FK Shakhtar Donezk |
1 : 3 (1:3) |
Futebol Clube do Porto |
-
Datum: Dienstag, 19. September 2023 – Beginn: 21.00 -
Wettbewerb: UEFA Champions League, Gruppe H (Meister der Ukraiynska Premyer
Liga; 1. ukrainische Profifußballliga gegen Vizemeister Primeira Liga, sog.
Liga Portugal Bwin; 1. portugiesische Profifußballliga) -
Ergebnis: 1-3 nach 97 Minuten (48/49) – Halbzeit: 1-3 -
Tore: 0-1 8. Galeno, 1-1 13. Kelsy, 1-2 15. Galeno, 1-3 29. Taremi -
Gelbe Karten: Konoplia, Stepanenko, Sikan (Shakhtar); David Carmo, João Mário
(Porto) - Rote
Karten: keine -
Austragungsort: Volksparkstadion (Hamburg; Kap. 57.000, davon 47.000 Sitzplätze
– heute 51.000 Sitzplätze) -
Zuschauer: 46.723 (davon ca. 3.000 Porto-Fans, ca. 15.000 Ukrainer, der Rest
überwiegend deutsche HSV-Fans) - Spielbewertung:
7,5/10 |
Photos with English commentary (FLICKR): a) Champions League: Shakhtar Donezk vs. FC Porto (in Hamburg/ Germany) |
Klingt erst einmal nach einer kuriosen Ansetzung: In der
Gruppenphase der Champions League treffen der ukrainische Meister und der
portugiesische Vizemeister in Hamburg aufeinander. Im Stadion eines
Zweitligisten, der trotz seiner Unfähigkeit aufzusteigen, mehr Zuschauer bei
höheren Eintrittspreisen zieht, als viele Erstligisten in vergleichbaren
europäischen Ligen... Aber klar: In der Ukraine ist Krieg und Donezk ist auch
besonders stark betroffen. Vor dem Krieg waren je etwa 48 % der Bevölkerung
Ukrainer (teils Ukrainisch-, teils Russischmuttersprachler) und Russen. Die
restlichen 4 % überwiegend russifizierte (d. h. von den russischen Herrschern
assimilierte) Tataren, Griechen etc. Die Stadt ist bzw. war ein Zentrum des
Kohlebergbaus und der Schwerindustrie. Eine ideale Gemengelage also, um Opfer
des russischen Imperialismus zu werden. Der böse Westen provoziert Russland
ja immer dazu, sich die Bodenschätze anderer Gebiete mit Gewalt zu holen, vor
allem solche Gebiete, in denen ethnische Russen leben... Seit 2014 tut
Russland das in Donezk und Umgebung, also der Region Donbass. Damals war in
der allgemein russlandfreundlichen Stimmung in Deutschland das noch kein
Thema, während in Osteuropa schon Rufe laut wurden, sich Russland gegenüber
so zu verhalten, wie es erst seit dem Angriff von 2022 der Fall ist. Beim
russischen Bombenterror 2014 wurde auch das Stadion von Shakhtar beschädigt.
Seitdem spielen sie in sichereren ukrainischen Städten bzw. in Polen. Fußball
in Kriegszeiten ist natürlich problematisch, viele Deutsche z. B. wollen auch
nicht kapieren, dass man nicht 24 Stunden und 365 Tage im Jahr im Krieg sein
muss, wenn man angegriffen wurde, und gönnen der Ukraine oder z. B. auch
Syrien nicht, dass es einen funktionierenden Sportbetrieb gibt. Diesen gab es
jedoch in Deutschland auch bis 1944 und dann für ein Jahr nur stärker
eingeschränkt, aber selbst Anfang 1945 wurde noch Sport getrieben und
veranstaltet. Größtes Problem war stets, dass die Allierten damals bzw. die
Russen oder das Assad-Regime heute, zivile Menschenansammlungen zum
Verbreiten von Angst und Terror gezielt angegriffen haben. So wurden Spiele
entweder nur mittels Mund-zu-Mund-Propaganda am selben Tag angekündigt oder
wie heute in der Ukraine ohne Zuschauer ausgetragen und in Stadien, deren
wenige dort aufhältigen Sportler und Offizielle schnell in Luftschutzbunker
evakuiert werden können. Aber die Ukraine hat sowas ja wenigstens, in Syrien
ist das in den vom Regime befreiten Gebieten viel schwieriger und
gefährlicher, wenn das Stadion evakuiert werden muss. Hallensportarten sind
wegen der Auffälligkeit beleuchteter Sporthallen und deren schwierige
Evakuierung noch stärker eingeschränkt, als Freiluftsportarten. Wegen
Ressourcenknappheit, sind aber Motorsportarten in einer Konfliktsituation
stets am schlechtesten dran. |
Da mir der Hamburger Volkspark noch fehlte und ich die Partie
auch interessant fand, wartete ich ab, ehe endlich Einzeltickets verkauft
wurden. Aus Gier werden ja dauernd Dreierpacks oder ähnliches angeboten. Die
angegebenen 46.723 Zuschauer halte ich für zu hoch gegriffen. 43.000 oder
44.000 maximal. Gegen Antwerpen wird die Bude halb leer sein, aber wieder an
die 50.000 Zuschauer gemeldet sein. Die werden, aufgrund der Idioten, die
nach Auslosung des FC Barcelona als Gruppengegner, gleich mal so ein Abo
abgegriffen haben, nur gegen Barca ihren Weg in den Volkspark finden. Das
Stadion ist aber eines der besseren modernen mit schöner Dachkonstruktion und
angenehmen blauen Sitzfarben. Drei Ränge, wenig ansprechende Außenform, direkt
am namensgebenden Volkspark gelegen. Das ist eine der wenigen halbwegs
attraktiven Ecken dieser hässlichen und überschätzten Großstadt. Geparkt
haben wir gegenüber von einem dieser vielen hässlichen Hamburger Hartplätze.
Mit 38€ sind die Champions League Karten noch im Rahmen gewesen; aber HSV ist
maßlos teuer für zweitklassigen Profifußball und unbewachtes Parken am
Stadion. Na gut, die Fischbrötchen für 5€ waren noch halbwegs akzeptabel... |
Das Publikum war der Partie entsprechend zu mindestens einem
Drittel ukrainischer Herkunft. Das werden überwiegend Kriegsflüchtlinge,
sogenannte Flüchtlinge und Migranten aus der Ukraine, welche sich in Norddeutschland
niedergelassen haben, sein. Die Hamburger Fans schienen überwiegend Donezk zu
unterstützen. Aber auch sicher 3.000 Portugiesen, darunter auch viele in
Deutschland ansässige, unterstützten den FC Porto. Die Frage werden sich
einige sicher gestellt haben, deswegen habe ich das mal recherchiert: Anders
als man vielleicht zusammenfantasieren könnte, hat Shakhtar keine
pro-russische Fan-Base. Der Verein ist seit Jahren entwurzelt aus der
überwiegend russifizierten Region des Donbas und weder Fans noch
Vereinsführung sind sonderlich begeistert vom Umstand, dass die Russen deren
Stadion zerschossen haben. Die russischen Besatzer, Terroristen und
Separatisten sind ja lediglich bei einem Teil der ostukrainischen,
russischsprachigen Bevölkerung als Befreier von den ukrainischen Nazis
angesehen. Ich entschuldige mich bei den politisch nicht interessierten
Lesern meines Blogs für die langen politischen Ausführungen, bestehe aber
darauf, dass diese hierher gehören, da dieses ganze Spiel ein Politikum ist. Außerdem
finde ich, dass man sich auch als unpolitischer Mensch mal die Absurdität der
Situation in der Ukraine vor Augen führen kann: Da kämpfen russische Nazis
gegen ukrainische Nazis, die alle die gleichen Hackfressen haben, die auch
noch so ähnliche Sprachen sprechen, dass sie sich gegenseitig weitestgehend
verstehen können, weil unter dem Vorwand der Entnazifizierung und Rettung der
vermeintlich malträtierten russischen Minderheit, die russischen Nazis sich
die Bodenschätze, Arbeitskräfte und Ländereien, welche sie mal zeitweilig
ausgebeutet haben, wieder unter den Nagel reißen wollen. Da fragt man sich
doch, ob die Ukraine nicht in den 90ern besser wirklich das gemacht hätte,
was ihnen die Russen seit ein paar Jahren im Donbass so haltlos vorwerfen: einen
Völkermord. Wäre ja auch nur Gleiches mit Gleichem vergelten, so wie die
Russen sich überall aufführen, mit den Genoziden und Deportationen der
letzten fast 200 Jahre... |
Noch so ein Politikum: Vor Spielbeginn gab es eine Schweigeminute
für die Opfer der Katastrophen in Nordafrika am zweiten Septemberwochenende.
Das waren einmal das Erdbeben in Marokko, wo es im Hohen Atlas etwa 3.000
Tote gab und außerdem die Flutkatastrophe/ das Starkregenereignis/ der
Dammbruch im Osten Libyens, wo 11.000 oder mehr Menschen umgekommen sind.
Menschen, die den meisten Deutschen, Portugiesen und Osteuropäern jetzt nicht
so nahe stehen, wie Ukrainer – also gab es schon mal einige Störungsrufe bei
der Schweigeminute. Beim Länderspiel Deutschland gegen Frankreich in Dortmund
war das ebenso deutlich im TV zu hören und tags darauf beim FC Bayern hat
sowas auch zu Streitigkeiten geführt. Mir steht ja v. a. Marokko persönlich
viel näher – meine Freunde da waren aber nicht betroffen, da sie viel weiter
nördlich wohnen, da spürte man nur ein leichtes Wändewackeln. Hauptproblem
bei dem Beben in Marokko: Alte, verfallene Bausubstanz und dahingepfuschte
neue Bausubstanz, die gegen die an sich auf dem Papier intelligenten
Bauvorschriften verstößt. Also Korruption und anderes menschliches Versagen,
was zu unnötigen und v.a. unnötig vielen Toten führte. Noch schlimmer in Libyen: Die verlogene deutsche Presse hat das
weitestgehend verschwiegen, da das deutsche Staatsfernsehen und die
regierungshörigen Zeitungen z. B. ohnehin die Diktatoren im arabischen Raum nicht
so negativ betrachten. Da gibt es zum einen die grüne Wahnvorstellung, wir
Menschen würden eine Einfluss aufs Klima haben und es sei unsere Schuld im
sogenannten „Globalen Norden“, dass im sogenannten „Globalen Süden“ (hieß
früher Entwicklungsländer oder Dritte Welt) eine „nie dagewesene Springflut“
wahnsinnigen Schaden in Libyen angerichtet hat. Wenn man halbwegs gebildet
ist und sich vielleicht sogar – wie ich – in der Region auskennt oder einfach
mal nur Al Jazeera (English) liest, erkennt man aber schnell, was in ARD,
ZEIT und der ganzen anderen Lückenpresse für eine toxische Mischung an
Klimahysterie und Gaddafi-Nostalgie herrscht. Die Infos zu den beiden
gebrochenen Staudämmen oberhalb von Derna, welche für fast alle Toten
verantwortlich sind, muss man sich von besseren, neutraleren Nachrichtenseiten
wie eben Al Jazeera English holen: In den 70ern von den Jugos gebaut, seit
1998 Schäden bekannt, sollten in den 2000ern längst vom Gaddafi-Regime
repariert werden – doch die Gelder des keinesfalls armen, sondern nur von den
korrupten Sozialisten falsch gemanagedten Libyen, wurden abgezweigt, da Derna
im Osten schon lange überwiegend Anti-Gaddafi war und daher bei der
Staatsführung im Westen des Landes unbeliebt – und nach dem Sturz von Gaddafi
hat sich niemand mehr gescheit darum gekümmert. Mit dem bei ARD genannten
Bürgerkrieg hat das auch nur in so weit zu tun, dass die Russen-Marionetten
von General Haftar im Osten Libyens einfach die letzten Idioten sind, dass
trotz erneuter ingenieurtechnischer Studien vor zwei Jahren, nichts an den
baufälligen Staudämmen gemacht wurde, die eigentlich auch auf solche
Regenmengen ausgelegt sind. Auch hier wieder eine schädliche ausländische,
auch gerade russische Einmischung festzustellen, die ungern im Westen so
genannt wird. Lieber wird die Klimaagenda gefahren. |
Ein Spiel gab es ja auch noch, wie gesagt. Die Partie begann
furios mit voller Offensive auf beiden Seiten. Der italienische Schiri
verteilte früh Karten, die Partie sollte aber sehr fair sein. Einmal spielte
ein Portugiese sogar den Ball ins aus, obwohl er frei vorm Tor war – denn ein
Gegenspieler hatte sich verletzt. Porto ging früh 0:1 in Führung, Donetzk
glich per Kopf aus, kassierte aber nach grobem Abwehrfehler keine zwei
Minuten später das 1:2. Nach einer knappen halben Stunde netzte noch ein
iranischer Nationalspieler für den FC Porto zum 1:3 ein. Die bis zum Ende hin
gute Partie sah leider keine weiteren Treffer mehr. Zu Beginn der zweiten
Hälfte hatte Shakhtar seine beste Phase, aber man merkte, dass der
portugiesische Vizemeister dem ukrainischen Rekordmeister qualitativ doch
deutlich überlegen war. Der Spielbesuch hat sich aber auf jeden Fall gelohnt. Ein richtig
faires Miteinander wie gesagt – und ein wirklich gutes Spiel. Ankunft in Braunschweig: kurz vor 2 Uhr... |
Statistik: - Grounds: 3.489 (1; diese Saison: 66 neue) - Sportveranstaltungen: 4.908 (1; diese Saison: 87) - Tourkilometer: 360km (360km Auto) - Saisonkilometer: 8.250 (6.650 Auto, davon 0 Mietwagen/ 0
Flugzeug/ 1.420 Fahrrad/ 0 Bus, Bahn, Straßenbahn / 180 Schiff, Fähre) - Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 120
[letzte Serie: 12, Rekordserie ohne 0-0: 178] - Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit:
Kalenderwoche 2 des Jahres 2021 (04.-10.01.), d.h. seit 143 Wochen in
Folge [letzte Serie: 30 Wochen von KW22/2020-51/2020; Rekordserie: 711 Wochen
von KW 31/2006 bis KW 11/2020]. |
Donnerstag, 21. September 2023
W3.0143I: Ukrainisch-Portugiesisches Champions-League-Duell in Hamburg
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