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Mittwoch, 27. Februar 2013

W343VIII: Rückreise mit der üblichen Lufthansa-Verspätung => Algerien Tour (19/21)

* Tag 18: Rückreise mit der üblichen Lufthansa-Verspätung *

Nachdem wir von Tizi Ouzu aus zum Flughafen gut durchkamen und dort den Mietwagen problemlos zurückgeben, nicht aber die übrig gebliebenen 15.000 Dinar (150€) zurücktauschen konnten – genau deshalb sollte man nicht zu viel Geld tauschen in Algerien: die scheiß Währung kriegt man nicht mehr los – mussten wir die übliche Lufthansa-Verspätung von zwei Stunden über uns ergehen lassen, ehe es losgehen konnte. Wenigstens war das Essen und das Personal an Board diesmal nicht so scheiße wie beim Hinflug. Aber Lufthansa ist mittlerweile genauso wenig ein Aushängeschild für deutsche Qualität wie die Deutsche Bahn: Unzuverlässig, unsympathisch, scheiß Service.

In Frankfurt war wenigstens die – allerdings von Bruchvolk (aber wirklich nur hessische Säufer, keine Prolltürken oder so) ziemlich vollen – U-Bahnen pünktlich. Wir trafen uns noch mit Onkel Thomas, der sich unsere Erlebnisse beim chinesischen Essen in dem Restaurant in der Hügelstraße anhörte. Die typisch hessischen Spießer – nirgendwo in Deutschland gibt es von der Sorte noch so viele wie in Hessen – am Nebentisch hörten verwundert mit, wo sich manche Leute so überall herumtreiben.

Statistik:
- Grounds: 868 (heute 0 neue; diese Saison: 100 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.718 (heute 0, diese Saison: 141)
- Tageskilometer: 2.070 (1.600 Flugzeug, 450km Auto [davon 100 Mietwagen], 20 U- und S-Bahn)
- Saisonkilometer: 37.970 (33.000 Auto/ 3.200 Flugzeug/ 1.600 Fahrrad/ 90 Bahn, Bus, Tram/ 80 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 27 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 343

Dienstag, 26. Februar 2013

W342IV: Von Algier über Tipaza nach Oran => Algerien Tour (8/21)

* Tag 7: Von Algier über Tipaza nach Oran *

Photos with English Commentary:
a) ROMAN RUINS OF ALGERIA: TIPAZA
b) Oran – Algeria’s Second Largest City

Wir quälten uns nach dem Auschecken aus dem Hotel durch den langsamen Stadtverkehr der Hauptstadt nach Nordwesten heraus. 50km außerhalb des Stadtzentrums liegt die zum Großraum Algier gehörende Kleinstadt Tipaza am Mittelmeer. Der Name ist punisch und bedeutet „Handelsplatz“. Punier, Römer und andere haben hier auch ordentlich Handel getrieben, sodass man im gesamten Stadtgebiet auf 10km Länge verteilt sehr interessante Ruinen findet. Wir begannen am Friedhofsgebiet mit Grabstätten v.a. aus phönizischer und römischer Zeit, außerdem gibt es eine Kirchenruine. Ganz nett, vor allem tolle Lage an einer Steilküste, aber doch alles sehr abgewittert, was bei dem Klima aber wiederum nicht verwundert. DSC04599 2km stadteinwärts wird es besser: die eigentliche Stadt kann mit einem Amphitheater, einem kleineren Theater, einer Festung, mehreren Tempel und einer Therme aufwarten. Die Geschäfts- und Privathäuser sind nur noch in ganz niedrigen Grundmauern, die größtenteils von den schön anzusehenden mediterranen Pflanzen überwuchert sind, erhalten. Wie rau das Seeklima ist, ist einigen Bäumen, die fast im 90°-Winkel landeinwärts zeigen, anzumerken.

8km gen Algier zurück bei Sidi Rached befindet sich ein riesiger Grabtumulus. Das mauretanische Königsgrab ist sehr regelmäßig halbkugelförmig, stark gemauert und mit Säulen versehen. Reinklettern kann man (wohl erst seit Kurzem aus Sicherheitsgründen) aber nicht mehr. Nur den Blick in die Landschaft schweifen lassen.

Tipaza ist eine der lohnendsten Sehenswürdigkeiten Algeriens. Das einzige, was mir nicht gepasst hat, war dass man für jede der drei Sehenswürdigkeiten je 20 Dinar zahlen musste und für das Parken (nur an der Kbour Roumia, dem Königsgrab) ganze 50 Dinar. OK, dass sind ja alles Centbeträge (0,19€ bzw. 0,48€) aber trotzdem kann man das besser regeln – mit Tagestickets z.B. Was absolut bescheuert ist, sind die riesigen Verbotsschilder. Eigentlich darf man gar nichts in Tipaza außer auf den Wegen herumlaufen und rumgucken. Nicht mal fotografieren oder picknicken ist erlaubt. Was sich die Arschlöcher vom Rat der Stadt dabei nur gedacht haben? Algerier sind doch keine Inder und können somit fast alle zwischen sinnvollen und sinnlosen Regeln unterschieden und scheißen auf letztere. OK, manchmal auch auf erstere: also dass da manche Grillen und dann allen Müll liegen lassen ist natürlich bescheuert. Aber es war herrlich zu sehen, wie die Einheimischen mitunter gleich mehrere Regeln verletzten: Musik vom Handy abspielen, dabei auf eine Mauer klettern und sich vor den Ruinen fotografieren. Ein dekadenter Hauptstädter führte seinen Köter bei den Gräbern aus. Auch die Paare, die sich küssend in irgendwelche Ecken in den Ruinen verzogen, verstießen gegen Regelungen zur „Erregung öffentlichen Ärgernisses“. All das interessierte die Wächter und Angestellten überhaupt nicht. Die passten nur auf, dass keine Mosaike betreten oder geklaut werden. Ich habe ja nur darauf gewartet, dass mal ein Typ rauchend, laut Musik abspielend, die Leine vom Köter in der einen und eine Flasche Alk in einer der typischen undurchsichtigen Papiertüten in der anderen Hand, seine fotografierend auf den Ruinen rumkletternde Freundin küsst – das wären dann sieben Verstöße gegen die Besucherordnung auf einmal...

Wie auch immer fuhren wir nach dieser sehr guten Besichtigung weiter gen Westen auf der gut ausgebauten Autobahn entlang. Zwei Mal gab es kurze Stop-and-Go-Einlagen, da es Polizeikontrollen mitten auf der Autobahn gab, doch wir kamen noch vor 20 Uhr in Oran (Wahran) an. Die zweitgrößte algerische Stadt machte auf den ersten Blick einen besseren Eindruck als die größte und Hauptsstadt. Denn es sah noch ordentlicher aus, es waren gepflegtere und interessantere Gebäude zu sehen, die ganzen Hähnchen kosteten nur 500 Dinar (4,90€) und keine 600, und das Hotel war der Hammer! Diesmal ein Mittelklassehotel, da wir keinen Nerv hatten eine Billigabsteige an der Kasbah zu suchen, die zwar nur halb so viel gekostet aber dafür kaum halb so gut gewesen wäre: Südlich vom Place du 11 Novembre kommend die zweite Straße links rein befindet sich „Hotel Mira“. Kleine, aber sehr gute Doppelzimmer mit gutem Bad, Flachbildglotze, Kühlschrank, Klimatisierung, Internet, gratis Wasserflaschen, Frühstück inklusive und ganz nettem Personal, das teilweise Englisch kann und sich auch geduldig meine arabischen Ausführungen anhörte – regulär zwischen 30€ und 40€ pro Nacht und Zimmer, für uns (da wir drei Tage blieben oder wir so sympathische Groundhopper sind) sogar nur 27€. Also das mit weitem Abstand beste Hotel: „Mira“ in der Rue Abderrahmane 06, Place Zeddour Brahim, Oran/ Wahran. DSC04656 Statistik:
- Grounds: 860 (heute 0 neue; diese Saison: 92 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.710 (heute 0, diese Saison: 133)
- Tageskilometer: 470 (470km Auto [Mietwagen])
- Saisonkilometer: 32.380 (29.030 Auto/ 1.600 Flugzeug/ 1.600 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 70 Bahn, Bus, Tram)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 20 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 342

W342III: 2x Pyro, 2x Schlägerei; Für ein Spiel zwischen Algeriern und Ägyptern extrem wenig => Algerien Tour (7/21)

* Tag 6: 2x Pyro, 2x Schlägerei; Für ein Spiel zwischen Algeriern und Ägyptern extrem wenig *

Chabab Riadhi Belouizdad (شباب رياضي بلوزداد‎) o---------1
Nady Ismaily ar-Riyadhy (النادي الإسماعيلي الرياضي) o------1
- Datum: Dienstag, 12. Februar 2013 – Anstoß: 18.00
- Wettbewerb: Viertelfinal-Hinspiel im Union of Arab Football Associations Cup 2012/13 (Ligue Professionnelle 1 = 1. algerische Profifußballliga gegen ad-Daury al-Masry al-Mumtâz = 1. ägyptische Profifußballliga)
- Ergebnis: 1-1 nach 96 Min. (48/48) – Halbzeit: 0-0
- Tore: 0-1 53. Amar Djamel, 1-1 58. Islam Slimani
- Verwarnungen: Messaoudi (CRB), Amar Djamel (Ismaily)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade 20 Août 1955 (Algier-Mohamed Belouizdad, Kap. 15.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 12.000 (darunter ca. 10-20 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Über weite Strecken gutes bis sehr gutes Spiel, das zum Ende hin abflaute wie auch die zu Anfang starke Stimmung)
DSC04468 Photos with English Commentary:
a) International Football at Algiers: CR Belouizdad v Ismaily SC, Arab Clubs Cup
b) Kabylie Mountains on the Way from Sétif to Algiers
c) Algiers – The Capital City of Algeria
Video on MyVideo.De:
CR Belouizdad Supporters

Nachdem wir uns von unseren sehr guten Gastgebern und Freunden in Sétif verabschiedeten hatten, ging es auf die mittlerweile komplett fertig gestellte Ost-West-Autobahn nach Algier. Mit der Dreckskarre waren die fast 300km nur in 3,5h machbar. Nach einem Supermarkteinkauf – der „Ardis“ hinter der Messe in Hussein Dey ist riesig und topp sortiert, nur muss man aufpassen, dass man nur die sehr preisgünstigen einheimischen Produkte (1m-Baguette 0,08€; 1kg Truthahnwurst 3€) kauft; Importware ist oft schweineteuer (1kg südafrikanische Trauben 6,00€) und wird dementsprechend nur von der Elite gekauft – stiegen wir doch wieder im Sofiane ab, da es bei dem Gedränge in der Gegend keinen Sinn machte, noch weiter nach einem besseren/ günstigeren Hotel zu suchen. Algier ist in Sachen Übernachten ohnehin teuer. Hauptstadtaufschlag halt.

Bevor es fußballmäßig weiter ging, fuhren wir zur Kathedrale „Notre Dame d’Afrique/ Sayyidna Ifriqiya“ heraus. Die liegt in einem sehr französisch geprägten Viertel auf einem Berg oberhalb des Hafens. Die Kirche wurde kürzlich komplett renoviert und ist auch in Nutzung für die christliche Gemeinde von Algier. Leider verbietet diese Gemeinde ebenso Innenaufnahmen, wie islamische Gemeinden in Algerien sie verbieten. Die Kirche lohnt sich nämlich, trotz des jungen Baujahrs (1880), aufgrund einiger Mosaike und v.a. interessanter Sprüche auch von innen aufzunehmen (siehe hier: französische Wikipedia). Interessant ist vor allem der auf Französisch und Arabisch angebrachte Spruch „Jungfrau von Afrika, bete für uns und die Muslime“ zusammen mit dem französisch, arabisch und in (latinisiertem) Berberisch geschriebenen „Brüderliche Liebe kommt von Gott, ein und demselben Gott“. Nur den ersten Spruch genommen, habe ich aufgrund entsprechender Erfahrungen mit Katholiken, die solche Aussagen mitunter treffen, diese Worte interpretiert als: „Bete für uns Christen und für die Muslime, dass sie von ihrem Irrglauben abgehen“ – der zweite Spruch ist aber so eindeutig, dass man dieses Gotteshaus wirklich als überkonfessionell loben kann. Es gibt ja auch nicht nur die Franzosen, die sich kolonialistisch abgeschottet haben von den Einheimischen, sondern auch jene, die in Algerien aufgewachsen sind und sich unter die Bevölkerung mischen und so auch von den muslimischen Arabern und Berbern Algeriens akzeptiert werden.DSC04510 Durchs Feierabendverkehrschaos drängelten wir uns zum Stadion im Stadtteil Mohamed Belouizdad. Dort spielt in einem sehr schicken Stadion mit vier Tribünen (bis auf die eine Hintertorkurve alle überdacht; so auch die zweite Sitzplatzkurve, die dreiteilige Haupttribüne mit VIP-Sektor und die mit Holzbänken ausgestattete hohe Gegentribüne) und einer Radrennbahn, Chabab Riadi (Sportjugend) Belouizdad. Leider sind aufgrund der ständigen Wurfgeschosseinsätze über den hohen Zäunen Maschendrahtnetze angebracht worden. Nur die Ehrentribüne und die unüberdachte Kurve haben freie Sicht aufs Feld. Da wir nur 40 Minuten vor Anpfiff aufkreuzten und die 200 Dinar (2€) kostenden Karten besorgten, bekamen wir nur noch so beschissene Plätze am Rand des Stimmungsblocks auf der Gegentribüne in Reihe 1 mit Zooblick. Passenderweise befindet sich übrigens einer von zwei Zoos der Hauptstadt direkt hinter diesem Stadion...

Die durch die Gitterstäbe zu bestaunenden Viecher waren dann die Spieler von Belouizdad und dem ägyptischen Gast aus Ismaily, der Englisch oft Ismaily Sports Club wiedergegeben wird und erst letzte Woche wieder in den Ligenbetrieb eingreifen konnte, denn bis Februar hatte Ägypten nur einen Punktspielbetrieb ab 2. Liga abwärts.

Belouizdad machte auch den klar besseren Eindruck, spielte richtig schönen schnellen Kurzpassfußball mit ganz sicherer Ballannahme und schnellen Angriffen. Doch auch fünf Ecken und sechs Torchancen in den ersten 15 Minuten brachten nichts ein. Bis zur Pause stand es in einem sehr guten und klar vom Gastgeber dominierten Match torlos.

Nach der Pause ging es etwas verhalten los und Ismaily traf auch prompt durch einen effektiven Konter. Jedoch gab es nur wenige Minuten später einen schönen Kopfball zum 1:1 zu sehen. Danach hatte wieder Belouizdad mehr Chancen, spielte jedoch nicht so druckvoll wie in Hälfte eins und kam auch zu keinem Treffer mehr. So wie das Spiel zum Ende wieder ruhiger wurde, wurden es dann auch die Fans, wobei das laut Presse mit beleidigenden Gesten des Torschützen zu tun gehabt haben soll, der mit einer Gruppe Fans etwas zu klären hatte...

Ansonsten war die Stimmung aber natürlich hervorragend! Zum Einmarsch der Teams gab es sogar eine recht aufwendige und gut gemachte Choreographie (siehe Bilder von der Hauttribünenseite: Gesichtsbuch 1 und Gesichtsbuch 2) – danach fielen die CRB-Fans durch schöne, melodiöse, aber nicht immer so ausdauernde Gesänge auf.

Als ich vor dem einen Arabischseminar Ende Januar die Planung dieses Spielbesuchs erwähnt hatte, meinte meine Tunesien erfahrene Kommilitonin Vanessa gleich: „Ne algerische gegen ne ägyptische Mannschaft? Na da würd ich an deiner Stelle nicht hingehen, nicht dass du da ne Flasche vorn Kopf kriegst oder Steine!“ Tatsächlich gab es aber Versöhnungsgesten: ein Banner wurde hochgehalten „Gemeinde Mohamed Belouizdad – Willkommen, werte ägyptische Genossen, in eurer zweiten Heimat; Algerien“. Und da, wie ich erwartet hatte, nur wenige VIPs aus Ägypten angereist kamen, ging es weitestgehend gesittet zu. Nur zwei Pyroeinlagen mit Bengalfeuern und zwei durch Polizisten ausgelöste, kleinere Schlägereien. Dass die Sicherheitskräfte verhindern wollten, dass Zuschauer über Absperrungen abkürzten, ist ja klar, aber da wurden gleich die Holzschlagstöcke geschwungen und rumgepöbelt. Auffälligerweise waren die Uniformierten zu uns aber sehr freundlich. Der Einsatzleiter wies uns an, an der Seite zu warten bis die Polizei die Tribüne geräumt hat, ließ mich sogar noch kurz das leere Stadion fotografieren (Polizisten dürfen sonst eigentlich auch am Rand nie aufs Bild, solange sie nicht am Spielfeld stehen) und schickte dann den einzigen Kollegen der etwas Englisch konnte mit uns mit, sodass wir eine Polizeisperre passieren konnten um zum im Parkverbot stehenden Mietauto zu gelangen. Nach handschläglicher Verabschiedung fuhren wir noch zum Denkmal der Widerstandskämpfer (Maqâm al-Mudjâhid) hoch und aßen dann im Hotel von dem wirklich guten Essen aus dem „Ardis“. DSC04516 Statistik:
- Grounds: 860 (heute 1 neue; diese Saison: 92 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.710 (heute 1, diese Saison: 133)
- Tageskilometer: 320 (320km Auto [Mietwagen])
- Saisonkilometer: 31.910 (28.560 Auto/ 1.600 Flugzeug/ 1.600 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 70 Bahn, Bus, Tram)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 20 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 342

Montag, 25. Februar 2013

W341III: Länderpunkt mit Ligaalltag und und mit Sommerreifen nachts durch den Schneeregen in der Kabylei => Algerien Tour (3/21)

* Tag 2: Länderpunkt mit Ligaalltag und mit Sommerreifen nachts durch den Schneeregen in der Kabylei *

Paradou Athletic Club (نادي أتليتيك بارادو) U18 -------------- 4
Chabab Riadhi de Belouizdad (شباب رياضي بلوزداد) U18 -- 0
- Datum: Freitag, 8. Februar 2013 – Anstoß: 9.15
- Wettbewerb: Ligue Nationale de Jeunes, Categorie U18, Groupe D (Landesweite Jugendliga, U18, Gr. D = 1. Liga der 16-17jährigen)
- Ergebnis: 4-0 nach 89 Min. (46/43) – Halbzeit: 2-0
- Tore: 1-0 30. (Nr. 7), 2-0 41. (11), 3-0 47. (6), 4-0 71. (11)
- Verwarnungen: Nr. 8, 16 (Paradou); Nr. 15 (Belouizdad)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Mal’ab Ahmed Faleq (Stade de Hydra, Kap. 5.000, davon 1.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 90 (darunter ca. 30 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 6,5/10 (Gutes und etwas einseitiges Spiel mit ein paar Durchhängern)

Raed Chabab Kouba (رائد شباب القبة) U20 ------------------- 1
Racing Club Arba (نادي راسينغ الاربعاء) U20 ------------------ 1
- Datum: Freitag, 8. Februar 2013 – Anstoß: 11.00
- Wettbewerb: Ligue Nationale de Jeunes, Categorie U20, Groupe C (Landesweite Jugendliga, U20, Gr. C = 1. Liga der 18-19jährigen)
- Ergebnis: 1-1 nach 98 Min. (43/55) – Halbzeit: 0-1
- Tore: 0-1 x. (?), 1-1 50. (7)
- Verwarnungen: 2x Nr. 2, 1x Nr. 9 (Kouba); Nr. 13, 17 (Arba)
- Platzverweise: Nr.2 Kouba (wiederholtes Foulspiel, 90. Min.)
- Spielort: Stade Mohamed Benhaddad (Stade de Kouba, Kap. 10.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 100 (darunter ca. 5 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 4,0/10 (Allenfalls mittelmäßiges Spiel)

RIJA Alger (رائد اتحاد جامعة الجزائر) ------------------------- x/0
Groupement Sp. d. Pétroliers (المجمع الرياضي البترولي) - y/3
- Datum: Freitag, 8. Februar 2012 – Beginn: 15.15
- Wettbewerb: 1 A Seniors Dames (1. algerische Volleyballliga der Frauen)
- Ergebnis: 0-3 nach ca. 70 Min.
- Satzergebnisse: 21:25, 17:25, 19:25 (= 57:75)
- Spielort: Qâ’ah Muta’addida ar-Riyadhât al-Baladiyya Wilaya al-Djazayr (Salle Omnisports des Douera; Algier-Douera, Kap. 700 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 50 (darunter ca. 4 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 6,0/10 (Nicht herausragend, aber ganz flott mit einigen guten Ballwechseln)
DSC03710 Photos with English Commentary:
a) Under-18 Football League: Paradou v Belouizdad (Hydra)
b) Under-20 Football League: Raed Chabab Kouba v RC Arba
c) Women’s Volleyball League: RIJA Algiers v GSP Algiers (Douera)
d) More Pictures of Algiers: Former French Church & Old Mosque in Kouba 
Video on Myvideo.De:
Playing Football During Call of Prayer in Algiers, Kouba Stadium

Am zweiten Tag in Algerien fiel dann auch der Länderpunkt. Gleich drei Spiele gab es an diesem Freitag im Raum Algier zusehen, doch blöder hätte der algerische Verband die 1. und 2. Profiliga kaum ansetzen können. Bis auf eines der zwei Samstagabendspiele der 1. Liga war kein Spiel kombinierbar oder vernünftig erreichbar. So blieben am ersten Freitag „nur“ zwei Spiele der höchsten Jugendspielklassen der U20 bzw. U18 und ein Spiel der obersten Frauenvolleyballliga. Dass man solche Ansetzungen überhaupt auch nur 5 Tage vor der Veranstaltung erfährt, spricht aber auch wieder für den Verband! Der ist um Klassen besser organisiert als die anderen Behörden!

Kurz vor sieben standen wir auf. Nach dem Frühstück im Hotel, das mal wieder dem französischen Namen „petit dejourner“ alle Ehre machte – die Betonung liegt dabei ganz klar auf „petit“ – ging es in den südlich der Kernstadt in stark hügeliger und völlig zugebauter Landschaft gelegenen Stadtteil Hydra. Der Name kommt vom arabischen „حيدرة“ (ħîdra), was u.a. „Löwe“ heißt, und nichts mit dem griechischen Schlangenmonster Hydra zu tun hat. Einige Siedlungen in Hydra sind ganz schick – viele Botschaften befinden sich z.B. um den Saha el-Qods (Jerusalemer Platz) mit seiner interessanten modernen Moschee, die die klassische Lehmarchitektur nordwest- und westafrikanischer Gotteshäuser aufnimmt, herum. Andere Siedlungen wiederum sind einfache Plattenbau- und Proletenviertel. Zwischen diesen beiden Sorten von Siedlungen liegt das Stade de Hydra, das nach einem früheren Ortsteilbürgermeister als Mal’ab (Stadion) Ahmed Faleq benannt ist.

Die Sportanlage ist herrlich zwischen Häusern verschiedenen baulichen Niveaus in einer kleinen Schlucht eingeklemmt. Hinter einem Tor befinden sich nur Bäume und ein Basketballplatz, hinter dem anderen eine steile Stehtribüne. Die Gegentribüne ist in den teilweise zubetonierten und völlig von Häusern mit Gärten bebauten Felsen eingepasst. Ein paar Fans bezogen dort vorm Kiosk Stellung, doch die meisten der nicht einmal 100 (zumeist Eltern und Freunde der Spieler) waren aufgrund der dauernden Schauer unter die Überdachung der Haupttribüne, die ebenfalls hoch über das Feld aufragt, gegangen. Dort machten wir es uns auf primitiven blauen und weißen Sitzschalen bequem.

Es entwickelte sich ein ganz gutes Spiel, das vom Gastgeber bestimmt wurde. Während Paradou im Männerfußball nur einen mittelmäßigen Drittligisten hat, zählt Belouizdad in der ersten Profiliga zum vorderen Mittelfeld. Doch im Jugendfußball ist der Club mit der Mühle im Wappen anscheinend besser als CRB. Doch es dauerte über eine halbe Stunde, bis das auch am Ergebnis zu merken war. Nachdem die Partie einen ersten Durchhänger hatte, netzte einer von Paradou zum 1:0 ein.
Vor der Pause noch das 2:0 und mit der ersten Aktion in Hälfte zwei gleich der dritte Treffer für PAC, da der CRB-Torhüter den nassen Ball nach einem 25m-Freistoß durch die nassen Handschuhe seitlich am Körper vorbei rutschen ließ. Mehr gen Ende hin spielte PAC ein viertes schönes Tor heraus. DSC03792 Durch die Unpünktlichkeit einiger Beteiligter erreichten wir das zweite Spiel erst Mitte der ersten Hälfte. Von Hydra die fast 10km nach Kouba dauerten doch selbst über die Innenstadtumfahrung eine Weile. Dass ich das Ergebnis auf Arabisch erfragte, brachte mir anscheinend einige Popularität ein, da nach und nach ein paar ältere Fans mit mir quatschen wollten. Einer, der ein paar Worte Deutsch konnte, lockte dann auch den wohl gebildetsten Fan von RC Kouba heran – der sprach sogar Hocharabisch und nicht diesen schrägen algerischen Dialekt und fragte mich auch, ob ich bei meinem Studium schon mal Ibn Batouta gelesen hätte. Klar hab ich das, denn der Marokkaner gilt als eine Art Karl May des Maghrebs...

Im sehr großen und eindrucksvoll zwischen ziemlich heruntergekommenen Plattenbauten in Sichtweite mehrerer Gotteshäuser gelegenen Stade de Kouba (Mohamed Benhaddad Stadion), das zwei fast gleiche, wuchtige Sitztribünen mit Steinstufen und Überdachung hat, traten zwei U20-Mannschaften gegeneinander an. Die Einteilung nach Altersklassen ist in Algerien etwas anders als in Deutschland, wobei sie recht unübersichtlich noch dazu ist: es gibt nämlich auch noch U21, U19, U17 usw. – je nachdem in welchem Verband (Profi- oder Amateurverband) diese Jugendklassen organisiert sind. Der Gastgeber aus dem Stadtteil Kouba (قبة = Kuppel) hieß Raed Shabab, „Kommandant oder Pionier der Jugend“ (oder junge Pioniere...) – der Gegner aus Arba bei Blida ist der „Rennsportverein vom Mittwochsmark“.

Es stand leider schon 0:1, wobei bei meinem Reintreten durch die Stadiontür gleich ein Abseitstor (es wäre das 0:2 gewesen) erzielt wurde. Emotionen gab es dann auch, nachdem das Spiel in Hydra extrem fair und gesittet ablief – aber die gehören auch in so eine heruntergekommene Arbeitersiedlung wie Hay Ben Omar im Stadtteil Kouba, wo dieses Stadion liegt. Die Polizeistreife, die immer vorsorglich abgestellt wird, musste den Schiri – der übrigens wie auch sein Kollege in der höchsten U18 Liga zuvor, ohne Assistenten richtete – dann mal in die Kabine begleiten, damit ihn nach dem Pfiff zur Halbzeit nicht dauernd alle zulabern...

Der Unparteiische ließ sich auch nicht beirren und pfiff weiter souverän und gut – besser als der regelmäßig kleinere Fehlentscheidungen treffende Schiri aus dem U18-Match. Nach fünf Minuten in Hälfte zwei gab es dann auch ein Tor für uns zu sehen und zwar den Ausgleich für Kouba, den sie sich richtig erkämpft hatten. Ein weiteres Tor fiel leider keines mehr, da ab der 60. das Spiel massiv abebbte und Arba ohnehin in Hälfte zwei fast gar nichts mehr machte. DSC03845 (Algerian Volleyball: RIJA Alger v GS Pétroliers Alger, Women's 1st Division, at sports hall OMS Douera) Wir schauten uns die Alte Moschee von Kouba und die in ihrer Nähe befindliche, aber nicht mehr genutzte französische Kirche neben dem Wasserturm – beide Bauwerke sieht man vom Stadion aus gut – von außen an. Dann ging es wieder auf die Umfahrung und durch die lockere Bebauung des hügeligen bis bergigen Stadtrandes von Algier in den Vorort Douera. Etwas Besseres als Frauenvolleyball hatte ich nicht gefunden am Nachmittag, aber das habe ich eh noch nicht gesehen. Bisher habe ich ja nur Männerspiele geguckt. So wie die Mädels aus meiner Klasse Volleyball gespielt haben, hätte ich ja Böses ahnen können, aber die Frauen von RIJA (der Studentenvereinigung Algier) und besonders GSP (der BSG Erdölgesellschaft Algier), waren schon erheblich geschickter im Umgang mit dem Ball der übers Netz in des Gegners Feld muss, als auch nur die besten meiner in regionalen Volleyballvereinen aktiven ehemaligen Mitschülerinnen...

Mit internationaler Spitze, die v.a. aus USA, Italien und Türkei besteht, hatte das zwar nicht viel zu tun, aber das wäre auch seltsam gewesen, so vor 50 Zuschauern dort in Douera (dt.: „Häuschen“), am Arsch von Algier, wo alles so halbfertig ist. Von den primitiven Wohnhäusern über die verschlammten Straßen bis zur zusammengepfriemelten Sporthalle. Die sieht aber von außen ganz gut aus und ist innen interessant symmetrisch mit ihren gemusterten Fenstern und den blau-weißen Schalensitzen, die auf drei Tribünen verteilt werden – im Keller befindet sich sogar neben verpfuschten Klos und Umkleiden auch eine weitere Sporthalle, die für Kampfsport genutzt wird.

Interessanterweise kam hier beim Volleyball wenigstens ein bisschen mehr Stimmung auf als beim Jugendfußball davor. Besonders schräg hinter mir gingen ein paar junge Frauen aus derjenigen Oberschicht, die perfekt Französisch und Arabisch nebeneinander spricht, ganz gut mit, um die Mädels von RIJA zu unterstützen. Auch ein paar Jungs im Grundschulalter feuerten etwas an. Aber wenn denen irgendwie langweilig war, fingen die auch an sich in den Wanst zu latschen, ins Fangnetz zu schubsen oder die nicht verschraubten Sitzschalen eine Reihe vorzustoßen...

GSP Algier machte nicht nur wegen der einheitlicheren Spielkleidung einen professionelleren Eindruck als RIJA und war nicht nur im Durchschnitt körperlich überlegen – die Überlegenheit des Tabellenführers, der als Betriebssportgemeinschaft organisiert ist (das ist keine Franchise von Sonatrach, Algerien ist da wie die DDR organisiert!) kam auch deutlich auf dem Feld anhand der härtere Schmetterbälle und schnelleren Blocks zutragen. Allerdings gab sich RIJA nie auf und konnte GSP ab und an in Schwierigkeiten bringen, z.B. wenn sich die kleine Spielmacherin in einen Schmetterball warf und GSP dann für den Konter nicht mehr auf Posten war oder die mit dem schwarzen Kopftuch ihre Angaben scharf ins Feld brachte. So endete das Spiel zwar erwartungsgemäß mit 0:3 für GSP, doch mit 57:75 in der Endaddition ging es noch relativ glimpflich ab. DSC03828 (Algerian Volleyball: RIJA Alger v GS Pétroliers Alger, Women's 1st Division, at sports hall OMS Douera) Von Algier-Douera aus fuhren wir über Autobahnen, zweispurige Schnellstraßen und schließlich einspurige Landstraßen nach Béjaïa. Dass war zwar eine der krassesten Fahrten die wir je unternommen haben – mit der Dreckskarre von Mietwagen nachts weiter als Tizi Ouzu in die Kabylei vordringen ist wegen der schmalen, abschüssigen Gebirgsstraßen vor allem bei Schneeregen wie an diesem Freitag, recht gewagt (zumal die Karre natürlich nur Sommerreifen hatte) – aber ganz so wild ist es mit der Kabylei ansonsten nicht, wie man oft zu hören bekommt. Wenn man die Warnungen des Auswärtigen Amtes für diesen Teil Algeriens für voll nehmen könnte, müsste man muss uns für lebensmüde halten. Von wegen: „Vor nicht notwendigen Reisen in die Kabylei wird abgeraten“ und unspezifiziert aber mit besonderem Blick auf die Kabylei „Reisen innerhalb des Landes sollten möglichst auf dem Luftweg erfolgen. Während der Dämmerung und in der Nachtzeit sollten Fahrten außerhalb der Stadtzentren vermieden werden, da mit falschen Straßensperren und Anschlägen von kriminellen oder terroristischen Gruppen gerechnet werden muss.“ Auf dem Luftweg reisen? Sagt mal, seid ihr geisteskrank? Ich flieg doch nicht die 280km von der Hauptstadt nach Béjaïa, selbst wenn die Wege noch unasphaltiert wären! Meint ihr vielleicht, ich hätte eine einzige Straßensperre kabylischer Wegelagerer gesehen? Ihr seid wohl hysterisch und nachtblind und könnt wohl nicht mal tagsüber Auto fahren, oder was?! Im Übrigen gibt es keine notwendigere Kabylei-Fahrt als eine Groundhoppingtour!!!

Ohne entführt oder weggesprengt worden zu sein - und nur ein Mal von einer Polizeikontrolle angehalten! - erreichten wir die Küstenstadt Béjaïa, wo wir in ein mäßiges Hotel „Bravoure“ im Stadtzentrum für noch zu hohe 24€ DZ/ Nacht eincheckten, nach 5 Stunden Fahrt. Lustig war dort, dass ich da zwar problemlos Arabisch kommunizieren konnte, der Hotelier sich aber nicht verkneifen konnte, anzumerken, dass „wir hier in Bejaia nicht so toll Arabisch können, denn wir sprechen lieber Französisch und vor allem Berberisch“... DSC03981 Statistik:
- Grounds: 856 (heute 3 neue; diese Saison: 88 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.706 (heute 3, diese Saison: 129)
- Tageskilometer: 310 (310km Auto [Mietwagen])
- Saisonkilometer: 31.010 (27.660 Auto/ 1.600 Flugzeug/ 1.600 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 70 Bahn, Bus, Tram)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 16 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 341

W341II: Anreise, Automiete und Algiers Altstadt => Algerien Tour (2/21)

* Tag 1: Anreise, Automiete und Algiers Altstadt *

Photos with English Commentary:
Algiers – The Capital City of Algeria

Das Visum kam nach 20 Tagen Bearbeitung und 4 Tagen Postweg erst drei Tage vor Abflug bei uns an. Finde ich immer „Klasse“ so was, aber uns wurde sogar telefonisch von der algerischen Botschaft Berlin Bescheid gesagt.

„Klasse“ find ich natürlich auch, dass die Flüge erst um 10 Uhr morgens von Frankfurt/ Main abfliegen. Und nach Malta fliegen wir zur selben Scheißzeit wieder von da. Warum können die nicht schon um 5 Uhr oder erst 15 Uhr los fliegen? DSC03628 So brachen wir in Merseburg nach nur 3 Stunden Schlaf um 2 Uhr morgens auf. 3 Stunden nur deshalb, da wir abends noch die Halbfinalpartien der Fußballafrikameisterschaft im Fernsehen geguckt hatten und dieser von den Ghanaern gekaufte Pfeifenkopp aus Tunis das zweite Halbfinale derartig verpfiff, dass Burkina Faso statt in der regulären Spielzeit zu gewinnen bis ins Elfmeterschießen musste. Mittlerweile ist mir Ghana genauso unsympathisch wie Südafrika und Elfenbeinküste (jeweils nur auf die Nationalteams bezogen!)...
4 Stunden später in FFM angekommen, klingelten wir Onkel Thomas nicht um 6 Uhr aus seiner Wohnung, sondern stellten den Dacia einfach wie verabredet in der Straße ab. Zum Flughafen ging es mit mehr Verspätung (20 Minuten) als Fahrtzeit (15 Minuten) mit der S-Bahn. Wir kreuzten dennoch fast drei Stunden vor Abflug auf.

Lufthansa zeigte mal wieder ihr geringes Niveau, indem weder Boardingzeiten noch Landezeiten eingehalten wurden, man für eine Busfahrt zum 200m vom Terminal entfernt stehenden Flugzeug ganze 10 Minuten brauchte: zwei mal ein paar Sekunden fahren und dann ewig herumstehen. Dann beim Einsteigen keinerlei Hinweise gegeben wer in welchen Teil des Fliegers muss, und allen beschissenes vegetarisches Essen auf unterstem Niveau serviert. Also wenn ich das mal mit Turkish Airways vergleiche, kann ich nur sagen: scheiße, dass die türkische Fluglinie nur so umständliche Verbindungen über Istanbul nach Algier fliegt – so ein Flug mit denen ist um Klassen besser als mit Lufthansa!

In Algier ging alles zügig und gut organisiert ab. Die Beamten waren kühl aber halbwegs höflich. Richtig nett waren die drei jungen Frauen, die uns mit dem Mietwagen von „RapideCar“ erwarteten. Die Erfahrenste der drei löste mit zwei Anrufen das Kreditkartenproblem: die Transaktion mit der 500€-Kaution wurde gesperrt, offensichtlich von deutscher Seite aus und ohne vorliegenden Grund, nur auf Verdacht hin, da die Karte in Algerien eingesetzt wurde. Die Jüngste konnte mich dann nicht als zweiten Fahrer eintragen, da die Mietbedingungen einen mindestens 26jährigen Fahrer vorsehen, was sie mit dem arabischen Spruch „Möge Gott dir noch viel mehr als diese 26 Jahre gewähren“ kommentierte. Wenn das Auto mal nur so gut gewesen wäre, wie der Service der drei sehr schick aber trotzdem so etwas wie „islamisch-korrekt“ gekleideten Damen... Der Peugeot 107 hatte ja nicht mal Servolenkung oder Zentralverriegelung. Dafür, dass der Wagen immer noch etwas mehr als die Hälfte vom Preis eines deutschen Mietwagens der untersten Kategorie (z.B. ein neuwertiger Fiat Punto oder Toyota Yaris) kostete, war die verkratzte und bereits 77.000km gefahrene Dreckskarre immer noch zu teuer. DSC03684 Mit ein paar Mal verfahren – sowie man die Stadtautobahn verlässt, kommt man in enge Straßen, auf denen das Linksabbiegen oft verboten ist und ohne Ende Einbahnstraßen und Parkverbotsbereiche eingerichtet sind – kamen wir zur Altstadt, die nur noch wenige der schmalen Gassen der typisch arabischen Kasbah vorweisen kann, sondern vor allem durch französischen Jugendstil glänzt. Die oft reichhaltig verzierten Fassaden könnten auch sonst wo in jeder besseren europäischen Stadt stehen. Nimmt man noch die landschaftliche Lage – die Küste steigt gleich steil an – dazu, so fällt Algier aber als eine besonders sehenswerte Stadt auf.

Für eine nordafrikanische Großstadt machte sie übrigens in weiten Teilen einen gepflegten Eindruck und v.a. einen sehr wenig touristischen. Allerdings ist die kaum vorhandene touristische Erschließung in einer Hinsicht ein Ärgernis: Man merkt im Tourismussektor, wie viel die Demokratische Volksrepublik Algerien von der Deutschen Demokratischen Republik gelernt hat – die mittelmäßig zahlreichen Hotels sind veraltet und zumindest in Algier fast durchweg zu teuer (35€ DZ/ Nacht im Sofiane sind zu viel bei den primitiven Zimmern – war bei DDR-Hotels aber auch immer so laut der älteren Westverwandtschaft von mir) und natürlich kann man jegliche Speisekarten in den Restaurants vergessen, da maximal die Hälfte der Gerichte tagesaktuell vorhanden ist. Auch Preis-Leistung scheint teilweise ein Problem zu sein: das nach dem ägyptischen Port Said benannte Restaurant am Hafen war jedenfalls versifft, schlecht und mit fast 5€ pro Person für einen minderwertigen Fleischteller mit Pommes, Reis, Salat und einer Flasche Wasser noch zu teuer.

Dafür fiel mal wieder die Freundlichkeit vieler Einheimischer auf. Mit den Mitarbeiterinnen vom Mietwagenunternehmen fing es ja nur an, auch im Restaurant und Hotel waren die Leute sehr gastfreundlich und nicht zuletzt sollte die etwa 10 Leute erwähnt werden, die uns in zwei Stunden Stadtbesichtigung auf unsere Herkunft und unsere Meinung zu Algerien ansprachen. Besonders ein Mann mittleren Alters, der sich als Farid vorstellte, unterhielt sich eine Weile in einer Mischung aus Englisch, Französisch und Arabisch mit uns – einfach aus Interesse an Ausländern. Es gab natürlich auch etwa ebenso viele Leute, die uns ansprachen, ob wir nicht Geld (illegal) zu einem günstigen Kurs (z.B. statt wie offiziell 103DZ:1€ einfach 130:1) tauschen oder irgendwelche anderen Dienstleistungen annehmen wollten – doch auch diese Leute waren erstaunlich freundlich und keinesfalls aufdringlich.

Allerdings reicht mir dieser Eindruck von der Hauptstadt schon fast wieder. Morgen soll noch verschiedener lokaler Sport in Algier abgeklappert werden, ehe es in die Kabylei und nach Sétif geht. In die Hauptstadt werden wir allerdings noch Mal für einen Tag zurückkehren, um andere Stadtteile, Sehenswürdigkeiten und Stadien kennen zu lernen. Übrigens: Das Auslandssemester wird auch nur an der Uni in der Hauptstadt möglich sein; also kommen Ende des Jahres hier wahrscheinlich noch mehr Berichte aus dieser Metropole! DSC03700 Statistik:
- Grounds: 853 (heute kein neuer; diese Saison: 85 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.703 (heute keine, diese Saison: 126)
- Tageskilometer: 2.020 (1.600 km Flugzeug, 400km Auto [davon 50 Mietwagen], 20km Bahn)
- Saisonkilometer: 30.700 (27.350 Auto/ 1.600 Flugzeug/ 1.600 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 70 Bahn, Bus, Tram)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 14 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 340