguazu und manch andere
gute Sehenswürdigkeit und das ein oder andere gute Fußballspiel – aber das
ordne ich klar hinter diesem Tag und den Besuch des Estadio Centenario ein! Nach dem Frühstück liefen wir aber erst mal in der Innenstadt von
Montevideo herum. Eindrucksvolle, hohe Jugendstilhäuser, aber viel Leerstand
und Verfall, Bettler, Zugekiffte und Asoziale. Sehenswert ist die Kathedrale,
aber da gibt es in Lateinamerika auch spektakulärere Exemplare. Wir fuhren
dann mit dem Auto zum Cerro (Hügel) auf dem eine sehr schöne Festung mit gut
gemachtem Militärmuseum steht. Dieser Hügel, der auf Quechua „Yvydo“ oder
sowas (übersetzt in jedem Falle: „Felsen“) heißt, soll der namensgebende
Bestandteil von Montevideo sein. Die Geschichte, dass der europäische
Entdecker ausrief „Monte vid eo“ (einen Berg sehe ich) ist aber origineller und
die Lautverschiebung ist auch geringer, als vom Quechua. Nicht jede
„Volksetymologie“ ist so an den Haaren herbeigezogen, wie das Akademiker
gerne darstellen... Das beste Museum jedenfalls, gab es nach dieser schönen Festung
auf dem Videoberg zu sehen: das Fußballmuseum im Centenario. Da blieben wir 2
Stunden. Wirklich schöne Ausstellungsstücke da auf zwei Stockwerken; von
Fahnen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert (u.a. Deutscher FK Montevideo),
über Fotos und Andenken von den olympischen Fußballturnieren vor der ersten
Fußball-WM (Uruguay gewann – für die europäischen Großkotze überraschend –
das Turnier in Paris 1924 überragend (5 Spiele, 5 Siege, 20:2 Tore)) bis hin
zu Pokalen, Medaillen und Trikots aus den vielen Jahrzehnten uruguayischer
Fußballgeschichte. Die Gegentribüne unterhalb des Turms kann man auch
betreten vom Museum aus. Das Centenario ist deswegen ein Stadion, was ich
Groundhoppern so empfehle und persönlich interessanter als andere berühmte
Stadien wie Old Trafford, Bernabeu oder Maracana finde, weil es baulich seit
1930 kaum verändert wurde. Die Form ist immer noch wie zur WM 1930, der ersten WM im Fußball, welche Uruguay mit einem 4:2 gegen Argentinien im Finale für sich entschied. Damals wurden statt der zugelassenen 74.000 um die 93.000 reingelassen, aber
zuvor mussten erstmal zehntausende Leute Pistolen und Messer am Eingang
abgeben – war halt damals normal, sowas immer bei sich zu tragen, in der
Republik Östlich des Uruguays... Den Namen República Oriental del Uruguay finde ich übrigens eh
klasse. Die haben ja auch so Wahlsprüche wie „Orientales per siempre“, der
sich in erster Linie auf die „Dreiunddreißig Orientalen“ (Los Treinta y Tres
Orientales) bezieht. Das war eine Gruppe von Freiheitskämpfern unter Führung
Juan Antonio Lavallejas, die 1825 einen bewaffneten Aufstand aus dem heutigen
Argentinien verübte. Ziel war die Unabhängigkeit der östlichen Provinzen der
Vereinigten Provinzen des Río de la Plata (das Gebiet des heutigen Uruguays
und eines Teils des heutigen brasilianischen Bundesstaates Rio Grande do
Sul), die zu diesem Zeitpunkt unter der Herrschaft Brasiliens standen. In
zweiter Linie bezieht sich der Spruch aber auch auf die Einwohner der
Republik östlich des Flusses Uruguay, also die Uruguayer als „Orientalen“
oder freier übersetzt: Ossis... In der opern-artigen Nationalhymne, die im Stadion natürlich sehr
laut kam, heißt es auch „Orientales, la patria o la tumba“: Ossis, entweder (ein freies) Vaterland oder das Grab“... Noch kurz zu einen Leuchtturm raus, dann am Stadion Parque
Palermo geparkt. Wir aßen an zwei verschiedenen Ständen Chorrizo (gegrillte
Salami). Sehr freundliche Leute dort, ein Stand hatte sogar Kartenzahlung. Noch
zwei Fischerhüte Uruguay mit Sonne auf dem Deckel gekauft und dann ab ins
Stadion. Die Karten hatten 29€ gekostet – mittlere Preiskategorie. Das
Stadion gut gefüllt, aber nicht ausverkauft mit über 55.000 Zuschauern. Gute
Stimmung war auch. Die Partie verlief erwartet einseitig: Uruguay war stark,
druckvoll, kombinierte gut und erzielte eine frühe Führung. Ein Stocherball
zum 2:0 vor der Pause, Nachsetzen per Kopf nach dem Seitenwechsel zum 3:0.
Suarez kam in Minute 70, aber nicht mehr zu einem weiteren Tor. Das 3:0 war noch
schmeichelhaft, Doppeltorschütze der
Darwin Gabriel Núñez Ribeiro vom FC Liverpool. Ansonsten spielten an
bekannten Auslandslegionären noch Araujo vom FC Barcelona, Gímenez von
Atlético Madrid, Betancur von Tottenham, Valverde von Real Madrid und Facundo
von Manchester United. Bolivien, die kaum international aktive Profis haben,
zeigten nur wenige Entlastungsangriffe. Das Rückspiel findet übrigens im März
2025 statt – ich glaube, ich weiß, wann ich das nächste Mal nach Südamerika
reise... |
Tagesstatistik: 50km Mietwagen, 1 Spiel, 1 Ground, 167. Spiel ohne 0:0. |
Letzte
Sehenswürdigkeiten in Uruguay und mal wieder Randale in Argentinien |
Am Mittwoch frühstückten wir ausgiebig und fuhren dann einige
Sehenswürdigkeiten im Westen Uruguays ab. Colonia del Sacramento, kurz nur
Colonia, automatische Übersetzung im Internet: Köln des Sakraments, hat eine
sehenswerte Altstadt mit Stadtmauer, Leuchtturm, Kathedrale, alten bunten
Häusern... allerdings auch einiger Leerstand! Hier aber erstmals regelrechte
Touristenscharen, manche machen wohl Tagesausflüge per Boot aus Buenos Aires
(1,5h pro Richtung). Calera de las Huérfanas ist eine ehemalige Jesuitenmission. Heute
ist da eine sehr idyllische Kirchenruine und die Grundmauerreste weiterer
Gebäude. Köter und anderes Viehzeug nerven. Auch in Punta Gorda bei Nueva Palmira gibt es mit der Batería de
Riveira ein paar schöne Mauerreste, hier mit Blick über den Uruguay-Fluss und
Kanone. Auch hier wieder ständiger Lärm durch Gekläffe von Hunden aus
Nachbargrundstücken. In Mercedes ging es mit kostenlosen Ruinen weiter: Kalköfen, aber
auch eine tolle Kathedrale und ein schönes Wein-Chateau mit Gutspark. Da aßen
wir die belegten Brötchen und Süßigkeiten, die wir verhältnismäßig günstig in
einer Bäckerei an der Hauptstraße gekauft hatten. In Fray Bentos standen wir nur 10 Minuten in der Grenzkontrolle,
waren dann aber wirklich unsere letzten Uruguay-Peso-Scheine los: fast 11€
Gebühren bei der Ausreise – was für Affen! In Concordia, einer sehenswerten Kleinstadt, die wir am Freitag
vor Einreise nach Uruguay besichtigt hatten, wollten wir diesmal einfach nur übernachten
und nahmen dazu die westliche Zufahrt. Man sollte wohl besser nur Nord-Süd
durch den Ort fahren, jedenfalls war in einem Problemviertel im Westen die
Straße mit brennenden Barrikaden zugestellt, dort wurden Fahrer offenbar zur
Zahlung von Wegezoll genötigt. Wir wendeten einfach und fuhren dann auf der
Autobahn eines der Hathor Hotels an. Das sind zwar Edelschuppen einer
Vier-Sterne-Kette, aber mit 60€ DZ/Nacht inkl. Frühstück immer noch
erschwinglich. Zugegebenermaßen ist das aber unser oberer Budgetbereich für
die Reise und in Argentinien zahlten wir fast immer unter 20€. So viel
kostete dann beinahe das Abendessen im Hotel, was aber auch hervorragende
Qualität hatte – ein so herausragend zubereitetes Rinderfilet kostet nunmal
auch in Argentinien 7€, die Standardware in einfachen Restaurants ist halt
bei 3-4€. Nebenbei lief Copa Argentina in der Glotze, was die Kinder im
Nebenzimmer zu lauten Reaktionen wie „gooooooooooooool“ verleitete... |
Tagesstatistik: 680km Mietwagen |
Jesuitenmissionen
in der Provinz Missiones |
Am Wochenende sollte noch ein vierter Länderpunkt fallen,
Brasilien. Da lag das für seine Wasserfälle berühmte Foz do Iguaçu nahe.
Allerdings muss man von Concordia aus gut 700km quer durch die Ödnis von
Entre Rios und die schöne Hügellandschaft von Missiones fahren. Und das über
300km einspurig, vereinzelt aufgehalten von Kontrollen, Mautstellen oder
Flutschäden. Die Provinz Missiones, ein von Brasilien und Paraguay umrahmter,
pimmelförmiger Zipfel Argentinien, heißt deshalb so, da die Jesuiten hier ab
dem 17. Jh. Missionsstationen hochgezogen haben. Vier noch
bestehende/erkennbare kann man für nur 1€ Eintritt (Kombiticket 1.000 Peso)
besuchen. Die Architektur ist eindrucksvoll, hier im hügeligen Urwald.
Missioniert wurde das Volk der Guarani, die in Paraguay über 80 % der
Bevölkerung stellen, in Argentinien hingegen nur eine kleine Minderheit in
den Provinzen Corrientes und Missiones. Äußerlich sind sie aufgrund ihrer
dunklen, leicht asiatischen Gesichtszüge als „Indios“ gut erkennbar. Die
sehenswertesten Missionsstandorte sind Santa Ana mit seinem Friedhof (teils
deutsche und japanische Jesuiten-Inschriften) und San Ignacio (letzterer mit
den bei weitem größten Gebäuden – wer auf der Durchreise kaum Zeit hat,
sollte nur diesen Ort anschauen). In Loreto steht nicht mehr viel. Alle drei
Orte haben kleine Museumsgebäude mit ein paar Ausstellungsstücken. Wir übernachteten in Puerto Libertad. Dort stellte ich beim
Tanken und Einchecken im Hotel fest, dass der Peso-Kurs binnen Stunden weiter
gefallen ist. So wurde der Aufenthalt noch billiger für uns. Aber schon übel
für die Argentinier: Ich kaufte nachmittags Essen im Wert von 4.500 Peso mit Karte ein und die DKB zog
mir 4,65€ vom Konto ab. Zu Beginn der Reise wären es übrigens 4,80€ gewesen.
Nun kostete uns die Unterkunft am Abend 13.500 Peso und mir wurden nur noch
13,10€ berechnet. Beim Abendessen für 7.000 Peso genauso, machte dann 6,70€
oder so für zwei Schnitzel mit Pommes (Milanesa y papas fritas) und zwei
Limos... |
Tagesstatistik: 680km Mietwagen |
Die
Wasserfälle von Iguazu |
Der Freitag stand im Zeichen der berühmten Wasserfälle von
Iguazu, portugiesisch Iguçu, Guarani Iguassu, gesprochen immer „Igwassu“ und
zu Deutsch „großes Wasser“. Also viel Wasser bekam man wirklich zu sehen. Im
argentinischen Teil des Nationalparks läuft man 6,5km auf mehreren Wegen,
teils wegen Flutschäden gesperrt. Im brasilianischen Teil geht man nur 1,5km
und wird aber 10km vorher abgefangen, muss 10€ Parkgebühr zahlen und dann
einen Bus nehmen... Auf beiden Seiten zahlt man zudem je fast 20€ für den
Eintritt pro Person. Für beide Länder ist das extrem teuer und Einheimische
zahlen auch nur einen Bruchteil des Betrages, aber im internationalen
Vergleich ist es leider normal, Welterbestätten oder jegliche Nationalparks
mit Wasserfällen so zu überteuern. Der Besuch lohnt dennoch unbedingt: ein
unglaublich großes Flusssystem, dass sich da unter großem Lärm und viel
Wasserstaub ins Tal stürzt. Beachten muss man als Besucher, dass man schön
durchnässt wird, wie bei einem starken Regenschauer – also nichts mitführen,
was nicht nass werden darf (Reisepass wasserfest einpacken z. B.) und nicht
auf die Fresse fliegen auf den nassen Stufen... Wir fuhren abends noch durch die Stadt Foz do Iguaçu, fanden aber
wie befürchtet keine Sportveranstaltung (den Länderpunkt gab es tags drauf)
und waren vom sehr ungeordneten und wilden Verkehr recht beeindruckt. In
einem Steakhaus konnte man gut und nicht zu teuer essen (15€ p. P.).
Übernachtet haben wir für nur 22€ in der Pousada Quati, auf Deutsch: Pension
Nasenbär... |
Tagesstatistik: 110
km Mietwagen |
Länderpunkt
Brasilien mit Altherrenfußball – vor 800 Zuschauern mit Pyroeinsatz... |
Canarinho Futebol Clube Foz do Iguaçu (Categoria 35) |
5 : 4 n. E. (0:1 / 1:1 / 4:3) |
União Vila "C" Futebol Clube
Foz do Iguaçu (Categoria 35) |
-
Datum: Samstag, 25. November 2023 – Beginn: 16.20 - Statistiken
irgendwann mal hier: https://arevefi.com.br/classificacao/35
-
Austragungsort: Campo Iguaçu
(Kap. 1.500 Stehplätze) |
Três Lagoas Esporte Clube (Categoria 40) |
1 : 0 (0:0) |
V8 Futebol Clube Foz do Iguaçu |
-
Datum: Samstag, 25. November 2023 – Beginn: 14.10 -
Statistiken irgendwann mal hier: https://arevefi.com.br/classificacao/40
-
Austragungsort: Campo Três Lagoas (Kap.
2.500 Stehplätze) |
Fase final Campeonato Paranaense 2023 do
Karatê |
-
Datum: Samstag, 25. November 2023 – Beginn: 7.00 -
Austragungsort: Ginásio Costa Cavalcante (Kap. 3.000, davon 2.500 Sitzplätze) |
Der Brasilienländerpunkt war ein ziemliches Ärgernis: Großkotzig
ohne Ende im Bezug auf Fußball, die Brasilianer, aber ihren Breitensport organisieren
sie unter aller Sau – und in Foz do Iguaçu gibt es derzeit nur
Amateurfußball, der nächste Proficlub war viel zu weit weg. Ich vergleiche
solche Länder ja gerne mit Marokko: Klar, sind da viele Kreis- und
Regionalverbandsseite nur auf Arabisch. Aber dann nimmt man halt, wenn man
kein Arabisch kann, google translate oder die Hilfe Einheimischer: in diesem scheiß
Brasilien sucht man stundenlang und findet nur völlig veraltete Seiten und
unterklassigsten Kram mal Samstagnachmittag und Sonntagmorgen – in einer
280.000-Einwohner-Großstadt wie Foz do Iguaçu! Und Einheimische braucht man
auch nicht zu fragen: Die kennen auch keine besseren Websiten oder wo man
Infos herkriegt. Um nicht noch mehr Zeit in Brasilien zu vergeuden, besuchten
wir Samstag nur ein Karateturnier, dessen Ansetzung ich zufällig auf einer
Lokalzeitungsseite gefunden habe und ein Ü40-Fußballpokalspiel sowie ein
Ü35-Pokalfinale und fuhren dann nach Argentinien zurück. Wir fingen den Tag noch mal mit Sightseeing an: Die Stadt ist
noch stärker durch Zuwanderung geprägt, als andere Städte in Brasilien. So
gibt es das nach Sao Paulo größte arabische/islamische Viertel Brasiliens,
dann schauten wir in die Kathedrale rein, die fast fertig ist und sehr
modernen Baustil zeigt und schließlich besichtigten wir noch einen von
Chinesen aufgebauten buddhistischen Tempel. Dann gingen wir ab um 10.30 Uhr zum Karate in der größten Halle
der Stadt. Die ist schon etwas in die Jahre gekommen, so hängen einige
Buchstaben des Schriftzuges mit dem Hallennamen schief oder sind ganz
abgefallen. Innen ist – wie in vielen außereuropäischen Ländern üblich – auf
den Tribünen alles aus Beton gebaut. Auf den Matten wurden die Kategorien Kata
(Formen, Technikvorführung) und Kumite (Kampf mit Kontakt) in den
Altersklassen U18, U16 usw. vor gut 500 Zuschauern gezeigt. Zumindest die
Kontaktkämpfe waren lohnend anzusehen. Die Imbisse waren auch gut. Dann ging es zum Fußballländerpunkt weiter. Schöner Platz da
draußen in Drei Seen, also natürlich Tres Lagoas. Dort spielte die Ü40 2x45
Minuten bzw. mit Nachspielzeit 48+53 Minuten oder so. Tres Lagoas schoss sich
mit einem genialen Tor aus 20 Metern volley in den Winkel ins Finale gegen V8
FC, ansonsten ein schwaches Niveau dort.
Die Zuschauerzahl war aber nicht so schlecht, bisschen gepöbelt wurde
auch. Schließlich bei der Ü35, dachte ich, ich sehe nicht richtig: um
das Campo Iguaçu herum Parkplatzchaos, massenhaft Zuschauer, v.a. auf der Hintertortribüne,
es wurde gegrillt, Mucke abgespielt, alles vollgemüllt wie üblich in dem
Viertel. Über weite Strecken war as ein dürftiges Gekicke, aber kurz vor dem Pausenpfiff
haute der Gast einen starken 20-Meter-Schuss zum 0:1 raus. Vila C kassierte
gegen die gastgebenden und favorisierten Kanarienvögelchen (Canarinhos) dann aber
doch den Ausgleich gegen Ende der zweiten Hälfte. Ein grobes Foul in
Nachspielzeit und Vila C nur noch zu zehnt. Doch es blieb beim 1:1 und gab direkt
Elfmeterschießen. Wie in Chile gingen wieder zwei Tore durchs Netz, am Ende
war es ein 4:3 (bzw. 5:4) für Canarinhos, die sich damit dem Pokal sicherten. Dann fuhren wir zur Grenze. Keine Wechselstube mehr offen, aber
aus der geschlossenen Wechselstube, wo icu Freitag war, drangt noch das WLAN
nach draußen, sodass wir noch ein paar Minuten Fußballergebnisse aus
Deutschland checkten... Dann 50 Minuten Grenzstau – einfach zu viele Tanktouristen und
so. Abendessen für 8€ im argentinischen Garuhapé, dann noch kurz nach
Mitternacht in ein Hotel in Garupá eingecheckt für 19€. Fazit: Abseits der professionellen Ligen, kannste Brasilien in
die Tonne kloppen. Wenn ich sehe, dass ich schon Dienstag auf meinem Facebook
vom Kreisfußballverband Fés-Meknés Unmengen an Ansetzungen Männer, Jugend,
Frauen, Futsal bekomme, weil ich deren Seite folge und dann für Foz do Iguaçu
zwei Sonntagsspiele am Donnerstagabend als einzige Partien an diesem
Wochenende überhaupt bekomme vom Kreisverband, der nicht mal regelmäßig
Ansetzungen und Ergebnisse veröffentlicht. Völlig willkürlich werden da 1-3
Tage vorher oder eben gar nicht Ansetzungen gepostet! Der Landesverband
Paraná ist genauso eine Scheiße. Angeblich nur 10 Partien in diesem
Riesenbundesstaat, teils erst am selben Tag bekannt gegeben. Das Erlebnis
Breitensport in Brasilien bestärkt mich leider nur darin, mich weiterhin über
jede Niederlage der Selecao zu freuen. Diese Mannschaft konnte ich noch nie
leiden, diese Sprache geht mir aufgrund meiner soliden Spanischkenntnisse
auch massiv auf den Sack und so eindrucksvoll diese Wasserfälle waren – ich
weiß nicht, was viele Leute an Brasilien so toll finden. Mit dem
Zwischenstopp in Sao Paulo und dem Ausflug nach Foz do Iguaçu kam Brasilien
doch eher als unattraktives Reiseziel rüber. Um dann noch mal auf den
Vergleich mit Marokko, das ja viel besser organisiert ist, als Brasilien,
zurückzukommen: Hier noch das Lieblings-Fußball-Reel einer marokkanischen Freundin von mir... Fußballland Nummer eins, Brasilien: am
Arsch! Wenigstens kann ich durch das bekloppte Ü35-Finale noch einen
versöhnlichen Abschluss erkennen... |
Tagesstatistik: 360km Mietwagen, Länderpunkt Brasilien (Nr. 79), 3 Spiele, 3
Grounds, 169. Spiele ohne 0:0 |
Drei
Spiele im Kreis Colón – u.a. durchs Überschwemmungsgebiet nach Liebig, zum
ältesten Club der Provinz Entre Rios |
Club Recreativo San Jorge Villa Elisa
(Reservas) |
1 : 2 (0:1) |
Club Defensores de Colón (Reservas) |
-
Datum: Sonntag, 26. November 2023 – Beginn: 15.00 -
Ergebnis: 1-2 nach 96 (46/50) Minuten – Halbzeit: 0-1 -
Tore: NN -
Gelbe Karten: einige -
Rote Karten: keine -
Austragungsort: Estadio Justo José Lescarno (Kap. 1.500, davon 700
Sitzplätze) |
Club Liebig |
0 : 1 (0:0) |
Club Atlético Villa Elisa |
-
Datum: Sonntag, 26. November 2023 – Beginn: 18.00 -
Ergebnis: 0-1 nach 99 (48/51) Minuten – Halbzeit: 0-0 -
Tor: NN -
Gelbe Karten: wenige -
Rote Karten: keine -
Austragungsort: Campo de juego Barón Otero (Pueblo Liebig; Kap. 1.100, davon 100
Sitzplätze) |
Club Social y Deportivo Ñapindá |
2 : 3 (0:1) |
Club Social y Deportivo Ubajay |
-
Datum: Sonntag, 26. November 2023 – Beginn: 20.00 -
Ergebnis: 2-3 nach 100 (48/52) Minuten – Halbzeit: 0-1 -
Tore: NN -
Gelbe Karten: ein paar -
Rote Karten: keine -
Austragungsort: Estadio Francisco Carnemolla (Colón; Kap. 5.000 Stehplätze) |
Am Sonntag gab es noch mal drei Fußballspiele in Argentinien. Argentinien
ist ja ähnlich organisiert wie Marokko: Könnte besser und zentralisierter
sein, aber nicht so ein Dreck wie Brasilien oder Paraguay. Also fanden wir
eine ganze Reihe Sonntagsspiele auf unserem Weg zurück nach Buenos Aires. Von
Garupá aus ging es erstmal zu einer Tankstelle in Pindapoy, da es in dem
scheiß Hotel kein Frühstück gab. Die Tanke hatte aber was und natürlich auch
nicht so teuer wie in Deutschland, nur natürlich für argentinische
Verhältnisse sehr hoch. Dann das erste Spiel nach mehr als 600 Kilometern Fahrt in Villa
Elisa. Diese Landstadt hat 10.000 Einwohner, liegt in sanft hügeliger, stark
landwirtschaftlich genutzter Landschaft, hat zwei Fußballvereine mit je einem
Stadion und auch eine wirklich sehenswerte Ortsmitte mit schöner, englisch
wirkender Kirche, die innen mit bestem lateinamerikanischem Kitsch
ausgestattet ist. Die Liga Primera Division Departemental de Colon ist die
Kreisoberliga (Kreisliga A, Kreisliga, höchste Ebene auf Kreisebene ebend) in
dieser Region. Es gibt eine weitere Liga darunter und dann Reserve-,
Kleinfeld- und sonstige Ligen. Die Reserven spielen dabei immer 2 Stunden 15
Minuten vor den Ersten Mannschaften. In Villa Elisa schauten wir nur die
Reserve um 15 Uhr. Das Stadion ist wie üblich mit zu vielen und zu hohen
Zäunen aufgrund der häufigen Krawalle versehen. Es gibt eine steile
Betontribüne und zwei wacklige Holz-Stahlrohr-Tribünen. Die Funktionsgebäude
wie Klos und Imbissbuden machten einen heruntergekommenen Eindruck. Das
Clubhaus wurde von VIPs als Terrassentribüne genutzt. Die Zufahrt zum Stadion
ist geschottert und etwas versteckt. Am Einlass wurden wir je 1.000 Peso (1€)
los und freundlich gefragt, was denn Touristen hier machen... Es war halt
doch zu auffällig, dass ich die Statue des Heiligen Georgs mit meiner kleinen
Digitalkamera fotografierte – die Heiligenfigur ist ja auch sehr passend zum
Namen des Heimvereins: San Jorge. Die Partie war gar nicht schlecht,
allerdings war es das Schiedsrichtergespann. Die Pfeifen konnten trotz
Witzelfer für San Jorge, angeblichem Abseitstor der Gastmannschaft und völlig
unberechtigten Karten gegen den Gast keinen Punkt für die Heimelf schinden.
Am Ende erzielte Defensores zwei Tore, der Gastgeber eben nur den
unberechtigten Elfer. Dann ging es weiter nach Pueblo Liebig. Von wegen genug Zeit!
Wusste ja nicht, wie viele Straßen da überschwemmt sind! Über Schotterpisten
durch El Brillante fanden wir dann den Weg zur Hauptstraße Liebig-Colón. Die
war nur teilweise unter Wasser und somit auch für Straßenwagen passierbar. In
Liebig waren erst fünf Minuten gespielt und noch kein Tor gefallen. Der Platz
liegt am Rande des nach Justus von Liebig benannten Dorfes (siehe auch den
Bericht „Von der Atacama über die Anden und die Pampa zum Uruguay-Fluss, Teil
III“ zu diesem Dorf) und ist bis auf einige Bänke und kaum erkennbare
Stehstufen ausbautenlos. Auch hier störende Zäune wie im Zoo. Schöner
Sprecherturm. Der freundliche Ordner, der die 1000 Peso entgegennahm,
erklärte uns auch gleich, dass wir beim ältesten der Verein der Provinz Entre
Rios, gegründet im Juni 1904, gelandet sind. Deutsch spricht zwar wohl keiner
mehr in Liebig und ethnische Deutsche sind auch in der Minderheit, wie es
scheint, doch als deutscher Tourist wird man freundlich erkannt. Zuerst wird
aber natürlich ganz deutsch geglotzt, was da für Ortsfremde um den Platz
herumschleichen. Auch hier eine ganz ordentliche Partie, doch Club Liebig
traf einfach das Tor nicht und weit in der zweiten Hälfte erzielte der bis
dahin enttäuschende Zweitplatzierte Club Atletico Villa Elisa (CAVE) per Kopf
nach einer Ecke das 0:1. Scheiß Duseltruppe! Nun ging es wieder die teils überflutete Hauptstraße nach Colón,
da abgezweigt auf ein Viertel am Flussstrand. Hier stand zum Glück nichts auf
dem Weg zum Ground unter Wasser, aber das Abendspiel der Primera Division
Colon lief bereits 15 Minuten und 0:1 stand es auch schon. Aber egal. Noch
mal nen Euro pro Person abgedrückt und hinein in das eindrucksvolle
Bruchstadion von Ñapindá! Die üblichen Hohlbetontibünen waren hier besonders
wackelig und gewagt zusammengepfuscht. Überall Wildwuchs, Kinder tobten
herum, Köter liefen durch die Gegend, herumgepöbelt wurde auch kräftig. Vor
der Pause glich der Gastgeber den Rückstand aus, doch ein Weitschuss ins
lange Eck und ein Torwartfehler führten nach dem Seitenwechsel schnell zum
1:3 für Ubajay. Einen Anschlusstreffer per abgefälschtem Weitschuss gab es
zwar noch, aber mehr war nicht drin für den Drittletzten. Direkt an diesem eindrucksvollen Stadion findet man das Hotel „El
Abuelo“ (der Opa), das ein paar Oldtimer und andere schicke alte Sachen im
Garten stehen hat. 18€ DZ mit Frühstück. Zimmer Nummer 9 hat einen schönen
Blick ins Stadion... Wir gingen gegenüber vom Stadion in einer Gaststätte
essen, die zwar eher höhere Preise hatte, aber keine Karten annahmen. Mangels
ausreichend Peso zahlten wir da in Dollar, wodurch wir halt 10 oder 15 %
Aufschlag hatten. Aber das waren immernoch nur 15 Euro für ein reichhaltiges
Abendessen mit Schnitzel überbacken (ja, ist eines der Nationalgerichte hier
in der Region, deswegen lest ihr hier öfter was von Schnitzeln in diesem
Tourbericht). In der Glotze lief Godoy Cruz gegen Boca Juniors (1:2). Was ein Fußballsonntag zum Abschluss der Tour! |
Tagesstatistik: 740 km Mietwagen, 3 Spiele, 3 Grounds, 172. Spiel ohne 0:0. |
Rückreise
|
Am Abreisetag nur nach dem Frühstück mal Fotos vom Stadion am Tag
gemacht, dann die Überschwemmung des Rio Uruguay bewundert und eine Kirche
angeschaut, dann von Colón nach Buenos Aires Ezeiza, dem größeren,
stadtfernen Flughafen. Ziemlich hohe Verkehrsdichte. Rücktausch nicht
möglich, Geschäfte am Flughafen nehmen außer Pesos auch mindestens
brasilianische Reales und US Dollar, aber den besten Kurs bekommt man mit
Pesos bzw. Kreditkarte (es sei denn, es ist so ein Drecksladen wie die Sparkasse).
Finanzdienstleistungen in Argentinien sind aber einfach unter aller Sau: Habe
ich noch nirgendwo so schlecht und unzureichend erlebt mit nicht
funktionierenden Automaten, Deviseneinbehaltung etc. Wenigstens verlief die
Mietwagenrückgabe ohne Ärger und das Einchecken war recht schnell möglich. Der Abflug war mal ausnahmsweise pünktlich, ist ja selten bei
Lufthansa. Verpflegung und Bord-Entertainment auch gut. Service sehr gut. Na
ja, natürlich dann der Flug von Frankfurt nach Hannover über 1 Stunde
verspätet. Dann wurde es aber noch ärgerlicher: 30 Grad Buenos Aires, 0 Grad
Hannover. Im Parkhaus sprang der Wagen trotz Minusgraden in der Nacht sofort
an, aber ging dann auch gleich wieder aus. Boosterpaket – zwei Mal erfolglos.
Nachgetankt mit 10-Liter-Kanister – springt auch nicht an. Hatte der Hyundai-Geländewagen
noch nie! Also ADAC rangeholt, kam auch nach über einer Stunde. Absolut
kompetenter und erfahrener Mann, der echt sinnvolle Sachen erklärte. Der
wichtigste Punkt war mir eigentlich klar, doch ich hatte unterschätzt, wie
anfällig so ein Diesel dafür ist: Nicht mit einem zu 80 % entleerten Tank
wochenlang am Flughafen stehen lassen, wenn kalte Temperaturen zu erwarten
sind. Es hatte sich Eis im Tank, dem Kraftstofffilter oder der
Kraftstoffzuleitung (oder überall dort) gebildet – daher bekam der Motor
keinen Kraftstoff mehr. Die Batterie war gar nicht das Problem. Mit Spray,
Pumpen und Zündung malträtieren sprang er wieder an. Na ja, noch mal ein paar
Stunden Verspätung, unplanmäßig vollgetankt, was ich jetzt doch wieder
regelmäßig mache... In Braunschweig angekommen noch eingekauft für die
nächsten Wochen bis zur nächsten Auslandsfahrt. Da haben wir uns gleich mal
eines der bei LIDL für 10€ angebotenen Steaks aus Uruguay mit Paprika,
Zwiebeln, Tomaten etc. zubereitet... |
Tagesstatistik: 360km Mietwagen, 12.200km Flugzeug, 80km eigenes Auto |
Statistik der gesamten Tour: - Grounds: 3.538 (14; diese Saison: 116 neue) - Sportveranstaltungen: 4.965 (14; diese Saison: 144) - Tourkilometer: 21.630km (25.100 Flug, 9.010km Mietwagen, 160km
eigenes Auto) - Saisonkilometer: 49.260 (22.250 Auto, davon 9.010 Mietwagen/ 25.100
Flugzeug/ 1.930 Fahrrad/ 0 Bus, Bahn, Straßenbahn / 180 Schiff, Fähre) - Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 172
[letzte Serie: 12, Rekordserie ohne 0-0: 178] - Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit:
Kalenderwoche 2 des Jahres 2021 (04.-10.01.), d.h. seit 152 Wochen in
Folge [letzte Serie: 30 Wochen von KW22/2020-51/2020; Rekordserie: 711 Wochen
von KW 31/2006 bis KW 11/2020]. |
Mittwoch, 6. Dezember 2023
W3.0150II-0153II: Eine Südamerikatour mit Aufstiegsspiel in Chile, Altherrenfußball in Brasilien, deutscher Kreisliga in Argentinien und Uruguay-Länderspiel im Centenario
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