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Dienstag, 28. April 2020
Donnerstag, 15. September 2011
W267VIII: Zusammenfassung, Fotoalben, Tipps; Rumänien, Moldawien, Ukraine
Die Bildersammlung Rumänien, Moldawien, Ukraine gibt es unter „East-Europe/ Balkans: Romania, Croatia etc.” zu sehen:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/collections/72157626466347113/
Die Spiele sind auch unter Groundhopping in Foreign Countries zu finden.
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/collections/72157623798477450/
Die Berichte sind unter dem Label ROMDVUA11 zu lesen.
- Tag 1: Trotz nur 10% Stadionauslastung waren die Karten nur schwer zu bekommen...
- Tag 2: Auf dem Weg nach Transsilvanien
- Tag 3: Kirchenburgen und Altstädte Transsilvaniens bzw. Siebenbürgens
- Tag 4: Kunstvolle Klöster, starke Berglandschaften und ein flottes Spiel im versifften Stadion von Suceava
- Tag 5: Moldawien – Land der Brunnen, der Pferdekarren mit Nummernschildern und des Erstligafußballs zwischen Maisfeldern und Flussufer
- Tag 6: Von der Bukovina in die Karpatenausläufer – und: noch ein spannendes 2:2
- Tag 7: 1100 Kilometer nach Hause
* * *
Es folgt eine Liste der besuchten Sehenswürdigkeiten der drei Reise- und der beiden Transitreiseländer:
a) Rumänien
1. Biertan (10/10)
- Hervorragend erhaltene und spektakulär in die Landschaft gebaute Kirchenburg; eine der besten (oder die beste) ihrer Art!
2. Voroneţ (10/10)
- Fantastisch ausgemaltes und mit unglaublich detailreichen Fresken versehenes orthodoxes Kloster!
3. Sighişoara (9,5/10)
- Herrlich auf einem Berg gelegene Kleinstadt mit viel mittelalterlicher Architektur wie z.B. Wohntürmen und Kirchen (darunter einer Wehrkirche)
4. Humor (9,5/10)
- Fast baugleich wie Voroneţ, aber schönerer und begehbarer Wehrturm – nur die Fresken und Innenmalereien sind weitaus schlechter erhalten; einige der Gehöfte im Ort sind tolle Holzvillen
5. Sibiu (6,5/10)
- Reichlich überschätzte Stadt, aber idyllischer und schöner Altstadtkern mit toller Bebauung – nur ist dieser Kern ebenso heruntergekommen wie der Rest der Stadt auch
5. Moşna (6,5/10)
- Sehenswerte und große Kirchenburg
7. Suceava (6,5/10)
- Völlig von moderner Bebauung zersetzte Altstadt (aber das, was an alter Substanz erhalten ist, lohnt sich: v.a. das Kloster) und am Rande der Stadt eine mittelmäßige Festungsanlage, die von außen sehr gut und von innen eben leider weniger gut aussieht
8. Târgu Mureş (5,0/10)
- Von außen sehenswerte und von innen verrottete Festung, eine recht spektakuläre Hauptstraße mit tollem Kulturpalast (Jugendstil) und einer Kathedrale
9. Poarta Sălajului (5,0/10)
- Kaff in netter Landschaft mit schöner Holzkirche (kapartischer Baustil mit extrem spitzem Turm)
10. Cluj-Napoca (4,0/10)
- Hässliche Industriestadt mit kleinem, ganz ansehnlichem Altstadtkern
11. Richiş (3,0/10)
- Schöne Landschaft, schöne mittelalterliche Häuser – alles aber ziemlich abgewohnt und nicht so spektakulär wie in Biertan oder Humor
12. Axente Sever (3,0/10)
- Kaff mit schöner Wehrkirche, die aber leider extrem angegraut ist
13. Dumbrăveni (0,5/10)
- Selbst wenn man auf dem Weg nach Sighişoara ist und viel Zeit hat: nicht mal diese 2km Umweg lohnen für dieses hässliche und heruntergekommene Dreckskaff mit armenisch-katholischer Barockkirche in grau und zugebautem Ex-Schloss und Ex-Gefängnis mit Museum und Werkstatthof
b) Moldawien
1. Soroca (7,0/10)
- Hässliche Stadt, aber halbwegs schöne Landschaft und sehr schöne Burg! Diese regelmäßig sechszehneckige und drei Ebenen umfassende Burg mit sechs Wehrtürmen und runden Wehrmauern zwischen diesen Türmen (venezianischer Stil!) ist die größte Sehenswürdigkeit Moldawiens!
2. Otaci (2,5/10)
- Abartig Hässliche Stadt mit zwei kleinen, ganz netten und im Gegensatz zu den ärmlichen Wohnhäusern in prima Zustand befindlichen orthodoxen Kirchen und einem auffälligen Lenindenkmal vor der Bauruine eines Fußballstadions. Das Erstligastadion sieht zwar nicht aus wie in Nutzung, ist aber dauernd in Benutzung, frei zugänglich und eine Sehenswürdigkeit an sich
3. Drochia (1,0/10)
- Verrottete und hässliche Stadt mit einer ganz netten orthodoxen Kirche und mehreren sozialistischen Denkmalen
c) Ukraine
1. Lviv (8,0/10)
- Sehr sehenswerte Altstadt (Jugendstil, Barock, Renaissance) mit Kirchen, Bürgerhäusern, Verwaltungsgebäuden etc. – nur oft in mäßigem Zustand
2. Chernivtsi (5,0/10)
- Kleine Altstadt mit viel Jugendstil und großer orthodoxer Kirche
3. Ivano-Frankivsk (3,5/10)
- Altstadt mit Mischung aus Moderne, Historismus und Baustilen vor dem 19. Jahrhundert
3. Horodok (3,5/10)
- Ganz nette Kleinstadt mit Kloster und vielen Kirchen in gutem Zustand
x) Ungarn
1. Eger (7,0/10)
- Sehenswerte Altstadt (K&K-, mittelalterliche und osmanische Architektur), schöne Landschaft
2. Miskolc (4,0/10)
- Brutal hässliche Industriestadt mit ganz ansehnlicher Burganlage (Diósgyőr), die auch im sehenswertesten Stadtteil liegt
3. Székesfehérvár (3,0/10)
- Ganz ansehnlicher, kleiner Altstadtkern inmitten primitiver moderner Bebauung
y) Polen
1. Łancut (7,5/10)
- Tolles Schloss mit Parkanlage
2. Rzeszów (5,0/10)
- Kleine Altstadt mit spektakulärem Schloss
3. Przemyśl (4,5/10)
- Kleinstädtische Altstadt mit Kirchen und Schloss
4. Jarosław (3,5/10)
- Wie Przemyśl nur alles ein bisschen kleiner
* * * * *
Was Groundhopping angeht:
a) Rumänien
- Ansetzungen oft nur kurzfristig, dann aber zuverlässig (einsehbar auf soccerway bis zur 3. Liga, darunter muss man die Onlineausgaben von Zeitungen der entsprechenden Region in der man das Amateurspiel (ab 4. Liga = Amateurbereich) sehen will, zurate ziehen); Stimmung unterhalb der 1. Liga zu suchen ist oft sinnlos, aber über die Spielqualität der 3. Liga war ich positiv erstaunt
b) Moldawien
- Bis zur 3. Liga auf divizia-nationala.md (sehr gut organisiert, sehr verlässliche und oft schon frühzeitig veröffentlichte Ansetzungen und dann hervorragende Matchstatistiken ab 1 Tag nach Spiel einsehbar); im Stadion dann wohl oft ganz ansehnlicher aber dilettantischer Fußball vor wenigen Zuschauern
c) Ukraine
- 1. Liga sehr zuverlässig aber kurzfristig angesetzt auf u.a. soccerway, bis zu 3. Liga benutzt man pfl.ua (nur Ukrainisch und Ansetzungen mit Uhrzeit erst 2 Tage vorher in den News (annons)!); da Ukraine ein Fußballland ist, findet man auch auf gut Glück ab Samstagvormittag bis -abend und Sonntagmittag/ -nachmittag Spiele der Amateur- und Jugendklassen die oft nicht im Internet (aber ich glaube in Zeitungen regional) angesetzt sind – Stimmung ist in oberen Klassen (v.a. für die geringen Zuschauerzahlen) oft gut
* * * * *
Reisetipps und -vorbereitung:
a) Rumänien
- Infrastruktur: Rumänien hat ein schlechteres Straßennetz als viele Mittelmeerstaaten wie Tunesien oder Syrien: es gibt fast keine Autobahnen und die Landstraßen sind eng, löchrig und wellig. Geschwindigkeitsbegrenzungen sind gut gemeinte Ratschläge: wenn man innerorts bei freier Strecke nicht wenigstens 70 statt 50 fährt und außerorts nicht 100 (außer bergauf und in Kurven), dann riskiert man einen Auffahrunfall. Wilde Überholmanöver sind anbetracht der LKW-Plage Gang und Gebe. Benzin kostet übrigens wahnsinnige 1,35€/l – pervers bei dem Einkommen, als ob man in Deutschland 2,30€ oder so zahlen müsste!
- Übernachtung/ Essen: Bei Transitanreise über Ungarn sollte man schon in Ungarn, je nachdem wie viele KM man an einem Tag so schafft, in einem Autobahnmotel übernachten. In Rumänien wird einen dann auffallen, dass man dieselbe hohe Qualität bei Hotels und Essen für die Hälfte des Preises kriegt. Über hrs und v.a. noch booking sind fast alle rumänischen Hotels zu buchen: oft kosten Doppelzimmer nur 20-30€ pro Nacht, obwohl sie nicht schlechter als in deutschen Hotels sind und ein kleines Frühstück sowie Luxuselemente wie Flachbildfernseher mit vielen Kanälen und Internetzugang im Preis inbegriffen sind. Essen ist im Verhältnis zu Hotelpreisen teurer, aber wenn man bedenkt, dass wir zu dritt (jeder mit Suppe, Fleischgericht, halbem Liter Getränk) nur 20, 22€ bezahlt haben... Die Küche in Rumänien ist übrigens ziemlich eigen wegen der der vielen Minderheiten im Land ein ziemliches Mischmasch: also Grillwurst wie in Tschechien auf durch die Osmanen gekommenen Saubohnen in Knoblauchsoße (die Bohnen heißen auch noch fasol, was aus dem Arabischen übernommen wurde) und davor eine saure Gemüsesuppe mit Rahm ist schon was ganz Ungewöhnliches!
- Sprache: viele Rumänen können halbwegs oder gut Englisch und teilweise auch (besonders in ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten) richtig gut Deutsch. Aber man kann ja ein paar Sprüche auf Rumänisch lernen, was einen Sympathien einbringt (die Einheimischen treten sowieso ziemlich freundlich auf, und befasst man sich mit ihrer Sprache, dann noch mehr). Rumänisch ist extrem nah am Italienischen und Latein dran, weswegen es sehr klangvoll, wenig gewöhnungsbedürftig klingt und relativ leicht zu lernen ist (nur die Grammatik ist sehr ausführlich und unübersichtlich).
b) Moldawien
- Infrastruktur: Enorm schlechte Straßen (keinerlei Markierungen, wellige Asphaltdecke mit Schlaglöchern), aber kaum Verkehr, kaum Regeln und kaum Kontrollen, sodass man sehr zügig durchkommt. Benzin nur etwa 1,00-1,05€/l – was für viele Einheimische leider immer noch unerschwinglich ist wie ein richtiges Auto.
- Übernachtung/ Essen: dazu kann ich leider nichts sagen, da ich einen Tagesausflug von Rumänien aus gemacht habe und deshalb als einzige Dienstleistung die Wechselstube (Achtung! Rumänische Lei sind kein Zahlungsmittel in Moldawien, man braucht Moldauische Lei, die an jedem Grenzübergang kriegt!) genutzt.
- Sprache: Nationalisten reden gerne von „moldawischer Sprache“ – das ist jedoch Rumänisch wie in Rumänien auch. Vielfach (v.a. in Transnistrien und im Norden des Landes) wird auch (oder bevorzugt) Ukrainisch oder Russisch gesprochen, sodass man überall im Land kyrillische Aufschriften lesen kann. Englisch schien bei Dienstleistungen (Eintrittskartenverkauf in der Burg Soroca, Grenze) Standard zu sein.
- Tipp: Moldawien lohnt nur einen Tagesausflug – es gibt fast nichts zu sehen.
- Noch ein Tipp: Nach Transnistrien zu fahren, ist im Prinzip nicht gefährlich, aber sollte man sich gut überlegen, da dieses kranke Gebilde nicht unter moldawischer Herrschaft steht, eine illegale Regierung und illegale Sicherheitskräfte hat und keinerlei deutsche Auslandsvertretungen.
c) Ukraine
- Infrastruktur: außerorts besser als in Rumänien und Moldawien, aber innerorts katastrophal; v.a. Lviv ist ziemlich voll von Autos, die sich durch enge und mies gepflasterte Straßen drängen. In Lviv sind Straßenbahnen und ihre üblen Gleisbette ein echtes Verkehrshindernis. An Tankstellen kann nur bar bezahlt werden, dafür kostet Benzin (am besten „95“ tanken, Diesel ist übrigens mit dem kyrillischen „д“ gekennzeichnet) nur maximal 0,98€/l, teilweise nur 0,92€/l. Die Beschilderung ist schlechter als in Rumänien und oft nur in Kyrillisch (ukrainisch-kyrillisch hat geringfügige Abweichungen vom russischen: „i“ statt „u“ – das Ukrainische hat eh einen I-Tick).
- Übernachtung/ Essen: Hotels kriegt man oft schon für 20€ das Doppelzimmer (fast gar nicht im Internet buchbar, außer z.B. in Lviv, Kiev). Die meisten Hoteliers können nur Ukrainisch/ Russisch, aber bescheißen einen trotzdem nicht bei den Priesen. Auch in der Ukraine sind Flachbildglotze und Internet kostenlos Standard. Hotelrestaurants sind meist überteuert: da kostet manches Hauptgericht fast so viel wie ein Zimmer, während man in Großstädten in normalen Restaurants gutes Essen mit Getränk für 7€ pro Person und in kleineren Orten auch schon für 4 oder 5€ p.P. kriegt. Speisekarten fast nur kyrillisch, das Englisch der Kellner ist auf deutschem Grundschülerniveau –unglaublich, wenn man bedenkt, dass selbst in deutschen Restaurants sich die Kellner meistens schon auf Englisch verständigen können.
- Sprache: Brauch ich nach den Ausführungen oben noch was zu sagen? Ohne kyrillisch lesen und wenigstens ein bisschen Russisch oder Ukrainisch oder so (slawische Sprachen sind fast identisch: man könnte auch von DER slawischen Sprache sprechen und sie in Dialekte namens Russisch, Ukrainisch, Serbisch, Polnisch – und eben auch Kaschubisch, Lemberg-Polnisch usw. – einteilen) sprechen und verstehen kann, hat total die Arschkarte. In der Schule wird ausschließlich auf naturwissenschaftliche Ausbildung wert gelegt und da man als Naturwissenschaftler alle Chancen in der Ukraine und in Russland hat, braucht man auch nicht Englisch zu lernen wie Deutsche Naturwissenschaftler. Schlimmer als in Frankreich... Aber Russisch usw. ist gar nicht so schwer, wie die behaupten, die keine Ahnung haben. Nur hätte ich vor der Reise doch mal meine Kenntnisse aus der Schulzeit auffrischen sollen – da war doch nicht ein Satz korrekt ausformuliert...
* * * * * *
Fazit:
- Der Westen der Ukraine war ziemlich sehenswert, aber man muss sich bewusst sein, dass die Ukraine aufgrund der Inkompetenz der Einheimischen, mit Touristen umzugehen, kein Reiseland ist. Doch orthodoxe Kirchen und Klöster, Altstadtkerne mit ihrer Bebauung und die Karpatenlandschaft machen echt was daher.
- Moldawien ist eine arme Bauernprovinz, die fast keine Sehenswürdigkeiten hat. Hier lohnt nur ein Tagesausflug.
- Rumänien: v.a. die Karpaten und Siebenbürgen (also eigentlich richtiger: Transsilvanien) sind äußerst sehenswerte Kulturlandschaften mit vielen mittelalterlichen und manchmal auch sogar noch römischen Baudenkmalen wie herrlichen Wehrkirchenbauten und Burgen. Rumänien ist nach Syrien und Tschechien (auf Augenhöhe von Tunesien, Slowakei oder Schweden) eines der sehenswertesten Reiseländer, das ich trotz einiger Probleme wie schlechter Infrastruktur und interner Schwierigkeiten (Korruption, Armut, vereinzelte Unruhen gegen Minderheiten wie v.a. Roma) aufgrund von Sehenswürdigkeitendichte und Preis-Leistungs-Verhältnis sehr empfehlen kann!
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/collections/72157626466347113/
Die Spiele sind auch unter Groundhopping in Foreign Countries zu finden.
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/collections/72157623798477450/
Die Berichte sind unter dem Label ROMDVUA11 zu lesen.
- Tag 1: Trotz nur 10% Stadionauslastung waren die Karten nur schwer zu bekommen...
- Tag 2: Auf dem Weg nach Transsilvanien
- Tag 3: Kirchenburgen und Altstädte Transsilvaniens bzw. Siebenbürgens
- Tag 4: Kunstvolle Klöster, starke Berglandschaften und ein flottes Spiel im versifften Stadion von Suceava
- Tag 5: Moldawien – Land der Brunnen, der Pferdekarren mit Nummernschildern und des Erstligafußballs zwischen Maisfeldern und Flussufer
- Tag 6: Von der Bukovina in die Karpatenausläufer – und: noch ein spannendes 2:2
- Tag 7: 1100 Kilometer nach Hause
* * *
Es folgt eine Liste der besuchten Sehenswürdigkeiten der drei Reise- und der beiden Transitreiseländer:
a) Rumänien
1. Biertan (10/10)
- Hervorragend erhaltene und spektakulär in die Landschaft gebaute Kirchenburg; eine der besten (oder die beste) ihrer Art!
2. Voroneţ (10/10)
- Fantastisch ausgemaltes und mit unglaublich detailreichen Fresken versehenes orthodoxes Kloster!
3. Sighişoara (9,5/10)
- Herrlich auf einem Berg gelegene Kleinstadt mit viel mittelalterlicher Architektur wie z.B. Wohntürmen und Kirchen (darunter einer Wehrkirche)
4. Humor (9,5/10)
- Fast baugleich wie Voroneţ, aber schönerer und begehbarer Wehrturm – nur die Fresken und Innenmalereien sind weitaus schlechter erhalten; einige der Gehöfte im Ort sind tolle Holzvillen
5. Sibiu (6,5/10)
- Reichlich überschätzte Stadt, aber idyllischer und schöner Altstadtkern mit toller Bebauung – nur ist dieser Kern ebenso heruntergekommen wie der Rest der Stadt auch
5. Moşna (6,5/10)
- Sehenswerte und große Kirchenburg
7. Suceava (6,5/10)
- Völlig von moderner Bebauung zersetzte Altstadt (aber das, was an alter Substanz erhalten ist, lohnt sich: v.a. das Kloster) und am Rande der Stadt eine mittelmäßige Festungsanlage, die von außen sehr gut und von innen eben leider weniger gut aussieht
8. Târgu Mureş (5,0/10)
- Von außen sehenswerte und von innen verrottete Festung, eine recht spektakuläre Hauptstraße mit tollem Kulturpalast (Jugendstil) und einer Kathedrale
9. Poarta Sălajului (5,0/10)
- Kaff in netter Landschaft mit schöner Holzkirche (kapartischer Baustil mit extrem spitzem Turm)
10. Cluj-Napoca (4,0/10)
- Hässliche Industriestadt mit kleinem, ganz ansehnlichem Altstadtkern
11. Richiş (3,0/10)
- Schöne Landschaft, schöne mittelalterliche Häuser – alles aber ziemlich abgewohnt und nicht so spektakulär wie in Biertan oder Humor
12. Axente Sever (3,0/10)
- Kaff mit schöner Wehrkirche, die aber leider extrem angegraut ist
13. Dumbrăveni (0,5/10)
- Selbst wenn man auf dem Weg nach Sighişoara ist und viel Zeit hat: nicht mal diese 2km Umweg lohnen für dieses hässliche und heruntergekommene Dreckskaff mit armenisch-katholischer Barockkirche in grau und zugebautem Ex-Schloss und Ex-Gefängnis mit Museum und Werkstatthof
b) Moldawien
1. Soroca (7,0/10)
- Hässliche Stadt, aber halbwegs schöne Landschaft und sehr schöne Burg! Diese regelmäßig sechszehneckige und drei Ebenen umfassende Burg mit sechs Wehrtürmen und runden Wehrmauern zwischen diesen Türmen (venezianischer Stil!) ist die größte Sehenswürdigkeit Moldawiens!
2. Otaci (2,5/10)
- Abartig Hässliche Stadt mit zwei kleinen, ganz netten und im Gegensatz zu den ärmlichen Wohnhäusern in prima Zustand befindlichen orthodoxen Kirchen und einem auffälligen Lenindenkmal vor der Bauruine eines Fußballstadions. Das Erstligastadion sieht zwar nicht aus wie in Nutzung, ist aber dauernd in Benutzung, frei zugänglich und eine Sehenswürdigkeit an sich
3. Drochia (1,0/10)
- Verrottete und hässliche Stadt mit einer ganz netten orthodoxen Kirche und mehreren sozialistischen Denkmalen
c) Ukraine
1. Lviv (8,0/10)
- Sehr sehenswerte Altstadt (Jugendstil, Barock, Renaissance) mit Kirchen, Bürgerhäusern, Verwaltungsgebäuden etc. – nur oft in mäßigem Zustand
2. Chernivtsi (5,0/10)
- Kleine Altstadt mit viel Jugendstil und großer orthodoxer Kirche
3. Ivano-Frankivsk (3,5/10)
- Altstadt mit Mischung aus Moderne, Historismus und Baustilen vor dem 19. Jahrhundert
3. Horodok (3,5/10)
- Ganz nette Kleinstadt mit Kloster und vielen Kirchen in gutem Zustand
x) Ungarn
1. Eger (7,0/10)
- Sehenswerte Altstadt (K&K-, mittelalterliche und osmanische Architektur), schöne Landschaft
2. Miskolc (4,0/10)
- Brutal hässliche Industriestadt mit ganz ansehnlicher Burganlage (Diósgyőr), die auch im sehenswertesten Stadtteil liegt
3. Székesfehérvár (3,0/10)
- Ganz ansehnlicher, kleiner Altstadtkern inmitten primitiver moderner Bebauung
y) Polen
1. Łancut (7,5/10)
- Tolles Schloss mit Parkanlage
2. Rzeszów (5,0/10)
- Kleine Altstadt mit spektakulärem Schloss
3. Przemyśl (4,5/10)
- Kleinstädtische Altstadt mit Kirchen und Schloss
4. Jarosław (3,5/10)
- Wie Przemyśl nur alles ein bisschen kleiner
* * * * *
Was Groundhopping angeht:
a) Rumänien
- Ansetzungen oft nur kurzfristig, dann aber zuverlässig (einsehbar auf soccerway bis zur 3. Liga, darunter muss man die Onlineausgaben von Zeitungen der entsprechenden Region in der man das Amateurspiel (ab 4. Liga = Amateurbereich) sehen will, zurate ziehen); Stimmung unterhalb der 1. Liga zu suchen ist oft sinnlos, aber über die Spielqualität der 3. Liga war ich positiv erstaunt
b) Moldawien
- Bis zur 3. Liga auf divizia-nationala.md (sehr gut organisiert, sehr verlässliche und oft schon frühzeitig veröffentlichte Ansetzungen und dann hervorragende Matchstatistiken ab 1 Tag nach Spiel einsehbar); im Stadion dann wohl oft ganz ansehnlicher aber dilettantischer Fußball vor wenigen Zuschauern
c) Ukraine
- 1. Liga sehr zuverlässig aber kurzfristig angesetzt auf u.a. soccerway, bis zu 3. Liga benutzt man pfl.ua (nur Ukrainisch und Ansetzungen mit Uhrzeit erst 2 Tage vorher in den News (annons)!); da Ukraine ein Fußballland ist, findet man auch auf gut Glück ab Samstagvormittag bis -abend und Sonntagmittag/ -nachmittag Spiele der Amateur- und Jugendklassen die oft nicht im Internet (aber ich glaube in Zeitungen regional) angesetzt sind – Stimmung ist in oberen Klassen (v.a. für die geringen Zuschauerzahlen) oft gut
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Reisetipps und -vorbereitung:
a) Rumänien
- Infrastruktur: Rumänien hat ein schlechteres Straßennetz als viele Mittelmeerstaaten wie Tunesien oder Syrien: es gibt fast keine Autobahnen und die Landstraßen sind eng, löchrig und wellig. Geschwindigkeitsbegrenzungen sind gut gemeinte Ratschläge: wenn man innerorts bei freier Strecke nicht wenigstens 70 statt 50 fährt und außerorts nicht 100 (außer bergauf und in Kurven), dann riskiert man einen Auffahrunfall. Wilde Überholmanöver sind anbetracht der LKW-Plage Gang und Gebe. Benzin kostet übrigens wahnsinnige 1,35€/l – pervers bei dem Einkommen, als ob man in Deutschland 2,30€ oder so zahlen müsste!
- Übernachtung/ Essen: Bei Transitanreise über Ungarn sollte man schon in Ungarn, je nachdem wie viele KM man an einem Tag so schafft, in einem Autobahnmotel übernachten. In Rumänien wird einen dann auffallen, dass man dieselbe hohe Qualität bei Hotels und Essen für die Hälfte des Preises kriegt. Über hrs und v.a. noch booking sind fast alle rumänischen Hotels zu buchen: oft kosten Doppelzimmer nur 20-30€ pro Nacht, obwohl sie nicht schlechter als in deutschen Hotels sind und ein kleines Frühstück sowie Luxuselemente wie Flachbildfernseher mit vielen Kanälen und Internetzugang im Preis inbegriffen sind. Essen ist im Verhältnis zu Hotelpreisen teurer, aber wenn man bedenkt, dass wir zu dritt (jeder mit Suppe, Fleischgericht, halbem Liter Getränk) nur 20, 22€ bezahlt haben... Die Küche in Rumänien ist übrigens ziemlich eigen wegen der der vielen Minderheiten im Land ein ziemliches Mischmasch: also Grillwurst wie in Tschechien auf durch die Osmanen gekommenen Saubohnen in Knoblauchsoße (die Bohnen heißen auch noch fasol, was aus dem Arabischen übernommen wurde) und davor eine saure Gemüsesuppe mit Rahm ist schon was ganz Ungewöhnliches!
- Sprache: viele Rumänen können halbwegs oder gut Englisch und teilweise auch (besonders in ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten) richtig gut Deutsch. Aber man kann ja ein paar Sprüche auf Rumänisch lernen, was einen Sympathien einbringt (die Einheimischen treten sowieso ziemlich freundlich auf, und befasst man sich mit ihrer Sprache, dann noch mehr). Rumänisch ist extrem nah am Italienischen und Latein dran, weswegen es sehr klangvoll, wenig gewöhnungsbedürftig klingt und relativ leicht zu lernen ist (nur die Grammatik ist sehr ausführlich und unübersichtlich).
b) Moldawien
- Infrastruktur: Enorm schlechte Straßen (keinerlei Markierungen, wellige Asphaltdecke mit Schlaglöchern), aber kaum Verkehr, kaum Regeln und kaum Kontrollen, sodass man sehr zügig durchkommt. Benzin nur etwa 1,00-1,05€/l – was für viele Einheimische leider immer noch unerschwinglich ist wie ein richtiges Auto.
- Übernachtung/ Essen: dazu kann ich leider nichts sagen, da ich einen Tagesausflug von Rumänien aus gemacht habe und deshalb als einzige Dienstleistung die Wechselstube (Achtung! Rumänische Lei sind kein Zahlungsmittel in Moldawien, man braucht Moldauische Lei, die an jedem Grenzübergang kriegt!) genutzt.
- Sprache: Nationalisten reden gerne von „moldawischer Sprache“ – das ist jedoch Rumänisch wie in Rumänien auch. Vielfach (v.a. in Transnistrien und im Norden des Landes) wird auch (oder bevorzugt) Ukrainisch oder Russisch gesprochen, sodass man überall im Land kyrillische Aufschriften lesen kann. Englisch schien bei Dienstleistungen (Eintrittskartenverkauf in der Burg Soroca, Grenze) Standard zu sein.
- Tipp: Moldawien lohnt nur einen Tagesausflug – es gibt fast nichts zu sehen.
- Noch ein Tipp: Nach Transnistrien zu fahren, ist im Prinzip nicht gefährlich, aber sollte man sich gut überlegen, da dieses kranke Gebilde nicht unter moldawischer Herrschaft steht, eine illegale Regierung und illegale Sicherheitskräfte hat und keinerlei deutsche Auslandsvertretungen.
c) Ukraine
- Infrastruktur: außerorts besser als in Rumänien und Moldawien, aber innerorts katastrophal; v.a. Lviv ist ziemlich voll von Autos, die sich durch enge und mies gepflasterte Straßen drängen. In Lviv sind Straßenbahnen und ihre üblen Gleisbette ein echtes Verkehrshindernis. An Tankstellen kann nur bar bezahlt werden, dafür kostet Benzin (am besten „95“ tanken, Diesel ist übrigens mit dem kyrillischen „д“ gekennzeichnet) nur maximal 0,98€/l, teilweise nur 0,92€/l. Die Beschilderung ist schlechter als in Rumänien und oft nur in Kyrillisch (ukrainisch-kyrillisch hat geringfügige Abweichungen vom russischen: „i“ statt „u“ – das Ukrainische hat eh einen I-Tick).
- Übernachtung/ Essen: Hotels kriegt man oft schon für 20€ das Doppelzimmer (fast gar nicht im Internet buchbar, außer z.B. in Lviv, Kiev). Die meisten Hoteliers können nur Ukrainisch/ Russisch, aber bescheißen einen trotzdem nicht bei den Priesen. Auch in der Ukraine sind Flachbildglotze und Internet kostenlos Standard. Hotelrestaurants sind meist überteuert: da kostet manches Hauptgericht fast so viel wie ein Zimmer, während man in Großstädten in normalen Restaurants gutes Essen mit Getränk für 7€ pro Person und in kleineren Orten auch schon für 4 oder 5€ p.P. kriegt. Speisekarten fast nur kyrillisch, das Englisch der Kellner ist auf deutschem Grundschülerniveau –unglaublich, wenn man bedenkt, dass selbst in deutschen Restaurants sich die Kellner meistens schon auf Englisch verständigen können.
- Sprache: Brauch ich nach den Ausführungen oben noch was zu sagen? Ohne kyrillisch lesen und wenigstens ein bisschen Russisch oder Ukrainisch oder so (slawische Sprachen sind fast identisch: man könnte auch von DER slawischen Sprache sprechen und sie in Dialekte namens Russisch, Ukrainisch, Serbisch, Polnisch – und eben auch Kaschubisch, Lemberg-Polnisch usw. – einteilen) sprechen und verstehen kann, hat total die Arschkarte. In der Schule wird ausschließlich auf naturwissenschaftliche Ausbildung wert gelegt und da man als Naturwissenschaftler alle Chancen in der Ukraine und in Russland hat, braucht man auch nicht Englisch zu lernen wie Deutsche Naturwissenschaftler. Schlimmer als in Frankreich... Aber Russisch usw. ist gar nicht so schwer, wie die behaupten, die keine Ahnung haben. Nur hätte ich vor der Reise doch mal meine Kenntnisse aus der Schulzeit auffrischen sollen – da war doch nicht ein Satz korrekt ausformuliert...
* * * * * *
Fazit:
- Der Westen der Ukraine war ziemlich sehenswert, aber man muss sich bewusst sein, dass die Ukraine aufgrund der Inkompetenz der Einheimischen, mit Touristen umzugehen, kein Reiseland ist. Doch orthodoxe Kirchen und Klöster, Altstadtkerne mit ihrer Bebauung und die Karpatenlandschaft machen echt was daher.
- Moldawien ist eine arme Bauernprovinz, die fast keine Sehenswürdigkeiten hat. Hier lohnt nur ein Tagesausflug.
- Rumänien: v.a. die Karpaten und Siebenbürgen (also eigentlich richtiger: Transsilvanien) sind äußerst sehenswerte Kulturlandschaften mit vielen mittelalterlichen und manchmal auch sogar noch römischen Baudenkmalen wie herrlichen Wehrkirchenbauten und Burgen. Rumänien ist nach Syrien und Tschechien (auf Augenhöhe von Tunesien, Slowakei oder Schweden) eines der sehenswertesten Reiseländer, das ich trotz einiger Probleme wie schlechter Infrastruktur und interner Schwierigkeiten (Korruption, Armut, vereinzelte Unruhen gegen Minderheiten wie v.a. Roma) aufgrund von Sehenswürdigkeitendichte und Preis-Leistungs-Verhältnis sehr empfehlen kann!
W267V: Moldawien – Land der Brunnen, der Pferdekarren mit Nummernschildern und des Erstligafußballs zwischen Maisfeldern und Flussufer
FC Nistru Otaci 2:2 FC Zimbru Chişinău
Datum: Samstag, 10. September 2011 – Anstoß: 16.00
Ü.: FC Dnister Ataki – FC Wisent Kischinau
Wettbewerb: Divizia Naţională („Nationale Liga“ = 1. Profifußballliga Moldawiens)
Ergebnis: 2:2 nach 93 Min. (45/48) – Halbzeit: 1:1
Tore: 1-0 32. Alexandru Tcaciuc, 1-1 34. Oleg Molla, 1-2 67. Adrian Patraş (Eigentor), 2-2 92. Sergiu Pogreban
Verwarnungen: Sergiu Cuzneţov, Oleg Şişchin (beide Zimbru)
Platzverweise: keine
Spielort: Stadionul Sătesc Călărăşeuca bzw. Stadion Kalarashovka (Kap. 1.000, davon 300 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 300 (davon Gästefans: ca. 50)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Lahmer Beginn, aber nach einer halben Stunde wurde das Spiel richtig gut – die Tore fielen fast alle nach groben Fehlern, die Atmosphäre sorgte für Pluspunkte)
Photos and English version:
Nach dem kleinen Frühstück im Hotelrestaurant in Suceava brachen wir gen Osten auf und kamen nach anderthalb Stunden Fahrt über mittelmäßige bis sehr schlechte Straßen – unglaublich, wie die Asphaltstrecken da bis zu 3m tiefe Absackungen auf nur 10m Länge aufwiesen oder plötzlich der Asphalt aufhörte und eine Schotterpiste etliche hundert Meter lang und völlig uneben weiter führte – erreichten wir den kuriosesten Grenzübergang zwischen Rumänien und Moldawien: von Stânca nach Costeşti führt eine Brücke über einen Stausee. Am einen Ende ist der rumänische und am anderen Ende der moldawische Grenzposten.
Nachdem uns die unsympathischen Wichtigtuer die übliche halbe Stunde aufgehalten haben mit ihren Grenzkontrollen (eigentlich nur Pass blöd glotzend durchblättern und mal in den Kofferraum und die Zulassung sowie Grüne Karte gucken) konnten wir noch mehr kuriose Dinge in Moldawien beobachten. Von Rumänen wird ja (auch nicht zu Unrecht) behauptet, dass Moldawien ein Teil Rumäniens sei. Weitestgehend wird man das Gefühl nicht los, dass die ehemalige Sowjetrepublik auch wirklich nur der unterentwickeltste Landesteil Rumäniens ist. Aber wenn man sich im ärmsten Land Europas umhört, bemerkt man die Bedeutung der ukrainischen und russischen Sprache, die im Gegensatz zum romanischen Rumänisch (Moldawisch ist keine Sprache, sondern eine irreführende und nationalistisch gefärbte Bezeichnung für Rumänisch, das von Moldawiern gesprochen wird aber ein und dieselbe Sprache ist wie das Rumänisch in Rumänien) slawisch ist. So sind viele Schilder von Firmen in kyrillischer Schrift gehalten. Auch die Schriftzüge auf den in vielen Orten aufgestellten Lenin Standbildern – neben den orthodoxen Kirchen sind die Lenin-Statuen noch die gepflegtesten Bauobjekte in moldawischen Orten – sind kyrillisch. Die Straßenschilder sind hingegen alle in lateinischen Buchstaben, wobei es nicht gerade viele sind. Am dämlichsten sind die Ausschilderungen nach Brest in Weißrussland (über 600km von Nordmoldawien aus – aber zu Sowjetzeiten, aus denen diese Brest-Wegweiser zu stammen scheinen, waren noch keine zwei Grenzen zwischen Soroca und Brest). Der Straßenverkehr ist ganz lustig zu beobachten: man fährt auf den nicht wirklich mit Geschwindigkeitsbeschränkungen begrenzten, unebenen aber recht breit asphaltierten Straßen stets was Auto und der wellige Bodenbelag hergeben – die alte Ladas schaffen noch 80, neuere Autos fahren oft über 100. Besonders kurios war in Sachen neue Autos die Stretchlimousine mit Tiraspoler Kennzeichen – muss wohl einer der Gangster der sogenannten transnistrischen Regierung chauffiert worden sein.
Bis Transnistrien, einer abtrünnigen Provinz Moldawiens, die ein noch viel größerer geographischer Witz als Moldawien selbst ohnehin schon ist, ist, fuhren wir nicht. Nach einem kurzen Stopp in Drochia (dort fällt halt die neugebaute Kirche am Kreisverkehr ins Auge – der gegenüberliegende Plattenbau mit dem sozialistischen Kunstwerk davor ist alles andere als neu) fuhren wir nach Soroca, wo am Fluss Dnister (also im Herzen der ansonsten gesichtslosen Häuseransammlung Soroca) die größte Sehenswürdigkeit des ganzen Landes steht: die Burg Soroca. Hier kann man allerdings nicht meckern! Wir hätten auch gerne etwas mehr als nur 3 moldauische Lei (also gerade einmal 0,20€) Eintritt pro Person bezahlt um diese im venezianischen Stil (ja: Venedig beeinflusste auch die Fürsten Bessarabiens, also der Provinz des Adelsgeschlechtes der Bessarab; nicht der Bess-Araber: in Moldawien gab es nie Araber) errichtete Burg zu besichtigen. Auf drei Ebenen kann man feinste Burgenarchitektur – total regelmäßig sechszehneckig mit sechs Türmen – sehen!
In Otaci, einer Ansammlung von verrotteten Dörfern am Dnister (Nistru, dem Grenzfluss zur Ukraine) fallen nur mal einzelne Kirchen, die üblichen Brunnen (fast jedes Grundstück hat in diesem sehr von Landwirtschaft geprägten Land einen Brunnen zum Wasserschöpfen – vielfach gibt es in Dörfern kein fließendes Wasser) und eine Leninstatue vor der Bauruine eines Fußballstadions ins Auge. Dieses Stadion in Otaci sollte wohl die größte Bruchbude der ersten moldawischen Liga, einer Profiliga der untersten Kategorie – aber eben ein Profiliga, deren Stadien meist so wie das hier oder jenes hier aussehen und nicht etwa wie dieses was wir besuchten – ersetzen. Gut, dass Nistru Otaci immer noch in der kuriosen Hütte am Stadtrand im Ortsteil Călărăşăuca bzw. Kalarashovka spielt; flankiert vom Dnister und seinen struppigen Ufern, kargen Maisfeldern, niedrigen Bäumen, aber auch zwei tollen Bergzügen – der Dnister bildet eine ziemlich Schlucht an deren einen Ufer Otaci und an deren anderem Ufer Mogilev-Podolsky liegt – und einer üblen Bruchbude von Gymnasium mit in die Leere führender Fluchttreppe. Hinter den Toren und auf der einen Längsseite (zum Fluss hin) sind verrostete Fangnetze an brüchigen Betonpfählen aufgehängt, auf der Flussseite ist eine uralte Anzeigetafel – per Hand zu bedienen und kuriose Scheiben für Spielpaarung, Ergebnis und Uhrzeit vorweisend – auf der anderen Seite eine völlig verrottete Betontribüne mit zwei Reihen Schalensitze in weiß und blau, einer Reihe Stehplätze dahinter und einem verrosteten kaum hüfthohen Zaun davor. Die Tribüne ist von einem Sprecherturm und Sozialgebäude zweigeteilt. Die Aufschrift „FC Nistru“ ist kyrillisch gehalten. Die Leute hier sprechen auch fast nur Ukrainisch – die Namen der Spieler wie Pyatnikov und Lavrinovic weißen auch klar auf die ethnische Zusammensetzung hin. In dieser kuriosen Bruchbude ist der Zuschauerkomfort aber gar nicht so niedrig: die Sitze sind zwar eng und Stadiontoiletten sind miese Plumpsklos, aber wo ist man zum Zuschauen schon so nah am Feld...
Es fanden sich trotzdem nur 300 Fans ein (die Zahl bei divizia-nationala ist Schwachsinn: das waren keine 1000, es wurden ja auch keine Eintrittskarten verkauft, weswegen FK Nistru halt irgendwas an die Liga meldete), was auch für die moldawische Liga schwach ist. Ein Sechstel davon war aus der Hauptstadt angereist – verglich man die Fahrzeuge der Fans und die Mannschaftsbusse, sah man schon, wer hier Provinz und wer Hauptstadt war; die dickste Karre auf dem Stadionparkplatz fuhr aber schon wieder irgendein Fettgesicht aus Transnistrien: der Schiri war’s jedenfalls nicht... – und feuerte durchgängig mit ganz netten Melodien an. Die Nistru Fans gingen nur auf Pöbeleien ein oder feierten gute Szenen ihrer Spieler.
Gute Szenen gab es von keiner Seite während der ersten 25 Minuten, doch dann hatte Nistru drei Chancen, von denen sie eine auch verwerteten. Kurz darauf kam Zimbru, die übrigens nach der osteuropäischen Büffelart des Wisents heißen, allerdings zum Ausgleich. Dieser Torwartfehler war noch verzeihlich – aber nach der Pause, in einem immer besser werdenden Spiel, den Ball derartig dämlich ins eigene Tor zu boxen, war nicht mehr verzeihlich. Auch unverzeihlich ist, dass ein Abwehrspieler, der den Ball nur noch berührte weil er ihn rausschlagen wollte, als Eigentorschütze genannt wurde und nicht der Torwart. Der Verteidiger erwischte den Ball doch erst hinter der Linie! Da Zimbru nun mehr Chancen hatte, schien das Spiel gelaufen – doch wenn man aus drei Metern im vollen Lauf an den Pfosten köpft und dann in der Nachspielzeit noch Abwehr- und Torwartfehler verzapft, braucht man sich über einen späten Ausgleich nicht zu wundern. Das 2:2 war am Ende auch verdient.
Wir sahen zu – unter anderem mehrere Pferdekarren mit deutschen Kennzeichen überholend – zur Grenze nach Chernivtsi zu kommen. Dort waren wir erst um 22 Uhr im Hotel. Über eine Dreiviertelstunde brauchten die unfähigen ukrainischen Zöllnern um mit ihren nicht vorhandenen Fremdsprachenkenntnissen mit den Papieren von moldawischen Fahrzeugen und unserem deutschen Auto zurechtzukommen... Im Hotel „Premium“ aßen wir noch zu Abend. Pro Person für ein sehr gutes Steak und einen halben Liter Cola 10€ hinlegen zu müssen, ist für die Ukraine zwar viel zu hoch – aber bei der kitschig eingerichteten, schummrig beleuchteten und von lauter neureichen Leuten besuchten Kaschemme unterm Hotel war nichts anderes zu erwarten: hohe Qualität, sehr hoher Preis halt – aber das Hotel bietet Dreierzimmer für nur 37€ an. Der Standard ist der Hammer: in Deutschland würde man das in dieser Größe, Ordentlichkeit und Möbelqualität nicht für 73€ kriegen!
Statistik:
Grounds: 628 (heute 1 neuer; diese Saison: 34 neue)
Sportveranstaltungen: 1.354 (heute 1, diese Saison: 40)
Tageskilometer: 450 (450 Auto)
Saisonkilometer: 6.830 (5.900 Auto/ 930 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 72
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 267
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W267IV: Kunstvolle Klöster, starke Berglandschaften und ein flottes Spiel im versifften Stadion von Suceava
Rapid CFR Suceava 2:0 ASC Bacău
Datum: Freitag, 9. September 2011 – Anstoß: 17.00
Wettbewerb: Liga III-a (3. Rumänische Liga, 2. Halbprofi-Liga; Gruppe A)
Ergebnis: 2:0 nach 90 Min. (45/45) – Halbzeit: 2:0
Tore: 1-0 10. Bosancu, 2-0 20. Geaman (Eigentor)
Verwarnungen: Nr. 2, 11, 14 (Rapid); 8, 10, 20 (ASC)
Platzverweise: keine
Spielort: Stadionul Areni (Kap. 12.500 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 500 (keine Gästefans?)
Unterhaltungswert: 8,0/10 (Sehr schnelles, hartes, packendes Spiel – unerwartetermaßen bekam man von diesen beiden Teams wirklich hohe Qualität geboten!)
Photos and English version:
Wir bewegten uns an diesem teils etwas regnerischen Freitag immer weiter nach Nordosten in Richtung Moldau. Bevor wir allerdings in unserem Zielort Suceava ankamen, mussten wir uns nicht nur durch lange Ortsdurchfahrten wie Bistriţa oder Câmpalung Moldovenesc kämpfen, sondern vor allem die Passstraßen und krassen Steigungs- und Gefällstrecken in den Karpaten meistern. Ist schon klasse, hinter den Rumänen herzufahren, die in scharfe Kurven mit knapp 90 reinbrettern und im Bergdorf in der 40er-Zone immer noch 80 auf dem Tacho haben... Die Landschaft ist den ein oder anderen Stopp wert: tolle Täler, bewaldete Berge, grüne Wiesen, ein paar Berggipfel hängen im Nebel: wirkt alles ziemlich alpin!
Kaum vergleichbar sind allerdings die Klöster der Bukovina, jener kleinflächigen aber sehenswerten Kulturregion im Osten Europas, die sich in kleinen Teilen Rumäniens und der Ukraine (nahe Moldawiens, was allerdings nicht dazugehört) erstreckt. Die Bukovina ist auch auf der rumänischen Seite sehr slawisch geprägt: strenge Orthodoxie und der Gebrauch des Ukrainischen (in Suceava wurden wir mir an der Klosterkirche auf „La Revedere“ (Rumänisch: Auf Wiedersehen) mit „Do Swidaniy“ (dasselbe auf Ukrainisch) geantwortet) sind typisch. Eindrucksvoll ist die regionale Bauweise der Klöster: leicht eiförmiges Kirchenschiff, kein Turm nur Dachreiter der Innen eine Kuppel hat, dabei ein überkragendes Dach (ähnlich einem Pavillon) mit glänzenden und teilweise bunten Ziegeln und schließlich als wichtigste Besonderheit: außen wie innen sind die Kirchen über und über mit Fresken bemalt. Dass orthodoxe Kirchen innen bis auf den letzten Millimeter mit Heiligenbildern und Bibelszenen bepinselt sind, ist klar – aber dass Fresken auch außen angebracht werden, ist nicht die Regel: und schon gar nicht vom Boden bis zur Dachkante. Dargestellt sind dutzende Schutzheilige für dieses und jenes, wichtige Bibelszenen wie Sündenfall im Paradies, Kreuzigungsszenen und außerdem die wildesten Folterszenen von Märtyrern – Vierteilung, Haut abziehen, bei lebendigem Leib verbrennen usw. Die eindrucksvollsten Klosterkirchen dieser Art befinden sich in Voroneţ und Humor wobei beide 6 Lei (1,50€) Eintritt und horrende Fotogebühren (6 bzw. 10 Lei) verlangen. Das lohnt sich aber alles!
Nicht ganz so lohnend, aber nicht völlig unwürdig einen Abstecher dahin zu machen, ist die Stadt Suceava: dort gibt es noch drei weitere solcher Kirchen, wobei eine wohl nur nachgebaut wurde und außen kaum Fresken hat, die zweite außen fast gar keine (scheinen alle abgewittert zu sein) aufweisen kann und die dritte schließlich das vorhin genannte Kloster ist, dass von Plattenbauten umgeben einen etwas bizarren Eindruck hinterlässt. Ohnehin ist die Stadt Suceava sehr von sozialistischer Architektur geprägt und hat viel Industrie und volle und schmutzige Straßen zu bieten – eine geschlossen bebaute Altstadt gibt es nicht: einzelne historische Gebäude verteilen sich unter den modernen Gebäuden. So übrigens auch eine armenische Kirche in sauberem weiß und die dunkle, wuchtige Festung am Rande der Stadt (von außen sehr schön, innen ziemlich unattraktiv; für 2€ Eintritt nicht so sonderlich lohnend), nach der früher mal ein Fußballverein (FC Cetatea) hieß. Einer von mehreren noch existenten Vereinen der Stadt ist hingegen der Drittligist CFR Rapid, den wir heute im Stadion „Areni“ besuchten.
An der Hauptstraße gelegen ist es hinter einer grauen Mauer mit blauen und weißen Elementen gut sichtbar bei der Durchfahrt des Ortes. Die Haupttribüne ist enorm eindrucksvoll mit ihren beiden Rängen, die Gegentribüne deutlich niedriger und im Gegensatz zur zweistöckigen und überdachten Haupttribüne mit neuen blau-weißen Schalensitzen bestückt. Die Hauptseite hat noch weitestgehend verrottete und lockere Holzbänke und wo diese fehlen nackten Beton. Ebenso die beiden Hintertortribünen, die dem runden Verlauf der Laufbahn folgen und erhöht erbaut sind. Mittig hinter der Gegentribüne sind ein Sprecherturm mit Wellendach und zwei weitere Funktionsgebäude vorhanden. Hinter der einen Hintertortribüne steht die Anzeigetafel mit den olympischen Ringen. Steht man im Oberrang, hat man einen tollen Blick auf Plattenbauten und eine orthodoxe Kirche. Guckt man hingegen vom Unter- zum Oberrang hoch, sieht man die Ritzen und Hohlstellen in den Betonelementen und fragt sich, wann die Tribüne mal einstürzt...
Richtig stark war dann das Spiel zwischen Rapid Suceava und ASC Bacău. Es fand zwar nur vor 500 Zuschauern, die bis auf eine Gruppe Jugendlicher und einem abgedrehten Rentner auch nicht sonderlich mitgingen, statt (besserer Durchschnitt für die dritte Liga in Rumänien) – aber was auf dem Feld geboten wurde, war spitze! So ein schnelles und packendes Spiel sieht man nicht dauernd – in der vergleichbaren deutschen Regional- oder Oberliga ganz besonders wenig. Hier wurde extrem offensiv gespielt, wodurch viele Torszenen zu sehen waren. Zwar wurde nur zwei Mal getroffen – und der Gastgeber entschied das Spiel schon nach 10 bzw. 20 Minuten: erst eine lange Flanke aus 25m an den Fünfer die mit einem Abstauber am Torwart vorbei ins Eck segelt; dann ein Eigentor (per Kopf in den Winkel) nach einem langen Ball in den Strafraum – aber dauernd gestürmt. Zudem gab es viele harte Zweikämpfe und die ein oder andere Streiterei auf dem Platz. Eine Videozusammenfassung von dem Duell hat die Gazeta Suceava ins Netz gestellt.
Nach diesem herrlichen Spiel ging es in die „idyllisch“ im Industriegebiet im Osten der Stadt gelegene Pension: für eine solche Pension (eher ein Motel) und für die Preise (Dreibettapartment für 45€; Frühstück und Internet inklusive) sehr empfehlenswert! Dort haben wir auch noch im angrenzenden Restaurant (wieder prima rumänische Küche und trotz Fleischgericht mit Suppe und 0,5l Getränk wieder nur 7€ pro Person bezahlt) gegessen.
Statistik:
Grounds: 627 (heute 1 neuer; diese Saison: 33 neue)
Sportveranstaltungen: 1.353 (heute 1, diese Saison: 39)
Tageskilometer: 320 (320 Auto)
Saisonkilometer: 6.380 (5.450 Auto/ 930 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 71
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 267
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W267III: Kirchenburgen und Altstädte Transsilvaniens bzw. Siebenbürgens
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Das Kernland Siebenbürgens bzw. Transsilvaniens stand für uns heute auf dem Programm: aufgrund der schlechten Infrastruktur muss man, wenn man Rumänien unter Zeitdruck besucht, sich die besten Sachen auswählen und andere gute Orte links liegen lassen oder sich bei den kleineren Sachen auf dem Weg maximal ein paar Minuten aufhalten. Trotz Zeitdruck (also in einem Tag 375km von Cluj über Sibiu und Sighişoara nach Târgu Mureş zu schaffen, was bei guten Straßen mehr als nur vier Zwischenstopps locker zulassen würde) haben wir aber mehrere wichtige und sehr sehenswerte Orte besichtigen können.
Wir begannen aber erst einmal nach dem einfachen Frühstück im Hotel Beta in Cluj damit, die wenigen Sehenswürdigkeiten der Klausenburger Altstadt abzufahren. Da wären die folgenden Punkte zu nennen: die orthodoxe Kathedrale mit gegenüberliegendem Theater, die katholische Kirche mit dem angrenzenden Platz, die Synagoge... na ja; und das war’s aber auch schon.
Ein paar Kilometer nach Westen raus und rauf auf die Autobahn. Die ist lächerliche 50km kurz und nach 40km durch die schöne, grüne, bergige Landschaft mussten wir runter bei Turda – von da an fährt man aber ganz ordentliche Landstraßen bis Sibiu nur phasenweise überlastet. Sibiu ist auch als Hermannstadt bekannt und das ein oder andere Schild – eine deutsche Bäckerei, deutsche Grabplatten in der Kathedrale usw. – erinnert auch noch an das deutsche Erbe. Das kulturelle Erbe ist aber – auch wenn Sibiu 2007 Kulturhauptstadt wurde – reichlich angegammelt. Wenn man Sibiu gesehen hat, weiß man warum Essen neben Istanbul als europäische Kulturhauptstadt gewählt wurde. Ein paar bescheuerte Theaterveranstaltungen und Konzerte veranstalten reicht dafür schon: wenn man dann noch einen arroganten Selbstdarsteller als Bürgermeister hat, braucht man keine ordentlichen Straßenzüge: da reichen verfallene Ackerbürgerhäuser an jeder Ecke. Sibiu hält leider absolut nicht das, was es großkotzig verspricht. Nur ein paar Kirchen und wenige gut erhaltene Häuser verschiedener Bauepochen lohnen sich. Wie versifft der Ort leider ist, sieht man am besten, wenn man auf den Wehrturm oder die Kathedrale (niedriges Entgelt, 0,50€ oder 1€ umgerechnet) steigt: die Dächer sind bei 90% der Häuser verrottet.
Den Niveauunterschied zwischen dieser Farce und Show „Kulturhauptstadt“ und dem seriöse „Weltkulturerbe“ ist dann ersichtlich, wenn man von Sibiu nach Biertan kommt. Um ins Dorf Biertan, dass für seine Wehrkirche bekannt ist, zu kommen, hat man zwei Wege zur Auswahl. Durch Unaufmerksamkeit an der Hauptkreuzung in Mediaş nahmen wir den zweiten, etwas längeren aber eigentlich besseren – denn man muss nicht die Strecke von der Straße Nr. 14 hin und wieder zurück fahren um nach Sighişoara weiter zu reisen. Biegt man in Mediaş auf Höhe des Stadtzentrums rechts ab, geht es auf engen, recht gut asphaltierten Straßen knapp 10km geradeaus bis Moşna, wo es einen weiteren schönen Komplex einer Wehrkirche – d.h. eine Kirche und oft noch mehrere Nebengebäude die von einer massiven Mauer umschlossen sind: so ein mittelalterliches Bauwerk kenne ich in Deutschland nur einmal und auch wenig spektakulär; Horka bei Niesky in Sachsen – zu sehen gibt. Schon nahe bei Mediaş steht ein kleineres, etwas heruntergekommenes Exemplar in Frauendorf, also Axente Sever. Nach Moşna taucht nach etwa 7km rechts ein Schild nach Biertan (Birthälm) auf, das nach scharf links in den Wald deutet. Wer kein richtiges Auto hat, hätte eh nicht bis hierher fahren dürfen – aber mit einem Dacia wie dem meinen so einen unbefestigten Weg mit 40, 50 entlang zu fahren ist kein Problem. Nach 3km gibt es auch wieder richtigen Asphalt: da hat man das recht idyllische und sehr gleichförmig gebaute Richiş (Reichesdorf) erreicht. Wen jetzt die dauernde Erwähnung deutscher Namen wundert: Rumänien empfinden es als historische Gegebenheit und nicht als politische Provokation, dass ihre Orte, die teilweise auch noch ethnische Deutsche zu ihren Bewohnern zählen oder zumindest recht viele Einheimische vorweisen können die sich mit deutscher Sprache, Kultur usw. befasst haben, auch deutsche Namen tragen. In Tschechien z.B. würde man aber auch nie wie in Rumänien die Ortsschilder untertiteln (oftmals sind die Schilder in Rumänien auch ungarisch untertitelt).
Aber wieder zurück nach Biertan: dort gibt es zwar wenige sehenswerte Privat- oder Verwaltungshäuser aber eine alles überstrahlende Wehrkirche, die für 6 Lei (1,50€) zu besichtigen ist. Dicke Ringmauer, mehrere holzverkleidete Türme, eine Hauptkirche, zum oberen Teil führt ein holzüberdachter Treppengang, dann der Blick in die grüne Hügellandschaft: eine tolle Gegend dort in Biertan!
Über Dumbravăni, einem völlig heruntergekommenen Dreckskaff wo es eine historisch ganz interessante Kirche gibt – die Minderheit der Armenier ist allerdings fast völlig verschwunden (teils assimiliert, teils abgewandert) in Rumänien – fuhren wir nach Sighişoara. Mit seiner Berglage ist Sighişoara schon um einiges interessanter als Sibiu und vergleicht man dann die Gebäude – vor allem die spektakulären Wohntürme, die Wehrkirche, die Stadtmauer, den kleinteiligen Marktplatz mit den weitestgehend sanierten Häusern usw. mit Hermannstadt, kann man nur sagen, dass das sehr sehenswerte Schäßburg – also Sighişoara – klar vorm mittelmäßigen und somit auch einfach überschätzten Sibiu einzuordnen ist. Natürlich ist Sighişoara auch Weltkulturerbe – und nicht etwas „Kulturhauptstadt“.
Schließlich fuhren wir noch nach Târgu Mureş, einer Großstadt mit ganz ansehnlichem aber kleinteiligem Altstadtkern, wo wir ein Hotel gebucht hatten: die Vila Chesa klingt etwas hochtrabend, aber für nur 29€ im Doppel- bzw. wie wir hatten 35€ im Dreibettzimmer diese Qualität zu liefern ist topp! Aber das ist halt Rumänien: nicht zu kleine, saubere, ordentliche Zimmer auf europäischem Stand – sogar Internet gratis und Frühstück auch im Preis inbegriffen – und dann so niedrige Preise. Auch das Abendessen im angrenzenden Restaurant war für 23€ ziemlich billig: drei Leute und dann jeder 0,5l Getränke, eine große Suppe und ein ordentliches Fleischgericht mit Beilage und Salat.
Was den Altstadtkern dann angeht: entlang eines rechteckigen Boulevards reihen sich zwei Kirchen, diverse ansehnliche Wohn- und Geschäftshäuser (darunter auch Jugendstilgebäude), das Rathaus und der Kulturpalast – das spektakulärste Gebäude der Stadt. Unweit davon ist die Zitadelle, die von außen besser aussieht als von innen (trutzige Mauern mit Türmen bewährt gegen kahlen und vermüllten Innenhof) und auch eine weitere Kirche umschließt. In Târgu Mureş ist übrigens neben Rumänisch nicht Deutsch die wichtigste Sprache, sondern wieder Ungarisch. So erklärte uns ein Typ den Weg in die Festung auf Rumänisch und Ungarisch, und mehrere Plakate in der Stadt wiesen in Rumänisch UND Ungarisch auf ein Erstligafußballspiel zwischen FCM Târgu Mureş und Astra Ploieşti hin. Das wäre als wenn Schalke 04 ihre Spielplakate Deutsch und Türkisch aushängen würde: aber die meisten Türken im Ruhrgebiet sind trotz gegenteiliger Behauptungen besser integriert und können auf jeden Fall besser Deutsch als viele Ungarn in Rumänien Rumänisch können...
Statistik:
Grounds: 626 (heute kein neuer; diese Saison: 32 neue)
Sportveranstaltungen: 1.352 (heute keine, diese Saison: 38)
Tageskilometer: 380 (380 Auto)
Saisonkilometer: 6.060 (5.130 Auto/ 930 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 70
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 267
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