Mittwoch, 27. Februar 2013

W343X: Übersichtliche Übersicht & Fragen fragen => Algerien Tour (21/21)

* Inhaltsverzeichnis: *
Einleitung: Einleitung und Updates
Tag 1: Anreise, Automiete und Algiers Altstadt
[Groundhopping] Tag 2: Länderpunkt mit Ligaalltag und mit Sommerreifen nachts durch den Schneeregen in der Kabylei
[Groundhopping] Tag 3: Bengalos und brennende Zeitungen; Nach der Frauen- und U20-Liga auch die 1. Profiliga beim Meister in Sétif
Tag 4: Römische Ruinen im Schnee
Tag 5: Constantine und Umgebung; Brücken, Schluchten, Römische Ruinen und Stau
[Groundhopping] Tag 6: 2x Pyro, 2x Schlägerei; Für ein Spiel zwischen Algeriern und Ägyptern extrem wenig
Tag 7: Von Algier über Tipaza nach Oran
Tag 8: Die beiden großen Städte Westalgeriens; Oran und Tlemcen
[Groundhopping] Tag 9: Amateurfußball in der Großstadt und auf dem Land
[Groundhopping] Tag 10: Miese Städte aber schöne Sportanlagen und sehenswerte Spiele
Tag 11: Ab in die Wüste; 580km Landstraße bis Ghardaia
Tag 12: Von Oase zu Oase: Das Highlight mit Ghardaia gleich zu Beginn
Tag 13: Von der Wüste wieder in die Berge: El-Oued nach Batna
Tag 14: Römische Ruinen im Bezirk Batna
Tag 15: Verstecktes Weltkulturerbe – Die einzige mittelalterliche Burg Algeriens
[Groundhopping] Tag 16: Fußball in der Provinz bei Sétif – Rekordbesuch beim Jugendpokal und 10 Minuten Nachspielzeit
[Groundhopping] Tag 17: In einem anderen Land; Fußball in Tizi Ouzu in der Kabylei
Tag 18: Rückreise mit der üblichen Lufthansa-Verspätung
Zusammenfassung: Zusammenfassung Algerienreise 2013
Fragen zu Algerien: s.u. (3. Absatz)

* Fotoalben: *
a) Algiers - The Capital of Algeria 
- Einige Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt
b) U18: AC Paradou 4:0 Chabab Belouizdad
- Gutes Jugendspiel in einem interessant gelegenen Stadion
c) U20: Raed Chabab Kouba 1:1 Racing Club Arba
- Spektakuläres Stadion, unterdurchschnittliches Spiel
d) RIJA Alger 0:3 GS Pétroliers Alger (Volley-ball Dames 1A)
- Frauenvolleyball in einer zusammengepfriemelten Halle am Stadtrand
e) FC Bejaia 0:2 USF Bejaia (football féminin)
- Frauenfußball in einem kleinen Stadion mit Gedenktafeln und Palmen
f) Mouloudia Olympique Bejaia U20 v AS Bordj Ghedir U20
- Riesen Stadion für 30 Zuschauer, gutes Spiel übrigens!
g) ES SETIF 1:0 JS SAOURA (LIGUE 1 ALGERIENNE)
- Sehr actionreiches Spiel in klasse Chaos-Atmosphäre: so muss das aussehen in der 1. Liga!
h) Roman Heritage in Algeria : Mauretania Caesariensis & Africa Proconsularis 
- Timgad, Djemila und andere römische Ruinen; einige der besten architektonischen Sehenswürdigkeiten des Landes in einem Album!
i) Kabylie Region (Northern Algeria) 
- Berge, Straßen, Schnee, Berge...
j) Kalaa Beni Hammad & Sétif (M'sila & Sétif Districts)
- Burgruine und Berglandschaft in M’sila, eine eher moderne Stadt mit Sétif
k) Constantine : City of Cliffs and Bridges 
- Sehr spektakulär gelegene Stadt!
l) Chabab Belouizdad 1:1 Ismaily SC (Arab Club's Cup)
- Scheiß Platz, aber gute Stimmung und gutes Spiel!
m) Oran & Tlemcen (Western Algeria)
- Die beiden bedeutendsten West-Algerischen Städte
n) ASM Oran Reserve 1:1 MO Bejaia Reserve (Ligue 2, U21)
- Reserveliga im großen Stadion Ahmed Zabana
o) Chabab Sig 2:1 Chabab Riadi Baladiat Ain Turck (Ligue Interregions) 
- Geniales Stadion (Holzbänke, Wellblechdächer) und durchschnittlicher Amateurfußball auf dem flachen Land
p) Afak Relizane 6:0 Alger Centre (Women's Football Cup of Algeria) 
- Starkes Frauenspiel in sehr großem Stadion
q) PO Chlef 2:3 NR Bordj Bou Arreridj (Ligue 1A Hommes)
- Hervorragendes Volleyball, interessante Halle
r) AS Olympique Chlef 3:0 USM El Harrach (Ligue 1) 
- 1. Liga in Chlef wusste nicht ganz so zu überzeugen, wie in den anderen Spielorten, doch trotzdem gute Bilder
s) NORTHERN SAHARA: GHARDAIA - HAMRAIA - Laghouat - El Oued - Ouargla - Touggourt – Tiaret
- Am Nordrand der größten Wüste der Welt: tolle Architektur in Ghardaia, Salzpfanne hinter der Burgruine in Hamraia, Oasen Laghouat, El Oued etc.
t) Batna Region: Aurés Mountains & Rhoufi Canyon 
- Herrliche Berglandschaften!
u) MC El Eulma 4:6pen. USM Alger (Coupe Algerie U17) 
- Jugendspiel mit Elfmeterschießen!
v) Defaa Riadhi Tadjenanet 1:2 Nedjm Chabab Magra (LNFA)
- Amateurfußball in einem halbfertigen Stadion
w) Jeunesse Sportive de Kabylie 1:0 USM Alger (Ligue 1 Algerie) 
- Zum Abschluss der Tour noch Fußball in einem fremden Land: Kabylei gegen Algier!
DSC05220 * Frequentiert Gefragte Fragen zu Algerien *

1. Ich will auch da hin, wie krieg ich so ein scheiß Visum?
Na dann pass ma auf: Du brauchst zwei Visumsanträge (siehe Website der Botschaft), zwei Passbilder (Standardmaße, möglichst neu), dein Flug muss gebucht sein (am besten direkt über Lufthansa mit Lastschriftverfahren, Hin- und Rückticket beilegen) und wenn du nicht fliegen willst, dann Fähre (Fährticket hin/ rück beilegen oder zu Anreisen aus Nachbarländern die Botschaft telefonisch fragen). Hotel muss gebucht sein (am besten IBIS; kann auch wieder storniert werden, wenn dir das viele Geld dafür zu schade ist und du vor Ort was Billiges – immer bei Bushöfen, Häfen und Altstädten gucken! – suchen willst) oder stattdessen eine beglaubigte Einladung durch einen Algerier, wenn du denn einen kennst. Deine Krankenversicherung muss einen Krankenrückholtransport fürs Ausland beinhalten (Schein kopiert abgeben) und am besten die Kreditkarte kopieren. Auf der Botschaftswebsite steht noch so ein Müll, dass man eine Arbeitserlaubnis fürs Touristenvisum bräuchte, aber das ist ein typischer Fall von „Copy and Paste und zu blöd dafür”. Ach so: Wenn die Botschaftsmitarbeiter sich wieder nicht ausscheißen, dann einfach mehrfach anrufen und nachfragen: dann wird der Wisch auch bearbeitet!

2. Ey, haste gesehen, was die beim Auswärtigen Amt schreiben?! Alter, was geht’n da ab?!
Ach was! Das Auswärtige Amt hat auch einige eher schlechte Mitarbeiter, die nicht gut recherchieren, und ist im Zweifel auch lieber übervorsichtig. Der Mitarbeiter, der für Algerien zuständig ist, scheint aber wirklich hohl zu sein. Wenn mal in der Wüste eine Firma überfallen wird und alle paar Monate mal eine Polizeistation beschossen wird, heißt es gleich wieder „Reisewarnung” - In die gefährlichen Regionen des Landes kommt man nicht ohne Sondergenehmigungen und Begleitschutz.
Festzuhalten ist, dass die Hinweise für Algerien größtenteils nicht nur überzogen sondern auch noch falsch sind (z.B. muss keine präzisierte Route angegeben werden und die Gültigkeitsdauer der Visa sind auch andere als angegeben!)
Im Übrigen hat die algerische Regierung in ihrer Arroganz kein Interesse am Ausbau des Tourismus, da man an Erdöl, -gas und anderen Bodenschätzen genug verdient. Man muss sogar davon reden, dass der Tourismus von Seiten einheimischer Eliten bewusst sabotiert wird. Hotels sind ja auch nur auf Buisinessleute und arabische Touristen eingestellt.
Aber wenn du Schiss hast, kannste ja Asiurlaub auf Malle oder Spießerurlaub in Österreich machen und Groundhopping in Tschechien…

3. Was heißt hier Schiss?! Ich komm gleich ausm Bildschirm gehuppt! Also: Wie kommt man dahin, nach Algerien?!
Machn Ruhigen! Also: Wie lange willste bleiben? Ab vier Wochen lohnt sich kaum noch ein Flug (Flug mit Lufthansa von Frankfurt/ Main aus nach Algier = 270-330€: andere Flughäfen teurer), da kann man auch mit dem eigenen Auto nach Spanien und von dort per Fähre (Málaga oder Almería) nach Oran oder bis Genua und per Fähre nach Tunis oder Bizerte in Tunesien und mit dem Auto weiter über den Landweg nach Algerien. Infos bei ADAC und eigener Versicherung einholen – ruhig bei mehreren Leuten, da Sachbearbeiter und Servicemitarbeiter oft etwas doof sind! Auf keinen Fall von Marseille aus reisen: sauteuere Fähre und angeblich auch total asoziale Stadt! Jedenfalls ist man dann klar im Vorteil, weil man seine eigene Karre im Land hat. Wer nicht Autofahren kann, der fliegt halt – vielleicht um Geld zu sparen auch nach Tunis und reist dann mit dem Zug weiter nach Algier (am besten vorher bei der algerischen Botschaft wegen Buchungen von Rückfahrttickets, die für Visa nötig sind, vorsprechen!). Von den anderen Nachbarstaaten ist eine Einreise kaum möglich...

4. OK, also ich hab jetzt n Flugticket, n Visum – das Hotel will ich aber stornieren... Also: wie war das noch mal mit den günstigen Hotels vor Ort? Und gibt es auch in einem „untouristischen” Land Restaurants?
Hotels gibt es nicht wenige. Vor allem preisgünstige, also für 10, 20€ kriegt man schon ein Doppelzimmer mit nicht zu hohem Standard. Diese sind allerdings nicht immer so leicht zu finden, sodass man manchmal auch in mittelmäßigen Hotels für 30-40€ das DZ landet. Wenn man einen Bahnhof oder Busbahnhof gefunden hat, ist meistens ein güntiges Hotel nicht weit. Wenn es doch weit ist oder man zu einem Devisenhotel (weniger streng als in der DDR, aber es gibt Hotels, die sind eigentlich nicht für Ausländer gedacht) geschickt wird, einfach Leute wie Ladenbesitzer und Imbissbudenbetreiber fragen. Apropos Imbiss: verhungern muss man auch nicht, es sei denn vielleicht im Ramadan. Aber jedenfalls gibt es Restaurants aller Preislagen. Auch hier ist Preis-Leistung und Qualität reine Glückssache. Man kann für 3-4€ pro Person miesen Fraß aber auch gute Grillsachen mit Salat bekommen. Wenn es auf die 8€ pro Person zugeht, ist es fast immer gut. Außer in Tizi Ouzu habe ich überall gratis Wasser (Flasche, nicht Hahn) an den Tisch bekommen, sodass man an Getränken meist sparen kann.

5. Ach so: wie soll ich jetzt eigentlich in dem Land herumreisen?!
Na mitm Fahrrad, du Lutscher... Na ja, OK... Wenn man weniger Zeit hat oder nicht so sportlich ist, tut’s ein Mietwagen am besten. Problem: schweineteuer! Das einzige, was preislich deutlich unter Deutschland liegt und auch vorbuchbar ist, ist „rapidecar.com” – auf keinen Fall Hertz (völlig überteuert!) oder die unzuverlässigen Gauner von Europcar und Sixt, die sich wohl ohnehin aus Algerien zurückziehen wollen. Bei Rapidecar sind allerdings die Autos oft ziemlich alt und schlecht.
Also vielleicht doch lieber Bus und Bahn? Im Norden ist das Netz v.a. von Bus wohl ganz gut, nur kann ich dazu mangels Erfahrung keine Tipps geben!

6. So, alles klar. Planung steht. Sehenswürdigkeiten gibt es da ja genug. Muss ich was beachten, wenn ich Djemila oder Algier-Casba angucken will?
Na ja, ist halt kein Tourismusland. Die touristische Infrastruktur ist absolut unprofessionell. Mangelhafte Beschilderung und Öffnungszeiten wie in der DDR (allerlängstens 9-17 Uhr). Aber interessant ist, dass man nur 20 Dinar (0,19€) Eintritt überall zahlt, Verbotsschilder nicht zu beachten brauch und im Übrigen von den Angestellten der gesicherten Sehenswürdigkeiten (die Guides in Djemila oder Timgad sind keine Schlepper, sondern staatlich bezahlte Archäologen oder Grünflächenarbeiter) gratis herumgeführt werden kann. Trinkgelder sind da gar nicht üblich. Ohnehin sind Beschiss und Geschäftemacherei so unüblich wie Aufdringlichkeit und unhöfliches Verhalten gegenüber Ausländern.

7. Na gut, Alter! Dann kommen wir mal zum wichtigsten Punkt: Groundhopping! Was geht da in Algerien?
Viel! Echter Amateurfußball, guter Profifußball ohne Show und wenig Kommerz, gut organisierte Nachwuchsfußball... Und alles findet in schönen, meist recht alten Stadien in denen Kunstrasen nachgerüstet wurde, statt. In den oberen Ligen findet man laute, fanatische und aggressive aber trotzdem zu Groundhoppern freundliche Fans. Mitunter sind die Stadien auch völlig überfüllt und es gibt in den ersten beiden Ligen (teilweise sogar in den unteren Klassen) oft Pyro und Randale für maximal 3€ Eintritt. Also was will man mehr?!
OK, vielleicht will man noch etwas mehr anderen Sport. Da sind vor allem Handball und Volleyball zu empfehlen. Da gibt’s manchmal auch Action wie Wechselgesänge zwischen hunderten von Fans und Rauchkerzen in der Halle.
Ich empfehle übrigens folgende Websiten für die Ansetzungen (etwas unüberischtlich mit den Websiten für jede Liga einzeln, die sollten das bei den Verbänden mal so zusammenlegen wie bei fussball.de oder noch besser wie bei Schweden und Norwegen):
L N F = 1. u. 2. Profiligen, 1. u. 2. Reserveligen
L N F A = 3. Liga, U20, U18 und 1. Frauenliga
L I R F = 4. Liga, unterklassige Jugend
L R F A auf Wikipedia, s. „External Links” = Regionale Amateurfußballligen (weitere Links auf den entsprechenden Websiten (z.B. Regionalverband Constantine) führen einen noch tiefer: Kreisoberliga Constantine (d.h. 7. Liga und abwärts), 2. Frauenliga, 4.-5. Jugendliga - alles topp organisiert und viel besser gemacht als in vielen europäischen (v.a. ost-/ südost-europ.) Ländern! Teilweise gibt es sogar Stadienanschriften ganz übersichtlich mit GoogleMaps!!!
PlaneteSport = Sport im Allgemeinen (gut für Randsportarten)
DZhand = die oberen Handballligen
Basket = die oberen Basketballligen
A F V B = die oberen Volleyballligen
Noch zwei Hinweise: 1. die meisten Fußballmeisterschaften werden zwischen Ende August und Anfang Mai ausgetragen, und 2. der Grande Sud (Temanrasset, Djanet etc.) spielt nur regionale Amateurmeisterschaften aus, deren Ansetzungen am besten vor Ort zu erfragen sind (teilweise findet man auf der LRF-Website von Ouargla auch was) – Teams aus dem Grande Sud nehmen an keinen überregionalen algerischen Meisterschaften teil! DSC04468

W343IX: Zusammenfassung => Algerien Tour (20/21)

* Zusammenfassung Algerienreise 2013 *

Meine obligatorischen Bemerkungen zu Ländern, in denen ich mindestens eine Woche verbracht habe...

Fazit:
Algerien ist schon allein deshalb lohnend, da man eine unheimlich hohe Dichte interessanter Fußballstadien, in denen wenigstens durchschnittliches Spielniveau gezeigt wird und nicht selten auffällig viele Fans (oft auch recht stimmgewaltige und ziemlich kaputte) aufkreuzen, vorfindet. Außerdem kann man in kaum einem Land, auch im Winter nicht, drei Wochen herumreisen ohne auch nur einen einzigen anderen Touristen zu treffen. Die Wahrscheinlichkeit, ein paar nette Leute kennenzulernen, ist ziemlich hoch, da Algerier nicht an Ausländer gewöhnt sind, aber (außer in Oran) oft sehr gastfreundlich sind und sich daher für diese fremden Besucher interessieren. Touristisch lohnen sich die vielfältigen Landschaftsformen – nicht nur verschiedene Arten von Wüste, auch Hoch- und Mittelgebirge, Hügellandschaften, unterschiedliche Küstenformen, Wälder, Felslandschaften... – und auch die in der weiten Landschaft verteilten historischen Orte. Timgad und Djemila sind zwei absolute Highlights für Freunde römischer Baukultur, wobei es noch etwa 60 (z.T. aber kaum erhaltene) weitere römische Ruinenstätten in Algerien gibt, und Ghardaia ist aufgrund einer ganz bestimmten arabischen Architektur ein Muss. Mit Algier und Oran gibt es auch zwei Großstädte von europäischem Erscheinungsbild.

Die besuchten Sehenswürdigkeiten:
1. Ghardaïa (10/10)
- Sicherlich die schönste Stadt Algeriens; so wie es in Quedlinburg fast nur Fachwerk gibt, gibt es in Ghardaia fast nur mittelalterliche Lehmhäuser bzw. moderne und sehr gute Nachbildungen ebendieser. Ob Moscheen, Hotels, Restaurants, Verwaltungsgebäude, Wohnhäuser oder der Unikomplex: alles schön gestaltete historische oder historistische Lehmbauten! Dazu schöne Sahara-Berglandschaft mit Oasen. Eine Besonderheit ist der ummauerte heilige Ortsteil Beni Isguen, der nur eingeschränkt besucht werden darf.
1. Timgad (10/10)
- Extrem ausgedehnte, äußerst eindrucksvolle und teilweise noch gut erhaltene römische Ruinenstadt vor toller Bergkulisse, die in weiten Teilen freigelegt ist. Besonders die Hauptstraßen, das Theater und einige Tempel sind gut erhalten. Ein byzantinisches Fort befindet sich ebenfalls auf dem Gelände, durch das man auch kostenlos von einem sehr netten Berber namens Badreddine, kurz „Badri”, geführt werden kann (spricht Französisch und Hocharabisch, einheimische Dialekte sowieso). Wie auch sonst im Raum Batna wurde um Timgad herum eine gesichtslose moderne Stadt mit einem schönen Fußballstadion angelegt.
1. Djemila (10/10)
- Riesige römische Ruinenstadt in toller Berglandschaft – eine der besten römischen Sehenswürdigkeiten weltweit!
4. Tipaza (9,0/10)
- Sehr weitläufige, eindrucksvolle römische Ruinenstadt. Die Besichtigung ist dreiteilig: Zuerst das riesige Grabmal der mauretanischen Königin, dann die Grabstätten der Punier, römischen Christen u.a., schließlich die eigentliche Stadt mit Amphitheater, Theater, Tempeln, Thermen, der Festung etc. (jeweils 0,19€). Und alles schön mit Blick aufs Meer bzw. direkt an der Steilküste!
5. Aures-Massiv, Canyon von Rhoufi (9,0/10)
- Ganz außergewöhnlich schöne Berglandschaften kann das Aures-Massiv bieten. Besonders spektakulär ist die tiefe Schlucht von Rhoufi, in der ein steiniges Wadi liegt, Palmen wachsen und Häuser von einem Berberstamm in und an den Fels gebaut wurden.
6. Kalaa Beni Hammad (7,5/10)
- Versteckt in herrlicher Berglandschaft liegen die Ruinen einer mittelalterlichen (frühes 11. Jh.) befestigten Stadt bzw. Burg. Am besten erhalten ist das Minarett der Moschee, auch die Reste des Schlosses und der Befestigungsanlagen sind erkennbar. Bis auf den Turm (20 Dinar Eintritt) ist alles frei zugänglich.
7. Tiddis (7,5/10)
- Landschaftlich sehr schön gelegene römische Ruinenstadt mit Wohnhöhlen, die zwar nicht übermäßig gut erhalten ist, aber schon richtig was daher macht!
8. Algier (7,0/10)
- Der Kernbereich Algiers, also Casbah und Centre, ist mit den meist französischen Jugendstilhäusern und anderen älteren Gebäude sehr attraktiv. Weiterhin interessant sind die französische Kathedrale und das Heldendenkmal. Es gibt auch einige schöne Parks. Dass eine Hauptstadt zwischen Meer und Bergen liegt (selbst in Algier ist kaum ein Küstenbereich flach) ist auch nicht häufig zu finden!
8. Tlemcen (7,0/10)
- Sehr interessante islamisch-arabische Baukunst mit maghrebinischen Moscheen und symmetrischen Palästen hinter Stadtmauern. Eine der wenigen algerischen Städte, in denen die arabische Baukunst nicht völlig von der französischen verdrängt wurde.
10. Oran (7,0/10)
- Sicherlich die unsympathischste Bevölkerung in ganz Algerien, aber die Festungen lohnen einen Besuch. Die Landschaft mit den Bergen direkt am Meer ist auch toll. Der neuere Teil der Altstadt (die französische Bebauung) ist lohnender als die verfallene Kernaltstadt.
11. Constantine (7,0/10)
- Geniale Landschaft mit den hohen Bergen und der tiefen Schlucht, über die sich die tollen Brücken spannen! Aber die Stadt ansich ist heruntergekommen, überfüllt und wenig ansehenwert.
12. Tazoult-Lambese (7,0/10)
- Die Ruinenstadt Lambese verteilt sich in zwei großen Komplexen über die Stadt Tazoult. Spektkulärster Bau ist das römische Stabsquartier an der Durchfahrtsstraße. Drumherum befinden sich Grundmauern, Straßen und ein Stadttor. Weiter drin im Ort befindet sich neben einem weiteren Stadttor auch eine Therme (?). 2x0,20€ Eintritt, man kann aber von außen fast alles einsehen, wenn man (wie wir) die Öffnungszeiten verpasst hat...
13. El Oued (7,0/10)
- Interessante Oasenstadt mit ungewöhnlicher Bauweise: Kuppelbauten, die allerdings sehr flach sind, ziehen sich durch die ganze Ortschaft. Am Rand gibt es Palmenhaine und Palmenpflanzungen in Sandtrichtern. Übernachtungen sollten aufgrund des ungewöhnlich schlechten Preis-Leistungs-Verhältnisses (fast so schlimm wie Algier und Tizi Ouzu!) gemieden werden.
14. Zana Ouled Sebaa, Diana Veteranorum (6,0/10)
- Am Rande eines furchtbar hässlichen Dorfes, dessen Name übrigens „Sieben-Söhne-Diana” zu bedeuten scheint (wobei mir nicht klar ist, warum sich Diana zu Zana wandelt, da „zana” sehr nach „zina” = „Hurerei” klingt, vielleicht?), befinden sich ausgedehnte Ruinen einer römischen Stadt namens Diana Veteranorum. Gut erhalten sind nur ein Triumphbogen und ein Tempel, drum herum verteilen sich kilometerweit Trümmer. Gegenüber der Durchfahrtsstraße befindet sich eine Kirchenruine aus französischer Zeit. Die umliegende Landschaft ist sehr reizvoll!
15. Laghouat (5,5/10)
- Ganz nette Oasenstadt am versteppten Nordrand der Sahara mit älterer arabischer Bebauung und neuen Bauten, die diese ältere Architektur aufgreifen.
16. Ouargla (5,0/10)
- Kleine Altstadt, praktische Neustadt, tolle Dünen am Ortsrand, sehr große Palmenhaine, die aber teils in schlechtem Zustand sind. Irgendwie so eine Art Durchschnittsoase...
17. Sétif (4,0/10)
- Schöne Lage, sehr ordentliche und gepflegte Stadt, aber auch eher unspektakulär.
18. Makrouna (3,5/10)
- Die spärlichen Überreste einer römischen Stadt: Zisternenbecken (?) und das eindrucksvolle Stadttor.
19. Béjaïa (3,0/10)
- Landschaftlich schöne Lage, aber ansonsten hässliche Hafenstadt, die nicht einmal von der Festung städtebaulich gerettet wird.
20. Imghassen/ Le Medracen (2,5/10)
- Interessanter numidischer Gradbtumulus, etwas kleiner als der fast baugleiche in Tipaza, auch stärker verfallen, dafür freier Eintritt. Der Tumulus selbst kann aber nicht betreten werden.
21. Tahouda (1,5/10)
- Verfallene mittelalterliche Lehmbauten neben spärlichen römischen Überresten, die erst freigelegt werden.
22. Touggourt (1,5/10)
- Übel heruntergekommene Oasenstadt mit ein paar historischen Lehmbauten. Die sollten eine Dörferpartnerschaft mit Gatterstädt bei Querfurt machen – nicht nur deshalb, weil der Name die gleiche Bedeutung hat...
23. Batna (1,0/10)
- Uninteressante, funktionale Stadt ohne touristische Sehenswürdigkeiten mit zwei, drei repräsentativen Bauten und schöner Landschaft in Sichtweite drumherum.
23. El Eulma (1,0/10)
- Gesichtslose Industrie- und Arbeiterstadt mit vereinzelt aufgestellten Moscheen, von denen einige ganz nett anzusehen sind.
23. Tizi Ouzu (1,0/10)
- Schöne kabylische Berglandschaft drumherum, aber keinerlei Sehenswürdigkeiten. Das beste an Tizi Ouzu ist das Fußballstadion „1er Novembre”...

Die besuchten Sportveranstaltungen:
15 Sportveranstaltungen: 13x Fußball, 2x Volleyball.
13 Fußballspiele: 1. Liga und Pokalspiele mit Erstligisten; 3x Männer, 2x Frauen, 2x U20, 1x U18, 1x U17/ 1x International (Clubs)/ 1x 3. Liga/ 1x 4. Liga/ 1x Reserveliga
1. ES Sétif 1:0 Shabibeh Souara (Fußball: 1. Liga) = 9,0/10
2. PO Chlef 2:3 NR Bordj Bou Arreridj (Volleyball: 1. Liga) = 7,5/10
3. Jeunesse Sportive du Kabylie Tizi Ouzu 1:0 Union Sportif Madinet d’Alger (Fußball: 1. Liga) = 7,0/10
4. Chabab Riadi Belouizdad 1:1 Nadi al-Ismaily ar-Riadhy (Fußball: Arabische Champions League) = 7,0/10
5. CS Afak Relizane 6:0 (W. 3:0) ASE Alger Centre (Fußball: Frauen-Pokal) = 7,0/10
5. Mouloudia Club El Eulma U17 4:6 (n.E.) Union Sp. Madinet d’Alger U17 (Fußball: U17-Pokal) = 7,0/10
7. Mouloudia Olympique Béjaïa U20 2:2 US Bordj Ghedir U20 (Fußball: 1. U20-Liga) = 7,0/10
8. Paradou AC U18 4:0 CR Belouizdad U18 (Fußball: 1. U18-Liga) = 6,5/10
9. Raed Ittihad Jami’a Algier 0:3 GS Pétroliers Algier (Volleyball: 1. Frauenliga) = 6,0/10
10. Jeunesse Sportive Sigoise 2:1 Chabab RB Ain Turck (Fußball: 4. Liga) = 5,5/10
11. Association Sportive Olympique Chlef 3:0 Union Sportif Madinet El Harrach (Fußball: 1. Liga) = 5,0/10
12. DRB Tadjnanet 1:2 Nadi Chabab Madinat d’Magra (Fußball: 3. Liga) = 5,0/10
13. Raed Chabab Kouba U20 1:1 RC Arba U20 (Fußball: 1. U20-Liga) = 4,0/10
14. ASM Oran U21 1:1 Mouloudia Olympique Bejaia U21 (Fußball: 2. Reserveliga) = 3,0/10
15. FC Béjaïa 0:2 USF Béjaïa (Fußball: 1. Frauenliga) = 2,5/10
Wertungsdurchschnitt: 6,0/10; d.h. überdurchschnittlich

Die Stadien:
1. Sig: Stade Municipal Said Ahmed = 10/10!
2. Tizi Ouzu: Stade 1er Novembre = 9,0/10
3. Algier-Hydra: Mal’ab Ahmed Faleq bzw. Stade de Hydra = 9,0/10
4. Chlef: Stade Mohamed Boumezrag = 8,5/10
5. El Eulma: Stade Harche Amar = 8,5/10
6. Béjaïa: Stade OPOW de l’Unite de Maghrebine = 8,5/10
7. Algier-Mohamed Belouizdad: Stade 20 Août 1955 = 8,0/10
8. Algier-Kouba: Mal’ab Omar Benhaddad bzw. Stade de Kouba = 8,0/10
9. Sétif: Stade 08 Mai 1945 = 8,0/10
10. Relizane: Stade OPOW Tahar Zoughari = 7,0/10
11. Oran: Stade Ahmed Zabana = 7,0/10
12. Tadjnanet: Malaab Chahid Lahoua Ismaïl = 6,0/10
13. Béjaïa: Stade Ben Allouache = 5,5/10
Andere Sportanlagen:
1. Chlef: Salle OMS Chahid Ahmed Nasri, ex Les Vergers = 8,5/10
2. Algier-Douera: Salle de Omnisports des Douera = 5,0/10
Wertungsdurchschnitt: 7,7/10; d.h. weit überm Durchschnitt

Unsere Hotels:
Wer eine Reise nach Algerien plant, wird keines dieser Hotels als Referenzadresse angeben und von keinem eine Einladung bekommen können. Tipps dazu: siehe Bericht „Einleitung”!
Fazit zu den algerischen Hotels: Selten gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, aber im Vergleich zu Mitteleuropa weitaus billiger, für nicht sooo viel geringeren Standard.
1. Hotel Mira Oran, DZ 27€-40€; 9,0/10
- Kleine, aber sehr gute Doppelzimmer mit gutem Bad (Wasser ist aber entweder zu heiß oder zu kalt), Flachbildglotze, Kühlschrank, Klimatisierung, Internet auf dem Zimmer, gratis Wasserflaschen, kleinem Frühstück inklusive und ganz nettem Personal das teilweise Englisch kann. Rue Abderrahmane 06, Place Zeddour Brahim. Preis-Leistung ganz hervorragend!
2. Ghardaia: Beladjel, DZ 21€ (9,0/10)
- Sehr schönes kleines Hotel am Saha ash-Shabab (Platz der Jugend). Kleine, saubere Zimmer mit gutem Bad. Etwas überheizt, was bei einer Oasenstadt in der Sahara erst einmal bekloppt klingt, aber im Februar sind da nachts natürlich einstellige Temperaturen... Frühstück, Internet, nettes Personal.
3. Oued Rhiou; Hotel Le Union/ al-Ittihad, DZ 12€; 5,5/10
- Was soll man zu der Bruchbude sagen? Immerhin sind die winzigen Zimmer sauber und haben Strom. Klo und Dusche auf dem Gang. Keinerlei Extras. Aber halt nur 1.200 Dinar: also Preis-Leistung ist doch echt OK! Mit dem Staff kann man übrigens fast nur in Französisch kommunizieren, da die Berber sehr komisches Arabisch und nur rudimentär Englisch sprechen.
4. El Oued: El Souf, EZ 29€, DZ 29€, Suiten 75€ (5,5/10)
- Typisches Devisenhotel: außen super, innen mäßig. Hoffnungslos veraltete, kleine Doppelzimmer – immerhin mit Kühlschrank. Frühstück und Internet in der Lobby inklusive. Mittag- und Abendessen von geringer Auswahl und hohen Preisen (Hauptgericht 8€), aber guter Qualität im Restaurant. Typischerweise sind auch Alkohol und Puffbesuch im Hotelbereich möglich. Die Gestaltung des Hotels ist jedoch genial: historistische Souf-Architektur mit Pseudo-Lehmfassade, Kuppeln, islamischen Mustern und Mosaiken an fast allen Wänden und Decken und eigenem Palmengarten im Innenhof mit Arkadengängen.
5. Batna, El Hayat, EZ 14€, DZ 24€ (4,5/10)
- DDR-Standard für etwas zu hohe Preise: Plattenbau ähnlich, einfachste Badezimmer, einfachste Möbel und Fenster-auf-Fenster-zu-Lüftung. Schöner Blick auf die Stadt von den oberen Stockwerken. Kein Internet. Durchschnittlichs Mini-Frühstück. Freundliche Leute an der Rezeption, mit denen man aber am besten Arabisch kommuniziert (der eine Ältere scheint gar kein Französisch zu können).
6. Hotel Bravoure Bejaia, DZ 24€-39€; 3,5/10
- Klein, primitiv, schlecht klimatisiert, kein warmes Wasser, aber sauber, netter Chef, Internet in einem Gemeinschaftszimmer; oberhalb des Hafens gelegen. Preis-Leistung eher mäßig.
7. Hotel Sofiane Algier, DZ 23-37€; 3,0/10
- In der Stadtmitte zwischen Abdel-Kader-Platz und Casbah gelegen, winzige Zimmer, überheizt, Frühstück winzig wie die Räume, hellhörig, Internet im Frühstücksraum, Preis-Leistung schlecht.
8. Tizi Ouzu: Hotel La Gare, EZ 10-20€, DZ 20-40€ (2,0/10)
- Ergrauter Plattenbau mit relativ geräumigen Zimmern, ordentlichem Bad und freundlichen wenn auch etwas dussligen Besitzern, die wohl außer Berber keine Sprache so richtig beherrschen. Dafür machen sie aber auch gerne eine Ausnahme und beherbergen Ausländer, obwohl sie kein Devisenhotel führen. Für die primitive Einrichtung, das dürftige Frühstück und dem Fehlen von Internet oder Glotze sind die Preise jedoch viel zu hoch und zeigen nur wieder das schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis der Kabylei.

Karten, Reiseführer etc.
a) Algerisch-Arabisch von Daniel Krasa, Kauderwelsch-Reihe (4,0/10)
- Ohne Kenntnisse des Hocharabischen oder eines anderen Dialektes kaum nutzbar, da schlecht erklärt. Reicht um ein paar wichtige Worte und Sätzchen zu lernen. Absolut lächerlich übrigens: Der Autor will keine Slangausdrücke reinnehmen, da man in Algerien angeblich nicht so fluchen würde wie woanders im Mittelmeerraum. Also was „nîk ummok” heißt, sollte man schon wissen, um die Aggressivität einer Situation einschätzen zu können – selber nutzen sollte man das ja eher unter Bekannten, die das lustig finden... Seit ich die didaktisch halbwegs brauchbar bis gut aufgebereiteten akademischen Lehrbücher kenne, die z.B. auch Übungen bereithalten, weiß ich die Kauderwelschreihe noch weniger zu schätzen. Mit den Sprachführern lernt man wirklich nur Kauderwelsch...
PS: „nik ummok” wird übrigens beim Fußball gerne dem gegnerischen Torwart hinterhergerufen und heißt in einem zum Algerisch-Arabisch passenden deutschen Dialekt in etwa „fegg dini muetter“...) b) Reiseführer Algerien, Birgit Agada/ Adolf Schuster, Trescher Verlag (1,0/10)
- Ganz schwach: historische Hintergründe der Orte meist gut beschrieben, aber Anfahrten zu den Orten selten brauchbar, Übersichtskarten teilweise gut aber viel zu wenige (man sollte z.B. Ghardaia noch mit reinnehmen), Fotos meist zu klein und teilweise schlecht (aber OK, ist ja kein Bildband), insgesamt zu sehr auf den Grande Sud fixiert, durch den Ehemann der Autorin auch übertrieben wohlwollend gegenüber mitunter schwierigen Minderheitenvolksgruppen wie Tuareg, Berbern etc., falsche Einschätzungen zur Sicherheitslage im Land (beim Versuch die Tuareg-Kriminalität mit gar nicht so seltenen Entführungen im Süden zu entschuldigen, wird der Norden als gefährlicher dargestellt, was er aber nicht ist), viele Informationen (ist mehr den algerischen Behören geschuldet) bereits veraltet, ganz großes Minus für Agada/ Schuster allerdings: auch Hotels, die keine Devisenhotels sind, werden empfohlen (obwohl man diese als Ausländer nur dann bekommt, wenn man mit Algeriern zusammen aufkreuzt), und nicht ein Wort zu den zentralisierten Öffnungszeiten von Sights wie Djemila oder Tipaza und den ebenfalls zentralisierten Eintrittspreisen! Bei Preisen erzählt die Autorin so wie so Scheiße: Algerien ist kein teures Reiseland (man findet überall Hotels für unter 25€ das DZ, Essen kostet bis auf bestimmte Lebensmittel (besseren Käse, Importware) auch weitaus weniger als in Deutschland, Kraftstoffpreise sind ein Witz und jegliche Verkehrsmittel liegen auch unter deutschen Preisen) und Preis-Leistung in der Hotelerie/ Gastronomie ist nicht, wie angedeutet, besser, wenn Kabylen am Werk sind. In Tizi Ouzu ist Preis-Leistung nähmlich mit am schlechtesten in ganz Algerien!
c) Freytag und Bernd Karte Algerien (0,0/10)
- Eine der vielen unbrauchbaren Karten aus diesem Verlag. Diese Karte ist das schlechteste, das ich je gesehen habe. Man kann auch gleich mit den Karten der arabischen Geographen aus dem 13. Jh. für Nordafrika navigieren. Hier ist nur ein winziger Bruchteil der Autobahnstrecken eingezeichnet und im Norden ist das Straßennetz generell selten korrekt dargestellt (falsch klassifiziert und Verläufe zusammenphantasiert), geschweige denn die Orte. Sehenswüdigkeiten sind auch kaum markiert. Schlimmer als die schlechtesten Karten von Reise-Know-How!
d) Michelin Karte Nord-Algerien und Tunesien (5,0/10)
- Ganz schlechte Materialqualität, reißt sofort ein! Teilweise veraltet, da Autobahnen mittlerweile ein paar Kilometer weitergebaut und der Maßstab ist auch etwas groß (außer Übersicht Algier & Kabylei bzw. Oran/ Tlemcen), sowie kaum brauchbarer Stadtplan von Algier, in bestimmten Regionen fehlen auch Orte und Straßen, die technisch darzustellen wären, aber ansonsten sehr korrekt und gut nutzbar für die Navigation, insgesamt gesehen sicher die mit Abstand beste Karte für Algerien. Für Tunesien müsste die Extrakarte vom selben Verlag besser sein!

Noch einmal ein Fazit:
Algerien lohnt unter ganz vielen Gesichtspunkten den Besuch, auch gerade unter dem Gesichtspunkt Groundhopping. Also scheißt auf die Angstmacherei vom Auswärtigen Amt und schaut euch mal selber im Land um!

W343VIII: Rückreise mit der üblichen Lufthansa-Verspätung => Algerien Tour (19/21)

* Tag 18: Rückreise mit der üblichen Lufthansa-Verspätung *

Nachdem wir von Tizi Ouzu aus zum Flughafen gut durchkamen und dort den Mietwagen problemlos zurückgeben, nicht aber die übrig gebliebenen 15.000 Dinar (150€) zurücktauschen konnten – genau deshalb sollte man nicht zu viel Geld tauschen in Algerien: die scheiß Währung kriegt man nicht mehr los – mussten wir die übliche Lufthansa-Verspätung von zwei Stunden über uns ergehen lassen, ehe es losgehen konnte. Wenigstens war das Essen und das Personal an Board diesmal nicht so scheiße wie beim Hinflug. Aber Lufthansa ist mittlerweile genauso wenig ein Aushängeschild für deutsche Qualität wie die Deutsche Bahn: Unzuverlässig, unsympathisch, scheiß Service.

In Frankfurt war wenigstens die – allerdings von Bruchvolk (aber wirklich nur hessische Säufer, keine Prolltürken oder so) ziemlich vollen – U-Bahnen pünktlich. Wir trafen uns noch mit Onkel Thomas, der sich unsere Erlebnisse beim chinesischen Essen in dem Restaurant in der Hügelstraße anhörte. Die typisch hessischen Spießer – nirgendwo in Deutschland gibt es von der Sorte noch so viele wie in Hessen – am Nebentisch hörten verwundert mit, wo sich manche Leute so überall herumtreiben.

Statistik:
- Grounds: 868 (heute 0 neue; diese Saison: 100 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.718 (heute 0, diese Saison: 141)
- Tageskilometer: 2.070 (1.600 Flugzeug, 450km Auto [davon 100 Mietwagen], 20 U- und S-Bahn)
- Saisonkilometer: 37.970 (33.000 Auto/ 3.200 Flugzeug/ 1.600 Fahrrad/ 90 Bahn, Bus, Tram/ 80 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 27 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 343

Dienstag, 26. Februar 2013

W343VII: In einem anderen Land; Fußball in Tizi Ouzu in der Kabylei => Algerien Tour (18/21)

* Tag 17: In einem anderen Land; Fußball in Tizi Ouzu in der Kabylei *

Jeunesse Sportive Kabylie Tizi Ouzu (تيزي وزو شبيبة القبائل)
1 : 0
Union Sportive d’Madinet Alger - (إتحاد رياضي مدينة الجزائر)
- Datum: Samstag, 23. Februar 2013 – Anstoß: 15.00
- Wettbewerb: Algerien Ligue Professionnelle 1 (1. algerische Profifußballliga)
- Ergebnis: 1-0 nach 96 Min. (48/48) – Halbzeit: 1-0
- Tore: 1-0 45.+1 Essaïd Belkalem
- Verwarnungen: 3x JSK
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade 1er Novembre 1954 (Tizi Ouzu, Kap. 20.000, davon 500 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 9.000 (darunter ca. 700 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gutes und spannendes Spiel mit guter Stimmung und überraschendem Ergebnis)
DSC06066 Photos with English Commentary:
a) Football in Kabylie: Jeunesse Sportive de Kabylie v Union Sportive d’Madinet Alger (Algerian Professional League)
b) Landscape of Kabylie: Around Tizi Ouzu

Wie in einem anderen, einem fremden Land fühlt man sich mitunter, wenn man an andere Regionen Algeriens längst gewöhnt ist – sich z.B. in Algier, Setif oder Ghardaia etwas auskennt – und dann in das Kerngebiet der Kabylei, nach Tizi Ouzu, kommt. Während man in Bejaia auch noch Arabisch kommunizieren kann und einige Leute Englisch können, kann man in Tizi Ouzu ohne Berberisch-Kenntnisse allenfalls Französisch kommunizieren. Eine oberflächlich betrachtet keineswegs von „der“ arabischen Kultur unterscheidbaren Kultur, wird einem immer wieder als etwas Besonderes näher gebracht. Aber der Reihe nach.

Zuerst einmal hieß es Abschied von unseren ganz ausgesprochen freundlichen Gastgeber in Sétif nehmen. Nach dem Frühstück kamen noch mal alle – Osman, Nadia, Sami, Souly und Susan – zusammen um mir noch einmal zu versichern, dass ich bei meinem Studienaufenthalt (wohl ab September/ Oktober dieses Jahr) immer wieder vorbeikommen kann und um uns eine gute Fahrt zu wünschen. Das mit der guten Fahrt ist aber gar nicht so einfach, denn selbst der schnellste Weg nach Tizi Ouzu ist von Sétif aus recht beschwerlich. Über den Pass beim Lella Khadidja wollten wir dann lieber doch nicht, obwohl mit dieser Dreckskarre von Peugeot kein schnelles Vorankommen auf der Autobahn möglich war, da bergauf bei massiven Gegenwind oft nur 70km/h geschafft wurden. Allerdings war erst die Landstraßenstrecke von Draa el Mizan bis zur Umfahrung von Tizi Ouzu so richtig nervend: Staus in den Orten, dauernd Drängler und kaum Möglichkeiten LKWs auf engen Talstraßen zu überholen.

Etwa zeitgleich mit einem bekloppten Kleinbus, der uns in Draa el Mizan aufgefallen war – der JSK-Fanclub Draa el Mizan on tour: laut Mucke aufgedreht, mit offenen Türen und Fenstern fahrend und bis auf den Fahrer hängten sich alle Mann grölend und Flaggen schwenkend aus den Fenstern und Türen – kamen wir am sehr sehenswerten Stadion des 1. November 1954 (Stade 1er Novembre, Malaab Noufembir al-Awwal usw. - in Französisch, Arabisch und Berberisch steht es auch über dem Eingang) an. Besonders eindrucksvoll im an das Gründungsdatum der Nationalen Befreiungsfront (FLN, Jabhet al-Tahrir al-Watani) erinnernden Stadion, ist die Kurve hinter dem einen Tor nahe am Haupteingang. Nach den üblichen 10 Reihen kommen noch eine kleine Stufe mit 12 weiteren Reihen und dann noch eine ungesicherte, zwei Meter hohe Stufe mit noch einmal 6 weiteren Reihen und einer vereinzelt an den Rand des dritten Ranges gepflanzten Krüppelpalme. Wir setzten uns dann weit oben hin, da man ja weder Sichtbeeinträchtigung durch Stacheldrahtzäune, noch die übliche Unruhe unter den Ultragruppen, von denen sich auch eine – damit ihre Rauchkerzen nicht nass werden – unter dem Tribünendach breit machte – gebrauchen konnte. Nur 1.000 Stehplätze und die 500 Sitzplätze im VIP-Bereich sind überdacht. Ansonsten sind alle drei anderen Seiten offen. Hinter der niedrigeren Hintertortribüne (da, wo die Gäste untergebracht sind) öffnet sich ein tolles Bergpanorama: die benachbarten Orte Erdjaouna und El-Bour sieht man ganz prima von der größeren Hintertorkurve aus!
Das Stade de 1er Novembre ist übrigens eines der wenigen algerischen Stadien, die eine Art Sportlerheim im Komplex vorweisen können, wobei dieses zu den Spielen über die Theke nach draußen Getränke und Essen (die berüchtigten Sandwichs mit Omelette und Pommes, aber auch sehr viel verschiedenen Kuchen) verkauft. DSC06120 Stimmungsmäßig war das mal wieder gut heute. Die gerade einmal 700 Gästefans von USM Alger waren selten zu hören und hatten nur ein paar Dutzend Flaggen, zwei Zaunfahnen und eine Nebelkerze am Start. Aber der Anhang von JS Kabylie, der neben Algerien- und Kabyleiflaggen auch Vereinsbanner in Französisch und Tamazight zeigte, supportete von drei Stimmungsgruppen (1x Haupt-, 1x Gegen- und 1x Hintertortribüne) ausgehend, ausdauernd und klangvoll. Ein paar Rauchkerzen, ein paar Flaschenwürfe und eine Schlägerei mit Krankenwageneinsatz – irgendjemand muss doch bei einem Spiel der Ligue 1 immer vom Zivilschutz abgeholt werden... – rundeten das übliche algerische Fangebaren zwischen euphorisch-stimmungsvoll und aufgeladen-aggressiv, ab. Allerdings war die Zuschauerzahl, die nicht einmal die 10.000er-Marke erreichte, für die Ligue 1 ziemlich dürftig.

Nicht zuletzt lohnte auch das Spiel zwischen dem Siebten und dem Dritten das Kommen. Susan hatte ja nach dem Spiel von Setif zu mir gemeint, dass ich auch mal JSK gucken solle, da die auch zu den Spitzenmannschaften zählen würden – und tatsächlich meldeten sich die Kabylen mit einem Überraschungserfolg gegen den längst schon enteilt scheinenden Club der Stadtverwaltung Algier zurück. JS Kabylie bestimmte das Spiel und ließ USMA kaum zur Entfaltung kommen. Allerdings wurde Chance um Chance vergeigt, ehe in der Nachspielzeit der ersten Hälfte Belkalem den Ball aus Nahdistanz hoch ins lange Eck zimmerte.

In der zweiten Hälfte kam Algier etwas besser ins Spiel, doch konnte keinen Treffer erzielen. Die endgültige Entscheidung vergab auch Kabylie mit den zu schwachen Kontern.
Insgesamt war das Spiel aber gut und spannend. Technisch war es auch anspruchsvoll, v.a. wenn man solche Zuspiele wie die von JSK betrachtet: den Ball mit einem Sprungtritt vorm ins Aus Rollen bewahrt, der nächste leitet ihn aus der Luft mit der Hacke zum dritten weiter, der ihn mit der Brust stoppt und dann flach zurück passt.

Um uns herum feierten natürlich alle minutenlang den Sieg – auch gerade der freundliche junge Mann, der mir vorher auf Französisch was erzählte, wie sehr der Verein JS Kabylie die Berber bzw. Kabylen repräsentiere; ihre Identität und Kultur, die ja auch sehr unterschiedlich von der arabischen sei. Wenn ich mir aber ansehe, dass die Berbersprache in dutzende Dialekte, die teilweise schwer untereinander zu verstehen sind, zerfällt, die Berber in nicht zusammenhängenden Regionen siedeln, sich oft mit Arabern und anderen mischen und dann politisch völlig zerstritten sind – nur einige Radikale wollen die Unabhängigkeit der Kabylei von Algerien, obwohl diese die strukturschwächste Region Algeriens ist – die meisten verlangen nur mehr Autonomie bzw. mehr kulturelle Förderung als sie bisher haben, wobei letzteres sicher vernünftig ist – und wenn ich auch sehe, mit wie vielen anderen Einflüssen sich die arabische Kultur in Algerien mischt, sodass sie sowieso in eine bestimmte algerisch-arabische bzw. nordafrikanische Kultur übergeht, frage ich mich, was eigentlich das Besondere an den Kabylen oder Berbern sein soll, außer dass sie Probleme mit dem Arabischen (und zwar auch mit Darija, nicht nur mit dem ohnehin etwas altmodischen Fusha) haben...

In der hässlichen Innenstadt von Tizi Ouzu suchten wir dann erfolgreich nach einem Hotel. Das „Bahnhofshotel“ (Hotel de la Gare) war allerdings ziemlich überteuert. Recht große und ganz ordentliche Räume, aber keinerlei Extras wie Glotze oder Internet – da sind in Algerien knapp 20€ pro Person zu hoch. Aber immerhin bekamen wir überhaupt ein Zimmer: Eigentlich ist diese Absteige nämlich kein Devisenhotel, sodass man nur in Ausnahmefällen als Ausländer ein Zimmer bekommt. Das Restaurant daneben war im Übrigen auch schlecht, nur wenigstens nicht so teuer. Hier war aber auch wieder nervig, dass man sich nur Französisch verständigen konnte, obwohl die Kabylen im Raum Tizi Ouzu oft gar nicht so gut diese Sprache beherrschen, da nirgendwo in Algerien die Zahl der Schulverweigerer so hoch ist wie dort. Jedenfalls: Hotellerie und Gastronomie scheinen in Tizi Ouzu so scheiße zu sein wie die Stadt selber. Das Beste an Tizi Ouzu ist wirklich das Stadion mit seiner Mannschaft Jeunesse Sportive de Kabylei bzw. Chabeebeh Kabayil (شبيبة القبائل) oder Ilemziyen Inaddalen n Leqbayel, was zu Deutsch „Sportverein der Jugend der Volksstämme aus Ginsterpass“ (Kabylen = Qabayil; Volksstämme, die vor den Arabern in Algerien waren, und Tizi Ouzu = Pass [des] Ginsters) heißt... DSC06114 Statistik:
- Grounds: 868 (heute 1 neuer; diese Saison: 100 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.718 (heute 1, diese Saison: 141)
- Tageskilometer: 300 (300km Auto [Mietwagen])
- Saisonkilometer: 35.900 (32.550 Auto/ 1.600 Flugzeug/ 1.600 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 70 Bahn, Bus, Tram)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 27 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 343

W343VI: Fußball in der Provinz bei Sétif – Rekordbesuch beim Jugendpokal und 10 Minuten Nachspielzeit => Algerien Tour (17/21)

* Tag 16: Fußball in der Provinz bei Sétif – Rekordbesuch beim Jugendpokal und 10 Minuten Nachspielzeit *

Mouloudia Club d'El Eulma (نادي مولودية العلمة‎) Under-17
4 : 6 (1:1 / 3:5 n.E.)
Union Sportif Madinet Alger (إتحاد رياضي مدينة الجزائر) U17
- Datum: Freitag, 22. Februar 2013 – Anstoß: 11.00
- Wettbewerb: 1/8ème de finale de la coupe d'Algérie de Jeunes U17 (Achtelfinale des algerischen U17-Pokals; beide Mannschaften 1. U17-Liga)
- Ergebnis: 4-6 nach 95 Min. (47/48) und Elfmeterschießen – Halbzeit: 0-1, Reguläre Spielzeit: 1-1, Elfmeterschießen: 3-5
- Tore: 0-1 38. (7), 1-1 60. (23)
- Verwarnungen: Nr. 7, 13 (MCEE)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Harshe Amar (Kap. 5.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 4.000 (darunter ca. 100 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Sehr spannendes und über weite Strecken gutes Spiel vor erstaunlicher Kulisse)

Defaa Riadhi Baladia Tadjenanet (دفاع تاجنانت)
1 : 2
Nedjm Chabab d'Madinet Magra (نجم شباب مقرة)
- Datum: Freitag, 22. Februar 2013 – Anstoß: 15.00
- Wettbewerb: Ligue Nationale de Football Amateur, Groupe Est (Nationale Amateurfußballliga, Staffel Ost = 3. algerische Fußballliga, 1. Amateurliga)
- Ergebnis: 1-2 nach 100 Min. (47/53) – Halbzeit: 1-1
- Tore: 1-0 45. (11), 1-1 45.+2 (14), 1-2 52. (8)
- Verwarnungen: Nr. 4, 13, 14, TW-16, 20 (alle NCM)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Malaab Chahid Lahoua Ismaïl (Kap. 6.000, davon 1.500 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 1.000 (keine Gästefans darunter)
- Unterhaltungswert: 5,0/10 (Nach 40 schwachen Minuten wurde das Spiel mit zunehmender Zuschauerzahl zunehmend besser)
DSC05907 Photos with English Commentary:
a) Algerian Under-17 Cup: Mouloudia El Eulma v USM Algiers (On Penalties)
b) Algerian Amateur Top Tier: DRB Tadjnanet v NCM Magra

Wir blieben kurzfristig noch einen Tag länger bei Familie Osman in Sétif, sodass wir am Freitagvormittag nur ins 30km östlich im selben Bezirk gelegene El Eulma und mittags dann 30 weitere Kilometer nach Osten, nach Tadjenanet im Bezirk Mila fuhren.

El Eulma ist eine zusammengewürfelte Industrie- und Arbeiterstadt ohne wirkliche Sehenswürdigkeiten. Ausländer werden hier besonders oft gegrüßt, da sie besonders selten anzutreffen sind. Viele Leute können hier aber nur Arabisch, was mir wiederum recht ist. Es gibt zwei Stadien in El Eulma, das 30.000 fassende Stade Ahmed Zaghour außerhalb im Osten des Ortes gelegen, und das Stade Harche für 5.000 am östlichen Rande des Stadtzentrums. In letzterem wurde an diesem Freitag um 11 Uhr gespielt. Nachdem wir das Auto davor abgestellt hatten, liefen wir noch die zwei Straßen weiter um die Hauptmoschee – Djami Emir Abd el Kader – zu fotografieren. Ein älterer Mann fragte uns gleich, wo wir hinwollten und ob er uns mit seinem Auto fahren solle. Die arabische Antwort: „Wir schauen erst zur Moschee und gucken dann Fußballpokal“ gefiel ihm natürlich sehr gut, wobei ich mich frage, welcher Teil für ihn der bessere war und ob er beim „zur Moschee vorbeischauen“ vielleicht doch eher „dort beten“ verstanden hat...

Jedenfalls staunten wir beim Betreten des Stadions El Harche nicht schlecht, als sich bereits 20 Minuten vor Anpfiff etwa 1.000 Zuschauer eingefunden hatten. Für ein B-Jugend-Pokalspiel. Und es kamen noch mehr! Bis zur 20. Spielminute waren locker 4.000 Leute anwesend. So viele Fans bei einem Jugendspiel habe ich noch nicht einmal ansatzweise in irgendeinem anderen Land zuvor erlebt! Es waren übrigens weitestgehend vernünftige Leute zugegen. Einfache Arbeiter, aber kein Bruchvolk. Das wirkte sich allerdings nicht gut auf die Stimmung aus, die doch eher ruhig und sachlich blieb.

Das Stadion selbst ist übrigens eines der vielen schönen algerischen Stadien: Nimmt man den Eingang zur Gegentribüne, einer 15reihigen Betontribüne mit Steinbänken, tritt man durch windschiefe Kiefern in das enge Stadion, das zwischen einfachen mehrstöckigen Gebäuden steht. Schräg neben der Gegentribüne halb hinter dem Tor zu den Kiefern hin, befindet sich eine winzige, überdachte Sitztribüne für 50 Leute mit Anzeigetafel auf dem Dach. Die Haupttribüne deckt nur etwas mehr als die Hälfte der Längsseite ab und ist auch nur zur Hälfte überdacht. An der hinteren Seite dieser Tribüne ist ein Basketballplatz angelegt.

Das Jugendpokalspiel begann flott mit mehr Chancen für die Heimelf, doch kurz vor der Pause war es der Gast, der mit einem Konter in Führung gehen konnte. Im Verlauf der zweiten Halbzeit kam der favorisierte Gast aus der Hauptstadt zwar mehr ins Spiel, doch kassierte nun ihrerseits den Ausgleich. Die erneute Führung wurde ihnen vom mäßigen Schiedsrichtergespann verwährt. Warum auch immer – eigentlich lag weder ein Foul noch Abseits vor. Beim Stand von 1:1 ging es gleich ins Elfmeterschießen, das eigentlich schon der erste Schütze von El Eulma verkackte, in dem er den Führungstreffer von USMA mit einem Lupfer in die Tormitte ausgleichen wollte. Der Torwart schaffte aber noch, obwohl er bereits zur Seite gesprungen war, den Ball mit einem Sprung zurück abzuwehren. Alle weiteren Schützen beider Teams trafen, sodass es nach neun Schüssen drei zu fünf für Algier stand. DSC05990 Weiter gen Osten, schnell was essen und ab ins Stadion von Tadjenanet, das ebenfalls mal wieder nach einem Märtyrer, der den Kampf gegen die französischen Kolonialherren nicht überlebt hat (Märtyrer = Chahid), benannt ist. Letzteres klappte erst einmal nicht so toll, denn bis 15 Minuten vor Anpfiff war das große blaue Stadiontor verrammelt. Es waren wohl noch nicht alle Polizisten, die für dieses Spiel abgestellt wurden, anwesend. Und bevor nicht die gesamte Hundertschaft bereitsteht, dürfen die Fans nicht rein. Klar, dass es ein bisschen Streit gab: der jugendliche Oberrowdy, der dann noch unbedingt ein Foto mit mir machen wollte, huppte fünf Mal mit der Schulter voraus und fünf Metern Anlauf gegen die laut scheppernde Blechtür – ältere Fans klopften immer mal ans Tor, als würden sie in ein Haus von Freunden um Einlass bitten, und meckerten die Sicherheitskräfte voll...

Nachdem unter leisem Applaus geöffnet wurde, kamen bis zur 30. Minute knapp 1.000 Zuschauer herein. Es ist ein allenfalls durchschnittlicher Zuschauerzuspruch in der Liga, was sehr für diese LNFA spricht, da sie eher mit den deutschen Verbands- bzw. Landesligen vergleichbar ist. Die Teams aus Tadjenanet und Magra machten allerdings keine Werbung für diese Liga, denn die beiden Mittelfeldteams nutzten den versifften Kunstrasen dauernd als Liegewiese. Dauernd Fehlpässe und dann Fouls, dauernd Unterbrechungen. Erst eine Torchance für den Gastgeber in Minuten 40 war der Weckruf. Nach 45 Minuten fiel dann das erste Tor nach einem Zweikampf zwischen Tadjenanet-Stürmer und Magra-Torwart. Der Ausgleich fiel nach einem durch einen Torwartfehler ermöglichten Kopfball in der Nachspielzeit der ersten Hälfte.

Die Nachspielzeit beider Spielhälften zusammen betrug dann schließlich 10 Minuten, wobei das entscheidende zweite Tor für den Gast aus Magra bereits 6 Minuten nach Wiederanpfiff fiel. Durch Magra waren wir übrigens gestern durchgefahren: das ist eines der Straßendörfer bei Djezzar im Bezirk M’sila (150km südwestlich von Tadjnanet) mit massiver Schrott- und Ersatzteilhändlerszene. Am Ortsschild wurde übrigens ein passender Graffitispaß gemacht: da im Arabischen meist keine kurzen Vokale geschrieben werden, kann man mit einem Punkt und einem kurzen Strich aus Magra bzw. hocharabische Schreibung Maqra (deutsch: Olive, arabisch: مقرة) Maqbara (arabisch: مقبرة, deutsch: Friedhof) machen.

Die zweite Hälfte war erheblich besser als die erste, wobei es immer noch kein besonders gutes, da ziemlich zerfahrenes Spiel (viele Fouls und Pöbeleien halt) war. Die Zuschauer im halbfertigen Stadion waren auch nicht sonderlich begeistert. Ab und an Sprechchöre und nur zwei, drei Flaschen die aufs Feld geworfen wurden: eher unterdurchschnittlich für LNFA...

Was das halbfertige Stadion angeht: der Ausbau auf drei Seiten ist auf einer noch nicht fertig, jedoch wird auch die hohe Haupttribüne – ein zehnreihiger Betonbau, der wohl noch ein Dach und auf jeden Fall Geländer an den Treppen erhalten soll – bereits von Zuschauern genutzt. Beliebter ist jedoch ein Platz auf der achtreihigen Sitztribüne (schöne Hartkunststoffbänke in dunklem Orange) oder einer auf der Stehtribüne hinterm Tor, die offensichtlich auf einer Seite als Gästesektor gedacht ist und auf der Heimfanseite den Schriftzug des Stadions – wie alle Schilder in Tadjenanet ausschließlich Arabisch – trägt.

Was mir bei den Zuschauern bei beiden Spielen heute auffiel, war: Zum einen waren zwar überwiegend einfache Landbevölkerung und Proletarier zugast, was man an den Klamotten und der Sprache festmachen kann, doch trotz eigentlich enormer Zuschauerzahlen ging es ziemlich vernünftig ab. Das Publikum war für algerische Verhältnisse aber nicht sonderlich jung (bei beiden Spielen waren sehr viele – auch ältere – Erwachsene zugegen) und anscheinend zu 100% männlich, was für Algerien sehr selten ist. Aber die eine junge Frau vom FC Bejaia hatte mich ja schon darauf hingewiesen, wie viel konservativer die Ecke Sétif und Mila im Vergleich zur Kabylei, Algier und Relizane + Ostumland von Oran ist. Auch Osman merkte an, als wir vom Frauenspiel in Relizane erzählten, dass er von den Erfolgen der Mannschaft gehört hat aber sich sicher ist, dass es keine einzige Frauenfußballmannschaft in Sétif gibt. Die nächsten sind BBA (2. Liga) und besser Khroub und Constantine (beide 1. Liga).

Mit Osman und Sami zusammen fuhren wir dann noch in einen anderen Stadtteil zu einem Verwandten, dem Bruder seiner Frau, und aßen dort mit dessen Familie zu Abend. Freitag ist nämlich Couscous-Tag – oder wie das Essen in Sétif und Umgebung heißt: Barboucha, was aber dasselbe ist wie Couscous, Kseksu oder Ta’am – und so gab es feinstes traditionelles Essen und lustige Unterhaltungen, die mal Arabisch, mal Englisch, mal Deutsch und auch ein bisschen Französisch geführt wurden. Die Einladung, die mir für den nächsten Algerienaufenthalt (voraussichtlich ab September diesen Jahres zu Studienzwecken) ausgesprochen wurde, nehme ich natürlich gerne an – die Gastfreundschaft hier ist doch genauso unschlagbar wie ich sie in Syrien erlebt habe! DSC06019 Statistik:
- Grounds: 867 (heute 2 neue; diese Saison: 99 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.717 (heute 2, diese Saison: 140)
- Tageskilometer: 140 (140km Auto [Mietwagen])
- Saisonkilometer: 35.600 (32.250 Auto/ 1.600 Flugzeug/ 1.600 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 70 Bahn, Bus, Tram)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 26 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 343