Mittwoch, 10. Mai 2023

W3.0122I-W3.0123II: Ein langes Wochenende in Marokko mit Dorffußball im Gebirge und Strandfußball am Mittelmeer

Endlich ergab sich mal wieder die Gelegenheit nach Marokko zu reisen. Mit 100 Sportveranstaltungen in 83 Grounds (bei 6 Sportarten) ist es das fremde Land, in dem ich die meisten Spiele und meisten Grounds besucht habe. Da ich 2013/2014 dort ein Auslandssemester absolviert und bei einer Gastfamilie gewohnt habe und Anfang 2015 und Ende 2018 selbige noch mal besucht habe, ist es auch das fremde Land, was mir am wenigstens fremd ist. Den Kontakt zu Khadija und Driss und ihren Kindern Mohammed, Hamza, Zakaria und Ghita habe ich ja immer regelmäßig gehalten – mit der Tochter in den letzten Monaten auch häufiger aufgrund ihrer beruflichen Pläne. An ihr merkt man natürlich auch am stärksten, wie die Zeit vergeht und wie lange ich bereits nach Marokko Kontakte habe: Als achtjährige Grundschülerin kennen gelernt, nun eine Achtzehnjährige wenige Wochen vorm Abi.

Sportlich hat sich in Marokko in den letzten Jahren ja auch einiges getan. Herausragend sind die vielen Dutzend Lehm- und Hartplätze, welche unter Beibehalt oder Sanierung der Tribünen (wenn zuvor vorhanden) in Kunstrasenplätze umgebaut wurden und so gut wie überall binnen weniger Monate ohne irrsinnige Auflagen wie man sie aus Deutschland kennt realisiert wurden – so einen asozialen Abschaum wie lärmempfindliche Nachbarn, die an einen Sportplatz ziehen und dann gegen dessen Nutzung oder Ausbau klagen, gibt es anscheinend nicht in Marokko. Auffällig ist, dass die Anzahl der Frauenmannschaften im Spielbetrieb seit 2020 enorm gestiegen ist – und auch die Anzahl der Schiedsrichterinnen deutlich zugenommen hat. Fantastisch war natürlich die Leistung der (zur Mehrheit, aber nicht ausschließlich aus Auslandslegionären bestehenden) Nationalmannschaft der Männer bei der WM vor einem halben Jahr. Die Frauen-Nationalelf muss sich in zwei Monaten in Australien beweisen – doch auch hier ist die Leistungssteigerung schon deutlich erkennbar! Man kann also klar sagen: Sport und insbesondere der Fußball ist in Marokko im Aufwind und die Professionalisierung, Infrastruktur und Leistungen werden besser.

Passend dazu pausierten in der Woche, in der wir in Marokko waren, die professionellen Ligen – immer dieser Blödsinn zu den Feiertagen (Ramadan gerade vorbei, 1. Mai ist auch in Marokko Feiertag)! Aber wozu gibt es den Amateurfußball mit seinen immer wieder herrlichen Grounds in Marokko?!

Goch

Anreise mit Kreispokal in Goch

Photos with English commentary (FLICKR):

Sightseeing: Lower Rhineland, Goch

Wegen anderer anstehender Reisen, dem Ramadan im Frühling und den blöden Flugverbindungen, fuhren nur mein Vater und ich und auch nur für eine knappe Woche Ende April, Anfang Mai. Zuerst ging es nach Goch bei Weeze. Denn von Weeze konnte man wenigstens für akzeptable 200€ (aber nur Mini-Handgepäck) direkt nach Fés.

Goch ist eine typische Stadt in der Region Niederrhein: so kurz vor den Niederlanden weiß man immer nicht, ob man nicht doch schon über die Grenze gefahren ist, da hier dieselben sterilen Backsteinbauten stehen, wie in NL... Aber Goch hat immerhin einige schöne historische Gebäude wie das Stadttor oder das Rathaus. Auch manches Privathaus sticht hervor.

Die Gastronomie fiel uns positiv auf. Viel Auswahl, relativ lange Öffnungszeiten – allerdings recht hohe Preise. Häufig angeboten in Imbissen: Kapsalon, hier meist mit Dönerfleisch. Das niederländische Gericht besteht aus überbackenen Schichten Pommes + Fleisch + Salat und Soße.

Die gebuchte Unterkunft war auch OK. Das „Hostel zum Padre“ hat zwar nur kleine Zimmer mit Bad auf dem Gang, aber die sind sehr ordentlich und gepflegt. Wie in einem richtigen Hotel steht auch eine Flasche Wasser auf dem Schreibtisch. DZ 49,50€.

Viktoria Goch 1:2 TSV Wachtendonk-Wankum

SV Viktoria Goch

1 : 2 (1:0)

TSV Wachtendonk-Wankum 1910

- Datum: Mittwoch, 26. April 2023 – Beginn: 20.00
- Wettbewerb: Kreispokal Kleve Geldern, Runde 4 (Bezirksliga Niederrhein, Gr. 4 gegen Landesliga Niederrhein, Gr. 2; 7. gegen 6. Spielklasse, 3. gegen 2. Amateurliga)
- Ergebnis: 1-2 nach 95 (47/48) Minuten – Halbzeit: 1-0

- Tore: 1-0 30. Tiganj, 1-1 52. Tatzel, 1-2 67. Bongers

- Gelbe Karten: 2x Goch, 3x Wachtendonk

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Hubert-Houben-Stadion Goch (Kap. 6.000, davon 1.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 125 (davon 100 zahlende und ca. 15 Gästefans)
- Spielbewertung: 7,0/10

Photos with English commentary (FLICKR):

Football Cup Kleve-Geldern: Goch vs. Wachtendonk

Natürlich besuchten wir vor dem Abflug nach Marokko am nächsten Morgen, auch noch ein Mittwochabendspiel. Im schönen alten Hubert-Houben-Stadion von Viktoria Goch – überdachte Sitztribüne, Stehstufen gegenüber, Wälle; wirklich sehenswert der Bau! – fand ein Kreispokalspiel zwischen der Bezirksligaspitzenmannschaft von Goch und einem sicheren Absteiger aus der Landesliga, Wachtendonk-Wankum statt. Anfangs machte der Gastgeber auch den ausreichenden Druck, um hier 1:0 in Führung zu gehen. Doch ein verschossener Elfer und der Seitenwechsel später, und der Gast kam deutlich besser in die Partie. Am Ende noch ein nicht unverdienter 1:2-Sieg!

Tagesstatistik: 1 neuer Ground, 1 Spiel, 380km Auto

Al-Qods Taza 4:2 AS Fath Ouislane

Vom Flugplatz gleich auf den Fußballplatz – 4. Liga in Ober-Taza

Photos with English commentary (FLICKR):

Sightseeing: Taza Town and Jebel Tazzeka Region

Ryanair ist eine Drecks-Fluglinie: Überall unlautere Bedingungen und unseriöse Kostenfallen, perverse Gepäckbeschränkungen, null Service. Wenn ich sehe, wie viel besser da die oftmals noch billigere Pegasus ist... Aber wenigstens ist Ryanair fast immer pünktlich und so gut wie nie stark verspätet oder von Gewerkschaftsterror betroffen. Also kurz vor der Abfahrt nach Goch noch Online eingecheckt (bei Pegasus am Schalter kostenlos, bei Ryanair 55€ für was auch immer, wenn man diesen Online-Check-in nicht machen würde). Am Morgen dann von Goch nach Weeze, den günstig gebuchten Parkplatz einige hundert Meter entfernt vom Terminal aufgesucht, dort gute Lust bekommen, bei dem Holländer neben uns der fast anderthalb Parkplätze mit einem Kleinwagen belegte, den Spiegel abzutreten (alle idiotisch geparkten Autos auf dem Parkplatz hatten NL-Nummern...) und dann erstmals nur mit Handgepäck geflogen.

Al-Qods Taza 4:2 AS Fath Ouislane

Association Qods Sportive Taza

(Jamîyah Al-Quds Ar-Riyadhiya Taza)

4 : 2 (2:2)

Association Fath Sportive Ouislane

(Jamîyah Fath Ar-Riyadhiya Wislan)

- Datum: Donnerstag, 27. April 2023 – Beginn: 16.00
- Wettbewerb: Amateur 1, poule Nord (El-Qism l-Aoual lil-Houate, ech-chatr ech-chemal; 4. Spielklasse im marokkanischen Fußball, 2. Amateurliga)
- Ergebnis: 4-2 nach 95 (47/48) Minuten – Halbzeit: 2-2

- Tore: NN

- Gelbe Karten: NN

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Terrain Larbi Mehdi (Kap. 2.000 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 150 (davon wohl keine Gästefans)
- Spielbewertung: 7,5/10

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4th Division Football in Morocco: Qods Taza vs. Fath Ouislane

Nach dreieinhalb Stunden landete der Flieger pünktlich in Fés-Saiss. Relativ zügig geht es voran, wenn man keine Koffer abholen muss. Praktisch ist auch, dass nun selbst in Marokko seit ein paar Monaten jegliche verbliebenen Schikanen aus der dunklen Zeit der Coronahysterie – also Impfpasskontrollen, Gesundheitserklärung unterzeichnen usw. – abgeschafft wurden. Die Einreisekarten wurden ebenfalls abgeschafft, man muss dem Grenzbeamten nur kurz erklären, wo man unterkommt, was man beruflich in Deutschland macht und ob man auch in Marokko etwas beruflich macht sowie wie lange man bleiben will. Was wieder einmal endlos aufhielt, war der Mietwagen. Leider sind offenbar alle Mietwagenanbieter an diesem Flughafen lahmarschig ohne Ende. Über eine Stunde dauerte es mal wieder, bis wir den Dacia Sandero in Empfang nehmen konnten – dabei war ich der erste Kunde zu der Zeit bei Budget. Bei Hertz ging es vor ein paar Jahren fast genauso langsam, Budget hatte wenigstens die geringeren Preise. Im internationalen Vergleich sind die Mietwagen in Marokko eher günstig, prinzipiell empfehle ich auch das Mieten eines Autos – doch verglichen mit der Zeit vor der Chinagrippe sind die Preise enorm angestiegen. Basispreis mit schlechtem Versicherungsschutz für den Dacia Sandero: 35€ pro Tag. Dafür hat man vor Corona einen Duster mit kaum Selbstbehalt bekommen. 

Durch den lahmen Service bei Budget, fuhren wir direkt auf die Autobahn und ab nach Taza. Ich war bereits zwei Mal dort, mein Vater immerhin einmal. Die Mittelstadt in einer grünen und stark bewaldeten Mittelgebirgsregion ist sehenswert aufgrund der ummauerten Altstadt, die Landschaft drumherum zählt zum Schönsten, was Marokko zu bieten hat. Am Sonntag fuhren wir deshalb mit Freunden noch mal in die Region.

Am heutigen Donnerstag hatten mein Vater und ich aber nur Fußball im Blick: Zum Anstoß parkten wir den Wagen in der Oberstadt hinter der Stadionmauer ab. Es gibt ja das größere Stadion mit Rasen und einem Handballplatz  in der Unterstadt und ein kleineres Stadion mit Kunstrasen und einer größeren Sporthalle in der Oberstadt. Für die Viertligapartie auf dem Kunstrasen zahlte man 20 Dirham (1,80€) Eintritt. Das entspricht locker dem Doppelten von vor 5 oder 10 Jahren. Man merkte hier, dass Corona, Wirtschaftskrise wegen Ukraine-Russland-Krieg und WM zwischen meinem letzten Spielbesuch und ebendiesem bei Qods Taza lagen...

Anders als beim Stadion in der Unterstadt, ist die Tribünenüberdachung in der Oberstadt noch nicht fertig. Die einzige Tribüne mit ihren sechs Reihen ungleich hoher Betonstufen hat in der Mitte ein olles Holzgerüst, das noch nicht saniert und mit neuem Dach versehen wurde. Also ist ja schön, dass man dann freien Blick in die nicht weit entfernte Berglandschaft hat. Das ungestörte Panorama mit Minaretten und einem Marabout (eine nordafrikanisch-muslimische Grabkapelle) ist auch schön. Aber bei praller Sonne und bis zu 43 Grad hätte es schon Schatten geben können für 20 Dirham Eintritt!!!

Auf dem Feld störte die trockene Hitze keinen und es ging zügig los. Kaum hatten wir uns gesetzt, schon gab es einen umstrittenen Freistoß für den Gast aus Ouislane bei Meknés, der toll in den Winkel gezimmert wurde. Schnell glich der nach Jerusalem benannte Heimverein (bzw. das Stadtviertel in Taza, wo der Club gegründet wurde, heißt nach Jerusalem, Al-Quds = Qods) vom Punkt aus. Die 2:1 Führung wurde dann ebenfalls egalisiert. Eine tolle erste Hälfte! Auch in Hälfte zwei gab es viele gute Torszenen, doch Fath Ouislane war nun ziemlich abgemeldet. Der Abstiegskandidat erzielte keinen weiteren Treffer, der Gastgeber kam jedoch noch zu zwei weiteren Toren zum verdienten 4:2 Sieg, der vor einer deutlich unterdurchschnittlichen Kulisse von gut 150 Zuschauern erzielt wurde.

Danach liefen wir noch etwas um die Anlage herum und schauten mal kurz in die Sporthalle rein. Da wir im 120km entfernten Ain Cheggag erwartet wurden, schauten wir nicht noch U19-Futsal, was gerade angepfiffen wurde. Nach Marokko komme ich sowieso nächstes oder übernächstes Jahr mal wieder – da kann ich ja auch ein viertes Mal nach Taza, um die vierte Sportanlage z. B. mit einem Handballspiel abzuhaken...

Jedenfalls ging es über die Autobahn wieder bis zur Anschlussstelle am Flughafen. Nach Ain Cheggag hätte ich auch ohne Navi noch gefunden. Doch im Ort zeigte sich, dass es gut war, dass mir Ghita noch am Vorabend die genauen Koordinaten geschickt hatte. Ich war schon wieder eine Straße zu weit gefahren und wunderte mich dann: So schmal, so uneben – und das hässliche leerstehende Haus soll das sein?! Es war natürlich das deutlich ordentlichere Haus schräg dahinter in der etwas breiteren Parallelstraße, was mir dann ein prüfender Blick auf die WhatsApp-Nachricht verriet...

Genau Ghita war es dann auch, die uns gleich an der Tür herzlichst empfing. Ihre Mutter Khadija war ebenfalls da. Die drei Brüder (beruflich in Fés eingespannt) und den Vater (auf Montage in Immouzer Kandar, so 20km entfernt) trafen wir erst später auf dieser Tour. Wir unterhielten uns noch lange, Ghita kochte nebenbei sehr gut eine süße Reis- und Nudelspeise für alle und gegen Mitternacht war dann Ruhe. Dass eine marokkanische Frau männliche Gäste beherbergt, wenn keine weiteren zur Familie gehörenden Männer zuhause sind, kann übrigens zu Schwierigkeiten führen; auch wenn die Gäste (so wie wir) ein Stockwerk unter den Gastgeberinnen nächtigen – aber die Untermieter und Nachbarn muckten offenbar nicht auf...

Tagesstatistik: 1 neuer Ground, 1 Spiel, 2.130km Flug und 260km Auto (davon 240km Mietwagen).

Ain Cheggag

Die irren Sportanlagen der Phosphatstadt Khouribga

Photos with English commentary (FLICKR):

a) Sightseeing in the Middle Atlas Region: Iqaddar, Bouchbel

b) Sightseeing in the Zaer Mountains and the Phosphate Plains: Sebt Ait Rahhou, Maadna, Khouribga, Hadd Oulad Fannan, Ain Bouacha, Oued Grou

Am Freitag gab es einen größeren Tagesausflug nach Khouribga, der Hauptstadt des Phosphatbergbaus. Da war ich wegen des tollen Stadions auch schon mal. Das Nachwuchsleistungszentrum ist auch noch einen Besuch wert, genial ist aber auch die große Sporthalle, die nach Kronprinz Josef (Moulay Youssef) heißt – die war das heutige Ziel. Zudem gibt es noch eine Anzahl weiterer, weniger spektakulärer Sportstätten dort in der Industriestadt.

Wir fuhren über El Hajeb, Iqaddar und Bouchbel nach Moulay Bouazza. Weiter ging es über Aguelmous, Sebt Ait Rahhou und Maadna nach Khouribga. Die Landstraßen waren teils extrem eng und zerfahren. Die Landschaft aber überall interessant.

In Khouribga gingen wir ausgiebig Mittagessen und liefen etwas in dem Park mit den Tierstatuen rum.

Bouchbel

Chabab Union Khouribga

5 : 4 (3:1)

Association Liones de Khouribga

- Datum: Freitag, 28. April 2023 – Beginn: 16.00
- Wettbewerb: Ligue Regionale de Beni Mellal de Futsal (3. marokkanische Futsalliga)
- Ergebnis: 5-4 nach 40 (2x20) Minuten – Halbzeit: 3-1

- Tore: NN

- Gelbe Karten: NN

- Rote Karten: 1x CUK (39. Gelb-Rot wg. unsportlichen Verhaltens)

- Austragungsort: Salle Moulay Youssef (Kap. 3.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 30 (davon ca. 5 Gästefans)
- Spielbewertung: 7,0/10

Photos with English commentary (FLICKR):

Futsal in Khouribga: Chabab Union vs. AS Liones

Eigentlich wollten wir Volleyball (1. Liga) gucken, doch das haben die Idioten von diesem scheiß Verband kurzfristig verlegt – sowas habe ich in Marokko noch in keiner Sportart erlebt. Wenigstens gab es Ersatz und zwar ein Futsalspiel des regionalen Verbandes zwischen zwei Teams aus Khouribga, was sehr spannend war und 5:4 für Chabab Union endete.

Highlight war dennoch die sehr steile und hohe Halle mit gegeneinander versetzenden Tribünensektoren, kunstvollem Bogendach und irrer Gestaltung der Seitenwände. Etwas Vergleichbares ist mir noch nicht untergekommen – das ansonsten wenig sehenswerte Khouribga hat einfach tolle Sportanlagen!

Nach dem Spiel fuhren wir bis auf einen Abstecher an den Stausee bei Ain Bouacha, wo eine historisierende Villa verfällt und zum Verkauf steht, und einen Halt am Oued Grou, wo die Flora besonders schön am Flussufer war, denselben Weg über El Hajeb zurück.

Am Abend in Ain Cheggag mussten wir noch schnell Fleisch kaufen. Da z. B. ein Kilo Rinderhack 8€ kostet, kauft unsere Gastfamilie kaum Fleisch – auch das billigere Geflügelfleisch nur selten. Daher habe ich dann das Rinderhack bezahlt, denn auf die Kaufkraft gerechnet, müsste man in Deutschland mit 40€ pro Kilo kalkulieren. Also dem gewünschten Preis unserer grünen Verbotsfetischisten. Wenn es bei uns soweit kommt, würde ich wahrscheinlich mit Kollegen im Harz wildern gehen...

Wildern macht unsere Gastfamilie nicht, da zu gesetzestreu und Khadija ist auch nicht begeistert, wenn Ghita oder Hamza ohne Helm (erstere ja sogar noch ohne Führerschein, denn den soll sie erst nach dem Abi machen) auf dem Moped durch Ain Cheggag fahren, um mit mir das Abendessen einzukaufen. Aber so fahren halt alle...

Tagesstatistik: 1 Ground, 1 Spiel, 540km Mietwagen

Chabab Union Khouribga 5:4 Association Liones Khouribga

5. Liga in der hintersten Ecke der Provinz Fés-Meknés

Photos with English commentary (FLICKR):

Sightseeing in the Middle Atlas Region: Tighboulah, Bouleman, Missour, Enjil, Zaouia

Am Samstag suchte ich die höchstklassigste Partie in der Provinz Fés-Meknés raus. Diese fand in der hintersten Ecke statt. Wenn schon die Profiliga pausiert, ist das perfekt!

Über Sefrou ging es via Tighboulah mit tollen Schluchten und Serpentinenstraßen nach Bouleman. Seit Sefrou gab es auf der Strecke fast nur Lehmbauten, nun auch wieder Kolonialstil und größere Moscheen. Einige Kilometer blieb die Berglandschaft noch grün, doch nach Passieren eines weiteren Höhenzugs gab es nur noch spärlichen Bewuchs. Dieser Teil des Mittleren Atlas liegt im Regenschatten und fällt dann nach Missour hin in eine Wüstenebene ab.

Sehenswert in der Ecke ist am ehesten Enjil, was wir erst nach dem Spiel besichtigten. Das Dorf hat Wehrmauern und einige größere Gebäude. Im benachbarten Zaouia gibt es auch noch ein ummauertes Gotteshaus. In Enjil sind die Bolzplätze auch kurios: Halbfeld mit 6x2m großen Toren und Handballfeld mit Handballtoren und ein Minispielfeld noch neben der Moschee. Da waren gerade etwa zehn Kinder, überwiegend Mädchen in Aktion. Habe ich in Deutschland noch nie erlebt (aber auch noch in keinem anderen europäischen oder arabischen Land), dass mehr Mädchen als Jungen auf einem Bolzplatz kicken...

Missour selbst war dann noch schlimmer als gedacht: Einen schönen Blick hat man von mehreren Felsen, die Wege durch die Oasen sind nett, doch ist der Ort staubig, öde, architektonisch uninteressant und vielfach heruntergekommen. Wir gingen in einer Kaschemme essen, wo es ordentliche Broiler mit Salat (gemischter Salat heißt in Marokko z. B. Nudeln, Reis, Kartoffeln, Rote Beete und Tomaten) gab. Kurz vor uns wurden vier Herren am Tisch im Obergeschoss fertig, die ich anhand der mitgeführten Mappe als das Schiedsrichtergespann des anstehenden Fünftligakicks identifizieren konnte...

Boulemane

Mouloudia Missour

0 : 3 (0:1)

Hilal Athletique Nador

- Datum: Samstag, 29. April 2023 – Beginn: 16.00
- Wettbewerb: Amateur 2, poule Nordest (El-Qism th-Thani lil-Houate, ech-chatr ech-chemal ech-charqi; 5.
Spielklasse im marokkanischen Fußball, 3. Amateurliga)
- Ergebnis: 0-3 nach 96 (47/49) Minuten – Halbzeit: 0-1

- Tore: NN

- Gelbe Karten: NN

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Stade de Sport Missour (Kap. 1.500, davon 500 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 300 (davon ca. 40 Gästefans)
- Spielbewertung: 5,0/10

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5th Division Football: Mouloudia Missour vs. Hilal Nador

Das Stadion von Missour ist ganz OK. Liegt an einer Moschee, wenn man auf der Tribüne oben sitzt hat man etwas Blick über die Landschaft mit den Oasen. Die Tribüne ist in den üblichen dunklen Rottönen gehalten und hat ein Dach sowie Schalensitze. Ansonsten kann man um den Platz herum stehen, hat dort aber den Zaun vor der Nase. Seit einigen Jahren ist der Platz Kunstrasen, nicht mehr Lehm.

Die Trainer der beiden zuvor hier aktiven Jugendmannschaften von Mouloudia und Hilal hatten gut zu tun, ihre U13 und U15 Chaoten zu bändigen, die nun die Männerpartie verfolgten. Uns Ausländer zugelabert, untereinander ständig übelst beleidigt, Spieler und Schiris dummgemacht – dumme Berber-Wänster halt...

Der Tabellenführer war die 330km einfache Richtung gekommen, um dem Drittletzten den entscheidenden Schubs Richtung 6. Liga zu verpassen. Das mittelmäßige Spiel war erst ausgeglichen, doch Hilal nutzte einen Abpraller konsequent zum 0:1 vor der Pause. Nach der Halbzeit zwei starke Schüsse in der Schlussphase zum 0:3 Endstand.

Ein Jugendlicher zeigte sich uns gegenüber enttäuscht vom Spiel und erklärte, dass in Missour einfach nicht mehr gut Fußball gespielt wird und in dem Ort alles den Bach runterginge. Diese abgelegene und öde Lage dürfte in der Tat dazu führen, dass Missour einen Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen hat. So hoch sind die Geburtenraten in Marokko nämlich seit einigen Jahren nicht mehr, als dass sie größere Abwanderung in den strukturschwachen Regionen komplett ausgleichen könnten. Zum Aussterben ganzer Landstriche wie in Ostdeutschland z. B. ist es aber ein ganz weiter Weg und den wird Marokko aufgrund des leicht aber kontinuierlich steigenden Wohlstands sowie der Landeskultur wohl auch kaum begehen.

Am Abend in Ain Cheggag war nun auch Driss endlich von Montage zurück. Wir fuhren noch nach Fés rein und besuchten Mohammed, den ältesten Sohn der Familie und dem einzigen, der schon eine eigene Familie gegründet hat. Seine Frau Wafae und die einjährige Tochter Firdous lernten wir dann auch kennen. Die kamen dann gleich mit uns nach Ain Cheggag mit für die beiden anstehenden Tage. Dafür spendierten die uns erstmal eine Runde Schnecken an einem der Stände im Stadtteil Ain Smen. Marokko ist wohl das einzige islamische Land, wo Schnecken zum Verzehr gezüchtet werden.

Nachdem uns Mohammed noch seinen eigenen Friseursalon präsentiert hatte, ging es nach Ain Cheggag zurück, wo es gegen Mitternacht noch ein richtiges Abendessen gab.

Tagesstatistik: 1 Ground, 1 Spiel, 440km Mietwagen

Mouloudia Missour 0:3 Hilal Nador

Sieben Leute auf fünf Sitzen sowie fünf Tore im Nationalpark Tazekka

Photos with English commentary (FLICKR):

Sightseeing just outside Fés: Ain Hamara, Barrage Sidi Allal Elfassi, Bab Sgharna, El Menzel

Sightseeing in Taza Region: Kassioua, Barrage Bab Louta, Ait Boudriss

Der Sonntagsausflug war dann wie damals im Auslandssemester: Ein interessantes Spiel rausgesucht, Besichtigungen drumherum geplant – und da es entsprechend viele Interessenten gab, einfach mit sieben Leuten im Fünfsitzer los. Sah dann halt diesmal so aus, dass mein Vater als Beifahrer bequem Platz hatte, während hinten Driss, Khadija, Ghita und Wafae auf den drei Sitzen zusammenrückten. Baby Firdous hockte entweder auf dem Schoß ihrer Mutter Wafae oder auf Ghitas Oberschenkeln.

So fuhren wir mehrere Stunden lang durch die ausgenommen schönen Berglandschaften zwischen Fés und Taza, am tief eingekerbten Stausee Allal Elfassi, bei Bab Sgharna und El Menzel, über Ribat Elkheir nach Kassioua und zum Stausee Bab Louta, wo wir picknickten.

Ain Hamara

Club Athletique Bouhlou

3 : 2 (2:0)

Union Sportive de Fés

- Datum: Sonntag, 30. April 2023 – Beginn: 16.00
- Wettbewerb: Ligue Regionale Fés-Meknés, Division Honneur I, groupe 3 (El-Botola el-jihaouia lil-qism ech-cherfi l-ououel, majmouah th-thalitha; 7. Spielklasse im marokkanischen Fußball, 5. Amateurliga)
- Ergebnis: 3-2 nach 103 (47/56) Minuten – Halbzeit: 2-0

- Tore: NN

- Gelbe Karten: NN

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Stade Massira Ahl Boudriss (Bouchfaa; Kap. 1.500 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 150 (davon ca. 5 Gästefans)
- Spielbewertung: 7,0/10

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7th DIVISION FOOTBALL IN AHL BOUDRISS (BOUCHFAA MUNICIPALITY): ASC BOUHLOU – UNION SPORTIVE DE FÉS

Vom Stausee Bab Louta war es dann nur eine knappe halbe Stunde bis nach Ahl Boudriss, einem Ortsteil der Gemeinde Bouchfaa, westlich von Taza im Nationalpark Jebel Tazekka auf 1000 Metern Höhe. Der Nationalpark ist sehr waldreich, wobei es in einer der Nachbargemeinden einen größeren Waldbrand gegeben hatte. Es grünt da trotzdem wieder.

Um den herrlich gelegenen Fußballplatz herum grünt es erstrecht. Dichter Nadelwald, durchsetzt mit einzelnen Laubbäumen und Büschen. Der sandige Lehmplatz wurde auf einer aufgeschütteten Fläche, die z. T. aus dem Abraum, der aus dem Steilhang geprügelt wurde, aufgebaut wurde, angelegt. Auf dem Steilhang kann man prima sitzen. Die Ordner zeigten uns den am wenigstens anstrengenden Weg da hoch. Interessant ist auch das kleine Vereinsgebäude mit den Umkleiden: eine Holzhütte mit modernem solarbetriebenen Wasserversorgungstank.

Das überwiegend aus Berbern bestehende Publikum war sehr fair und auch wenn außer unseren Mitfahrerinnen kaum Frauen anwesend waren und wir daher für Gästefans gehalten wurden, wurde man weder blöd angeglotzt noch angepöbelt. In Missour oder weiter südlich z. B. sieht das ja anders aus.

Das nach dem Grünen Marsch in die West-Sahara (Massira al-Khadra) benannte Stadion ist eines der schönsten in Marokko. Es ist die Heimspielstätte für mehrere Vereine aus der Gemeinde Bouchfaa, die alle 6. bis 8. (unterste) Liga kicken. Heute war der Siebtligist aus dem benachbarten Ortsteil Bouhlou Gastgeber. Tabellenführer in der Staffel 3 dieser 1. Kreisklasse oder Kreisliga B. Zugast ein Mittelfeldteam aus Fés, Ittihad bzw. Union Sportive (US). Traurig, wo USF gelandet ist. Der Verein ist mit dem Gründungsjahr 1915 wohl der älteste noch existierende marokkanische Fußballverein bzw. Mehrspartenverein mit Fußballabteilung. Sie nahmen wohl auch schon an der ersten offiziellen Fußballmeisterschaft (Vorläufer der heutigen Botola Pro) in der Saison 1915/16 teil. Damals spielte man in mehreren Staffeln im französisch-besetzten Marokko sowie im spanisch-besetzten Marokko separate Meisterschaften aus. Ende der 20er bis in die 50er Jahre spielten die Sieger gar eine Meisterrunde mit den anderen französischen Kolonien in Nordafrika (Algerien und Tunesien) aus. Da war US Fés aber schon nicht mehr so erfolgreich. 1924 und 1925 holte sie jedoch zwei Mal den Meistertitel für Französisch-Marokko. Leider sind die Daten zu den Meisterschaften vor der Unabhängigkeit extrem lückenhaft und auch auf Französisch oder Arabisch nicht herauszufinden.  

Mit der Unabhängigkeit verschwand die Fußballabteilung von US Fés bald in der Bedeutungslosigkeit der regionalen Ligen. Heute also Mittelfeld der zweituntersten Liga, die meisten Heimspiele finden daher auch nicht mehr im Stade Hassan II (Naturrasen und 10.000 Sitzplätze) sondern auf einem der Kunstrasenplätze im Sportkomplex Saadienne (1.000 Stehplätze) statt. Die einzige erstklassige Abteilung von US Fés sind die Rugbyspieler – doch weder die Männer noch die Frauen sind da auf Meisterschaftskurs, nur immerhin noch 1. Liga. Erfolgreich ist auch die Schwimmabteilung, die die Anlage neben dem Stade Hassan II nutzt. Andere Abteilungen, die allesamt zumindest etwas erfolgreicher als die Fußballer in Marokko agieren, sind Handball, Volleyball, Basketball, Tennis, Tischtennis und natürlich Petanque (also Boules oder wie es auf Arabisch heißt „kurat al-hadidiya – Eisenball“).

Auch heute vergeigte die Fußballabteilung dieses sehr interessanten Clubs ihre Partie. Die Torwart schien sonst auf dem Feld mitzukicken, griff jedenfalls toll daneben und die Weitschüsse sowie sonstigen Angriffe von Bouhlou waren auch sehenswert und dem Tabellenplatz angemessen. 2:0 bei Halbzeit. Der Gast kam aber verwandelt aus der Pause und traf erst vom Punkt und dann aus Nahdistanz zum Ausgleich. Es war dann aber wieder der Torwart, der Scheiße baute und einen Stürmer von Bouhlou am Elfmeterpunkt umnietete, sodass es nun für die Gastgeber Elfer gab. Dieser war scharf geschossen und rutschte unter seinem Körper durch. Ein paar Minuten später wurde ein Ersatzmann für ihn eingewechselt. Der war auch unsicher, kassierte aber wenigstens keinen weiteren Treffer mehr. Ittihad kam leider dennoch nicht mehr zum Ausgleich.

Nach diesem sehr schönen Spielbesuch fuhren wir die schöne Straße durch die Schlucht nach Oued Amlil und von da die Bundesstraße nach Sidi Harazem bzw. Fés und Ain Cheggag. Einmal hielt uns die Gendarmerie an, allgemeine Verkehrskontrolle, gespannte Blicke auf der Rückbank, ob der nun was kassieren will. Aber der Uniformierte wollte nur mal prüfen, ob die Karre wenigstens versichert ist, wenn denn schon mehr mitfahren als erlaubt...

Tagesstatistik: 1 Ground, 1 Spiel, 280km Mietwagen

ASC Bouhlou 3:2 Union Sportive de Fés

Ausflug ans Meer mit Beachsoccer in Ksar Sghir

Photos with English commentary (FLICKR):

Day out at the Beach: Ksar Sghir (Mediterranean)

Am Sonntag musste Driss arbeiten, sodass es für die Damen auf der Rückbank bequemer war mit dem Sitzen. Nur Baby Firdous hockte dann halt immer wechselweise bei Mutter, Oma oder Tante auf dem Schoß. Dafür, dass der Hinweg über die Landstraßen so furchtbar lahm und anstrengend war, verhielt die Kleine sich auch sehr ruhig. Die Landschaft zwischen Ouezzane, Chefchaouen und Tetouan ist herausragend.  Auch hier blieb eine Kontrolle der Polizei folgenlos. Wie sehr Marokko durch Auswanderung geprägt ist, bekam ich dann kurz vor Chefchaouen noch mal in anderer Form präsentiert: Erst kürzlich hatte ich erfahren, dass Khadijas jüngste Schwester Faiza, mit der ich im Auslandssemester immer mal was unternommen habe – und in so einer Konstellation als vermeintliches Ehepaar (denn nur gute Freunde geht nach Meinung vieler Marokkaner, deren Meinung man gar nicht hören will, ja nicht) erlebt man in Marokko so einiges Kurioses – mit ihrem Mann und Sohn Anfang des Jahres nach Kanada ausgewandert ist. Allerdings nur ein Zweijahresvertrag und nicht sicher, ob sie überhaupt bleiben will. Tja, irgendwann noch vor Corona meinte sie noch zu mir, sie könne sich nicht vorstellen ins Ausland zu gehen, außer für Urlaubsreisen. Jetzt rief sie von ihren Weg zur Frühschicht in Montreal Khadija an und ließ meinen Vater und mich grüßen. Gerade als wir auf der Umfahrung von Chefchaouen waren, wo wir 2014 mal eine sehr lustige Tour zu zweit gemacht hatten...

Endlich in Ksar Sghir angekommen, parkten wir auf einem der privaten bewachten Stellplätze und gingen dann unweit der namensgebenden Festung „Kleines Schloss“ an den Strand. Dort gibt es auch Rettungsschwimmer, wobei ich nicht weiß, wie viel die zu tun kriegen, denn so wenig verbreitet sind zumindest Grundkenntnisse im Schwimmen oder Schwimmkurse an Schulen auch wieder nicht. Ghita zum Beispiel kann sicher schwimmen – die interessiert sich aber auch für alles sportliche, was die drei großen Brüder machen und will das auch immer alles können, daher auch das Interesse an Fußball, trainieren verschiedener Sportarten, die in Ain Cheggag gerade als Kurse angeboten werden (Taekwondo, Fitness usw.) und auch das Fahrrad- und Motorradfahren. Führerschein für Auto und Motorrad muss dann in diesem Jahr natürlich auch noch sein, denn sonst fühlt sie sich nicht modern und emanzipiert. Bei Wafae sieht das anders aus, da sie aus (noch) einfacheren Verhältnissen als meine Gastfamilie kommt. Auf dem Rückweg sagte sie mir, dass sie zum ersten Mal Autobahn fährt. Eine Berufsausbildung hat sie keine, Schwimmen hat sie nie gelernt, schaut zwar auch gerne Fußball aber hat nie im Verein Sport gemacht und als verheiratete Frau will sie das Wehren und Verteidigen lieber auf ihren Mann abschieben, was Ghita und Sara ihr vor ein paar Wochen mal austreiben wollten. Für Nahkampf mit den beiden war Wafae aber wohl genauso wenig zu begeistern, wie für Ghitas Versuch hier in Ksar Sghir, sie zum Reinspringen in Wellen und Schwimmübungen im bauchtiefen Wasser zu bewegen...

Ksar Sghir

Club Ksar Magaz (Ksar Sghir)

5 : 3 (3:0 / 1:1 / 1:2)

S.E.B. Maghreb Tanger 1919

- Datum: Montag, 1. Mai 2023 – Beginn: 17.15
- Wettbewerb: Botola el-jihaouia lil-kurat el-qaddam ech-chateiyya Tanger/ Tetouan/ Al-Hoceima (Regionalmeisterschaft im Strandfußball Tanger/ Tetouan/ Al-Hoceima; 2. und unterste Spielklasse im marokkanischen Beachsoccer)
- Ergebnis: 5-3 nach 45 (3x15) Minuten – Drittel: 3-0, 1-1, 1-2

- Tore: NN

- Gelbe Karten: NN

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Plage Ksar Magaz (Beachsoccerplatz am öffentlichen Strand Ksar Magaz in Ksar Sghir; Kap. 400 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 250 (davon ca. 10 Gästefans)
- Spielbewertung: 7,0/10

Club Sportif Ajax Tanger

3 : 2 (1:0 / 1:1 / 1:1)

Association Al-Boughaz Tanger

- Datum: Montag, 1. Mai 2023 – Beginn: 18.30
- Wettbewerb: Botola el-jihaouia lil-kurat el-qaddam ech-chateiyya Tanger/ Tetouan/ Al-Hoceima (Regionalmeisterschaft im Strandfußball Tanger/ Tetouan/ Al-Hoceima; 2. und unterste Spielklasse im marokkanischen Beachsoccer)
- Ergebnis: 3-2 nach 45 (3x15) Minuten – Drittel: 1-0, 1-1, 1-1

- Tore: NN

- Gelbe Karten: NN

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Plage Ksar Magaz (Beachsoccerplatz am öffentlichen Strand Ksar Magaz in Ksar Sghir; Kap. 400 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 200 (überwiegend Neutrale aus Ksar Sghir)
- Spielbewertung: 5,5/10

Photos with English commentary (FLICKR):

BEACH SOCCER IN KSAR SGHIR: KSAR MAGAZ – MAGHREB TANGER & AJAX TANGER – BOUGHAZ TANGER (KSAR MAGAZ BEACH)

Wir seilten uns dann noch ans andere Ende des Strandes ab: Vor den relativen schicken mediterranen Häusern an der Promenade, befindet sich in Sichtweite der großen Hafenanlagen ein Beachsoccerfeld. Zwar keine Tribünen wie am Aktivstrand in Warnemünde, aber viel geileres Panorama: moderner Hafen, ältere landestypische Häuser, schöner Sandstrand, Blick ins Gebirge auf marokkanischer sowie gegenüberliegend spanischer Seite, links auch die Festung... Auf der Promenade konnte man prima zugucken. Es fanden sich aber auch weit über 200 Zuschauer ein, teilweise ziemliches Bruchvolk. Aber für weniger Pöbelpublikum hätten wir nach Martil zu dem Doppelspieltag dort fahren müssen; Martil ist für Marokko das, was Sylt für Deutschland ist...

Jedenfalls ist Strandfußball in Marokko weiter verbreiteter als in Deutschland. Futsal ist ja sogar viel populärer als bei uns. Was den Beachsoccer angeht, ist aber auffällig, dass fast ausschließlich wirklich in See- oder Hafenstädten an natürlichen Stränden gekickt wird. Rostock (Robben und Versandkostenfrei) ist in Deutschland hingegen so ziemlich der einzige Beachsoccerstandort am Meer. Hier in der 2. Liga Nord spielen v.a. Teams aus Tanger, Tetouan und Martil – und eben eine Mannschaft aus dem kleinen Ksar Sghir, dass nur Kleinfeldfußball und Beachsoccer hat. Es gibt gar keinen Großfeldplatz im Dorf. Andere Erst- und Zweitligisten kommen z. B. aus Rabat, Casablanca oder  Agadir. Kuriose Ausnahme ist Smara, die einzige weit weg von der Atlantikküste liegende Stadt der Westsahara: die haben es 250km zum Meer und schütten daher ihren Saharasand spieltauglich auf eine Freifläche um Beachsoccer zu zocken... Ein weiterer Unterschied zu Deutschland: Es wird nicht in Turnierform, sondern in Ligaform gespielt. Ein Spiel dauert 3x15 Minuten effektiv.

Die Heimmannschaft vom namensgebenden Strand Ksar Magaz trat zuerst an. Der 1919 gegründete Verein Maghreb Tanger (damals natürlich erstmal nur Großfeldfußball im Angebot, kein Beachsoccer) wurde anfangs kräftig überrollt. Ein tolles Spiel das im ersten Viertel 3:0 stand. Ksar Magaz war weiterhin die bessere Mannschaft, doch der Gast kam nach und nach etwas ins Spiel. Am Ende wurde es noch mal eng, doch mehr als ein 5:3 erreichte Maghreb Tanger nicht mehr. Hier wurde wirklich guter Strandfußball gezeigt!

Das zweite Spiel war vor allem in den ersten 20, 25 Minuten deutlich schwächer, sah aber immerhin eine furiose Schlussphase und war noch enger. Spielerisch waren beide Teams aber deutlich dahinter einzusortieren. Ajax gewann am Ende 3:2 gegen Boughaz. Beide Teams sind aus Tanger und spielten wohl nur hier, weil der Stadtstrand Tanger mit vier anderen Paarungen an diesem 1. Mai zu stark belegt war.

Da Khadija nicht so viel von den Gaststätten in Marokko hält, fuhren wir danach bis Ain Cheggag durch. Das Abendessen kurz nach Mitternacht war für uns kein Problem, andere Europäer jammern natürlich rum, wenn nach 20, 21 Uhr erst gegessen wird. Der Rückweg über die Autobahn war zwar über 100km länger, als über die Landstraßen hin – doch mehr als eine Stunde schneller! Aufgrund der Maut von gut 13€ und mehr Benzinkosten aber etwa doppelt so teuer. Kein Wunder also, dass Wafae weder mit ihrer Familie noch mit Mohammed jemals diese Autobahn benutzt hat...

Tagesstatistik: 1 Ground, 2 Spiele, 790km Mietwagen

Ksar Magaz 5:3 Maghreb Tanger

Vor der Abreise noch ein C-Junioren-Spiel auf dem Hartplatz am Wasserturm

Photos with English commentary (FLICKR):

Ain Cheggag from the rooftop...

Am Dienstag ging es dann leider schon wieder zurück. Ich hätte noch um eine Woche verlängert, wenn ich gewusst hätte, dass die Fußballmafia FRMF die Erstligaspiele wie Berkane gegen Maghreb Fes erst am 5. und 6.5. ansetzt. Aber bei diesem Drecksverband weiß man das ja erst eine Woche vorher. Naja, nächstes oder übernächstes Jahr komme ich mal wieder; dann außerhalb von marokkanischen Feiertagen und dementsprechend eher zu einem Spieltag der Botola Pro.

Nach dem Frühstück gab es aber tatsächlich noch an einem Dienstagvormittag Fußball. Erstmal sorgte aber Ghita dafür, dass wir von Ryanair nicht abgezockt werden. Eine Kostenfalle die ich bisher noch nicht kannte: Um nicht um 55€ von Ryanair betrogen zu werden, checkt man online 24 Stunden vor Abflug ein. Soweit so bekannt. Doch gibt es Flughäfen wie diese Klitsche in Fés-Saiss, die keine Handy-Bordkarten lesen können. Also muss man die heruntergeladene Bordkarte aus der App heraus ausdrucken. Da meine Gastfamilie natürlich keinen Drucker zuhause hat, ging es zum „Ilyas Shop“. Der ist, wenn man nach Süden durchs Dorf fährt kurz vorm Kreisverkehr in der Ortsmitte rechts. Daneben ist auch der einzige Geldautomat (Volksbank, Banque Populaire, Bank Chaabi) im Ort. Die sehr freundlichen Mitarbeiterinnen gaben mir das Wifi-Passwort, ich schickte die Bordkarten per WhatsApp, die druckten das für zusammen 36 Cent aus und ich vermied 2x25 Euro „Service“-Gebühr bei Drecks-Ryanair. Für so etwas wie das Ausdrucken von Bordkarten Geld zu verlangen, zeigt wieder nur die gute alte kriminelle Energie der Iren, die aus der früher schlimmen Armut dieser damals noch wirklich abgelegenen Insel resultiert. Bei der türkischen Pegasus Airline wird sowas nicht gemacht.  

Amjad Ain Cheggag U15 2:1 Atlas Sefrou U15

Club Amjad Ain Cheggag (Fityan / U15)

2 : 1 (1:0)

Club Sportif Atlas du Sefrou (Fityan / U15)

- Datum: Dienstag, 2. Mai 2023 – Beginn: 10.30
- Wettbewerb: Ligue Regionale Fés-Meknés, Jeunesse U15, groupe Sefrou (El-Botola el-jihaouia lil-fityan that es-sinn 15, majmouah Sefrou; 3. und unterste Spielklasse der C-Junioren)
- Ergebnis: 2-1 nach 75 (37/38) Minuten – Halbzeit: 1-0

- Tore: NN

- Gelbe Karten: NN

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Stade Stay Chkof (Ain Cheggag; Kap. 750 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 65 (davon ca. 20 Gästefans)
- Spielbewertung: 4,5/10

Photos with English commentary (FLICKR):

Under-15 League in Ain Cheggag: Amjad vs. Atlas Sefrou

Ein Stückchen weiter südlich vom Kreisverkehr kommt erst die Gemeindeverwaltung – die ganzen Ämter waren gut besucht und dementsprechend auch der Copyshop von Ilyas, da man dort die ganzen Passkopien und sowas macht.

Direkt neben der Verwaltung liegt dann das Herzstück des leider (bis auf zwei Moscheen und etwas Landschaft vielleicht) sehenswürdigkeitenfreien Dorfes: Ein staubiger Hartplatz an einem markanten Wasserturm mit einem niedrigen Zaun mit Mauer drumherum und einzelnen Bäumen auf den Brachflächen zu den angrenzenden Straßen hin. Wie mir Hamza, der mal bei Wifak Ain Cheggag spielte, sagte: Aus dem Kunstrasenprojekt ist immer noch nichts geworden und Tribünen, die super auf die Seite vor dem Wasserturm oder auch ein paar Stufen vor den großen Baum gegenüber passen würden, wurden ebenfalls noch nicht realisiert. Anders als in Deutschland, wo man so etwas wegen Lärmschutzklagen, Kostenexplosionen, Klagen nach EU-weiter Ausschreibung, Umweltauflagen und/oder Desinteresse der vollgefressenen Politikerkaste am Sport nicht realisiert, ist in Ain Cheggag das Problem, dass die Stadtverwaltung in den letzten Jahren mehrfach auseinandergenommen wurde (u.a. Geldwäsche, Vorteilsannahme etc.) und in dem ganzen Chaos immer die Anträge auf die Fördergelder vom Verband verpennt wurden. So hat Ain Cheggag nach wie vor einen der schlechtesten Plätze der Region, obwohl Wifak nun Männer, Junioren, Juniorinnen und Amjad sogar noch mehr Teams (Männer, Alte Herren, Frauen, Junioren aller Klassen und Juniorinnen aller Altersstufen) hat. Hier teilen sich also mehr als 20 Mannschaften aus zwei Vereinen einen Platz. Amjad (Ehre, Glorie) hat – auch im Wappen erkennbar – mehrheitlich berberische Spieler, Wifak (Entente, Einigkeit, Vereinigung) hingegen überwiegend Araber. Der Ort ist ja etwa 60:40 Berberisch/Arabisch gemischt – soweit ich weiß, ist das bei Ortsderbys aber kein Sicherheitsproblem und anders als deutlich weiter südlich bei berberischen Vereinen öfters mal vorkommt, wird man auch in Ain Cheggag nicht angepöbelt als Ausländer.  

OK, warum aber nun ein Kick heute Vormittag? In Marokko ist es üblich, dass Juniorenspiele in den Schulferien unter der Woche vormittags stattfinden. So auch diese C-Junioren Kreisligapartie zwischen Amjad Ain Cheggag und Atlas Sefrou. Die Gäste kamen recht unpünktlich mit einem unmöglichen Transporter und auffälligen, hinten nur in Berberisch beflockten Trikots aus der 30km entfernten Kleinstadt. Das Schiedsrichtergespann bummelte auch ohne Ende, da sie wohl die Kabinen hintereinander benutzten mussten: Die junge Frau an der Linie hatte halt keine eigene Kabine in diesem kleinen Vereinshaus...

Aber auch hier wieder volles Gespann bei einer so niederklassigen U15-Partie! Kürzlich erst in Bosnien vergleichbares gesehen – und die haben dort ja eine genauso unvorteilhafte Altersstruktur wie wir in Deutschland. In Niedersachsen schaute ich ja die nächste U15-Partie ganz unten: Von den drei Partien die mit Abstand schlechteste und der angesetzte Schiri (natürlich ohne Linienrichter) erschien nicht, sodass ein Ersatzmann ohne Karten und Zettel pfiff. Genau wegen sowas bin ich hinsichtlich des deutschen Fußballs absolut nicht optimistisch: Sport spielt in Deutschland eine immer geringere Rolle – hier wird noch vieles wegbrechen!

Die Partie in Ain Cheggag war jetzt natürlich auch nicht gerade Weltklasse, aber ein Foulelfmeter direkt in den Winkel und ein Freistoß aus spitzem Winkel in den langen Torwinkel sorgten für eine 2:0 Führung für Amjad Ain Cheggag. Atlas Sefrou gelang nur noch der Anschlusstreffer: Ecke per Kopf verlängert ins lange Eck. Ein auch verdienter 2:1-Sieg für die Jungs aus dem Dorf meiner marokkanischen Gastfamilie – und ein klasse Abschluss für diese sehr schöne Tour!

Wir mussten dann noch den Mietwagen reinigen – mit Trinkgeld 3€ – und selbigen volltanken (Diesel um die 1,10€ und Benzin um die 1,20€; was verglichen mit der Kaufkraft Spritpreise um die 3,50€ in Deutschland bedeuten würde – also so wie die marokkanischen Fleischpreise auch ein feuchter Traum der menschenfeindlichen deutschen Grünen).

Der Flieger hob leicht verspätet ab und landete daher auch 10 Minuten nach der Zeit in Weeze. Für Ryanair ungewöhnlich, aber da wir ja nur Handgepäck hatten und es sich um eine Verspätung handelte, die bei der DB noch als „pünktlich“ zählen würde, störte uns das nicht weiter.

In Weeze holten wir noch mal Kapsalon-Kebab, was wir mitnehmen und im Auto essen mussten, weil ja 21.30 oder 22 Uhr schon geschlossen wird. Wäre in Marokko um die Zeit natürlich nicht passiert – in der Türkei auch nicht.

Dann ging es zügig über die Autobahn nach Braunschweig und am nächsten Morgen wieder arbeiten...

Tagesstatistik: 1 Ground, 1 Spiel, 2.130km Flug, 400km Auto (davon 20km Mietwagen)

Ain Cheggag

Statistik der gesamten Tour:

- Grounds: 3.365 (7; diese Saison: 237 neue)

- Sportveranstaltungen: 4.762 (8; diese Saison: 281)

- Tourkilometer: 8.040km (4.260km Flugzeug und 3.780 km Auto, davon 3.010 km Mietwagen)

- Saisonkilometer: 56.960 (39.210 Auto, davon 9.030 Mietwagen/ 15.060 Flugzeug/ 2.630 Fahrrad/ 60 Bus, Bahn, Straßenbahn / 0 Schiff, Fähre)

- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 5 [letzte Serie: 12, Rekordserie ohne 0-0: 178]

- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 2 des Jahres 2021 (04.-10.01.), d.h. seit 123 Wochen in Folge [letzte Serie: 30 Wochen von KW22/2020-51/2020; Rekordserie: 711 Wochen von KW 31/2006 bis KW 11/2020].

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